ww 17, WRAAERÄMARMRRNSER N Y ME Sa 0; r ENGE, ES Un, ) /\ Wyyi Ya UV NINVIENY i v.uNd 3 v v. 'Y u ; + } { ’ Yıy F;\ A f\ Ih M\ h i I} j UM YUWN Y \ Vi iviln . | UMSIUV MAN UWG AAN VÜ) NN VA Vıza’ı \ EN - ME Big. 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Heer Ueber Bildung von Jodäthyl durch Einwirkung von Jod und Phosphor auf Essigäther, von Hs. Landolt Eine Seitenschwingung des Foukault’schen Pendels, von Prof. Deschwanden Verzeichniss der im Jahr 1852 für die Bibliothek der Gesell- schaft eingegangenen Geschenke und Anschaflungen Ueber die Rhynchoten der Tertiärzeit, von Prof. O. Heer Ueber den gegenseitigen Zusammenhang einiger Functionen, von Prof. Raabe. 35 88 153 157 160 171 198 IV Achtes Heft (Nr. 92—104). Die untere Schneegrenze während des Jahres, vom Bodensee bis zur Sentisspitze, von H. Denzler, Ingenieur. Mit einer Tabelle Ueber eine Sinnestäuschung, psychologischen Ursprungs, von H. Denzler, Ingenieur Graphische Bestimmung der Bewegung der Flüssigkeiten in Röhren mit rechteckigem Querschnitte, von Prof. Desch- wanden Bewegung der mittlern Temperatur der Luftsäule Genf-St. Bern- hard im Laufe des Jahres, nach 17jährigen Beobachtun- gen, von H. Denzler, Ingenieur. Mit einer Tabelle Die Entstehung der Wasserhosen durch Wirbelwinde, von Prof. J. W. Deschwanden Die Ersteigung des Tödi, von Prof. M. Ulrich. Mit einer Karte Neue Beobachtungen über die Umwandlung kalzitischer Sedi- mentschichten in Feldspalhgestein, und einige andere Ge- genstände der Entwicklungsgeschichte der Mineralien, von G. H. Otto Volger Ueber einige Anwendungen der verallgemeinerten Stirlingischen Reihe, von Prof. Raabe Ueber die Dispersion der Elastizitätsaxen in einigen zwei- und eingliederigen Krystallen, von Dr. J. C. Heusser Beobachtung der Frauenhofer’schen Linien in St. Moritz, 5500 Fuss über Meer, von Dr, J. C. Heusser . | Coquilles terrestres et fluviatiles, recueillies par M, le Prof. Bellardi dans un voyage en Orient, von Alb. Mousson . Pag. 213 216 218 230 233 253 279 332 347 360 362 Ueber einen neuen Extraktivstoflf im Lungengewebe, von Dr. A. Cloetta . > . : - er Protokollauszüge, Juni 1852 bis Ende 1853 Verzeichniss der im Jahre 1853 für die Bibliotkek der Gesell- schaft eingegangenen Geschenke Verzeichniss der durch Tausch gegen die Mittheilungen im Jahr 1853 erhaltenen Bücher Uebersicht der neuen Bücheranschaffungen im Jahre 1853 für die Bibliothek der Gesellschaft Neuntes Heft (Nro. 105—118): Ueber Kalke von’ Madeira, von Dr. E. Schweizer. . Die Mineralien des Binnen- und Saasthales, von Dr. J. Chr. Heusser Ueber das Vorkommen von Leucyn und Tyrosin in der mensch- lichen Leber, von Fr. Th, Frerichs und G. Städeler Ueber das Vorkommen von Allantoin im Harn bei gestörter Respiration, von Fr. Tb. Frerichs und G. Städeler Ueber die Verbindungen des Traubenzuckers mit Kochsalz, von G. Städeler Die Ersteigung des Glärnisch, von Prof. Melchior Ulrich Experimentelle Beiträge zur Pyaemie, von Prof. Dr. Lebert . Die Kohlensäurespannung im Blute, von Dr. E. Becher. Mit 2 Tafeln Ein Beitrag zur Analysis der complexen Zahlen, von W. Denzler Ueber die in der Schweiz beobachteten Arten des Genus Li- thocolletis. Zell., von Prof. H. Frey . 417 421 462 468 479 496 513 560 600 vı Protokollauszuge, Januar 1854 bis Dezember 1854 Verzeichniss der im Jahre 1854 für die Bibliothek der Gesell- schaft eingegangenen Geschenke Verzeichniss der durch Tausch gegen die Mittbeilungen im Jahr 1854 erhaltenen Bücher Uebersicht der neuen Bücheranschaflungen im Jahr 1854 für die Bibliothek der Gesellschaft Pag. 635 637 639 643 MITTHEILUNGEN NATURFORSCHENDEN GESELLSCHAFT IN ZÜRICH. oN® 29. — 1853. Prof. Deschwanden. — Graphische Bestimmung des Ausflusses der Flüssigkeiten durch recht- eckige Oeffnungen, und bei zweiseitiger Kontraktion. (Fortsetzung der in Nr. 70 und 71 mitgetheilten hydraul. Betrachtungen.) 4. Genauere Bestimmung der Bewegung der in den Ecken des Gefässes befindlichen Flüssigkeitstheile. In den Nr. 2 und 3 dieses Aufsatzes wurde stels vorausgeselzt, die Bewegung der in den Ecken d und d, Fig. 2, 3 und 4 enthaltenen Flüssigkeit könne unbe- rücksichtigt gelassen werden, und die Geschwindigkeit des äussersten Flüssigkeitsfadens aslikb sei daher überall zwischen a und k gleich gross. Unter dieser Annahme erhielt man auch durch die graphische Bestimmungsweise der Bewegung der ausfliessenden Flüssigkeit Ergebnisse, welche mit den mittleren Ergebnissen der Erfahrung auf befriedigende Weise übereinstimmten. Nun ist aber be- kannt, dass jene Bewegungen, und namentlich die Aus- fluss- und Kontraktionskoeffizienten bei verschiedener ab- soluter Grösse der Ausflussöffnung, sowie. bei. verschie- denem senkrechtem Abstande der Ausflussöffnung vom Band 111. 1 BR ee Flüssigkeitsspiegel etwas verschieden sind. Soll die Kon- struktion auch diese Verschiedenheiten ergeben ‚. so darf man sich jene nur angenähert richtige Voraussetzung nicht mehr erlauben, sondern muss auf die Bewegung der in den Ecken d und d, befindlichen Flüssigkeit sehr sorgfältig Rücksicht nehmen. Um bei der Bestimmung der Bewegung ausfliessen- der Flüssigkeiten diesen grösseren Anforderungen so gut als möglich zu entsprechen, muss beachtet werden, dass diejenigen in der Ecke d und d, befindlichen Flüssigkeits- theilchen, welche den äussersten Flüssigkeitsfaden aslk unmittelbar berühren, jedenfalls nahezu die gleiche Be- wegung haben, wie dieser Faden selbst, indem sie von demselben durch die Reibung der Flüssigkeitstheilchen an einander mit fortgerissen werden. Würde man die Reibung der Flüssigkeit an den Seitenwänden des Gefäs- ses berücksichtigen, so müsste wohl die Geschwindigkeit des Fadens etwas grösser als die der genannten Flüssig- keitstheilchen angenommen werden; da aber diese Rei- bung unberücksichtigt bleibt, so ist die Annahme der Gleichheit jener beiden Bewegungen zulässig. Ferner soll angenommen werden, die Bewegung der in den Ecken d und d, befindlichen Flüssigkeit richte sich genau nach denselben Gesetzen wie die Bewegung der übrigen, im Gefässe enthaltenen flüssigen Masse. Diese Annnahme kommt der Wahrheit vielleicht weniger nahe als die vo- rige, weil die Flüssigkeitsfäden der in den Ecken befind- lichen Massen nicht von einem gemeinschaftlichen Flüs- sigkeitsspiegel ausgehen, was bei Feststellung des Ge- setzes der Zerlegung einer flüssigen Masse in quadrati- sche Prismen doch vorausgesetzt wurde. Allein es wird in der folgenden Nummer dieses Aufsatzes darauf hin- gewiesen werden, warum diese, von der Wahrheit ab- er weichende Annahme auf das Ergebniss dieser Untersu- chungen keinen, oder nur einen sehr untergeordneten Einfluss hat. Die graphische Aufgabe welche nun zu lösen ist, besteht mithin darin: die Flüssigkeitsfäden und Normal- flächen der ganzen in einem Gefässe enthaltenen Flüssig- keitsmasse, sowohl der ausfliessenden als der zurückblei- benden, so zu verzeichnen, dass sie ein ununterbrochen zusammenhängendes Quadratnetz bilden. Die Auflösung dieser Aufgabe, sowie die Ergebnisse dieser Auflösung sollen nun mit Bezug auf den Fall näher besprochen werden, in welchem die Flüssigkeit durch eine Oeffnung ausfliesst, welche in der Mitte des Gefässbodens ange- bracht ist, und wobei mit Bezug auf Druckhöhe, Art des Zuflusses der Flüssigkeit in das Gefäss u. s. w. die gleichen Vorausselzungen wie in Nr. 2 dieses Aufsatzes gemacht werden. ze Ist add,a, Fig. 5 das Gefäss, bb, die in demselben befindliche Oeffnung , und aa, der Flüssigkeitsspiegel, so ziehe man zuerst den mittleren Flüssigkeitsfaden et, der auch hier, wie in den früber behandelten Fällen, gerad- linig ist. Der durch a gehende äusserste Flüssigkeitsfa- den fängt nun aber nicht schon in der Nähe des Punk- tes a an sich von der Wand ad zu entfernen, sondern schliesst sich vielmehr genau an dieselbe an, bis er beim äussersten Flüssigkeitsfaden fg des in der Ecke d ent- stehenden Wirbels fgd angekommen ist. In diesem Punkte f entfernt er sich von der Wand ad, aber ° nicht allmälig , sondern, wie in der folgenden Nr. nach- gewiesen werden soll, plötzlich, und zwar unter einem Winkel von 90°; geht dann in einem Bogen fg bis nach g über, wo er die Bodenwand wieder rechtwinklig trifft, und schliesst sich von da bis b wiederum genau an den Boden an, um bei b aus dem Gefässe auszutreten. Die an diesen äussersten Flüssigkeitsfaden afgd anstossenden Quadrate brauchen jetzt keineswegs, wie bei den in Nr. 2 und 3 gemachten Voraussetzungen, gleich gross zu sein, sondern können jede beliebige Grösse haben, weil auch die Gefässwände, an denen der Faden von a bis f und von g bis b anliegt , jeden beliebigen Druck auf die Flüs- sigkeit ausüben können. Nur auf dem Bogen fg sind die Quadrate an die Bedingung gebunden, gleiche Grösse mit den äussersten Quadraten des Wirbels fgd zu be- sitzen, weil der äusserste Flüssigkeitsfaden fg des Wirbels zwischen f und g überall die gleiche Geschwindigkeit be- sitzen muss, wie der an ihm anliegende äusserste Faden fg der ausfliessenden Flüssigkeit. Ausserdem müssen die zwischen b und e liegenden Quadrate aus denselben Grün- den, wie in Nr. 2 und 3, gleich gross sein. Die zwi- schen a und e durchgehenden übrigen Flüssigkeitsfäden N de: seizen sich alle ununterbrochen bis zur Oeffaung hin fort und treten dort aus dem Gefässe beraus; die in dem Eckraume fgd enthaltenen Flüssigkeitsfäden treten dage- gen nicht aus diesem Raume heraus, sondern sind, da sie einem Wirbel angehören, ringförmig geschlossen. Um unter diesen Umständen die gestellte graphische Aufgabe zu lösen, verfahre man ganz ähnlich wie bei der Ausführung der in Fig. 1 bis 4 dargestellten Quadrat- neize. Um sogleich mit dem Netze zweiter Ordnung zu beginnen nehme man daher den Punkt h Fig. 5 mitten zwischen e und a an, und führe durch denselben nach dem Augenmasse den Flüssigkeitsfaden him, ziehe als- dann die Normallinie ikn u. s. w. so, dass sie zwischen et und hm Bogenquadrate eikh u. s. w. abschneiden, und sehe nun zu, ob auch die zwischen him und adb hierdurch entstehenden Figuren ahkn u. s. w. Bogen- quadrate seien. Ist dies der Fall, so ist das Netz rich- tig; trifft es dagegen nichi ein, so müssen him, ikn u. s. w. so lange abgeändert werden, bis auch die Fi- guren hank u. s. w. Bogenquadrate sind. Die Entscheidung, ob eine Figur wie hank ein Bo- genquadrat sei oder nicht, ist nach der früher gegebenen Anleitung dazu leicht angenähert zu geben. Dagegen ist bei den in der Ecke d liegenden Figuren, wie hier bei olmpd, einige Vorsicht nöthig. Man darf sich nämlich nicht etwa dadurch irre machen lassen, dass die Figur ein Fünfeck statt eines Viereckes ist; denn es lassen sich, wie das an gp angrenzende Stück dieser Figur selbst, sowie die Gegend um d Fig. 6 zeigen, auch solche Figuren durch Flüssigkeitsfäden und Normallinien in Quadrate zerlegen. Diese Zerlegung kann man sich fer- ner bis ins Unendliche fortgesetzt denken, wobei dann die beiden einzigen, bei f liegenden, spitzwinkligen Vier- RE 1 RN eckchen, die bei jeder weiteren Zerlegung übrig bleiben, endlich gegen alle quadratische Figuren nnendlich klein werden und vernachlässigt werden können. Sobald daber eine solche Zerlegung ausgeführt werden kann, ist die Figur als ein Bogenquadrat anzusehen. Um diese Zerlegung, nachdem einmal die Linien him, lo, mp gezogen sind, möglich zu machen, muss dem Bogen fg, der an keine weiteren Bedingungen ge- knüpft ist, eine passende Grösse gegeben werden. Kann man keine Grösse desselben finden, bei welcher die Fi- gur olmpd in Quadrate zerlegbar ist, so muss die ganze Linie him, und daher auch in, lo, mp u. s. w. verän- dert werden. Durch einige Versuche wird man auf diese Weise die angenähert richtige Gestalt der Linien blm - und fg finden. Auf ähnliche Weise ist das Quadratnetz dritter Ord- nung, sowie die Zerlegung des Wirbels in seine Quad- rate auszuführen. An den durch diese Operation erhaltenen Ergebnis- sen ist nun vor Allem das hervorzuheben, dass sie nicht nur auf eine, sondern auf unendlich viele Auflösungen der gestellten Aufgabe führen, indem unendlich viele richtige Quadratnetze gezeichnet werden können, welche den oben aufgestellten Bedingungen entsprechen. Es zeigt sich nämlich, dass für sehr verschiedene Gestalten der Linie him und der übrigen austretenden Flüssigkeits- fäden richtige Quadratnetze gezeichnet werden können, sobald man nur dem Wirbel fgd verschiedene Grössen ertheilt. ist him von h bis | beinahe geradlinig und wen- det sich dann über m in einem ziemlich scharf gekrümm- ten Bogen gegen die Oeffnung, so wird jener Wirbel klein; nähert sich dagegen him schon bei | ziemlich stark der Mittellinie et, so wird derselbe gross. Der Wirbel wird bei verschiedenen Annahmen dieser Art alle Werthe annehmen, die zwischen Null, wo f und g mit d zusam- Fig. 6.: u menfallen, und zwischen dem Werthe liegen, den er be- kömmt wenn g bis in die Nähe des Randes b der Oeff- nung gelangt. Der erste Fall wird durch Fig. 6, der zweite durch Fig. 5. dargestellt. Bis nach b selbst kann g nicht kommen, indem dann das Quadratnetz des Wirbels nicht mehr möglich wäre. Die Bewegung der Flüssig- keit im Innern des Gefässes wird der Richtung und Geschwindigkeit nach durch das Quadratnetz angegeben, woraus man sieht, dass die Geschwindigkeit um so klei- ner wird, je mehr man sich einer der Ecken f, g oder d nähert, und dass sie in diesen Ecken selbst, wie aus der Figur leicht nachzuweisen ist, endlich in den Werth Null übergeht. Man hat also auch in dem Falle, in wel- - ehem, wie in Fig. 6, kein Wirbel in der Ecke d ent- steht, doch eine kleine, unbewegliche, nicht ausfliessende Flüssigkeitsmasse in derselben. Die verschiedenen Bewegungen, welche die Flüssig- keitstheilchen im Innern des Gefässes annehmen können, bewirken ferner auch, dass der aus dem Gefässe heraus- tretende Flüssigkeitsstrabl verschiedene Gestalten anneh- men, und daher namentlich auch die Kontraktion ver- schiedene Werthe erhalten kann. In der That zeigt eine in grossem Massstabe ausgeführte Konstruktion sogleich, dass die Breite cc, des Strahles um so grösser wird, je grösser der Wirbel fg, und um so kleiner, je kleiner dieser Wirbel ist, und dass mithin der Kontrak- tionskoeflizient gleichzeitig mit dem Wirbel zu- und ab- nimmt. Dass dieses Verhältniss zwischen dem Kontrak- tionskoeffizienten und dem Wirbel bestehen muss, er- giebt sich schon aus folgender Betrachtung. Wird der Wirbel gross, so werden die neben ihm vorbeigleitenden Flüssigkeitstheilchen im Innern des Gefässes allmälig nach der Oeffnung hingelenkt, ähnlich wie wenn das Gefäss > selbst nach der Oeffnung hin allmälig enger und enger würde. Hierdurch erhalten die Flüssigkeitstheilchen in dem Augenblicke, da sie vor der Oeffnung bb, ankom- men, schon nahezu die Richtung der mittleren Linie et, und bewirken daher bei ihrem Austritte nur eine kleine Kontraktion. Ist dagegen nur ein kleiner oder gar kein Wirbel vorhanden , so treffen die nahe über den Gefäss- boden hingleitenden Flüssigkeitstheilchen in beinahe senk- rechter Richtung zu et bei der Oeffnung ein, müssen bei ihrem Austritte viel stärker abgelenkt werden als im er- sten Falle, und veranlassen daher eine stärkere Kon- traktion. Dem grössten Wirbel entspricht daher auch der grösste, dem kleinsten der kleinste Kontraktions- koeffizient. Die genauere Zeichnung ergiebt nun für die äusser- sten Fälle folgende Werthe der Kontraktionskoeffizienten, . Wenn die Weite bb, der Oefinung kleiner als - von der Weite aa, des Gefässes ist, so ist: der grösste Kontraktionskoeff, — 0,679, der kleinste Kontraktionskoeff. — 0,617. Wenn die Weite bb, der Oeffnung die Hälfte der Weite aa, des Gefässes beträgt, so ist: der grösste Kontraktionskoeff, — 0,693, der kleinste Kontraktionskoeff. — 0,645. Man sieht, dass die Unterschiede zwischen den Koeffi- zienten bei grossem Wirbel und ohne Wirbel zwar nicht gross, allein dennoch sehr entschieden sind. Es ist nun nöthig,, die Umstände anzuführen, von denen die Grösse der Wirbel und mit ihnen die der Koeffizienten abhän- gig ist. Zuvor muss jedoch das Wichtigste über die Na- tur der Wirbel selbst angeführt werden. REN 5. Die Wirbel. Die verschiedenen in den Flüssigkeiten entstehenden Wirbel haben das mit einander gemein, dass ihre Flüs- sigkeitsfäden ringförmige, geschlossene Figuren bilden; unterscheiden sich dagegen dadurch von einander, dass sich bei ihnen die Geschwindigkeit der Flüssigkeitstheil- chen vom Mitttelpunkte der Wirbel nach der Peripherie hin nach verschiedenen Gesetzen ändert. Es können Wir- bel entstehen, bei denen sich die in der Nähe des Mit- telpunktes befindlichen Theile am langsamsten und die übrigen in demselben Verhältnisse schneller bewegen, je weiter sie vom Mittelpunkte entfernt sind. Bei an- dern Wirbeln bewegen sich im Gegentheile die näher am Mittelpunkte liegenden Theile schneller als die in der Nähe der Peripherie befindlichen. Hatten z. B. die im Wirbel enthaltenen Flüssigkeitstheilchen,, bevor sie einen Wirbel bildeten, eine parallele und geradlinige Bewegung mit gleicher Geschwindigkeit, wie die durch die Nor- malfläche aa, fliessenden Theile, so wird sich die Ge-- schwindigkeit dieser Theilchen, nachdem sie durch irgend einen Umstand genöthigt worden sind einen Wirbel zu bilden, nach den gleichen Gesetzen richten, welche bei den bisher angestellten Betrachtungen stets als gültig an- genommen worden sind, Vermöge des Druckes, den die nahe beim Mittelpunkte liegenden Theilchen dieser Wir- bel durch ihre Zentrifugalkraft auf die näher bei der Peripherie liegenden ausüben, werden die letzteren eine um so kleinere Geschwindigkeit haben, je weiler sie vom Mittelpunkte entfernt sind. Denkt man sich, diese Wir- bel- haben, parallel mit ihrer Drehungsaxe gemessen, überall die gleiche Höhe, so müssen sich daher ihre Pro- jektionen,, die man auf eine zur Drehungsaxe senkrecht stehenden Ebene bringen kann, durch Flüssigkeitsfäden und Normallinien ebenso in lauter unendlichkleine Quad- rate zerlegen lassen, wie die Projektionen der bisher be- trachteten bewegten Flüssigkeitsmassen. Nur von den Wirbeln dieser letzten Art sollen hier “ einige der wichtigsten Eigenschaften in Kürze angedeu- tet werden. Der Umfang dieser Wirbel kann jede beliebige viel- eckige oder geschlossene krummlinige Gestalt haben, so- bald unter den inneren Winkeln nur keine überstumpfen und unter den Biegungen keine solchen vorkommen, deren erhabene Seite nach innen gekehrt ist. Wollte man in einem geschlossenen haume, in welchem an einigen Stellen diese Bedingungen nicht erfüllt wären, einen sol- chen Wirbel hervorbringen, so würde an allen diesen Stellen ein zweiter oder selbst ein dritter Wirbel ent- stehen, dessen Umfang theilweise mit dem Umfange des Hauptwirbels zusammenfiele. Wird ein solcher Wirbel auf einem Theile seines Umfanges nicht von festen Wänden, sondern von einer anderen bewegten flüssigen Masse begrenzt, wie der Wirbel fgd Fig. 5 längs dem Bogen fg, so treten fol- gende Verhältnisse ein. Erstlich kann auf die Dauer die Geschwindigkeit des äussersten Flüssigkeitsfadens des Wirbels auf dem mit der anderen Flüssigkeitsmasse zusammenfallenden Theile fg des Umfanges nicht von der Geschwindigkeit dieser Flüssigkeitsmasse selbst verschieden sein, weil die gegen- seitige Reibung nach und nach eine Ausgleichung herbei- führt. Zerlegt man nun sowohl den Wirbel als die an- stossende Flüssigkeitsmasse in Bogenquadrate, so müssen daher die den Bogen fg berührenden Quadrate des Wir- bels gleich gross sein wie die an sie anstossenden Quad- Tannen rate der anderen flüssigen Masse. Zeichnet man sich nun die Stelle ofd mit dem Bogen fg in grösserem Mass- stabe, wie in Fig. 7, und nimmt der allgemeineren Be- handlung wegen an, of und fd bilden einen beliebigen Fig. 7. Winkel mit einander, so mögen hk und h,k, zwei un- endlich nahe bei fg, fd und fo liegende Flüssigkeitsfä- den des Wirbels und der ihn begrenzenden flüssigen Masse, und Iml,, non,, pfp, u. s. w. die sie durchschneidenden Normallinien bezeichnen. Alsdann muss nach dem Ge- sagten: Imon = I,mon,, nofp = n,0fp, u. s. w. sein. Damit aber die letzte Gleichung möglich sei, muss: | z 2,8 FE Bi Hi; ee on 13; m >} BE. 2 = Ss Si: T a E ale 5 = 3 = 2 Fi = = e | © = 4 EEE Em < | = ' EB - “ . y z3e3s EB u ER = EZ ERRESE RE “.H = a 5 j Eint a > E © Re : = = 1 1332 5e S - 2 5% au = Az 5 nei = EHEN = EEREFTE = tdrd? BESISSE 3 £ R 3 E N y> : a } U 6 2 SI) 2 Ps £ IE SE < & B AMNSII | SD N N )) IS », Le} \\ ; | \ \ S; | YA: = B 2 = = & Ey so 5, e) . EB 23434 Ei: N S32 n8.5 3% «2 BeasaasE EEE a MITTHEILUNGEN DER NATURFORSCHENDEN GESELLSCHAFT IN ZÜRICH. ON? 83. & 1853. Prof. Melchior Ulrich. — Der Geltengrat, das Heremence- und Bagnethal, das Einfisch- thal und der Weissthorpass. (Schluss.) Sonntag den 22. August zogen wir um 8 Uhr von Ayer aus. Der Weg zieht sich in einer grösstentheils bewaldeten Schlucht der Navisanche entlang, bald gelangt man aber in eine freiere Region, es sind Wiesen, die sich wohl eine halbe Stunde weit über das Thal ausbreiten, das im Hintergrund durch den lo Besso geschlossen ist. Auf diesen Hügeln befinden sich mehrere Mayens, die im Spätsommer bezogen werden. Vorerst Pralong, dann jenseits des Baches Bourlecq, endlich der grösste der Mayens, Zinal. Diese liegen mehr und weniger auf be- grasten Hügeln, das Thal wird nun ganz flach, und auf dieser Fläche liegen auf dem linken Ufer des Baches die Mayens von La Lee. Von da steigt der Weg einen Fels- satz hinan, neben welchem sich die Navisanche durch- windet, und man gelangt nach 21/, Stunden von Ayer aus zu dem Käsekeller von La Lee. Dieser befindet sich auf der Höhe dieses Felsenhügels, und man hat hier ei- 'nen Ueberblick auf den Hintergrund des Thales. Unmit- telbar vor diesem Standpunkte erhebt sich die Masse des Band 111. 5 AR So Lo Besso, in seinem Gipfel gespalten. Westlich davon zieht sich der Durandgletscher bin, wie ein gefrorner Strom (zuweilen auch Zinalgletscher genannt). Dieser er- streckt sich Stunden weit an den Westwänden des Lo Besso, und biegt sich dann um diesen herum gegen das Gabelhorn hin, das übrigens durch den Lo Besso ver- deckt wird. Gegen das Zmuttthal hin senken sich südlich mehrere Seitengletscher vom Grate herab, auf dessen Westende die Pyramide der Dentblanche thront, diess- mal in Nebel verhüllt. Links östlich davon erhebt sich der Felszahn der Pointe de Zinal, und östlich von die- ser, zwischen ihr und dem Hohwängbhorn, trägt der Grat den Namen Forclaz. Wir vermutheten, dass wohl hier über den Firn anf den Hohwänggletscher zu gelangen wäre, da der Sage nach früher hier ein Pass sich befun- den, worauf auch der Name Forclaz hindeutet. ‚Jenseits der Schlucht, durch welche der Abfluss des Durandglet- schers sich durchwindet, erheben sich gegen Osten die Bergwände, auf deren südlicher Abdachung die Alp Ar- pitetta ruht. Unmittelbar vor derselben, zwischen ihr und der Nordseite des Lo Besso, senkt sich der Mo- minggletscher in steilem Gehänge gegen die Schlucht hin- unter. Er wird durch einen schroffen Firngrat, der sich auf der Südseite dieses Gletschers vom Lo Besso gegen die Grenzkette des Nicolaithales hinzieht, von dem Du- randgletscher getrennt. Die Thalbewohner nennen die- sen Firngrat le Blanc, ein Name, den er in der That verdient. Es ist also im Hintergrund des Einfischthales durchaus kein Gletscherkessel, sondern einfach zwei Gletscher, die durch den Lo Besso von einander geschie- den sind. Die beiden Seiten des Mominggletschers, wo sie noch Raum für Schafalpen darbieten, heissen eben- falls Moming, und die Bergspitze, die denselben im Hin- u A I u Se tergrund auf dem Grenzkamm gegen das Nicolaithal über- ragt, heisst ebenfalls Pointe de Moming. Diese Pointe de Moming ist aber nichts anders als das Rothhorn, so dass die Studersche Karte in dieser Beziehung zu berich- tigen ist. Für das Gabelhorn konnten wir keinen fran- zösischen Namen ausfindig machen. Man sagte uns, die- ser Berg habe keinen Namen, was wohl daher rührt, dass derselbe durch den Lo Besso grösstentheils verdeckt ist, und die Thalbewohner sich wenig für die Berge in- teressiren, die ihnen nichts eintragen. Nach der Anweisung des Sennen stiegen wir vom Käsekeller für einmal nicht zu der Alp La Lee hinauf, die etwa noch eine Stunde höher gegen Westen liegt, sondern wanderten dem Durandgletscher entlang an den Rasen- und Felsengehängen hin. Beschwerlich war der Weg nicht, da wir die Moraine und den Guffer sorg- fällig vermieden, doch dauerte es beinahe zwei Stunden, bis wir den Gletscher betreten konnten. Derselbe war mit neuem Schnee bedeckt, und daher nicht am besten zu überschreiten. In einer halben Stunde hatten wir die Mittelmoraine erreicht, und machten einige Augenblicke Halt, um etwelche Erfrischungen zu geniessen. Dann rückten wir auf den Hintergrund des Gletschers los. Derselbe stürzt beim Umbiegen um den Lo Besso ziem- lich zerklüftet ab, wir mussten uns daher links an die Wände des Lo Besso halten, und über mehrere Schnee- kehlen bivauf, die nur spärlich mit Schnee über dem harten Eis bedeckt waren, den Hintergrund des Gletscher- ihales zu gewinnen suchen. Es war 21/5 Uhr, als wir auf der Südseite des Lo Besso unsern Haitpunkt nahmen. Aussicht hatten wir nicht viel, es war alles in Nebel ge- hüllt. Doch sahen wir so viel, dass man über die Firn- BG 1a. gehänge wohl ohne bedeutende Schwierigkeit auf die Höhe gegen Zmutt gelangen könnte. Hingegen glaube ich nicht, dass an der Nordseite des Gabelhornes, wie wir die Absicht hatten, die Höhe des Triftgletschers er- reicht werden könnte. Diese Gegend ist zu sehr ver- gletschert, und mit steilen Felswänden durchzogen. Wir sahen übrigens vom Gabelhorn keine Spur, es war in dichten Nebel verhüllt, auch die Dent blanche blieb ver- borgen, nur. der grand Gornier entblösste etwas seine Firowände. 3 Uhr Nachmittags zeigte der Barometer 563,60 millim. Thermom. fix + 9,8° frei + 7,8° C. be- wölkt. Mit Sitten verglichen 2579,0 Metr. = 7939,30 Par. Fuss. Wir kehrten denselben Weg und in densel- ben Fussstapfen, indem wir über die Schneekehlen hin- unterritten, auf den untern Theil des Gletschers zurück , überschritten den Gletscher, und wandten uns dann, an den Rasengehängen aufwärts steigend, der Alp La Lee zu. Wir hätten hier bei schönem Wetter einen hübschen Standpunkt gehabt. Jetzt aber war alles in Nebel ver- hüllt. Uns gegenüber sahen wir gegen Nordosten die Alp Arpitelta, oberhalb welcher sich eine alte Moraine, mit Rasen bewachsen, hinzog, ein Beweis, dass „die Gletscher früher einige 100 Fuss höher sich erhoben. Nach 5 Uhr stiegen wir zum Käsekeller von La Lee hin- unter, und dann denselben Weg über die Mayens zurück nach Ayer, wo wir um 8 Uhr Abends wieder eintrafen. Wenn das Wetter uns begünstigt hälte, so wären wir von Ayer über den Pas de Forcletta ins Turtmann- {hal hinübergestiegen, und von da über den Jungpass nach St. Niclaus hinunter. Da dieses aber nicht der Fall war, mussten wir wieder das Thal hinaus nach Siders, und dann bei- Vispach hinein nach St. Nielaus, und nah- = men dann am folgenden Tag unser Nachtquartier in der Alp Findelen oberhalb Zermatt. Es galt nämlich zum Schlusse unserer Reise, den Weissthorpass zu überschrei- ten, und statt von hier aus nach Macugnaga, wie es ge- wöhnlich geschieht, hinunterzusteigen, über die Gletscher den Uebergang ins Saasthal hinunter zu versuchen. Bei diesem Unternehmen wurden wir glücklicher Weise vom Wetter begünstigt. Wir trafen in Findelen zwei Gefähr- ten aus Berlin, die mit zwei Führern über das Weiss- thor nach Macugnaga hinunter wollten, und sich daher an uns anschlossen. Mittwoch den 25. August brachen wir bei sternenbellem Himmel um 31/ Uhr auf, den Johannes zum Taugwald als Träger mitnehmend, Mathias zum Taugwald beglei- tete die beiden Berliner. Von dem Wege sahen wir nichts, wir mussten ihn durch Tasten suchen. Allmälig dämmerte es, wir rückten an der rechten Seite des Fin- delengletschers vor, über mit Rasen bedeckten Boden. Den Stellisee liessen wir links oben liegen, wir hielten uns näher dem Gletscher zu. So kamen wir zu der al- ten Moraine, über die wir vor drei Jahren herabgestie- gen, und betraten endlich nach zwei Stunden bei den Hüt- ten von Z’fluh den Gletscher. Er war hart gefroren und von bedeutenden Schründen durchschnitten, so dass wir dieselben oft umgehen mussten, und zuweilen nur auf schmalen Schneebrücken weiter kommen konnten. So rückten wir an den Seitenwänden von Rimpfischwängi, die wir vor drei Jahren herabgeklettert, vor, passirten bei dem Absturze des Rimpfischgratgletschers vorbei, das Strahlhorn mit seinen Gipfeln vor uns. Bald kamen wir auf den Firn, wo die Schründe seltner, aber dann um so grösser wurden. Wir hatten nun die Felswand des Be äusseren Strahlhorns zur Seite, und vor uns gegen Sü- den erhob sich die Kuppe der Cima di Jazzi, die leicht zu erreichen gewesen wäre, jedoch mit bedeutendem Zeitverlust. Wir hatten nun das ganz mit Schnee be- deckte Stockhorn und den Gornergrät hinter uns, und der Firn stieg ziemlich an. Es sind gewaltige Firnmas- sen ausgebreitet, von grossarligen Schründen durchzogen. Man sieht, dass man in der Nähe der höhern Bergcolosse ist; es hat Alles den grossartigsten Massstab. Bald zeigte sich auch der Monte rosa mit seinen Gipfeln, das Nord- end diessmal eine weisse Pyramide, von welcher sich ein bedeutender Gletscher gegen Norden absenkte. Nach 21/5 Stunden hatten wir das Weissthor erreicht, um 8 Uhr. Es ist dieses ein Felsgrat, der gegen Süden schroff gegen Macugnaga abstürzt, und den Firn des Fin- delen- und Gornergletschers, die hier vereinigt sind, von dem Firn des Schwarzberg - und Seewinengletschers trennt. Dieser Grat befindet sich gerade in dem Winkel, von welchem aus sich südlich zuerst die Cima di Jazzi und dann der Monte rosa erheben. Gegen Südosten setzt sich dann die Bergreihe fort, die mit den Faderhörnern be- ginnt, und dem St. Joder- oder Theodulshorn beim Monte moro endigt. Die äussersten Felswände des Strahlhor- nes sind gegen Nordwesten nur wenig davon enifernt. Es ist daher in dieser Beziehung die Studerische Karte eilwas zu berichtigen. Wir hatten eine prachtvolle Aus- sicht auf diesem hohen Standpunkte, aber leider war die Lombardei bis in den Hintergrund des Anzascathales hin- ein ganz mit Wolken bedeckt. Es soll auf diese Seite hin die Aussicht selten klar sein. Denn entweder siud die Ebenen der Lombardei wolkenfrei, dann lagern die Nebel in den Bergen, oder umgekehrt; nur zur Selten- heit sind Berg und Thal mit einander klar. Wir wurden un. rt jedoch durch die Aussicht auf die Berge entschädigt. Vor Allem aus zogen die vier Gipfel des Monte rosa ge- gen Süden unsere Aufmerksamkeit auf sich, an diesel- ben lehnten sich südöstlich noch zwei andere Gipfel an, die Cima del Pisse und der Pizzo Bianco. Westlich vom Monte rosa ragte die Masse des Lyskammes in das Firn- meer hinein, dann die mit Schnee besprengten Felsmas- sen des Breithornes. Ueber den Gornergrat erhob sich der Felszahn des Matterhornes, und jenseits des Zmult- gletschers die Dentblanche mit den bekannten Gipfeln bis zum Weisshorn. Gegen Nordwesten erhob sich in un- mittelbarster Nähe das Strahlhorn, und gegen Nordosten über den Firn des Schwarzberg- und Seewinengletschers die Bergspitzen, die das Saasthal östlich begränzen. Das Stellihorn trat nicht besonders hervor, ein Beweis, dass wir auf einem erhabenen Standpunkt waren; dagegen weiter entfernt der Portiengrat und besonders das Weiss- miess und die beiden Fletschhörner; gegen das Saasthal hinaus war das Finsteraarhorn sichtbar. Die Aussicht gehört zu den erhabensten, die man geniessen kann; ganz von den grossartigsten Firnmassen umgeben, ist man von den höchsten Bergen umringt. Auch der Montblanc zeigt sich über den Firngrat des Val Tournanche hinaus in weiter Ferne. Der Barometer zeigte 81/; Uhr Vor- mittags 495,20 millim. Thermom. fix. + 190, frei 7,70 schön, mit Sitten verglichen: 3699 Mir. = 11,387,16 Par. Fuss. Wir mussten nun an den weitern Marsch den- ken, da noch ein tüchtiges Stück Arbeit vor uns lag. Unser Weg trennte sich nun von dem gewöhnlichen nach Macugnaga hinunter. Wir mussten uns nun links wen- den, und über den Firn des Schwarzberggletschers das Saasthal zu erreichen suchen, ein Weg, den uns Nie- mand näher angeben konnte. Doch sahen wir von un- Be, serer Höhe aus eine bedeutende Strecke desselben; er führte über mit Schründen durchzogene abschüssige Firn- felder auf den Gebirgsstock zun Seewinen zu, welcher den Schwarzberggleischer vom Seewinengletscher trennt, Aber wie da hinunter? Der Weg nach Macugnaga geht vom Weissthor aus zuerst über die Kanten der Fadhör- ner, die einen circa 5 Zoll breiten Firnkamm bilden , ähn- lich dem Giebel eines Kirchdaches. Gegen Norden stürzt die Firnwand circa 100 Schuh ganz senkrecht ab, am Fusse desselben zieht sich der Bergschrund dahin. Ge- gen Süden senkt sie sich ebenfalls ganz steil gegen den Hintergrund von Macugnaga hinunter, wie tief, sahen wir nicht, da der Nebel weit hinauf sich ausdehnte. Dieser Grat zieht sich einige hundert Schuh weit hin, und senkt sich an einer Stelle ziemlich steil abwärts. Weiter hin- aus wird dann der Grat breiter und daher besser zu pas- siren. Mathias zum Taugwald suchte auf dem Grate Tritte einzutreten, der Schnee war aber noch ziemlich hart. Ehe wir daher diesen etwas misslichen Weg versuchten, wollten wir zuerst nachsehen, ob vielleicht zwischen dem Weissthor und dem Strahlhorn auf den Firn hinunter zu kommen sei. Hier senkten sich auch beinahe senkrechte Firnwände auf Felsmassen hinunter, und man konnte nicht wissen, ob über diese hinunter leicht herabzuklet- tern sei. Madutz schlug einige Schneegewächte, die die Wand überragten, mit dem Beile weg. Man hätte aber in die harte Firnwand abwärts Tritte einbauen müssen, und so entschlossen sich die Berliner, den Uebergang über den Firngrat zu versuchen. Wir sahen sie von Weitem denselben mühsam überschreiten. Wegen der Schrüude hätten wir es vorgezogen, an einer andern Stelle hinunterzukommen. Da aber alle Versuche fehl- schlugen, folgten wir den Berlinern auf dem Firngrat ud" nach, der grössern Sicherheit wegen Alle ans Seil an- gebunden. Die Sache ging leichter von Statten, als wir geglaubt; der Schnee war inzwischen etwas weicher ge- worden und durch die Tritte unserer Vorgänger gebahnt, und so schritten wir rasch über den Grat bin. Als der- selbe sich absenkte, verliessen wir ihn, und wanderten südwärts quer über die Firnwand hin. Bald gelangten wir zu einer Stelle, wo der Grat breiter wurde, und nun wandten wir uns links über die steile Firnwand hin- unter, und schritten zwischen den Schründen durch. Wir hatten nun das Schwierigste glücklich überstanden, aber das muss ich gestehen, ohne einen ganz schwindelfreien Kopf kann dieser Weg nicht gemacht werden. Wir stie- gen nun immer weiter auf dem Firn des Schwarzbergglet- schers hinunter, die zahlreichen Schründe machten uns keine Schwierigkeit; die Sache wurde etwas misslicher, als wir zu einer Stelle kamen, wo vom Grate her ge- waltige Schneemassen hinabgestürzt; indessen bei der frü- hen Tagszeit wurde auch diese Stelle glücklich passirt. Wir schritten nun über den Firn dem Gipfel von zun See- winen zu, den wir rechts südwärts liegen liessen, und dann quer über Schneewände oberhalb des Schwarzberg- gletschers, der sich in tausend Schründen zur Tiefe herabsenkte, das Abere dieses Gebirgsstockes betraten. Auf diesem Wege hatten wir die Zacken des Hangend- gletschers uns gegenüber, vor uns nördlich erhob sich die Kuppe des innern Thurmes, und weiter unten die Felsmassen des äussern. Gegen 12 Uhr waren wir auf festem Boden, und blickten auf die Distelalp hinunter, und auf den Thäliboden gegen den Monte moro hin, der in Nebel gehüllt war. Gegen das Thal hinaus sahen wir auf den Schwarzberg- und Allelingletscher hinunter; der erstere hatte beinahe ganz- das Thal überschritten, und BE. ae war daher seit fünf Jahren, wo ich ihn zuerst gesehen, bedeutend vorgerückt. Wir ruhten hier einige Zeit von den Gletscherstrapatzen aus, und nun galt es, den Weg ins Thal hinunter zu finden. Wir brachen nach 1 Uhr auf, es war aber nicht so leicht, wie wir geglaubt. Die Bergwände bestanden meistens aus Felsklippen, diese waren zuweilen so hoch und steil, dass wir auf Umwe- gen uns gegen die Tiefe herablassen mussten. Wir ka- men bald zu Schafen, aber der Weg wurde dennoch nicht besser. Wir hielten uns daher mehr dem Schwarz- berggletscher zu, kamen so bald auf Rasenboden, und er- reichten endlich glücklich nach einer guten Stunde die Thalsohle oberhalb des Schwarzberggletschers. Hier gab es eine neue Schwierigkeit. Der Thalbach war ziemlich gross, und keine Brücke. Zur Distelalp hinauf wollten wir nicht, wir liessen uns daher durch den Träger zum Taugwald über den Bach tragen. Hier rückten wir auf gebahntem Wege vor, überschritten den Allelingletscher, der grossarlig in mehreren Terrassen von der Höhe sich herabsenkt, stiegen auf Almagell hinunter, und trafen endlich gegen 6 Uhr Abends in dem neuen Wirthshause zum Monte rosa in Saas ein, wo wir von Herrn Pfar- rer Imseng bewillkommt wurden. Von da aus ging es in Eilmärschen nach Hause. Wir wollten noch vom Rin- derhorn bei Leuk aus vom Wallis Abschied nehmen, das ungünstige Wetter hinderte uns aber daran. Und somit sind auch meine Mittheilungen über das Wallis für ein- mal geschlossen. Mit einem Kärtchen. | ee Me W. Denzler. — Ueber die Reduetion der Com= planation oder Quadratur auf die Kubirung, und der Rectification auf die Quadratur. Der Umstand, dass zuweilen die Kubirung weit ein- facher als die Complanation oder Quadratur und diese in gewissen Fällen leichter als die Rektifikation ist, hat uns zur Untersuchung der gegenseitigen Abhängigkeit dieser Operationen veranlasst. Wir gelangten hiebei zunächst auf folgende Lehrsätze: J) Es bezeichne K den körperlichen Inhalt irgend eines mathema- tischen Körpers; O dessen Oberfläche; OÖ, eine der O unendlich nahe liegende und pa- rallele Fläche; d. h. eine solche, die diejeni- gen Punkte aller Normalen zu O enthält, die auf derselben Seite von O liegen, und von den Durchschnitten dieser Normalen mit O gleiche, aber unendlich kleine Entfernung haben; e die Entfernung der Fläche O von O,; d.h. die Entfernung irgend eines Punktes P in O von demjenigen Punkte in O,, in welchem die durch P gehende, der Fläche O angehörige Normale die ©, schneidet; K, den körperlichen Inhalt des Körpers, dessen Oberfläche O, ist; alsdann ist das Maass von O in Beziehung auf irgend ein Quadrat Q gleich dem Mass von K—K, in Beziehung auf ein rechtwinkliges Parallelepiped, dessen Grundfläche O und dessen Höhe & ist. 1) Wenn F den Flächeninhalt irgend einer vollständig begrenzten Ebene; $ U deren Umfang; U, eine dem U unendlich nahe parallele Linie, d. h. eine solche, in der diejenigen Punkte al- ler Normalen zu U liegen, die auf derselben Seite von U in gleicher unendlich kleiner Ent- fernung von den Durchschnitten dieser Norma- len mit U liegen; & die Entfernung des U von U,, d. h. die Entfer- nung irgend eines Punktes P in U von dem- jenigen Punkte in U,, der mit P in der durch P gehenden dem Umfange U gehörenden Nor- male liegt; E F, den Flächeninhalt der durch U, vollständig be- grenzten Ebene bezeichnet; so ist das Mass von U in Beziehung auf irgend eine Län- geneinheit L zugleich das Mass von F—F, in Beziehung auf ein Rechteck , dessen Grundlinie = L, dessen Höhe =’ ist. Die synthetischen Beweise dieser Sätze sind mit kei- nen Schwierigkeiten verknüpft, und analytische Beweise werden wir weiter unten geben. Die Anwendung dieser Sätze bietet natürlich dann die grössten Vortheile, wenn in Beziehung auf I) O, und O, in Beziehung auf II) U, und U demselben Bildungs- gesetz unterworfen, und der gegebene Ausdruck für K oder F nur solche Dimensionen enthält, die von den entsprechenden zu K, oder F, entweder um e, oder um eine Summe aus e und einer gegen & verschwindenden Grösse verschieden sind. In diesem Falle geht O oder U bloss aus der Differentiation des bekannten Ausdruckes für K oder F hervor. So ist z. B.: en, u a) Für die Kugel % \ ap K= 3 T’rt während 0O—_ dK — 4Ar?n dr und umgekehrt r K=[ O.dr 0 als Summe aller der unendlich dünnen concentrischen Ku- gelschalen, die zusammen die Kugel mit dem Radius r bilden. b) Für den Kugelabschnitt K, dessen Höhe, Ra- dius und Calotte beziehlich durch h, r und O vorgestellt seien: 1). .Km 3 hrQr — h) und wonr—h=r, AK s h?z(3r, + 2h) in Beziehung auf 1) dK dK 0= (u) + (ar) > Ar und mit Rücksicht auf 2) 0= = — 2h(r, + h)z Umgekehrt hat man: h h K= ml. 2hz(r, + h). dh J; „2bzt, + 1) d. i, die Summe sämmtlicher concentrischen körperlichen Calotten in K. Wollte man weder K noch O zur Berechnung von einer dieser 2 Grössen, z. B. von K, als bekannt vor- ausselzen, und dabei die Gleichung MB - Str 3::..dK- Osdh anwenden, so könnte die Elimination des O durch die unschwer zu findende Gleichung ) K=3(w+h0-%r,z(hr, + h%) Statt finden. Dadurch erhielte man die Differenzialglei- chung: # 3K + hr,z @r, + h) dh r,+h deren Integration sich leicht vollziehen lässt, sobald man durchgehends #z für K gesetzt, und hierauf x so ge- nommen hat, dass 5) dk B277 rail wird. Die Elimination des O aus 3) und der aus der Differenzirung der Gleichung 4) entspringenden Gleichung führt zu einer Differenzialgleichung, der sich das O ebenso entnehmen lässt, wie das K der Gleichung 5). Treten die oben erwähnten günstigen Umstände nicht ein, dann dürfte freilich durch die blosse Anwendung je- ner 2 Lehrsätze wenig für die fraglichen Reduktionen gewonnen werden. Wir hofften bei der Anwendung auf das dreiachsige Ellipsoid und die Ellipse zu einem Inte- gral in endlicher Form zu gelangen, trafen aber zu- letzt auf die bekannten Schwierigkeiten. Da die Rech- nung, die diese letztere Anwendung erfordert, einige nicht uninteressante Zwischenresultate enthält, so wollen wir dieselbe hier folgen lassen. Es seien in Beziehung auf Ein rechtwinkliges Coor- dinalensystem £, v, & die allgemeinen oder veränderlichen Coordinaten der Oberfläche O des Ellipsoides K, dessen 3 Axen in die Richtungen der Coordinalenaxen fallen. dh = 0 »dz — a X,, Y,, Z, die Coordinaten eines bestimmten Punktes P in ©. Xo Yo 2, die laufenden Coordinaten der Normale zu O mp. x, y, 2 die laufenden Coordinaten der zu O parallelen und von O um das unendlichkleine & abstehen- den Fläche O,. a, b, c die 3 halben Axen liegend in den Coordinaten- axen der x, y und z. Nun ist bekanntlich & 2 & Pier die Gleichung von der Oberfläche O des Ellipsoides K; mithin sind die Gleichungen der Normale zu O in dem Eiinkt \x,, 7, 2): dz, c%x, = = (&) [z, =” 20] un a2z, (z, - 20) dz, c2y, 2 a A = [z, - 0] = ua (z, - x) Die Gleichung der zu O parallelen und von O um E entfernten Fläche O, geht offenbar aus der Elimination von x,, y, und z, aus folgenden 4 Gleichungen hervor: 2 6) x-xn = ae (2 — z,) a2z, R c?y, 7) ‚-y»=2,@-2) = y,2 2,2 I a I) @-8”+W-y®+@-22% = 2 Setzen wir zum Zwecke dieser Elimination die Werthe fürx — x, undy— y, aus 6) und 7) in 9), so ergibt ci} ., cAiy} SEITEN, z2' setzen: sich, wenn wir n für V* Bi RRIEET ee ee n 2 1) ı- = sc?y, My ya Ziehen wir nun die Werthe für z,, x, und y, aus 10), 11) und 12) und setzen dieselben in 3), so finden wir: n222 b?n2y2 a?n?x2 c?(n + _:) (c?? + b?n)? a (c?? + a?n)? = und hieraus bei Vernachlässigung der Glieder, die gegen & verschwinden , le 1 Er AS 1 Bi: 20% er % -)+pla+21)t2la+ 5 -')] Der zweite Theil dieser Gleichung geht, wenn wir x2 a 2 B® c2 setzen, in Folgenden über: 1 2? 1 y2 1 x2 2c?s Bi m) =) + j7(® — 2) Sr z(® _ =)] und dieses ist, da offenbar &, eine ohne Ende abneh- mende Grösse, mithin die den Faktör zz, enthaltenden Glieder vernachlässigt werden dürfen, je x2 \c? a? b2 (Schluss folgt.) MITTHEILUNGEN DER NATURFORSCHENDEN GESELLSCHAFT IN ZÜRICH. N? gu. A En 20 1853. W. Denzler. — Ueber die Reduction der Com- planation oder Quadratur auf die Kubirung, und der Rectifieation auf die Quadratur. (Schluss.) Nun istn = ahnen + + # und differirt von za 2, 2 x2 7 RR c2 ei ur er da jedem Punkte (x,, y,; 27 0°0 ein von 6 Rarktz um das unendlich kleine & abste- hender Punkt (x, y, z) in ©, zugehört, nur um ein un- endlich Kleines. Hieraus folgt: ER. U ß : | . Setzen wir für 2% die von ihr nur um ein unendlich Klei- N M 1 x2 y? nes verschiedene Grösse —{1 — — — :;}, so erhalten c? a? wir nach einigen leichten Reduktionen: Band 111. 9 RR Auf gleiche Weise finden wir, indem wir in 13) z = 0 1 ei32uyn } und a -5) für ba selzen: Die Gleichungen 13) und 14) drücken das Bildungsge- setz der Fläche O, aus, und zeigen, dass O, keineswegs, wie man vermuthen möchte, ein Ellipsoid ist. Ebenso wenig ist die Curve 15), nach welcher die Fläche O, die Ebene der xy schneidet, obschon einer Ellipse parallel und unendlich nahe, eine Ellipse. Wir kubiren jetzt den Körper K,, dessen Ober- fläche O, ist, und finden zunächst vermöge der Glei- chungen 14) und 15) nach der Bedeutung eines Doppel- integrals die Gleichung: 16) Ky— x? b? ln Ber vyı x2 at 3) aa-E re & 32 ar x? ce, y2 2 1 v, * x rn aler:z BR aa 9: x? y2 ER. ic "= x? b2? 1 - 1 - 1 »V x ee As dt + -— +2 x2 | a 15 a Zur Ausmittlung dieses Doppelintegrals beirachten wir vorerst den Bestandtheil: x2 b?\ x? ip al! ») u TugF x 0, y2 17) zei ur a - dy + dx lem. = ® = EN E a a? ii iin Fre las} PT u u 28 Das Integral, das sich auf dy bezieht, wird in ein gleich- werthiges Integral mit den constanten Grenzen +1 und — 1 verwandelt, wenn wir in der zu integrirenden Funk- tion durchgehends für y setzen. Durch diese Substitution und durch Weg- lassung der gegen s verschwindenden Glieder, erhalten wir für 17): x? / Bi 1 — 3% En fi =. 2) ya]; % year lg 2y? u NT ee aa ca A ha und +1 f vy1=y2.d -.Z £h 2 so redueirt sich 19) nach Weglassung der in*Beziehung auf z unendlich kleinen Glieder auf a-s 2 ben[| (1 _ 7) rg 3 aber -a+E a Wie wir nun von 17) zu 19) gelangten, so können wir von dem Doppelintegral: x2 a? x? ai - 5) a-8 a Bee, “ua ze; 0 BER x2 c2 y? ec? ll nee 21) x2 y? Y „Oz 220 b x2 b2 ı— —(1 — 2 ah +: uber ha | a2 4 x? a übergehen zu dem Doppelintegral mit constanten Gren- zen, nämlich zu nr nu" ar -5(1-5)-v(t-S)l1-5) Te dydx wofür man offenbar, wegen des Faktors &, das folgende Doppelintegral setzen darf: |, rn Vz! ie up 1— y? , Betreffend die weitere Behandlung dieses Ausdruckes, dessen Werth wir = zB setzen wollen, verweisen wir auf pag. 442 im 2ten Theile des ausgezeichneten Werkes über Differenzial - und Integralrechnung von unserm hoch- verehrten Lehrer, Herrn Prof. Dr. Raabe. Das Doppelintegral in 16) geht nun aus der Sub- itraktion des Ausdruckes 21), den wir = eB selzten, von =— KBh en dem Ausdruck 17) oder : abcx hervor, und wir haben somit die Gleichung: K,= saber — zB Offenbar ist aber auch nach dem Lehrsatz 1) K,=K -— :0 Da diese zwei letztern Gleichungen auch für == 0 be- stehen, so ist klar, dass K= ‚aber und mithin, da der Ausdruck 17), aus welchem 5 aber i 4 . N hervorging, von 3 abez nur um eine gegen & verschwin- dende Grösse differirt, auch OB Wie wir nun zu einem Ausdruck für K, gelangten, der uns O und K zugleich gab, gerade so können wir für F,, das ist für die Ebene, begrenzt von der Curve U,, nach welcher ©, die Ebene xy schneidet, einen Aus- druck finden, der uns den Flächeninhalt F und zugleich den Umfang U der Ellipse gibt, nach welcher O die Ebene xy schneidet. Es ist nämlich, da 15) die Glei- chung von U,, Ba Es sei nun ganz allgemein die Gleichung von der Oberfläche O eines Körpers K 3) plx,y,$)=®% 9) E= uay) 35) y=la) Zur Herstellung der Gleichung von O,, .d. i. der zu O parallelen und von O um das unendlich kleine & abste- henden Fläche, denken wir uns dieses O, als variirte Fläche zu O, und anstatt einer schwerfälligen Elimina- tion, wie sie aus den 4 Gleichungen 6) bis 9) Statt fand, variiren wir die Gleichung 23). Man hat alsdann, wenn x, yundz=&£— öߣ die laufenden Coordinaten der variirten Fläche O, darstellen, folgende Gleichung von O,: Hieraus folge und fürr&=0 27) pRyz+3d)=ylnyız)+ (®) d&—=0. Denkt man sich jetzt zu irgend einem Punkte (x, y, 8) in O die durch (x, y, & und die Ebene der xy begrenzte Normale n, dann das in n erscheinende =, ferner die Ordinate & und die in & vorkommende Variation d&, so findet man sehr leicht die Proportion: a und mithin für 27) die Gleichung d en 28) pla,y,2) + (2) Er Ebenso findet sich auch aus 24) die nach z aufgelöste Glei- chung von O,, nämlich 2 YK, y) "_ = und dn = Via 2 =) (ey ch a mHulr,y) Y' + rer —V ee, „E Ferner erhält man auf gleiche Weise aus 25) die nach y aufgelöste Gleichung der Curve, nach welcher O, die Ebene der xy schneidet, nämlich: 30) v»= (x) — Vı+(&) Der Körper K, mit der Oberfläche O, ist somit nach 29) und der Bedeutung eines Ara - (von dy. x [fVı + ( E 14 (+ (E)fay- ar Die Grenzen bei diesen beiden ai ci sind die- selben, und differiren von den Grenzen, zwischen wel- chen zur Bildung von K und O zu integriren ist, um ein Produkt aus & in eine endliche Funktion. Aber die- ses Produkt darf man in jedem Falle weglassen, da diese Weglassung wegen der nothwendigen Relation zwischen den Grenzen und den Integranden die Doppelintegrale offenbar nur um eine gegen & verschwindende Grösse ändert. Wir finden somit endlich ganz allgemein K-K =:0 - d. i. die Behauptung des Lehrsatzes I). Ebenso findet man aus 25) und 30) die den 2ten Lehrsatz darstellende Gleichung, nämlich: df \2 F= Kon - fy: =. (Z) -dxx=F— U, Prof. O;, Heer. — Uebersicht der Tertiärflora der Schweiz. Sendfchreiben an Hrn. Prof. 6. Studer in Bern. Sie wünschen zu Behuf Ihres Werkes einige Resul- tate meiner Untersuchungen über die Tertiärflora der Schweiz zu erhalten. Ich entspreche diesem Wunsche sehr gerne, da es mich sehr freuen soll, wenn meine Ausflüge in die Flora der Vorwelt einige Bausteine zu dem grossen Gebäude geben können, welches sie zur Freude aller Geologen gegenwärtig aufrichten. Freilich verhehle mir nicht, dass diese Bausteine nicht nur un- bedeutend, sondern auch noch roh und unbehauen sind, und ich hätte es, ohne diese äussere Veranlassung, noch nicht gewagt, mit denselben vor die Oeffentlichkeit zu treten. Durch die Prachtwerke, mit welchen Unger die Wissenschaft beschenkt hat, ist uns zwar ein neues Licht aufgegangen, welches das Dunkel, das bis auf die neueste Zeit die Tertiärflora verdeckt hat, allmälig aufzuhellen beginnt. Immer aber ist noch das Bestimmen dieser Pflanzen mit grossen Schwierigkeiten verbunden. Es liegen uns meistens nur Blätter.oder sogar nur Blattfrag- mente vor und zu ihrer Bestimmung fehlen uns noch die sichern, durchgreifenden Merkmale, daher wir uns dabei mehr auf unsern botanischen Takt, als auf scharfe und in Diagnosen ausdrückbare Unterschiede verlassen müssen. Letztere werden wir erst erhalten, wenn wir auf dem Weg, den uns Leopold von Buch auch auf diesem Gebiete vorgezeichnet hat, weiter gekommen und die Regeln der Nervenverzweigung und der dadurch be- 839 — dingten Felderbildungen uns bekannt geworden sind. Gegenwärtig hat immer noch die Bemerkung Rossmäss- lers (Beiträge zur Versteinerungskunde, pag. 17) ihre Richtigkeit, dass nicht der Mangel, sondern der Ueber- fluss an übereinstimmenden Blattformen der Jetztwelt das Deuten der Fossilen erschwere und der Irrthum Ross- mässler’s liegt nur darin, dass er die Uebereinstimmung für eine wirkliche nahm , während sie nur eine scheinbare ist, die verschwinden wird, wenn wir die Unterschiede in der Nervenvertheilung, die unzweifelhaft in der Na- tur bestehen, schärfer aufgefasst haben werden, als diess gegenwärtig noch der Fall ist. Bestimmungen, die auf kleine Blattreste gegründet werden, sind daher gegen- wärtig noch sehr unsicher und um so bedenklicher, wenn die analogen Formen dafür in fernen Welttheilen gesucht und auf sie dann Schlüsse über das Klima jener Zeiten gebaut werden. Je mehr Pflanzenarten indessen uns vor- liegen, eine desto sicherere Grundlage zur Beurtheilung des Charakters der Flora werden wir erhalten, indem einzelne unrichtige Bestimmungen das Gesammtresultat weniger trüben werden. Es ist daber in dieser Beziehung sehr erfreulich, dass unsere Tertiärflora zu den reichsten jetzt bekannten gehört, wie aus dem beigefügten Ver- zeichnisse hervorgeht, welches, mit Einschluss von Oenin- gen? 308 Arten enthält. Die meisten derselben finden sich in der hiesigen öffentlichen geologischen Sammlung, welche von unserm gemeinsamen Freunde, A. Escher von der Linth, fortwährend mit dem erfreulichsten Er- folge bereichert wird; anderes wurde mir von meinen Freunden und Bekannten aus verschiedenen Theilen der Schweiz zum Untersuchen zugesandt. Die hauptsächlich- sten Lokalitäten, von welchen uns bisher Tertiärpflanzen BE ee bekannt geworden sind, sind: der Hohe Rhonen‘), der Albis, St. Gallen, Eriz, Delsberg und Lausanne. Wir werden am besten thun, wenn wir vorerst die Florulen dieser Lokalitäten durchgehen, sie dann mit einander vergleichen und mit Oeningen und den übrigen wichtige- ren Tertiärfloren zusammenhalten und daran dann einige allgemeinen Bemerkungen anknüpfen. 1. Der hohe Rhonen. Unser Museum besitzt eine grosse Menge von Pflanzen von dieser Localität, auf deren Einsammlung ich drei Sommerferien verwen- det habe. Fast alle stammen aus den oberen Gruben, dem Greith; in der untern (zum Wolf) sind die Pflan- zen sehr spärlich und das harte, grobkörnige Gestein war ihrer Erhaltung weniger günstig. Die wenigen Ar- ten die ich von hier habe, stimmen übrigens mit denen der oberen Gruben überein. In dem dieser Abhandlung beigefügten Verzeichnisse finden sich 106 Species aus den Mergeln des hohen Rhonen, daher diese Lokalität die meisten Arten, von allen in der Schweiz, bis jetzt ge- liefert hat. Von diesen gehören 15 Arten zu den Cryp- togamen, 4 zu den Gymnospermen, 9 zu den Monoco- iyledonen, 78 aber zu den Dicotyledonen. Es verthei- len sich obige 106 Arten auf 39 Familien und 55 Gat- tungen, daher diese Flora einen sehr grossen Formen- reichthum besitzt. 7 Arten sind den gefässlosen Crypto- gamen beizuzählen, 15 Species waren krautartig, 84 aber ‘) Ueber die Schreibart dieser Lokalität war ich längere Zeit im Zweifel. Man sagt gegenwärtig sowol die hohe Rhonen als der hohe Rhonen.. In Hütten jedoch, also:am Fuss, dieses Berges, hat er in der Volkssprache den männlichen Artikel; man sagt daselbst um und uf de hohe Rhonen oder eigentlich hohe Raahn. Der Name steht für Rande, Range, der Rangen, Ran- ken, was im Oberdeutschen einen Höhenzug bezeichnet. ee 9 rd — 9 sind zu den holzarligen Gewächsen zu bringen, welche daher die Mehrzahl ausmachen. Während die jetzige deutsche und Schweizerflora nur 12 Arten von Gupuli- feren beherbergt, enthält die Florula des hohen Rhonen allein 13 Arten, unter welchen die Eichen (mit i1 Arten) die Hauptrolle spielen und überhaupt die artenreichste Gattung dieser Flora bilden. Es sind durchgehends Ei- chen mit lederarligen, daher ohne Zweifel im Leben im- mergrünen Blättern, von denen die meisten (Quercus Buchii, Q. lonchitis, Q@. drymeia, Q. lignitum und ©. elaena) an amerikanische Formen erinnern. ‘Die häufigste Art ist die, in der Tertiärzeit durch das ganze Braun- kohlenland verbreitete Quercus lignitum Ung. Buchen kommen nicht vor, dagegen zwei Arten von Hainbuchen, zwei Ulmen und zwei Haselnussarten, von denen die Eine (Corylus grossedentata) in ihren Blättern unserer Gorylus avellana nahe steht, während die andere (C. in- signis); eine ausgezeichnet eigenthümliche Art darstellt. Aus der Familie der Betulaceen begegnen uns zwei Er- len (Alnus Kefersteini und A. gracilis) und von Myriceen eine Myrica und zwei Comptonien, die durch zierliche Blattformen sich bemerklich machen. Noch schöner aber sind die Blätter der Storaxbäume, die besonders arten- reich hier auftreten und von denen das Liquidambar pro- iensum durch das zierlich gelappte Blatt einen Haupt- schmuck dieses Waldes gebildet haben muss. Von der nahe stehenden Familie der Weiden haben zwei Arten (Salix areinervea und $. Bruckmanni) ähnliche Blätter, wie unsere dreimännige Weide, während die Salix macro- phylla durch die Grösse ihrer Blätter von allen Arten der Jetztwelt sich auszeichnet. Es war dies wahrscheinlich eine baumarlige Species. Dasselbe war wol der Fall: bei den zwei Feigenarten, von welchen eine (F. arcinervis) 9 —- mit Ficus cuspidata Hrt. Ber. nahe verwandt ist: einer Geltis, einem Lorbeer, dem Seifenbaum (Sapindus falei- folius) und vier Nussbaumarten, die ich in Blättern, eine aber auch in Früchten vorfand. Die zwei Rhusarten, die Hakea exulata, 2 Kreuzdorn, Paliurus inaequalis, Cassia Berenices und Fischeri, die 2 Bumelien und 2 Ceanothen (Cean. tiliaefolius und C. ebuloides) dagegen bildeten wohl das Strauchwerk. Von allen diesen genannten Pflanzen fand ich die Blätter nur sehr vereinzelt, die häufigsten Bäume dieses Waldes waren unstreitig: Cypressen, Ahornen und Dom- beyopsen, welche die Hauptmasse der Versteinerungen ausmachen. Unter den drei Arten von Cypressen ist es wieder die Widdringtonia helvelica, welche in grösster Menge sich findet. Sie ist zwar nahe verwandt mit der Widdringtonia Ungeri Endl., hat aber weit grössere , holzige Früchte, die gar schön erhalten sind, und weni- ger zierlich gebildete Aeste. Auch Glyptostrobus Ungeri‘) und das Taxodium dubium sind nicht selten. Vom Glypto- . strobus fand ich Zweige und Fruchtzapfen, zum Theil noch an den Aesten befestigt. Die Blätter sind klein und an die Zweige angedrückt, bei einzelnen Aesten aber viel länger und abstehend, so dass hier zweierlei Aeste vor- kommen, gerade wie beim japanischen Glyptostrobus heterophyllus. Die Zweige laufen in spitzen Winkeln auseinander, standen daher ähnlich, wie bei der orienta- lischen Cypresse, dicht beisammen, während das Taxo- dium dubium weiter auseinander stehende Aeste und brei- tere, abstehende, in zwei Zeilen geordnete Blätter hat, *) Wurde von Unger irrig für Glyptostrobus oeningensis genommen. Dieser hat vorn deutlich gekerbte, mehr und tiefer sestreifte Schuppen am Zapfen. 9 — ganz ähnlich dem Taxodium distichum Rich., welches in sumpfigen und morastigen Gegenden des Südens der Vereinigten Staaten so prächtige Bäume bildet. Mit den Cypressen, welche der Landschaft einen ernsten Charak- ter verliehen haben müssen, bildeten die Ahornen mit ihrem grossen, schön ausgezakten Laubwerk , ohne Zwei- fel einen sehr freundlichen Kontrast: Von den sechs Arten, die ich in Blättern und zum Theil auch in sehr wohl erhaltenen Früchten gefunden habe, sind die drei weit durch das Braunkohlenland verbreiteten Arten: Acer trilobatum, tricuspidatum und productum am häufigsten, von welchen der erstere unserm Spitzahorn, der zweite aber dem nordamerikanischen Acer dasycarpum sehr nahe verwandt ist. Von den vier Dombeyopsis Arten ist die D. crenata Ung. am häufigsten und dürfte überhaupt der vorherrschende Baum des Waldes gewesen sein. Manche grosse Steinplatten sind ganz mit diesen ansehnlichen, schön gekerbten Blättern bedeckt, welche in Grösse und Form sehr variren; einzelne Blätter oder wenigstens Blattfetzen findet man auf den meisten Steinen. Auch in der untern Grube (zum Wolf) kommt sie, nebst dem Glyptostrobus vor. Viel seltener sind die Dombeyopsis Oeynhausiana, Decheni und parvifolia, von welchen die erste vielleicht auch noch in. den Formenkreis der poly- morphen D. crenata gehört. Während diese Dombey- opsen hier eine so wichtige Rolle spielen und sämmt- liche Arten bis jetzt sonst nirgends in der Schweiz ge- funden worden sind, fehlen dagegen die Daphnogenen fast ganz und die Pappeln gänzlich, welche anderwärts so häufig sind und den Charakter der Oeningerflora so wesentlich hedingen helfen. Aus der Abtheilung der Monocotyledonen sind die in- teressantesten Pflanzen unstreitig 2 Fiederpalmen (Phoeni- 2 GE == eites spectabilis und formosa), von welch’ Letzterer ein schö- nes Blatt gefunden wurde. Sie weicht beträchtlich von der schon aus Radoboj bekannten Phoenic. spectabilis Ung. ab, indem die schmalen Blattlappen am Grunde nicht zusammen- gezogen sind und einen sehr schwachen Mittelnerven besi- tzen. Vielleicht gehört sie zur Gattung Amesoneuron Göp- pert (Palaeontographica II. p. 254), welcher aber Göppert den Mittelnerv ganz abspricht, während freilich seine Abbil- dung t. 33 offenbar einen solchen, obwol sehr schwachen zeigt, ganz ähnlich wie bei unserer Art. Die langen und schön erhaltenen Blätter eines Rohrkolben, die stellen- weise grosse Steinplatten ganz überdecken, und die Blät- ter mehrerer Seggenarten (Cyperites) und von Sparganien sind insofern inter@ssant, als sie Stellen im Walde be- zeichnen, welche sumpfig oder von Bächen durchzogen waren, an deren Ufer diese Pflanzen gedeihen. Ein- zelne Steine, die durch ihre mürbe Beschaffenheit und dunkle Farbe sich auszeichnen, sind oft ganz erfüllt mit- Resten solcher Sumpfpflanzen, wie stellenweise mit Ahorn- früchten, die hier wohl zusammengeschwemmt wurden. Neben denselben finden sich Süsswasserschnecken (Cyclas) und sehr feine Gonfervenfaden, welche darüber keinen Zweifel lassen. Unter den Eryptogamen kommt ein Blattpilz ziem- lich häufig auf den Blättern der Dombeyopsis crenata vor, welcher sie hell fleckig macht, indem an den Stel- len, wo er gestanden, das Blattparenchym zerstört ist. Anfänglich glaubte ich, diese Flecken seien durch ein Insekt veranlasst worden, allein ihre Form und Stellung macht es wahrscheinlicher, dass sie von einem xyloma- artigen Pilz herrühren. Viel seltener sind Pilze auf Ahornblättern, doch sah ich auf einem ein zierliches Hysterium (H. deperditum). Ausgezeichnet sind die —- »» — Farnkräuter, die noch an keiner andern tertiären Loka- lität in so schönen und zahlreichen Arten gefunden wor- den sind. Das Aspidium Escheri, das ich in einem fast ganzen Wedel fand, und das Aspidium elongatum, haben die; Form unserer Schildfarn, während die Pteris pennae- formis an die auf den griechischen Inseln lebende Pteris eretica L. und Verwandten erinnert, die Gonyopteris stiriaca und helvetica aber ihre Artgenossen in der Tro- penwelt haben. Die zwei Moosarten sind zwar sehr wohl erhalten, allein leider fehlen die Früchte, wodurch ihre Vergleichung mit Jetztlebenden sehr erschwert wird. Sie dürften zu Hypnum gehören. — Diese Moose tapezirten wohl die Rinden der Bäume oder auch den Waldboden, der den 7 Farnarten, den Heidelbeersträuchern (Vacci- nium acheronticum und Orci), wie dem früher genann- ten Strauchwerk eine geeignete Stätte darbot. Auch Schlingpflanzen feblten diesem Walde nicht, wofür wir eine Art Osterluzei (Aristolochia Aesculapi) ansprechen dürfen. Bedenken wir wie von geringem Umfange die Stelle ist, von welcher alle diese Pflanzen des hohen Rhonen stammen, alle nämlich aus den Mergeln zweier Gruben, welche nur einige Klafter weit in den Berg hineinreichen, müssen wir erslaunen über den grossen Reichthum von Arten, welche hier zum Vorschein gekommen sind, von welchen Arten 59 sonst nirgends in der Schweiz bis jetzt gefunden wurden und 37 Species bis jetzt noch nicht be- schrieben sind. Zu den merkwürdigsten dem hohen Rhonen eigenthümlichen Arten haben wir zu zählen: Gonyopteris helvetica, Pteris inaequalis, p&nnaeformis und blechnoides, Aspidium Escheri und elongatum , Widdring- tonia helvetica, Glyptostrobus Ungeri, Phoenicites for- mosa, CGomptonia laciniata und obtusiloba, Quercus ir ge a cuspiformis, 0. Serra, Hagenbachi, ilieoides, die Gory- lusarten, Celtis Japeti, Ficus Jynx und arcinervis, Li- quidambar protensum und incisum, Hakea exulata ,-Bu- melia oreadum, Getonia grandis, die Dombeyopsen, Ster- culia modesta, Acer opuloides, Paliurus inaequalis, Gea- nolhus ebuloides, Juglans tristis und Protogeniae, Proto- myris eocenica, Cassia Fischeri und Melastomites quin- quenervis. 2. Der Albis. An dem bekanntlich nahe beim hohen Rhonen liegenden Albis kamen vor einigen Jahren beim Strassenbau in einem grobkörmigen Sandstein Blät- ter zum Vorschein, die theilweise recht gut erhalten sind, obwohl das zartere Geäder verloren ging. Prof. A. Escher von der Linth hat dieselben gesammelt und auf unser Museum gebracht. Unter den 25 Arten, de- ren Bestimmung mir bis jetzt gelungen ist, herrscht Po- pulus ovalis A. Br. weit vor, eine Pappelart, welche auch bei Neftenbach gefunden wurde und zu den häu- figsten Pflanzen Oeningens gehört. Wie in Oeningen kommt auch hier sowohl eine breit- als langblättrige Form {P. lancifolia A. Br.) vor und wie dort findet sich auch bier auf der letztern ein Blattpilz (Sphaeria Populi ovalis) vor. Die Blätter dieses Baumes scheinen daher sehr von Blattpilzen heimgesucht worden zu sein. Viel seltener als Populus ovalis ist die ihr sehr ähnliche, aber mit fein gekerbtem Rande versehene Populus crenulata, ferner die P. oblonga, und P. latior rotundata A. Br. Die Pappeln sind nach Art und Individuenzahl die häu- figsten Bäume des Albis. Daneben aber kommen auch drei Eichenarten (Quercus cbloropbylla, @. elaena und Q. lignitum) und drei Lorbeerarten (Daphnogene cinna- momifolia, lanceolata und polymorpha) vor. (Fortsetzung folgt.) MITTHEILUNGEN NATURFORSCHENDEN GESELLSCHAFT IN ZÜRICH. ON” 1853. Prof. O. Heer. — Uebersicht der Tertiärflora der Schweiz. (Fortsetzung.) Die beiden erstern sind selten, die D. polymorpha dagegen häufig, besonders in der breitblättrigen Form. Daneben finden wir eine Frucht, welche unschwer als Lorbeerfrucht zu erkennen ist, daher höchst wahrschein- lich der D. polymorpha zugehört. Es ist diess um so mehr anzunehmen, da dieselbe Frucht in schönen Exem- plaren mir auch von Hrn. Dr. Crepin aus Delsberg zu- geschickt wurde, wo sie auf denselben Steinen mit den Blättern von Daphnogene polymorpha vorkommt. Da diess die einzige beiden Lokalitäten gemeinsame Lorbeer- art ist, haben wir die Frucht dieser zuzutheilen. Dieser Fund ist entscheidend für die systematische Stellung des ehemaligen Ceanothus polymorphus A. Br. Es kann diese Pflanze kein Ceanotbus sein, sondern muss zu den Lor- beerarten gebracht werden, was schon K. von Ettingshausen aus der Nervur und lederarligen Beschaffenheit der kah- len, glatten Blätter ganz richtig geschlossen hat. Der Ceanothus-Blüthenstand des Carlsruher Museum- dürfte daher wohl von Ceanothus tiliaefolius stammen, welcher Band 111. 7 98 — seiner gezähnten Blätter wegen nicht zu den Daphnoge- nen gehören kann. Die Daphnogenen und Eichen besassen ohne Zweifel immergrünes Laub, ebenso das Gombretum europaeum, während die zwei Kreuzdornarten (Rhamnus Decheni und acuminatifolius), der Gornel (Cornus rhamnifolia), die Birnbäume (Pyrus troglodytarum und minor) und die Caesalpinia Proserpinae, welche hier gefunden wurden, nebst den Pappelarten , wohl hinfällige Blätter gehabt haben. Zu den eigenthümlichsten, weil neuen, Pflanzenar- ten dieser Lokalität gehören: das Viburnum trilobatum (mit grossem dreilappigem Blatt), Populus crenulata und Rhus orbicularis. Die Gypressen und Dombeyopsen, welche am hohen Rhonen so häufig sind, fehlen hier gänzlich und von Ahorn ist ein einziges, sehr grosses, aber nicht völlig erhaltenes Blatt gefunden worden, welches zu Acer tri- lobatum zu gehören scheint, 3. St. Gallen. Hier sind in neuerer Zeit eine beträchtliche Zahl von Pflanzen von den Hrn. Architekt Kunkler, Prof. Deike, Prof. A. Escher von der Linth, Dr. Wild und Maler Hartmann gesammelt worden. Sie wurden theils aus Findlingen geschlagen, welche beim Bau des neuen Spitales zum Vorschein kamen, theils aus Sand- steinen, welche der Untersüsswassermolasse angehören, nämlich bei Mönzlen (Solitude) und beim Riethhüsli. Aber auch aus den marinen Gebilden (aus den Mergeln der Steingrube) und wahrscheinlich auch aus der Obeysüss- wassermolasse (vom Ruppen) haben wir eine Zahl von Arten erhalten, so dass in St. Gallen Pflanzen aus allen den verschiedenen Abtheilangen unserer Molasse gefun- den werden, es daher sehr zu wünschen ist, dass diese Ba Vak = Lokalitäten, welche noch viel versprechen, weiter fleis- sig ausgebeutet werden. Wir müssen die St. Galler Pflanzen nach Obigem auf vier Gruppen vertheilen. a. Pflanzen der Findlinge. Das Gestein ist ein sehr feinkörniger, harter Kalk- mergel, von gelbbräunlicher Farbe, in welchem die Pflanzen ausnehmend schön erhalten sind, Da Melanien darin vorkommen, muss es als ein Süsswasserdepo- situm betrachtet werden und zwar, da die Blätter meist flach ausgebreitet sind, als aus sehr ruhigem Niederschlag gebildet. Leider ist es noch nicht ausgemittelt, woher diese Findlinge stammen, da man das Gestein noch nir- gends anstehend gefunden hat; jedoch müssen sie aus dem Canton Appenzell gekommen sein. Es gehören die bis jetzt endeckten Pflanzen dieser Findlinge zu 25 Species. Die Daphnogene polymorpha und lanceolata, die Planera Ungeri und Juglans elaenoides, welche wir darunter be- merken, beurkunden zwar unzweifelhaft ihre tertiäre Na- tur; doch zeigt anderseits diese Florula sebr viel Abwei- chendes von unserer Molassenflora. Von den 25 Species sind 16 (wenn wir Ralligen ausschliessen) nicht weiter in der Schweiz gefunden worden und i1 Arten sind nen. Am häufigsten kommt das ungemein kleine, zierliche Blätt- chen einer Acacia (A. Kunkleri) vor, das auf keinem Steine fehl. Zu derselben Art gehören wahrschein- lich lange dünne Hülsen, die sich hier vorfinden. Auf diese folgt in Häufigkeit des Vorkommens die Planera und eine prächtige neue Myrica (M. arguta). Die arten- reichsten Familien sind die Papilionaceen (mit 5 Ar- ten) und die Mimoseen (mit 5 Arten), von welchen 7 Arten in schön erhaltenen Hülsenfrüchten vorliegen. Von diesen ist eine einzige Art (Robinia Regeli) auch in der — 10 — Molasse, bei Lausanne, gefunden worden, daher diese Hül- | senpflanzen, die Florula der Findlinge voraus auszeich- nen. Aber auch der Acer ist verschieden von den Ahorn- arten der Molasse und ebenso der Seifenbaum (Sapindus longifolius), die Myricen und die Heidelbeerart. — Es hat diese Florula offenbar vielmehr Aehnlichkeit mit der- jenigen von Sotzka als mit der unserer Molasse, indem zehn ihrer Arten auch dort gefunden wurden, während sie mit der Sandsteinflora von St. Gallen nur zwei Arten theilt. Es ist daher dieselbe ohne Zweifel älter als unsere Mo- lassenflora und die Findlinge, die sie einschliessen , sind wohl zwischen der Untersüsswassermolasse und dem Flysch, vielleicht gar in dem letztern, zu suchen. Ich kenne nur noch eine Lokalität in der Schweiz, welche Pflanzen von ähnlichem Charakter geliefert hat. Er ist diess Ralligen am Thunersee. Zwar habe ich noch keine Pflanzen von da gesehen; allein Hr. Fischer-Oster hatte die Gefälligkeit mir seine Zeichnungen dieser Pflan- zen mitzutheilen, unter welchen er Podocarpus eocenica, Andromeda protogaea, Taxodium dubium, Myrica longi- folia und banksiaefolia, Eugenia haeringiana, Ceanothus zizyphoides, Acacia Sotzkiana und Meyrati, Cassia Bere- nices, Quercus lignitum und Vaccinium acheronticum er- kannt hat, aber noch weiter ein Bambusium eocenicum unter- scheidet, wozu noch die Dryandra Schrankii, Planera Ungeri und Daphnogene polymorpha kommen. Allerdings hat diese Lokalität nur 5 Arten mit den Findlingen gemeinsam, allein ihre Arten stehen in demselben Verhältnisse zu Sotzka einerseits und zur Molassenflora anderseits, wie die Pflan- zen der Findlinge, ich stimme daher der Ansicht des Hrn. Fischer (Verhandlungen der Bern. naturforsch. Gesellschaft 1852 S. 118) ganz bei, dass diese Ralliger Florula die nächste Beziehung zu Sotzka habe. — 11 — Da die Pflanzen der Findlinge und von Ralligen so bedeutend von denen der Molasse abweichen, schliesse ich sie bei den folgenden Zusammenstellungen und Ver- gleichungen aus, um nicht durch ein fremdartiges Ele- ment das Resultat zu trüben. b) Untersüsswasser von St. Gallen. Das Gestein (ein grobkörniger Sandstein) war der Erhaltung von Pflanzenresten weit weniger günstig als der Mergel des hohen Rhonen und der Findlinge, daher dieselben meist undeutlich und in ihrer Berippung ver- wischt sind. Da überdiess die meisten zu der sehr scbwie- rigen Abtheilung der gauzrandigen, fiedernervigen und bogenlaufigen Blätter gehören, deren es so unendlich viele unter den Pflanzen der Jetztwelt giebt, ist ihre Be- stimmung sehr schwer durchzuführen. Es sind mir bis jetzt 18 Arten (8 vom Mönzlen und 10 vom Riethhüsli) bekannt geworden. Die Gypressen, Ahornen und Dom- beyopsen fehlen unter diesen Pflanzen gänzlich, wogegen die Lorbeer in vier Arten auftreten, von denen die Daph- nogene polymorpha sowol in der schmal- wie breitblätt- rigen Form am häufigsten erscheint; auf sie folgt die Daphnogene lanceolata; seltener ist D. Buchii und D. Un- geri. — Von Weiden kommt nur die Salix elongata vor, und von Eichen die Quercus lignitum, chlorophylla und elaena, welche St. Gallen nebst der Myrica banksiaefolia mit dem hohen Rhonen gemeinsam hat. Nächst den Lor- beeren sind am häufigsten die Blätter eines Kornel (Cor- nus rhamnifolia) und zweier Kreuzdornarten (Rhamnus Decheni und acuminatifolius). Die sämmtlichen Arten die- ser Abtheilung der St. Galler Molasse sind bei uns auch anderwärts in der untern Süsswasserbildung gefunden worden. — 18 — ce. Marine Bildung. Aus dieser sind mir nur wenig deutliche Reste zu- gekommen. Das Gestein ist ein weicher, leicht zerbrech- licher Mergel, sehr ähnlich dem des hohen Rhonen und seines feinen Kornes wegen der Erhaltung organischer Reste günstig, daher er zu weiteren Nachforschungen er- muntern muss. Es waren nur 8 Arten deutbar, von denen nur eine (nämlich Cornus rhamnifolia) auch in der Süsswasserbildung St. Gallens vorkommt, eine andere (Cor- nus Deikii) in den Findlingen, und drei andere (Rham- nus Rossmässleri, R. brevifolius und Typha latissima) am hohen Iihonen und Eriz. Ein Ahornblatt ist zur si- chern Bestimmung zu unvollständig erhalten, dürfte aber zu Acer productum gehören. Kigenthümlich dieser Lo- kalität sind: eine Eiche (Quercus aspera), die der 0. coccifera L. des Mittelmeeres und eine Myrica (M. hel- velica), welche der europäischen Myrica gale L. sehr ähn- lich gewesen sein müssen. Die Myrica kommt nebst der Typha latissima am häufigsten vor und dürften auf ein morasliges Meerufer zurückschliessen lassen. d. Rupren. Aus losen Sandsteinblöcken des Ruppen hat Prof. A. Escher von der Linth 15 Pflanzenarten gesammelt. Leider ist nicht ausgemittelt, welcher Abtheilung der Molasse sie angehören. Die Arten sind der Mehrzahl nach verschieden von denen der Süsswasserbildung St. Gallens und zeigen eine grössere Annäherung an Oenin- gen als diese, indem fast die Hälfte der Arten auch in Oeningen gefunden wird. Nach diesen Pflanzenein- schlüssen zu urtheilen, gehören sie daher der obern Süss- wassermolasse an. Die Comptonia oeningensis und Typha stenophylla sind sonst weiter nirgends in der Schweizer- — 18 — _ molasse gefunden worden und die Populus latior nur noch am Albis und bei Stettfurt; alle drei Arten sind aber auch in Oeningen. Auch das Combretum europaeum theilt der Ruppen allein mit dem Albis, während eine Stechpalme (Ilex stenophylla), ein Lorbeer (Laurus obo- vata) und ein Farrenkraut (Pteris Ruppensis) dieser Lo- kalität bis jetzt allein angehören. Die Gonyopteris sti- riaca, Quercus elaena, Daphnogene paridisiaca, lanceo- lata, Buchii und D. polymorpha theilt sie mit verschie- denen Stellen der untern Molasse. Das Vorkommen von Seggengräsern (Cyperites Deucalionis), von Rohrkolben und Sparganien (S. acheronticum) dürfte auf eine sumpfige und morastige Beschaffenheit des Waldbodens hinweisen. 4. Eriz. Nächst dem hohen FRhonen hat kein Punkt der Schweiz so viele Pflanzen geliefert, wie die mergeligen Sandsteine, welche in Eritz, im Hintergrunde des kleinen Zulgthales (in der Nähe des Thunersees), ge- funden worden sind. Da unser Museum von den Gebrü- dern Meyrat den ganzen Vorrath abgekauft hat, haben wir wohl bei tausend Stücken, von denen freilich nur die kleinere Zahl die Blätter in vollständig erhaltenem Zustande geben. Ich habe unter denselben 53 Arten ge- funden, wozu noch 14 weitere Arten kommen, weiche Hr. Fischer-Oster von dieser Lokalität besitzt, so dass die Gesammizahl der bis jetzt bekannten Eriz Pflanzen sich auf 67 Species beläuft. Das häufigste Nadelholz ist dieselbe Gypressenart (Taxodium dubium), welche auch am hohen Rhonen vor- kommt und mit breitero und schmälern Blättchen, in Aestchen mit angedrückten und abstehenden Blättern er- scheint; selten ist dagegen eine Föhre (Pinus hepios) und ein Eibenbaum. Unter den Laubbäumen dominiren die Lorbeerarten weit über alle andern, in Art und noch mehr = A in Individuenzabl. Die Daphnogenen bilden mit sechs Arten die Hauptmasse der Versteinerungen. Die ander- wärts so gemeine Daphnogene polymorpha, die in der schmal- und breitblättrigen Form vorkommt, die Daph- nogene paradisiaca und D. lanceolata finden sich indessen nur vereinzelt vor, ungemein häufig dagegen ist eine Art, die bisher noch nicht unterschieden wurde, aber durch die grossen, verkehrt eiförmigen, vorn in eine Spitze ausgezogenen Blätter sich auszeichnet (die D. Buchii). Diese Lorbeerart war offenbar der häufigste Baum im Walde von Eriz. Das Blatt, das eine grosse Aehnlich- keit mit demjenigen der zimmtartigen Lorbeerbäume hat, lässt nicht zweifeln, dass diese sämmtlichen Daphnogenen zur Familie der Lorbeeren gehören und wohl der Mehr- zahl nach der Gattung Cinnamomum einzuverleiben sind. — Noch ansehnlichere Blätter als Daphnogene Buchii hat die D. spectabilis, welche aber weniger häufig sich findet. Dasselbe gilt von Apocynophyllum lanceolatum , welches im Niederrheinischen Braunkohlenbecken zu den häufigsten Bäumen gehört hat. Von Eichen sind sechs Arten gefunden worden, doch alle selten und mit meist zerfetzten Blättern. Ausser der Quercus Buchii und ©. Ungeri, welche zu den schönsten Eichenarten der Ter- tiärzeit gehören, kam auch die Q. tephrodes, welche dieser Lokalität eigenthümlich, zum Vorschein. Sehr zahlreich vertreten sind die Ulmen. Von den 5 Species ist die Ulmus plurinervia die häufigste und tritt in meh- reren Formen auf. Uimus longifolia Ung. betrachte als eine derselben und auch U. parvifolia A. Br. dürfte dazu gehören, keineswegs aber zu Planera Ungeri, wozu sie Eitingshausen gebracht hat. Das Blatt der letztern besitzt eine geringere Zahl von Seitennerven, (ie daher weiter auseinander stehen. — Die Pappeln feblen in Eriz gänz- — 105 — lich und auch die Weiden kommen nur sehr spärlich (obwol in 4 Arten) vor. Die Blätter der Ahornarten sind sehr zerfetzt, doch ist darunter Acer trilobatum und A. productum zu erkennen. Die Nussbäume scheinen zwar nicht häufig gewesen zu sein, doch liegen von fünf Ar- ten die Blätter vor, unter welchen wir ausser der weit verbreiteten Juglans acuminata auch die J. deformis, J. elaenoides, J. pristina und J. costata erblicken. Durch grosse Blätter zeichnet sich die Terminalia Radobojensis und durch schöne Lappenbildung ein Tulpenbaum (Lirio- dendron helvetica) aus, dessen Entdeckung wir Hrn. Fischer-Oster zu verdanken haben. — Die häufigsten Ge- sträuche waren Cornel und Kreuzdorn. Von ersterer Gattung fanden wir hier zwei neue Arten (Cornus Stu- deri und C. orbifera), von Rhamnus aber vier Species, unter welchen namentlich der Rhamnus Rossmässleri und die Karwinskia multinervis hervorzuheben sind. Im Schatten dieser Bäume und Sträucher wuchsen wohl die Farrenkräuter, von welchen vier Arten auf uns gekommen sind, nämlich : zwei schöne Polypodien (Polyp. pulchellum und P. Fischeri), die weit verbreitete Gon- yopteris stiriaca und die Woodwardia Roessneriana , welche letztere der auf den Canarien und in Madeira wachsenden Woodwardia radicans Sw. ungemein ähnlich sieht. Manche Wedel dieses prächtigen und in Eriz häufigen Farns sind ganz mit Früchten bedeckt, welche zeigen, dass Unger dieses, auch in Steiermark und in Radoboj vorkommende, Farrenkraut ganz richtig gedeu- tet hat, obwol er es nur in kleinen, fruchtlosen Fetzen vor sich gehabt hat. — Von einer Fächerpalme sind nur unvollständige Reste vorhanden, doch gehören sie wahr- scheinlich zu Flabellaria raphifolia Stbg., wogegen einige — 106 — andere Reste monocotyler Pflanzen dieser Lokalität zur Zeit noch nicht zu deuten sind. Als die Eriz eigenthümlichsten Pflanzen haben wir zu bezeichnen: die Woodwardia, Polypodium pulchellum, P. Fischeri, Pteris Göpperti, Pinus hepios, Ulmus Bronnii, U. atlantica, Quercus tephrodes, Daphnogene spectabilis, D. retusa, Cornus orbifera, C. Studeri, Liriodendron helvetica, Ilex sphenophylla, Gelastrus oxyphyllus, Jug- lans costata, J. deformis und Phaseolites orbicularis. 5. Delsberg im Jura. Die Pflanzen, welche Hr. Dr. Crepin in Delsberg in einem grobkörnigen Sand- stein, welcher der Meeresmolasse überlagert ist, gefun- den, sind, wie fast alle unsere im Sandstein vorkommen- den Blätter; sehr schwer zu bestimmen , da die meisten nur die Formen, nicht aber die Berippung erkennen lassen. Unter den 19 erkennbaren Arten, die mir zu- gekommen sind ‚.ist die Daphnogene polymorpha am häu- figsten und zwar besonders in der breitblättrigen Form (D. polym.. latifolia A. Br,). Neben ihren Blättern fin- den sich, wie schon früher erwähnt wurde, auch die Früchte, welche die Grösse derjenigen des canarischen Lorbeers haben. Ausser diesen Lorbohnen kommen im Sandstein von Delsberg noch mehrere Früchte und $a- men vor, die ich aber nicht genügend zu deuten ver- mag. Schwarzbraune, kugelrunde Früchtchen dürften von einer Myrica herrühren, länglich ovale Körperchen aber haben grosse Aehnlichkeit mit Nadelholzsamen, doch fehlen die Flügel. Eine schöne kugelrunde Bohne mit sehr grossem Nabel (Faboidea Crepini), wie ein Stück einer Hülse weisen unverkennbar auf zwei Arten Papi- lionaceen hin und ebenso mehrere vereinzelte Fiederblätt- chen. Eines kommt mit den Blättchen der Caesalpinia Proserpinae überein, während andere mit Cassia Bere- \ Er de = m -— nices übereinstimmen, zu welcher auch das Hülsenstück gehört. — Das grösste und interessanteste Blatt dieser Lokalität rührt von der Termivalia Radobojensis Ung. her. Ein nicht ganz erhaltenes Stück ist von derselben Grösse, wie das von Unger abgebildete; ein anderes vollständig erhaltenes ist zwar kleiner, bat aber dieselbe Form und Berippung. Von Eichen fand sich nur Quercus elaena und Daphnes vor. Ein schmales, langes Blättchen stimmt mit Echitonium Sophiae Web., ein anderes mit Salix elon- gata Web. überein. Daneben kommen auch die Andromeda revoluta und A. vaccinifolia, und Acer trilobatum vor. Von einer Palme sind nur einzelne Battstücke da, welche aber zur Flabellaria raphifolia gehören dürften. Der Umstand, dass diese Delsberger Molasse verschiedenartige Früchte einschliesst, dürfte darauf hinweisen, dass diese Gegen- stände zur Herbstzeit abgelagert worden sind. 6. Lausanne. Im vorigen Winter ist beim Baue eines Tunnels im obern Theile der Stadt eine beträcht- liche Zahl von Pflanzenresten gefunden worden, welche die Hrn. Chr. Gaudin und Prof. Morlot daselbst gesam- melt haben. In der Meeresmolasse sind nur Baumstämme zum Vorschein gekommen, in den darunter liegenden Süsswasserbildungen auch Blätter und Früchte. Durch Herrn Gaudin sind mir 18 Arten von hier hekannt ge- worden Unter den Daphnogenen scheinen hier die ei- gentlichen Spitzlaufer vorzuherrschen. Zwar fehlt auch hier die D. polymorpha so wenig in der breit- wie schmal- blättrigen Form, allein häufiger ist, wie es scheint, die Daphn. apiculata, eine neue, mit D. cinnamomifolia ver- _ wandte Art, welche aber durch das in einen langen, schmalen Zipfel ausgewachsene Blatt sich auszeichnet , und daneben findet sich noch D. melastomacea und lanceolata. Die Quereus lignitum (die ganzrandige Form), Alnus — 18 — gracilis, Salix Bruckmanni, Myrica banksiaefolia, Rham- nus acuminatifolius, Rhus Meriani theilt diese Lokalität mit dem hohen Rhonen und Eriz, dagegen sind ihr, ausser zwei oben genannten Daphnogenen , die Myrica Ophir und verschiedene Früchte eigenthümlich. Eine Fiederpalme, von welcher zwei Blätter gefunden wur- den, gehört sehr wahrscheinlich zu Phoenicites spectabi- lis, die Fächerpalme aber, die um Lausanne an verschie- denen Stellen (auch bei Vevey, bei Lutry und Clarens) und durch alle Schichten der untern Molasse gefunden wird, zu Flabellaria raphifolia Stbg. Unter den Früch- ten zeichnen sich die wunderschön erhaltenen Hülsen der Robinia Regeli aus, ferner eine ansehnliche zweiklap- pige- Frucht (Carpolithes Gaudini), deren Deutung mir noch nicht gelungen ist. Vielleicht ist es ein Fruchtstein. Diese wurde nur einzeln gefunden, während Hedysarum- artige Früchte (Carpolithes reticulatus), dann sehr kleine und beerenartige, ferner die zierlich erhaltenen Früchte der Chara Meriani in Menge gesammelt wurden. An derselben Stelle fand Hr. Gzudin auch die Flügeldecken von zwei Käferarten (Helops molassicus und Elaterites Gaudini). 7. Anderweitige Lokalitäten. Ganz verein- zelt sind noch Pflanzen hier und da in Sandstein gefun- den worden und ohne Zweifel werden, wenn einmal das Interesse mehr diesen merkwürdigen, vorweltlichen Schö- pfungen zugewendet werden kann, noch an vielen Stel- len der Schweiz welche zum Vorschein kommen. Von Stettfurt, Cant. Thurgau, hat Hr. Stadtrath Büchi ein prächtiges Blatt der Populus cordifolia Lindl. erhalten, ferner Populus latior rotundata, P. ovalis (nebst der Form lancifolia) und Liquidambar europaeum. Am Irchel wurden schon vor vielen Jahren bei Neftenbach einige = Mi schöne Blätter der Populus ovalis und Daphnogene Un- geri gefunden, auf der Höhe des Berges die Daphnogene polymorpha, und in der Gegend von Korbas”) ausser dieser Daphnogene die schön erhaltene Frucht, Samen und Blätter des Podocarpium Knorri, ferner die Salix an- gusta und Betula Dryadum; wir sehen daraus, dass das Podocarpium, das -durch seine zierlichen Fiederblätter und merkwürdigen, langgestielten Früchte sich auszeich- net, auch unser Molassenland geschmückt hat. Am Stei- nerweg (Öbersüsswassermolasse) bei Stein entdeckte Prof. A. Escher von der Linth ein prächtiges Stammstück eines Sagobaumes (Cycadites Escheri), von welchem ein kleines Exemplar Hr. Kaufmann aus dem Moos Leerau, Cant. Lu- zern, uns mitgetheilt hat, und an selber Stelle, bei Stein, wurde auch Liquidambar europaeum gefunden. Bei Bol- lingen (Untersüsswasser) wurden schöne Fächerpalmen- blätter entdeckt, von denen ein prächtiges Exemplar die Sammlung in St. Gallen schmückt; aber auch bei Luzern und in Mornex bei Genf sind dieselben zum Vorschein gekommen. Ob aile diese zu Flabeilaria raphifolia ge- *) Hr. Kantonsrath Brunner - Aberli, welcher diese Blätter aufgefunden hat, schreibt mir, dass sie am Fussweg nach Buch (beim Rüdi) in der Süsswassermolasse vorkommen, welche hier über den marinen Sandsleinen liegt, daher sie unzweifelhaft aus der obern Süsswassermolasse stammen. Sie sind in einem festen, harten Sandstein, welcher grosse, abgerundele Knauer bildet, die von einer weichern Masse umgeben sind. Diese letztere ver- wittert, die Knauer dagegen nicht; diese (reten daher dann her- vor und bleiben so lange überhängend, bis sie durch ihr eigenes Gewicht von der weichern Masse losbrechen und herabrollen. : Unmittelbar unter dieser Schicht findet sich ein mächtiges Lager rother, blauer und gelber Mergel, darüber aber wechselnde La- ger von härterm und weicherem Sandstein und ein 3 bis 4 Fuss mächtiges Kalklager. . — 40 — hören, oder mehrere Arten darunter sich finden, ist in- dessen noch nicht ausgemittelt. Auf ein grosses Rohr einer Bächerplatte hat Hr. Prof. Mousson zuerst auf- merksam gemacht. Es hat Schenkelsdicke und ist in ei- nem langen Stück, mit deutlichen Knoten, in unserm Universitätsgebäude aufgestellt. Es kann mit den indi- schen Bambusen oder amerikanischen Arundinarien ver- glichen werden. — Wir sehen auf diesen marinen Bä- cherplatten nicht selten Pflanzenreste, Holzstücke und Blattfragmente, doch so zerfeizt, dass ich darunter bis jetzt erst die Daphnogene polymorpha erkennen konnte, die auch in den marinen Bildungen des Gant. Aargau sich findet und zeigt, dass dieser Lorbeer auch während der Zeit, als das Meer diese Lande bespülte, der häu- figste Waldbaum des Ufers gewesen ist. Auch in Wäg- gis fand Hr. Escher diese Pflanze, daneben aber die zierlichen und schön erhaltenen Blätter der Dyranda Schrankii. — Am Grüsisberg bei Thun entdeckte Herr Fischer-Oster den Laurus styracifolia, Cyperites plicatus und Sperganium acheronticum, und an der Kobhlern den Acer pseudomon-spessulanum und Pyrus troglodytarum. Wollen wir, weiter gehend, die aufgezählten Floru- len mit einander vergleichen, haben wir vorerst die ver- schiedenartige Bildung der Niederschläge, welche die Pflanzenreste einschliessen, zu berücksichtigen , weil diese einen wesentlichen Einfluss auf die Art der Erhaltung derselben ausgeübt hat. In den Kohlengruben des Greith am hohen Rhonen sind die Blätter in dem feinen Mergel häufig flach ausgebreitet und zum Theil ausnehmend schön erhalten. Die Blattsubstanz ist meist schwarz und hebt sich ziemlich gut von dem blaugrauen Gestein ab. Im Liegenden des Kohlenflötzes findet man nur wenig, sehr -— 11 — viel dagegen im Hangenden, dessen Mergel eine beträcht- liche Mächtigkeit hat und von Sandsteinen überlagert wird, in welchen keine Spur von Pflanzen mehr anzu- treffen ist. Von dem Kohlenflötz aus, das eine Mächtig- keit von 2—6 Zoll hat, lassen sich hier und da feine Kohlenadern ins Dach hinauf verfolgen , welche wohl von den Aesten der Bäume herrühren, deren Stämme das Material für das Koblenflötz geliefert haben. An meh- reren Stellen konnte ich deutlich Aststücke von Cypres- sen erkennen. Die niedergestürzten Bäume wurden da- her hier wahrscheinlich vom Wasser bedeckt, aus wel- chem in ruhigem Niederschlage die Mergel sich absetzten und die Aeste nnd Blätter der Bäume umhüllten. Diese geben uns daher Kunde von den Pflanzenarten. welche den hier begrabenen Wald gebildet haben. Wir haben hier ein Stück des tertiären Urwaldes mit dem Wald- boden, den Hölzern und Laubwerk. Er scheint anfangs Sommer versunken oder doch bedeckt worden zu sein, wofür einzelne junge Ahornfrüchte, dann der Umstand, dass neben jungen Cypressenfrüchten auch alte ausge- wachsene (wohl vorjährige) an den Aesten noch befestigt sind, sprechen dürften. Ganz anders verhält sich die Sache in St. Gallen, am Albis, in Eriz und Delsberg. Hier liegen die Blät- ter im Sandstein und sind meistens so verkrümmt und verbogen und so sehr in allen Richtungen durch einan- der liegend, dass sie als hergeschwemmt betrachtet wer- den müssen. Wohl kommen auch einzelne Holzstücke vor, allein keine ganzen Stämme, wie denn überhaupt nur Holzfragmente. Weahrscheinlick rühren daher die Blätter grossentheils von den herbstlichen Abfällen des Waldes her, welche von den Flüssen in Seebecken ge- — 112 — führt wurden und hier in den verschiedensten Lagen in die sandigen Niederschläge hineingerathen sind. Ganz ähnlich verhält es sich mit den wenigen erkennbaren Pilanzenresten, welche wir in den marinen Platten von Bäch vorfinden. Sie rühren von Pflanzen her, welche von Anhöhen ins Meer geschwemmt wurden und nun in demselben Gestein neben Haifischzähnen und Meermu- scheln liegen. Eine dritte. Art von Depositum bilden die Mergel von Horgen. Alles scheint darauf hinzuweisen, dass die Braunkohlen aus einem Torfmoore entstanden sind, daher diese unzähligen Planorben und Limneen, welche stellenweise das Gestein erfüllen, daher ferner der fast gänzliche Mangel an Blattresten im Mergel des Da- ches des Koblenflötzes, welcher der Erhaltung der Pflan- zen ebenso günstig gewesen wäre, wie der des Greith, daher ferner auch die viel geringere Qualität dieser Kohle. Im Koblenflötze drin finden sich in Horgen nicht selten die Ueberreste von Palmenstämmen (Endegonites helve- tica Br.), welche vielleicht der Flabellaria raphifolia an- gehören. Es sind aber nur die Gefässbündel erhalten, das Parenchym ist verschwunden, wie auch von den Blättern in der Kohle und in den darüber liegenden Mergeln nie eine Spur gefunden worden ist. Offen- bar sind alle weichern Theile dieser Pflanzen verfault oder vertorft, ehe die Bedeckung mit Mergelschlamm stattfand, in welchem ich bis jetzt nichts als Reste eines Rohres (Bambusium sepultum) auffinden konnte. Aehn- liche Entstehung, wie den Kohlenlagern von Horgen, dürften wir auch denjenigen von Paudex bei Lausanne zuzuschreiben haben. (Fortsetzung folgt.) MITTHEILUNGEN DER NATURFORSCHENDEN GESELLSCHAFT IN ZÜRICH. oN® 86 er uud 1853. Prof. ©. Heer. — Uebersicht der Tertiärflora der Schweiz. (Fortsetzung.) In dem feinen, blauen Mergel, der demjenigen von Horgen und vom Greith sehr ähnlich sieht, fand ich, ausser Süsswasserschnecken (Planorben und Limneen) und einigen Käferflügeln, die Blätter und Früchte einer Seerose (Nymphaea Charpentieri) und eines Sumpfgrases (Cype- rites tertiarius), dagegen keine Spur von Blättern der Bäume, welche das Material für die Kohlen geliefert haben. Die Reste unserer Tertiärflora sind daher auf uns gekommen: 1) in Braunkobhlenlagern, welche aus versun- kenen und mit Schlamm überdeckten Waldbestandtheilen gebildet; 2) in Torflagern (an deren Bildung auch Baum- stämme wesentlichen Antheil genommen haben mögen), die in Braunkohlen verwandelt wurden; 3) in Sandsteinen, welche die zusammengeschwemmten herbstlichen Abfälle der Wälder einschliessen. Diese Verhältnisse erklären uns hinlänglich das verschiedene Aussehen und die so verschiedene Art der Erhaltung der Pflanzen der ver- schiedenen Lokalitäten. Eine Vergleichung der Florulen Band 111. 8 — 114 — der verschiedenen Lokalitäten zeigt uns aber auch in den Arten eine grosse Mannigfaltigkeit. Wir haben nur eine einzige Species, welche an allen diesen Stellen zugleich vorgefunden worden ist. Doch rührt diess sehr wahr- scheinlich nur von der immerhin noch unvollständigen Kenntniss her, welche wir zur Zeit noch von den Pflan- zen der einzelnen Lokalitäten haben und anderseits auch von der grossen Mannigfaltigkeit an Arten, welche die Holz- vegelation der Tertiärzeit zeigt. Es geht diess aus dem Umstande hervor, dass die Arten der verschiedenen Lo- kalitäten aufs mannigfaltigste in einander greifen, wie uns am besten folgende Uebersicht zeigt, in welche ich auch Oeningen aufgenommen habe. | E s ist» |. |s|&£|.% Eshatgemein-@e| ;„ |=s =2|2|)2|3| »|58 } aelzlz2 5Elal2 | 8,5 ‚e sam mil: re ea|lz:ı;,2!2|«<| i 4 00% 214. D. Stizenbergeri Heer .' + 0, 215. D. Decheni Web.? . ö . ea 216. D. crenata Ung. (cum variet.),. — 217. D. Oeynhausiana Web, . Pa 218. D. parvifolia Heer . 5 ..—_ 219. D. arcinervea Heer - „A U Sterculiaceen. 220. Sterculia modesta Heer . a 221. S. tenuinervea Heer - ABER), Band ıll. I S. Gallen. I Albis. | Eriz. |: Delsberg. > 222. 223. 224. 225. 226. 227. 228 229. 230. 231. 232. 233. 234. 235. 236. 237. 238. 239. 240. 241. 242. 243. 244. 245. 246. 247. 248. — 146 Acserineen. Acer trilobatum A. Br. A. tricuspidatum A. Br. A. productum Ar. Br. A. patens A. Br. A. platyphyllum A. Br. A, Bruekmanni A. Br. 2 A. pseudocampestre Ung. (de- cipiens A. Br.) . E A. pseudomonspessulanum Ung. (von der Kohlern) A. angustilobum Heer A. opuloides Heer A. vitifolium A. Br. A. integrilobum Web. A. indivisum Web. . Sapindaceen. Sapindus falcifolius A. Br. S. longifolius Heer . Rhamneen. Rhamnus oeningensis A. Br. R. brevifolius A. Br. R. Decheni Web. : R. Rossmässleri Ung. (Cornus dubia A. Br.) R. deletus Heer ; R. acuminatifolius Web. (sn: sanne) ; Paliurus Kbequnlis Br dein Zizyphus protolotus Ung. nahe stehend) E Zizyphus minutulus Heer Karwinskia multinervis A. Br. Ceanothus tiliaefolius Ung. C. ebuleides Web. > C. zizyphoides Ung- (Ralligen) ©2999 9 Oeningen Pr re | $. Gallen. "G.2.3 81 Eria. ei E? ı © Delsberg. 24. 250. - 1. sphenophylla Ung. 273. 274. 275. SF 5Hn llicineen. Prinos Lavateri A. Br. llex stenopbylla Ung. Celastrineen. . Celastrus? Bruckmanni A. Br. . C.? minutulus A. Br. . GC ? crassifolius A. Br. . C. cassinefolius Ung. . C. oxyphyllus Ung. Juglandeen. - Juglans acuminata A. Br. J. latifolia A. Br. . costata Rossm. (Phyllites) pristina Ung. tristis Heer . 3 . J. obtusa Heer 7. J. . J. Protogeniae Heer . J. elaenoides Ung. . J. deformis Ung. Anacardiaceen. . Rhus stygia Ung. N . R. Meriani Heer (Ulmus punc- tata A. Br.?) Lausanne . Pyrrhae Ung. . Scheuchzeri A. Br. . obliqua A. Br. . oeningensis A. Br. . orbicularis Heer Burseraceen. Protamyris eocenica Ung. Zanthoxyleen. Zanthoxylon juglandinum A.Br. Amygdaleen. Prunus acuminata A. Br. | © © Oeningen sso® | u S. Gallen. m | H. Rhon. | Albis. | Eriz. | Delsberg. — 148 Pomaceen. . Pyrus troglodytarum Ung. . P. minor Ung. Papilionaceen. . Cytisus oeningensis A. Br. . C. Lavateri A. Br. GC. Scheitlii Heer , Robinia Regeli Heer (Lausanne) 2. R. latifolia A. Br. . R. constricta Heer . 4. Phaseolites oeningensis Heer . P. orbieularis Ung. - . Faboidea Crepini Heer . Cercis cyclophylla A. Br. . Caesalpinia norica Ung. . C. ambigua Ung. . €. emarginata A. Br. . €. major A. Br. . C. Proserpinae Heer . Ceratonia emarginata A. Br. . Podocarpium Knorrii A. Br. (Gle- ditschia podocarpa A. Br. Dahl- bergia podocarpa Ung.) Rorbas . Cassia Berenices Ung. (Ralligen) . C. Fischeri Heer . €. phaseolites Ung. . . Leguminosites rectinervis ieor . L. Seyfriedi A. Br.. Mimoseen. , Acacia Sotzkiana Ung. (Ralligen) . A. cyclosperma Heer . A. microphylla Ung. . A. Kunkleri Heer . . A. Meyrati Fischer (Ralligen) ‚ Mimosa Wartmanni Heer Incertae sedis. Carpolithes Gaudini Heer (Lau- sanne) i z | Oeningen ® S, Gallen. D ı H.Rhon. | > > Albis. = Eriz. | Delsberg. | — 449 = [-] = en Zu 5 ee # 3 E Won D2iu- 5 Zu = oO W =] «a 2a 307. Garpolithes reticulatus Heer (Lausanne) . . \ ‘ Be ee 308. C. rugulosus Heer (Lausanne) — — — | | In diesem Verzeichnisse bezeichnet: G.1 den Ruppen; G.2 das Riethhüsli, ein Wirthshaus ander Teufener Strasse, am Fusse des Mönzlen,, nahe bei der Appenzeller Grenze; G.3 den Mönzlen oder Menzlen, auch unter dem Namen der Solitude bekannt, ein Berg, der sich dem Wattbache nach bis Zweibruggen (oder Haggenstäge) fortzieht. Die Blätter werden an der südöstlichen Seite, in der Nähe der Strasse nach Teufen, gefunden; G.4. die marinen Gebilde der Steingrube; G.5 die Findlinge. 0 11. Vergleichung der Molaffenflora mit andern Sokalitäten. = \ i=) oe ee = Molassenflora., oo *3 „ala. 5 2er Ar Sphaetia Populi ovalis 0. — mm — Chara Meriani (Sagor Lörrach) - -_ en Musciles Schimperi n BT ed Woodwardia Rössneriana ı A et a A gr Gonyopteris stiriaca s a ET DE NEE ae Equisetum Brauni . { ; “ O0. B =. ur Taxodium dubium . : . .. —- PB - lim! Glyptostrobus Ungeri - P —- P = +1 # Taxites Langsdorfi (Frankfurt, bei Neustadt in Oestreich und in Swoszowize) . \ 1 ..—_ eo 292m $ Pinus Hampeana (Hauenstein in Steiermark) . 2 R ..0 0 - eh = P. hepios (Aix) ; 5 3 -/nirlı Ar = —- Bambusium sepultum (Aix) . - d% —- kuss V Cyperites tertiarius (Wienerbecken , 3 Heiligenkreuz bei Kremnitz) 0. Pit anıı Im, = Cyperites angustissimus . ; oral en Be Molassenflora. Typha latissima T. stenophylla . Sparganium acheronticum Phoenicites spectabilis h Flabellaria raphifolia (Häring. Vina- court bei Amiens. Anger. Aix) Comptonia laciniata . €. oeningensis Myrica banksiaefolia M. ophir . Alnus Kefersteini (Bayer. Bilin, wien. Wildshuth, Salzbausen, Tokai , Swoszowice) A. gracilis (Bilin) Betula Brogniarti (Sagor, Bilin, Wien, Tokai, Leoben, a B. Dryadum 7 Carpinus oblonga (Sagor, Schlesien) — oeningensis Quercus drymeia Q. Buchii e ; Q. Serra . : : ; Q. chlorophylla Q. elaena Q. lignitum Q. Ungeri Q. tephrodes Q. Hamadryadum Q. aspera Ulmus parvifolia U. plurinervia ; . var. longifolia (Bilin). U. Bronnii (Bilin) U. atlantica . Planera Ungeri (Wien, Bilin, Arr- ‚ fels, Sagor, Häring, mioe} Celtis Japeti | 2 2 2 Oeningen Parschlg. j | > 37 Niederrh. j |” Radoboj. Sotzka. nn Vicentino Molassenflora. Ficus Jynx F. arcinervis (Altsattel) . Liquidambar europaeum . L. Seyfriedi L. protensum Salix angusta (Bilin, Aix) . media . = . tenera . arcinervea . elongata. . Bruckmanni . macrophylla Populus cordifolia P. latior . P. ovalis . ß of P. oblonga Daphnogene ss ainifolte (Altsat- tel, Lauchstadt) D. FIIR D. melastomacea D. paradisiaca nm mn mn ın D. pelymorpha (Altsattel , Sagor, Arnfels, Bilin, Wien, Swoszo- wice, Heiligenkreuz, Lauchstadt) D. Ungeri (Elsass). i E E Laurus obovata L. primigenia Heilen L. styracifolia . ; Dryandra Schrankii (Häring, RR san, bei Clermont) . Andromeda revoluta A. vaccinifolia > Vaceinium acheronticum . Diospyros longifolia Bumelia oreadum B. pygmaeorum eo951ı 21 22929] 991 ı Oeningen | ı | Parschlg. ik Niederrh. 22| 22 Sotzka. R Vicentino — 2 Molassenflora. Eehitonium Sophiae Apocynophyllum lanceolata Cornus rhamnifolia Terminalia radobojensis Combretum europaeum Getonia grandis Dombeyopsis Decheni D. crenata (Trofeiach in Berkehnick und Bilin) D. Oeynhausiana 5 z A Acer trilobatum (Silweg. Trofaiach. Heiligenkreuz. Bilin. Wetterau) A. tricuspidatum (Wetterau. Bilin) A. productum (Bilin. Arnfels) A. pseudo-campeste (bei Sagor) A. pseudomonspessulanum (bei Ro- chesauve und bei Pavia, Heili- genkreuz) . Zanthoxylon juglandinum Sapindus falcifolius Rhamnus oeningensis R. Decheni (Heiligenkreuz) R. brevifolius R. acuminatifolius R. Rossmässleri (Altsattel) Karwinskia multinervis (Arnfels) Ceanothus tiliaefolius (St. Florian in Steiermark und Bilin) C. ebuloides Ilex stenophylla I. sphenophylla Gelastus minutulus C, oxyphyllus Juglans acuminata - J. costata, (Altsattel. Lauch) J. pristina i Oeningen Parschlg. | | | 2,2| 222 Niederrh. ef 22m 2 Vicentino — 153 Se er Molassenflora, ee ae Juglans elaenoides — PR, —ı - — J. deformis (Swoszowice) 1, _— Rhus stygiae . r ! ® ee er R. Pyrrbae . $ : - ee IN ER ee Protamyris eocenica B - uam Zuzug, — Pyrus troglodytarum . ö . oo -i— —- . R — \ P. minor . j : ; - ..— pP — RS. V Cassia Berenices 4. 1. ml NV C. ambigua (Wien) - E EN — 4 Phaseolites orbicularis . BIN = TR. 8 .— Podocarpium Knorrii b r a - 0-.-. — 439 4 % 30 25 16 Hans Landolt. — Ueber Bildung von Jodäthyl durch Einwirkung von Jod und Phosphor auf Essigäther. Die Bildung von Jodätbyl durch Einwirkung von Jod und Phosphor auf Weingeist geht so leicht von Stat- ‘ten, dass es möglich schien, auf diesem Wege den Sauer- stoff in andern Aethyloxydverbindungen ebenfalls durch Jod substituiren zu können. Es wurde hierzu essigsau- res Aethyloxyd gewählt, und dabei auf die nämliche Weise verfahren, wie bei der Darstellung des Jodäthyls. In reinem Essigäther wurde Jod gelöst, die Lösung in einem Kolben mit etwas Phosphor bis zum Schmelzen desselben erwärmt, und hierauf so lange geschüttelt, bis _ eine Entfärbung eintrat. Man goss sodann die Flüssig- keit ab, brachte sie, nachdem zuvor eine neue Quantität Jod in derselben gelöst worden war, wieder auf den a: Phosphor zurück, und wiederholte dieses so lange, als noch Jod aufgenommen wurde, Die dunkel gefärbte Flüssigkeit wurde nach einigem Stehen mit Wasser ver- setzt und damit destillirt, das Destillat sodann mit Was- ser geschüttelt, wieder damit destillirt und zuletzt über Chlorcalcium rectificirt. Das erhaltene Destillat stellte eine ganz dem Jod- äthyl ähnliche, farblose, schwere, sehr bewegliche Flüs- sigkeit von ätherischem Geruch und brennendem' Ge- schmacke dar. Nach einiger Zeit färbte sie sich röth- lich; in Wasser war sie beinahe unlöslich, liess sich da- gegen leicht mit Weingeist, Aether und Essigäther ver- mischen. — Sie wurde einer fractionirten Destillation unterworfen, und dabei das Uebergehende in 3 Portio- nen aufgefangen. I. Portion. Siedpunkt 66°. Spec. Gew. 1,890. Die Analysen gaben im Mittel: C 24,98 %; H 5,17 %; Jd 56,29%; O 13,56 %. 1. Portion. Siedpunkt 66°, 5—68 %,; Spec. Gew. 1,895. Analyse: (6,23,65%; H5,44%, ; Jd 56,58 %; 0 14,33 %. Ill. Portion. Siedpunkt 68°, 5—70°,. Spec. Gew. 1,920. Jodgehalt: 57,09 %9. Diese Flüssigkeit erwies sich hiernach als ein Ge- misch von Jodäthyl mit essigsaurem. Aethyloxyd. Es wurde dieselbe nun dadurch von dem beigemengten Es- sigäther zu befreien versucht, dass man sie mehrere Male in Weingeist auflöste, durch Wasser wieder nie- derschlug, und sie nachher anhaltend mit erneuerten Por- tionen Wasser wusch. Hierauf wurde sie über Chlor- - ealeium rectificirt, und einer fractionirten Destillation unterworfen. u — I. Portion. Siedpunkt 70°,5. Jodgehalt: 72,19 %. 11. Portion. Siedpunkt 71°. r 0%: 0, -] Anne: . Pe ne en u JOD HE 7: ‚Ill. Portion. Siedpunkt 71—74°. Jodgehalt: 76,50 %. Aus diesen Analysen ergab sich, dass man es immer nocH mit einem Gemenge zu thun hatte, welches auf 6 At. Jodäthyl nahezu 1 At. essigsaures Aethyloxyd ent- hielt. Es wurde nun die Flüssigkeit nochmals mit Jod und Phosphor behandelt, und hierauf wie oben gereinigt. Die Analysen des erhaltenen Destillates gaben sodann im Mittel: C 18,06 %; H 3,95 %; Jd 76,03 %; O 1,96 %, und es ergiebt sich hieraus, dass darin Jodäthyl und Essigäther im Verhältniss von 8 At. zu 1 At. gemengt vorkamen. Eine weitere Behandlung dieser Flüssigkeit wurde nicht mehr vorgenommen, es unterliegt aber keinem Zweifel, dass zuletzt aller Essigäther in Jodäthyl hätte übergeführt werden können. Da, wie aus diesen Versuchen hervorgeht, durch Einwirkung von Jod und Phosphor auf-essigsaures Aethyl- oxyd nur Jodäthyl gebildet wird, so war noch zu unter- suchen, ob dabei Essigsäure frei werde. Der Versuch bestätigte das vollkommen. Eine neue Quantität von etwas wasserhaltigem Essigäther wurde mit Jod und Phos- phor behandelt, hierauf sogleich mit Wasser geschüttelt um die Essigsäure aufzunehmen, und die vom ausgeschie- denen Jodäthyl abgegossene, stark sauer reagirende wäs- serige Flüssigkeit mit Kali neutralisirt. Beim Abdampfen wurde eine zerfliessliche Salzmasse erhalten, welche bei der Destillation mit Schwefelsäure eine nicht unbeträcht- — 156 — liche Quantität von Essigsäure, und beim Erhitzen mit arseniger Säure den bekannten Kakodylgeruch gab. Es erfolgt demnach die Bildung des Jodäthyls auf dem angegebenen Wege dadurch, dass nur das Aethyl- oxyd des Essigäthers die Zersetzung erleidet, indem durch den Phosphor der Sauerstoff derselben entzogen wird, und Jod an seine ‚Stelle tritt, während Essigsäure unverändert abgeschieden wird. Diese Entstehung von Jod- ätbyl unterscheidet sich hernach wesentlich von derjenigen, welche bei Einwirkung von Jod und Phosphor auf Wein- geist erfolgt, bei der wie bekannt, zuerst das Hydrat- wasser des Weingeists in phosphorige Säure und Jod- wasserstoffsäure übergeführt wird, welch letztere sich- dann mit dem Aetbyloxyd in Jodäthyl und Wasser um- setzt. Eine Bildung von Jodwasserstoffsäure wird bei der Einwirkung von Jod und Phosphor auf wasserfreien Essigäther nur in geringem Maasse beobachtet. Berichtigung. In meiner Abhandlung über das Stibmethylium ist irrthümlich angegeben, dass das Jodstibmethylium durch den elektrischen Strom auf die Weise zerlegt werde, dass sich Jod und Sauerstoff am negativen Pole ausschei- den, am positiven Pole dagegen eine reichliche Entwick- lung eines antimonhaltigen Gases eintrete. Hierbei ist zu berichtigen, dass die Benennungen positiv und nega- tiv gewechselt werden müssen; alles andere bleibt aber unverändert. Hs. Landolt. Prof. Desechwanden. — Eine Seitenschwingung des Foukault’scheu Pendels. Wenn man das Foukaultsche Pendel in schiefer - Stellung festhält, und dann schwingen lässt, so befindet es sich in dem Augenblicke, da es seine Schwingungen beginnt, zu der Vertikallinie, welche man durch seinen Aufhängepunkt ziehen kann, nicht in Ruhe, sondern dreht sich um dieselbe gleichzeitig mit der Erde, und daher mit derselben Winkelgeschwindigkeit herum, die man durch die Schwingungen des Pendels wahrnehmbar machen will.‘) Das Pendel kann daher seine Schwingun- gen nicht genau in einer, von der drehenden Bewegung der Erde unabhängigen, Ebene machen, wie man ge- wöhnlich annimmt, sondern muss eine zusammengesetz- tere Bewegung haben. Die von der Drehung der Erde unabhängige Ebene, in welcher ohne diese Störungen das Pendel schwingen würde, geht durch die vom Aufhängepunkt des Pendels aus gezogene Vertikallinie und den Anfangspunkt der Pendelschwingungen. Bezeichnet man nun mit v = 0,000072728 die Winkelgeschwindigkeit der Drehung der Erde um ihre Axe; mit _ 9 die geographische Breite des Ortes, an welchem sich das Pendel befindet; und mit s die Sehne des Bogens, den das Pendelgewicht beschriebe, wenn es in seinen Schwingungen nicht gestört würde, so ist: *) Auf diesen Umstand hat in der naturforschenden Gesell- schaft von Zürich Hr. Ing. Denzler aufmerksam gemacht. — ms — s Vsin g wi die Geschwindigkeit der Bewegung, welche das Pendel in dem Augenblicke, da es freigelassen wird, wegen der Drehung der Erde besitzt. Mit dieser Geschwindigkeit bewegt es sich in diesem Augenblicke senkrecht zu jener Vertikalebene, in welcher seine Schwingungen, wenn sie keine Störung erlitten, stattfinden würden. Denkt man sich ferner, das Pendel erhalte dieselbe Bewegung, nach derselben Richtung, während es ruhig, senkrecht dabäng!, so wird es, in Folge dieser Bewe- gung, Schwingungen machen, welche in einer, senkrecht zu jener Vertikalebene der Hauptschwingungen stehenden, Ebene stattfinden, und, bei kleinen Schwingungswinkeln, die gleiche Schwingungsdauer, wie die Hauptschwingun- gen haben. Bezeichnet man mit s, die Sehne des Bogens, den das Pendel bei diesen Sei- tenschwingungen beschreibt, und mit I die Länge des Pendels, so Ist ı Ss, = svsin zu s Ss ol; s, — 0,00002322..s sin gV. oder: Sind aber die Hauptschwingungen klein, so wird die Schwere während derselben das Pendel in jedem Augen- blicke nahezu mit der gleichen Kraft nach der Richtung der Pendellinie ziehen, wie wenn es im Zustande der Ruhe wäre. Jene Seitenschwingungen des Pendels fin- den daher auch während der Hauptschwingungen gerade so statt, wie wenn es keine Hauptschwingungen machen würde. Die Gesammtbewegung des Pendels besteht also in der Resultirenden aus den Hauptschwingungen und den, senkrecht zu diesen gerichteten, von der Drehung der Erde herkommenden, Seitenschwingungen. Nun befindet sich ferner das Pendel in dem Augen- blicke, da es freigelassen wird, und mithin am Anfangs- punkte des den Hauptschwingungen zugehörigen Bogens steht, zugleich in der Mitte des den Seitenschwingungen zugehörenden Bogens. Alle äussersten Stellungen des Pendels in seinen Hauptschwingungen werden daher, der Zeit nach, mit seinen mittlern Stellungen in den Seiten- schwingungen, und die mittleren Stellungen in jenen mit den äussersten in diesen zusammenfallen. Da ausserdem das Pendel in je zwei unmittelbar aufeinanderfolgenden äussersien Stellungen der Seitenschwingungen von der Ebene der Hauptschwingungen nach entgegengeselzten Seiten abweicht, so ist die von dem Pendel beschriebene Linie am genauesten einer Ellipse zu vergleichen, deren Axen: sund s, oder: s und 0,00002322 s sin gYT met. - sind. Der Sinn der Bewegung des Pendels auf dieser el- lipsenähnlichen Bahn ist auf der nördlichen Hälfte der Erde so, dass es, indem es sich vom Beobachter ver- möge seiner Hauptschwingungen entfernt, nach der rech- ten, und indem es sich ihm wieder nähert, nach der linken Seite von der Ebene der Hauptschwingungen ab- weicht, also die dem Zeiger einer Uhr entgegengesetzte Bewegung hat. Auf der südlichen Erdhälfte findet die Bewegung im enlgegengeselzten Sinne statt. — 160 — Man sieht, dass die von der Drehung der Erde her- kommenden Seitenschwingungen nur’ bei ausserordentlich langen Pendeln bemerkbar werden könnten. Verzeichniss der im Jahr 1852 für die Biblio- ihek der Gesellschaft eingegangenen Ge- schenke. Von Hrn. Dr. S. Baup. Baup. Determinalion de l’allitude de plusieurs localiles du Ct. de Vaud etc. 8. Geneve 1850. Von Hrn. Chr. M. Engelhardt aus Strassburg. Engelhardt. Das Monte-Rosa und Matterhorngebirg,. 8. Paris und Strassburg 1852. Von Hrn. A. Favre. Favre, A. Sur la presence de la craie blanche dans les alpes de la Savoie. 8. Geneve 1852. Agassiz, L. Phenom£ne erratique aux environs du lac sup£rieur. 8. Geneve 1852. Von Hrn. Dr. Fischer aus Hamburg. Fischer. Die Gehirnnerven der Saurier. 4. Hamhurg 1852. — -— Amphibiorum nudorum neurologiae specimen I. 4. Ham- burg 1843. Von Hrn Dr. H. Hirzelin Leipzig. Hirzel. Der Führer in die unorganische Chemie. 8. Leipzig 1852. -— — Einwirkung des Quecksilberoxydes auf das Ammoniak u. 8. w. 8. Leipzig 1852. Von Hrn. J. Horner. Bischoff, J. A. A history of the woollen manufactures etc. 2 v. 8. London 1842. Meyer, J. Geometria theorelica. 12. 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Verhandlungen der physik. medizinischen Gesellschaft in Würz- burg. Bd. II. 6-22. IM. 1—2. 8. Würzburg 1851. 1852. Uebersicht der Bücher-Anschaffungen im Jahre 1852. Denkschriften der K. Akademie der Wissenschaften. Bd. I. U. 1—2. 111, 4. Mathemalisch - nalurwissenschaftliche Klasse. 4. Wien 1850. 1851. Pohl, Dr.,J. E., und V. Koller. Brasiliens vorzüglich lästige In- sekten. 4. Wien 1832. Busch, Dr. W. Beobachtungen über Anatomie und Entwicklung einiger wirbelloser Seethiere. 4. Berlin 1851. Göppert, H. R. Monographie der fossilen Coniferen. 3. Leiden 1850. Bolton, Jac. Geschichte der merk würdigsten Pilze. Mit Kupfern. 8. Berlin 1795—1820. Pritzel, G. A. Thesaurus litteralurae botanicae. 4. Lipsiae 1851. Hofmeister, W. Vergleichende Untersuchungen der Keimung hö- herer Cryptogamen. 4. Leipzig 1851. Gutbier, Aug. v. Abdrücke und Versteinerungen des Zwickauer Schwarzkohlengebirgs. 8. Zwickau 1835. Archiac, histoire des progr&s de la geologie. T. 4. 8. Paris 1852. 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Wenn ich mir erlaube, Ihnen die Tafeln zum drit- ten Bande meines Werkes über die Insekten von Oenin- gen und Radoboj vorzulegen, geschieht es nicht in der Absicht, Ihnen die einzelnen Formen, welche sie darstellen, vorzuführen, sondern lediglich um daran ei- nige allgemeine Bemerkungen anzuknüpfen und dieselben durch Vorweisung einer Reihe von Versteinerungen zu erläutern. Es enthält dieser dritte Band die letzte Ord- nung der Insekten, die Rhynchoten, daher mit denselben der spezielle Theil (in welchem 464 Arten beschrieben und abgebildet sind) abgeschlossen werden könnte. Es sind mir aber von den früher bearbeiteten Ordnungen seither so viel neue Arten zugekommen, dass ein vierter Band für diese bestimmt werden musste, wodurch die Darstellung der allgemeinen Verhältnisse und der Resul- tate, welche meine Untersuchungen über die Tertiärin- sekten geliefert haben, weiter hinausgeschoben wird. Sie gestatten es mir aber wohl, Ihnen einige vorläufigen Mit- theilungen über die zuletzt bearbeitete Insektenordnung zu machen. Zur Zeit sind erst 4 Arten tertiärer Rhynchoten be- schrieben. Auf den beiliegenden Tafeln finden Sie 133 Arten dargestellt. Bedenken wir, dass man gegenwärtig aus gauz Europa nur etwa siebenmal mehr lebende Ar- ten kennt und in unserm Lande wir auf Einer Lokalität der Jetziwelt kaum mehr als dreimal so viel Arten vor- finden, werden wir diese Zahl fossiler Arten als beträcht- lich bezeichnen ‚müssen, und sie gestattet uns einen Blick in die Rhynchoten-Fauna der Vorwelt. BER, ; MORE, Mit Ausnahme der Thier- und Schildläuse sind sämmtliche Zünfte lebender Rhynchoten unter den fossi- len repräsentirt. Thierläuse dürften auch damals nicht gefehlt haben und es ist kaum anzunehmen, dass die Hirsche, Pfeifhasen, Viverren und Mastodonten, welche am ÖOeningersee gelebt haben, davon befreit gewesen seien. Es ist aber kaum zu erwarten, dass je welche versteinert gefunden werden, wogegen ein sorgfältiges Durchsehen der Blätter und Blattstiele wahrscheinlich die Schildläuse zu Tage fördern wird, obwol mir bis jetzt noch keine vorgekommen sind. Dagegen sind mir von Pflanzenläusen fünf Arten bekannt geworden, welche trotz ihres zarten Baues sehr wohl erhalten sind, und bei ein paar Arten sind selbst die äusserst zarten Füh- ler und Beine, wie die Honigröhren zu erkennen. Zwei dieser Arten gehören zu den Baumläusen (Lachnus), welche auf Waldbäumen leben. Eine derselben entspricht unserer Föhrenlaus (Lachnus Pini L.), die in grossen Gesellschaften auf jungen Trieben der Föhrenbäune vor- kommt und da gar fleissig von den Waldameisen besucht wird, da gerade die Lachnus-Arten durch reichliche Ho- nigabsonderung sich auszeichnen. Ohne Zweifel werden daher die zahlreichen Waldameisen Radobojs die dorligen Föhrenbäume (es sind fünf Arten von da bekannt) zu diesem Zwecke auch fleissig besucht haben. Ein zweiter Lachnus ähnelt am meisten der Eichenlaus (Lachnus Quer- cus F.), und auch für diese ist die Nährpflanze leicht auszumilteln, da sechs fossile Eichenarten von Radoboj beschrieben sind (cf. Unger genera et species plantarum fossilium Seite 399 u. f.). Unsere Eichenlaus steht zur Formica fuliginosa F. in nächster Beziehung (man sehe Kaltenbach Monographie der Pflanzenläuse Seite 165), welche die Eichenbäume zu diesem Ende häufig besucht, = a = die Läuse mit den Fühlern betastet und dadurch sie ver- anlasst, den Honig fahren zu lassen. Merkwürdigerweise ist die häufigste Ameise Radobojs wieder sehr nahe mit der Formica fuliginosa F. verwandt, ist ihr Repräsentant in der Tertiärzeit. Es ist diess die Formica occultata (siebe 11. Band meines Werkes $. 134), von welcher mir bis jetzt 550 Exemplare zugekommen sind. Nicht allein haben wir also von Radoboj die Eichenbäume, auf wel- ehen diese Blattläuse gelebt haben, sondern auch die Ameisen, denen wieder diese Thierchen die Nahrung ge- boten haben. — Die Blattläuse stehen aber nicht allein in Beziehung zu den Ameisen, sondern auch zu den Syrphen und Coccinellen. Die Larven dieser Thiere leben nämlich in den Blattlauscolonien und richten in denselben grosse Verheerungen an. Von Syrphen sind mir sieben Arten von Radoboj bekannt geworden, und von Coceinella haben wir 9 Arten von Oeningen und eine Art von Raboboj. Wir kennen daher für Radoboj auch die Mittel, deren sich die Natur schon damals bedient hat, um der zu starken Ver- mehrung der Blattläuse Einhalt zu thun, und die Oenin- ger Coceinellen lassen nicht zweifeln, dass es daselbst Blattläuse gegeben hat, obwol zur Zeit von dieser Lo- kalität erst eine, wahrscheinlich von einem Pemphigus herrührende, Blattgalle bekannt geworden ist. Von der ‘Gattung Aphis sind mir drei Arten von Radoboj zuge- kommen, jedoch weichen diese so sehr von allen Arten der Jetztwelt ab, dass sie uns zu keinen sichern Schlüssen berechtigen. Eine derselben ist merkwürdig durch die ungewöhnlich langen Honigröhren; zwei andere durch ihre Grösse. Sie übertreffen in dieser Beziehung alle Arten der Lebenwelt. Da die Blattläuse mit langem Flü- gelmaal vorherrschend auf Nadelhölzern wohnen, darf indessen die Vermuthung ausgesprochen werden, dass u diese, sehr langes Flügelmaal besitzenden Arten, auf Na- delhölzern, vielleicht auf den eigenthümlichen Cypressen- bäumen (Libocedrus und Gallitris) Radobojs gelebt haben. Die grosse Mehrzahl fossiler Khynchoten bilden die Landwanzen (die Geocoren), welche auch in der jetzigen Schöpfung die Hauptmasse ausmachen. Von den sieben Familien , in welche wir sie zu theilen haben, sind fünf fossil. Die Vertheilung der Arten nach den Familien giebt die dieser Abhandlung beigefügte Tafel, welcher noch mehrere Rubriken beigegeben sind, die einen Blick in die Verbreitung der jetztlebenden Rhynchoten gestat- ten.*) Es springt hier sogleich in die Augen, dass die tertiären Landwanzen in ihren relativen Zablenverhältnis- sen mehr mit denen der Länder südlicher Zonen, als mit denen der Schweiz übereinkommen. Weitaus die arten- reichste Familie der Schweiz und überhaupt Europas bil- den die Gapsinen, welche überdiess in grossen Indivi- duenmassen auftreten. Auch in Nordamerika finden sie sich in ziemlich zahlreichen Formen bis in den Süden der vereinigten Staaten (aus Neu-Georgien sind mir noch 19 Arten bekannt). Von dort an aber verlieren sie sich gänzlich gegen die Tropen hin. Allerdings sind diese *) Die allerdings noch dürflige Uebersicht der Rhynchoten von Savannah in Neu-Georgien habe ich der Sammlung des Hrn. Escher-Zollikofer entnommen; die andern Rubriken verdanke ich Hrn. J. Bremi. In Savannah hat Hr. Abbot während einer lan- gen Reihe von Jahren gesammelt und Hrn. Escher alljährlich seine Ausbeute mitgetheill. Durch dieses Verzeichniss erhalten wir das Zahlenverhältniss der an einer bestimmten, beschränk- ten Lokalilät des Südens der vereinigten Staaten vorkommenden Rhynchoten; dureh das Verzeichniss der von Hrn. Bremi in Dü- bendorf, mit freilich viel grösserer Sorgfalt gesammelten Arten, einen Masstab zur Beurtheilung der in unserm Klima in einer Gegend lebenden Rhynchoten — 175 — Capsinen zarter gebaut als die meisten übrigen Wanzen, allein so gut als die zarten, kleinen Pachymeren und He- terogaster-Arten, oder gar als die weichen Blattläuse und zierlichen Mücken bätten sich natürlich auch die Gapsi- nen erhalten, wenn sie wirklich in die Steinsubstanz hin- eingelangt wären. Ausser den Capsinen fehlen nur noch die Uferwanzen, welche ausschliesslich der gemässigten und kalten Zone angehören. Während also diese Fami- lien (von denen die der Capsinen in der Schweiz mit 131 Arten auftritt) in Oeningen und Radoboj keine Ver- treter baben, sind die Schreitwanzen (die Reduvinen), welche in der Tropenwelt in einer Masse von Formen erscheinen, sehr stark an diesen tertiären Lokalitäten ver- treten. Es sind mir 12 Arten vorgekommen, also nahezu ebenso viel als man aus der Schweiz kennt und mehrere derselben in ein paar Exemplaren, was zeigt, dass diese Thiere damals auch in grösserer Individuenzahl auftra- ten, als jeizt bei uns, wo sie bis auf ein paar Arten sehr selten sind. Von Scutelleriden sind fast ebenso viel Arten in Oeningen als man aus der Schweiz kennt; von Goreoden und Pentatomiden haben wir in Ocningen und Radoboj etwa halb Mal so viel als in der Schweiz. Diess sind wieder Familien, welche in warmen Ländern sehr reich vertreten sind. In der Familie der Lygaeoden,, welche in der heissen Zone auch vorkommt, aber doch in der gemässigten den Mittelpunkt ihrer Verbreitung hat, bilden die fossilen ungefähr !/ der schweizerischen Arten. So geben die Landwanzen schon in Beziehung auf das relative Zahlenverhältniss der Arten der verschie- denen Familien der tertiären Fauna entschieden einen südlichen, subtropischen Charakter. Nicht weniger ist diess der Fall, wenn wir noch näher die einzelnen For- men ins Auge fassen. —_— 176 — Unter den Schildwanzen erblicken wir drei prächtige Pachycoris-Arten, welehe nahe verwandt sind mit der Pachycoris gutiula P. B., von St. Domingo und der Pa- chycoris Schousboei aus Brasilien; unter den Pentatomi- den eine sonderbare Rindenwanze,, welche mit dem Phloe- coris paradoxus Hahn des südlichen Brasiliens zu ver- gleichen ist; unter den Randwanzen zwei Spartoceri, ei- nen Alydus, ähnlich dem brasilianischen A. recurvus H. Sch., und einen Hypselonotus, entsprechend dem Hypse- lonotus dimidiatus. Das sind also alles südamerikanische Typen, andere dagegen entsprechen solchen Nordamerikas, so die schöne Halys Bruckmanni und Evagoras impressus. Dem Harpactor maculipes und constrietus, wie dem Pi- rates oeningensis ist zwar keine amerikanische Art ganz analog, allein sie stehen doch amerikanischen Formen näher (ersterer dem H. poecilus, letzterer dem Pirates spheginus), als europäischen. Noch mehr Arten indessen finden in Europa ihre nächsten Verwandten. . Einige dieser sind aufs südliche Europa beschränkt, so der Syromastes suleicornis F. (dem Oeninger S. Seyfriedi entsprechend), während an- dere durch ganz Europa vorkommen, wie denn überhaupt die Wanzen das Eigentbümliche in ihrer Verbreitung ha- ben, dass die meisten europäischen Arten im Süden un- sers Welttheils zu Hause sind, von welchen viele bis in den Norden sich verbreitet haben, während der Norden selbst nur wenige eigenthumliche Arten hat, wie denn auch in unsern Hochgebirgen sich fast nur Arten der Ebene finden. Es sind diess eben vorherrschend Thiere warmer Zonen, von welchen aber eine Zahl auch nach kälteren Klimaten sich verbreitet bat. (Fortsetzung folgt.) MITTHEILUNGEN DER NATURFORSCHENDEN GESELLSCHAFT IN ZÜRICH. oN? 90. Aılaa In 1853. Prof. ©. Heer. — Ueber die Rhynchoten der Tertiärzeit. (Fortsetzung.) In der Tertiärzeit war es unzweifelhaft ebenso, al- lein es wurden damals viele Formen bis in unser einst wärmeres Land vorgeschoben, die jetzt jenseits der Al- pen verbleiben oder selbst das südliche Europa nicht mehr berühren. Wir haben 21 der fossilen Arten solchen durch ganz Europa verbreiteten species gegenüberzustellen und zwar finden sich darunter Arten, welche unserer so ge- meinen grünen Baumwanze (Pentatoma prasinum L.), der Beerenwanze (Pentatoma baccarum F.), der buntge- fleckten Eurydema ornata und festiva F. u. s. w. ent- sprechen. Das sind also alles genera, welche auch in der Jetzt- welt noch vorkommen, daneben aber finden wir sechs, die untergegangen sind und unter diesen eines, das in 10 Arten erscheint (Cydnopsis), also zu den artenreich- sten der ganzen Ordnung gehört. Es ist diese Gattung um so wichtiger, da zwei Arten derselben in Radohoj wie in Oeningen sich finden und in der grössten Indivi- duenzahl auftreten. Von einer, der Cydnopsis tertiaria, Band 111 12 er habe ich 36 Stücke vor mir gehabt, von der andern, der Cydnopsis Haidingeri, 14 Stücke. Vermuthlich wird man diese auch noch in Aix finden und sie werden als tertiäre Leitwanzen dienen können. An diese Gattung schliesst sich nahe eine zweite untergegangene Gattung, nemlich Neurocoris, an, welche durch das eigenthümlich zellige Flügelgeäder sich auszeiehnet und in zwei Arten auftritt. Aber auch manche Gattungen der Jetztwelt schliessen Arten ein, für welche ich keine analogen le- benden auffinden konnte, und wenn auch für einzelne derselben ein fortgesetztes Studium unzweifelhaft noch solche nachweisen wird, können wir doch jetzt schon sagen, dass die tertiäre Wanzenfauna viel eigenthümliche, der Jetztwelt fremdartige Typen einschliesse. Gegenwär- tig weiss ich 40 Arten keine analogen lebenden zur Seite zu stellen. Gering nur ist die Zahl der fossilen Wasserwanzen, 'welche zu zwei Familien gehören. Merkwürdig ist aber, dass ausser einem Wasserscorpion , ähnlich unserer Nepa cinerea L., ein Diplonychus erscheint, welcher dem in- dischen Diplonychus annulatus F. entspricht, eine Nau- coris, welche den Uebergang zur Gattung Diplonychus bildet, und eine zierliche Corisa , welche einer neuen Art aus Neu-Georgien täuschend ähnlich sieht. Die ameri- kanische Gattung Belostomum , welche durch Prof. Ger- mar aus den Bonnerkoblen bekannt geworden ist, findet sich nicht unter unsern Arten. Diese stammen sämmt- lich von Oeningen und bestätigen aufs neue, dass der Oeninger-See beim oberen Bruch ein schlammiges, seich- tes Ufer besessen babe, da die analogen lebenden Arten nur in solchen Gewässern sich finden. Gehen wir über zu den Zirpen, finden wir die sämmt- lichen vier bekannten Familien unter den 3% fossilen Arten. nn. Die Cicaden erscheinen in vier Arten, die Kleinzirpen in 27, wogegen die Buckelzirpen nur in einer und die Leuchtzirpen nur in zwei Arten auftreten. Es ist diess insofern auffallend, als die beiden letzteren Familien vor- züglich der warmen Zone angehören und namentlich im tropischen und subtropischen Amerika in einer Menge von Arten zum Vorschein kommen. Schon in Neu- Georgien haben wir 10 Arten Buckelzirpen und 14 Ful- gorinen, und in Surinam und Brasilien jene merkwürdig grossen und schönfarbigen Thiere, die unter dem Namen der Laternträger bekannt geworden sind. Aehnliche sind noch nicht aus der Tertiärzeit bekannt. Die aus Oenin- gen und Radoboj auf uns gekommenen Arten (Pseudo- phania amatoria und Tettigometra debilis) entsprechen ganz den europäischen Formen. Wenn nun auch dieses schwache Auftreten zweier, voraus tropisch amerikani- nischer Familien, die tertiäre Zirpenfauna, der europäi- schen nähert, in welcher ebenfalls, wie in der Tertiär- fauna, die Kleinzirpen die Hauptmasse der ganzen Zunft bilden, so zeigt uns dann wieder eine nähere Betrach- tung dieser tertiären Kleinzirpen, dass die Mehrzahl der Arten Radobojs nicht europäischen, sondern amerikani- schen Typen entspricht. In Europa bilden die Gattungen Aphrophora, Jassus, Acocephalus und Typhlocyba die Hauptmasse der Kleinzirpen, im subtropischen und tro- pischen Amerika aber, von Neu-Georgien an, die Gattun- gen Cercopis und Tettigonia. Von diesen kennt man nur fünf europäische, dagegen 259 amerikanische Arten. Von Radoboj nun sind mir 11 Arten dieser beiden Gat- tungen bekannt geworden; 9 Gercopis und 2 Tettigo- nien. Die Cercopis- Arten sind von auffallender Grösse und Färbung. Eine derselben (die CGercopis giganlea) rivalisirt mit den grössten lebenden Arten der Tropen ei (sie ‚hat fast die Grösse der Gercopis mirabilis Blanchard von Madagascar), doch weichen alle diese Arten sehr von den bekannten lebenden ab, so dass sie keinen der Jetztwelt entsprechen. Immerhin nähern sie sich in Grösse und Farbe viel mehr den tropischen Formen als den drei viel kleinern aus Europa bekannten Arten. Auch die zwei Tettigonien weichen ganz von den europäischen‘ ab und die eine hat in der Tettigonia auranliaca aus Neu- Georgien ihren entsprechenden Doppelgänger. Lacordaire erzählt, dass die Gercopis-Arten des tropischen Amerikas einen Saft ausschwitzen, um dessen willen sie die Amei- sen aufsuchen, so dass sie denselben die Blattläuse dort ersetzen. Bei dem ausserordentlich grossen Reichthum an Ameisen in Radoboj ist es sehr beachtenswerth, ‘dass auch diese Gercopis-Arten dort so zahlreich vertreten sind, und es dürfte wohl auch zwischen diesen Thieren ein ähnliches Wechselverhältniss bestanden haben. Neben den prächtigen südlichen Gercopisarten kom- men aber auch europäische Typen, nämlich Aphropho- ren, Acocephali und Typhlocyben vor.: Eine Aphrophora (A. spumifera) ist der durch ganz Europa verbreiteten Schaumeicade ungemein nahe verwandt und lässt uns keinen Augenblick zweifeln, dass schon die Tertiärpflan- zen stellenweise mit Schaumklumpen behangen: waren, ähnlich denjenigen, die bei uns unter dem Namen des Teufel- oder Kukukspeichels so allbekannt sind. Wir wissen ja, dass diese Aphrophoren es sind, welche diesen Schaum erzeugen, der die Larven dieser muntern Gras- hüpfer umhüllt. Wir haben daher diesen Teufelsspeichel von der Tertiärzeit ererbt. Nicht unerwähnt will‘ ich ferner lassen, dass diese tertiare Schaumcicade eine grosse Verbreitung halle, indem sie in Radoboj wie in Aix vorkommt, und eine sehr ähnliche, vielleicht sogar — 181 — dieselbe Art auch in Oeningen gefunden wurde. Und ebenso ist die jetztlebende Schaumeicade (Aphrophora spumaria L.' Zetterstdt.) wie die gemeinste aller Zirpen, so auch diejenige, welche den grössten Verbreitungsbe- zirk hat, indem sie vom Mittelmeer bis hoch in den Nor- den hinaufgeht und .auch in Nordamerika sich wieder findet. So sehen wir also, dass derselbe Insektentypus damals wie jetzt über ein grosses Areal sich ausgebrei- tet, wohl weil eben damals wie jetzt in einem weiten Gebiet die Bedingungen seines Lebens sich vorfanden. Wie die Apbrophoren entsprechen auch die zwei Acoce- phali und die Typhlocyba europäischen Arten. Die Typh- locyba Bremii ist ein ausnehmend zierliches Thierchen und dürfte auf den Eichen des Waldes von Radoboj ge- lebt haben. Schon früher wurde erwähnt, dass die Gercopis- Arten eigenthümliche untergegangene Typen darstellen , dasselbe gilt von einem wunderschön erhaltenen Bythos- eopus (B. muscarius) von Aix, und ferner zwei neuen Gattungen der Familie der Kleinzirpen, von denen ich die eine Dictyophorites, die andere Ledophora genannt habe. Sie enthalten höchst merkwürdige Thierchen, von welchen der Dietyophorites tingitinus an die amerikanische Gattung Aethalia, die Ledophora producta aber an Ledra, und zwar am meisten an Ledra gladiata Blanchard von Madagaskar, erinnert. Von eigentlichen Cicaden haben wir vier terliäre Arten. Von diesen steht eine der Cicada Fraxini F. und Gicada Orni L. sehr nahe, die im Sommer über- all jenseits der Alpen, im Veltlin, Tessin und am Co- mersee, aber auch im Wallis, in Masse auf den Bäu- men sitzen, durch ihren eigenthümlichen Gesang von wei- tem schon sich ankündigen und als Boten des Sommers BR und als Symbole des stillen Friedens der Natur von Alters her gepriesen werden. In der Tertiärzeit tönte auch über unsere Gegenden dieser Cicadengesang, der später nach den wärmern Ländern entflohen ist. — Die europäischen und amerikanischen Gicaden haben glas- helle, oder doch nur stellenweise .dunkelgefleckte Flü- gel, in Südafrika und ebenso in Indien und Neuholland kommen aber Arten mit gar schönfarbigen Flügeln vor. Merkwürdigerweise besass Radoboj auch eine Art (Cicada Aichhorni) aus dieser Abtheilung, und daneben eine an- dere (die Cicada Ungeri), welche der Cicada concinna Germ. sehr nahe steht, die auf Eichengebüsch auch dies- seits der Alpen vorkommt and an warmen Lokalitäten bis nach Franken (Erlangen, Muckendorf) vorgeschoben ist. Diese (sie kommt auch in unserm Kanton vor) hat aber nur einen sehr leisen Gesang, der nur, wo die Ci- caden in grosser Zahl beisammen im Chor singen, sich bemerklich macht. Doch sagt Prof. von Siebold, der ihn oft beobachtet hat, von demselben: er habe, trotz seiner Einförmigkeit, elwas ungemein Sanftes und Rührendes, das sich, besonders in der stillen Nacht, leicht dem Ge- ‘ müthe des lauschenden Menschen mittheile. — Eine der Cicada coneinna Germ. sehr ähnliche Art findet sich in Neu-Georgien, so dass dieser Typus kleinerer Cicaden, deren Flügel von schwarzen und gelbrothen Adern durch- zogen ist, in der Jetztwelt eine grosse Verbreitung hat. Hier haben wir eine flüchtige Uebersicht gegeben über die auf den Tafeln dargestellten Arten und wenig- stens einzelne derselben hervorgehoben. Es sei mir er- laubt noch auf einige Resultate, die sich aus dieser Zu- sammenstellung ergeben , hinzuweisen. Ich bin überzeugt, dass jeder Entomolog, welcher diese Abbildungen durchsieht, schon aus diesen, wenn er — 183 auch nichts von den übrigen Insektenordnungen oder Pflanzen der Tertiärzeit kennt, den Schluss ziehen wird, dass diese Tertiärfauna ein ganz anderes und zwar viel süd- licheres Gepräge habe, als die jetzige des mittlern Eu- ropas. In der That dient auch diese Ordnung wesentlich dazu, uns in der schon anderweitig gewonnenen Ansicht zu bestärken, dass zur Tertiärzeil unser Land viel wär- mer gewesen sei. Es ist sehr beachtenswerth, dass die tertiären Rhynchoten sogar mehr südliche und namentlich mehr amerikanische Formen enthalten, als die übrigen Insektenordnungen , wie ein Blick auf die beigefügte Ueber- sichtstafel und die oben mitgetheilten Bemerkungen zeigen wird. Die Rbynchoten haben eine unvollkommene Ver- wandlung, sie haben daher keinen ruhenden Puppenstand ; sie leben der Mehrzahl nach als Larven nicht in der Erde, sondern auf Pflanzen; sie sind daher viel weniger bei ihrer Entwicklung gegen die Unbill des Klimas geschützt. Der Hauptsitz dieser Ordnung ist daher zwischen den Wendekreisen, in den winterlosen Ländern, in welchen ihre Entwickelung gleichmässig fortgebhen kann. Be- sonders gilt diess von den Scutelleriden, Pentatomen, Coreoden und Reduvinen, welche in diesen in so erstaun- licher Mannigfaltigkeit auftreten. Nur eine verhältniss- mässig kleine Zahl derselben kann in Ländern leben, in welchen die Entwicklung durch einen langen, kalten Win- ter unterbrochen wird, welchen die Insekten mit voll- kommener Verwandlung, meist im Puppenstand, in ‚tiefer Erde schlummernd verbringen. Nicht allein zeigt uns daher das starke Auftreten der Rhynchoten zur Tertiär- zeit und zeigen uns die vielen, südlichen Formen ent- sprechenden Arten, dass damals unser Land ein wär- meres Klima gehabt habe, es weisen diese Thiere zu- gleich unverkennbar darauf hin, dass der Winter damals — 1 — sehr milde gewesen sein muss, womit dann auch völlig der Umstand übereinstimmt, dass damals unser Land so viele immergrünen Bäume gehabt hat. Diese sowol , wie die Rhynchoten machen es wahrscheinlich, dass damals weder Schnee noch Eis diese Gegenden heimsuchte, und dass überhaupt der Tertiärzeit in höherm Grade für den Winter als für den Sommer eine höhere Temperatur zu- geschrieben werden muss, da die Insekten mit unvollkom- mener Verwandlung ein südlicheres Gepräge haben, ais die mit vollkommener Verwandlung. Inu der Tertiärzeit hatte somit unser Land ein mehr insulares Klima als ge- genwärlig. Die Ansicht auszusprechen, dass damals Tag und Nacht gewechselt haben wie jetzt, finden Sie vielleicht überflüssig. Doch ist es immerhin erwähnenswerth, dass schon damals Tag- und Nachtthiere gelebt haben. Die ganze Familie der Schreitwanzen umfasst nämlich solche nächtlichen Thiere, welche bei uns am Tage ganz ver- einzelt unter den Blättern der Gebüsche und Kräuter warmer Waldsäume sich verborgen halten, zur Nachtzeit aber auf Raub ausgehen. Ferner stimmen die Cicaden vorzüglich am Abend und zur Nachtzeit ihren Gesang an, wogegen die Kleinzirpen bei Sonnenschein sich im Grase und auf Buschwerk herumtummeln, und die Baum- wanzen gar gerne auf den Blättern und Blüthen der Pflanzen sich sonnen. Schon im Frühern haben wir gelegentlich auf die Wechselbeziehung zwischen einzelnen Pflanzen und Rhyn- choten hingewiesen. Der Gegenstand ist aber so wich- üg, dass wir wol noch einen Augenblick dabei verwei- len dürfen, wäre es auch nur, um unser lebhaftes Be- dauern auszudrücken, dass wir von der Lebensart und den Nährpflanzen exotischer Insekten noch so wenig = ae wissen. Wie einmal diese Lücken ausgefüllt sein wer- den, werden wir eine. Menge der interessantesten Finger- zeige zu Ausmittlung vorweltlicher Verhältwisse erhalten. Schon’ jetzt können wir, allein bei den Rhynchoten ste- ben bleibend, sagen, dass, von den bekannt gewordenen tertiären Pflanzen, die Eichen Radobojs bewohnt wurden: von dem Lachnus pectorosus, der Typhlocyba Bremü und Cicada Ungeri,, die Amentaceen von Aix von dem By- thoscopus muscarius, die Föhren Radobojs von dem Lachnus Bonneti, die Sumpfdolden Oeningens von der Eurydema impudica; ferner lässt sich sagen, dass der Pachymerus oblongus auf ein Eebium, der Lygaeus tinc- tus auf eine Pflanze aus der Familie der Asclepiadeen,, der Heterogaster anliquus auf eine Nessel, der Hetero- gaster iroglodytes auf eine Art Erica, die Cicada Ema- ıihion auf eine Eschenart, die Tingis auf Blumen kraut- arliger Pflanzen zurückschliessen lassen, obwol diese Pflan- zen an den betreffenden Orten zur Zeit noch nicht ent- deckt sind. Diese längst ausgestorbenen Insekten können uns daher das Aufsuchen der Pflanzen erleichtern, wenn wir ihnen behutsam nachgehen. Aber auch über die Bodenbeschaffenheit geben sie uns einigen Aufschluss. Schon früher wurde bemerkt, dass die Wasserwanzen ein stilles, schlammiges Gewässer voraussetzen; es ist daher sehr begreiflich, warum diese Thiere nur in Oe- ningen, nicht aber in Radoboj sich finden, da wir am letztern Orte eine marine Bildung haben. Die meisten Rihynchoten Oeningens und Radobojs lassen, nach Ana- logie der nächstverwandten Arten, auf einen mit Bäumen und Buschwerk überwachsenen Boden schliessen, so die Pentatomen, die Cicaden, die Bythoscopi, die Typhlo- eyba, die Fachnus- und Cercopisarten, die Nabis, und wohl auch einige Coreoden. Die Reduvinen lieben nied- — 16 — riges Buschwerk an Waldsäumen. Doch fehlen auch Arten nicht, welche, wie schon aus dem frühern hervor- geht, krautartige Pflanzen voraussetzen, so die Eusar- coren, welche hohe Kräuter warmer Waldsäume bewoh- nen, die Eurydemen, die Tingis, die Lygaeen, einige Pachymeren und Heterogaster, wie die Aphrophoren; die Tettigonien und Tettigometren deuten auf sumpfige Wiesen hin, die Acocephalen aber zeigen, dass Radoboj auch trockne Wiesengründe nicht gefehlt haben dürften. Auch über die Jahreszeit, in welcher die Nieder- schläge im untern Bruche Oeningens sich gebildet haben, geben sie einige Auskunft. Wenn die Eurydemen auf Doldenblumen lebten, werden diese Thiere erst im Som- mer erschienen sein, da die Blüthezeit dieser Pflanzen in diese Jahreszeit fällt. Nun wurden letzthin von Hrn. L. Barth zwei Exemplare der Eurydema impudica in den- selben Lagen mit einer Zahl weiblicher und männlicher geflügelier Ameisen (von Formica procera, F. lignitum und heraclea, F. primordialis und primitiva, F. immersa und demersa) gefunden, welche Ameisen in geflü- gellem Zustand auch nur zur Sommerszeit erscheinen und wahrscheinlich bei dem mit der Paarung verbun- denen Schwärmen in den See hineingeweht wurden. Da- mit stimmt auch sehr schön, dass der Alydus pulchellus, Harpactor maculipes, Prostemma oeningensis und zwei Borkkäfer bei denselben sich fanden, denn das sind alles Thiere, welche auf den Sommer hinweisen. Natürlich gilt das oben Gesagte nur von dem letzthin ausgebeuteten Lager des untern Bruches zu Oeningen, denn die Oenin- ger Niederschläge haben sich in sehr verschiedenen Zei- ten gebildet und schliessen daher Tbiere und Pflanzen sehr verschiedener Jahreszeiten ein, doch würde der Nachweis dessen uns hier zu weit fübren. Wir verspa- . — 1897 — ren daher eine nähere Auseinandersetzung dieser Ver- hältnisse und der von Raboboj auf später, wo ich dann zeigen werde, dass die Insekten uns ein Mittel an die Hand geben, die Blüthezeit der tertiä- ren Bäume zu bestimmen. Ich habe in Obigem die Rhynchoten Radobojs und Oeningens zusammengefasst und denen der Jetziwelt ge- genübergestellt. Es unterliegt keinem Zweifel, dass diese beiden Faunen unter sich in viel näherem Verhältnisse stehen, als zur Fauna der Jetztwelt und so mit ihr als ein Ganzes verglichen werden können. Anderseits ist aber auch nicht zu verkeunen, dass sehr bedeutende Un- terschiede zwischen diesen beiden Tertiärfaunen bestehen. Um diess indessen nachzuweisen, müssten wir unsere Untersuchungen auf alle Insektenordnungen ausdehnen, was mich weit über die Grenze, die ich mir bei dieser kurzen Mittheilung gesteckt habe, hinausführen würde. Ich werde diese Vergleichung später in dem allgemeinen Theile meines Werkes vornehmen, daher hier einige kur- zen Bemerkungen genügen mögen. Beide Lokalitäten haben fast gleich viel Arten, obwol sonst Oeningen viel reicher an Insektenarten ist als Radoboj. Schon dieser Umstand, dass in Radoboj die Rhynchoten relativ häu- figer sind, giebt dieser Fauna einen mehr südlichen Cha- rakter, als der von Oeningen. Unter den Gattungen Oe- ningens gehören zwar mehrere (nämlich Pachycoris, Hyp- selonotus und Diplonychus) grossentheils den Wendekrei- sen an und auch unter den Arten anderer Gattungen sind gar manche südliche Formen, doch die zahlreichen grossen Gercopisarten, die Tettigonien, die Cicada Aich- horni, die Spartoceri und Phloeocoris geben Radoboj ein noch südlicheres Gepräge, und diess mit dem Um- stand zusammengehalten, dass nur zwei Arten beiden — 18 — Lokalitäten gemeinsam ‚angehören, zeigt, dass diese bei- den Faunen nicht gleichzeitig gelebt haben. Radoboj ist, wie auch aus der Vergleichung der übrigen Insektenord- nungen und der Pflanzenwelt hervorgeht, älter als Oe- ningen und gehört zu den älteren, Oeningen aber: zu den jüngsten Bildungen der mittleren Tertiärzeit. Sehr beachtenswerth ist, dass die Rhynchotenfauna des Bern- steines ein viel nördlicheres Gepräge hat, als die Rado- bojs und Oeningens. Es sind: zwar leider dieselben zur Zeit noch nicht veröffentlicht, doch verdanke ich ‘der Güte des Hrn. Dr. Hagen im Königsberg die zwei Tafeln zur Arbeit meines verehrten Freundes‘, Prof. Germar in Halle, welche sehr schöne Abbildungen dieser Bernstein- Rhynchoten enthalten. In der ‚beiliegenden Uebersichts- tafel enthält die vierte Rubrik eine Uebersicht der Fami- lien, auf welche die 48 Bernsteinarten sich vertheilen. Hier muss es sogleich auffallen, dass die Familien, welche in südlichen Ländern besonders zahlreich erscheinen, ent- weder ganz fehlen oder nur äusserst schwach vertreten sind , wogegen gerade die Oeningen und Radoboj fehlenden zwei europäischen Familien die Uferwanzen und die Gap- sinen,, im Bernstein vorkommen, und die letzteren, welche noch gegenwärtig in. Mittel- und noch mehr in Nordeu- ropa die Hauptmasse der Landwanzen ausmachen, auch im Bernstein dominiren. Nur die Familie der Fulgorinen macht von obiger Angabe eine Ausnahme, doch sind es fast lauter Cixien, zum Theil allerdings nach amerikani- schen Typen gebaut, doch fehlen die Tropenformen auch in dieser Fawilie. Die Gattungen sind zum Theil diesel- ben wie in: Oeningen und Radoboj (nämlich Lachnus, Apbis, Typblocyba, Bytboscopus, Tettigonia, Aphro- phora, Gercopis, Pseudophania, Pachymerus, Aradus und Tingis), ‚allein die Arten sind durchgehends verschieden — 189 — und zwar sind die Arten derselben Gattungen meist von mehr nördlichem Habitus. Diess scheint mir, auch bei Berücksichtigung , dass der Bernstein nur zu Aufnahme kleiner Insekten sich eignen musste, unzweifelhat zu zeif- gen, dass der Bernstein jedenfalls nicht eocen sei, und wenn ‘er aus der miocenen Formation stammt, müssten nach den Breiten schon ähnliche Klimaunterschiede da- gewesen sein, wie in der jetzigen Zeit, da sonst, ohne solche klimatischen Abstufungen, dieser auffallend nörd- lichere Charakter der Bernsteiufauna nicht erklärt werden könnte, Ich kann diese Bemerkungen nicht schliessen , ohne Sie, meine Herren, zu bitten, diese vor uns liegenden versteinerten Insekten nicht nur als todte Bilder zu be- trachten. Wir müssen diesen in längst vergangenen Jahr- tausenden in die Felsen versenkten Tbierchen Leben ein- hauchen, sie wenigstens in unserer Phantasie wieder auf den Schauplatz des bunten Wirkens und Treibens heraus- ziehen, dann erst erhalten wir ein lebendiges Bild der Vorwelt. Ich habe Ihnen in einer der frühern Sitzungen die immergrünen Wälder geschildert, welche in jenen fernen Zeiten unser Land bekleidet haben, und gezeigt, wie damals in wunderbarer Mischung tropische Formen mit solchen unseres Klimas unsere Flüsse und Seen um- säumten. Hier haben wir eine Ordnung aus der grossen Klasse der Insekten vor uns, welche in diesen Wäldern gelebt hat. Wir treten ein in diesen wunderbaren ÜUr- wald und sehen da, wie ganze Züge der kleinen, schwar- zen Ameise (der Formica occultala) an den alten Eichen- stämmen auf- und absteigen und zu den Blattläusen sich begeben, um von ihnen den Honig zu beziehen, wir se- hen wie die Larven der Marienkäferchen und der Schweb- fliegen in den Kolonien dieser Thierchen mit aller Be- — 1 — haglichkeit die fette Beute sich aussuchen, und unten im Grase da hüpfen die muntern kleinen Zirpen umher, während die buntfarbigen Pachycoren und die trägen Pentatomen auf den Blättern sich sonnen. Damit aber auch das Ohr nicht leer ausgehe, lassen wir die vorwelt- lichen Cicaden im Laubdach der mächtigen Bäume ihren uralten Chorgesang anstimmen, der unser Gemüth noch viel mehr als der der lebenden Arten in eine wunderbar elegische Stimmung versetzen muss. Verzeichniss der in meinem Werke beschrie- benen Rhynchoten.‘) I. Zunft. _Geocorisa. Erste Familie. Scutellerida. 1. Pachycoris Germari. Oen. 2 Escheri. Oen. 3. — protogaeus. Oen. 4. Tetyra Hassii. Oen. Zweite Familie. Pentatomida. 5. Cydnus oeningensis. Oen. + 6. Cydnopsis Haidingeri. Rad. und Oen. 7 — coleopteroides. Rad. Bar: l [ deleta. Oen. 9. = alavina. Oen. 10. _— tertiaria. Oen. und Rad. Fr — . seutellaris. Rad. 12. — brevicollis. Rad. *) Alle Arten sind neu, mit Ausnahme des Pachymerus (Corizus) Bojeri Hope. Die neuen Genera sind mil einem Kreuz (+) bezeichnet; diese kommen also in der Jetztwelt nicht mehr vor. Oen. ist Oeningen, Rad. aber Radoboj. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 2 24. 25. 26. 27: 28. 29. 30. 31. 32. 33. 34. 35. 36. 37. 38. 39. 40. A. 42. 43. — Ad — Gydnopsis exilis. Oen. — pygmaea. Oen. _ sagiltifera.. Oen. Neurocoris rotundatus. Rad. - elongatus. Rad. Phloeocoris monstrosus. Rad. Pentatoma antigquum. Oen. _ velustum. Oen. — obsoletum. Oen. _ Morloti. Rad. _ appendiculatum. Oen. _ longiceps. Oen. _ lividum. Rad. _ stigmatum. Oen. Halys Bruckmanni. Oen. Eurydema impudica. Oen. — arcuala. Oen. _ brevicollis. Oen. — effossa. Oen. Eusarcoris prodromus. Oen. — pinguis. Oen. Acanthosoma Morloti. Rad. — livida. Rad. ’2 maculata. Rad. Dritte Familie. Coreoden. Spartocerus insignis. Rad. _ maculatus. Rad. Palaeocoris spectabilis. Rad. Alydus pulchellus. Oen. Harmostites oeningensis. Oen. Hypselonotus Lavateri. Oen. Syromastes Seyfriedi. Oen. — 192 — 44. Syromastes affınis. Oen. 45. — coloratus. Oen. 46. Büchii. Oen. 47. Berytopsis femoralis. Oen. 48. Coreites erassus. Rad. 49. — oblongus. Rad. 50. — redemtus. Oen. Vierte Familie Lygaeoden. 51. Lygaeus tinctus. Oen. 52. — Deucalionis. Rad. 53. 4 atavinus. Rad. 54. & ventralis. Rad. 55. .— dasypus. Oen. 56. Cephalocoris pilosus. Oen. 57. Pachymerus Murchisoni. Aix. 58. —_ bisignatus. Rad. 59. — Bojeri. Aix. 60. —— dryadum. Aix. 61. = obsoletus. Oen. 62. _ morio. Oen. 63. + pulchellus. Aix. 64. are fasciatus. Aix. 65. 2 oblongus. Oen. 66. Heterogaster antiquus. Aix. 67. —_ pumilio. Aix. 68. _ Radobojanus. Rad. 69. iroglodytes. Rad. 70. — redivivus. Rad. 71. Lygaeites ovalis. Oen. 72 _ obsoletus. Oen. 73. pusillus. Rad. (Schluss folgt.) DER NATURFORSCHENDEN GESELLSCHAFT IN ZÜRICH. N gı. an 1853. Prof. O. Heer. — Ueber die Rhynchoten Band 111 der Tertiärzeit. (Schluss.) 74. Lygaeites lividus. Rad. 75. _ acutus. Oen. Fünfte Familie Membranaceen. 76. Aradus antediluvianus. Rad. 77. Tingis obscura. Rad. Sechste Familie. Reduvinen. 78. Nabis vagabunda. Rad. 79. — Iivida. Rad. 80. — maculata. Rad. 81. Harpactor longipes. Oen. 82. zu maculipes. Oen. 83. m constrictus. Oen. 84. = gracilis. Rad. 85. _ Bruckmanni. Oen. 86. an} obsoletus. Oen. 87. Prostemma oeningensis. Oen. 88. Pirates oeningensis. Oen. 89. Evagoras impressus. Oen. ’ 13 = FR Il. Zunft. Hydrocorisa. Siebente Familie. Nepina. 90. Nepa atavina. Oen. 91. Diplonychus rotundatus. Oen. 92. Naucoris dilatatus. Oen. Achte Familie. Notonecten. 93. Corisa fasciolata. Oen. II. Zunft. Cicadinen. Neunte Familie Stridulantia. 94. Cicada Emathion. -Oen. 95. — Aıichhorni. Rad. 96. — Ungeri. Rad. 97. — bhifasciata. Rad. Zehnte Familie. Fulgorinen. 98. Pseudophania amatoria. Oen. 99. Tettigometra debilis. Rad. Elftie Familie. Membranacea. 100. Membracites cristatus." Oen. Ei Zwölfte Familie. Cicadellinen. 101. Cercopis gigantea. Rad. 102. — Haidingeri. Rad. 103. _ Ungeri. Rad. 104. — pallida. Rad. 105. _ oeningensis. Oen. 106. _ rectelinea. Rad. 107. — fasciata. Rad. 108. - Charpentieri. Rad. 109. — longicollis. Rad. 110. pe lanceolata. Rad. 111. 112. 113. 114. 115. 116. 117. 118. 119. 120. 121. 122. 123. 124. 125. 126. 127. — 19 — Aphrophora spumifera. Rad. Aix. — spumarioides. Oen. _ pinguicula. Aix. _ molassica. Hohe Rhonen. Tettigonia anliqua. Rad. u morio. Rad. Acocephalus curtulus. Rad. — crassiusculus. Rad. Bythoscopus muscarius. Aix. — melanoneurus. Rad. Dictyophorites tingitinus. Rad. Ledophora producta. Oen. Typhlocyba Bremii. Rad. Cicadellites pallidus. Rad. = nigriventris. Rad. —_ oblongus. Oen. — Bruckmanni. Oen. IV. Zunft. Phythophthires. Dreizehnte Familie. Apbidinen. 128. 129. 130. 131. 132. 133. Aphis macrostyla. Rad. — pallescens. Rad. — Morloti. Rad. Lachnus pectorosus. Rad. — Bonneti. Rad. Pemphigus bursifex. Oen. — 1% — Uebersicht der tertiären Tertiär Zünfte. Familien. en Radoboj. stein). nn ee EEE ETUI Pentatomen u. Scu- telleriden . . . 36 13 Coreoden . . .. 14 5) Lygaeoden (7v.Aix)| 3 9 1. Landappen. u; Membranaceen . 2 2 Reduvinen. . . . 12 4 CGapsinen . . . . _ = Bihasiy., . iiyd. . _ = \ Hydrodromiei . . = = nam . . m... 3 = Il. Wasserwanzen . / Notonecten . . . 1 = Galgulinen . . . _ — | Stridulantia 4 3 | | Fulgorinen . . . 2 1 II. Zirpen. Bu: Buckelzirpen . 1 = Cieadellinen (3 von \ Aix, iv. H.Rh.) | 27 19 IV. Pflanzenläuse . | a ra . Psylloden . . . . = _ | V. Schildläuse . |. Gogeinenisy). Ka. u _ VI. Thierläuse . Pediculinen . . . — — Summa . 133 61 EEE — 117 — und jetztweltlichen Rhynchoten. Düben- dorf. Bern- stein. Oenin- gen. Schweiz. | Europa. Tr nn nn 298. — Prof. Raabe. — Ueber den gegenseitigen Zu- sammenhang einiger Functionen. (Mitgetheill den 10. Mai 1852.) 1. Die Integralrechnung, die Urquelle neuer Functio- nen, bietet die Hülfsmittel ihrer nähern Erforschung dar und ebnet die Wege, die zur Kenntniss ihrer gegen- seiligen Beziehungen führen. Einen kleinen Beleg hiezu enthält die vorliegende Mittheilung, wo folgende drei Functionen von z: 1 zZ 4 22 1 2» 1 z' Arzt ara then MM 1, 1 22 1 23 1 z’ Ve Tara Be : 1 1\. 22 1 17H 2? tar - ra + 2'@ in denen die Reihen rechterhand für alle Werthe von z convergent sind, in gegenseitige Beziehungen werden ge- . bracht werden. l. Für jeden positiven Werth von « hat man: Ko) 12 1x free 0 0 0 0 wo e die Grundzahl der natürlichen Logarithmen ist; voll- zieht man die innerhalb der Klammern enthaltenen Qua- draturen, so geht folgende hervor: & -x2 _ po» -y [ oz dx Lie re 2 o!tax 2 Jori+a ersetzt man x durch x/a, wie 1 + oy durch y und end- y; L 1 4 lich & durch 2 so ist: ar. Br PA: res Thea =[, Fe wo wir nunmehr a reell und positiv erklären. Nun ist nach Nr. 200 meiner Integralrechnung: > „-ay V: —_ !dy=l/- — 2uw(23), f = Vi - wen und ebenso habe ich in Nr. 16 dieser Mittheilungen: & a ax? Er: SER EN ran Re e? YzYalla) (4 gefunden; — daher besteht die Gleichheit: w(2z) =e ? Yf(z), oder (27)? = e”*f(z), & welche eine der angekündigten Beziebungen darstellt. II. Auf eine zweite Beziehung führt folgende Gleich- heit: o& oo -ay? dx Kuren orte — (Tex dx e I” ay 0 o1+B* ; wo « und ß reelle und positive Constanten sind. Voll- zieht man die bestimmten Integrale innerhalb der Paren- thesen nach den Nrn. 162 und 164 meiner Integralrech- nung, so hr er auf die Gleichheit: 1 a pe 177 le ur +” 0y die, wenn ß durch — > ersetzt wird, in folgende übergeht: x2 od -—— SI ern _B_ TOR 0 Yard) ®+x in der ß reell, « aber reell und positiv ist. — 20 — Ersetzt man die Integrationsvariable y durch y—Y, nimmt daan ae =a,ß=b+ 2ac, y=can, und er- setzt hierauf die Integrationsvariable x durch (b + 2ac)x, so hat man auch: (b + 2ac)?x2 & = 2 - ) urn. —® ——f: 4a as c Yar 0 1+x i wo b und c reell, a aber ausserdem noch. positiv sein | muss. Berücksichtiget man die oben in (4) und (5) auf- gestellten Ergehnimn, so geht diese Gleichheit. in fol- gende über: -(ay? + by) N b + 2ac (b + 2ac)? F ® hr eg): - el )])« aus der auch sehr bald folgende gezogen wird: b2 (@7 ern da b-+ 2ac)?\ b2 (ay?+by e ( f dy= er | (b + 2ac) v( da ) v(5,) wo, wie oben, b und c reell, a aber auch noch positiv sein muss. Um nun auf die angekündigte zweite Beziehung zu gelangen, vollziehen wir das bestimmte Integral linker- hand. der letztern Gleichheit unter der Annahmec =», indem wir den Faktor e®’ in eine nach aufsteigenden Potenzen von y geordnete Reihe auflösen. Werden hie- bei folgende Hülfsgleichungen zugezogen: b2v NE 1 1 b? \p]/z dran vr a = al, ° Rdy— a gap (Ma) Var o& ay.,Pp er Paf: Zr 1; e "yldy = 1.2.3.4....p ige so gelangt man sehr bald auf: &o 7 b2 2 -ay +byn, _iVr — _1b b 7 In ' yasni — Ze ne u ae en A BR - das Ergebniss in (6) führt aber dei der Annahme c = 0 auf: et Yyyr ap m } so gelangt man bei der Annahme = = z auf" folgende zweite Beziehung: e*w(2z) = p(2z) (8 Stellen wir dieses Ergebniss mit dem in (5) dargestellten zusammen, so ergeben sich für die drei aufgestellten Functionen folgende gegenseitige Beziehungen: 2)? = & 1(3) 22)? = ©? 1). (A die mit den folgenden zugleich bestehen: y(2) = &y (5), v(z) = 7 (5), p(2) w(z) = (5), (B wo in den beiden erstern die zweite Radix nur in posi- tiver Bedeutung auftritt. 2. Wir gehen nun von einem allgemeinern Doppelinte- grale als dem in I. vorangehender Nr. aus, nämlich von folgendem: ß o_ | (J : He Was) Ft - 0 0 (als) a = (er) e’Ydy, 0) 0 wo ß reell, « aber reell und positiv ist. Berücksichtiget man eines der Ergebnisse der in vorangehender Nr. citirten Mittheilung 16. unserer Ge- sellschaft, so hat man die Bestimmung: ß 1 gr eh tere], — 202 — die beachtend die zweite der Gleichheiten in (B) voran- gehender Nr. mit folgender gleichbedeutend ist: B diesem nach geht die hier vorgelegte Gleichheit in fol- gende über: ß -x2 [es] Sr ef vera + ne" 9, die, wenn « durch «? ersetzt wird, in folgende übergeht: . B = x2 oo ff 2 dx = | ver + a2y)) e? dy, 0o1-+ ax? wo « und ß reelle Grössen repräsentiren. Ersetzt man nun im bestimmten Integrale linkerhand x durch 2, wie dann in der ganzen Gleichbeit « durch ! und ß durch b, so gelangt man auf: b = rgar? [eS) ae b y 5; FE 1+x 3 Sl | =) Rn die durch gegenseitige Vertauschung von a mit b auch folgende darbietet: 5 e” b?x? af 2 y -y f; er N (2*(! ” »))e dy. Nach Gleichheit (12) der oben erwähnten Mittheilung hat man aber: b : „af ea’? -b2 5 Gb e zids 4 € —— dk = o1i+rx a DE = wie nach Gleichheit (8‘) derselben Mittheilung: — 203 — a b>«:h fl A a 9 air), o oder auch beachtend die zweite der Gleichheiten (B) vor- angehender Nr.: ap be he dx Si: dx = abw(2a?)ıy(2b?); daher führen die vorhin aufgestellten zwei Gleichheiten folgende herbei: &D re -- a -b2 222 I -Ydy pe rl a (' 4 vv) | e”’ dy b OD — er af v[®(! ie =) |e” dy =5 — 2ab w(2a?)w(2b?). Wird noch im erstern dieser zwei bestimmten Integrale die Integrationsvariable y durch b2(x - 1), und im zwei- ten durch a2{x-1) ersetzt, so gelangl man auf: IR ap(2a®x)e b’x 4x “fr (2b?x)e Rx — FE — 2u(2a?)wp(2b?), oder auch auf: PR bx Bü ax ” 2ax)e dx + 2bx)e dx = ——— — 2uy(2 2b), Sven” + f vene = u) wo a und b angebbare, reelle und positive Grössen vor- stellen. Geht hier die Integrationsvariable x in ni über, und ersetzt hierauf a durch ca wie b durch cb, so gelangt man auf: oa aD f ap(Qax)eP* dx fi vAAbx)e Pix Ar; — 2ewf(2ca)w(2ch) , c c wo c aller nicht negativen, reellen Werthe fähig ist. Wird bier c immer kleiner und kleiner angenommen, so wird auch der Subtrahendus rechter Hand vom Gleich- — 204 — heitszeichen immerfort kleiner, so dass man zuletzt auf folgendes Resultat geführt wird: N: -bx = -ax 2 f, ı(2ax)e” dx +[, ı(2bx)e “ dx Re subtrahirt man von diesem das vorhergehende Ergebniss, so gelangt man auf: (9 c c 2 [ av (2ax)e Pax + f % (2bx)e "dx — 2ew(2ca)w(2eb), (10 0 wo a, b und c reelle positive Grössen sind. Zieht man die beiden erstern Gleichheiten in (B) zu Hülfe, die y(z) = ee"? plz) darbieten, so hat man auch: E14 2Yab’ ke [o(2ax) + glabx)]e? Fax — (9 c f „r@ax) +g(2bx)Jje"? + Praxs—2ee”'? + De „(2ea)yl2eb) (10° die für dieselben Werthe von a, b, e wie die obigen bestehen. 3. Aus den zuletzt gewonnenen Ergebnissen kann man sehr leicht Differenzialgleichungen erster Ordnung für jede der hier vorgelegten Functionen ziehen. Wird in Gleichheit (10) a=b = 5 angenommen, so gelangt man auf: © 1x Ir oe 2 "dx = ey(e)?; differenzirt man diese nach der allgemeinen Gonstante c, so gelangt man unmittelbar auf: do v(oJe 2 "= le)? + Aewle)yile); erseizt man c durch z, so gelangt man auf: Pr va) + za) = e ?”, a — 05 — die eine der angekündigten Differenzialgleichungen ist, wo man in gewohnter Weise den Differenzialquotienten von %(z) nach z durch Y;(z) dargestellt hat. Wie schon Ausgangs vorangehender Nr, gezeigt worden, hat man: 2 y(z) =e ?yla), sonach ist auch: ee: N yılz) = — ze ?p@) + e ? pl); führt man diese Bestimmungen in die aufgestellte Diffe- renzialgleichung (11) ein, so gelangt man auf folgende zweite Differenzialgleichung erster Ordnung: g(z) + 2zpılz) =1 + zy(z), (11‘ die der Function g(z) angehört, und die man auch di- rekte aus der Gleichheit (10) vorangehender Nr. hätte ziehen können. Endlich findet man aus diesen mit Hülfe der einen oder andern der beiden erstern Gleichheiten in (B) fol- gende Differenzialgleichung erster Ordnung für die Func- tion f(z): (1 — z)f@) + zfılz) = e 2 Yhlo), die auch in folgender Weise gestellt werden kann: dE2) _ 1) = € 2ri@), oder wenn zf(z) = f'(z) gesetzt wird, hat man die Diffe- renzialgleichung erster Ordnung: hi) = Pe) -eri); cam“ führt man noch rechterhand die Function Y% ein, sa nimmt diese folgende noch einfachere Form an: hı‘(z) >= (‘(z) = (22). — 206 — 4. Wir theilen noch ein Paar Summationen mit, die man als Verificationen einiger der bisher gewonnenen _ Ergebnisse ansehen kann. Aus den Begriffsgleichungen (1 und 2) gewinnt man sehr bald folgende: ap(2ax) e Br: .e Be T an : I 2 ko-hx ku—ax Eh a ee a [p(2ax) + Yp(2bx)]Je‘? + »* k=co k k ip @a)"+@b”" x e@+bx. 01337. @k +1) multiplicirt man diese mit dx und integrirt sie hierauf von x=0 bis x=», so gelangt man mit Zuziehung der Ergebnisse in (9) und (9') zweitvorhergehender Nr. auf: IRRE Zen (— 1)" f[ ja\k+1 bik+1 \ 7 Bel + oc | a (12 aha a | Tckefeefe Sale Wen: k 1 wo (-3) den Coefficienten von y* in der Entwickelung 1 des Binoms (1 + y) 2 vorstellt. Die ohne Ende fortlaufende Reihe in der erstern dieser zwei Gleichungen ist nur bei der Annahme a=b eine convergente; diese Annahme führt auf die bekannte Leibnitz’sche Bestimmungsgleichung: 14 1 1 1 1 1 er aent - Hr > Die Reihe in der zweiten obiger Gleichungen convergirt zwar bei jeder positiv reellen Annahme über a und b gegen einen endlichen Grenzwerth; der Minimumwerth jedoch des Bruches: a nF (a+ b)* stellt sich bei der Annahme a=b dar; — daher hat man bei dieser Annahme: ‚ Sr nee BO TE | 1-2.3.% E/4 1 sei tz trat wo die Reihe schneller als eine geometrische Progression . Sun. - 1 . mit dem beständigen Quotienten 5 abnimmt. 9. Die unendlichen Reihen, durch die wir in Nro. 1 die Functionen g(z), %(z) und f{z) definirt haben, conver- giren für alle gedenkbaren Werthe von z gegen end- liche Grenzwerthe; daher bestehen die gegenseitigen Be- ziehungen dieser Functionen nicht nur für reelle, son- dern auch für imaginäre Verfügungen über z. Diese Be- merkung wollen wir dazu benützen, einige neue Func- tionen und ihre gegenseiligen Beziehungen kennen zu lernen, die in ihren Folgen auch auf die vorgelegten Functionen der Nr. t von Einfluss werden erkannt werden. Stellt man durch i die imaginäre Einheit Y— 1 dar, und setzt die Gleichungen: plzi) = D(z) + iP‘(z), y(zi) = Plz) — iP(z), (13 f@i) = F(z) + iF‘(z), fest, wo man Kürze halber die Gleichungen festgestellt hat: en lea Hob-wginN olslamnd asın in 1.3.5 1.3579 1.35.7.9.11.13 ni — 208 — Bade Haunuadtaler Tupehr 00 A A BAT Ale? #2 2’ 26 SITE Fass 20810. an 2° Pa); an0r tason > 1.4rh\ ‚22 Yaflachl ind 2* trat trans RENTE a ge F@=(1-3)73- 1 -3+5 -7)am 1 1 1 1 1 25 gr + a so sind wir unter den neu eingeführten Functionen ®(z), &(z), Plz)... manche beachtenswerthe Beziehung nun- mehr mitzutheilen in der Lage. Aus den beiden erstern Gleichheiten (B) folgt pej=e y(z); geht hier z in zi über, so gelangt man beachtend die Gleichungen (13) auf: 22) = Ka) Cos & + wa) Sind, (1 B'(2) = We) Sin 5 — #2) Cos 5, aus welchen Gleichheiten sehr bald folgende gezogen wird: 2(2)? + Ba)? = Fr)? + W(2)2. Jeder dieser Ausdrücke rechts oder links vom Gleichheits- zeichen kann sehr bald durch eine ohne Ende fortlaufende convergente Reihe dargestellt werden. — Wird nämlich in Gleichheit (11) der Nr. 3 die Variable z durch zi ersetzt, so gelangt man auf folgende zwei Differenzial- gleichungen: (2) + 22Pı(z) = Cos + zZ 2 u’ - P(7) + 22%,(z) = Sin (15 wo der unten beigeseizte Zeiger den ersten Differenzial- quotienten der betreffenden Function nach z andeutet. — 209 — Multiplicirt man die erste dieser Differenzialgleichungen mit %(z), die zweite mit %*(z) und stellt hierauf ihre Summe her, so gelangt man, wenn eine neue Function Az) durch die Gleichung: 12) = Hz)? + Plz)? eingeführt wird, auf die Differenzialgleichung: Az) + zA(z) = Plz), die durch Integration auf: zA(z) = A + S Glz)dz führt, wo A die Integrationsconstante ist. Beachtet man die Bedeutung von ®z), und vollzieht die Quadratur rechterhand, so gelangt man auf: 5 5 7 A A at Sa Teig wird bier z = 0 angenommen, so stellt sich A = 0 her- aus; — sonach hat man, wenn: Az) = Pl)? + Pl)? = Dlz)? + Plz)? (16 gesetzt wird, folgende angekündigte Bestimmung von A(z): 2 0 6 a Durch dieselbe, so eben eingeführte Function A(z) kann auch die Summe der Quadrate von F(z) und F‘(z) dar- gestellt werden. Bedenkt man nämlich, dass die Gleich- heiten in (13) auch dann noch bestehen, wenn i durch — i ersetzt wird, so gelangt man bald auf folgende Gleichheiten : » Y(zi) pC- zi) = Mz), wlzi) y(— zi) = Az), (18 f@i) (- zi) = F(z)?) + F‘()?; (19 aus dem dritten Zusammenhang in (B) der Nr. 1 folgert man auch: ai) va)=rz), m uen) == 2), * — 210 -— daher bieten die unmittelbar vorhergehenden Gleichheiten folgende dar: F(z)? + F‘(z)? = 4(2z)2, (20 welche die angekündigte ist, und vermöge welcher die Gleichheit (19) auch folgende Form annimmt: f(zi) I zi) = A(22)?. a Ersetzt man wieder in den Gleichheiten (18) und (19) z durch zi, so hat man zunächst: plz) p— 2) = Mai), w(z) W(— 2) = Ai), f(z) f(- 2) = M2ai)?, und vermöge der Begriffsgleichung (17) der Function A(z) hat man, wenn: 2 4 6 LE it Ban tr mama festgestellt wird, folgende neue Beziehungen der am Ein- gange vorgelegten drei Functionen: plz) p(— 2) = ulz). we) w(—2) = u(2), | C () I 2) = u2a)?, wo die durch A(z) und u(z) angedeuteten Functionen fol- gende einfache gegenseitige Beziehungen eingehen: he (2 4(z) = Azi) oder auch Az) = u(zi), und in Folge dieser auch: (D “u(—2) = u@), wie Al- 2) = Al2). 6. Ich schliesse diese Mittheilung mit der Bemerkung, dass die Werthungen einiger im Vorausgeschickten mit- getheilten bestimmten Integrale nicht nur für reelle Werthe der in denselben vorkommenden allgemeinen Constanten, sondern auch für imaginäre Werthe derselben Bestand haben. Wir wollen solches gegenwärtig bei der Gleichung (7%) und mithin auch bei der ihr gleichbedeutenden (6‘) re der Nr. 1 zeigen, wo wir nämlich das Bestandhaben der- selben auch bei der Annahme bi statt b, wo i die ima- ginäre Einheit, nämlich Y— 1 ist, nachweisen werden. Ersetzt man in der That b durch bi, so geht (7‘) über in: o& 7% b2 - ay? 7 TE nV. & u Eh —— b? J, e (Cosby — iSin by) ay=4/e da 3a o| 2) , woraus mer.» 11/r b? |, e Cosby ay=5/3« 4a , oo a ee J, 2 3,00 DräuEn ol 2) N hervorgeht, welche zwei Ergebnisse vollkommen richtig sind, wie aus der Gleichupg (71) der Nr. 162 und der Gleichung (10) der Nr. 197 meiner Integralrechnung zu entnehmen ist, allwo wir besagte zwei Integralbestimmun- gen directe vorgenommen haben. Diesem nach besteht jede der folgenden, unter ein- ander gleichbedeutenden Gleichungen: co a -@ay2+by), _IV®,2 _1b_;b [: an en -5,0(,): eo ah b2 urn. Ed ib, für jedes reelle positive a, wie für jedes reelle und noch rein imaginäre b. (22 (23 == ‚hneelintisspitze. obachtungen Zu S. 214 der Mitth. der naturf. Ges. in Zürich.) Jänner. 22 — 0.92]—1.36| 0.03 | 0.05 | 0.19 | 0.38.| 0.36 Hornung 2320 | 2430 | 2280 | 2370 0.42 | 0.53 | 1.44 | 1.20 März. 2910 | 1950 | 2120 | 2230 | 2330 | 2210 2.46 i 3.63 | 3.91 | 4.15 | 4.56 | 4.55 April. 3230 | 3290 , 3960 6.92 | 7.001 8.44 | 8.70 | 8.72 Mai. 3720 | 37230 | 4110 | 4380 | 4610 9.91 | 10.87 | 12.38 | 12.13 | 12.41 Juni. | 5740 | 56610 | 5770 | 5980 ! 6190 14.14 | 14.22 | 14.68 | 14.58 | 14.53 Juli. | 6550 | 66910 | 6890 | 6940 | 7080 14.86 | 14.552 | 15.55 | 15.41 | 15.41 August. 4000 8.97 4470 | 4500 12.20 | 12.13 6390 14.74 7210 | 7350 15.65 | 15.59 7490 | 7540 | 7550 | 7010 | 7180 | 7350 | 7520 14.82 | 14.81 | 13.71 | 13.59 | 13.58 BOmIoweos as or w Ne) DI > w es] Ne) o 13.64 | 13.76 Septembei 7520 A: ı 6250 | 6460 | 6320 | 6470 12.13 | 11.%5 | 10.20 | 9.49 | 9.28 | 9.25 Oktober. 5880 | 597(0 | 5340 | 5130 | 5110 | 5260 | 5410 1.43 | 1.319 | 5.72 | 5.38 | 5.00 | 5.00 | 5.24 November 3420 | 345(0 | 3180 | 3240 | 2600 | 2600 3.36 | 3.089 | 1.86 | 1.68 | 1.81 | 1.90 ner | 2900 | 29800 | 2240 | 2270 | 2280 | 2280 | 2280 0.38 | 0.1970/— 0.84|— 0.67) — 0.68|— 0.411— 1.11 u El Ca re Pop Tan Höhe der untern Gränze der temporären Schneelinie zwischen dem Bodensee und der Sänlisspilze. In französischen Fuss über dem Meere, nach Beobachtungen von 1821—1828 von Mechanikus Zuber in St. Gallen. (Zu S 214 der Mitth, der naturf. Ges. in Zürich.) ZEBEIENESENETE TEE KAEI EIETETEIEDETIE TEILE Jänner. 1650 1700 1740 | 1830 | 1900 | 1960 | 1850 | 1900 ! 1930 | 1930 | 1940 | 1940 | 1590 | 1970 | 2060 | 2060 | 1790 | 1790 | 1790 | 1720 | 1720 | 1730 | 1730 2.01— 1.9 —1. 54 1.25) — 1.22) — 0.92] — 1.07 — 0.80/— 0.52]— 0.72] — 0.411— 0.66 — 0.96 — 1.331 — 1.26) — 1.081— 0.49|— 0.36) 0.03 | 0.05 | 0.19 | 0.38 | 0.36 | | | 1890 | 1770 Ik 63, 1.51— Hornung. ' Berlin, Temper. |— 1.15) 1.19 — 1.40 12) 1.61 | | | Schneegränze: | 1790 | 1840 | 1890 | 1930 2050 1540 | 1730 | 1820 | 1900 | 1950 | 2040 | 2100 | 2160 | 2320 | 2430 | 2550 | 2580 | 2530 | 2550 | 255 Berlin, Temper. | 0.05 | 0.05 | 0.26 | 0.30 | 0.37 | 0.04 —0.01 0. 12 | | 0.27 | 0.39 | 0.56.| 0.58 | 0.27 | 0.42 | 0.55 | 0.71 | 0.56 |-0.46 | 0.23 | 0.7 | | | | | März. | | Schneegränze: | 2430 | 2420 | 2410 | 2050 | 2000 | 2050 = 2170 2180 2210 | 2240 | 2190 | 2280 | 2370 1.22 | 1.30 | 1.14 | 1.36 | 1.53 | 1.44 | 1.20 2350 | 2320 | 230 | 2480 | 2160 | 1870 | 1950 | 2120 | 2230 | 2330 | 2210 0 | 2490 3 | 0.96 0 7 | Schneegränze: 2250 | 2290 | 2390 | 2480 | 3550 | 2620 | 2690 | 2760 | 2770 | 2780 | 2750 | 2850 | 2960 | 2820 | 2910 | 2720 | 2760 | 2580.| 2590 | 237 | Berlin, Temper. | 1.42 | 1.61 | 1.80 | 1.92 | 1.68 | 1.75 | 1.96 | 2.11 | 1.79 | 1.68 | 1.68 | 1.89 | 2.23 | 2.46 | 9.52 | 2.71 | 3.06 | 3.31 | 3.32 | 3.27 | 3.14 | 3.23 | 3.22 | 3.38 | 3.25 | 3.15 | 3.63 | 3.91 | 4.15 | 4.56 | 4.55 | | | | | April. | | Schneegränze: | 2130 | 1980 |, 2090 | 2200 | 2360 | 3540 | 2680 | 2830 | 2890 , 2970 | 3060 | 3120 | 3170 | 3230 | 3290 | 3260 | 3330 | 3410 | 3500 3530 | 3540 | 3370 | 3410 \ 3620 | 3770 | 3500 , 3960 | 3920 | 3890 | 4000 | Berlin, Temper. | 4.84 | 4.95 | 5.24 | 5.36 | 5.49 | 5.66 | 5.91 | 6.22 | 6.61 | 6.62 | 6.75 | 6.50 | 6.87 | 6.92 | 7.08 6.96 | 7.20 | 7.20 | 7.42 | 7.46 | 7.39 | 8.02 | 8.33 | 8.40 | 8.20 | 8.30 | 8.44 | 8.70 | 8.72 | 8.97 4330 | 4450 | 4420 | 4550 | 4230 | 4110 | 4350 | 4610 | 4470 | 4500 | Schneegränze: 3780 | 3570 | 3960 | 4000 | 4040 | 4080 1 lkrın »3 a4 Sa 11.84 | 11.82 | 11.97. | 12.07 | 12.37 | 12.38.) 12.13 | 12.41 | 12.20) 12.13 | Berlin, Tempnr. 8.91 | 9.05 | 9.34 | 9.50 | 9.53 | 9.69 | 9.88 10.13 | | | | | | | Mai. | | | 4150 | 4150 | 4240 | 4310 | 4310 | 4310 | 4190 | 3720 | 3720 | 3660 | 3580 | 3770 | 3900 | 3960 | 4160 | 10.26 , 9.90. 9.37 | 9.12 | 9.24 | 9.91 | 10.15 | 10.43 | 10.67 | 10.69 | 10.87 | 11.50, 11.50 | Juni. | | | | Schneegränze: 4730 | 4950 | 5170 | 5320 | 5050 | 5120 | 5260 B) 0 | 5070 | 5230 | 5450 | 5620 | 5740 | 5660 | 5630 | 5680 | 5730 | 5820 | 5920 | 5990 | 5680 | 5800 | 5730 | 5470 | 5600 | 5770 | 5980 | 6190 | 6390 | Berlin, Temper. | 12.75 | 13.32 | 13.66 | 13.55 | 13.12 | 13.28 | 13.36 | 13.41 | 13.57 | 13.52 | 14.11 14.13 14.05 | 14.14 | 14.28 | 14.31 | 14.26 | 13.59 | 13.69 | 14.11 | 13.54 | 13.65 | 13.68 | 13.69 | 13.94 | 14.12 | 14.68 | 14.58 | 14.53 | 14.74 | | | | Juli. | | Schneegränze: 6590 | 6730 | 6870 | 6940 | 6990 | 7000 | 7020 7090 | 6650 | 6740 | 6830 | 6910 | 6550 | 6690 | 6830 | 6990 | 7060 6930 | 7130 | 7260 | 7350 | 7470 7480 | 7480 | 7070 | 6890 | 6940 | 7080 | 7210 | 7350 | Berlin, Temper. | 14.52 | 14.53 | 14.41 | 14.49 | 14. 47 | 14.56 | 14.89 15.07 | 14.95 | 14.92 | 15.00 | 14.61 | 14.56 14.89 15.04 | 15.24 | 15.51 | 15.41 | 15.12 15.05 | 15.11 | 15.22 | 15.51 | 15.62 | 15.55 | 15.41 | 15.41 | 15.65 | 15.59 | | | | \ August. | | | 7520 | 7580 | 7600 | 7620 | 7640 | 7660 | 7550 | 7010 | 7180 | 7350 | 7520 1 = =) or - - -_ or —} 13 —ı ur a o | Sehneegränze: | 7230 | 7360 | 7480 | 7570 | 7460 | | 7500 | 7530 | 7560 | 7530 | 7350 | 7170 | 7300 | 7430 | 7490 | 7540 7430 | 7410 | 7470 | 7520 | | | au I N Berlin, Temper. | 15.50 | 15.47 | 15.26 | 15.38 | 15. 11) 15.40 | 15.05 | 15.00 | 15.06 | 15.27 | 14.96 | 14.85 | 14.83 | 14.82 | 14.88 | 14.56 | 14.38 | 14.15 | 14.06 14.09 | 14.11 | 14.00 | 13.94 | 14.05 | 14.12 | 13.81 | 13.71 | 13.59 | 13.58 | 13.64 | 13.76 September. | | | | Ih* | | | 7520 | 7520 | 7530 | 7530 | 7530 | 7540 | 7540 | 6650 | 6750 6890 | 7010 | 6700 | 6020 | 6250 | 6460 | 6320 | 6470 10.20 | 9.49 | 9.28 | 9.25 5340 | 5130 | 5110 | 5260 5.69 | 5.72 | 5.38 | 5.00 | 5.00 | 5.24 11.79 | 11.69 | 11.29 | 11.27 , 10.98 | 10.99 | 10.67 | 10.64 10.73 | 10.35 6 | Berlin, Temper. | 13.50 13.25] 13.15 | 13.22 13.13 13.16 | 12.99 | 12.78 | 12.49 | 12.25 | 12.18 | 12.06 | 11.95 | 12.13 | 11.90 | 11.95 =) A > 2 kr) - = >13 = — <= | | | | | Schneegränze: 7560 , 7580 | 7600 | 7620 | 7150 | | 6980 7090 | 7190 | 7310 | 7400 | 7480 | 7510 | 7530 | 752 | Du 109] o 0 ı 5740 5410 | 5510 | 5600 6.87 | 6.75 | 6.46 | 5.94 3280 | 3080 | 2850 | 2900 | 2990 2.19 | 2.08 | 2.05 | 1.94 | 1.85 Schneegränze: | 6560 | 6630 | 6690 | 6760 | 5260 | 5600 | 5680 | 6050 | 6080 | 5590 6120 | 5870 | 6050 | 5880 | 5970 | 5860 | 5880 | 5920 Berlin, Temper. | 9.55 | 9.43.| 9.18 | 9.15 | 8.85 | 8.81 | 8.67 | 8.65 8.55 | 8.12, 7.81 | 7.79 | 7.77 | 7.48 | 7.31 | 7.25/ 7.08 | 6.98 | | | November: | | 50 | 3300 | 3380 | 3420 | 3450 | 3560 | 3460 | 3560 | 323 1a | 3.61 | 3.57 | 3.36 | 3.08 | 2.89 | 3.15 | 2.93 | | 3150. 3050 | 3190 | 2860 | 3000 | 3020 | 3030 , 3040 | 2000 12980 | 3050 | 2750 | 2370 | 3460 \ 2520 | 2570 | 2590 | 2610 | 2480 | 2240 | 2270| 2280 | 2250 | 2280 1.00 | 0.65 | 0.55 | 0.71 | 0.79 | 0.67 | 0.74 | 0.58 | 0.38 | 0.19 | 0.07 |-0.03|—0. ea 3010.45 0.16 —0.15/-- 0.40 0.59/— 0.66. 0.70. — 0.84 — 0.67 0.681— 0.41 1.11 N S 5700 | 5.93 | 5.83 3090 \ 3180 | 3240 | 2600 | 2600 1.69 | 1.86 | 1.68 | 1.81 | 1.90 | 4140 | 4020 | 3390 | 3460 | 3530 | 3560 | Schneegränze: 4160 | 3490 | 3680 | 3880 ) 4.28 | 4.03 | 3.95 | 4.08 | 4.06 | | Berlin, Temper. | 5.16 | 5.05 | 4.99 4.89 | 4.76 u 80 "9 egränze: | 2810 | 3010 | 3200 | 3170 | 32 | Berlin, Temper. | 2.12 | 2.00 | 1.69 | 1.39 | 1 MITTHEILUNGEN NATURFORSCHENDEN GESELLSCHAFT IN ZÜRICH. N? 98. I SEEN 1853. 1. Denzier, Ingenieur. — Die untere Schnee- gränze während des Jahres, vom Boden- see bis zur Säntisspitze. Die achtjährigen Aufzeichnungen über die tempo- räre oder wandernde untere Schneegränze am Säntis und seinen nördlichen Ausläufern, welche man dem ausdauern- den Eifer des, auch durch andere Arbeiten erwähnens- werthen*) Mechanikers Zuber von St. Gallen zu verdan- ken hat, sind in den Jahren 1821—28 gemacht und mit- telst Steindrucks in ggaphischer Darstellung veröffentlicht worden. Nachstehende Uebersicht enthält die daraus ge- zogenen Ergebnisse im Mittelwerthe für jeden Tag des Jahres, denen zur Vergleichung des Ganges die von Mäd- ler berechneten 110jährigen Temperaturbeobachtungen von Berlin**) beigesellt sind. Die höhere Bedeutung die- ser, zunächst auf barometrischen und trigonometrischen Höhenbestimmungen des fleissigen Oberst Merz von He- *) Karte der Kantone St. Gallen und Appenzell von J. Z., und Plan der Stadt St. Gallen und ihrer nächsten Umgebungen. *) Jahrbuch für 1843 von H. C. Schumacher. $. 95. Die Angaben sind in Graden nach der achtzigtheiligen Scale. Band 111. 14 Ae. ıY De risau beruhenden, nach Dauer und Art vielleicht einzigen Beobachtungen wird leider durch den Umstand wesentlich getrübt, dass die Säntisspitze (2504.2 Meter Meereshöhe) die untere Grenze ewigen Schnees nicht erreicht und dass der Bodensee (398.6 Meter. Meereshöhe) höher als die unterste Gränze des Winterschnees liegt. Jene Trübung erstreckt sich in geringerm Grade, d. h. während dem vierten Theil der Beobachtungszeit, vom 21. Juni bis 24. September, in höherm oder durch drei Viertheile der Jahre vom 4—8., 13., 15., 19., 20., 22—26. Au- gust und vom 31. August bis 4. September; diese Trü- bung (Winterschnee) reicht in. geringem ‚Grade, vom 17.:November bis 2. April, in mittelhohem ‚.d.. h. wäh- rend der Hälfte der Jahre, vom 15—20..,und. vom 25—31. Jänner, im höchsten Grade oder während fünf von den acht Jahren vom 28-29. Jänner. Die mittlere Höhe der untern Schneegränze wird wegen dieses stö- renden Einflusses für die wärmere Jahreszeit zu klein, für die kältere zu gross gefunden. Der Verfasser hat schon wiederholt auf merkwür- dige periodische Witterungserscheinungen*), die bisher als blosse Zufälligkeiten angeseher® wurden, mit Nach- druck aufmerksam gemacht. Es ist höchst bemerkens- ‘werth , dass die vorliegenden acht Jahrgänge schon aus- reichen, die bedeutendsten periodischen Temperaturwech- sel der Berliner Beobachtungsreihe unzweideutig zu wie- derholen. Als (irund hievon wird anzusehen sein, 'einer- seits das grosse räumliche Mass, welches einer kleinen Temperaturänderung (400-700 Pariser Fuss für 19 C.) entspricht, anderseits die hohe Zähigkeit der Schneedecke, *) Mittheilungen der Naturf. Gesellschaft in Zürich, Heft Il. S. 18, Heft V. S. 283, Helft VI. S. 554. — 215 — die nur allgemeinere und stärkere Einwirkungen der Luftwärme darzustellen geeignet ist. Es muss daher der Verfasser wiederholt sein Bedauern aussprechen, dass nicht von 'begünstigtern Standorten (z. B. Peissenberg, Uetliberg, Mt. Louis, Albano, Morges u. a. m.) vieljäh- rige Beobachtungsreihen über die wandernde untere Sehneegränze vorhanden sind, ja dass sogar auf den wichtigern meteorologischen Stationen nur die Schnee- fälle, nicht aber die Zeitpunkte der Schneeschmelze an- gemerkt werden.‘) Die unerwartet schöne Uebereinstimmung der perio- dischen Temperaturänderungen in Berlin und um St. Gal- len wird durch graphische Darstellung der beiden Kurven aufs Anschaulichste dem Auge vorgeführt. Die Trübun- gen durch schon besprochene Uebelstände abgerechnet, wohin namentlich die Perioden vom Ende des Jänner und Juli gehören, sind nur der 5. Oktober und 1. No- vember in St. Gallen scheinbar anomal; es fallen jedoch beide Erniedrigungen der untern Schneegränze in Zeiten stärkster Temperaturverminderung zu Berlin. Es lässt sich denken, dass hier Strömungen von geringerer Aus- “ dehnung werkthätig sein können, auch ist der 6. Okto- ber einer der ausgezeichnetsten Regentage in Zürich. Noch bleibt zu bemerken übrig, dass die oben be- merkten Trübungen nicht in ihrer vollen Ausdehnung zu nehmen sind. Die erste (Jahrgang 1827) reicht vom 17. bis 28. November; von letzterm Tage an lag wäh- rend der acht Jahre bis zum 18. Dezember’ nur am 6. Dezember 1826 und am 9. Dezember 1823 je Ein Tag lang der Schnee bis an den Bodensee hinunter. *) Unter den Schweiz. Beobachtungen machen die Basel’- schen von P. Merian eine rühmliche Ausnahme. Vom 18. bis 26. Dezember ist die Trübung auch nur auf das Jahr 1822, vom 27. bis 31. Dezember nur auf die beiden Jahre 1822 und 1826, vom 1. bis 8. Jänner nur auf 1823 und 1827 beschränkt. Der 5. und 14. bis - 23. Hornung waren nur in Einem Jahre (von 8 Jahren) bis zum Bodensee hinunter nicht vom Schnee frei, der 24. und 25. gl. M. hatten keinen Schnee in dieser Nie- derung. Im März waren 11. bis 17., 23. bis 25., und 27. bis 31. daselbst schneefrei, ebenso 1. April; dagegen lag er in zwei Jahren am 2., 20. und 26. März bis in diese Tiefe. Die Betrachtung der jährlicben Kurven führt auf die überraschende Wahrnehmung, dass die fruchtbaren Jahre, namentlich aber die guten Weinjahre (1822, 25, 27 und 28) im Sommer und Herbst eine massenhafte Erhebung der Schneelinie, ohne längere und grosse Un- terbrechungen, aufweisen, im Winter dagegen eher ein niedrigeres Niveau als die nassen und schlechten Jahr- gänge (1821, 23, theilweise 1824 und 26) besassen. Länger fortgesetzte Beobachtungen würden vielleicht auf einen genauen Zusammenhang dieser Verhältnisse schlies- sen lassen. H. Denzler, Ingenieur. — Ueber eine Sinnes- täusehung psychologischen Ursprungs. Der bekannte Versuch mit einer Kugel, die zwischen zwei über einander greifenden Fingern derselben Hand gehalten wird, zeigt die Macht des Gewohnheits-Schlus- ses über den Sinn des Gefühles. Ein ähnlicher, wissent- lich noch nirgends erwähnter Versuch beweist, dass auch der Sinn des Gesichtes durch eine auf Gewohnheit ba- sirte Schlussfolge getäuscht werden kann. — 217 — Man erinnert sich, wie viel grösser der auf- oder untergehende Mond als der hoch am Himmel stehende erscheint. Es ist aber auch Vielen bekannt, dass diese optische Täuschung um so vollständiger aufgehoben wird, je enger die Oeflnung (z. B. die hohle Hand, ein Rohr u. s. w.) ist, durch die man den Mond betrachtet. Die jetzt zu besprechende Erscheinung dürfte schwerer aufzuheben sein, sofern man nicht die Grundlagen des Versuches selbst entfernen will. Betrachtet man durch ein verhältnissmässig stark vergrösserndes Fernrohr die Seitenansicht eines regel- mässigen Gegenstandes, genauer gesagt, diejenigen Theile eines solchen, welche in der Nähe starken perspektivi- schen Verjüngungen unterworfen sind (z. B. Lineale,, Schachteln, Bücher u. s. w. in’ Zimmern, regelmässig gebaute Häuser, Strassen u. s. w. im Freien), so wer- den die entferntern Theile eines durchweg gleichbreiten Gegenstandes um soviel grösser als die nähern erschei- nen, je stärker verhältnissmässig die angewendete Ver- grösserung ist. Werden indess die beiden Dimensionen gemessen, so zeigt es sich natürlich, dass die grösser erscheinende entferntere im Fernrohre selbst die klei- nere ist. ? Die Erklärung dieser, oft sehr groben Täuschung , deren Wahrnehmung man Laien in der Naturwissenschaft zu verdanken hat, darf wol mit Grund in dem Umstande gesucht werden, dass durch die Vergrösserung, des be- trachteten Gegenstandes, resp. durch das scheinbare Nä- herrücken desselben, in seiner Form keine Veränderung bewirkt wird, was gegentheils stattfinden müsste, wenn wir selbst dem Gegenstande in gleicher Richtung näher kämen. Da also die entsprechende perspektivische Ver- jüngung fehlt, so schliessen wir unwillkürlich auf grös- — a8 — sere Dimensionen der fernern Theile. Dieser Täuschung durch Schluss ist es rein unmöglich sich zu erwehren. — Es versteht sich von selbst, dass der reguläre Gegenstand im Fernrohre ganz übersehbar sein und, soviel mög- lich, das ganze Gesichtsfeld einnehmen muss, wenn die Täuschung möglichst auffallend werden soll. Prof. Deschwanden. — Graphische Bestimmung der Bewegung der Flüssigkeiten in Röhren mit rechteckigem Querschnitte. (Fortsetzung der in Nr. 70. u. fi. mitgetheilten ‚hydraulischen Betrachtungen.) Die Untersuchungen, deren Gang und Ergebniss hier kurz mitgetheilt werden soll, sind nach den gleichen Grundsätzen geführt worden, auf welche sich die in den Nr. 70 u. s. w. der Mittheilungen der: naturforschenden Gesellschaft in Zürich enthaltenen hydraulischen Aufsätze stützen; sie sind nämlich auf den Satz der Zerlegung ei- ner bewegten Flüssigkeitsmasse in quadratische Prismen gegründet. Da bei ‚der ‚Entwickelüng dieses Satzes auf den Einfluss der Reibung, welche die bewegten Flüssig- "keitstheilchen unter einander und an den Gefäss- oder Kanalwänden erleiden, keine Rücksicht genommen wer- den konnte, so werden sich auch die folgenden Betrach- tungen bloss auf solche Fälle beziehen, in ‘denen die Reibung nur eine: untergeordnete Wirkung ausübt, wie namentlich bei- der Bewegung in raschen Krümmungen und Querschnitts- Veränderungen der Röhren. Ebenso wird vorausgesetzt, der Querschnitt der Röhren sei rechteckig und seine Dimension desselben bleibe stets unverändert. Unter diesen ‚Voraussetzungen ist die Be- wegung der Flüssigkeiten durch Verzeichnung der, in- - 2» -E den früheren Aufsätzen überall angewendeten, Quadrat- netze bestimmt und dadurch folgendes Ergebniss erhal- ten worden. 9) ‚Durchfluss durch Verengungen in der Mitte des Röhrenquerschnilttes, Wenn aea,e,, Fig. {1 und 12, eine Röhre darstellt, in welcher von a nach e Flüssigkeit strömt und bei db d,b, zwei dünne Wände angebracht sind, die zwischen sich die Oeffnung bb, übrig lassen, so kann die Flüssig- keit in der Nähe dieser Oeffnung zwei verschiedene Be- wegungen annehmen. Fig. 11. Denkt man sich, die Röhre liege wagrecht, und die zwischen dem austretenden Strahle und den Röhren- wänden liegenden Räume bced und b,c,e,d, seien mit Luft oder ruhender Flüssigkeit angefüllt, so wird auf alle Punkte der Seitenflächen be und b,c, des Strahles ein gleich grosser hydrostatischer Druck ausgeübt. Die Geschwindigkeit der äussersten Flüssigkeitsfäden bc und b,e,;, und mithin auch die Grösse der an dieselben an- grenzenden 'Quadrätchen sind daher von b und b, an gegen ce und e, bin an allen Stellen des Strahles gleich gross. Da nun die gleiche Bedingung auch bei der Kon- — 20 — traklion des Flüssigkeitsstrahles beim Ausflusse aus ;ei- ner Oeflnung in dünner Wand, Fig. 3 bis 6 in Nr. 70 und 71 der Mittheilungen, erfüllt werden musste, ‚so er- hält man hier auch die ganz gleichen Ergebnisse wie dort. Die einzelnen Flüssigkeitstheilchen werden also die in Fig. 11 mit vollen Linien bezeichneten Wege zu- rücklegen, ihre Geschwindigkeit wird an jeder Stelle im umgekehrten Verhältnisse zur Grösse der Quadratseiten stehen, und nach dem Austritte aus bb, wird der Strahl eine Kontraktion erleiden, welche so gross ist, wie in dem zweiten dieser Aufsätze angegeben worden ist. Diese Art des Ausflusses tritt bekanntlich ein, wenn das Stück ded,e, der Röhre nicht viel länger ist als dd, und in die freie. Luft mündet. Die zweite Art der Bewegung findet statt, wenn der Strahl bb,ce, seine nach der Kontraktion angenommene Breite nicht beibehält, sondern sich, wie in Fig. 12 dar- gestellt ist, wieder ausbreite. Um in diesem Falle die Fig. 12. Gestalt des Strahles annähernd zu bestimmen, -muss sowohl der im Strahle selbst vorhandene Zustand als auch derjenige der neben ihm befindlichen Flüssigkeitstheilchen beachtet werden. Zieht man zu diesem Zwecke von b und b, nach den Linien df, d,f, irgend eine krumme Linie bee, = u = b,e,e,, und verzeichnet das Quadratnetz wie in Fig. 12, so findet man, dass die in der Nähe von e und e, lie- ‘ genden Quadrate stets weil grösser werden, als die bei der Stelle der stärksten Kontraktion, ec,, befindlichen. Daher muss auf die Flüssigkeitsfäden bee und b,e,e, bei e und e, eine weit grössere Pressung von aussen aus- geübt werden, als bei ce und c,. Die in den Räumen dbe und d,b,e, enthaltenen Flüssigkeitsmassen müssen also in der Nähe von e und e, ebenfalls einen viel grös- sern Druck ausüben, als in der Gegend von ce und c,. Da nun aber in ruhenden Flüssigkeiten an allen, in der gleichen Horizontalebene ‚liegenden, Punkten die gleiche Spannung herrscht, so können die Räume db e und d,b,e, keine ruhende, sondern sie müssen eine bewegte Flüs- sigkeitsmasse enthalten. Da ferner diese Massen nicht einen Theil des Strahles bilden und folglich nicht aus der Röhre ausfliessen können, so muss ihre Bewegung der Art sein, dass sie sich trotz derselben nicht von den Stellen dbe und d,b,e, entfernen, d. h. eine wirbelnde. In diesen Räumen werden daher Wirbel entstehen, de- ren Bewegung weit weniger von der Reibung herkömmt, mit welcher die in ihnen enthaltenen Flüssigkeitstheile durch den ausfliessenden Strahl fortgerissen werden, viel- mehr dagegen von der nothwendigen Ungleichheit des an verschiedenen Stellen des Strahles herrschenden Druckes. Die Grösse der Wirbel ist zwar nicht. genau‘ angeb- bar; die Grösse der Kontraktion des Strahles aber kann mit ziemlicher Sicherheit graphisch bestimmt werden. In den Wirbeln können nämlich entweder auch die inneren Theile eine wirbelnde Bewegung haben, oder nur die äussern, während die innern ganz oder nahezu ruhend sind. Nimmt man den ersten Fall an, so drehen sich — 22 — alle Flüssigkeitstheilchen um einen Drehungspunkt herum, das Quadratnetz des Wirbels muss sich alsdann genau an das des Strahles anschliessen, und alsdann ist, wie sich bei Ausführung der Zeichnung ergibt, nur eine ein- zige Grösse und Gestalt der Wirbel möglich, die mithin dann genau bestimmt ist. Fig. 12 stellt den Strahl und die Wirbel bei dieser Voraussetzung dar. Im anderen Falle aber kann der innere, ruhende Raum länger oder kürzer, und desshalb auch die Grösse des Wirbels ver- schieden sein. Allein alsdann darf man wegen 'der An- wesenheit jener 'ruhenden Masse annehmen, die Kon- traktion des Strahles sei so gross, wie‘ wenn ‘die ihn umgebende Flüssigkeit ganz in’ Ruhe wäre, ‘also wie un- ter den in Fig. 11: dargestellten ‘ Umständen, wodurch mithin die Kontraktion’ des Strahles auch in’ diesem Falle wenigstens annähernd bestimmt ist. Da übrigens auch beim runden ‘Wirbel, ‘Fig. 12, die Kontraktion von der in Fig. 11 dargestellten‘ wenig verschieden ist, so kann dieselbe’ unter 'allen Umständen gleich derjenigen angenommen ‘werden, welche beim Ausflusse durch eine Oeffnung' in dünner Wand statt- findet. | Die numerischen Werthe des Kontraktionskoeffizien- ten für verschiedene Werthe des Verhältnisses von bb, zu'dd, oder aa, können mithin aus Nr.'2 dieser Auf- sätze, Nr. 71 der Mittheilungen, entnommen werden. Dass der Strahl, wie in Fig. 11, kontrabirt bleibt, wenn das Stück df der Röhre im Verhältnisse zu ihrem Durchmesser nur kurz ist, sich dagegen ausbreitet, wenn es lang ist oder unter dem Spiegel der Flüssigkeit mün- det, erklärt sich daraus, dass im letztern : Falle die Räume dbce und d,b,c,e, mit Flüssigkeit angefüllt wer- ‚den, deren wirbelnde Bewegung durch die Reibung an _- 23 — dem ausfliessenden Strahle bei bc, b,c, eingeleitet und durch die Verschiedenheit der dadurch entstehenden Pres- sungen bis zu dem oben beschriebenen Grade ausgebil- det wird, was im ersten Falle nicht geschieht. 10) Durchfluss durch Verengungen, die nur von einer Seitenwand der Röhre ausgehen. Dieser Fall lässt sich sogleich auf den in der vor- hergehenden Nummer behandelten zurückführen. Man denke sich von den Fig. 11 und t2 nur die eine Hälfte mnae oder mna,e,, so stellen dieselben offenbar den hier bezeichneten Fall dar, indem jetzt mn nicht mehr die Mittellinie, sondern die eine Röhrenwand bedeutet. Es können mithin hier die ganz gleichen Bewegungen eintreten, wie bei der in der Mitte der Röhre stattfin- denden Verengung; ebenso wird hier die Grösse der Kontraktion des Strahles wie im vorigen Falle sein, so- bald hier das Verhältniss bt: am gleich gross ist wie dort das Verhältniss bb, : aa,. Dagegen lässt sich dieser Durchfluss nicht mit dem in Nr. 7 dieser Aufsätze besprochenen Ausflusse aus ei- ner Oeffnung vergleichen, welche im Boden eines Ge- fässes angebracht ist und mit einer Seite an eine Seilen- wand desselben stösst. Dort konnte nämlich der Strahl nach 'seinem Austritte seilwärts ausweichen, wodurch seine Kontraktion vermindert wurde; hier dagegen kann diess nicht geschehen, weil sich die Röhrenwand ‚auch über ‘die Verengung hinaus fortsetzt. Desshalb bleibt auch der Kontraktionskoeffizient bei dieser einseitigen Verengung unter sonst gleichen Umständen wie bei der in Nr. 9 behandelten zweiseiligen. —_— 2 — 11) Durchfluss durch Erweiterungen. Die hier eintretende Bewegung kann durch die in diesen Aufsätzen festgehaltenen Grundsätze nicht be- stimmt werden, weil die Veränderungen, die sie inner- halb und in der Nähe der Erweiterung erleidet, zum grössten Theile von der Reibung herkommen, deren Einfluss nicht berücksichtigt werden konnte. Wenn näm- lich der Strahl agmn, Fig. 13, bei seinem Durchgange Fig. 13, durch die Erweiterung de, von b nach f keine Reibun- gen an der in df liegenden Flüssigkeitsmasse zu über- winden hätte, so würde dieselbe in Ruhe bleiben und überall einen gleich grossen Druck auf bef ausüben. Es wäre daher kein Grund für die Veränderung der Ge- schwindigkeit des Flüssigkeitsstrahles vorhanden, 'viel- mehr würde er von b bis nach f vermöge seiner Träg- heit mit unveränderter Geschwindigkeit und unveränder- tem Querschnitte fortgeben , mithin also weder eine Kon- traktion noch eine Ausdehnung irgendwo erleiden. In der Wirklichkeit aber veranlasst die Reibung des Strahles an den Flüssigkeitsmassen df und d,f, eine wir- belnde Bewegung derselben , dureh diese wird die Rei- bung der Flüssigkeitstheile an den Wänden der Erwei- terung vermehrt und daher die Bewegung des Strahles gegen f hin verzögert und sein Querschnitt vergrössert. Ob sich der Strahl von b an mehr oder minder rasch aushbreite, hängt von der Grösse der Reibung ab und kann daher hier nicht bestimmt werden ; dagegen können folgende Grenzwerthe einiger, mit dieser Ausbreitung verbundenen, andern Erscheinungen angegeben werden. In Folge der von b, bis ce, eintretenden Aus- breitung und der von da bis f, wieder erfolgenden Zu- sammenziehung des Strahles müssen die Flüssigkeitsfä- den zuerst eine divergirende und ‘nachher eine konver- girende Lage und eine gekrümmte Gestalt annehmen. Daher ist auch die Geschwindigkeit der Flüssigkeitsfäden in verschiedenen Punkten der gleichen Normallinie ver- schieden und zwar im Allgemeinen näher bei dem mitt- leren Faden mn grösser, in "grösserer Entfernung von demselben kleiner. Nur wenn die Länge de, d,e, der Erweiterung eine gewisse Grösse erreicht, bewegt sich die Flüssigkeit in allen Punkten ihres mittleren Quer- schniltes oc, wieder mit gleicher Geschwindigkeit. Da- mit diese gleichförmige Geschwindigkeit eintrete, muss die Länge de, d,e, um so grösser sein, je allmähliger sich der Strahl ausbreitet. Wenn man nun annimmt, er breite sich so rasch aus als möglich, d. h. plötzlich, so dass der Flüssigkeitsfaden a,b, von b, an gleich nach d, und von da nach'e, und f, gebe, so zeigt die Kon- struktion des Quadratnetzes Fig. 13, dass d,e, mindestens gleich dd, sein müsse, wenn eine @Quadratseite bei e, nicht um mehr als um einen Zehntel ihrer ganzen Länge grösser, mithin auch die Geschwindigkeit bei c, nur um einen Zehntel kleiner sein soll als bei o. Ist hingegen — 26 — die Länge de, d,e, der Erweiterung. kleiner als ihr Durchmesser .dd,, so ist die Geschwindigkeit im mittlern Querschnitte oc, in der Mitte bei o mehr als um einen Zehntel grösser als in der Nähe das Randes bei c,. Dieses Verhältniss bleibt so ziemlich unverändert, sobald dd, mehr als zweimal so gross ist, als bb,; ist dagegen dd, im Verhältnisse zu bb, kleiner, so tritt die gleichförmige Geschwindigkeit bei oc, schon bei einer etwas kleineren Länge von de und d,e, ein. Da sich ferner der Strahl in der Wirklichkeit je- denfalls langsamer ausbreitet, als hier angenommen wurde, so kann mithin behauptet werden: wenn im mittleren Querschnitte einer Erweiterung, deren Durchmesser: grös- ser als das Doppelte vom Röhrendurchmesser ist, die Geschwindigkeit an den Wänden nicht mehr als um einen “Zehntel kleiner sein soll als in der Mitte, so muss die Länge der Erweiterung, in der Richtung der Röhrenaxe gemessen, grösser sein als ihre Weite, Dabei ist vorausgesetzt worden, dass die Höhe der Erweiterung gleich derjenigen der Röhre sei. 12) Durchfluss durch Ecken oder. Kniee und Krümmungen. Stellt abe, a,b,e,, Fig. 14, eine Röhre mit einem Knie in bb, vor, und berücksichtigt man bei der Be- stimmung der Bewegung der Flüssigkeit an dieser Stelle nur den Einfluss der Zentrifugalkraft, so findet man, dass sich die Flüssigkeit an die Wände ab, bc und a,b, genau anschliesst, dagegen bei b, in einer gekrümm- ten Linie b,df in die Richtung von be, b,c, übergeht. Da der zwischen b,df und b,c, enthaltene Raum alsdann “ entweder mit Luft oder mit einer rubenden flüssigen Masse angefüllt ist, so ist die Geschwindigkeit des äus- sersten Flüssigkeitsfadens b,df in allen zwischen b, und f enthaltenen Punkten gleich gross. Die Gestalt ‘der Linie b,df, sowie die aller andern Flüssigkeitsfäden , wird mithin dadurch bestimmt, dass bei der Verzeichnung des Quadratnetzes die auf b,df liegenden Quadratseiten gleich gross gemacht werden. Ist be, b,c, nur kurz, und befindet sich die Mün- dung ce, nicht unter dem Flüssigkeitsspiegel,. so bleibt bekanntlich die Kontraktion cf bis zur Mündung. unver- ändert bestehen; im entgegengesetzten Falle breitet sich dagegen der Strahl .beaf, indem seine Bewegung durch die Reibungen gehemmt wird, in einiger Entfernung von b, wieder ‚aus, und) füllt die Röhre ganz an. Ueber die Art der‘ Ausbreitung und den. dabei in der Gegend von b,d entstehenden Wirbel können ganz ähnliche Betrach- - lungen ‚angestellt werden, wie über die Ausbreitung des Strahles in Fig. 12. Ebenso kann ohne grossen Fehler angenommen werden, die stärkste Kontraktion, die der Strahl erleidet wenn*er sich nachher wieder ausbreitet , sei gleich der in Fig. 14 verzeichneten, die er besitzt wenn später keine Ausbreitung mehr erfolgt. _— 2128 — Die Grösse des Kontraktionskoeffizienten, oder des Verhältnisses der Linie cf zu ec,, ist für verschiedene Grössen des Winkels a,b,c, verschieden, von allen an- dern Umständen aber, wie z. B. von der Geschwindig- keit der Flüssigkeit und den Dimensionen des Röhren- querschnittes, unabhängig. Die Verzeichnung des Quadrat- neizes unter den oben angeführten Bedingungen ergibt für das Verhältniss = bei einigen Werthen des Winkels ' Ss = 5 (180° — a,b,c,) folgende Resultate, denen zur Vergleichung die durch Versuche von Weisbach ermit- telten, auf dieselben Fälle passenden, Koeffizienten bei- gefügt sind. Für S = 410° 30° 45° 70° ist durch Konstruktion = = 0,850 0,675 0,537 0,412; ' und durch Versuche = —= 0,824 0,623 0,514 0,394. Man sieht hieraus, dass das Verhältniss der durch die Konstruktion erhaltenen Werthe zu den durch Ver- suche erhaltenen stets fast gleich bleibt, und dass auch die absoluten Grössen der einander entsprechenden Koef- fizienten nicht viel von einander abweichen. Auf den letzten Umstand darf jedoch weniger Gewicht gelegt wer- den, da sich die durch Versuche erhaltenen Koeffizienten auf Röhren mit kreisrundem Querschnitte beziehen und nicht durch direkte Messung des Strahles, sondern durch Berechnung aus dem, mittelst Versuchen bestimmten, Widerstandskoeffizienten abgeleitet wurden. (Sehluss folgt.) je d INS K MITTHEILUNGEN DER NATURFORSCHENDEN GESELLSCHAFT IN ZÜRICH. oN® 98. ln 1853. Prof. Deschwanden. — Graphische Bestimmung der Bewegung der Flüssigkeiten in Röhren mit rechteckigem Querschniitte. (Schluss.) Bildet die höhre statt einer Ecke oder eines Kniees eine Krünmung mit einem endlichen Krümmungshalb- messer, so ist die Bewegung der Flüssigkeit von gauz gleicher Art wie bei einer Ecke, die Grösse der Kon- traktion aber richtet sich jetzt zufolge der Konstruktion nicht nur nach dem Winkel, welchen die beiden Röh- renschenkel zwischen sich einschliessen, sondern auch nach dem Verhältnisse des Röhrendurchmessers zum Krüm- mungshalbmesser der Röhrenaxe. Schliessen’ die beiden Röhrenschenkel einen rechten Winkel ein und bezeich- net r den Krümmungshalbmesser der Röhrenaxe, so er- a : G GEN t hält der Kontraktlionskoeffizient m für verschiedene ı c Werthe von A zufolge der Konstruktion folgende Werthe, denen wiederum diejenigen beigefügt sind, welche man aus der Weisbach’schen, empirischen Formel Band 111. 15 — 230° — zur Berechnung des Widerstandskoeffizienten für recht- eckige Röhren erhält. 1 „2.0966, Für, 7 — 3 0 Ur EE ist durch Konstruktion en — 0,838 0,688 0,525 0,500; :C, und durch Versuche - — 0,722 0,648 0,502 0,416. ’ 1. H. Denzler, Ingenieur. — Bewegung der mittilern Temperatur der. Luftsäule Genf- St. Bernhard im Laufe des Jahres nach 17jährigen Beobachtungen. Das Eintreffen bestimmter gleicher Witterungserschei- nungen an denselben Tagen des Jahres hat der Verfasser schon ein ‘paar Mal in diesen Blättern (Heft II. S. 17, I S. 283, VI. S. 55%, und unlängst VII.) angedeu- t, und in der Absicht, diesen für die Witterungskunde neh Gegenstand vorerst in seinen einzelnen Rich- tungen zu verfolgen, gibt er hier das Ergebniss von Be- rechnungen, weiches annähernd die Bewegung der mitt- lern Temperatur in der Luftsäule zwischen Genf und dem St. Bernhard von Tag zu Tag, genauer gesagt, von Mit- tag zu Mittag, im Jahreslaufe und zwar im Mittel der Jahre 1829 —45*) erkennen lässt. Als blosse und selbst rohe Annäherung ist dieses Ergebniss zu betrachten, weil der Verfasser, anstatt die tägliche mittlere Tempe- *) Bibliotheque universelle de Geneve 1829 — 45. ig = ratur der Luftsäule auf bekannte Weise*) zu ermitteln, sich begnügt hat, bloss die. Unterschiede der auf den Gefrierpunkt heruntergebrachten Barometerstände beider Beobachtungsstellen aufzusuchen. In denselben liegen folglich noch einige dem Gegenstande fremdarlige oder zum Theil nachtheilige Grössen mit eingeschlossen, näm- lich einerseits die so gut wie unveränderlichen und da- her unschädlichen Verbesserungen wegen der Schwere- änderung nach Erdstellung und Höhenlage, anderseits die Verbesserung wegen der Luftfeuchtigkeit, welche in der Regel im gleichen Sinne und zwar vergrössernd ein- wirkt, dagegen ausnahmsweise von. Nachtheil gewesen sein kann. Durch die grosse Beobachtungsreihe glaubte der Verfasser diesem bedeutenden Uebelstande wesentlich steuern zu können und der Erfolg spricht auch zu Gun- sten dieser Ansicht. Die unten mitgetheilten Zahlen zeigen also unmittel- bar die mittlern. Unterschiede der Barometerstände von Genf und dem St. Bernhard in den 17 Jahren (Septem- ber und Oktober 1843 fehlten, für diese Monate ist da- ber nur das 16jährige Mittel vorbanden) an, mittelbar dagegen auch die Bewegungen der Lufiwärme zwischen Genf und dem St. Bernhard und allfällig unaufgehobene Ungleichbeiten im Luftdrucke, sowie den Einfluss der Luftfeuchtigkeit. Die Bewegungen der Luftwärme kön- nen.aber .als wichtigste, jedenfalls vorherrschende, nur mitunter etwas getrübte. Ursache. der Aenderungen in den: barometrischen Unterschieden angesehen werden. Wachsen Letztere, so hat die mittlere Luftwärme (sehr nahe: die gleiche wie die-in der mittlern Höhe zwischen *) Die hypsometrischen Tafeln von Bessel und Plantamour. S. a. Heft Ill. dieser Mittheilungen S. 341 —43. Ba beiden Orten, d. h. in der Höhe von 738.3 Toisen oder 4430 Pariser Fuss über dem Meere) abgenommen, und umgekehrt. Während die Bewegung der Lufiwärme von Tag zu Tag mit der. nöthigen Sicherheit erkannt und mit geringerer Sicherheit berechnet werden kann (+ 1"” Aen- derung entsprechen durchschnittlich X 1.9° C.), ‘so ist dagegen die Beurtheilung ihres jährliehen Ganges wegen der bedeutenden Zu- und Abnahme der Verbesserung der Luftfeuchtigkeit hier nicht möglich. Diess hindert indess die Erkennung bestimmter kälterer und wärmerer Jahrestage keineswegs. Wer die Mühe nehmen will, diese Ergebnisse mit den früher besprochenen 110jährigen Berliner Mitteltem- peraturen (von Mädler, in Schumacher’s Jahrbuch für 1843) zu vergleichen, dem wird die Uebereinstimmung der kältern und wärmern Zeitabschnitte sehr befriedigend erscheinen, besonders wenn mit in Berücksichtigung ge- zogen wird, dass je nach der Richtung der Luftströmun- gen jene in Genf später, diese früher eintreffen müssen. Diese Verzögerung oder Beschleunigung kann sich auf 1— 2 Tage belaufen. In der Art des Auftretens der nämlichen Erschei- nungen ist allerdings noch manche Verschiedenheit be- merkbar, was einerseits dem Umstande zuzuschreiben sein wird, dass die bier gegebenen Zahlen aus untern und mittlern Luftströmungen (von 1—8000 Fuss Meeres- höhe) hervorgegangen sind, anderseits dass die störenden Einflüsse wegen noch zu geringer Zahl der Jahrgänge bisweilen die Oberhand erhalten haben mögen. Ob die mit einander im Widerspruche stehenden Erscheinungen vom 21. bis 24. Juni, 7. bis 8. November, 2. Jänner, 30. bis 31.. Jänner, 17. November und 21. Dezember a 1 2 3 4 p) 6 7 I) I Bewegung der siebzeh .rschieden. (Zu Nro 93, e des Jahres, nach pag. 232.) Febroa| Oktober, — 159.93 Rn 160.39 | 167.3 160.17 | 166.5 167.1 160.37 1 160.66 2: 161.05 166.7 161.33 | 162.01 | 163.07 2. 163.41 162.47 | .97 | 163.64 3 | 163.64 ı November. ı 163.29 163.92 163.69 | 163.06 162.48 163.63 | 163.49 163.05 | ] 162.92 | 162.39 163.05 163.64 163.72 163.79 164.74 164.66 164.52 164.16 | 164.24 | | 163.54 | 163.95 | 163.94 | 164.83 | 163.89 163.22 163.97 164.24 | Dezember. 163.08 | 164. | 164.94 | — = nn eh rt Bewegung der mittlern Temperatur der Luftsäule Genf-St. Bernhard im Laufe des Jahres, nach siebzehnjährigen Beobachtungen, ausgedrückt in barometrischen Unterschieden. (Diese Unterschiede sind in Millimetern, 1”"” — ca, 1,90 C., berechnet.) (Zu Nro 93, pag. 232.) | Monats- | jynuar. | Februar. | März. April. Mai. Juni. Juli. | tage. | August. | September. Oktober. November. | Dezember. 168.18 | 167.71 | 166.26 | 163.19 | 161.55 | 160.51 | 159.84 | 159.68 | 159.61 S6 | 163.08 164.07| 168.95 | 166.52 | 166.59 | 163.50 | 160.92 | 160.11 | 159.43 | 159.00 | 13955 | 1zarao | zeson | 1oraT 168.39 | 167.15 | 166.49 | 163.81 | 160.89 | 159.92 | 159.32 158.47 159.97 | 160.39 | 169.48 | 164.61 167.24 | 167.33 , 165.78 | 163.84 | 161.41 | 160.70 |, 159.45 | 158.46 | 160.32 | 160.17 , 163.63 | 164.94 166.59 167.10 | 166.59 | 163.56 | 162.05 | 160.67 | 159.03 | 158.72 , 159.66 | 160.37 | 163.49 | 165.33 | 167.17 | 167.90 | 165.74 , 163.20 | 161.59 | 160.98 | 158.76 159.14 | 159.27 | 160.66 | 163.05 | 165.63 166.93 | 167.23 \ 165.68 | 163.71 , 161.06 , 160.92 | 159.14 ! 159.62 | 159.27 | 161.05 162.92 , 164.82 167.46 | 166.71 | 166.96. 158.97 | 159.66 | 159.79 , 161.33 | 162.39 | 165.18 167.85 | 166.30 159.72 | 159.14 | 160.50 162.01 , 163.07 | 164.96 10 | 167.44 | 166.04 159.38 | 158.46 , 160.21 | 161.52 , 163.41 | 165.61 pen a — es] [pr mh [er Ne SI (>! > (or) EX = 180) man [>r) =) ID) [>p) OR -IDVWI m ei fen rer) »rier) KOZ>L DD u =rKer) OU NORSK NekemKer Fe hm enden DI me RD Ya nen] [erfer) om [or ge) 11 | 166.73 | 166.28 | 165.85 | 165.28 | 162.78 | 160.06 | 158.91 158.48 | 160.89 | 161.04 | 163.05 | 166.32 12 | 166.41 | 167.69 , 165.48 | 164.38 | 162.35 | 160.32 | 158.85 | 158.86 | 160.29 | 161.97 163.64 | 166.19 13 | 166.31 | 167.86 | 165.81 | 164.73: 161.46 | 159.74 | 159.02 | 158.24 | 160.31 | 162.23 | 163.64 } 166.21 14 | 165.78 | 167.22 | 165.55 | 164.15 | 161.48 | 159.66 | 158.75 | 157.72 | 160.58 ' 162.01 | 163.64 | 166.72 15 | 165.85 | 166.57 | 164.37 | 163.90 | 161.76 | 158.99 | 158.68 | 158.21 | 160.81 | 162.20 | 163.72 | 167.04 16 | 166.56 | 165.83 | 163.39 163.35 | 161.86 | 159.22 | 159.29 | 159.92 | 160.33 | 162.73 | 163.79 | 165.92 17 166.94 165.90 | 164.00 164.41 159.88 | 159.75 | 159.72 | 160.12 | 162.47 | 164.74 | 166.44 18 | 166.92 | 165.84 | 164.57 ' 164.36 | 161.82 | 159.63 | 158.46 | 159.42 | 159.52 | 163.67 | 164.66 | 165.22 19 166.54 | 166.23 165.06 | 163.62 | 161.36 | 160.69 | 158.74 | 158.89 | 160.62 | 162.49 | 164.52 | 165.55 20, 166.35 : 165.37 | 165.87 163.63 160.58 | 160.06 , 158.96 | 159.09 | 160.57 | 162.94 | 164.16 | 165.65 21 | 166.74. 166.26 | 167.11 163.58 | 160.69 159.12 | 159.69 159.18 159.79 | 163.27 , 164.24 | 166.63 22 | 166.38 | 166.46 | 166.22 | 162.77 | 160.49 157.85 | 160.59 | 159.20 | 160.21 | 163.36 | 163.54 | 166.76 je (or) > > nn jan (pP) pi =r) m een or Des) [0 e) an 23 , 165.80.) 165.71 | 166.02 | 162.75 161.44 | 159.14 | 160.16 | 158.91 | 160.24 | 162.16 | 163.95 | 165.39 24 | 166.16 | 164.99 | 165.22 | 161.98 | 160.90.| 158.84 | 159.49 | 158.90 | 159.82 | 161.64 | 109.92 | 165.11 25 , 167.50 | 166.32 | 165.09 | 162.73 | 161.35 | 159.16 | 159.62 | 159.85 | 160.71 | 162.00 | IEn.S | Tea 26 | 166.52 | 165.03 | 165.42 | 162.85 | 160.99 | 158.65 | 159.61 | 159.49 | 160.61 | 162.47 | 103.59 | Ib. 7 6.95 165 4.91 | 16984 |; | 163.29 | 166.52 27 | 166.95 | 165.16 | 164.91 | 162.84 | 161.04 | 160.15 | 159.82 | 158.91 | 160.86 | 163.79 | 163.29 | 16 23 166.84 | 166.34 164.54 | 160.99 , 159.91 | 159.40 | 159.73 | 159.76 | 163.44 | 163.22 | 167.16 | | | : 0.3. Tara) 3.47 163.97 | 167.24 29 167.28 164.51 160.78 | 159.82 158.81 | 159.45 | 159.98 | 162.47 | 163.9 24 30 | 167.13 | 164.46 | 160.91. | 160.44 159.64 159.84 | 160.09 | 183.92 16424 167.27 31 | 167.94 163.29 161.05 | 159.45 | 159.02 3.69 | — 233 — auf bleibenden Unterschieden der Beobachtungsorte oder auf Zufälligkeiten beruhen, kann erst später, wenn alle nöthigen Vergleichungen ermöglicht sind, entschieden werden. Hr. J. W. Deschwanden, Prof. — Die Enitste- hung der Woasserhosen durch Wirbelwinde., (Vorgetragen den 28. Novbr. 1853. ) Wenn von der Entstehungsweise der Wasserhosen gesprochen wird, pflegt man meistens darauf hinzudeu- ten, dass sie mit den Wirbelwinden in ‚einer gewissen Verbindung stehen; allein es ist, meines Wissens, nie- mals ein genauerer Zusammenhang dieser beiden Erschei- nungen nachgewiesen worden. Diess wurde vielleicht auch desshalb unterlassen, weil die Vorstellungen, die man sich von den Wirbelwinden machte, nicht jene Be- stimmtheit und Deutlichkeit besassen, welche sie fähig gemacht hätte, andere Naturerscheinungen aus ihnen zu erklären, besonders aber Erscheinungen von der Gross- artigkeit und dem gewaltigen Charakter, welcher die Wasserhosen oder Tromben auszeichnet. Der im Fol- genden ausgeführte Versuch, einen genaueren Zusammen- bang zwischen den Tromben und den Wirbelwinden nach- zuweisen, muss daher mit einer Darstellung der Natur dieser letztern beginnen und kann dann erst zu seiner Hauptaufgabe fortschreiten. Da aber einerseits keine einlässlicheren Vorarbeiten zur Lösung dieser beiden Auf- gaben vorliegen, andrerseits auch die Resultate der fol- genden Betrachtungen nicht genau mit der wirklichen Erscheinung, die sie erklären sollen, verglichen werden können, so kann die Arbeit in der That nur als ein Ver- — BB — such betrachtet werden und bedarf schonender Beurthei- lung. Bei der genaueren Bestimmung der Natur der Wir- belwinde, welche die Entstehung der Tromben bedingen, darf man keineswegs etwa an Luftwirbel von jener Art denken, welche künstlich in den Ventilatoren erzeugt werden, und in welchen die Geschwindigkeit der einzel- nen Lufttheilchen durch die Bewegung der Flügel, die Dichtigkeit der Luft an den verschiedenen Stellen des Wirbels aber. theils durch die umgebende Hülle des Ven- tilators, theils durch die Umdrehungsgeschwindigkeit und Grösse seiner Flügel bestimmt wird. Vielmehr muss. der hier vorhandene Luftwirbel als eine riesenbafte Luftsäule angesehen werden, welche sich um eine mehr oder min- der senkrechte und geradlinige Axe dreht, aussen aber von gewöhnlicher, atmosphärischer Luft von. mittlerer Dichtigkeit umgeben ist. Es ist nicht meine Aufgabe, die Existenz‘ solcher Wirbel nachzuweisen ; allein es mag in dieser Beziehung mindestens, ausser auf Dove’s Theorie jener grossartigen, tropischen, sehr, bestimmten Gesetzen folgenden Wir- belwinde, besonders auf die Ergebnisse der Forschungen und Beobachtungen englischer Seeleute, wie.sie z.B. in Colonel Reid’s „An attempt to develop Ihe Law of; Storms“ gesammelt sind, hingewiesen werden, um die Annahme solcher Wirbel 'als etwas der Erfahrung nicht. Wider- sprechendes zu rechtfertigen. Eben so wenig ist es meine Sache, die Art und Weise der Entstehung solcher gros- sen Lufiwirbel anzugeben; es mag genügen, auf die in mancher Hinsicht ähnlichen Wasserwirbel ‚und ihre Ent- stehung hinzuweisen. Wo immer dem fliessenden. Was- ser ein scharf vorstehendes Hinderniss entgegentritt,.da entstehen durch Zurückprallung oder auf andere Weise _— 235 — Wirbel ; wo immer zwei Flüssigkeitsmassen mit entgegen- gesetzten Richtungen neben einander vorbei fliessen, da entstehen zwischen ihnen kleinere Massen, die sich theils an die eine, theils an die andere jener grösseren anhän- gen, von der einen dahin, von der andern dorthin ge- trieben und dadurch in wirbelnde Bewegung versetzt wer- den. Auf ganz ähnliche Weise können in gebirgigen Gegenden durch die Winde beim Anprallen an die Berge und bei der Zurückwerfung von ihnen, auf weiten Flä- ehen durch neben einander in entgegengesetzten Rich- tungen hinströmende Luftmassen Luftwirbel von ‘jeder Grösse 'erzeugt werden. Es frägt sich dagegen hier viel- mehr: wie viel kann, bei dem Mangel an genauen Beo- bachtungen über’ solche Luftwirbel, über die Natur der- selben gesagt werden ? Um diese Frage zu beantworten, mag zuerst an fol- gende, ganz allgemeine Eigenschaften, die ein solcher Wirbel nothwendig besitzen muss, erinnert werden. In Folge‘ der Drehung der einzelnen Lufttheilchen um jene Axe üben die inneren, näher bei derselben liegenden Theilchen, vermöge ihrer Zentrifugalkraft, einen Druck in radialer Richtung auf die ausser ihnen liegenden, von der Axe entfernteren aus. Dieser Druck pflanzt sich, wie jede Pressung in einer elastisch-fHüssigen Masse, nach aussen hin bis zu den äussersten Schichten des Wirbels fort. Da mithin von jedem Lufttbeilchen des Wirbels eine solche Kraft nach dem Umfange desselben, von kei- nem aber eine gegen seine Axe hin gerichtete Kraft fort- gepflanzt wird, so herrscht in der Nähe der Axe eine geringere, je weiter man sich aber von ihr entfernt, 'eine um'so grössere Spannung im’Wirbel. Die am Umfange selbst herrschende Spannung endlich ist die grösste und ist gleich‘ der Summe der bei der Axe herrschenden — 236 — Spannung und aller Zentrifugalkräfte, welche von sämmt- lichen, in einem Radius des Wirbels liegenden Lufttheil- chen ausgeübt werden. Ebenso wird mithin die Dich- tigkeit der Luft in der Nähe der Axe des Wirbels am kleinsten, an dessen Umfange aber am grössten sein. Da nun aber sowohl die Spannung, als die Dichtigkeit der Luft am Umfange des Wirbels, wo er mit der gewöhn- lichen atmosphärischen Luft zusammentrifft, gleich der Spannung und Dichtigkeit dieser letztern sein muss, so müssen diese beiden Grössen in der Nähe der Axe klei- ner sein, als in der gewöhnlichen atmosphärischen Luft; es muss also rings um die ganze Axe des Wirbels ein zylinderförmiger, luftverdünnter Raum bestehen. Der Wirbel bildet also gleichsam eine, nur mit verdünnter Luft gefüllte Röhre, deren Wände selbst wieder nur aus Lufitheilchen bestehen, welche dem Drucke ‚er äussern atmosphärischen Luft durch ihre Zentrifugalkraft Wider- stand leisten. Es muss ferner beachtet werden, dass die Axe des Wirbels im Allgemeinen nicht etwa durch die ganze, über der Erde liegende Schicht atmosphärischer Luft sich erstreckt, sondern eine mässige Ausdehnung haben wird. Da mithin die beiden Endpunkte des Wirbels im Allge- meinen, wie sein Umfang, ebenfalls von gewöhnlicher at- mosphärischer Luft umgeben sein werden, parallel mit der Axe aber vom Innern des Wirbels nach Aussen keine, der Zentrifugalkraft ähnliche Kraft wirkt, so hat die at- mosphärisehe Luft völlige Freiheit, sich von den beiden Enden des Wirbels her in das Innere desselben, wie in einen luftverdünnten Raum, hineinzustürzen. Es wird später gezeigt werden, dass dieses Einströ- men der äussern Luft zwar am untern Ende des Wir- bels etwas modifizirt werden wird ; allein die Erscheinung ” 35 —. 237 — wird dadurch im Allgemeinen nicht geändert. Da aber diese von Aussen einströmende Luft durch die im Innern schon befindliche, herumwirbelnde nach und nach eben- falls in diese wirbelnde Bewegung hineingezogen wird, während kein Widerstand die Geschwindigkeit vermin- dert, weiche sie beim Einströmen erhielt, so wird die Geschwindigkeit der wirbelnden Lufttheilchen an jeder Stelle des Wirbels annähernd eben so gross sein, wie die Geschwindigkeit, mit welcher atmosphärische Luft von mittlerer Dichtigkeit in einen Raum hineinströmt, welcher verdünnte Luft von der Dichtigkeit enthält, die an der betrachteten Stelle des Wirbels herrscht. Man kann sich diese Bewegung: beim Einströmen auf ähnliche Weise vorstellen, wie die Bewegung des Wassers, das sich in einem Gefässe befindet, in eine in dessen Boden angebrachte Oeffnung, wo ebenfalls leicht eine wirbelnde Bewegung eintritt und fortdauert, wenn sie nur einmal durch irgend einen Umstand herbeigeführt worden ist. In Folge dieses steten Zuströmens von äusserer Luft in das Innere des Wirbels tritt nun ausser der wirbelnden noch eine andere Bewegung der Lufttheilchen ein, näm- lich eine absteigende vom obern Ende und eine aufstei- gende vom untern Ende der Wirbelaxe her. Es wird später gezeigt werden, dass diese letzte durch einen an- dern Umstand noch ‚wesentlich verstärkt wird. Ebenso zeigt sich nun, dass, da die einströmende Luft die Zen- trifugalkraft des Wirbels stets zu vermehren im Begriffe ist und mithin die Spannung am Umfange des Wirbels über den atmosphärischen Luftdruck hinaus . steigern würde, auch noch eine Bewegung der wirbelnden Luft- theilchen in radialer Richtung, von der Axe nach dem Umfange hin, stattfinden muss. Verfolgt man die Bewegung eines am untern Ende —_— BE .— der Axe befindlichen Lufttheilchens;, so folgt daher das- selbe, wie sich aus dem Gesagten ergiebt, einer Spiral- linie, welche unten die engsten’ Windungen hat, die aber nach und nach aufsteigen und sich zugleich immer mehr erweitern. ‘ÄAehnlich ist der Weg der von oben einströ- menden Theilchen, jedoch ist die von ihnen durchlaufene Spirale oben am engsten und wird gegen unten, wo sie sich der von unten aufsteigenden nähert, immer weiler. Nach dieser allgemeinen Darstellung der Bewegung eines Luftwirbels ist es möglich, die Geschwindigkeit und Spannung, welche an jedem Punkte desselben herrscht, annähernd: durch Rechnung zu bestimmen. Der grössern Einfachheit wegen soll dabei weder auf die auf- und ab- steigende, noch auf die radiale, sondern lediglich auf die drehende Bewegung der Lufttheilchen, als der wesent- lichsten, Rücksicht genommen werden. Bezeichnet man mit V die drehende Geschwindigkeit des äussersten Um- fanges des Wirbels, durch R den Halbmesser desselben, und durch P den bei demselben herrschenden atmosphärischen Luftdruck; ferner durch v,r, p dieselben Grössen für irgend einen andern, um r von der Axe entfernten Punkt, und durch s das Gewicht eines Kubikmeters atmosphärischer Luft von gewöhnlicher Spannung, so hat man zufolge den bekannten Gesetzen des Einströ- mens der Luft aus einem Raum, in welchem sie eine Spannung P hat in einen andern, in welchem sie nur p ist, die Gleichung : v= V»: = lognat. = + v2 Die Zunahme des Druckes p von dem um r von der —y Dape — Axe entfernten Punkte bis zu einem solchen, der um r + dr von derselben entfernt ist, 'ist gleich der Zen- trifugalkraft des Lufitheilchens, dessen Höhe dr und Grundfläche Eins ist,‘ Da das. Gewicht dieses kleinen Prisma gleich sdr 5 ist, so hat man daher: un Bi VA dp=s po Eliminirt.man aus dieser Gleichung den Werth von V2 mittelst der ersten, so erhält man: 1 dp 2 .:P 1,0000 21 sahdl _ sr logn. P+ + — logn. p und hieraus durch Integrirung zwischen den Grenzen p und P einerseits und r und R andrerseits folgende Gleichung: Rı, 14 N pe u | Bi=ie 2gP r ) Setzt man, um den Werth von v zu bestimmen, diesen Werth von 5 in die erste Gleichung für v ein, so erbält man: Ö | u Al r Die Geschwindigkeit der wirbelnden ‚Lufttheilchen ist mithin verkehrt proportional mit ihrer Entfernung von der Axe des Wirbels, und folgt: also "einem ‚Gesetze, welches dem der in einem Ventilator herrschenden Ge- — 20 — schwindigkeit gerade entgegengesetzt ist. Das Gesetz, nach welchem sich das Verhältniss 1% innerhalb des Wir- pP bels verändert, kann man am leichtesten aus folgenden zwei kleinen Tafeln erkennen, von denen die eine unter der Voraussetzung konstruirt ist, dass V = 10" oder gleich der Geschwindigkeit eines mässigen, und die an- dere unter der Voraussetzung, dass V = 20” oder gleich der Geschwindigkeit eines sehr starken Windes sei. Bei der Berechnung beider Tafeln ist ferner: s= 1,3 Kl. P = 10000 Kl. und g = 9,81” gesetzt worden. R = 10 30 50 70 100 Y.— 10, 5 — 0,937 0,551 0,191 0,039 0,001 V=29, 7 — 0,769 0,092 0,001 0,000 0,000 Hieraus folgt, dass die Verdünnung der Luft inner- halb des Wirbels an jedem Punkte um so grösser ist, je schneller sich der Wirbel an seinem Umfange dreht. Ausserdem zeigt sich, dass die Dichtigkeit der Luft vom Umfange des Wirbels gegen seine Mitte hin zuerst nur sehr unmerklich abnimmt, bis sie sich erst ganz in der Nähe der Axe rasch zu vermindern beginnt. So ist die Dichtigkeit bei einer Umfangsgeschwindigkeit von 10” in den Punkten, welche um einen Dreissigstel des ganzen Halbmessers von der Axe entfernt sind, erst auf die Hälfte der atmosphärischen Dichte, bei einer Umfangs- geschwindigkeit von 20” in den Punkten, welche um einen Zehntel des Radius von der Axe entfernt sind, erst auf etwas weniger als acht Zehntel der atmosphä- rischen "Dichtigkeit heruntergesunken. Vergleicht: man _- Mm — den Wirbel wieder mit einer Röhre, so müsste man sich daher eine solche denken, deren mit verdünnter Luft ge- füllte Höhlung im Vergleiche zu ihrem äusseren Durch- messer sehr klein wäre. Ganz in der Nähe der Axec aber, in einer Entfernung von nur !/;, oder noch weni- ger des ganzen Radius, kann man beliebige Grade der Luftverdünnung finden. Um endlich den letzien Umstand zu berücksichtigen, welcher bei der Benutzung dieses Wirbels zur Erklärung der Tromben beachtet werden muss, ist noch auf Fol- gendes aufmerksam zu machen. Man denke sich, das untere Ende des Wirbels stehe mit einem festen oder flüssigen Körper in Berührung, der jene wirbelnde Be- wegung gar nicht‘, oder nur zum Theil besitzt. Alsdann wird sich die Luft des Wirbels an diesem Körper rei- ben und dadurch ihre Geschwindigkeit sowohl am Um- fange, als im Innern des Wirbels vermindern, während dieselbe in einiger Entfernung vom reibenden Körper unverändert bleibt. Da sich aber, wie so eben gezeigt wurde, bei kleinerer Geschwindigkeit die Dichtigkeit der Luft im Wirbel weniger stark vermindert, so wird mit- hin am untern Eude des Wirbels verhältnisswässig dich- tere Luft vorhanden sein, als am obern und in der Mitte. Eine unmittelbare Folge hiervon ist aber, dass diese diehtere, verhältnissmässig stärker gespannte Luft die über ihr liegende leichtere heben wird, indem sie sich nach oben auszudehnen strebt und durch das Gewicht der höbern Luftschichten nicht mehr im Gleichgewichte gehalten werden kann. Es findet daher in Folge hier- von eine fortwährende Strömung der Luft von unten nach oben statt, oder es wird vielmehr die Strömung, welche nach dem oben Gesagten ohne diess schon statt- finden würde, hierdurch wesentlich vermehrt, so dass sie —_— mu 1 — die vom obern Ende des Wirbels nach unten. stattfin- dende ähnliche Strömung überwältigt. Der Punkt, wo die beiden ‚Strömungen in der Axe sich aufheben, wird daher nicht in der Mitte der Axe, sondern über der- selben liegen. Giebt man die bisher beschriebenen Eigenschaften der Luftwirbel zu, so ist es ein Leichtes vermittelst der- selben nun auch eine Trombe aufzubauen. Man denke sich, das untere Ende der Axe stütze sich auf eine aus- gedehnte Wasserfläche und untersuche die Wirkungen des Wirbels auf das Wasser. Zunächst an der Axe findet sich der luftverdünnte Raum, mit welchem nun das Wasser in einer kreisför- migen Fläche in unmittelbare Berührung kömmt. Je grösser dagegen die Kreise des Wirbels werden, welche die Wasserfläche berühren, um so mehr verschwindet die Verdünnung der in ihnen befindlichen Luft, bis diese am äussersten Umfange des Wirbels die mittlere Dich- tigkeit der atmosphärischen Luft angenommen hat. Ebenso wird: also der Wirbel in der Nähe seiner Axe einen kleinen, in grösserer Entfernung von derselben einen im- mer grössern Druck, am Rande des Wirbels endlich den gewöhnlichen Atmosphärendruck auf die Wasserfläche ausüben. Das Wasser wird sich daber in der Nähe der Wirbelaxe gerade so verhalten, wie wenn man eine senk- _ rechte Röhre, in deren Innerem ein luftverdünnter Raum hergestellt worden wäre, mit ihrem unteren, offenen Ende auf die Wasserfläche hinbrächte; es wird nämlich: in diesem luftverdünnten Raume so weit in die Höhe stei- gen, bis das Gewicht der aufgestiegenen Wassersäule, sammt dem Drucke der über ihr befindlichen: verdünn-- ten Luft, der gewöhnlichen Atmosphärenpressung, welche auf die rings umliegende Wasserfläche ausgeübt wird, — Mu — das Gleichgewicht zu halten im Stande ist. In der Nähe der Axe, wo die Luft stark verdünnt ist, wird mithin die Wassersäule eine grosse Höhe erreichen, in der Axe selbst, wo fast gar keine Luft mehr sein könnte, müsste diese Höhe nahe 10” betragen, wenn keine andern Kräfte auf das Wasser einwirkten; je weiter man sich dagegen von der Axe entfernt, um so geringer muss die Höhe der Wassersäule werden. Es folgt daraus, dass die Säule nicht eine zylindrische, sondern die Gestalt eines Rotationskörpers haben wird, der unten dicker ist und allmählig, trompetenförmig in die Wasserfläche über- geht, nach oben aber allmählig dünner und dünner wird. Mit Hülfe des oben angegebenen Werthes von P jässt 1% sich leicht die Gleichung eines durch die Axe gelegten, ebenen Schnittes dieser Säule bestimmen. - Nimmt man die Rotationsaxe als Ordinatenaxe an und legt die Abs- zissenaxe ‘durch den: Punkt, : wo die Ordinatenaxe die Ebene der Wasserfläche trifft, ‘bezeichnet man ferner die Ordinaten mit:h und die Abszissen, welche zugleich die Radien des Wirbels sind, mit r, so hat man ollenbar:: ii 1000. und wenn man p mittelst des oben angegebenen Werthes von 2 eliminirt, erhält man die Gleichung : P sV2 R2 b= 7000 (ı me 9P (Et): Mit Hülfe der oben ebenfalls angegebenen Zabhlen- werthe von PD erhält man für die beiden Fälle, in wel- P chen V = 10" und V = 20" ist, und für verschiedene Werthe von B folgende Werthe für h: = 10 30 BO 7 70 100 V=10h= 06 419 809 9,61 9,99 m m ım m m V=-20h= 231 9,08 . 9,99 10,00. 10,00 Will man keine Zeichnung des Umrisses der Was- sersäule machen, so kann man aus der ersten Reihe die- ser Werthe am besten ein Bild von ihrer Gestalt erhal- ten. Da der Werth für h von = = 10, wo h noch ganz klein ist, bis = —= 30 und von da bis = = 50 sehr rasch wächst, von da an aber für jeden grössern Werth von “ fast unverändert 9 bis 10 = beträgt, so steigt die Säule nicht mit einem weit auslaufenden, sondern ziemlich klei- nen Fusse, dessen Umriss eine scharf gekrümmte Linie ist, aus der Wasserfläche empor, nimmt bei ihrem wei- teren Aufsteigen an Dicke nach oben hin nur sehr all- mählig: ab, so dass ihre obere Hälfte fast die Gestalt eines Zylinders, oder eines Theiles eines sehr schlanken Kegels hat, und wird an ihrem obern Ende mit einer wiederum ziemlich stumpfen Spitze geschlossen. Aus diesen Zahlwerthen kann auch das Verhältniss der Dicke der Säule zum Durchmesser des -Wirbels entnommen werden. (Schluss folgt.) MITTHBEILUNGEN NATURFORSCHENDEN GESELLSCHAFT IN ZÜRICH. ON? gi. BE MR 1854. Hr. J. W. Deschwanden, Prof. — Die Eniste- hung der Wasserhosen dureh Wirbelwinde. ( Vorgetragen den 28. Novbr. 1853. ) (Schluss.) Soll sie’ bei einer Geschwindigkeit der Luft am Umfange des Wirbels von 10”, in einer Höhe von 4,49” , oder ungefähr in ihrer halben Höhe, eine Dicke von 1” haben, so muss der sie erzeugende Luftwirbel, da für diesen Werth von h das Verhältoiss —= 30 Ei: einen Durchmesser von 30” haben ; oder allgemeiner : bei einer Umfangsgeschwindigkeit des Wirbels von 10 ist sein Durchmesser etwa 30 Mal so gross, als der Durchmesser der Wassersäule in ihrer halben Höhe. Bei grösseren Geschwindigkeiten des Wirbels ist das Verhältniss seines Durchmessers zu dem der Säule kleiner, bei kleineren grösser. In der Wirklichkeit wird die Höhe der bisher be- ‘. trachteten Wassersäule übrigens beträchtlich grösser sein können, als diese Rechnungen ergeben haben, indem das Wasser durch den früher beschriebenen, aufsteigenden — 246 — Lufistrom weiter nach oben fortgerissen werden wird. Es ist indessen hiermit eine andere Erscheinung verbun- den, welche eine besondere Betrachtung verdient. Untersucht man nämlich den Zustand des die Säule bildenden Wassers, so wird man finden, dass dasselbe weder während der Entstehung der Säule, noch auch nach ihrer vollständigen Ausbildung in Ruhe sein kann. Da die Säule rings von der mit sehr grosser Geschwin- digkeit wirbelnden Luft umgeben ist, so muss das Was- ser der Säule, durch die Reibung an den Lufitheilchen genöthigt, nach und nach auch eine ähnliche drehende Bewegung annehmen. Dieselbe wird am Fusse der Säule am kleinsten, in grösseren Höhen immer grösser sein, weil sie unten einen grössern Durchmesser, als oben hat, die Geschwindigkeit der wirbelnden Luft in ver- schiedenen Entfernungen. von der Axe aber verkehrt proportional mit diesen Entfernungen ist.. So würde z. B. bei einer Umfangsgeschwindigkeit des Wirbels. von 10” die Geschwindigkeit der Luft an der Oberfläche der Säule in einer Höhe von 0,63” gleich 100”, in der halben Höhe von 4,49” schon 300”, in einer Höhe von 8,09” schon 500” u. s. w. ‘betragen. Man kann daher annehmen, dass die drehende Geschwindigkeit der Säule an ihrem Umfange bei zunehmender Höhe in ähn- lichem. Verhältnisse zunehme. — Ausserdem erhält, das Wasser, wie schon bemerkt, durch den. aufsteigenden Luftstrom noch eine aufwärtsgehende Bewegung, so dass die vollständige Bewegung eines Wassertheilchens annä- hernd eine, in einer Schraubenlinie von unten nach oben aufsteigende ist, und zwar so, dass ‚der Durchmesser dieser. Schraube unten grösser ist und sich nach oben mehr und mehr verkleinert. Diese drehende und zugleich aufsteigende Bewegung —_— MM — des Wassers in Verbindung mit den verschiedenen auf das Wasser einwirkenden Kräften nöthigen nun die Säule, sich auf eine, von der Natur ihres bisher be- schriebenen Theiles sehr verschiedene Weise weiter zu entwickeln, und bringen dadurch eine zweite, von der ersten ganz verschiedene Hälfte der Erscheinung hervor. Untersucht man nämlich, welche Kräfte auf die, die Säule bildenden Wassertheilchen einwirken, so findet man leicht folgende. Zunächst ist, ausser der Schwere, welche von dem von unten nach oben wirkenden Luft- drucke aufgehoben wird und desshalb nicht in Anschlag zu bringen ist, die Anziehungskraft der einzelnen Was-. sertheilchen gegen einander zu beachten. Denkt man sich irgend einen Querschnitt der Säule, so sucht diese Kraft alle Theilchen dieses kreisförmigen Querschnittes nach dem Mittelpunkte desselben hinzuziehen und wirkt auf jedes einzelne Theilchen, namentlich auf die in der Nähe des Umfanges befindlichen, um so stärker, je grös- ser die Zahl aller Theilchen, d. h. je grösser der Quer- sehnitt ist. Eine weitere Kraft, welche ebenfalls sämmt- liche Theilchen eines Querschnittes nach dessen Mittel- punkte hinzudrängen sucht, ist der Druck der die Säule umgebenden Luft. Dagegen wirkt in gerade entgegen- gesetzter ‘Richtung, nämlich radial vom Mittelpunkte eines jeden Querschnittes nach aussen hin, die Zentrifu- galkraft, welche ein jedes Theilchen, vermöge seiner um die Axce der Säule drehenden Bewegung, belebt. Die Veränderungen, welche die beiden ersten Kräfte an der Säule hervorzubringen suchen, sind daher derjenigen gerade entgegengeselzt, welche die letzte zu ‘bewirken sucht. Die gegenseitige Anziehungskraft und der Luft- druck suchen die einzelnen. Wassertheilehen zusammen- zuhalten und die Säule als ein Ganzes zu erhalten; die Er er Zentrifugalkraft dagegen sucht die einzelnen Wassertheil- chen von der Axe der Säule zu entfernen, daher zu trennen und zu zerstreuen. Verfolgt man nun das Spiel dieser drei Kräfte vom Fusspunkte der Säule an bis zu ihrem Gipfel, so findet man, dass zu unterst, ‚wo. die Säule wegen ihres grösseren Durchmessers noch von der dichtesten Luft umgeben ist, auch der Luftdruck noch, wenn auch nicht ganz den Werth des ganzen Atmosphä- rendruckes, doch einen grossen, diesem nahe kommen- den Werth besitzt. Ebenso ist hier die Anziehungskraft der Wassertheilchen, wegen der bedeutenden Mächtig- keit der Säule, sehr stark. Dagegen kann hier die Zen- irifugalkraft des Wassers nur erst eine kleine Grösse er- reicht haben, theils weil hier, wie oben entwickelt wurde, die drehende Bewegung der die Säule umgebenden Luft noch keine sehr grosse Geschwindigkeit besitzt, theils weil hier dem Wasser, das ohne eine drehende Bewe- gung aus der Wasserfläche aufgehoben wurde, ‚noch nicht einmal auch nur diese geringere Geschwindigkeit der Luft vollständig hat mitgetheilt werden können. Es werden also in der Nähe des Fusses der Säule diejeni- gen Kräfte bei weitem überwiegend sein, welche ‚die Säule zusammenzuhalten suchen, und diese wird mithin hier als ein massiver Wasserkörper bestehen - bleiben. Steigt man aber in grössere Höhen der Säule hinauf, so verändert sich das Verhältniss dieser Kräfte zu ein- ander. Der Luftdruck wird allmählig kleiner in dem Verhältnisse, wie die betrachtete Stelle der Säule höher liegt; die gegenseitige Anziehungskraft, oder vielmehr die: Summe. der Anziehungskräfte aller Theilchen eines Querschnittes nimmt ebenfalls ab, weil die Querschnitte selbst kleiner werden ; die Zentrifugalkrafi dagegen ver- grössert sich in hohem Masse, weil die Geschwindigkeit — 29 — der die Säule umgebenden Luft bei den kleineren Durch- messern der Säule weit grösser ist, als bei den grössern und tiefer liegenden, und weil die Luft nun auch schon mehr Zeit gehabt hat, ihre eigene Geschwindigkeit dem Wasser vollständiger mitzutheilen. Es muss daher in einer gewissen Höhe der Säule eine. Stelle kommen, bei welcher die nach Zerstreuung der Wassertheilchen strebende Zentrifugalkraft die bei- den andern, zusammenhaltenden Kräfte überwindet. Von ‚dieser Stelle an muss die Säule aufhören ein massiver Wasserkörper zu sein und dagegen die Gestalt annehmen, . welche sich annähernd aus folgenden Be- trachtungen ergiebt. Sowie die Zentrifugalkraft überwiegt, ‚entfernt sich jedes Wassertheilchen des OQuerschnittes, in welchem dieses stattfindet, von der Säulenaxe. In Folge dessen könnte bei ganz regelmässiger Bewegung die Wasser- masse zwei verschiedene Gestalten annehmen: entweder die einer hohlen, sich unter der fortdauernden: Einwir- kung der Zentrifugalkraft stets erweiternden Säule, de- ren Querschnitt also ein stets grösser, aber daher auch stets schmäler werdender Ring wäre; oder es könnte eine Trennung nach der Richtung der einzelnen Radien eines (Juerschnittes eintreten, und mithin die ganze Säule in sehr viele, aber sehr dünne Zylindersegmente zerfal- len, die sich immer weiter von der Axe und von einan- der entfernten. Da aber die leiseste Ungleichheit der verschiedenen wirkenden Kräfte eine so regelmässige Trennung stört, so wird auch in der Wirklichkeit we- der die eine noch die andere dieser beiden Trennungs- arten unvermischt,, sondern es werden vielmehr beide zugleich eintreten. Die Säule wird mithin zugleich in Segmente und in Ringe, d. h. sie wird io eine Menge = MW = kleiner Wassertheilchen, in eine Masse von Tropfen zer- fallen. Dieser Zerstreuung in Tropfen wird ferner nicht nur etwa der anfänglich gebildete Gipfel der massiven Säule anheimfallen, um den übrigen Theil der Säule dann unangetastet bestehen zu lassen ; denn sobald durch diese Zerstreuung das Gewicht, welches die untern Theile der Säule zu tragen hatten, vermindert worden ist, wer- den diese selbst genöthigt, höher hinaufzusteigen und dadurch fort und fort neue Wassermassen in jene Höhe zu erheben, wo sie der Zerstreuung unterliegen. Sowie diess geschieht, saugt aber die Säule auch unten neue Wassermassen aus der Wasserfläche, auf der sie steht, an sich, hebt auch diese in schraubenförmigen Windun- gen bis zu der Höhe hinauf, wo sie nicht mehr beste- hen können, und setzt auf diese Weise einen Prozess fort, der die ganze umliegende Wassermasse zwingt, ge- wissermassen ihrer eigenen Auflösung entgegenzueilen. Wenden wir indessen unsere Aufmerksamkeit noch einen Augenblick jener Tropfenmasse zu, um auch das weitere Schicksal derselben zu erfahren. Alle Tropfen haben eine drehende und in Folge der Zentrifugalkraft zugleich eine radiale Bewegung in der Richtung von inuen nach aussen. Beide Bewegungen werden nicht etwa bald aufhören, denn die: Luftmasse, in welcher sich die Tropfen befinden, hat selbst dieselbe wirbelnde Bewegung ; durch die Erhaltung dieser aber wird auch die nach aussen treibende Zentrifugalkraft er- halten. In Folge dieser beiden Bewegungen allein würde daher jeder Tropfen einen Weg beschreiben, der einer von der Axe ausgehenden und um dieselbe sich herum- windenden, aber zugleich immer mehr erweiternden Spi- rallinie gliche. Es kömmt aber nun noch, theils in Folge der nicht aufgebobenen, aufwärts gerichteten Bewegung, — 231 — . welche das Wasser schon in der massiven Säule besass, theils wegen des früher beschriebenen aufwärts gehenden Luftstromes, welcher nun auf die freischwebenden Tröpf- chen noch "eine verhältnissmässig weit grössere Kraft - ausüben kann, als auf die massive Wassermasse, eine aufwärts gerichtete Bewegung hinzu. Daher werden die Ringe: jener Spirale nicht in gleicher Höhe bleiben, son- dern um so höher hinaufsteigen, je weiter sie werden, so dass jeder einzelne Tropfen eine aufsteigende, sich nach. oben immer mehr und mehr erweiternde Schrau- benlinie beschreibt. Betrachtet man die ganze Tropfen- masse, so wird diese daher annähernd die Gestalt eines umgekehrten Kegels haben, dessen Spitze mit dem Gi- pfel der massiven Säule zusammenfällt, und dessen Basis nach oben zu liegt. In wie grosse Höhen diese Tropfenmasse steigen möge, ob sie wohl mit der früher beschriebenen obern Hälfte des Luftwirbels in genauerem Zusammenhang stehe oder nicht, wie sich die Natur der Tropfen bei der fort- währenden, ausserordentlich heftigen Einwirkung, welche sie von der wirbelnden Luft zu erleiden haben, ändern möge, ist:wohl ‚schwierig mit Sicherheit zu entscheiden, jedenfalls aber nicht meine Sache. Ich bin daher ge- nöthigt, die Reihe der, aus der Anwendung mechanischer Prinzipien gezogenen, Folgerungen hier zu schliessen. ‚Eine Vergleichung der hier dargestellten Erscheinung mit der: wirklichen Erscheinung der Tromben aufzustel- len ist kaum nöthig, indem sowohl die ‚Eigenschaften, welche sie gemein‘ haben, als auch ihre Unterschiede: in die Augen springen. Die annähernde Aehnlichkeit der Trombe mit zwei Kegeln, deren abgestumpfte Spitzen in der Mitte zusammenkommen, während die Basis des untern auf der Wasserfläche aufruht und der obere sich % — az — -in eine wolkenarlige Masse auflöst, das schraubenförmig gewundene Aussehen und die rasche drehende ‚Bewe- gung, der Umstand, dass oft schwere, schwimmende- Ge- genstände, mit in die Trombe hinaufgezogen werden, was beweist, dass auch das Wasser derselben nicht nur eine scheinbare, sondern eine wirkliche Bewegung nach oben besitzt, alle diese Eigenschaften hat die wirkliche Trombe mit der. oben dargestellten gemein. Auch der Umstand, dass die Blitze leicht in die höheren Theile der Trom- ben schlagen, kann durch eine der wesentlichsten Eigen- schaften der dargestellten Trombe erklärt werden, näm- lich durch den luftverdünnten Raum; der ihre: Axe üm- giebt‘). , Auch die Thatsache, dass oft. beim Entstehen der Tromben der eine Kegel von unten nach oben steigt, während sich der andere aus den Wolken von oben nach unten’ senkt, ‚bis beide mit: ihren Spitzen: zusammentref- fen und dann eine vollständige Trombe bilden, kann noch mit jenen beiden Hälften des die Trombe erzeu- genden Luftwirbels, von denen die grössere, untere den bekannten aufwärts steigenden, und die kleinere, obere den ‚früher beschriebenen, abwärts steigenden ‚Luftstrom enthält, in Verbindung gebracht werden, indem dieser letztere bei seiner Entstehung leicht eine über ihm‘ be- findliche Wolkenmasse mit sich abwärts ziehen kann, während die erste-Hälfte des Wirbels schon begient :den Wasserkegel emporzusaugen. Die "am wenigsten zuver- lässige Vergleichung dagegen kann zwischen den Höhen der dargestellten und wirklichen Trombe angestellt werden; denn einerseits sind die meisten Angaben über beobachtete Tromben, : obgleich oft Höhen von mehreren 100 Fuss *) Diese Bemerkung machte Hr. Prof. Mousson während der Diskussion über diesen Gegensland. _- 233 — genannt ‘werden, doch immerhin unsicher; andrerseits aber lässt sich durch Rechnung mit noch weniger Sicher- heit angeben, wie weit die ganze Höhe der hier'darge- stellten Trombe'über jene 10 = der Wassersäule, deren Gewicht dem Luftdrucke das ee hält, hinauf- steigen kann. Immerhin‘ ist es möglich, die ausser den: hier an- gegebenen, rein mechanischen Ursachen der Entstehung der Tromben auch noch andere’ vorhanden’ sind; ‚allein auch dann noch bleibt der beschriebene'Antheil der-me- chanischen Einwirkungen unangefochten, und dürfte'also stets im’ Stande sein, wenigstens einen Theil‘ der Er- scheinung zu erklären. Hr. M. Ulrich, Prof. — Die Erstelgung des Tödi. (Vorgetragen den 19,, Dezember 1853.) Ich habe Sie seit einigen'Jahren in die Gebirgswelt des Wallis geführt, und das Dunkel, das in topographi- scher ‘Beziehung über jenen Gegenden waltet, einiger- massen aufzuhellen gesucht.‘ Nun möchte ich Ihre Auf- merksamkeit für einige Zeit in Anspruch ‘nehmen, um Ihnen einen Gebirgsstock 'zu schildern, der‘ Ihnen Allen wohl bekannt ist, ja der Ihnen so zu sagen täglich‘ vor die Augen tritt, über dem’ich daher in topographischer Rücksicht durchaus Nichts zu bemerken habe, sondern diese kurze Mittheilung soll Ihnen nur den Weg schil- dern, der auf seinen Gipfel führt, und den Nimbus der Unbesteiglichkeit dieses Schneeberges etwas lüften. Betrachtet man ‘den Tödi oberflächlich ‘von Zürich aus,''so bietet sich nur Ein ‘Gipfel dem Auge dar, der - gegen Westen als höchster Punkt der steilen Felswand sich erhebt, Es ist dieses der Sandgipfel. Diesen über- ragen aber an Höhe noch zwei andere Gipfel, welche durch das ‚breite Firnplateau, das sich auf der Höhe des Gebirgsstockes 'ausdehnt, von dem Sandgipfe) getrennt sind, und auf der Südseite des Berges emporragen , näm- lich gegen SO der Tödigipfel, von Zürich ‚aus sehr gut sichtbar, und gegen SW der Piz Rusein, von: Zürich aus durch den Sandgipfel gedeckt. ; Der letztere ist der höchste, indessen nur einige Fuss über den Tödigipfel erhaben. Dass schon viele sehnsüchtige Blicke sich zu diesem Berge, dem Fürsten der Ostschweiz, erhoben, ist sich nicht zu verwundern, er überragt weit alle seine Nach- baren, und ist so günstig gelegen, dass man sich auf seinem Gipfel eine unermessliche Aussicht versprechen darf. Es sind daher schon vielfache Versuche zu seiner Ersteigung gemacht worden, und ich erlaube mir, ehe ich zur Schilderung unserer Erlebnisse schreite, Ihnen dieselben in kurzem vorzuführen, gleichsam als Chronik dieses Berges. In Ebel’s Anleitung, die Schweiz zu bereisen , im 2ten Theil der 2ten Auflage, Zürich 1804, pag.-247 findet sich die Notiz: „Der Pater Placidus a Specha aus „dem Kloster Dissentis war der erste, welcher vor 20 „Jahren (also circa 1784) den Tödi von der Südseite „her bestieg. Nach der Aussage dieses Naturforschers „ragt derselbe über alle Gebirge des Bündnerlandes, der „Kantone Uri, Glarus und Unterwalden empor, und pübersteigt den Gotthard, den Krispalt, Lukmanier, Furca „und Grimsel. Die Uebersicht ist ausserordentlich“. Es wäre ‚kein Grund ‚. Zweifel in diese Notiz zu seizen;«da Placidus a Specha als vorzüglicher Bergsteiger u A Be a Zr - „>= — bekannt ist, und die ganze Umgegend von Dissentis bis in die höchsten Regionen erforscht hat. Wenn man aber damit die Notiz vergleicht, die sich in der 3ten Aus- gabe von Ebel im 2ten Bande, Zürich 1809, unter dem Artikel Dödi, pag. 459 sq. findet, so möchte sich ein anderes Resultat ergeben. Es heisst nämlich dort: „Wer „den Tödi besteigen wollte, müsste von Dissentis bis in „die Alp Ilems in dem Ruseinthal gehen, und in der „schlechten Alphütte am Ilemsgletscher übernachten. Von „hier ginge es dann auf den Piz Urlaun, und von da „hinab über das ebene Eisthal nach dem südlichen „Rücken des Rusein, und über diesen und den Rusein „auf den Tödi; des Abends könnte man wieder in der „Alphütte Ilems sein. Das Eisthal hat so weite Spalten, „dass ohne Leitern man nicht hinübersetzen kann“. Hier ist nun auffallend, dass der Weg auf den Tödi über den Piz Urlaun gehen soll, und von diesem hinab über das ebene Eisthal. "Es ist nämlich, wie ich aus ei- gener Anschauung weiss, eine reine Unmöglichkeit, von dem Piz Urlaun auf das Eisthal hinunterzusteigen, das diesen vom Tödi trennt. Es senken sich von demselben ganz steile, beinahe senkrechte, wenigstens 1000’ hohe, Felswände gegen den Bifertenfirn, so heisst das Eisthal, hinunter, über welche‘ keine Gemse, geschweige denn ein Mensch, wenn er auch alle möglichen Hülfsmittel hätte, herabsteigen könnte. WUeberdiess ist dieses Eisthal nicht ein ebenes zu nennen, denn es steigt ohne Un- terbruch bedeutend an; und namentlich zwischen dem Rusein und Tödi ist die Steigung‘ zwischen 30 — 40°, Setzt man damit in Verbindung, was in demselben Bande von Ebel unter dem Artikel Dissentis, p. 455 sq. Steht, so wird man noch mehr in diesen Zweifeln bestärkt. Hier sagt nämlich Ebel nach Mittheilungen = von Placidus a Specha: „Den Stockgron. im Ruseinthal yerstieg Placidus a Specha im Jahr 1788. Die Aussicht ist prachtvoll, wird aber von dem vorstehenden 'höhern „Rusein etwas verdeckt. Oestlich liegt eine Vertiefung, „von welcher man eine Gletscherebene und von dieser „den südlichen Rücken des Rusein erreichen und .erstei- „gen kann“,.. Dann wird der ‚Weg auf den Piz Urlaun geschildert, und die Aussicht desselben gerühmt, die ge- gen’ Süden mit. der des Tödi übereinstimmt, da er un- mittelbar vor demselben’ steht, und nur etwa 1000 nie- driger ist. Hier .ist'von einer Vertiefung zur Seite des. Stock- gron die Rede, die östlich liegen soll. . Wir haben, wohl einen Einschnitt in. dem Grat bemerkt, dieser liegt aber westlich vom Stockgron, und Placidus a Specha bemerkt selbst, dass, der Stockgron an der Westseite schrecklich steil abgerissen, sei, so dass von der Südseite wohl: nicht zu diesem Einschnitt zu gelangen wäre. Da nun in der 3ten Ausgabe von Ebel von einer eigentlichen Ersteigung des Tödi nicht mehr die Rede ist, sondern nur'der Weg, den‘ man dahin nehmen müsste, geschildert wird, so scheint mir daraus hervorzugehen, dass die Notiz in der 2ten Auflage auf einem Irrthume' beruht, dass Placidus a Specha wohl den Piz Urlaun und den Stockgron ‚er- stiegen, und dass ihm von der Höhe dieser Berge das Eisthal, das zum Tödi hinaufführt, als Ebene. erschien. Denn wenn Placidus a Specha über den Piz Urlaun den Tödi erstiegen haben sollte, so hätte er dieses nicht in Einem Tage vollführen, und 'eben so wenig über die steilen, Felswände hinunter den. Bifertenfirn erreichen können. Seit Placidus a Specha waren diese Gegenden ziem- lich unbesucht geblieben, und von einer Ersteigung des —_— 157 — Tödi ist nicht mehr die Rede, bis der rastlose Heget- schweiler in. den Jahren 1819 — 1822 seine Versuche zur Ersteigung desselben unternahm, die in seiner Schrift, Reisen in den Gebirgsstock zwischen ‚Glarus und Grau- bünden in den Jahren 1819, 1820 und 1822, Zürich 1825, geschildert sind. Ich verweise einfach auf die- selbe, und bemerke nur, dass Hegetschweiler ohne, Zwei- fel den Gipfel des Tödi erreicht hätte, ‚wenn. er mehr vom Wetter begünstigt gewesen wäre, ‚und statt über die Felswände gegen den Firn, der sich vom Tödigipfel gegen Osten herabsenkt, hinaufklettern zu wollen, sich südlich auf den Bifertenfirn begeben und den Tödi um- gangen hätte. Seine Versuche, vom Sandfırn aus den Tödi zu ersteigen, konnten nie gelingen, 'da die Fels- wände dort zu steil und hoch sind. Diess führt mich auf, eine weitere Ersteigung ‚des Tödi, die von Vollrath Hoffmann und Friederich von Warnstedt den 21. August 1821 von Seite des Sandfirnes bewerkstelligt worden sein. soll. Es steht nämlich in der Schrift von Vollrath Hoffmann, »die Erde und ihre Be- wohner«, Stuttgart 1832, pag. 137 und 5te Auflage 1838, pag. 179, bei einer Tabelle der Höhenangaben die An- merkung zum Dödi, der 12,000 Fuss gerechnet wird: »Dieser im Sommer 1821 durch Friederich von Warn- »stedt und dem Verfasser erstiegene Berg ist'noch. nicht »gemessen, dürfte aber, nach der Aussicht von oben zu »urtheilen, höher sein«. Diese Angabe wird. aber in dem Werke Hoffmann’s, »Deutschland und seine Bewoh- ner«, 1ster Theil, Stuttgarı 1834, pag. 78 ‚dahin. er- gänzt: »Am 21. August 1821 wurde dieser für uner- »steiglich gehaltene Bergkoloss von der Westseite bis auf »etwa: 500 Fuss von Friederich von: Warnstedt ‚und Carl - »Friederich Vollrath Hoffmann: .erklettert«. ‚Vergleicht — 358 — man aber damit, was Hoffmann in seinem Jahrbuch der Reisen, I. Band, Stuttgart 1833, 4. Abschnitt, pag. 14 über diese sogenannte Ersteigung des Tödi des Nähern mittheilt, so ergiebt sich, dass derselbe mit Warnstedt am 21. August 1821, ohne dass sie Führer bei sich ge- habt hätten, von der obern Sandalp aus den Sandfırn überschritt, und dabei viele Schwierigkeiten zu bekäm- pfen hatte. Auf dem Sandgrat (8700') angelangt, 'hat- ten sie die eirca 500‘ hohen Felswände des Tödi östlich zur Seite, und glaubten, da sie diese für den Gipfel des Tödi hielten, nur 500° unter demselben zu sein. Der Tödi ist aber noch circa 2500° über den Sandgrat er- haben, und hinter den dort sichtbaren Felswänden thür- men sich ‘wieder andere auf, auf welchen erst der Firn lastet, der zum Gipfel des Tödi führt. Es beschränkt sich also diese sogenannte Ersteigung' des Tödi einfach auf eine Ueberschreitung des Sandgrates, die ohne Füh- rer, und ohne die nöthigen Hülfsmittel und Vorsichts- massregeln unternommen wurde. Ich komme nun zu den wirklichen Ersteigungen des Tödi. Die erste derselben fand, nach zweimaligen vergeb- lichen Versuchen, am 11. August 1837 statt, und wurde von Bernhard Vögeli, seinem Sohne Gabriel Vögeli und Thomas Thut unternommen, und von eben denselben im Begleite von H. Friederich v. Dürler den 19. August 1837 wiederholt. Die sehr anziehende Schilderung dieser Unternehmungen findet sich in der Schrift: Das Pano- rama von Zürich, von H. Doctor Ferdinand Keller, in der ersten Auflage, die 1839 erschien. Es ist derselben ein Plänchen beigelegt, und es sind auch die vorberge- henden Versuche zur Ersteigung dieses Berges kurz be- rührt, ' Ich verweise einfach auf diese Schrift. — 2359 — Seit dieser Zeit wurde nur noch Ein Versuch ge- macht, der aber misslang. Am 31. Juli 1846 gelangte nämlich H. Georg Hoffmann von Basel mit, den ‚beiden Führern Thomas Thut' und Gabriel Vögeli auf demselben Wege, den Dürler eingeschlagen, bis auf den Firnwall, der den Tödi vom Rusein trennt, wurde aber circa eine Stunde unterhalb des Grates durch einen etwa 100 Fuss breiten Schrund, der sich von den Felswänden des einen Gipfels bis zu denjenigen des andern hinzog, und den er, nicht zu überschreiten vermochte , aufgehalten, und musste nahe am Ziele seiner Wünsche wieder den Rück- weg antreten. Seither ist kein Versuch mehr gemacht worden, bis es H. Statthalter Studer* von Bern, H. Antiquar Sieg- fried' von Zürich und mir im: Begleit von Thomas Thut, Gabriel Vögeli (der Vater Bernhard Vögeli ist. vor fünf Jahren gestorben) und Johannes Madutz gelang, Sams- tags den 13. August 1853, zum dritten Male den Gipfel des Tödi zu erreichen, oder vielmehr zum ersten Male, denn die beiden ersten Ersteigungen beschränkten sich auf. das Firnplateau, das die: drei Gipfel mit einander verbindet. _Es war das erste Mal, dass die beiden Füh- rer den eigentlichen Gipfel: des Tödi betraten. Ich’ be- freue mich, Ihnen zur Anschaulichmachung meiner Schil- derung ein, Plänchen von meinem Freunde und Reisege- fährten, H. Statthalter Studer, .mittheilen zu können, der dasselbe mit seiner bekannten. Geschicklichkeit ent- worfen hat, und das Ihnen gestattet, den Weg Schritt für Schritt zu verfolgen. Freitag den 12. August brachen wir ‚Fünf ohne Thomas Thut, der noch im..Birg, . d. h. auf der Gems- jagd, war, bei prachtvollem ‚Wetter, mit .‚hinlänglichem Proviant und den nöthigen. Ausrüstungen versehen, ge- ER gen Mittag aus dem Bade Stachelberg auf, verfügten uns über die Pantenbrücke in den Kessel der untern Sand- alp, und von da die Ochsenblanke hinauf über den schö- nen Fall des Staffelbaches auf die obere Sandalp, wo wir in einer der Hütten unser Nachtlager bezogen (6000). Da die Gegend hinlänglich bekannt, und von Vielen jähr- lich besucht wird, so halte ich mich bei der Schilderung derselben nicht länger auf, und bemerke nur, dass mir auf der untern Sandalp jenseits des Bifertenbaches die isolirte Hügelbildung auffiel, die sich an der Seite des Baches hinzieht; ohne anders ist hier eine alte Moraine, ein Beweis, dass der Bifertengletscher sich früher bis in diese Gegend erstreckte, sich dann aber über den Ab- sturz zurückgezogen hat. i Samstag den 13. August wurden wir früh um 2 Uhr nach Abrede von dem Sennen geweckt, der uns zugleich die freudige Botschaft überbrachte, dass Thomas Thut nach Mitternacht eingerückt sei. Dieser war ge- stern erst Abends 8 Uhr aus der Limmern mit einem Gemsbock zurückgekehrt, hatte durch seine Frau unsern Bericht vernommen, die Kleider gewechselt, und brach nun, mit einer Laterne versehen, sogleich auf. An der Ochsenblanke verlor er den Weg, und musste sich durch das Gestein emporarbeiten,'so dass er erst nach 12 Uhr Nachts in der Sennhütte 'eintraf, und sich nicht einmal niederlegte, sondern am Feuer unser Aufstehen abwar- tete. Es wurde nun sogleich der Kaffe bereitet, der Proviant in zwei Säcke verpackt, die Vögeli und Thut auf den Rücken banden, die Fusseisen von den beiden Führern um den Leib geschnallt, Madutz trug den Baro- meter und die Zeichnungsmäppe, und punkt 3 Uhr bra- chen wir bei ‘prachtvollem Sternenhimmel in dunkler Nacht‘ auf, der Senn mit einer Laterne voran. (Fortsetzung folgt.) MITTHEILUNGEN DER NATURFORSCHENDEN GESELLSCHAFT IN ZÜRICH. oN® 98. IN WEFERRNENE 1854, Hr. M. Ulrich, Prof. — Die Ersteigung des Tödi. (Vorgetragen den 19. Dezember 1853.) (Fortsetzung.) Beim Heraustreten aus der Sennhütte senkten sich zwei Sternschnuppen in der Richtung des Bifertenglet- schers hinunter, und deufeten uns den Weg an, den wir einzuschlagen hatten. Die Brücke über den Sandbach, aus zwei schmalen Balken bestehend, wurde überschrit- ten, und an den Felsgehängen der Röthe hinaufgeklettert, von dem Schimmer der Laterne etwas beleuchtet. Weiter oben kehrte der Senn mit der Laterne zurück und ver- sprach, uns am Spätabend mit derselben entgegenzu- kommen. Dann gings in die dunkle Nacht hinein, über die Röthe hin. Das Auge gewöhnte sich leicht an die Finsterniss, die indess bald in Dämmerung überging. Um 4 Uhr waren wir auf dem obersten Gipfel der Röthe, und gegen 41/, Uhr hatten wir die Spitze des Ochsen- stockes erreicht... Gegen Osten röthete sich der Himmel, in den Thälern war noch das Dunkel der Nacht. Gegen die obere Sandalp hin ragte über den Firn des Spitz- Band 111. 17. — 262 — alpeligletschers das Scheerhorn empor, und etwas mehr nördlich der Kammlistock. Ohne dass das Auge einen Ruhepunkt fand, blickten wir auf die untere Sandalp ge- gen N. hinunter, die in tiefem, von Felsen umschlossenen, Kessel vor uns ausgebreitet lag. Gegen Süden blickten wir auf einen Theil unseres Tagewerkes hin. Der Bifer- tengletscher senkte sich nordwestlich von den Wänden des Bifertenstockes und des Selbsanft gegen die untere Sandalp hinunter, und bildete drei Plateaux, zwei Glet- scher- und ein Firnplateau, alle drei durch steile Glet- scherabstürze von einander getrennt. Unterhalb des er- sten Plateau war der Gletscher so zerborsten, dass es keine Möglickeit gewesen wäre, denselben zu überschrei- ten, auch zwischen dem ersten Plateau und dem zweiten war der Gletscher so zerschründet, dass er nicht leicht betreten ‚werden konnte. Wir wandten uns nun dem- selben zu, und mussten versuchen, das zweite Gletscher- plateau zu erreichen; das dritte, das Firnplateau, war uns noch durch einen Grat, der vom Tödi sich gegen den Gletscher absenkt, das Bifertengrätli oder Grünhorn, ver- borgen. Ueber dieses mussten wir auf das zweite Glet- scherplateau zu gelangen suchen. Wir stiegen vom Och- senstock in den Kessel hinunter, der zwischen den Wän- den des Bifertenstockes und Selbsanfts auf der Ostseite, und den Felsen des Tödi auf der Westseite eingeschlos- sen, und theilweise von dem Bifertengletscher ausgefüllt ist, zuerst über Rasenwände, dann über Geröllwände, und kamen in der Tiefe zu einigen Felsblöcken, bei wel- chen Hr. Hoffmann bei seinem Versuche, den Tödi zu ersteigen, in der Nacht vom 30—31. Juli 1846 im Freien ohne Wolldecke und irgend einen Schutz die kalte Nacht zugebracht "hatte. Endlich langten wir an der Moraine des Bifertengletschers an, nachdem wir einige Schnee- — 2163 — felder mit hartem Schnee quer überschritten, und unter einem Gletscher, der sich von der Kuppe des Tödi herab- senkte, vorbeigegangen waren. Nun galt es zu steigen. Eine Geröllwand von circa 40° Steigung führte zu dem Bifertengrätli hinauf, das Geschiebe bestand mehrentheils aus schwarzem, theilweise aber auch aus gelbem Kalk- stein. Unten war das Geröll über Eis bingelagert, so dass man stets festen Tritt zu finden suchen musste, wei- ter oben entwichen die Steine unter unsern Füssen, so dass sorgfältig acht gegeben werden musste, dass diesel- ben nicht den Hintermann verletzen. Nach einer Stunde mübhevollen Ansteigens hatten wir den Grat des Biferten- grätlis gegen 6 Uhr erreicht, und scheuchten daselbst zwei Schneehühner auf, die über den Gletscher hinflogen. Wir waren nun hart am Rande des Gletschers beim zwei- ten Plateau, und sahen gegen das dritte, das Firnplateau, hinauf, das sich zwischen den Felswänden des Biferten- stockes und des Tödi ausbreitet. Der Gletscher mochte eine gute Viertelstunde breit sein. Das Bifertengrätli ist, wie schon bemerkt, nichts anderes als ein Ausläufer, der sich vom Tödi dem Bifertengletscher nach hinzieht. Auf dem Wege dahin rötheten sich bereits die Felswände des Tödi von den Strahlen der Sonne. Wir nahmen hier etwas Proviant zu uns, und banden uns dann Alle an Seile, zuerst Jeder ein Seil um den Leib herum, dann mit seinem Vorder- und Hintermann durch circa i2 bis 15 Schuh lange Seile verbunden, Thomas Thut voran mit den Steigeisen an den Füssen und dem Beile in der Hand, dann ich, H. Siegfried, Madutz, H. Studer, und zuletzt Vögeli, ebenfalls mit Steigeisen. Die Südseite des Bifertengrätli wurde 61/, Uhr hinunter geklettert, vor uns erhob sich nun der Gletscher mit einer circa 50 Fuss hohen Eiswand von 30—40° Steigung von hartem Eis. — 36 — Thut hieb mit dem Beile Tritte ein, die Eisscherben tlogen um uns ber, und da sie scharf wie Glasscherben waren, wurden mehrere von uns an den Händen ver- letzt, so dass wir bluteten. Endlich war die Eiswand be- zwungen und wir auf der Höhe des zweiten Gletscher- plateau. .Wir wanderten nun auf dem Gletscher dahin. Derselbe zeigte bedeutende Schründe, die aber leicht zu umgeben oder auf Brücken zu überschreiten waren, und stieg nicht bedeutend an. Es handelte sich nun darum, auf das dritte Plateau des Gletschers, das Firnplateau, zu gelangen. So wie es von weilem schien, wäre es vielleicht möglich gewesen, an dem Südrande des Glet- schers, an den Wänden des Bifertenstockes, durch eine steile Schneekehle auf dasselbe zu gelangen. Da aber die Führer diesen Weg nicht kannten, und wir nicht mit Versuchen die Zeit verlieren wollten, so anverlrau- ten wir uns unbedingt ihrer Leitung, zumal uns Thomas Thut durch sein ganzes, Benehmen, die Zuversicht, mit der er auftrat, die Vorsicht, die er zeigte, vollständig für sich eingenommen hatte. Wir mochten eirea eine Stunde auf dem Gletscher gewandert sein, von himmel- hohen Felswänden auf beiden Seiten eingeschlossen, nur anfangs noch einen Blick ins Linththal hinunter werfend, so gelangten wir zu dem Absturz des Gletschers, der zum dritten Plateau führte. Ueber diesen selbst hinauf- zukommer, war durchaus keine Möglichkeit. Daher wandten wir uns nordwestlich dem Tödi zu. Hier war eine breite Runse, gerade an der Stelle, wo sich das Bifertengrätli vom Tödi ablöste. Die nördlichen Wände waren schwarz, die westlichen, unmittelbar vor uns, gelb. Die Felswand, mit Geschiebbändern durchzogen, mochte einige 100 Fuss Höhe haben. Oberhalb derselben waren Eiszacken von den bizarrsten Formen aufgethürmt, die die äussersten Spitzen eines kleinen Gletschers bildeten, der sich von der Kuppe des Tödi herabsenkte. Dieses war die berüchtigte Schneerose. @ileich anfangs muss- ten wir über Eisblöcke, grössere und kleinere, die Tags vorher hinuntergestürzt waren, hinanklettern. In dieser frühen Tageszeit war aber alles rubig, der Gletscher ar- beitet erst von 3 Uhr Nachmittags an. So konnten wir ganz gemächlich die über uns drohenden Eisblöcke be- trachten. Sie wurden von den Führern bei ihrer ersten Ersteigung Petersrücken benannt, da eine dieser Eispy- ramiden die Form eines ihnen bekannten Mannes mit ge- krümmtern Rücken hatte, der Peter hiess. Als diese Eistrümmer überschritten waren, galt es nun den Runs hinanzusteigen, und zwar zuerst in der Tiefe, dann mehr an der westlichen Wand hinauf. Auch hier raglen über uns drohend mehrere Eiszacken; indessen waren keine Trümmer von ihnen auf dem Wege vorhanden, ein Be- weis, dass wir hier sicher waren. Wir waren nun über Felsklippen und Gerölibänder an der Wand hinaufgeklet- tert und lagerten uns ein wenig auf einem solchen Ge- röllbande in der Nähe des Petersrücken, den wir südlich zur Seite hatten. Hier wurde etwas Gletscherwasser ge- trunken, das letzte, das man auf dem Wege antrifft, und dann Anstalt gemacht, an der Wand hin über die Bänder auf das dritte, das Firnplateau, zu gelangen. Doch ehe ich weiter gehe, muss ich bemerken, dass wir bier an der Stelle waren, wo der beharrliche Hegetschwei- ler mehrmals versucht hatte, den Tödi zu ersteigen. Er hatte ebenfalls diesen Runs- passirt, sich dann aber, statt wie wir links südlich, mehr rechts nördlich gehalten, und geglaubt, über die Felswände hinauf zu dem Gletscher zu gelangen, dessen Zacken drohend hinunterblicken, und über diesen hinauf den Gipfel zu erreichen. Wir — a wandten uns nun südlich, und suchten an der Felswand hin, der gelben Wand, wie sie wegen ihrer Farbe heisst, den Firn zu erreichen. Es war dieses nicht ganz ohne Schwierigkeit. Vorerst war das Geröll auf den Felsbän- dern mit Eis durchzogen, so dass wir einige Tritte ein- hauen mussten, dann führte ein schmaler Grat zwischen zwei bodenlosen Schründen auf den Firn selbst. Der grössern Sicherheit wegen wurden in diesen Grat eben- falls einige Tritte gehauen, und daun endlich der Firn betreten. Es war 8 Uhr Vormittag. Wir waren nun auf dem dritten Plateau des Bifertengletschers, dem Firn- plateau. Rechts nördlich erhob sich die Kuppe des Tödi, die wir übrigens nicht sahen, sondern nur die gelben Felswände, die sich zu derselben erheben, und über welche sich ein kleiner Gletscher herabsenkt; links süd- lich zog sich vom Bifertenstock der Gränzgrat dahin, zuerst eine mit Schnee bedeckte Kuppe, die man auch von Sta- chelberg aus sieht, der Bündnertödi von den Führern genannt, dann weiter hinauf der Piz Urlaun und der Stockgron, beides Kuppen, die sich nicht bedeutend über den Grat erheben, dagegen behauptete der Bifertenstock noch immer seine Rechte, der Rücken des Selbsanft aber begann schon sich unter uns zu neigen. Der Firn selbst mochte eine gute Viertelstunde breit sein, vielleicht auch mehr, da man keinen sichern Masstab hat. Es galt nun, über diesen Firn die Spitze des Tödi zu erreichen. Der- selbe steigt ununterbrochen an, die Steigung mag nie unter 20°, meistentheils gegen die 30° sein. Es ist sich daher nicht zu verwundern, dass kein eigentliches Firn- feld hier zu finden ist, sondern dass man gleich von An- fang an mit den Schründen zu schaffen hat, von denen die meisten über 20 Fuss breit, ja einige zwischen 30 und 40 Fuss breit sein mögen. So stiegen wir zwischen — 2167 — den Schründen durch den Firn hinan, Alle, mit Aus- nahme von Vögeli, durch Brillen geschützt, Thut hatte eine Maske von Mousseline. In einer halben Stunde wa- ren wir in der Höhe von Thuts Mütze, um 81/, Uhr. Es ist dieses ein Felsblock auf der Höhe des Biferten- grätli, wo dasselbe vom Tödi sich ablöst, der ganz die Form einer Schlafmütze hat. Hegetschweiler, der ibn beim Hinankiettern über die Felsen gesehen, hat ihm diesen Namen gegeben, schildert ihn aber als Eisblock. Er muss sich getäuscht haben, denn es ist offenbar nicht ein Eisblock, sondern ein Felsblock, zumal eine Eismasse sich nicht Jahrzehende hindurch halten könnte. Sollte aber Hegetschweiler nicht diesen Felsblock, sondern einen wirklichen, vergänglichen, Eisblock mit diesem Namen be- nannt haben, so schlagen wir vor, diesem Felsblock, des- sen Form so auffallend ist, zum Andenken an Heget- schweiler den Namen Thuts Mütze zu geben. Man kann übrigens diese Mütze auch vom Ochsenstock aus sehen, wie wir bei der Rückkehr bemerkten. Von dem Stand- punkte aus, wo wir Thuts Mütze in gleicher Höhe nörd- lich neben uns sahen, stiegen wir auf dem Firn zu dem sogenannten Krähenbühl hinauf, es mag‘ derselbe unge- fähr in gleicher Linie mit dem Piz Urlaun sein. Indes- sen war keine Spur mehr davon seit 16 Jahren zu sehen, der Firn hatte sich hier ausgeflächt. Die Führer konn- ten nur ungefähr die Stelle bezeichnen. Es war 9 Uhr, also wir bereits eine Stunde auf dem Firn. Wir näher- ten uns nun bald der Stelle, wo der Firn sich gegen Norden umbiegt, und zwischen den beiden Spitzen, dem Piz Rusein westlich, dem Tödi östlich, zum Grate hinan- steigt, ungefähr in der Linie des Stockgron. Hier war es, wo die Führer beim ersten Versuche , den Tödi zu ersteigen, statt über den Firn über die Felswände hinauf — 268 — den Gipfel erreichen wollten, aber durch einen Gletscher- sturz, der den Vater Vögeli beinahe getroffen hätte, da- von abgeschreckt wurden. Nordwestlich vom Stockgron befindet sich im Grate ein Einschnitt, durch welchen vielleicht von Bünden her auf den Bifertenfirn zu gelangen wäre, insoferne der Zugang zu demselben von der Süd- seite zugänglich wäre. Sonst haben wir vom Biferten- stock bis zum Rusein auf dem ganzen Grate keine ein- zige Stelle bemerkt, über welche man auf den Gletscher hinuntersteigen könnte, die Felswände sind zu schroff und hoch, wenigstens 1000 Fuss, und meistens mit Eis und Firn überzogen. Nachdem wir bereits eine tüchtige An- . zahl Schründe theils umgangen, theils auf Schneebrücken überschritten hatten, der Schnee war ganz vortreffllich (gediegen, wie man es in der Bergsprache nennt), nicht zu weich und nicht zu hart, ging es nun an den letzten Theil des Tagewerkes, der Firn zwischen den beiden Gi- pfeln musste bezwungen werden. Es war dieses kein geringes Stück Arbeit, da dieser Theil des Firns nicht unter 30°, an einigen Stellen bis zu 45° Steigung sich erhebt, und, was das Schlimmste ist, von gewaltigen Schründen durchzogen ist, die die ganze Breite von einem Gipfel zum andern einnehmen, und beinahe alle ohne Ausnahme 30 —40 Fuss breit sein mögen. Ich glaube “nicht zu viel zu sagen, wenn ich behaupte, dass wir ge- gen die zwanzig solcher Schründe zu passieren halten. Es ist dieses um so auffallender, da die Führer bei ihrer ersten Ersteigung an dieser Stelle keinen einzigen Schrund vorfanden, sondern bei ihrer Rückkehr vom Gipfel ganz gemächlich hinunterreiten konnten. Auch H. Dürler war auf gleiche Art begünstigt, nur sollen sich bei seiner Er- steigung schon einzelne Löcher gezeigt haben. Dagegen traf es H.. Georg Hoffmann von Basel, wie ich schon oben — 1269 — bemerkt, noch schlimmer als wir. Als wir diese Schründe vor uns sahen, mussten wir unwillkürlich an denselben denken, und befürchten, es stehe uns dasselbe Schick- sal bevor. Doch hatte der schneereiche Winter bier uns etwas geholfen. Alle diese Schründe waren zwar weit geöffnet, und klafften uns mit ihren schrecklichen Ab- gründen entgegen, aber doch fanden wir immer noch Stellen, wo wir dieselben umgehen, oder über sichere Schneebrücken überschreiten konnten. Etwas unheimlich war es uns aber immer, wenn zwei mit einander mit ausgespanntem Seile über dem Schrunde schwebten. Thut benahm sich aber hier sehr sorgfältig. Zuerst unter- suchte er am Rande des Schrundes mit dem Auge die Dicke der Schneebrücke, dann, wenn sie tragfähig schien, d.h. circa 3—4 Fuss Dicke hatte, wurde mit dem Berg- stocke sondirt, bis er festen Fuss fasste, und dann erst die Brücke überschritten. Es ist begreiflich, dass dieses ziemlich viel Zeit wegnahm, und der Grat, den wir im- mer über uns sahen, und über ihm den dunkel blauen, ja schwarzen Himmel, nicht näher rücken wollte. Der Firn hatte sich seit 1846 so verändert, dass die Führer- nicht zu bestimmen vermochten, an welcher Stelle der Schrund gewesen, durch welchen H. Hoffmann gezwun- gen worden, den Rückzug anzutreten. Kaum hatten wir uns von einem Schrunde entfernt und stiegen den Firn hinan, so lag nach einiger Zeit wieder ein anderer vor uns, von dem wir vorher nichts bemerkt. Mau kann sich leicht denken, dass uns die Sache etwas bedenklich vorkam, und dass wir fast bezweifelten, ob wir den Grat erreichen könnten, da wir nie wussten, von welcher Be- schaffenheit der nächstfolgende Schrund sein werde. Da zugleich Mehrere von uns sich durch das stete Hinan- steigen auf dem steilen Firnschnee, von welchem. die u Sonnenstrahlen mit Macht zurückprallten, etwas ermattet fühlten, so beschlossen wir, uns etwas zu lagern und eine Flasche Veltliner vorzunehmen. Diess geschah am Fusse des Rusein, dessen steile Felswände, mit spärlichem Firn überzogen, sich uns zur Seite erhoben. Der Tödi lag etwas entferuter gegen Osten. Nach eingenommener Erfrischung bewegte sich der Zug wieder vorwärts, und nachdem noch mehrere Schründe überschritten werden mussten, die bis gegen die Höhe hin nicht aufhörten, war endlich der Grat erreicht, circa um 11 ÜUhr Vor- mittags. Wir befanden uns nun auf einem weiten etwas gegen N. gesenkten Firnplateau. Gegen W. hatten wir die Firnspitze des Piz Rusein, gegen O. diejenige des Tödi, gegen N. am äussersten Rande des Firnplateau, das etwa eine halbe Stunde breit sein mochte, die Schneekuppe des Sandgipfels. Wir wandten uns nun ge- gen Osten der Tödispitze zu, und gingen über das Firn- feld, das mit neuem Schnee bedeckt war, hin bis zu der Stelle, wo die Führer und H. Dürler 1837 ihre Fahne aufgepflanzt. Es war, wie natürlich, in dem Firn keine Spur mehr von dem Stocke zu finden. Nachdem wir einige Augenblicke hier gerastet, und im Allgemeinen die Aussicht betrachtet, beschlossen wir, trotz des Einredens der Führer, die behaupteten, es sei noch eine gute halbe Stunde, den Tödigipfel selbst zu ersteigen, der sich hin- ter uns als Schneekuppe erhob. Es war dieses eine Sache von einigen Minuten, ein Beweis, wie wenig selbst Leute, die in den Bergen zu Hause sind, in diesen Regionen einen sichern Masstab haben. Um 111/ standen wir auf der Spitze des Tödi, die südlich gegen den Bifertenfirn schroff abstürzt, und von der Spitze des Piz Rusein wohl eine gute halbe Stunde entfernt sein mag, die sich in gleicher Linie etwas höher als der Tödi erhebt, der Sand- I u — gipfel dagegen liegt ziemlich tiefer. Wir hatten auf dem Gipfel hinlänglicb Raum, da er ganz sanft sich gegen N. gegen das Firnplateau, das die drei Gipfel mit einander vereinigt, absenkt. Anfänglich wehte der Wind ziemlich stark, bald aber legte er sich, und später hatten wir eine ganz angenehme Temperatur. Ueber uns wölbte sich der dunkel blaue, ja schwarze Himmel. Wenn ich nun die unermessliche Aussicht schildern soll, die wir von diesem erhabenen Standpunkte genos- sen, so bin ich in der grössten Verlegenheit, Worte dazu zu finden. Wir blickten wie vom Himmel auf die Erde hinunter. Ein Theil der Aussicht ist bald beschrieben, dieje- nige gegen Norden. Es lag ein Horizont vor uns, der in’s Unermessliche sich ausdehnte, aber in die Ebene hinaus konnten wir nichts mehr unterscheiden, selbst der Zürichsee blieb unsern Augen verborgen, so sorgfältig wir darnach forschten, es verlor sich alles in’s Schwarz- graue, und über demselben schwebten einige kleine Ne- belchen in weiter Ferne. Freundlicher war der Blick in die Nähe. Da lag das ganze Linththal vor uns geöffnet. Wir konnten ganz deutlich die Kunzische Fabrike und das Stachelbergerbad unterscheiden, weiter hinaus die Kirche von Luchsingen und zahllose Häuser, alles in freundli- chem Sonnenlicht. Westlich davon erhob sich der Glär- nisch mit seinen Felswänden, der uns aber nicht im Ge- ringsten imponirte, ebenso: wenig Eindruck machte der Reiselstock und sein Nachbar, die Silbern, die in weissen Karrenfeldern glänzte, ja etwas näher die Scheienstöcke und selbst die Firokuppen der Clariden, sie schrumpften zu Zwergen zusammen. Gegen NW. zog sich der Pilatus in langer Reihe dahin, und gegen NO., wo der Selbsanft so demüthig ‚aussah, dass wir ihn kaum bemerkten, und — 272 — über denselben hin auf die Eisfläche des Muttensees blick- ten, waren es hauptsächlich die Gipfel des Ruchi, des Hausstockes, des Kärpfstockes und weiter östlich des Sauren, die unsere Blicke auf sich zogen. Weiter hinaus lagerten sich die Kurfirsten und der Mürtschenstock, und jenseits derselben die Gruppe des Säntis und des Alt- mann. Alle diese Berge traten ganz bescheiden auf, ja, was mich einigermassen frappirte, selbst das Scheerhorn, das sich gegen Westen neben uns erhob, und vor ihm der Kammlistock,, zeigte sich tief unter unserm Stand- punkte. Ich habe mit der leichtern Aufgabe, der Schil- derung der Nordseite der Aussicht, begonnen. Ich mache nun ganze Wendung, und blicke gegen Süden. Womit soll ich diese Aussicht vergleichen? Da steht der Tödi, wie ein General, der ein ganzes Regiment kommandirt; es sind aber nicht Grenadiere, es sind Berge, die in Reih und Glied vor ihm aufgestellt sind, in lan- gen Reihen, und nicht bloss in zwei, drei Golonnen, sondern in sechs, sieben. Es will kein Ende nehmen. Wohin das Auge blickt, nichts als Berge und Berge, und auf alle diese blickt man hinunter. Der Bifertenstock ist der störrischste, der will seinen Gipfel nicht recht nei- gen, doch muss er, wenn auch ungern, die Herrschaft des Tödi anerkennen, um ihm aber dieselbe so lange als möglich streitig zu machen, streckt er auf seinem Rücken aus dem Firnplateau noch ein spitzes Horn in die Höhe. Dagegen tritt der Düssistock ganz bescheiden auf, und selbst der Bristenstock hat mit den beiden Windgellen und den Wichlerhörnern des Crispalt viel von dem Imposan- ten, das er im Reussthal entfaltet, eingebüsst. Das sind die Vorposten. Hinter diesen blickt man in die Seitenthäler des Vorderrheinthales hinein. Da liegt das ganze Medels ausgebreitet mit dem Scopi in der Mitte, dann folgt ge- en wu = gen Osten das Sumvix mit den Gletschern der Greina, dann Lugnetz, Savien, Domleschg, ja wir glaubten, Häu- ser in der Nähe von Chur zu erkennen. Soll ich nun aber das Regiment selbst mustern, so dehnt das seine Reihen aus vom Montblane bis weit in die Tyrolerberge hinein; der Orteler ist bei weitem nicht der letzte. Ne- ben dem Montblane im fernen Westen sind in Einer Reihe das Weisshorn, die Mischabeln und der Monterosa gelagert, die man über die Kuppen der Mutthörner er- blickt. Nördlich von diesen ziehen in Einer Reihe das Finsteraarhorn, das Schreckhorn, der Berglistock, die Wetterhörner den Blick auf sich, die beiden Eiger und die Jungfrau sind durch die letztern verdeckt, dagegen erhebt sich südlich vom Finsteraarhorn das Aletschhorn, und den Wetterhörnern gegenüber gegen Norden die Gruppe des Wildgerst. Vor diesen Bernerbergen ist der Dammafirn in weitem Becken ausgebreitet, von dem Galenstock und dem Sustenhorn begrenzt. Titlis und Urirothstock sind durch den Piz Rusein verdeckt. Doch ich könnte noch ganze Seiten voll schreiben, wenn ich alle die Berge nennen wollte, die wir auf Einen Blick überschauten. Ich bemerke nur, dass der Tödi so gün- stig gelegen ist, dass von den zahllosen Bündnerbergen gewiss kein einziger seinem Kommando entgeht. Da strah- len die Eiskuppen des Hinterrheinthales empor, dort zieht in langer Reihe die Kette des Bernina dahin, das Tam- boborn, der Piz Beverin, die Gruppe des Piz.Err, der Piz Linard, die Scesa plana, kurz alles, bedeutend und unbedeutend, sie entfalten sich vor dem erstaunten Blicke. Von den Tyrolerbergen, die uns nur zum Theil bekannt waren, bemerke ich nur, dass sie in derselben Masse, wie die Bündnerberge, sich unserm Auge darboten. Mit Einem Worte, es ist ein unermessliches Panorama, wohl werth der Mübe, die man anwenden muss, um es ge- niessen zu können. H. Studer suchte dasselbe einiger- massen zu skizziren, er stand aber bald von der Arbeit ab, da die Aufgabe zu gross war. Doch auch der Leib bedurste der Stärkung. Zwar spürte ich für mich nicht die geringste Müdigkeit, als ich den Gipfel des Tödi erreichte, es wurde auch der Mund- vorrath von uns allen ganz unberührt gelassen, dagegen hatten wir mit einer Flasche Veltliner, die uns noch übrig geblieben, für sechs Mann wohl wenig, für jeden ein Glas, und wir wurden von einem tüchligen Durste geplagt. Aber was machen? Wir mussten uns in das Unvermeidliche schicken. Ich rauchte zum Ersatz eine Cigarre, die mir trefflich schmeckte. Genau um 12 Uhr Mittags machte ich eine Barometerbeobachtung. Derselbe zeigte: 498,00 millim. Thermom. fix + 5°, frei, + 4° C. heiter. Nach gütiger Vergleichung und Berechnung von H. Hoffmeister in Zürich = 3607,02 Meter = 11,104,50 Par. Fuss. Wir konnten uns beinahe nicht von diesem erhabe- nen Standpunkte trennen, doch zeigten einige kleine Ne- bel, die sich hinter dem Bifertenstock bald erhoben, bald wieder verschwanden, und die auch theilweise in den Bergen gelagert waren, dass es Zeit für uns sei, an den Rückweg zu denken, Derselbe wurde denn auch um 121/9 Uhr, nachdem wir uns eine Stunde auf dem Gi- pfel aufgehalten, angetreten “in derselben Ordnung. Wir hatten bald die Einsattelung zwischen den beiden Gipfeln erreicht, dann ging es den Firn hinunter in denselben’ Fusstapfen, die wir beim Hinaufsteigen eingetreten. Von einem Schrunde zum andern wurde der Weg rittlings zurückgelegt, dann aber sorgfältig- die Schnecbrücken überschritten. © Der Schnee war inzwischen etwas weicher — 275 — geworden, so dass einige Male unter den Hinteren der Firn wich, doch nur theilweise, und, am Seile befestigt, war dabei keine Gefahr. - Die Sache ging so schnell von Statten, dass wir in 11/5 Stunden um 2 Uhr bereits wie- der den Firn verlassen hatten, also denselben Weg, für welchen wir beim Hinaufsteigen circa 31/5 Stunden brauchten, in 119 Stunden zurücklegten, welche Schnel- ligkeit hauptsächlich daher rührte, dass wir beim Hinun- tersteigen nicht mehr den Weg über die Schründe zu suchen brauchten, sondern einfach unsern Fusstapfen fol- gen konnten. Bei der gelben Wand angelangt löschten wir an dem Gletscherwasser den Durst, ‚den wir auf dem Gipfel des Tödi nicht hinlänglich hatten befriedigen kön- nen, und banden uns von dem Seil los, da es gerathe- ner schien, beim Hinabsteigen über die Felswand und durch den Runs und unter der Schneerose hin Jeden sei- ner eigenen Kraft zu überlassen. Wir machten an der gelben Wand einen Aufenthalt von einer guten Viertel- stunde, und dann gings den Runs hinunter unter den Eiszacken hin. Bei den Gletschertrümmern angelangt, liess sich in der Höhe der Eiszacken ein schrillernder Ton vernehmen, eine Warnungsstimme, die wir sorgfäl- tig beachteten, und, ohne lange zu säumen, über die Eisblöcke hinabkletterten. Wir» waren nun geborgen auf dem zweiten Plateau des abern Gletschers auf festem Eis. Uebrigens scheint die Gefahr der Schneerose grösser, als sie wirklich ist. Ich habe schon bemerkt, dass die Sonne erst am spätern Nachmittag auf die Eiszacken einzuwir- ken vermag, und wir hatten dieselben schon 21, Uhr hinter uns. Das Herabsteigen vom Gletscher zum Bifer- tengrätli verursachte uns noch einigen Aufenthalt. Wir mussten die steile circa 50 Fuss hohe Eiswand nun hin- untersteigen. Wir banden uns der grössern Sicherheit — 276 — wegen wieder ans Seil, Thut voran, der beim Hinab- steigen die Stufen, die wir am Vormittag eingehauen, wieder etwas ausbesserte, und,so stiegen wir, ich der _ grössern Sicherheit wegen rückwärts, diese Eistreppe hinunter, und lagerten uns 1/; nach 3 Uhr auf dem Grate des Bifertengrätli. Wir hörten oben im Gletscher meh- rere Gletscherstürze. Höchst wahrscheinlich waren die Eiszacken in der Schneerose ihrem Schicksale erlegen und hatten ihr Haupt gesenkt, was wir aus der Ferne mit Befriedigung vernahmen. Wir hätten vom Bifertengrätli dem Gletscher nach hinuntersteigen, und, ohne die obere Sandalp zu be- rühren, uns der untern Sandalp zuwenden und von da in circa 3 Stunden, also etwa um 8 Uhr Abends, das Stachelbergerbad erreichen können. Da wir aber in der obern Sandalp einen Theil unserer Effekten zurückge- lassen, auch mit den Sennen noch nicht abgerechnet hat- ten, und zudem heute noch nicht im Thale erwartet wur- den, zogen wir es vor, den Rückweg über die obere Sandalp zu nehmen, ungeachtet es eigentlich ein Umweg für uns war. Wir brachen 1/, vor 4 Uhr auf. Das Hin- untersteigen über die steile Geröllwand gehörte gerade nicht zu den angenehmsten Partieen des Tages, die ganze Wand mit dem losen Gestein bewegle sich mit uns, es war ein Rasseln und Rollen des Gesteins, dass alles mit uns den Berg hinunterkommen zu wollen schien. Man konnte sich einigermassen diese Arbeit ersparen, weun man über die steilen Schneewände mit hartem Schnee, die zuweilen unsern Weg durchschnitten, hinunterritt; ich zog es jedoch mit H. Siegfried vor, auf dem Gestein zu bleiben, um nicht zu guter Letze eiwa noch eine unfrei- willige Rutschpartie zu machen. (Schtuss folgt.) we) Geb: Geburg gest. von. in \ y A Al & ; ANtiTen) a0 ni Hille N ? 0:2 er Im ATenen NS ZN ln Hu i k Pr : ER c G- EU N iR) I IRNAUHH Mi EL, ER = 7 \\zal | Mi || m N 50 Ü Fi im. SS DD N h N 2. u ! in —E ee NN Ä d1) ialpel N und seine UMGEBUNGEN von 6. Sı . Stunde 4 Winterthur MITTHEILUNGEN NATURFORSCHENDEN GESELLSCHAFT IN ZÜRICH. oN® 96. 1854. Hr. M. Ulrich, Prof. — Die Ersteigung des Tödi. ( Vorgetragen den 19. Dezember 1853.) (Schluss.) In der Tiefe angelangt mussten wir wieder über die Geschieb- und Rasenwände aus dem Kessel zu der Höhe des Ochsenstockes hinaufsteigen, die wir um 5 Uhr Abends erreichten. Hier machte H. Studer noch eine flüchtige Skizze der erbabenen Umgebung, und dann gings 51/ Uhr über die Röthe hin und über die Felsklippen hin- unter auf die obere Sandalp, wo wir 6'/, Uhr wieder einrückten. Wir hatten also am heutigen Tage, die zwar nicht bedeutenden Rasten abgerechnet, einen Weg von 123/, Stunden zurückgelegt. Es wurde sogleich zur Stär- kung ein Thee bereitet, und auf dieses dann die sichere Grundlage eines« fetten Fänzes gelegt, dann noch der . Rest des Proviantes aufgezehrt, was indess hauptsächlich von den Führern geschah. Der Himmel hatte sich in- zwischen etwas bedeckt, und während der Nacht wurden wir durch einen gewaltigen Sturmwind, mit etwas Re- gen begleitet, mehrere Male geweckt; doch schliefen wir im Ganzen sehr angenehm auf die Strapazen des Tages. Band 11. 18 — 18 — Am Abend hatten uns die Sennen und Thut viel von zwei Lämmergeiern erzählt, die ihre Herrschaft von der Sandalp bis in das Limmerntobel behaupten, und keine junge Ziege oder Schaf aufkommen lassen, sondern alle, die man nicht sorgfältig in Verwahrung hält, ungescheut zu ihrem Neste forttragen, das an den Wänden des Zu- treibstockes sich befinden soll. Thut sagte, er habe das- selbe von oben herab an einer Felswand bemerkt, und in demselben den jungen Geier todtgeschossen, der noch ohne Federn gewesen. Da wir ihm sagten, ein ausge- wachsener Lämmergeier könne seine 6—7 Louisd‘or gel- ten, so beschloss er, alles daran zu setzen, um einen solchen nach Zürich zu bringen. Wir wollen gerne se- hen, ob er sein Wort zu halten im Stande ist. Sonntag den 14. August brachen wir um 7 Uhr von der obern Sandalp auf und rückten um 11 Uhr glück- lich wieder in Stachelberg ein, von den Glückwünschen der Badgäste empfangen, die nicht genug erzählen konn- ten, wie gespannt Alles uns auf der Höhe des Tödi be- obachtet. Sollte ich noch einmal den Tödi ersteigen wollen, so würde ich die Sache etwas anders einrichten. Ich würde das Nachtquartier nicht auf der obern Sandalp, sondern auf dem Bifertengrätli nehmen. Man müsste dann freilich, um die Nacht bequem zuzubringen, sich mit einem Zelte und Wolldecken versehen, auch einen . Kochapparat und Holz haben, was alles etwas weitläufig wäre. Dann könnte man aber gleich mit Anbruch des Tages, um 4 Uhr, den Gletscher betreten, und circa um 9 Uhr den Gipfel erreichen. Man hätte dann noch Zeit genug, auch die Ruseinspitze zu ersteigen. Aber man müsste vor allem aus sicher sein, dass der Gletscher, oder vielmehr der Firn, zugänglich wäre wegen der — 2379 — Schründe, und daher wäre es wohl am besten, wenn man die Führer vorher auf den Tödi schicken würde, um Bericht darüber zu erstatten. Die Schründe waren dieses Jahr von einer solchen Beschaffenheit, dass Thut vermuthete, in circa acht Tagen würde man den Tödi nicht mehr ersteigen können, da während dieser Zeit die Schneebrücken alle verschwunden wären. Die Schründe nehmen die ganze Breite des Firnes zwischen den beiden Gipfeln ein, und diese senken sich in schroffen Felswän- den gegen denselben ab, so dass es ohne Schneebrücken durchaus nicht möglich ist, die. Höhe des Grates zu er- reichen. Leitern können wegen der Breite der Schründe nicht aushelfen, und wären überdiess zu beschwerlich zum Tragen. Bei einem günstigen Sommer und mit den nöthigen Vorsichtsmassregeln und geübten Führern ist die Ersteigung des Tödi nicht besonders schwierig. (Mit einem Kärtchen.) Hr. G. H. Otto Volger. — Neue Beobachtungen über die Umwandlung kalzitischer Sediment- schichten in Feldspathgestein, und einige andere Gegenstände der Entwiceklungsge- schichte der Mineralien. In meinen Studien zur Entwicklungsgeschichte der Mineralien etc. beschrieb ich pag. 153 ff. die Stufe Nr. 1 der Chlorite, in der Sammlung auf unserer Hochschule. Dieselbe besteht aus einem zuckerkörnigen Feldspath- gestein, dessen Körnchen selten das Mass von 1 Milli- meter überschreiten , meistens dagegen nur 1/,"m , 17, mm und noch darunter betragen. Alle diese Krystallchen sind — 2130 — locker zusammengehäuft, so dass überall: feine eckige Poren zwischen ihnen bleiben; gleichwohl ist das Gestein nieht zerreiblich, indem die Körnchen, wo sie sich be- rühren, doch innig mit einander verwachsen scheinen. In den Poren findet sich ein bräunlichgoldgelber Anflug von äusserster Zartheit, welcher sich unter dem Mikro- skope als Sagenit, in den bekannten Geweben und mit anhängendem ocherigen Xanthosiderite ausweist. Das ganze Gestein ist ausserdem durchschwärmt von bü- schelig gruppirten Hoblräumen, welche man leicht als Spuren verschwundener Hornblende erkennt. Viele dieser Hohlräume enthalten ein schwärzlich lauchgrünes Mineral; welches man auf den ersten Blick für einen Rest der Hornblende halten könnte; allein es ist Ogkoit, ganz ühereinstimmend mit demjenigen, welcher in dicken kantigen Wulsten pockenartig auf der einen Fläche der Stufe -—— allem Anscheine nach einer natürlichen Abson- derungsfläche — aufsitzt. Dieser Ogkoit trägt alle Be- weise einer Epigenese in den Räumen der verschwunde- nen Hornblende an sich. — Aber auch der Feldspath selber, aus welchem das Gestein besteht, ist jüngeren Ursprungs, als das Verschwinden der strahligen Horo- blende. Nirgends sieht man das lockere körnige Hauf- werk seiner Krystallchen mit scharfen geraden Linien, mit ebenen Flächen gegen die Hohlräume derselben ab- schneiden, wie wenn sie einst das Mineral umschlossen hätten, sondern überall dringen sie drusig in die Hohl- räumchen hinein, begegnen sich in denselben von beiden Seiten und lassen von den feinern Nadelräumen in der That fast nur eine Reihe offener Poren, welche dem Auge nur aus einer gewissen Entfernung noch das deut- liche Bild einer Hornblendenadel darbieten. Manche Feld- spathkrystallchen liegen in den Hohlräumen gleichsam wie eingestreut und sie erweisen sich auch obendrein als jün- ger gegenüber dem Ogkoite, an dessen Täfelchen und Blättchen sie bisweilen angeschossen sind. Es bleibt, so äusserte ich mich damals, keine andere Annahme übrig, als nur die, dass eine ganz andere, ‘spurlos verschwun- dene Masse einst dieses Gestein bildete oder vielmehr den Raum dieses Gesteins einnahm. In jener Masse lag der Strahlstein — »ich denke unwillkürlich an den Do- lomit mit seinen Strablsteinbüscheln (Tremolit)“, welchen wohl jede Sammlung aufzuweisen hat. Der Strahlstein ward zerstört; Ogkoit setzte sich in die von ihm zurück- gelassenen Räume. ‚Aber auch das Muttergestein selbst wurde zerstört, während Feldspath sich an dessen Stelle setzte. „Vermuthlich war es ein feinkörniges Mutterge- stein; schwerlich hätte sonst jedes Feldspathkrystallchen seine eigene unabhängige- Lage angenommen. Während das Muttergestein aufgelöst wurde, substituirte sich dem- selben das körnige Feldspathgestein; Feldspathkrystallchen schossen auch zwischen den Ogkoitblättchen an und in den Hohlräumen, welche der Strahlstein gelassen; so sitzt der Ogkoit nun auf einer neuen Unterlage und der Schoss einer Stiefmutter beherbergt ihn, der als fremder Eindringling selber in dieses Haus gelangt war“. — Der Sagenit beurkundet an dieser Stufe mit Entschiedenheit ein höheres Alter gegenüber dem Ogkoite. Man findet bei genauer Betrachtung der grossen Ogkoitwulste auf der Absonderungsfläche der Stufe hie und da prächtige kleine Sagenite, Brokatgeweben ähnlich, mit ocherigem Xanthosiderite in den Zwischenräumen ihrer Nadeln und, wo sie mehrfach auf einander liegen, mit Lagen von sol- chem zwischen ihnen. Und diese Sagenite schneiden. mit- ten durch die Ogkoite hindurch oder die Ogkoite setzen scharf an ihnen ab, so dass kein Zweifel bleiben kann, ra N es waren diese Sagenite schon vorhanden, als die Ogkoite gebildet wurden’). In einem Nachtrage auf pag. 546 obiger Schrift**) zeigte ich bereits an, dass ich ein Schwesterstück der *) Ich muss hier erinnern, dass nach sehr zahlreichen Beob- achtungen, deren manche ich in meiner obgenannten Schrift mit- theilen konnte und deren ich seitdem noch ausserordentlich viele neue zu machen Gelegenheit hatte, der Sagenit stets aus Eisenspalh entsteht. Das Eisenoxydulkarbonat enthält durch einen demselben mitunter eigenen Gehalt an Titanoxydulkarbonat das Material, wel- ches zur Bildung des Sagenites erforderlich ist. Unter den Um- ständen, welche eine Umwandlung des Eisenspathes in Xanthosiderit bewirken, scheidet der Titangehalt als Sagenit sich aus, wobei die drei Richtungen, unter welchen die Spaltbarkeitsdarchgänge des Spathes sich schneiden, die Anordnung der Sagenitnadelchen be- stimmen. Solche Sagenitgewebe liegen dann ursprünglich in dem zu Xanthosiderit umgewandelten Eisenspathe; wird dieser fortge- führt, so bleiben sie in dem Raume, welchen er zuvor einnahm, mehr oder weniger frei schwebend zurück, bald in den Poren des Gesteins, wo dieses Eisenspathkörner enthielt, theils auf den Kluft- flächen, wo diese mit. Eisenspathkrystallen bedrust waren und wo die Sagenitnetze bisweilen in der wunderlichsten Stellung hangen bleiben. Andere Mineralien schiessen später an denselben an, sei es Kalkspath, oder Feldspath, oder Quarz u. s. w., und wenn diese später angeschossenen Krystalle genügend wachsen, so zeigen sich die Sagenite dann theilweise oder gänzlich in denselben eingeschlos- sen. — Wenn dagegen der ocherige Xanthosiderit nicht fortgeführt wird, so entwickelt sich unter günstigen Umständen aus demselben Eisenglanz, welcher krystallisirend an den Sagenitnadeln an- schiesst und sich nach denselben orientirt und zunehmend so an die eine Fläche des Sagenitnetzes anschliesst, so dass die Nadeln halb in denselben eingebettet liegen oder dieselben sogar zwischen Eisenglanztafeln theilweise eingeschlossen werden. Auf diese Weise entsteht die schöne Zusammengruppirung, durch welche viele Eisen- glanze vom St. bolthard eine gesuchte Zierde der Sammlungen sind. *) Durch einen Druckfehler ist dieser Nachtrag zu Seite 152 überschrieben, während derselbe sich auf Seite 156 bezieht. — 233 — beschriebenen Stufe gefunden habe, welches meine Ver- mulhungen über das Gestein in hohem Grade bestätige, und versprach die genauere Beschreibung dieses äusserst instruktiven Stückes für eine andere Gelegenheit. Dieses Versprechen hier zu lösen, gibt mir obendrein eine An- zahl ausgezeichneter Stufen Veranlassung, mit welchen Herr Wiser kürzlich seine Sammlung bereichert und welche derselbe mir mit gewohnter Freundlichkeit zur Benutzung überlassen hat. 1. Die zuerst zu beschreibende Stufe auf der Hoch- schulsammlung, daselbst im Schaustufenschrankeaufbewahrt, lässt sich nach ganz oberflächlicher Betrachtung beschrei- ben als ein sehr feinkörniges Feldspathgestein, welches von lauchgrünen Strablsteinbüscheln in allen Richtungen, jedoch vorzugsweise in gewissen parallelen Ebenen, durch- schwärmt ist, und dadurch stellenweise einige Hinneigung zu versteckt flaseriger Absonderung und zu einem Üeber- gange in Hornblendschiefer verräth. — Auch diese Stufe zeigt eine natürliche Absonderungs- oder Xluftfläche, welche ‚‘ wie dies bei fast allen Stufen der Fall ist, die man von den höheren Gipfeln des durch keinen Bergbau noch Steinbruch aufgeschlossenen Gebirges erhält, durch ansitzende, zum Theil in schönster Fruktifikation begrif- fene Lichenen, deutlich genug beweist, dass sie der Ober- fläche ‚eines der Atmosphäre exponirt gewesenen Felsens angehörte. Auch diese Fläche bietet die Erscheinung einer grossen Menge von Strablsteinbüscheln dar, welche jedoch ausgewittert sind und Furchen oder Rinnen dar- stellen, in welchen vorzugsweise die Lichenen sich an- gesiedelt haben, ausser den Lichenen aber zahlreiche kleine Ogkoitpocken oder blättrige Gruppen von solchem be- merkbar sind. Hauptsächlich ist die Kluftfläche aber be- deckt von einer dichten Saat durcheinander gestreuter _ Mu — Periklinkrystalle und Ogkoitwulste oder Pocken von der charakteristischen Grösse ‘und Gruppirung. Ich nannte diese beiden Mineralien durcheinander gestreut; dieser Ausdruck bezeichnet den ersten Eindruck der Erscheinung, nicht aber das wahre Verhältniss. Es zeigt»sich nämlich überall deutlich genug, dass die Ogkoitpocken älter sind, - als die Periklinkrystalle, indem die letzteren den ersteren an- und aufliegen, und, wo sie gruppenweise zusammen- getreten sind, dieselben so umschliessen, dass aus Pe- riklinflächen kleinere oder grössere Theile der Ogkoite hervorragen. Manche Periklinkrystalle erreichen in ihrer längsten Ausdehnung 5 bis 6 Millimeter; die Mehrzahl ist kleiner; eine zahllose Schaar nur 1 bis 2 Millimeter grosser, zwischen welchen andere einzelne von 3 bis 4 Millimeter und jene noch grösseren regellos sich auszeichnen, über- zuckert die Kluftfläche fast überall, und diese kleinen Krystallchen sind wieder verwachsen mit noch feineren, welche das äusserst feinkörnige, stellenweise fast dicht erscheinende Gestein selbst bilden. Der allmähligste Uebergang von den grössten Periklinkrystallen bis zu den mikroskopischen Körnchen des Gesteins ohne die geringste Aenderung irgend einer Eigenschaft, lässt keinen Zweifel, dass das Gestein ebenfalls aus Periklin, nicht aus Adular- bestehe. Ich hatte den Feldspath der Stufe Nr. t der Chlorite, deren Verhältnisse ich im Eingange berührte, für Adular gehalten und in meiner oben angeführten Schrift durchweg als solchen bezeichnet. Da deutliche Krystalle an jener Stufe fehlen, die Körnchen des Ge- steins aber selten ein Millimeter überschreiten und auch in diesem Falle keine vollständige Ausbildung besitzen, sondern durch die nächstbenachbarten Körnchen beengt sind, so konnte jener Irrthum durch die Aehnlichkeit des —- U Gesteins jener Stufe mit demjenigen anderer Stufen, wo der Adular sich in deutlicheren Krystallen zeigte, leicht herbeigeführt und ohne Hülfe anderweitiger vergleichen- der Beobachtungen nicht vermieden werden. Jetzt liegen mir solche Beobachtungen vor — und die Stufe, welche ich hier beschreibe, bietet eine derselben dar — und ich kann nun nicht mehr zweifeln, dass auch das Gestein jener Stufe Nr. 1 der Chlorite ein Periklingestein ist. Der Periklin der Stufe, welche hier in Rede steht, ist nur stellenweise klar, wie der Periklin es ja meistens zu sein pflegt, grösstentheils milchweiss getrübt, und die weisse Trübung verläuft unbestimmt wolkig in die kla- ren Partieen der Krystallchen; bei den kleinsten Körper- chen kann man diese Erscheinung nicht verfolgen. Da sich zwischen den wohlausgebildeten Periklin- krystallen der drusigen Kluftfläche des Gesteins und den mikroskopischen Körnchen des letztern selbst kein Unter- schied zeigt, welcher irgend berechtigen könnte, den einen ein anderes Alter zuzuschreiben, als den andern, und da sich ferner nachweisen lässt, dass die Ogkoitpocken älter seien, als die Periklinkrystalle, so fragt mau nun mit Recht, auf: welcher Unterlage denn die Ogkoitpocken aufsitzen. Und da die Antwort zunächst ergiebt, dass dieselben auf dem feinkörnigen Periklingestein aufsitzen, so entsteht natürlich die zweite Frage, welche Unterlage aber die Ogkoitpocken getragen haben sollte, bevor der Periklin gebildet wurde. Es handelt sich hier aber um eine der ausgezeichnetsten Substitutionsersebeinun- gen; der Periklin ist Körnchen für Körnchen substituirt für das ursprüngliche Gestein, welches früher die Ogkeite trug und zwar in solcher Weise, dass die letztern nun- mehr nicht etwa wie locker aufgestreut hangen geblieben sind, sondern jede Form, welche die Unterlage besass, —_— 2336 — auf welcher die Ogkoitpocken sich ursprünglich angesetzt und welcher sie sich innig angeschmiegt halten, ist genau durch den feinkörnigen Periklin nachgeahmt und es haben sich dabei die mikroskopischen Periklinindividuen ihrer- seits so innig den aufsitzenden Flächen des Ogkoites an- gefügt, dass an und für sich gar kein Merkmal vorhan- den ist, durch welches die Substitution sich verriethe. Man würde also unbedingt glauben können, die Ogkoit- pocken seien ursprünglich auf einer Fläche .von Periklin- gestein angeschossen, wenn nicht hier die Periklinkry- stalle schon durch die Beweise ihrer späteren Entstehung dieser Annahme enigegenträten und ein Verhältniss ahnen liessen, welches auf einem andern Wege vollends erwie- sen und zur Gewissheit erhoben wird‘). An der Stufe Nr. 1 der Chlorite konnte ich nach- weisen, dass die Feldspathkörnchen, welche gegenwärtig das Gestein bilden, für ein verschwundenes, ursprüngli- ches Gestein, welches seinerseits nichts als Sagenitnetz- chen und Spuren ocherigen Xanthosiderites zurückgelas- sen hat, substituirt worden sind, nachdem bereits die strahlige Hornblende verschwunden und theilweise Ogkoit in ihren Räumen angeschossen war; ferner, dass dieser Ogkoit in den strahligen Hohlräumen durchaus mit den Ogkoitpocken der bedruster Fläche gleichzeitig sei. Auch an der hier. vorliegenden Stufe hat man Gelegenheit ge- nug, sich zu überzeugen, dass der in den strahligen *) Es würde in der That sehr irrig sein, wenn man ein „auf- sitzendes“ Mineral stets ohne Weiteres, weil es aufsitzt, für das jüngere halten wollte. Vor den Irrthümern, welche bei dieser, allerdings immer zunächst liegenden, Annahme entstehen können, ist man bei einzelnen Beobachtungen durchaus nicht im Stande, sich zu sichern. Vergleichende Beobachtungen ergeben oft die bestimm- testen Beweise. — = -—- Hobhlfurchen der Felsfläche angesiedelte und der übrige, die Fläche bedrusende Ogkoit durchaus gleichzeitig sei, und auch hier beweist die Art und Weise, in welcher Periklinkrystallchen in die Hohlräume der verschwunde- nen strahligen Hornblende hineinragen, innerhalb dersel- ben angeschossen sind und sich selbst den kleinen Ogkoit- pocken aufgesetzt haben, dass die Hornblende schon zer- stört und der Ogkoit schon gebildet war, als die Periklin- körnchen des Gesteins entstanden, sowie die grösseren Periklinkrystalle auf der Kluftfläche, wie oben bemerkt, zu den Ogkoitwulsten deutlich dasselbe Verhältniss zur Schau tragen. An dieser Stufe nun fragt man auch nicht vergeb- lich nach dem Gestein, für welches der Periklin substi- tuirt worden sei und auf welchem die Ogkoitpocken ur- sprünglich aufgesessen haben. Betrachtet man die Drusen- fläche etwas genauer, so sieht man zwischen Ogkoit und Periklin hie und da Partieen eines schmutzig braungrauen Ankerites mit ausgewaschener, vernagter Oberfläche. Diese Ankeritpartieen sind theilweise noch durch einen wasserhellen, übrigens auch ausgezehrten Kalkspath verhüllt, welcher auf ihnen sitzt und zwischen den halb- klaren Periklinen wenig hervorsticht. Das Verhältniss dieses Spathes zu dem Ankerite wird später erörtert wer- den; für jetzt darf ich denselben ganz aus der Betrach- tung lassen. Der Ankerit ist, so weit er auf der Kluft- fläche bemerkbar wird, anscheinend dicht und sieht etwa aus, wie ein dichter eisenhaltiger » Uebergangskalkstein « auszusehen pflegt. Allein einzelne seiner Partieen, ob- gleich von dem nämlichen Aussehen, haben doch deut- liche Spathformen, so dass das dichte Ansehen nur von einem veränderten Zustande des Ankerites und von der Vernagtheit seiner Oberfläche herrühren dürfte. Betrach- # | tet man eine Fläche desselben, nachdem man sie mit Säure- gereinigt hat, unter Vergrösserung, so zeigt sich ein körniges Gemenge von verrostetem Eisenspathe und halbklarem Kalkspathe, welcher letztere mehr aderarlig zwischen den eckigeren Partikeln des ersteren verwoben ist. Der Eisenspath ist, wie es scheint, völlig in Xan- thosiderit umgewandelt; aber es erscheinen in einzelnen - Körnehen desselben kolombinrothe Pünktchen, die ich nach vergleichenden Beobachtungen, welche sich auch an derselben Stufe noch rechtferligen, für Sagenitnadelchen halten muss. — Man findet nur einzelne Ogkoitpocken deutlich diesem Ankerite aufsitzend, während andere halb auf diesem, halb aber auf Periklin aufsitzen. Sehr in- ieressant und lehrreich ist das Verhalten des Periklins selbst gegen den Ankerit. Theilweise nämlich sieht man Periklinkrystalle, von den grössten, welche vorhanden sind, so an Ankeritparlieen angewachsen, dass sie deren Spathkanten und Ecken in sich aufgenommen haben und dadurch deutlich genug beweisen, dass sie an dem An- kerite angeschossen sind. Andere Perikline tragen in winkligen Nischen den Abdruck eines Ankeritspathes zur Schau, während die nächstbenachbarte Ankeritpartie mit ihrer vernagten Oberfläche diese Form nicht mehr er- füllt. Wahre Krusten von kleineren Periklinkrystallehen ragen, zart unterhöhlt, von den rein periklinischen Par- tieen der Gesteinsfläche hie und da etwas über zerfres- senen Ankeritpartieen vor; andere Periklinkörnchen sind dem Ankerite innigst angeschmiegt, ‘so dass man keine Gränze unterscheiden kann; an einer Stelle finde ich einen ziemlich kleinen Periklinkörper, welcher über eine Ankeritpartie vorragt, durch eine Periklinlamelle, eine Vorragung seiner eigenen unterhöhlten Basis, gestützt, gleichsam gestiell, und diese Periklinlamelle steckt in dem = 289 — Ankerite, so dass man derselben wohl keinen andern Ursprung zuschreiben kann, als den, dass sie ein bei der Bildung des Periklinkrystalles auf einem Blätterdurch- gange des Ankerites eingedrungener Theil dieses Periklin- krystalles selber sei. — An anderen Stellen beobachtet man ein solches Durcheinander von Ankerit und Periklin- körnchen, dass man keinem Merkmale mehr trauen kann, indem zwischen Periklinkörnchen das lebhafteste Aufbrau- sen mit Säuren erfolgt und deutlich anscheinend ankeri- tische Partieen, welche auch lebhaft brausen, unter der Nadel glasharte Körnchen fühlen lassen, die bei fortge- setztem Aetzen als weisse Periklinkrystallchen zum Vor- scheine kommen. Werfen wir einen Blick in das Innere des Gesteins: Ich will zuerst von der strahligen Hornblende oder dem Strahlsteine reden — eine bestimmte Unterscheidung der Ampbhibolvarietät ist nicht möglich; ich lege daher nur auf die Art der Gruppirung, wie ich sie bezeichne, eini- gen Werth. An einzelnen Theilen der Stufe glaubt man noch wirklich ein grünes Amphibolmineral, nicht blos die Form desselben, zu erkennen. Es zeigt sich nämlich in den Strahlen die deutliche Spur eines blättrig- fasrigen Gefüges. Aber so 'sehr das letztere an manche Gram- matite und andere Amphibolvarietäten erinnert, eben so sehr geht die Blättrigkeit geradezu bis zur Erscheinung deutlicher talkischer oder chloritischer Blättchen einer- seits und bis zu einem kleinschuppigen Gefüge andrer- seits. Weit häufiger aber, als Büschel oder Strahlen, in denen man zweifelhaft noch die Ueberreste der ursprüng- lichen Amphibolkrystalle erkennen muss, findet man solche, deren Masse durchaus aus lauchgrünem blättrigem Ogkoite besteht, dessen oft sehr kleine Blättchen an dieser Stufe stellenweise eine Unterscheidung vom Helminth unmöglich — 390 — machen. — Noch andere Büschel oder Strahlen sind Hohlräume, in welchen blättrige Gruppen und kleinere und grössere Pocken von Ogkoit sitzen, bisweilen mit Periklinkrystallchen bestreut; oder es ist der ganze Raum erfüllt mit einem lockeren Gemenge äusserst kleiner Chlo- ritblättchen und Feldspathkrystallchen und nur die schwärz- lich lauchgrüne Farbe der ersteren macht dem Auge den Verlauf des verschwundenen Amphibolkrystalles genügend bemerkbar. Die jetzige Grundmasse des Gesteins ist ein Periklin- gestein von einer Feinkörnigkeit, welche stellenweise an Dichtheit gränzt. Seine Farbe ist im Allgemeinen weiss, aber etwas schmutzig in gelblich- oder bräunlichgrau ge- neigt. Deutlichere Feldspathkörnchen erscheinen unter der Lupe glasartig und grossentheils wasserhell. Die weissen Partieen des Gesteins brausen fast überall mit Säure; ein Bruchstück in verdünnte Säure gelegt, braust darin sehr lange fort und bleibt schliesslich in einem po- röseren und sichtlich gereinigten Zustande zurück; immer aber bleibt das Feldspathgestein an dieser Stufe weit dichter, als an der Stufe Nr. 1 der Chlorite. Wo das Gestein gelblichgrau erscheint, da erkennt schon das ge- übte Auge, besonders mit Hülfe der Lupe, deutlich ge- nug das Vorhandensein von Partikelchen des nämlichen Ankerites, von welchem auf der Klufttläche einige der- bere Partieen beschrieben worden sind. Besonders aber wo das Gestein bräunlichgrau ist, zeigt sich der Ankerit vollständig. Es ist zumal eine unregelmässige aderartige Partie,. welche fast die ganze Stufe durchsetzt und welche theils aus grobkörnigem Ankerite, theils dagegen aus in- nig mit diesem verwachsenem, ebenso grobkörnigen Pe- rikline besteht. Der Anblick der Art und Weise, wie der Ankerit auftritt, macht den Gedanken an eine Inäll- — 391 —= tration desselben in das Feldspathbgestein und insbeson- dere an eine Infiltration der aderartigen Partie, in wel- cher derselbe am ausgezeichnetsten auftritt, völlig un- zulässig. Ueberall macht der Ankerit den Eindruck der Unterdrücktheit, der Abgestorbenheit, wenn ich mich dieses Ausdruckes bedienen darf, während der Periklin vergleichungsweise frisch, selbständig, gleichsam aktiv erscheint, als Verdränger gegenüber dem bis auf das Aeusserste bedrängten und verdrängten Änkerite. ° Der Ankerit ist auch hier im Gestein durchaus ver- rostet. Es ist eine Scheidung seiner sphärosideritischen und kalzitischen oder dolomitischen Bestandtheile vor sich gegangen. Er erscheint gleichsam marmorirt mit gelb- braunen Körnern, zwischen welchen farblosere, halbklare adernweise, zellenartig vertheilt sind; der Eisenspath ist verrostet, der Kalkspath in der Auswanderung begrif- fen, aber theilweise sind auch schon Feldspathkörnchen in dieses Gemenge hineingeschoben. Der Titanoxydulgehalt des Ankerites hat sich überall umgewandelt und in Form von Sagenit ausgeschieden. Prächtige kolombinrothe Nadelchen, hie und da zu Netz- chen vereinigt, machen sich in dem Ankerite, besonders in der aderartigen grobkörnigen Partie bemerkbar. Sie fehlen auch da nicht, wo nur mit der Lupe noch Reste des Ankerites zu erkennen sind, ebenso wenig da, wo letztere nur durch die Säure noch veranlasst werden , sich zu verrathen; aber auch wo das Feldspathgestein schon völlig von dem Ankerite befreit zu sein scheint, wo selbst die letzten Poren bereits angefangen haben, sich durch Feldspathsubstanz zu erfüllen, selbst da erkennt man hie und da die kolombinrothen Punkte oder Linien, die Querbrüche oder Profile der Sagenitnadelchen, welche ee als das widerstandsfähigste Denkmal des Ankerites überall zurückgeblieben sind‘). Die ganze Beschaffenheit der Stufe ist mit. der bis- herigen Beschreibung noch nicht vollständig geschildert. Es ist zunächst noch ein Mineral bemerkenswerth, wel- ches offenbar in nächster Beziehung steht zum Ankerite, welches jedoch durch das ganze Gestein, freilich in sehr ungleichmässiger Vertheilung, verbreitet ist. *) An dieser Stufe haben sich an zweien Saginetnetzen in dem grobkörnigen Ankerite Eisenglanzkrystalle gebildet, dünne spiegelnde Tafeln, welche den betreffenden Netzchen sich ange- schmiegt haben, so dass man sagen würde, der Eisenglanz trage den Sagenit, wenn die umgebende Masse fehlte. Ich zweifle nicht, dass der Eisenglanz ein Entwicklungsprodukt des sphärosiderilischen Bestandtheiles des Ankerites sei. Da der Titangehalt gewiss zu- nächst mit dem sphärosideritischen Bestandtheile des Ankeriltes ver- ‘ bunden war, so ist begreiflich, dass da, wo vorzugsweise das Ma- terial zum Sagenite vorhanden gewesen war, auch Eisenglanz vor- zugsweise sich bilden konnte. Ich vermuthe, dass in dem Ankerite einzelne, in höherem Grade sphärosideritische Körner, vielleicht wahre Eisenspathkörner, enthalten waren. Es spricht dafür die Er- scheinung einzelner stark rostig aussehender Körnchen in dem Ge- steine, welche zum Theil ausgezehrt sind und Spuren von Rutil umschliessen oder zurückgelassen haben. Wenn da, wo jetzt die grösseren Sagenite mit den Eisenglanztäfelchen liegen, ursprüngiich Eisenspath vorhanden war, aus welchem, bei seiner Oxydation und Wasseraufnahme der Titangehalt als Sagenit sich ausschied, und später. aus dem Ocher desselben Eisenglanz entstand, so musste mit diesen Umwandlunugen eine Volumverminderung verbunden sein, welche jedenfalls nieht unbemerkbar bleiben konnte. Die mit dem Sagenit verwachsenen Eisenglanztäfelchen unserer Stufe würden in winkligen Hohlräumen des Ankerites schweben, wenn nicht Periklin diese Hohlräume ausgefüllt hätte, wie es in Wirklichkeit der Fall ist- (Fortsetzung folgt.) MITTHEILUNGEN DER NATURFORSCHENDEN GESELLSCHAFT IN ZÜRICH. oN? y7: \NERTERRNE 1854. Hr. 6. H. Otto Volger. — Neue Beobachtungen über die Umwandlung kalzitiseher Sediment- sehiehten in Feldspathgestein, und einige andere Gegenstände der Entwicklungsge- schichte der Mineralien. (Fortsetzung.) Dieses ist ein stark gelblich silberfarbiger Glimmer, welcher: vorzüglich in der aderartigen grobkörnigen An- keritpartie sich ,bemerklich macht. Sein Auftreten zeigt. alle jene Eigenthümlichkeiten und Beziebungen zum An- kerite, welche der Glimmer auch in seiner Verbindung mit verrostetem Eisenspathe so häufig erkennen lässt und auf welche ich bereits fragweise in meinen Studien) hin- gewiesen habe. -Da ich die Beantwortung der dort von mir aufgeworfenen Fragen nach dem Zusammenhange jener Erscheinungen seitdem in einer Reihe besonderer Arbeiten beleuchtet habe, von welchen ein Theil sich be- reits unter der Presse befindet‘), so unterlasse ich hier *) pag. 216-218. *) Die Entwicklungsgeschichte der Mineralien der Talkglin- mer-Familie und ihrer Verwandten etc. Band 111, 19 ne We » ein weiteres Eingehen auf diesen Gegenstand, und er- wähne nur der zur Beschreibung der in Rede stehenden Stufe dienenden Thatsachen. Die Glimmerblättchen ste- cken in den verschiedensten Richtungen im Änkerite, theils zwischen den Blätterdurchgängen desselben, theils zwischen den gegenseitigen Begränzungsflächen seiner Kornindividuen. Da dergleichen Glimmerblättchen nun, winklig zusammentreffend, sich gegenseitig begränzen, so stellen sie zum Theil gleichsam Zellen oder Gehäuse um die Ankeritkörner dar. Auch die Grösse der Glimmer- blättchen ist von dem Kaliber der Ankeritkörner abhän- gig; in der aderartigen grobkörnigen Ankeritpartie macht sich aus diesem Grunde der Glimmer so vorzüglich gel- tend; in geringerem Grade ist dies der Fall, wo der An- kerit kleineres Korn hatte. Aber mitten im Feldspath- gestein stecken die Glimmerblättehen sich winklig schnei- dend oder kleine Zellen formirend, welche ganz an das Gefüge des körnigen Ankeritspathes erinnern, wenngleich von demselben nunmehr mitunter keine Spur mehr an solchen Stellen vorhanden ist. — Dieser, Glimmer ist in dem Gesteine entwickelt, als dasselbe noch aus Ankerit bestand. Unentschieden bleibt die Herkunft von rundli- chen Täfelchen eines ganz ähnlichen Glimmers, welcher in kleinen Gruppen, mit dem Rande aufsitzend, an einem Rande der Stufe auf den dieselbe bedrusenden Ogkoit- pocken und Periklinkrystallen aufsitzt. Unzweifelhaft jün- geren Ursprungs, als der im Aukerit gebildete Glimmer, hat derselbe gleichwohl vermuthlich einen nur in den äusseren Verhältnissen, nicht aber im Wesentlichen ver- schiedenen Ursprung. Ich habe eines Kalkspathes gedacht, welcher auf der Kluftfläche des Gesteins theilweise die dort noch er- halten gebliebenen Ankeritpartieen bedeckt, welcher je- — 239 — doch selber zerfressen und ausgezehrt erscheint. Seine Bedeutung würde an dieser Stufe kaum zu ermitteln sein; obgleich es auffallen muss, dass sich der Ankerit von ähnlichen Adern gleichsam. marmorirt, ja von Lamellen farblosen Kalkspathes seiner Textur entsprechend gleich- sam durchsetzt zeigt, als ob der sphärosideritische Theil desselben verrostend den kalzitischen Theil unter Einfluss der Textur des Spathes ausgeschieden hätte. Nach ver- gleichenden Beobachtungen bin ich zu der Ueberzeugung gelangt, dass jener Kalkspath auf und in dem Ankerite wirklich nichts anderes ist, als ein solches Aussonderungs- produkt. Die aus dem sphbärosideritischen Theil des An- kerites durch das Wasser ausgetriebene Kohlensäure löste das Kalkerdekarbonat und führte dasselbe, den Wegen der Textur folgend, an die inneren und äusseren Zer- klüftungs- ünd Oberflächen. So inkrustirten sich die An- keritflächen gleichsam mit dem Kalkspathe, welcher frei- lich später gleichfalls der Auszehrung unterworfen war. Ich kann indessen durchaus nicht der Meinung sein, dass diese Prozesse, von der Verrostung des Ankerites und der theilweisen Zerstörung der Amphibolkrystalle bis zur Substitution des Periklins für den sich auflösenden An- kerit oder vielmehr für seine Zersetzungsprodukte, durch eine rieselnde Durchwässerung bewirkt worden seien, wie man von manchen Seiten die auf nassem Wege vor sich gehenden Umwandlungen der Mineralien sich vorzustellen scheint; vielmehr muss ich dafür halten, dass ein innerer Feuchtigkeitszustand, welcher nahezu dem- jenigen gleicht, welchen die Stufen in unseren Samm- lungen beibehalten, vollkommen genügt habe, diesen nassen Weg zu vermilteln, und dass keine bedeutend stärkere Durchfeuchtung im Stande gewesen sein könnte, — 296 — die Umwandlung in der Weise zu bewirken, wie sie vor unsern Augen liegt‘). Fassen wir kurz die Daten aus der Geschichte des Gesteins, welche in demselben sich nachweisen lassen, noch einmal zusammen. Ein Ankeritgestein, gewiss ein mehr oder weniger » melamorphisches « Sediment, in wel- chem büschelig-strahlig gruppirte Amphibolkrystalle und Glimmerblättchen sich entwickelt hatten, erlitt eine Ver- rostung des Ankerites, verbunden mit theilweiser Extrak- tion des kalzitischen Bestandtheiles; das Amphibolmi- neral verschwand. Ogkoit siedelte sich in den theilweise oder gänzlich leer gewordenen Hohlräumen desselben ‚ so- wie auf den Absonderungsflächen des Gesteines an. Spä- ter erfolgte, unter Hinwegführung aller Bestandtheile des- Ankerites, die Bildung von Periklinfeldspath, welcher in *) An eine solche Vorstellungsweise sich zu gewöhnen, dahin gelangt man ganz nothwendig, wenn man den chemischen Yorgän- gen nachforscht, welche in der Eutwicklungsgeschichte der Mineralien sich beurkunden, und es scheint mir, dieselbe müsse Denjenigen willkommen sein, welche, von anderen Theorien ausgehend, die Gruppirung und Durchwachsung der Mineralien als das Produkt dampfförmiger Durchdringungen der Gesteine anzusehen sich ge- wöhnt habe. In der That dürfte eine so sparsame Durchfeuchtung des Gesteins, wie ich sie annehmen zu müssen glaube, um nicht die vorgegangenen chemischen Prozesse allein, sondern auch die Form ihrer Produkte und Rückstände begreifen zu können, von einer Durchdunstung kaum wesentlich verschieden sein; nur darin weiche ich wesentlich von den Dampfplutonisten ab, dass ich nicht plutonische Sublimate, sondern wässerige Lösungen als das die Gesteine durchdringende Mittel annehme. An der vorliegenden Stufe beweist sich die chemische Wirkung des Wassers überall — das „Eisenoxydhydrat“ des Ankerites und der Wassergehalt des Ogkoites sind zwei durch alle Theile der Stufe verbreitete und in alle anderen Erscheinungen unabweisbar eingrei- fende Zeugnisse. — 2197 — wohlgestalteten Krystallen auf den Absonderungsflächen anschoss, innerlich aber sich für den Ankerit selbst sub- stituirte. Dass der Ankerit von ähnlicher Feinkörnigkeit gewesen sei, als das Periklingestein gegenwärtig ist, da- von findet sich kein Beweis; vielmehr möchte mir aller Anschein eher für das Gegentbeil reden. Der Sinn der Vermuthung, welche ich hegte, dass das ursprüngliche Gestein ein feinkörniges gewesen sein möchte, da schwer- lich sonst die Feldspathkörnchen eine so regellose von einander unabhängige Lage angenommen haben würden, ist damit keineswegs abgewiesen. Ich halte, indem ich jene Vermuthung äusserte, ein Kalzit- oder Dolomitge- stein im Auge und leitete bei der Stufe Nr. 1 der Chlo- rite die zwischen den Feldspathkörnchen schwebenden mikroskopischen Sagenitnetzchen von eingemengt gewe- senen Eisenspathkörnern oder Adern her. Bei dem An- kerite musste dagegen, mit dem Eintritte der Verrostung, die Individualität der Spathkörner durchaus erlöschen, indem jedes durch die offenere Textur ringsum den an- greifenden Wirkungen ausgesetzte Spaltungsstückchen, wie es nun gerade war, grösser oder kleiner, gleichsam ein besonderes Zentrum der Umwandlung wurde und bei den weiteren Prozessen eine gewisse Selbständigkeit äus- sern musste. ‘Das Anschen der Ankeritpartieen, welche äusserlich späthige Umrisse bewahrt haben, deren Gefüge aber unter mikroskopischer Betrachtung aus verrosteten Körnchen und farblosen, neugebildeten kalzitischen Adern- und Lamellengeweben, gleichsam marmorirt. erscheint, re- det einer solchen Anschauungsweise durchaus das Wort. So konnten in dem Raume eines späthigen Kornindivi- duums zahlreiche Periklinindividuen unabhängig von ein- ander sich ansiedeln. Eine später zu beschreibende Stufe — 298 — bestätigt diese Vermuthung, indem es das Gestein in ei- nem solehen Stadium darstellt”). Die oben bereits erwähnten Stufen, welche Herrn Wisers Sammlung kürzlich erhalten hat, kommen von Sella, einer südöstlich vom Hospiz das Hochplateau des St. Gotthard überragenden Bergspitze. Diese Stu- fen sind der schönen Sphenkrystalle wegen gesammelt, welche sich an denselben befinden; jedoch sind es nicht diese, welche unser Interesse hier in Anspruch nehmen, sondern die Verhältnisse der Hauptmasse des Gesteins, und gerade der Umstand, dass der Mineraliensammler *) Noch eines Minerals muss ich erwähnen, welches an der beschriebenen Stufe sich zeigt; es ist der Helminth. Ein dem blossen Auge pulverig erscheinendes Häufchen desselben. verbirgt sich auf der Kluftfläche der Beobachiung durch die Farbenähnlich- keit mit dem Ogkoite.e. Auf der Bruchfläche zeigt sich im Innern des Gesteins in nächster Nachbarschaft der grobkörnigen aderarti- gen Ankeritpartie ein sehr beträchtliches Nest und viele kleine Pu- tzen desselben. Man beobachtet leicht, dass dieses merkwürdige Mineral auch hier überall in der gewohnten Weise auftritt; es ist entschieden jünger, als der Periklin, dessen Flächen die fast mikros- kopischen Wurmgestalten sich anschmiegen und welche an dreien Punkten durch ein Häufchen von Helminth gleichsam ausgezehrt erscheint. Durch dieses Verhalten unterscheidet sich der Helminth auch hier wieder, wie dem Anscheine nach überall; vom Ogkoite, von welchem man ihn übrigens an dieser Stufe durchaus nicht überall im Ansehen unterscheiden kann. Zwischen den kleinblättri- gen Ogkoitmassen in den Hohlräumen der Amphibolstrahlen sind zum Theil auch Helminthe angesiedelt, deren Form daselbst nicht wahrnehmbar ist; die Farbe beider „Chlorite “ ist aber hier gänz- lich übereinstimmend. Was übrigens den Ogkoit und den Helminth betrifft, darüber habe ich in anderen Arbeiten, welche ihrer bal- digen Veröffentlichnng entgegensehen, manche aufklärende Mitthei- lungen gemacht, weshalb ich diesen Gegenstand hier nicht weiter verfolge. — 29 — von der Bedeutung dieser Verhältnisse keine Ahnung hatte und nur schöne Sphenkrystalle suchte, für welche dann ein exorbitanter Preis gemacht werden konnte, be- weist, dass solche Verhältnisse an der Sella herrschend sein müssen — denn fast ein Dutzend verschiedener Stu- fen zeigen dieselben, die eine noch ausgezeichneter, als die andere, und fast jede in einem besonderen Stadium und in eigenthümlicher Modifikation der Erscheinung. 2. Eine dieser Stufen führt die Etikette: »Titanit (Sphen, Prismatisches Titanerz) mit Periklin, braunem und graulichweissem Kalkspathe“ ete. Dieselbe besteht an zweien Extremen aus grosskörnig späthigem Ankerite, welcher von weissem Perikline gangartig durchsetzt ist. Der Periklin bildet den mittleren und hauptsächlichsten Theil der Stufe, einen etwa 4 Centimeter breiten Gang, dessen Quergestein die beiden Ankeritpartieen darstellen. Der Ankerit ist durch Verrostung seines sphärosideriti- schen Bestandtheiles braun, aber mit weisslichen Adern, Flecken und durchsetzenden Lamellen gleichsam marmo- rirt und dabei sehr zerklüftet, so dass man die Stufe sorgsam behandeln muss, damit nicht eine wahre Zer- bröckelung nach der Textur des Spathes eintrete. Nach Herrn Wisers Versuchen hat „dieser braune Kalkspath „die Härte des gewöhnlichen Kalkspathes und braust mit „Säuren sehr stark. Vor dem Löthrohre beim ersten » Einwirken der Flamme knisternd und zerspringend. Nach „längerem Glühen wird die Probe an der Oberfläche „grau. In Phosphorsalz unter Brausen leicht löslich zu „klarem von Eisen gefärbtem Glase. Mit Soda auf Pla- »tinblech unter Zusatz von Salpeter Manganreaktion »zeigend.“ Der Zustand desselben ist sehr ungleich; theilweise sind die Spaltungsflächen glänzend, theilweise dagegen sehr matt und dann auch wohl zerfressen. Hier — 300 — sieht dann der Spath durch und durch ocherig, braun- eisensteinartig aus. Durch den: Spath' ziehen sich, als Ausfüllungsmasse unregelmässiger Klüfte papierdünne La- gen von. schwarzem, eisenglanzähnlichem Eisenerze, welchem ich keine andere Bedeutung zuschreiben ‚kann, als die eines Ausscheidungsproduktes des zersetzten An- kerites selbst. Wie die Zerklüftung des Ankerites theils Spaltungsflächen, theils unregelmässigeren Aggregations- flächen der grosskörnigen Spathindividuen folgt, so auch die Lage dieser Eisenerzlamellen. Herr Wiser vermu- (het, dass das Eisenerz titanhaltig sei; jedoch kann man nicht wohl, ohne Beschädigung der lebrreichen Stufe, das Material zu einer hierauf gerichteten Untersuchung gewinnen. — Der Periklin bildet theils ein fast bis zur Dichtigkeit feinkörniges, milchweisses Gestein, theils, ist derselbe aus durchschnittlich 1/ CGentimeter messenden Krystallen grobkörnig und drusig zusammengebäuft. Wo er. vorzugsweise die letztere Beschaffenheit zeigt, da. hat das Gestein offenbar sein Ausgehendes gehabt, sei es ge- gen eine Kluft oder sei es gegen einen Drasenraum. Uebrigens finden sich kleine Poren und Drusenräume: in der Periklinmasse an vielen Stellen. Ich verglich . die Form, in welcher der Periklin an dieser Stufe zwischen den ‚beiden Ankeritpartieen auftritt, mit einem Gange; allein es darf sich damit, nicht die Vorstellung verbinden, als seien beide von einander geschieden, wie elwa, wenn eine Spalte im Ankeritgestein mit Periklin ausgefüllt wäre. Das Verhältniss ist. vielmehr ein ganz anderes. In plu- tonistischer Kunstsprache würde man etwa sagen: ein Gang von Periklin habe den Ankerit durchbrochen und sei dabei mit demselben an den Berührungsflächen ver- schmolzen und habe auch Ankeritpartieen in sich aufge- nommen. In der That ist es bei genauerer Betrachtung — 801 — sehr schwer, die Gänge zwischen dem Perikline und dem Ankerite auch nur irgendwo scharf zu bestimmen. Hier schwimmt eine Ankeritparlie ganz isolirt im Perikline und ihr körnigspäthiges Gefüge verliert sich auf dem ganzen Umfange ebenso in das des Periklins, wie die braune Farbe in die milchweisse verläuft und wie die Härte des Kalkspathes in die des Feldspathes übergeht. Ja einzelne durch Spaltungsrichtungen des Spathes in ihrer Form be- stimmte Körner, die man auf den ersten Blick für lich- tere Parlieen des Spathes selbst halten musste, mit wel- chem, sie einem gemeinsamen Kornindividuum anzugehö- ren scheinen, sind wirklich Periklin. Und eine Eisenerz- lamelle, welche die Ankeritinsel durchzieht, ragt mit ihren Rändern ebenso bis in den Periklin hinein. Ganz ähn- liche Erscheinungen bieten sich auf der Gränze zwischen Periklin und Ankerit überall dar. Ein unbeschreibliches Ineinandergreifen beider,. ein Eindringen der Periklin- substanz zwischen alle Spaltungsrichtungen des Ankerites, wo man. sie überall durch die Härteprobe erkennt, wo sie sich dem Auge bis zur Unkenntlichkeit entzieht. Hier springt eine Spathpartie in den Periklingang binein und zeigt deutlich in dem Totalverhalten ihres Umrisses, dass ihr . eigenes Spathgefüge auf die Form. dieses Umrisses, so.unregelmässig dasselbe erscheint, von bestimmendem Einflusse gewesen ist. Dort greift der Periklin tief in den Spath ein und bildet mit demselben stellenweise ein wahres Gemenge, bald dünne Lamellen, bald Adern, bald keilige Partieen darstellend und immer in einer Weise, dass stels sein eigenes Gefüge als etwas Sekundäres, das Spatbgefüge des Ankerites als das ursprüngliche und haupt- sächlich Bestimmende erscheint. Die Eisenerzlamellen ste- hen so entschieden unter dem Einflusse des Ankerites, dass man geneigt werden kann, den Eindruck des letzteren ° u selbst da zu empfinden, wo in der That Periklin vor- herrscht (was durch die theilweise übereinstimmende Fär- bung noch unterstützt wird). Herrn Wisers Etikette sagt: »Der titanhaltige Eisenglanz befindet sich meistens zwi- »schen den Blätterdurchgängen des braunen Kalkspathes, »nur stellenweise auf dem Periklin.« Dies isı im Gan- zen richtig, aber vielfach sieht man eine Eisenerzlamelle, welche auf einem Theile ihres Verlaufes beiderseits von Ankerit umschlossen ist, weiterhin gerade auf einer Gränze zwischen Ankerit und Periklin festsetzen, indem für den Ankerit an einer ihrer Flächen allmählig Periklin eintritt; andere Eisenerzlamellen laufen aus dem Ankerite direkt in den Periklin hinein. Umgekehrt scheint das Vordrin- gen des Periklins in den Ankerit vorzugsweise den näm- lichen Klüften gefolgt. zu sein, in welchen das Eisenerz sich gesammelt hat, indem theils in der Berührung mit dem Eisenerze der Ankerit die Härte des Periklins und theilweise auch dessen Farbe annimmt und keilige Stücke von Periklin, welche sich theilweise auf das Allmähligste in Ankerit verlieren, gleichsam von Eisenerzlamellen um- schlossen erscheinen, wobei aber ihre Keilform, da die Eisenerzlamellen dem Spathgefüge des Ankerites folgen, wahre Pseudomorphosen darstellen. Auch auf die derbe Periklinmasse ist die Textur des Ankerites von wesent- lichem Einflusse gewesen. An einer Seite der Stufe zei- gen sich in dem Periklingesteine zahlreiche parallele po- röse Linien, welche demselben hier ein gneussartig fla- seriges Ansehen verleihen. Diese Periklinpartie ist aber mit Ankeritresten » verschmolzen«, welche vorherrschend in der Richtung jener Linien eine offenere Texturlage wahrnehmen lassen. — Erkennt man im Ankerite, mit der Nadel prüfend , die Periklinsubstanz sehr häufig an ihrer Härte, wo sie sich dem Auge nicht deutlich verräth, so — 0 — gibt sich dagegen im Periklingestein durch Aufbrausen mit Säuren die Spur des Ankerites nicht selten an sol- chen Punkten zu erkennen, wo kaum eine etwas schmu- tzigere Färbung an der völligen Reinheit des Feldspathes zweifeln liess. Könnte nach der Beschreibung, welche ich hier ge- geben habe, noch der Zweifel entstehen, ob hier eine Verdrängung des Ankerites durch Periklin und nicht um- gekehrt eine Zerstörung des Periklins und ein Vordrin- gen des ersteren stattfinde, so bedürfte es nur eines Bli- ckes auf die Stufe, um jeden Gedanken an die letztere Vermuthung zu beseitigen. Würde man die Stufe durch schwache Säure allmählig auslaugen, so würde der Pe- riklin überall, wo er mit dem Aukerite in Berührung war, ein regelloses zackig, zellig lamelloses Gewirre dar- stellen, in welchem man leicht den Einfluss der Spaltungs- richtungen und des körnigen Spathgefüges des Ankerites erkennen müsste, während eine selbständige derartige Bildung ebenso undenkbar wäre, als man in derselben eine Form der Auflösung anerkennen könnte. Wenn der Ankerit gegen den Periklin vorgedrungen wäre, so müsste er unter dem Einflusse der Textur des Periklins vor- gerückt sein; es findet sich jedoch hievon keine Spur. Ausserdem aber erscheint der Ankerit auch nach. seiner Beschaffenbeit durchaus als eine weichende, in vollster Auflösung begriffene Masse; ich würde freilich auf dieses Ansehen wenig geben, wenn die übrigen Verhältnisse Zweifel liessen; denn dieser milchweisse Periklin, so »frisch« und glasglänzend er aussieht, dürfte schwerlich intakt sein! Dagegen finden sich exakte Beweise dafür, dass der Periklin jünger ist, als der Ankerit. Wohlaus- gebildete Periklinkrystalle sind an Spathformen von- An- kerit angeschossen, enthalten solche theils noch in sich, — 30h — theils zeigen sie, wo der Ankerit verloren gegangen ist, dessen deutliche Eindrücke. Auch die Art, wie die Eisen- erzlamellen im Ankerite und wie sie im Perikline einge- schlossen sind, zeigt bemerkenswerthe Verschiedenheiten. Der Ankerit enthält diese Lamellen als Ausfüllungsmasse von Klüftchen, welche sich, wie oben bemerkt ist, nach dem Spathgefüge desselben richten; im Perikline sitzen sie wie eingeschmolzen, der Periklin ist auf das Festeste an dieselben angewachsen und wo ausgebildete Periklin- krystalle solche Lamellen umschliessen, da sieht man, dass letztere nicht den mindesten Zusammenhang mit der Tex- tur des Periklins haben. Vom Sphen habe ich noch nicht geredet, weicher an dieser Stufe in Menge und in schönen schmutzig wein- gelben Krystallen erscheint. Sein Altersverhältniss gegen- über dem Ankerite lässt sich an dieser Stufe nirgend mit Sicherheit nachweisen. Vergleichende Beobachtungen, de- ren manche ich bereits in meinen Studien ete. mitgetheilt habe, lassen mir keinen Zweifel, dass der Sphen jünger sei, was allerdings auch mit dem Anscheine dieser Stufe am Besten übereinstimmt. Obendrein habe ich Grund zu vermuthen, dass dieser Sphen sich auf Kosten des Kalkes und besonders auch des Titangehaltes des Ankerites selbst gebildet-habe. Die Entwicklung des Sphens auf Kosten von Rutil und titanhaltigem Eisenglanze (Crichtonit) habe ich. mehrfach nachweisen können. Dem Perikline gegen- über ist der Sphen überall entschieden als das ältere Mineral zu erkennen, indem die Periklinkrystalle auf den Rändern der Sphenkrystalle reiten, dieselben umfassen, theilweise auch die ganzen Sphenkrystalle umschliessen. Denkt man sich den Periklin weg, so würden die Sphen- krystalle grösstentheils ‚keine Spur einer Unterlage: behal- ten. Hieraus folgt der sichere Schluss, dass: dieselben — RE ursprünglich eine andere Unterlage hatten, für welche der Periklin sich substituirt hat. : Viele Beobachtungen ergaben mir mit Sicherheit, dass Sphen auf Ankerit und anderem Kalkspathe angeschossen sei, womit also obige Beobachtungen an dieser Stufe völlig übereinstimmen. Ausser dem grösstentheils braunen, weisslich gefleck- ten und geaderten Ankerite ist an der Stufe noch ein wasserheller, ganz frischer Kalkspath vorhanden. Die- ser neue Anschuss — wohl von der Kalkerde des in der Auflösung begriffenen Ankerites selbst herrührend — bil- det nicht nur Inkrustationen des Kalkspathes, dessen Flä- chen theils seiner Herkunft wegen ihm zunächst lagen, theils aber auch wegen der in ihnen selbst noch enthal- tenen kalzitischen Partikelchen ihn vorzugsweise anziehen mochten, sondern er ist auch in beträchtlicheren Lagen auf denselben angeschossen und bildet dann von solchen An- keritparlieen, welche noch wenig zerselzt waren, eine wahre Krystallisationsfortsetzung. Dennoch unterscheidet man. ihn leicht von. dem Ankerite, theils weil er. ganz anders aussieht und eisenfrei ist, (heils weil sich an ihm vorherrschend eine Ausbildung der basischen Flächen gel- tend macht, von welchen der Ankerit keine Spur zeigt. Theilweise stellt dieser jüngere Kalkspath ziemlich dünne Tafeln dar. Derselbe ist nicht nur. jünger als der: An- kerit, sondern auch jünger: als der Sphen und als der Periklin, was sich beides exakt konstatirt. Endlich ist auch noch des Helminthes zu erwäh- nen, welcher der in Rede stehenden Stufe nicht fehlt. Wo der Periklin drusig erscheint und seine Krystalle aus- gebildet hat, .da ist derselbe mit grünem Pulver bestreut, Es sind überall die Gestalten des , wurmförmigen Chlo- rites“, den ich mit obigem Namen belegt habe, deut- lich zu erkennen. Aber auch im Innern des Gesteins — 306 — zeigt sich dieser Gast in den Poren und Höhlungen des Periklins und nicht minder bildet er selbst im Ankerit kleine Nestchen. Aber wo letzteres der Fall ist, da fin- det man bei genauerer Betrachtung entweder geradezu, dass dieses Helminthnestchen nicht eigentlich im Ankerite, sondern nur im Bereiche desselben in einem Periklin- trumme angesiedelt, oder aber dass der’ Ankerit in sei- ner Umgebung hart, lichter gefärbt, ja deutlich perikli- nisch ist. 3. Eine andere Stufe des Herrn Wiser von dem- selben Fundorte führt die Etikette: „Titanit, mit braun- lichem verwittertem und graulichweissem frischem Kalk- spath, einer Menge aggregirter, mikroskopischer Albit- krystalle (?), wurmförmigem Chlorit (Helminth) und Quarz“. Von der einen Seite betrachtet zeigt diese Stufe eine Drusenlläche von ankerilischem Kalkspathe mit Spu- ren ausgebildeter Krystalle von der Grundform, aber in sehr verändertem Zustande. Kehrt man die Stufe um, so sieht man nur ein flaseriges aus sehr kleinen Periklin- krystallchen bestehendes sehr lockerkörniges Gestein. Die- ses letztere enthält viele Spuren von ankeritischem Kalk- spathe, welche sich theils nur durch Aufbrausen mit Säu- ren, theils aber deutlich genug dem Auge verratben. Deutlich späthige Partieen sind an ihrem Umfange in ein zuckeräbnliches Aggregat von Periklinkörnchen aufge- löst, ohne dass irgend eine scharfe Begränzung wahr- nehmhar wäre. Ebenso aber geht das ganze flaserige Feldspathgestein in den ankeritischen Kalkspath über, in welchen in der That alle Flasern so verlaufen, dass man nicht wohl anders sagen kann, als dass der Kalk- spath das Ausgehende des flaserigen Gesteins selber bilde. Bis zur Kluftfläche selbst hinaus verfolgt man die Periklin- krystallcben, welche selbst auf den zerfressenen Krystall- —' 807 — flächen des Kalkspathes wie aufgestreut, nicht minder aber auch in seiner inneren Masse angesiedelt sind, so dass manche Partieen, welche von der einen Seile für Kalkspathkörper gehalten werden müssen, sich bei wei- terer Untersuchung als blosse Larven zeigen, welche ein poröses Gemenge von Periklin und zerfressenen rostigen Kalkspathresten maskiren. — An dieser Stufe sitzen einige sehr schöne, dunkelweingelbe Sphenkrystalle, welche der jetzige Besitzer sorgfältig untersucht hat. Dieselben zei- gen die grösste Uebereinstimmung in ihrem Totalhabitus. „An dem grössten Ä! lassen sich wahrnehmen die vor- dere Schiefendfläche 59 P = x, welche vorherrschend ist, die Fläche des vertikalen rhombischen Prisma oP =|, die Flächen des vorderen: schiefen Prisma %; P2 = n und die Basis o P= P.“ Ich muss hin- zufügen, dass die vordere Schiefendfläche zwar die grösste ist, jedoch nicht vorherrschend genug, um diesen Kry- stallen ein tafelartiges Ansehen zu geben, wie dieses je- doch in hohem Grade der Fall ist bei den Krystallen der vorher beschriebenen Stufe, bei welchen die prismati- schen Flächen kaum deutlich bestimmbar sind, und nur die Basis noch hübsch ausgebildet ist. Die schönen Sphen- krystalle an der hier in Rede stehenden Stufe sitzen auf dem aus ankeritischem Kalkspathe bestehenden Theile und zunächst auf diesem. Aber in ihrer Umgebung selbst ist der Kalkspath zerfressen, selbst unterminirt und überall sind die kleinen Periklinkörnchen eingestreut und hie und da auch dem Sphene angestreut. Die Reihenfolge des Alters bestimmt sich hier sehr sicher: ankeritischer Kalk- spath, Sphen, Periklin. Eine der Sphengruppen ist von Quarz umgeben, von welchem einige erkennbare Kry- stalle sich als jüngere Ansiedler ausweisen. — Das ganze jetzt aus dem porösen, flaserigen Periklin- — 308 — aggregate bestehende, wirklich in hohem Grade gneuss- ähnliche Gestein, war sicher einst ankeritischer Kalk- spath; die noch vorhandenen Spuren des letzteren sind nur ein letzter Rest. Interessant ist es, dass auch im Innern des Gesteins, zwischen den flaserigen Periklin- aggregaten zahllose sehr kleine Sphenkrystalle „einge- streut“ liegen, welche merkwürdiger Weise durch das vollkommenste Vorherrschen der vorderen Schiefendfläche durchaus tafelförmig erscheinen und somit das Miniatur- bild jener grossen Krystalle an der vorigen Stufe dar- stellen. Theils zwar einem rostartigen Schmutze, welcher zwischen den Periklinkörnchen hangen geblieben ist, we- sentlich aber auch diesen mikroskopischen Sphenkrystall- chen ist das weingelbe Ansehen dieses Gesteins zuzu- schreiben, indem durch jene färbenden Theilchen die farb- lose Reinheit der Periklinkörnchen völlig verdeckt wird. Auch an dieser Stufe finden sich Spuren eines se- kundären Absatzes reinen, eisenfreien Kalkspathes, theils auf der Kluftfläche, welche die zerfressenen Ueberreste des ankeritischen Kalkspathes zeigt und wo die Formen dieses letzteren mit einer dünnen Kruste des reinen Kalk- spathes überzogen sind und diese letztere, bei der Zer- störung jener, meistentheils selber wieder zerstört wurde; theils dagegen sind selbst zwischen den Fiasern des Pe- riklins Krystalle eisenfreien glashellen Kalkspathes ange- schossen, welche sich auch hier wieder durch Vorherr- schen der basischen Flächen und daraus hervorgehenden durchaus tafelartigen Typus auszeichnen. (Fortsetzung folgt.) MITTHEILUNGEN DER NATURFORSCHENDEN GESELLSCHAFT IN ZÜRICH. oN? 98: NTEER BEN 1854. Hr. G. H. Otto Volger. — Neue Beobachtungen über die Umwandlung kalzitischer Sediment- sehiehten in Feldspathgestein, und einige andere Gegenstände der Entwicklungsge- schichte der Mineralien. (Fortsetzung.) Sehr bemerkenswerth ist, dass die Stellung dieser Tafeln einen Einfluss des Spathgefüges des fast gänz- lich beseitigten ankeritischen Kalkspathes zu beurkunden scheint; sie bilden nämlich sehr auffallende Winkel mit einander; doch will ich diese Bemerkung hier, wo sie sich minder aufdrängt, nur kurz hingeworfen haben. Auch der Helminth fehlt dieser Stufe nicht. :Spu- ren desselben zeigen sich überall; in bedeutenderen Grup- pen, wahre Schweifchen, Nester und Putzen darstellend, zeigt er sich vorzugsweise zwischen den Flasern des Pe- riklins. Einzelne seiner Wurmkrystalle schmarotzen auch an den schönen Flächen der grossen Sphenkrystalle; der Periklin ist es aber zunächst, an den sie sich halten und wo sich Gruppen desselben auf der Kluftfläche an dem zerfressenen ankeritischen Kalkspathe zeigen, da scheint der Periklin im Begriffe gewesen zu sein, bis zur Kluft- Band 111. 20 el fläche durch den zerfressenen Kalkspath_durchzudringen, wie er dies wirklich an einigen Stellen deutlich erreicht hat. — Den wenigen Quarzkrystallen gegenüber zeigt sich der Helminth auch hier als jünger; er schmarotzt auf ihren Flächen und hat sich in dieselben eingefressen‘). 4. Eine andere jener Stufen des Herrn Wiser von der Sella, Schwesterstufe der beiden schon beschriebe- nen, führt uns einen Schritt zurück in der Geschichte des Gesteins. Die Etikette lautet: „Titanit mit Kalk- „spath, Periklin, wurmförmigem Chiorit (Helminth) und „Glimmer auf einem aus Kalkspath, Glimmer und Chlorit „bestehenden, feinkörnigen, unvollkommen - schiefrigen „ Gesteine vom Sella“ ete. „Das Muttergestein lässt sich „mit dem Messer ziemlich leicht ritzen und braust mit „verdünnter Säure. Möglicher Weise könnte dasselbe „auch, statt Kalkspath, Bitterspath enthalten.“ *) Dass das ganze Gestein ein sehr gneussähnliches An- sehen habe, bemerkte ich schon oben. Der Quarz scheint an dem Gesteine ein sehr spät eingelretener Gast zu sein; es lässt sich leicht denken, dass er sich in grösserer Menge eingefunden und die Hohl- räume zwischen den Periklinkörnchen ausgefüllt hätte — kaum kann man zweifeln, dass irgend ein anderes Stück des Gesteins einen solchen Zustand aufzuweisen haben könnte. Wir würden in diesem einen vollkommenen Gneuss anerkennen müssen. Zwar fehlt der Glimmer. Aber schon Saussure (Voyage dans les Alpes etc.) hat hervorgehoben, dass in den Gneussen und Graniten der Alpen der Glimmer häufig sehr zurücktrete und selbst mangle und durch die „grüne Chloriterde “ ersetzt werde, deren Form sogar dieser aufmerksame Beobachter mit Hülfe des Mikroskopes so wohl er- kannt hatte, dass es wirklich in hohem Grade auffallen muss, schon in Schriften, welche Saussures Beobachtungen zunächst excerpirt haben, wie die von Mechel (Itineraire du St. Gotthard ete.) und von Bernoulli (Taschenbuch für die schweizerische Mineralogie etc.), keine Spur dieser Beobachtung zu finden und dieselbe vollständig wieder in Vergessenheit gerathen zu sehen. Hier nur eine Stelle, — si — Allerdings besteht das Gestein grossentheils aus an- keritischem Kalkspath (nicht Bitterspath), jedoch nicht der Hauptmasse nach. Periklinkörnchen sind vorherr- schend. Es ist ein wahres körniges Gemenge von Pe- riklin und diesem überall etwas rostigen Kalkspathe; schiefrig glaube ieh es nicht nennen zu sollen, sondern flaserig, aber auch dieses Gefüge ist höchst versteckt und vorzugsweise in einer demselben entsprechenden Verthei- lung glimmer- und chlorithaltliger Lagen ausgesprochen, Die unteren dieser Lagen — die bedruste Fläche der et- was plattenförmigen Stufe oben gedacht — sind vorwal- tend kalzitischer Natur, dunkler, nämlich licht schmutzig graubräunlich von Farbe, die oberen dagegen sind lichter und reicher an Periklin; obendrein sind hier die kalziti- schen Körnchen grossentheils ausgezehrt, so dass das Ge- stein sehr porös erscheint; in den Poren ist ein ocheriger die mir gerade zunächst in die Hände fällt. Vom Col du Geant sagt Saussure (a. a. ©. Bd. IV. 4. Aufl. $. 2042): J’ai rapporte huit €chantillons de granit en masse; aucun d’eus, de m@me que ceux du Mont-Blanc, ne reuferme du mica bien prononce; mais on y voit en place de mica de la chlorite & petits grains qui, vue au microscope, presente la forme decrite dans les $. 1793 etc. — Aber auch der Kalkgehalt ist in den Alpinischen Gneussen eine durchaus nicht selten auftretende Erscheinung, So erwähnt Engel- hardt (das Monte-Rosa- und Malterhorn-Gebirge etc. pag, 65) von der Feegletscheralpe einen » eigenthümlichen, sehr schönen, weis- sen Gneuss, mit grünlichem talkigem Glimmer und hellrothen Gra- nalen ganz durchsäet und etwas Kalkgehalt«. Saussure gedenkt (a. a. ©. Bd. I. pag. 390 und Kap. 38 vielfach) zahlreicher gneuss- und granitarliger Gesteine, in welchen Kalkspath die Stelle des Feldspathes vertritt. — Ich weiss nicht, ob ich es für nöthig halten soll, die Beziehungen derarliger Erscheinungen zu den von mir mitgelheilten Beobachtungen und die daraus sich ergebenden Schlüsse noch weiter zu beleuchten. Ich ziehe es vor, noch einige Beob- achtungen hinzuzufügen. — 312 — mänganhaltiger Schmutz geblieben. Hier erkennt man aber auch eine unendliche Menge meist mikroskopischer Sphenkrystallchen, welche dem weissen Periklingesteine stellenweise einen gelbröthlichen Farbenton verleihen, in- dem sie demselben überall zwischen den Periklinkörnchen eingestreut sind. Die bedruste Fläche bringt die Bestand- theile des Gesteins zur reinsten Erscheinung. Den Grund dieser Fläche bildet grösstentheils ein zuckerkörniges Gemenge von Sphen- und Periklinkrystallchen, wel- ches jedoch nur das von kalzitischen Körnchen völlig befreite Gemenge des Gesteins und daher sehr locker und porös ist. Aber grössere Sphen- und Periklinkry- stalle liegen daraufgestreut; es findet ein ganz allmähliger Uebergang statt von den kleinsten, welche kaum durch die Lupe erkennbar sind, bis zu Periklinkrystallchen von drei bis vier Millimetern und Sphenkrystallen bis zu acht bis zehn Millimetern. — Hier aber muss ich zuerst noch einer andern Erscheinung gedenken. Nicht die ganze Oberfläche der Stufe ist ihrer kalzitischen Elemente be- raubt; auf einem Drittheile derselben herrscht vielmehr Kalzit in der oberen Lage des Gesteins vor, es tritt stel- lenweise ganz rein seine späthige Textur heraus, welche sich freilich nirgend scharf vom Gemenge des Periklins und Sphens absondert, sondern sich überall an der Gränze so zu sagen in dieses Gemenge auflöst. Und diese spä- tbige Oberfläche trägt eine Anzahl sieben bis fünfzehn Millimeter grosser Krystalle, von der Grundform, aber wie es scheint mit ziemlich starken basischen Flächen, jedoch fast bis zur Unkenntlichkeit verrundet und zerfressen. Der Kalkspath ist durchweg ankeritisch und verrostet. Gleich hier will ich des Glimmers und Chlorites erwähnen. Beide lassen sich im Allgemeinen an dieser Stufe nicht wohl unterscheiden; die Blättchen sind theils schwärzlich — 313 — tombakfarbig, theils grünlichschwarz, theils lauchgrün. Alle aber zeigen zu dem ankeritischen Kalkspathe eine und dieselbe innige Beziehung. Es ist nicht meine Ab- sicht diese Beziehung hier weiter, als nur ihrer äusseren Erscheinung nach, zu berühren; ich deute zugleich auf die Bemerkungen hin, welche ich bei der ersten, in die- ser Arbeit beschriebenen Stufe zu machen Gelegenheit fand. Die Glimmerblättchen (ich verzichte auf Unter- scheidung von Glimmer- und Chloritblättchen) haben sich sehr vielfach in den Kalkspathkrystallen angesiedelt und ragen da, wo diese ausgezehrt sind, in sehr eigenthüm- licher Weise aus den Resten derselben hervor. Stets befindet sich ihre Tafelebene in der Ebene einer der Spaltbarkeitslagen des Kalkspathes; aber auch ihr Umriss ist bisweilen durch die beiden anderen Spaltbarkeitslagen bestimmt, so dass ausgezeichnet deutliche mehr oder we- niger langgezogen rautenförmige Blättichen zum Vorscheine kommen. Da sie nach verschiedenen Spaltbarkeitsrich- tungen gerichtet sind, so stehen sie dann winklig gegen einander. Diesen letzteren Fall bemerkt man vorzüglich deutlich in den kleinen Körnchen ankeritischen Kalkspa- thes in dem Gesteine; dort erkennt man unter der Lupe oft zellenartig nach der Spathtextur dieser Körnchen ge- stellte Glimmerblättchen. Eine Anordnung der letzteren nach einer gemeinsamen Ebene, wie auf manchen Sand- steinabsonderungen u. s. w. findet in diesem Gesteine nir- gend statt. Wenn man sich aber erst einmal über die innigen Beziehungen belehrt hat, welche zwischen dem Glimmer und dem Kalkspathe stattfinden, und insbeson- dere zu der Ueberzeugung gelangt ist, dass die Stellung der Glimmerblättchen von der Spathtextur der Kalkspath- körnchen abhangt, so muss man mit um so grösserem Interesse die gleiche Anordnung der Glimmerblättchen Zu auch in denjenigen Theilen des Gesteins wahrnehmen, wo die kalzitischen Partikelchen ganz verschwunden und Periklinkörnchen an die Stelle derselben getreten sind, Man gewinnt dadurch einen neuen und gewiss nicht un- bedeutenden Beweis für das ursprüngliche Vorhandensein von Kalkspath an solchen Stellen und für die spätere Substitution des Periklins. Auch auf der Drusenfläche unserer vorliegenden Stufe sitzen Periklinkrystalle an eini- gen Glimmerblättern, welche theilweise noch im Kalk- spathe stecken und erst durch die Auszehrung des Kalk- spathes theilweise entblösst worden und so dem Perikline zugänglich geworden sind. Die erkennbaren Sphenkrystalle sind ausgezeichnet schön durch eine wundervolle Regelmässigkeit ihrer Aus- bildung. Herrn Wisers Etikette sagt über dieselben: »Die meisten und grössten sind Juxtapositions- oder Be- „rührungszwillinge; Zwillingsebene die Bass oP=P.“ Die Krystalle zeigen übrigens die Flächen des vertikalen rkombischen Prismas & P = |, die vordere Schiefend- lläche 5/9 P © = x, die Flächen des vorderen schiefen Prismas 4% P 2 = n, die vordere Schiefendfläche Po = y und die Basis o P= P, wie dieses die Eti- kette einer andern Stufe in derselben Sammlung nach- weist. Ueberall, wo die Krystallform erkennbar ist, ün- det sich der vollkommenste Beweis, dass der Sphen älter ist, als der Periklin; jünger dagegen erweist er sich an einigen Punkten gegenüber dem ankeritischen Kalkspathe. Die Periklinkrystalle sind theils auf dem zerfressenen Kalkspathe, theils auf dem Sphene angeschossen; an einer Stelle bildet der Periklin eine unvollständige Hoblzelle, innerhalb deren sich der Rest eines Kalkspathkrystalls mit Glimmerblättchen befindet. Die Sphenkrystalle haben’ ohne Zweifel — denn nach Hinwegdenkung des jüngeren Periklins bleibt keine andere Unterlage für dieselben — ursprünglich auf dem Kalkspathe gesessen, welcher, jetzt verschwunden ist und für welchen Periklin 'substituirt wird. Ein prachtvolles Zwillingskrystalleben von Sphen, merkwürdig durch den Mangel jeglicher Spur eines einspringenden Winkels und durch eine Vollkommen- heit des Ebenmasses, welche durch kein Modell über- troffen werden könnte, übrigens nur 4 Millimeter gross, beweist dieses Verhältniss in einer sehr interessanten Weise, In seiner Nähe befindet sich, der vorhin. er- wähnte, von einer unvollständigen Periklinzelle umgebene Rest eines Kalkspathkrystalles, welcher, wenn man ihn im: Geiste wiederherstellt, diesen Sphenzwilling tragen würde. Allein er berührt ibn längst nicht mehr; aber es (rägı den Sphenzwilling gegenwärtig in einer fast schwe- benden Lage, wie auf einem Postamenichen, ein Periklin- krystall, welcher durch die Art und Weise, wie er die scharfe. Zwillingskante des Sphens umfasst (ähnlich, wie wenn der Sphen auf einem Postamente in ein Wachs- stückchen eingedrückt wäre), deutlich seine spätere Ent- stehung beurkundet. Quarz zeigt sich au dieser Stufe, vorzüglich an dem vom Kalkspathe ganz befreiten Theile, ziemlich viel, theils die Drusenfläche bedeckend, theils die Poren des Gesteins erfüllend, aber ohne erhaltene Krystallform und ohne sonstige Eigenthümlichkeiten. Helminth bat sich auf den Periklin- und Sphen- krystallen der Drusenfläche, immerhin vorzugsweise reich- licb.auf den ersteren , angesiedelt. 5. Eine andere Stufe, bei Herrn Wiser mit 1. be- zeichnet, schliesst sich an die zuletzt beschriebene zunächst an und. zeigt die nämlichen oder analogen Verhältnisse wieder in einer neuen Form; es ist, als ob die Natur — 316 — alle Nuancen der Prozedur vor unsere Augen führen wollte. Die Etikette lautet: „Titanit mit wurmförmi- „gem Chlorit (Helminth), Kalkspath und ganz kleinen „weissen Albitkrystallen (?j auf einem weissen feinkörni- „gen Feldspathgesteine« u. s. w. Dieses Gestein hat die vollkommenste Aehnlichkeit mit demjenigen Theile des Gesteins der vorigen Stufe, welcher nur noch sehr geringe Ueberreste kalzitischer Körner enthält. Es ist ein Aggregat zahlloser mikrosko- pischer Periklinkrystallchen, zwischen welchen feine wink- lige Hoblräumchen in ebenso grosser Menge verbreitet sind. Auch hier ist das Gefüge versteckt flaserig, einige Aehnlichkeit mit Gneuss unverkennbar; Glimmer fehlt dagegen. Uebrigens bilden die Periklinkrystallchen kei- neswegs den einzigen Bestandtheil, sondern eine zahllose Menge mikroskopischer Sphenkrystallchen von tafelarti- gem Typus liegt theils in den Poren, theils zwischen Pe- riklinkörnchen eingeschlossen. Dazu kommt, um den Zusammenhang mit der vorigen Stufe vollständig nach- zuweisen, dass stellenweise Körner ankeritischen Kalk- spathes als Grundmasse .des Gesteins schon dem blossen Auge wahrnehmbar sind, überall aber, wo das Auge nicht mehr ausreicht, ein lebhaftes Brausen mit Säuren die kalzitischen Reste zwischen den Periklinkörnchen ver- räth. An dieser Stufe sind die der Drusenfläche ange- näherten Partieen des Gesteins reicher an. kalzitischen Resten, als die von derselben entfernteren. Aus solchen Verhältnissen Schlüsse zu ziehen ist aber, begreiflicher Weise, unmöglich, wenn dieselben nicht auf der Lager- stätte des Gesteins beobachtet werden. ‚In der Samm- lung ist stets die mit Krystallen bedruste Fläche oben — man muss sich hüten, nicht unwillkürlich dem Ein- - 317 — drucke nachzugeben, sich diese Fläche deshalb auch auf der Lagerstätte in derselben Lage zu denken. Auf der Drusenfläche ragen in ziemlicher: Anzahl Krystallformen des ankeritischen Kalkspathes .bervor, welche im Allgemeinen den Charakter der: Grundform tragen, aber mit Abstumpfung der Scheitel durck die basischen Flächen. Diese Krystalle sind nur: Ruinen. Mehrere derselben enthalten einen bröckligen aschfarbigen Kern mit völlig zernagter und bis zu völliger Unerkenn- barkeit veränderter Oberfläche, welche jedoch noch mit Säuren bräust. Die Form, von welcher ich redete, wird dargestellt durch ein zartes Gehäuse, welches an einigen dieser Körper ausserordentlich nett erhalten, an anderen dagegen zerbrochen ist, und welches wie aus weissen Zu- ckerkörnchen gebaut erscheint. Diese Körnchen sind Krystalle ‚eisenfreien Kalkspathes, jedoch von unerkenn- barer Form und selber bereits wieder stark verrundet und stellenweise weggezehrt. An einigen Körpern sieht man einen noch in seiner Form erhaltenen Kern ankeri- tischen Kalkspathes mit solchen eisenfreien Kalkspathkry- stallchen kandirt, wobei der Kernkrystall, wenn man die Stufe gegen das Licht hält, durchschimmert; bei anderen dagegen ist der Kernkrystall bereits vernagt und berührt die Wandung des zuckerkörnigen Gehäuses nicht mehr. Von manchen Gehäusen, deren Kern völlig verschwunden ist, hat sich auch nur ein Theil, mitunter nur eine Wand erhalten, welche nun emen ziemlich seltsamen Anblick darbietet. Diese, offenbar nicht durch ein Zerbrechen (welches an anderen derartigen Zellen sich deutlich 'er- weist und einen ganz anderen Anblick hervorruft) be- dingte Erscheinung scheint daher zu rühren, dass nicht alle Flächen der ursprünglichen Krystalle gleichmässig kandirt waren und die Krystallchen der nur locker oder u. yereiliselt mit den kleinen Körnchen besetzten Flächen bei der Auflösung des Kernes ‚mit verloren gingen. An einem der noch vorhandenen Körper sieht man an einer Fläche mit der Lupe zwischen den sparsamer angeschos- senen Kalkspathkörnchen hindurch den ankeritischen Kern- krystall, nach dessen Auflösung diese nicht genügend fest zusammengeschlossenen Körnchen mitfallen müssten. Uebrigens sind einzelne kleine Partieen von ankeritischem Kalkspathe noch gut genug erhalten, um ihre Spaltbar- keit zu zeigen, ja eine dieser Partieen ist kaum durch die Verrostung getrübt und schwach gelblich geworden. So wechseln die Grade der Alteration auf einem so klei- nen Raume — gewiss ein sehr beherzigenswerther Um- stand für die Gewinnung naturgemässer Ansichten über die Art und Weise, in welcher diese Alterationen ge- scheben sind. Man kann sich dieselbe nicht minutliös und zart genug vorstellen. Wie bei der Umwandlung der Farben eines Freskogemäldes*) die Pinselstriche maass- gebend und bestimmend gewesen sind für den Fortschritt der verändernden Einflüsse und wie sie genügt haben, um zu bewirken, dass die Umwandlung hier sich voll- endete, dort nicht einmal spurenweise bemerkbar wurde, so ist im Gestein der feinste Unterschied des Gefüges häufig der Grund ähnlicher Ungleichmässigkeiten im Gange der Metamorphosen. In einem der ankeritischen Kalkspathkerne zeigt sich eine l,amelle von Eisenglanz, vermuthlich Titaneisenerz. Herrn Wisers Etikette sagt: »An der mit - bezeichne- „ten Stelle scheint eine Umhüllungspseudomorphose von *) Man vergleiche hierüber die mineralogischen Studien in der Kirche zu Kappel in meinen „Studien zur Entwicklungsgeschichte der Mineralien“ etc. — 9 — „Kalkspath nach... ..? vorhanden zu sein; der schmutzig „gelblich-braune Kern scheint dicht neben dem rothen „Punkte von einer ganz kleinen Tafel von Titaneisen (?) - „oder titanhalligem Eisenglanz durchwachsen zu sein“, Der Kern ist aber der verrostete ankeritische Kalkspath, nach welchem die Umhüllungspseudomorphosen von eisen- freiem Kalkspathe gebildet sind. Jene Lawmelle von Eisen- glanz ist durch die Zerfressenheit des Kernes mit ihren Rändern zum Vorschein gekommen, sie setzt aber nicht in die zuckerkörnige Rinde neuen Kalkspathes hinein. Es zeigt sich. hier recht deutlich, dass das Eisenerz nur als das Aussonderungsproduk{ eines Theiles des Eisen- gehaltes des ankeritischen Spatbes auf eine Texturabson- derung betrachtet werden darf. Aller Eisengehalt ist je- doch offenbar nicht in dieser Weise ausgesondert, was sich in der Rostigkeit der ganzen Reste des ankeritischen Kalkspathes kundgibt. Vermuthlich ergriffen die ersten Einwirkungen oxydirender Einflüsse nur das im sphäro- sideritischen Bestandtheile des ankeritischen Kalkspathes enthaltene Titauoxydul, welches auf diese Weise zu Bioxyd = Ti wurde und sich mit Eisenoxydul sättigte und als Titaneisenglanz fe Ti aussonderte. Sehr interessant sind die auch an dieser Stufe auf der Drusenfläche sich zeigenden tafelförmigen, ja bier _ zum Theil als papierdünne Lamellen ausgebildeten sekun- dären Kalkspathkrystalle. Sie stehen auf der Kluftfläche in verschiedenen schiefen Stellungen, oft mehrere wink- lig gegen einander gesetzt und so unvollständige Zellen formirend, in welchen man leicht die Winkel der Textur- lagen des Kalkspathes erkennt, ja einige solche Zellen stellen deutlich Modelle von Theilen von Rhomboedern vor. Man hat au dieser Stufe Gelegenheit, sich über die Be- deutung dieser Winkel und Zellen zu belehren, indem — 320 — man diese sekundären Lamellen gleichsam geläuterten Kalkspathes an einigen Punkten deutlich genug mit Re- sten ankeritischen Kalkspathes in solcher Berührung fin- det, dass man die. Abhängigkeit ihrer Stellung von den Flächen und Spaltungsrichtungen desselben mit Bestimmt- heit erkennt. Diese Beobachtung ist von grossem In- teresse, da eine ähnliche Winkelstellung und Zellenbil- dung, ganz wie bei diesem Kalkspathe, sich an einigen Punkten des St. Gotthardsgebirges wieder findet, z. B. an der Ruppletenalp im Maderaner Thale in einem ko- lossalen Maasstabe, aber unverkennbar mit völlig überein- stimmendem Wesen. Schöne Sphenkrystalle, einige von 5 bis 15 Milli- meter Grösse, liegen auf der Drusenfläche dieser Stufe. Herrn Wisers Etikette beschreibt dieselben. „Die mei- »sten dieser Krystalle sind Juxtapositions- oder Berüh- »rungszwillinge. Zwillingsebene die Basis o P=P. — „An den Individuen des mit — bezeichneten Zwillings „lassen sich mit Gewissheit bestimmen: die vordere Schief- „endfläche 5%, P » = x, welche vorherrschend ist, die „Flächen des vertikalen rhombischen Prisma » P=|1, „die Basis o P — P und die Flächen des vorderen schie- „fen Prisma % P 2 = n. An dem unversehrten Ende „des Zwillings scheinen auch noch vorhanden zu sein: „die Flächen des vorderen schiefen Prisma 4P 4 =5 „und die Längsfläche © P © = q, beide Arten von „Flächen nur ganz klein. An dem grössten Zwillinge „sind ausser den genannten Flächen auch noch die vor- „dere Schiefendfläcke P » = y und die Flächen des „hinteren schiefen Prisma % P o = o vorhanden; die „Flächen s und q hingegen fehlen «. Ausser den hier beschriebenen grösseren, sämmtlich zwillingischen Krystallen sind noch einige beträchtliche — 31 — einfache, und ausserdem viele kleinere auf der Kluftfläche vorhanden und letztere ebenfalls theils zwillingische,, theils einfache Individuen; bei allen einfachen zeigt sich sogleich der Tafeltypus durch ausserordentliches Vorherrschen der Flächen x. Man findet alle Uebergänge der Grösse bis zu der mikroskopischen Kleinheit der auch durch alle Poren des .Gesteins verstreuten Krystallchen. Es bestätigt sich an dieser Stufe eine Beobachtung, welehe ich schon anderweitig zu machen Gelegenheit hatte, dass nämlich die Bildung des Spbens häufig auf Kosten des Titansäuregehaltes des Titaneisenerzes geschehen sei. Es zeigen nämlich hier die Sphenkrystalle erstens deut- lich ihr Verhältniss zu dem ankeritischen Kalkspathe, in welchem. sich, wie oben erwähnt worden ist, auch an dieser Stufe die Titaneisenglanzbildung beobachten lässt. Einige Sphenkrystalle sitzen geradezu an den halbzer- stlörten Resten ankeritischen Kalkspathes. Der oben ge- nau beschriebene Zwilling, welcher nur an einem Ende unversehrt ist, hat seine Unvollkommenheit am andern Extreme nicht etwa einem Bruche zu verdanken; aber man findet auch keinen Gegenstand, welcher hier seine Ausbildung verhindert hätte. Aber deutlich genug zeigen sich unmittelbar daneben die letzten Spuren einer zucker- körnigen Zelle, welche hier einen ankeritischen. Kalk- spathkrystall umgab, auf welchem jener Sphenzwilling angeschossen war. Der Zwilling trägt in einer Nische den Abdruck der Kante des verschwundenen Krystalls, auf welchem er ursprünglich sass. Gegenwärtig wird er durch Periklinkrystallchen in seiner Stellung gehalten. Zweitens aber erkennt man bei mehreren Sphenkry- stallen, dass sie bei ihrem Anschusse eine Lamelle des- selben Titaneisenglanzes umschlossen haben, welches be- reits als ein Aussonderungsprodukt des vom ankeritischen - Mm — Kalkspathe erlittenen Zerstörungsprozesses erwähnt wor- den ist. Mehrere Sphenkrystallchen umschliessen noch deutlich erkennbar ein Stiickchen dieses Eisenerzeg. Der sekundäre Kalkspath ist jünger, als der Sphen; es finden sich davon auch an dieser Stufe unzweideutige Beweise. Die Drusenfläche der in Rede stehenden Stufe ist im Allgemeinen besäet mit einer dichten Saat von mi- kroskopischen Periklinkrystallchen ganz von derselben Be- schaffenheit, wie diejenigen sind, welche das Gestein selbst bilden. Diese Krystallchen haben sich hier nur selten von der Fläche entfernt. Nur in den Nischen unter den Sphenkrystallen haben sie sich etwas gehäuft und sind an diesen Krystallen angeschossen, welche jetzt von ihnen getragen werden, nachdem die ursprüngliche Unterlage fast überall verschwunden ist. Ausserdem sind einzelne dieser Periklinkörnchen an die Ruinen der an- keritischen Kalkspathkrystalle angestreut und verlieren sich hier zwischen dem sekundären Kalkspathe. Endlich stellen sie ziemlich viele schief aus der Ebene hervor- ragende zuckerkörnige leistenähnliche Krusten dar, in “ welchen man, nach gehöriger Vergleichung aller Verhält- nisse, welche die Stufe darbietet, Krusten erkenut, welche am Fusse der Flächen ankeritischer Kalkspathkrystalle angesiedelt waren und nun nach Zerstörung der meisten dieser Krystalle in dieser seltsamen Stellung zurückge- blieben sind. — Was diese Periklinkrystallchen betrifft, so muss ich noch hinzufügen, dass ich ihnen diese Be- nennung gegeben habe, weil sie nicht von denen der andern Stufen zu trennen sind, an denen der den Pe- riklin charakterisirende Typus sich in grösseren und voll- kommen bestimmbaren Individuen schr deutlich ausge- bildet zeigt; diese kleinen Krystallkörnchen hier scheinen mir dagegen sehr dem Typus des Tetartins genähert zu sein. Helminth findet sich an dieser Stufe wiederum als das jüngste aller Gebilde. Sporadisch in einzelnen wurm- förmigen Individuen oder in ganzen Häufchen liegt er auf allen genannten Krystallen verstreut, nur den anke- ritischen Ueberresten fehlt er gänzlich, Auch im Ge- stein erscheinen kleine Ansiedlungen dieses Schmarotzers in vielen Poren. 6. Eine andere Stufe mit der Etikette: »Berg- „krystall mit Titanit, braunem Kalkspath und Helminth „auf einem aus mikroskopischen Feldspathkörnern beste- „henden schiefrigen Gesteine“ von demselben Fundorte besteht aus einem vollkommen gneussartigen Gesteine von mikroskopischen, übrigens- aber, bei der geringen Be- rührung derselben unter sich, ausgezeichnet hübsch aus- gebildeten Albitkrystallen von tetartinisch-periklinischem Typus, welche zu einem Aggregate von sehr offen flase- rigem Gefüge vereinigt, und mit zahllosen tafelförmigen mikroskopischen Sphenkrystallchen durchsäet sind. In den Absonderungen des Aggregates hat sich der Helminth angesiedelt. Quarz zeigt sich hie und da in mikrosko- pischen Krystallchen. Auf offneren Flaserungsklüften sind einzelne grössere Sphenkrystalle vorhanden und auch eine kleine sehr arlige Bergkrystallgruppe, aus mehreren eigenthümlich ausgebildeten und mit einander verwach- ‚senen: Individuen bestehend, zeigt sich auf einer solchen und lässt unter guter Vergrösserung erkennen, dass sie jünger ist, als der Periklin. Der eine Rand der nach der Flaserung einigermassen plattenförmigen Stufe besteht aus verrostelem ankeritischem Kalkspathe von grobkör- nig späthigem Gefüge. Es zeigt sich bier in. einer sehr interessanten Weise das Verlaufen des flaserigen feinkör- nigen Periklins in diese grobkörnig späthige ankeritische Kalkspathmasse. Der Anblick ist so, als ob aus dem _ m — Innern des Gesteins , der Flaserungsrichtung folgend, ein Aetzmittel gegen den Kalkspath vorgedrungen sei und zugleich die Feldspathkörnchen abgesetzt habe. Gleich- sam zungenförmig strecken sich die Flasern in den Kalk- spath hinein, und man sieht deutlich, wie einige Kern- individuen des Kalkspathes in ihrem Innern völlig porös und von Feldspathkrystallchen erfüllt sind, die zum gros- sen Theil noch so vereinzelt liegen. dass man nur ein Tröpfehen Säure in ihre Nähe zu bringen braucht, um ihnen ihre Unterlage und ihren Halt vollends zu neh- men -— gewiss auch für den, der sich nicht durch den Anblick der Stufe von dem zerfressenen, ruinirten Zu- stande des Kalkspathes überzeugen kann, ein genügender Beweis für die Undenkbarkeit des, sonst vielleicht zu ver- muthbenden, Verhältnisses, als sei der Kalkspath etwa auf dem Ausgehenden der fertigen Flasern des körnigen Pe- riklingesteins angeschossen. Uebrigens sind auch hier noch Reste des Kalkspathes, schon an ihrer rostigen Farbe erkennbar, in dem Periklingesteine zurückgeblie- ben, und das Brausen mit Säuren verräth solche auch an vielen Stellen, an welchen man sie nicht zu sehen vermag. Eine andere Stufe mit der Etikette: „Titanit mit „ Kalkspath, wurmförmigem Chlorit (Helminth) und Peri- „klin auf einem zelligen, weissen, dolomitartigen Ge- „steine« von demselben Fundorte ist sehr interessant. Auf den meisten Flächen zeigt dieselbe, offenbar ein fast ringsum von Absonderungsflächen begränztes, keiliges Stück, im Wesentlichen die Erscheinungen der in Herrn Wisers Sammlung mit I. bezeichneten Stufe (5). (Schluss folgt.) MITTHEILUNGEN NATÜRFORSCHENDEN GESELLSCHAFT . IN ZÜRICH. oN® 99. ette L 1854. Hr.6G. H. Otto Volger. — Neue Beobachtungen über die Umwandlung kalzitischer Sediment- sehiehten in Feldspathgestein, und einige andere Gegenstände der Entwicklungsge- schichte der Mineralien. (Sechluss.) Das zellige, weisse, dolomitartige Gestein ist sehr interessant. Es hat allerdings eine gewisse Achnlichkeit im Ansehen mit manchem Dolomite, der im Begriffe isı, in Rauchwacke umgewandelt zu werden. Die Zellen werden nämlich gebildet durch lamellenartige Tafeln des klaren eisenfreien Kalkspathes, welche auch hier unter jenen charakteristischen Winkeln gegen einander gestellt sind, die ich oben bereits als solche bezeichnete, die un- ter dem Einflusse der Spaltbarkeitslagen des ankeritischen Kalkspathes gebildet sind. Auch an dieser Stufe hat man wieder Gelegenheit, sich von demselben Zusammen- hange zu überzeugen. Die Zellen sind, ausser an den Kluftflächen, welche die Stufe begränzen, mit einer kör- nigen Masse ausgefüllt ; übrigens zeigen sich diese Zellen nur an. .einzelnen Stellen und immer nur in der Nähe .der Kluftflächen, während die Hauptmasse. des Gesteins Band 111. 21 — 326 — ganz aus jener körnigen, wirklich sebr dolomitähnlichen Masse besteht. Dieselbe ist aber kein Dolomit, sondern ein Gemenge von ankeritischen Periklinkrystallchen mit Ueberresten von Kalkspath. Legt man ein Bröckchen des Gesteins iv Säure, so entsteht ein ausserordentlich hef- liges Brausen, man mag sehr verdünnte oder konzentrirte Säure anwenden*), und: wenn dieser Effekt beendigt ist, so bleibt ein Haufwerk von jenen mikroskopischen Pe- riklin- :und Sphenkrystallen zurück, deren viele noch gänzlich isolirt in dem Kalkspathe gelegen haben, während andere bereits zu kleinen Gruppen mit einander verwach- sen: sind. »:Es ist interessant, dass auch’unter diesen- Pe- riklinkrystallchen viele, unter dem’ Mikroskope und 'theil- weise selbst unter einer guten Lupe schon erkennbar, auf "einigen ihrer Flächen Helminthschmarotzer' tragen! Die Periklin- und Sphenkrystalle'auf den bedrusten Kluft- flächen sind ebenfalls reichlich mit diesem Ansiedler be- setzt und. einige stark von ‚demselben zerfressen, wenn ich mich so ausdrücken darf, Die. mannigfaltige ‚Analogie zwischen: dieser Stufe und den früher beschriebenen wird noch vermehrt durch das ‚Auftreten von einigen Glimmerblättchen ganz von der Beschaffenheit und. dem Verhalten, wie bei der. un- ter (4) beschriebenen . Stufe. Andere Stufen zeigen die nämlichen Verbältnisse,in anderen Modifikationen . wesentlich aber immer dieselben. "). Wo.es sich um Unterscheidung von, Kalkspath, Dolomit und: Magnesit handelt, ist es stets sehr lehrreich, die Säure bald konzentrirt, bald sehr verdünnt anzuwenden; Kalkspath braust in beiden Fällen sehr lebhaft; je mehr aber Magnesiakarbonat vor- handen ist, um so geringer wird die Austreibung der Kohlensäure gerade bei Anwendung konzentrirter Säuren! — 3297 — Dergleichen Erscheinungen haben eben nur übersehen werden können, so lange man Feldspathgesteine steis als solche schon für „primitive“ Gesteine, für „Ur- gebirgsmassen“ hielt. Wer von einem solchen Axiome ausgeht, schneidet sich den Weg zu Untersuchungen von vorneherein ab und muss notbwendig von Trugschluss zu Trugschluss gelangen. Ich bekenne wohl, dass die Un- tersuchungen, welche ich begonnen habe, uns von einem eingebildeten Höhenstandpunkte geologischer Wissenschaft allem Anscheine nach bedeutend wieder herabstürzen und uns zwingen, einen ganz neuen Bau zu beginnen. Aber “wer würde, wenn ihm die Wahl gelassen wäre, zweifeln können? Entsagen wir darum getrost auch dem letzten hypothetischen Axiome und beginnen wir den Weg der exakten Forschung! Sartorius v. Waltershausen hat sich in seinem ver- dienstvollen Werke „Ueber die vulkanischen Gesteine in Sicilien und Island“ ete. ebenfalls dahin ausgesprochen, dass der Weg der exakten Forschung, welcher andere Naturwissenschaften längst reformirt habe, auch in der Geologie, wo er bislang kaum noch betreten worden sei, nothwendig eingeschlagen werden müsse. Die Geologie sei »augenblicklich an eine Gränze ihrer Entwicklung ‚»gelangt, welche sie ohne den Weg, den die exakte „Methode vorzeichnet, nicht wesentlich wird überschrei- „ten können; ohne diesen Weg mit Ernst und Umsicht „zu verfolgen, wird sie nie, auch nur von ferne, jenen „Grad der Zuverlässigkeit erlangen, der dem Studium „der Astronomie und Physik einen so unbeschreiblichen „Reiz verleiht‘)“. Sartorius glaubt, diesen Weg ange- bahnt zu haben. Bei ‚seinen Untersuchungen über den *) A. a. ©. Vorrede. _— 338 — Palagonit drängte ihn „die nähere Erforschung über die „ Zusammensetzung dieses Minerals zu der eigentlichen »Quelle des Räthsels, zur Erforschung der chemischen » Konstitution des Feldspathes, zu einer Lehre“, welche er »als die wesentliche Grundlage der sich daran knü- »pfenden ' geologischen Arbeiten « betrachtet. ' Es sei »schwer begreiflich, wie die eben so einfache als natur- » gemässe Zusammensetzungsweise der Feldspathe, welche »für die Bildung der krystallinischen Gesteine zu einem »Kardinalpunkte in der Geologie« werde, »bis jetzt so »' gut wie ganz übersehen worden« sei. Indem aber Sar- torius’ den Weg der exakten Forschung betritt, legt‘er, ausser den durch das Experiment erwiesenen Lehren von der Zusammensetzung der Körper nach einfachen ‘Zahlen- verhältnissen und von der isomorphen Substitution , auch noch das dritte Axiom zu Grunde, »ohne' dessenäAn- » nahme«, nach seiner Ansicht, - »fast alle geologischen »Forschungen im Sande zerrinnen, nämlich das Axiom »vom ursprünglich 'feurig flüssigen Zustande unseres Pla- »neten«. Ohne dieses Axiom sei — was wohl durch- aus nicht für erwiesen zu halten ist — »das Wesen der » Vulkane und der heissen Quellen, die Erhebung der »Gebirge, die Zunahme der Temperatur in den tieferen » Erdschichten , die Abplattung des Erdkörpers an beiden »Polen, die säkulare Bewegung in den erdmagnetischen » Elementen und endlich die Bildung der krystalli- »nischen Gesteine nicht genügend zu erklären*)«. — Allein, gesetzt, es sei dies für einstweilen richtig, so folgt daraus doch nimmermehr, dass dieses zur Erklärung 'vor- läufig hypothezirte Axiom die wahre Erklärung enthalte und dass es deshalb richtig sei,’ oder, was auf dasselbe ) A. a. 0. pag- 312. — 323, — hinauskommt, dass’ die Schlüsse, welche sich anderweitig aus demselben ergeben, nicht blos relativ, sondern auch absolut richtig seien. Es sind aber vorab die Schlüsse nicht richtig, welche Sartorius aus diesem Axiome für die Bildung der krystallinischen Gesteine herleitet. Derselbe hält die Gesteine, welche Feldspath als einen wesentlichen Bestandtheil aufweisen, soweit dieselben nicht Produkte von jüngeren oder älteren Eruptionen sind, für „Urgebirge“. Dabei finden sich einige Erwähnun- gen des St. Gotthard, aus welchen hervorgeht, dass Sarlorius gerade für die Gesteine dieses Gebirges sich der obigen Annahme bewusst war. Ja, es wird sogar in Bezug auf das Vorkommen von Titaneisen und Rutil am Aetna (darauf hingewiesen, dass die Eisenrosen des St. Gotthard „obwohl in andern Formationen und andern „ Zeiten, ‘wahrscheinlich auf dieselbe Weise‘ entstanden »sind*)“ (nämlich durch Sublimation von Chlormetallen). Es dürften aber für die Gesteine des St. Gotthard nun- mehr ziemlich viele Beobachtungen vorliegen, welche ge- nügend beweisen, dass hier weder von Urgesteinen noch von Vulkanismus die Rede sein kann “). Sartorius hält insbesondere die neutralen Feld- spathe, Ortboklas und Albit, für da charakteristi- schen Merkmale des Urgebirges und da nach seiner Theorie das in diesem gerade so gewöhnliche Auftreten von Quarz, der „unter gewissen günstigen Umständen «, wie sie neuerlich 'am Isländischen Krabla stattgefunden haben sollen, mit jenen Feldspathen zu sauren Verbin- dungen hätte zusammentreten können, grosse Schwierig- *) A.a. O0. pag. 127. ”") Man vergleiche meine Studien zur Entwicklungsgeschichte “ der Mineralien etc. au / keit darbieten muss, ‚so findet Sartorius, dass „in. den „frühesten Zeiten der Entstehung der Erdoberfläche die „Natur die Bildung des neutralen Salzes mit der Aus- „scheidung von Säure, der Bildung saurer Salze vorge- „zogen habe“ (sic.!).u.s. w.*) Es gebe nur zwei Feld- spathspezies, welche eine selbständige Bedeutung haben, den sehr basischen Anorthit und den sehr sauren Krab- lit. Aus diesen seien alle anderen Feldspathe,. bald unter Vorherrschen des ersteren, bald unter Vorherrschen des letzteren, oder im Gleichgewichte, gemengt und zwar in der Weise, dass sehr dünne Lamellen von Anorthit und Krablit zusammengestaffelt seien, bald die einen, bald die anderen in dickeren Jagen, oder, im Orthoklas und Al- bit, beide gleichmässig. Anorthit und Krablit seien. iso- morph und alle anderen Feldspathe folglich auch — die- sen Isomorphismus nennt Sartorius Gruppenisomeorphis- mus“) — eine Unterscheidung von Orthoklas und Albit sei unnülz und unzulässig’’*). Es können noch basischere Feldspathe, als der Anortbit, und noch saurere, als der Krablit gefunden werden, ja theoretisch ergibt sichr),, dass es Feldspathe geben kann, welche rein aus Kiesel- säure bestehen und solche, welchen die Kieselsäure völlig mangelt, und diese „Feldspathe“ seien gleichwohl isomorph. Alle diese Mesultate hat Sartorius auf dem exak- ten. Wege gefunden. Allein er wandte die exakte Me- thode durchaus nieht auf die Natur an, sondern auf die Ergebnisse von Analysen sehr verschiedenarti- ger Substanzen, welche er oder andere für intakte Feld- *") A. a. O. pag. 343. *) A.a. O. pag. 101. f.' 104. **+) A.a. O..pag. 96. +) A.a. 0. pag. 66. — 331 — spathe gehalten, bei welchen er also stillschweigend auch nöch die wesentliche Jungfräulichkeit des Materials’ als ein Axiom "annahm und ausserdem ‘das obige Axiom zur Gründlage 'seiner'Schlüsse machte. ' Irrige Prämissen geben aber 'nothwendig Trugschlüsse, und es stände in»der That um die Mineralogie und ‘um die Chemie sehr übel, wenndie Schlüsse, zu welchen Sartorius, von sei- nen Prämissen ausgehend, gelangt ist, nicht Trugschlüsse wären, « Ich begnüge mich, der Behauptung gegenüber, dass Orthoklas ‘und Albit'nicht von einander unterschie- den‘ werden dürfen, auf die Umwandlung des ersteren in letzteren und des letzteren in ersteren hinzuweisen , welche Haidinger*) zuerst beobachtet und hervorgehoben und Gustav Rose‘) neuerdings nachgewiesen hat, und von welcher ich eine gewiss instruktive Form in meinen „Stu- dien“ mittheilen konnte**). Ich theile vollkommen die Ueberzeugung, dass der von Sartorius eingeschlagene Weg zu den trefflichsten Resultaten führen wird, und finde solche, sowohl in den von ihm gegebenen Beispielen der Methode ‚selbst , als auch in.den Ergebnissen der, Anwen- dung, ‚überall da,. wo dieselbe sich,an wirkliche,.an Ge- steinen gemachte Beobachtungen unmittelbar anschliesst. Dagegen halte ich solche Resultate, wie Sartorius sie rein theorelisch aus (wenn auch vom chemischen Standpunkte noch so sorgfältig gesichteten) Analysen mineralogisch durchaus nicht gesichteten Materials und mit Zugrund- legung unerwiesener oder gar völlig irriger Axiome ab- zuleiten gesucht hat, für höchst gefährlich, da sich Trug- schluss an Trugschluss reiht und sehr zu besorgen ist, ’) Poggendorfis Annalen der Physik und Chemie. Bd. 68. p. #76. *) Ebend. Bd. 66. pag. 109. +) pag. 190— 216. =. 30 dass selbst nach Beseitigung der irrigen Grundlage, auf welcher die Idee des „Gruppenisomorphismus“ erwach- sen ist, diese Idee sich fort zu erhalten suchen wird, und müsste es auch durch Hülfe immer neuer Hypothe- sen geschehen. Scheerer’s »polymerer « Isomorphismus, dem längst seine Grundlage von Aspasiolith- und Ser- pentinkrystallen genommen ist, fährt ja ebenfalls noch immer fort, Verwirrung in solche Kapitel der Mineralogie zu bringen, welche eben im Begriffe waren, sich aufzu- klären. Hermann’s » heteromerer « Isomorphismus ist in neuerer Zeit durch Rammelsberg förmlich aufgenommen worden, wie ihn vor mehr als zwanzig Jahren bereits Beudant aufgestellt hatte. » Polymerer “ Isomorphismus, » heteromerer « Isomorphismus und » Gruppenisomorphis- mus« beruhen aber alle drei in der Nichtberücksichtigung des Metamorphismus und in der Annahme unerwiesener und irriger Axiome. Hr. Prof. Raabe. — Ueber einige Anwendungen der verallgemeinerten Stirlingischen Reihe. (Mitgetheilt den 9. Januar 1854.) 1. Zur näherungsweisen Berechnung eines bestimm- ten Integrals hat man, nach Poisson, die in Nro. 234 des ersten Bandes meiner Integralrechnung dargethane Gleichung: f px) dx == v Hola) +9@+ v)+ola+2v).... +gla+m—hv) +4 eb) } - 1%} 9,b)-9, @|W7 + V|R,(l)-,@a)| vw. --- — 33 — Zend ge ie Yon 19,4) = 9.1 (a) |V?" +2(— ıy? (in 2 vom "om (x) Cos ar Ze )ax, (0) r—1 wo folgende Abkürzungen bestehen: 2 1 1 1 ini ver tinn), 0) b>Za—=ns, (2) und wo endlich p, (x) den k*" Differenzialquotienten von o(x) nach x vorstellt. Die Reihe von Gliedern nun, die die Coefficienten Ya, Yı- Ver Vs, . ... mitführen, nenne ich die. ver- allgemeinerte Stirlingische Reihe, die zur Angabe der innerhalb den Klammern auf der ersten und zweiten Zeile rechts vom Gleichheitszeichen befindlichen Summe be- nutzt werden kann, wovon in der gegenwärtigen Mitthei- lung einige Anwendungen vorgeführt werden sollen. 2. Als erste Anwendung unterziehe ich den Fall, wenn p(x) irgend eine ganze, positive Potenz von x ist. Wird diese Potenz einmal als gerade der Form 2m und ein andermal als ungerade der Form 2m + 1 angenom- men, wo m ganz und positiv, bei der letztern Annahme auch der Null gleich sein kann; dann bietet die allgemeine Gleichung (IT) vollkommen genau die folgenden zwei Er- gebnisse dar: (raue + 227 + 32m +... (n— 1)?" + gn"| R — 2m Ya a”-1 y2 + 2m (2m—1) (2m—2) Vi a0”-3 va > 9m (ak 1) (am 2) Binz 3 En -h Yo as v6 ie: > + (rpm dm (2m 21) (Oma) (em3) 0.3.21; avem, yzm+ı dx = yaut2 jaseen & gam+ı ur gem+1 a gyatı o +... (n—1)@tı +8 nett} —_— 334 — — (2m-+1) Ya a2” v2 + 2m) 2m (2m—1) Yyaz®-2 ya — (2m +1) 2m (2m — 1) (2m — 2) (2m —3) Ye a2” 4 v6 (—1)” (2m +1) 2m (An - 1)... 3V,,,a8v2”, wo nv—a gesetzt ist. Führt man die Bernoullischen Zahlen durch; die Gleichung: x NR... 9) ein, wo B, die rt* Bernoullische Zahl ist; vollzieht man die bestimmten Integrale linker Hand der Gleichheitszei- chen; ersetzt: man endlich überall a durch nv: so ge winnt man folgende zwei bekannten Summationen: 1204 2 2m Re u (m) = Yo, an Tr In” +4 ei Bı nza-ı —_ 1 a Be nm-3 +4 ei B02m-s_ ... In a ei en am rı u gamrı ar gzuHtı Su amt A (n— 1) 2m-+ı =; n2mt2 N 2m +1 ii, BR 3 1 2 | 1 9m REITER Vor +3 ( 1 ) as 1 2m I on -p 1: 2m—+1 nam! 4 [ 3 ) Ben Fe ) Bu s Bauer ren y wo allgemein unter M) der Coefficient von x* in der Ent- wickelung von (f + x)* zu verstehen ist; so dass man bei Einführung der Jakob Bernoullischen Functionen für gerade und ungerade Exponenten*) die Bestimmungsglei- chungen hat: *) Die Jacob Bernoullische Function, 1848. —_— 335 — Bo) = 1m Ham + Im +. a N, (a) B’(n) = rt 2922941 37H ,,.20 ln yPr-Hı ‚ (5%) wo nach der eitirten Schrift die Bestimmungsgleichungen bestehen: B“ (x) en im +3 [m Bi xam<ı =: (2) Bo x2m-3 +. a Ba ) Bax....(6) 2 ; (#Tzb5 Ba x2 72, + aa; (et Bux2: (7) Da wir in der folgenden Nr. diese Functionen B“(x) und B‘(x) zur Discussion ‚bringen werden, so thei- len wir die’ wesentlichen Eigenschaften dieser Functionen mit, wie man solche in der citirten Schrift nachgewiesen einsehen kann. Zuerst hat man: BA+x)— Ba)=x", BÜ)+(-NPB-N)=—", © wo, wenn m gerade und durch 2m ersetzt wird, die Function B (x) und ihre analogen durch B’ (x) aus Glei- chung (6) zu ersetzen ist; wenn aber m ungerade und durch 2m + 1 ersetzt wird, hat man für B(x) und ihre analogen die Function B‘(x) der Gleichung (7) zu setzen. Aus den Eigenschaflsgleichungen (8) zieht man sehr bald folgende: Bil —x) + (-1)” B(x) = 0. 0) Differenzirt man ferner die Gleichheit (7) nach x, so gelangt man bald auf: B@) = (2m +1). B’(x), (10) wo.B, (x).den Differenzialquotienten von B'(x) nach.x bedeutet. — 336 — Wird ferner in (7) die ganze Zahl m um eine Ein- heit verringert, und stellt die betreffende Function als- dann durch ‘B(x) vor, so gelangt man ‚alsbald ‚auf fol- gendes zu (10) analoge und coordinirte Resultat: B, (x) = 2m ‘B(x)-# (-1)" Ba, (11) wo B; (x) den Differenzialquotienten von B“(x) nach x vorstellt. 3. Wird als zweite Anwendung der allgemeinen Glei- chung (I): P&)=B"’(@&), wie y&) =B'(r) angenommen; so gelangt man auf folgende zwei völlig genaue Resultate: a+i1 ( B’(x) dx = n—1 era +n" (a+4)+.. B“(a+ —) +4 B" a4) D) 2m — Im\ a2m-3 2m\ a2”-5 | r) = - (7 as ad ar . ” 2 at, and qui rg Bi) ak nn a+i [ B’/(x) d= Ja Un@+B (a+1)+..B (+) +4 B@+ N 2m +1, a®”Bı 2m +1, a2”"2Ba 2m +1 \a?”"4B3; een el: ) ww Bi Bm+1 ic aB,. 9m-H1 (2m+2)n?m+?’ 1 Bunt lin Teer +. N" wo wir die Bernoullischen Zahlen B,, Ba, B;,.... Bun, Bu +ı mit Hülfe' der Gleichung (3) vorangehender Nr. eingeführt, wie ausserdem noch die erstere ‚Glei- — 337 — chung in (8) durch successives Differenziren nach x be- nutzt haben. Beachtet man nunmehr die Begriffsgleichungen (6) und (7) der Functionen B” (x) und B‘ (x), so sind diese Ergebnisse auch mit folgenden einerlei: a+1 f B’(kx) x = a 35 1 |Brci+a) BB (a) +1 | B“a) + B“(att)+ Br(a+2) +... Be (a+t—)| + m|- B‘“(na) + LIT Arne a+1 An B’(x) d= > Bit +a) — B’Q)) ae —) ee N | s 2m m und da die erstere Gleichheit in (8) folgende darbietet: Bd +a) Bla) a, B’(1 +a) — B‘(a) = atm+1;, so hat man auch a+i f B’(x)dx= Bra +nrfar a =) + far) “(na)e+1 1 [zZ nam+T) ar (na) — 2m-+1 ), ! fo + Bfa+ lt) + ward) +. la )] 1 — Zar |B’(na) — ws te We | n 2m +2 2m +2 Betreffend die noch zu vollziehenden bestimmten In- tegrale ziehen wir die Gleichheiten (10) und (11) zu. Er- stere führt unmittelbar auf: n a+! B(a+ 1) — B’(a) = (2m +1) \ B’(x) dx; daher hat man beachtend die erste der Gleichheiten in (8): a+1 gm-+1 f BI) ir ef]. (13) Letztere oder die Gleichheit (11) gibt unmittelbar folgende: a+1 B’(a+1) — B’(a) = m [ 5 Bez), dx + (— 1)” 1 Bun die mit abermaliger Zuziehung der erstern Gleichheit in (8) auf: a+tl am — 2m | “B(x) dx + (— 1)”-1 B,, a führt; erhöhet man hier m um eine Einheit, so geht nach getroffenem Uebereinkommen in vorangehender Nr. 'B (x) in B’(x) über, und man hat: a+l a2”+2 — (2m + 2) \' BA) dx + N" Banyr, woraus ee Ct) n (13 : (x) = Din 3 m 2m +2 m+41 ) erhalten wird. Mit Hilfe dieser Ergebnisse in (12) und (13) bieten — 59 — die obigen zwei allgemeinen Resultate folgende, zwei Theo- reme, betreffend die Bernoullischen Functionen B‘' (x) und B’(x) dar: gi B“(na) = Bla) + Be(at, „)+® “(e+,) Ari > B°( Fe (1%) - — 5 4: 1 re 2 ur Bla) = B’(a)ı + B(at,)+ Bar.) + ee #7) B> im 2 r)® m+1 , (15) die ich auf mehr synthetischem Wege in meiner oben eitirten Schrift ebenfalls bewiesen habe. Dieselben beste- hen ihrer Ableitung nach für alle reellen Werthe von a, wie für alle ganzen und positiven Zahlenwerthe von n. 4. Als dritte Anwendung sei in der allgemeinen Gleichung (I): p(x) =log.T (x) festgestellt. — Da hei dieser Annahme keiner der Diffe- renzialquotienten den Nullwerth annimmt, so haben wir uns zunächst mit der Herstellung der Form des m*“ Dif- ferentialquotienten von p (x) nach x zu befassen, um von der am Eingange zu Grunde gelegten Gleichung (1) Nu- (zen zu ziehen. Die Function T'(x) wird bekanntlich durch das Eu- ler’sche Integral zweiter Art, wie auch durch folgende, ohne Ende fortlaufende Factorenfolge dehnirt: IE Br ee k + ku )-L GN a+d...ari-n wo k eine ohne Ende wachsende, positive und ganze Zahl vorstellt. (15) — 340 ° — % Diesem nach hat man op (x) = log.1.2:3. .... k+(x—1)log.k — log. x — log. (x+1) — log. (x +2)... — log. (x+k —1), und durch successives Differenziren: 1 1 N N a a EEE Phrbaer 5 zEk-1>» 1 1 1 1 bie Br u ee 1 1 1 9. x)= —1.2 2 ns x Hip Fr (x +23 =t=4: Pe Te a; N ie ba 1.2...,020 2) ee Rare 9 te aa Pan (x) 17 ee u len 2 A 0 ->1. 2... (2m — ) yom «+17® 2) SE Hieraus ziehen wir für unsern folgenden Bedarf, erstens: 9,1 (a +1) 9,1) = . 1 1 | a Bil > (ee ur, und weil k eine unendlich gross werdende Zahl ist, hat man für jedes endliche a: ı U 85 Ba) FEPEERZEE RC En u Era RO C VE een 2 vereen (Schluss folgt.) MITTHEILUNGEN DER NATURFORSCHENDEN GESELLSCHAFT IN ZÜRICH. 0 hl 7 Eu 1854. Hr. Prof. Raabe. — Ueber einige Anwendungen der verallgemeinerten Stirlingischen Reihe. (Mitgetheilt den 9. Januar 1854.) (Schluss.) 2 Zweitens zeigt die für p,, (x) aufgestellte Bestim- mung, dass jeder gerade Differentialquotient von p (x), oder log. IT (x), für alle angebbaren Werthe von x Re- sultate mit gleichen Vorzeichen darbietet. Dieses nun vorausgeschickt, bietet die allgemeine Gleichung (T) folgende speciellere dar: +1 f log. I(x) dx = a A| 1 1,6, 2 s 15 108. Na) + og. P (a4) Ho r(a+n) +. n—1 +1og. P(a+ 7) Er . log. ra+1) | Bun. 1 8 152 1.2.3.4 |any > Tanyt ,, (anje Band 111. 22 — 2 — A 1 x wo wir v durch n ersetzt haben, und wo, nach einem in Nr. 233 meiner Integralrechnung dargethanem Satze, der Fehler, den man begeht, wenn man den Ausdruck rechterhand statt dem linkerhand vom Gleichheitszeichen setzt, kleiner als das letzte Glied, nämlich kleiner als: 1.2.3 ....@m-2) m . 1) azm-ı m ist. Stellt man das zuletzt aufgestellte Integrationsergeb- niss folgendermassen: a+1 a er PEN f log. I'(x) “=. log. SnG)- + : be Par (at,) Fr (*+,)- 2 (a4) 2 1 1. 2 1. an "= any Yo ENW-1.23...@m-9 (an)2” Yan das mit Beachtung der bekannten Eigenschaften der Func- tion Gamma folgende Integralgleichung darbietet: a+1 1 1 I (na f log. T(x) d«=lgar- log. —- I gu & i n 2 (27) 2 1 fe 2 1.2.3. % (na)? 1277 (na)? a (na)6 IT (— 1)”"-11.2.3... (2m—2) We; N 4 (na Fhrnge habe ich in Nr. 69 dieser Mittheilungen ge- funden: 1 f log. T(x-+a)dx = alog.a —a+ log. 27; o und da das von uns gegenwärtig in Rede stehende In- — 343 — tegral mit diesem eben aufgestelllen dem Werthe nach einerlei ist, so hat man, beachtend noch die Gleichheit: . T(i+ na) T (na) = ne folgendes Ergebniss : Io. +) (na) "2 Y2z 1 1. 2 1. 2. 3.4 a (ma) * x (na)> en a 2m —2 .« (nam i N ) Yan wo bei jeder beliebigen Annahme über m, 4. h. bei welchem Gliede auch immer die auf der zweiten und dritten Zeile vorkommende Reihe (welche die eigentliche Sürlingische ist) abgebrochen wird, der Fehler beständig numerisch kleiner als das zuletzt noch in Anspruch ge- nommene Glied ist. Hier stellt a eine beliebige angebbare Zahl dar, da- her kann auch durch na jedwede angebbare Zahl vor- gestellt sein; wenn sonach na durch « ersetzt wird, so hat man die Gleichheit Y-.: log. VSEB) 2 a + - y- Rn oe Yıaz + 12.3.4 Yan em ni. a? a? oder wenn man nach Gleichung (3) die Bernonllischen Zahlen einführt: T(i+a) Bi 1 B 4 une ni A 5 a® Ydaz 12% 7a 3.4 @ / B; 1 B; 1 EB 78 —. 34h I— wo der Fehler den man begeht, wenn der Ausdruck rechterhand statt des Ausdruckes linkerhand gesetzt wird, beständig kleiner als das Glied ist, mit dem die Rech- nung abgebrochen wird. Die Glieder in dieser Stirlingischen Reihe, nämlich in der rechterhand von (16), nehmen so lange ab als der Index r eines desselben kleiner oder höchstens gleich «x ist; daher wird man den kleinsten Fehler begehen, wenn mit dem Gliede B, 1 (2r—1) 2r_ |a®-! die Rechnung abbricht, wenn rZ «x gesetzt wird. So z. B. wird man bei «= 10 mit dem 31‘ Gliede die Rechnung abzubrechen haben; eben so bei «& = 100 mit dem 314 Gliede, oder bei x — 1000 mit dem 3141te Gliede u. s. w. die Rechnung abzubrechen haben, um das möglich genaueste Resultat zu erzielen. 5. Aus dem Ergebnisse in (16) lassen sich Grenz- bestimmungen für die Function I[’(1+.«) angeben, de- nen wir die vorliegende Nr. ausschliesslich bestimmen. Zuerst nimmt ab, wenn « eine ohne Ende wach- sende Zahl ist, dass folgende Grenzgleichung besteht: Lim. P(I+k) = kY2ka © (17) wo das Grenzzeichen Lim. auf das unendliche Wachsen von k Bezug hat. Stellt aber « eine endliche, positive und reelle Zahl vor, und setzt: log. Ti+e) — Bı eo Yan so ist der bei dieser Annahme mögliche Fehler numerisch : B - : = kleiner als B Stellt diesem nach ß einen Kreisbogen — 35 — vom: Halbmesser eins vor, der innerhalb o und = ge- dacht wird, so besteht die fehlerfreie Gleichung: I(1-+ oe) a; Br: I Fr a ar Be log oder auch: Ti +.) „BR ( l ß f og + c0S 5 ; ? ar 2ur »e=& 2 ) und da der Ausdruck rechterhand positiv ist, hat man die Ungleichheit: I(1-+c«) as Bar r : Verbleibt immer « eine positive, endliche und reelle Zahl und setzt: log Ti1-+a) _ ‚Bı Ba De la a a Er El ara 2 so ist der gegenwärtig zu befürchtende Fehler numerisch kleiner als wenn daher durch ß ein ähnlicher 2 E 3.h.@’ Bogen wie unmittelbar vorher dargestellt wird, hat man: A a Bı B2 nen lg en an leg). oder auch ae Zar Bı Ba 1382 log . T(i+o) = ı.— an; = 63 ( cos 3 ß) ’ wird überdiess noch & > 1 gedacht, so hat man die Grenzgleichung : 12 aeY 2ar Bı 8 "TG a) 2a oder auch log ‚Zü+e) li Bı (19) auy dar 2u ' Bei denselben Annahmen über « und ß hat man ferner: Baden Bi Ba B; 28 2 a sa + ma (85°) woraus durch ähnliche Betrachtungen wie in vorausge- schickten zwei Fällen die Ungleichheit ‚ra +.) L— Bı Ba ary Dar 2a 3:43 log (20) erhalten wird. Wird nun in dieser Weise fortgefahren: so gelangen wir zuletzt auf folgenden Satz: Bricht man in der Reihe zur Rechten der Gleichung (16) mit irgend einem Gliede, das den Faktor B, trägt, die Rechnung ab (wobei nothwendig r < «az sein muss): so erhält man ein zu grosses oder zu kleines Resultat, vergli- chen mit dem Ausdrucke zur Linken, je nach- dem r eine ungerade oder gerade Zahl vorstellt. Mit Zugrundelegung dieses Theorems gelangt man auf folgende Reibe -von Ungleichheiten: T(1 +.) > aWY 202 -e%, Bi Tl +0) < auf dam. eu vel.2e , B, B, I(1 +u) > al dur -e@ .el.2@.e 3.40 , B; B, B; Tl + u) < a@f2an -» er@ .el.2@.e 340° .05.60°, ü: 8 W-; B wo man bis zum Faktor e” (&r— N2rat-i fortgehen kann, wenn r < az ist. Das obere oder untere Zeichen gilt, je nachdem r ungerad oder gerad ist; und alle diese Ungleichheiten finden Statt, wenn die posilive, be- liebige, reelle Zahl « grösser denn die Einheit ist. — 347 - Dr. J. C. Heusser. Ueber die Dispersion der Elastieitätsaxen in einigen zwei- und ein- gliedrigen Krystallen. (Mitgetheilt den 14. November 1853.) Die Entdeckung Noerrembergs, dass in zwei- und eingliedrigen Krystallen die Farben der Ringe um die beiden optischen Axen unsymmelrisch vertheilt sind, wurde von Hrn. Prof. Neumann dadurch erklärt, dass die Elasticitätsaxen bei diesen Krystallen nicht mehr bloss der ‘Grösse nach verschieden seien, sondern auch der Lage nach (v. Poggd. XXXV. 84). In der eben eitirten Ärbeit ist schon von den zwei wesentlich verschiedenen Fällen des optischen Verhaltens in zwei- und einglied- rigen Krystallen die Rede: im einen Fall nämlich (z. B. beim Gyps) fällt die Ebene der optischen Axen für alle Farben zusammen mit der symmetrisch theilenden Ebene, die mittlere Elasticitätsaxe ist für alle Farben gemeinsam, die grösste und kleinste dagegen liegen für die verschie- denen Farben verschieden; im zweiten Fall gehen. die Ebenen der optischen Axen für die verschiedenen Far- ben selbst auseinander, sie stehen sämmtlich auf der symmetrisch theilenden Ebene senkrecht; gemeinschaftlich für alle Farben ist diejenige Elasticitätsaxe, die senkrecht auf der symmetrisch theilenden Ebene steht (in diesem Fall nie die mittlere, sondern grösste oder kleinste), ver- schieden gelegen dagegen die mittlere und kleinste oder grösste; als Beispiel dieses Falles ist in der erwähnten Abhandlung der Borax, und in einer zweiten (Poggd. AXXV. 204) der Adular angeführt. Messende Bestimmungen über die Dispersion und die Lage der Elasticitätsaxen sind seither nicht gemacht worden. Ich hatte mir vorgenommen, solche auszufüh- 2 Bien u ren und war damit im Winter 1852/,3 bei einem Aufent- halt in Königsberg beschäftigt. Das zu der Arbeit noth- wendige Instrument, ein Goniometer mit Fernrohr und Polarisationsvorrichtung, hatte ich der Güte des Herrn Prof. Neumann zu verdanken; leider hatte ich aber da- mals so unvollkommene Krystalle, dass ich zu keinem sichern Resultate kam. In Berlin aber, wo ich mir sehr schöne Krystalle verschaffen konnte, setzte ich jene Ar- beit mit einem bereits in Poggd. Ann. LXXXVI. 532 be- schriebenen Instrumente bei Hrn. Prof. Magnus fort, und theile deren Resultate bier mit. Als Beispiel für den Fall, wo die Ebenen der opti- schen Axen für alle Farben zusammenfallen, wurden ge- wählt: Diopsid und ein künstliches Salz: schwefelsaure Ammoniak-Magnesia; und für den Fall, wo die Ebenen der optischen Axen für die Farben selbst auseinander- gehen, Feldspath. Den Diopsid hatte ich der gütigen Mittheilung des Hrn. Dr. Ewald, das künstliche Salz Hrn. Prof. Rammelsberg, die Feldspathe in verschiedenen Exemplaren den Hrn. Geh. Rath Mitscherlich in Berlin, Escher von der Linth in Zürich und Dr. Lusser in Alt- dorf zu verdanken. Sämmtliche Platten und Prismen, mit Ausnahme des künstlichen Salzes, waren von Hrn. Pistor in Berlin geschliffen, der in der Kunst plan und planparallel zu schlei- fen einen hohen Grad der Vollkommenbheit erreicht hat. 1. Diopsid. Ich setze als bekannt voraus, dass die meisten Diop- side Zwillinge sind, und dass die beiden Ringsysteme mit symmetrischer Farbenvertheilung, die in einer senkrecht zur Säulenfläche geschliffenen Platte zum Vorschein kom- men, zwei verschiedenen Individuen angehören. Die - — IE beiden Axen ein und desselben Individuums sind die eine ungefähr 10° zur vertikalen, die andere etwa 21° zur horizontalen Krystallaxe, die Mittellinie also ungefähr 391/g° zur vertikalen geneigt, und zwar liegen sie auf der Seite, die gewöhnlich als die vordere betrachtet wird, und auf welcher der Schiefendfläche ein blättriger Bruch entspricht. Ich liess daher eine Platte ungefähr senkrecht zu dieser Mittellinie, d. h. mit etwa 501/9° Neigung zur vertikalen Krystallaxe schleifen. Diese Platte zeigte nun beide Ringsysteme sehr schön, so dass sie leicht die Winkel der scheinbaren optischen Axen für verschiedene Farben, so wie die Neigung der beiden einzelnen Axen zur angeschliffenen Fläche messen liessen. Die verschie- denen homogenen Farbenquellen waren dieselben, die ich in Poggd. Ann. LXXXIX. 532 angegeben, die Art der - Messung des Winkels der scheinbaren optischen Axen ganz dieselbe, wie ich sie dort beschrieben, und die Art der Messung der Neigung der scheinbaren optischen Axe zur angeschliffenen, oder zu andern Krystallflächen die von Hrn. Neumann in der oben erwähnten Abhandlung (Poggd. Ann. XXXV. 87) beschriebene. Es möge nun in Fig. 1 N den Punkt bezeichnen, wo die Normale zur Platte, und s und s’ die beiden Punkte, wo die scheinbaren optischen Axen, a, b und e die Punkte, wo die Krystallaxen eine um den Mittel- punkt eines Diopsid-Krystalls construirte Kugel treffen, so ergab die Messung für die Winkel der scheinbaren optischen Axen ss’ die Werthe: ss’ im rothen Licht: 412° 27‘ »„ gelben ,„ 142°.122! »„ grünen „ 112°, ,:10/ »„ blauen , 1118.41! Ferner die Neigung der beiden Axen zur Normale als Complement der unmittelbar gemessenen Neigung der- selben zur angeschliffenen Fläche: - sN "s’N im rothen Licht 61° 47' 30" 50° 42' » gelben » 61° 50°‘ 50° 35‘ » grünen » 61° 58° 50° 14° » blauen » 62° 4 49° 40° Um die Neigung der wahren Axen zu berechnen, ist noch die Kenntniss der mittlern Fortpflanzungsgeschwin- digkeit des Lichts im Diopsid nothwendig; zu dem Ende liess ich ein Prisma schleifen, dessen brechende Kante möglichst nahe parallel war der mittlern Elasticitätsaxe oder der Krystallaxe a; dieser Parallelismus liess sich nahe erreichen, da an dem Krystall die Abstumpfungen beider Seitenkanten der Säule ausgebildet waren. Der brechende Winkel des Prisma ergab sich: — 351 —' pi 79V Die Ablenkung PD für die Farben des Spektrums mit constanter Geschwindigkeit war: D im rothen Licht 49° » gelben » 49° » grünen » 50° » blauen » 51° 40° 58° 82. 7' Daraus folgen die Brechungscoefficienten n: n für rothes Licht 1,67810 » gelbes » 1,68135 » grünes » 1,68567 » blaues » 1,69372 Bezeichnen nun o und o’ die in der symmetrisch thei- lenden Ebene liegenden Durchschnitte der wahren Axen mit unserer Kugel, so haben wir hier für jede einzelne Farbe: oN:sN = oN:s N = 4 "4 Elm Bi Ferner kann aus dem Dreieck sNs’ der Winkel sNs’ berechnet werden, und dann aus den drei bekannten Ele- menten oN, o'’N und Winkel oNo‘ die dritte Seite 00’, oder der Winkel der wahren Axen. Durch diese Rech- nung ergeben sich als Winkel der wahren. Axen zur Nor- male folgende Werthe: oN im rothen Licht 27° 27° 39 gelben » 27° 21° 13° » grünen » 27°: 7 Alf! » blauen » 26° 441 53 7 > o’N 31° 40' 319137! 31° 34' 31° 26‘ 39" 33" 35 30‘ — 352% — und als Winkel der wahren Axen gegen einander: 00° im rothen Licht 599.77 ,51' » gelben » 580570 » grünen » 58° 41' 32° » blauen « 58° 9' 56” Um nun genau die Lage der oplischen Axen in Bezie- hung auf krystallinische Struktur festzustellen, wurden noch die Winkel gemessen, welche die angeschliffene Fläche mit den beiden Säulenflächen bildete; es waren dieselben zwar nicht als wirkliche Krystallllächen ausge- bildet, dagegen wurde der denselben entsprechende blätt- rige Bruch entblösst, und konnte zur genauen Messung benutzt werden; und zwar fand sich die Neigung der angeschliffenen Fläche zur linken Säulenfläche = 116° 48' 30" » . rechten » — 1177 AM Angenommen nun die Normalen der beiden Säulenflächen schneiden unsere Kugel in M und M', so folgt aus diesen Messungen, da NM und NM’ gleich sind dem Gomple- ment der angeführten Messungen: NM = 63° 11’ 30" NM’, = 62° 39' Was den Säulenwinkel: selbst betrifft, so konnte ich den- selben an meiner Platte nicht leicht messen, da die na- türlichen Bruchflächen nicht unmittelbar an einander grenzten, sondern noch durch die Abstumpfung der schar- fen Säulenkante, welche Abstumpfung aber selbst nicht spiegelte, getrennt waren. Dagegen mass ich diesen Winkel an einem andern Krystall, den ich von Hrn. Geh. Rath Weiss erhalten hatte; nach dieser Messung beträgt der stumpfe Säulenwinkel (an der Axe b) 92° 541/g'; es — 303 — ist dieser aber genau gleich dem Winkel der Normalen, also: MM' = 92° 54 30" Aus den bis jetzt bekannten Elementen kann nun der gesuchte Winkel o’a gefunden werden: aus dem Dreieck NMM'‘, dessen drei Seiten bekannt sind, kann nämlich zunächst Winkel NMM‘ gefunden werden; dann sind im Dreieck NMa zwei Seiten NM und Ma = B MM‘ und der Winkel NMa bekannt, somit kann: die dritte Seite aN und der Winkel MaN berechnet werden. Es ist aber Winkel oaN = MaN — 90°; somit sind im Dreieck oaN zwei Seiten oN und Na und der Gegenwinkel oaN bekannt, und daraus kann die dritte Seite berechnet werden. Die Ausführung dieser Opera- tionen ergiebt: Seite Na — 48° 38' 33,4" Winkel 0oaN — 0° 26‘ 35,6 Ferner: Seite oa im rothen Licht 234°, 10 158“ »„ gelben „ a7 a » grünen , 21° 307 53° „ blauen , Br 5 u" Aus diesen Winkeln und aus der Neigung der wahren Axen gegen einander folgen nun folgende Werthe für die Neigung der obern wahren Axe zur Kristallaxe a: im rothen Licht 80° 18' 19" » gelben , 80° 14' 33" » ‚grünen , 80°. 12° 25° „ blauen 80° 2° 40° Für die Neigung der Mittellinie zur Kristallaxe a: — A im rothen Licht 50° 44' 53,5‘ »„ gelben , 50° 45’ 58,5" .» grünen „ 5o°iätl! 39" -» „ blauen ,„ 509.58’, 42° Die Mittellinien gehen also für die extremen Farben bloss um etwa 0° 14° auseinander. Es geht aber aus diesen Werthen hervor, dass nicht, wie es in einigen Lehrbü- chern angegeben ist, die blauen und rothen Äxen einan- der zugekehrt sind, woraus allerdings auch eine Disper- sion der Elasticitätsaxen nothwendig erfolgen müsste; viel- mehr sind wie bei zwei- und eingliedrigen Krystallen die wahren optischen Axen derselben Farbe (roth) in- wendig, und diejenigen derselben Farbe (blau) auswendig; bloss sind bei Diopsid auf der einen Seite die optischen Axen für die verschiedenen Farben näher beisammen, als auf der andern; auf. der einen Seite nämlich gehen die Axen für die extremen Farben um 43 Minuten aus- einander, auf der andern aber bloss um etwa 16 Mi- nuten (vrgl. Fig. 2), woraus ebenfalls mit Nothwendigkeit Fig. 2. ein Auseinandergehen der Elasticitätsaxen folgt. Die scheinbaren optischen Axen treten allerdings so aus der Platte aus, dass, wie die obigen Werthe von sN. und s'N zeigen, auf der einen Seite roth, auf der andern blau der Normale am nächsten liegt, daher auch in den bei- . den Ringsystemen auf der einen Seite roth, auf der andern blau inwendig erscheint. Der Grund, warum diese Rei- henfolge der Farben auf der obern Seite bei den wahren Axen eine andere ist, als bei den scheinbaren, ist leicht einzusehen; er folgt aus der Verschiedenheit der Bre- chungscoefficienten für die verschiedenen Farben, wie eine Vergleichung der Werthe von sN mit oN zeigt. — Nachdem ich beim Diopsid ausführlich mitgetheilt, wie man aus den scheinbaren Axen, aus deren Neigung zu der angeschliffenen Fläche und aus der Neigung der an- geschliffenen Fläche zu beliebigen Krystallflächen den Winkel der wahren Axen und ihre Beziehungen zur kry- stallinischen Struktur finden kann, will ich bei den fol- genden Beispielen bloss die Endresultate mittheilen. Schwefelsaure Ammoniak-Magnesia. _ Der Winkel der wahren Axen gegen einander fand sich für rothes Licht 50° 26° 44,3 »„ gelbes , Dura 20 » grünes , 49° 47! 5,2 „blaues 48° 53' 45,6° Ferner die Winkel der beiden wahren Axen zur Nor- male auf der einen Seite: im rothen Licht 25° 46’ 34,1'' „ gelben , PER ER, RU » grünen y, 25° 16° A4,3'' » blauen ,„ 2h°, 38 .33,3 auf der andern: — 36 — im rothen Licht 24° 40° 10,2 »„ gelben , 24° 38' 23° » grünen ,„ 24° 30° 20,9% „ blauen ,, 24°. 15 112;8° Wie beim Diopsid sind die rothen und blauen Axen auf der einen Seite viel weiter von einander entfernt, 'näm- lich 1° 6', auf der andern dagegen bloss etwa 0° 25‘. Daraus folgen als Winkel der Mittellinie für die verschie- denen Farben mit der Normale folgende Werthe: im rothen Licht 0° 337 19 „ gelben , 0° 38° 47,6" , grünen , VBTRAARTE „ blauen |, 07 217 020.5% Für roth und blau gehen also die Mittellinien um etwa 211% Minuten auseinander. . Die Lage der Elasticitätsaxen zur krystallinischen Struktur konnte nicht bestimmt werden, weil es mir unmöglich war, an dem Salze einzeme Flächen beim Schleifen unversehrt und spiegelnd zu erhalten. Etwas Auffallendes bieten uns bei diesem Salz noch die scheinbaren Axen; es bilden dieselben nämlich folgende Winkel mit der angeschliffenen Fläche auf der einen Seite: im rothen Licht 50° 20° „ gelben , 50° ı27' » grünen , 50° 51‘ „ blauen ,„ BIT AR auf der andern Seite: im rothen Licht Hy Asgpl 5 5 »„ ‚gelben „ 52° ° 5° » grünen , 52740" „ blauen , Bar 2a (Schluss folgt.) MITTHEILUNGEN NATURFORSCHENDEN GESELLSCHAFT IN ZÜRICH. oN? 101: — nn 1854, Dr. J. C. Heusser. — Ueber die Dispersion der Elastieitätsaxen in einigen zwei- und ein- gliedrigen Krystallen. (Mitgetheilt den 14. November 1853.) (Schluss.) Wir haben also hier das Auflallende, dass auf der einen Seite sich die Farben nicht in der gewöhnlichen Ordnung folgen; wir haben nämlich, von der Normale ausgehend, auf der einen Seite zunächst die blauen, dann Fig. 8. die rothen, dann die gel- ben und grünen scheinba- ren Axen (v. Fig. 3); auf der andern Seite aber ha- ben wir ganz regelmässig erst die blauen, dann die grünen, gelben und rothen Axen. — Die beiden be- trachteten Beispiele zeigen also auf’s klarste, dass man nicht vom Verhalten der scheinbaren Axen auf dasjenige der wahren schliessen darf, sondern dass, um das Ver- halten der wahren kennen zu lernen, die Kenntniss des Band 111. 33 — 38 — mittleren Brechungsexponenten unumgänglich nothwendig ıst, was freilich die Untersuchung künstlicher Salze be- deutend erschwert. $. Feldspath. Zwei verschiedene Stücke glasigen Feldspaths von demselben Fundort (Rokeskil in der Eifel), die im Be- sitz des Hrn. Geh. Rath Mitscherlich waren, zeigten fol- gende auffallenden Verschiedenheiten in den Winkeln der scheinbaren optischen Axen. Beim einen fand sich der- selbe : im rothen Licht: 28° 48° & gelben. ,„ 30° 46! » grünen „ 2321,28 „ blauen ,„ 36° 14' und beim andern: im rothen Licht: 42,46! 730“ » gelben „ Aue 34180 » grünen , 39° 1° „ blauen ,„ 359 50% Während also bei der einen Platte der Winkel für ‘ roth am kleinsten, für blau am grössten ist, so ist er. umgekehrt bei der andern für roth am grössten und für blau am kleinsten.. Nicht diese Vertauschung der klein- sten und grössten Werthe für die extremen Farben, da- gegen aber noch viel bedeutendere Differenzen in den Werthen der Winkel selbst zeigen verschiedene Platten von Adular. Eine Adular-Platte ergab nämlich folgende Winkel der scheinbaren Axen: im rothen Licht: 123° 5‘ » blauen , 12284469 und eine zweite: im rothen Licht: 114° 47‘ „blauen 1139-44: er Der Winkel der wahren Axen und die Lage der Ebene der Axen zum ersten blättrigen Bruch konnte ich bloss beim zweiten Stück des glasigen Feldspaths bestim- men, weil ich bloss von diesem noch Material hatte, um daraus ein Prisma zur Bestimmung der Brechungscoefli- eienten schleifen zu lassen. Diese Brechungscoefhieienten fanden sich : für rothes Licht = 1,52386 „ gelbes 5 —= 1,52673 » grünes \, —= 1,52979 „ blaues , = 1,53488 Ferner‘ ergaben sich für die Winkel der wahren Axen gegen einander folgende Werthe: für rothes Licht 27° 22° 35 » gelbes „269% 33%. 29,5" zı grünes) „0025 9 2,8 a 5512 :7 Re nlälln EEE C und für die Neigung der Ebene der wahren Axen zum ersten blättrigen Bruch: im rothen Licht 5° 24 » gelben 50 55° » grünen „ 59:51! = » blauen y) 6 2 1 5' Was die ‚merkwürdigen Differenzen der einzelnen Feldspathkrystalle betrifft, so könnte man geneigt seit mit Beziehung auf die Arbeit von Senarmont (v. Poggad. Ann. LXXXVl. 35) die Erklärung in dem verschiedenen Auftreten isomorpher Basen (Kali und Natron) zu su- chen; da sich aber die Unterschiede nicht bloss zwischen glasigem Feldspath einer- und Adular andrerseits finden, sondern auch zwischen einzelnen Individuen von glasigem Feldspath und von Adular, so fällt jene Erklärung weg. Sollte die Erklärung nicht eher in den Einflüssen zu su- chen sein, denen die verschiedenen Feldspäthe bei ihrer Bildung unterworfen waren, so vorzüglich in der Tem- peratur. Ich wage keine Vermuthung auszusprechen, will aber zum 'Schlusse noch einige Beobachtungsn mit- theilen, die, einen Blick mehr werfen lassen in die ver- schiedenen und unregelmässigen Spannungsverhältnisse im Innern der Feldspäthe. Ich habe nämlich ausser den erwähnten noch etwa fünf andere Adular - Platten unter- sucht aus Stücken, die ich theils von Hrn. Escher v. d. Linth, theils vor Hrn. Kranz in Bonn erhalten hatte. Alle diese Krystalle waren äusserlich ebenso vollkommen klar und homogen, wie die zwei, von denen ieh Messungen mitgetheilt habe ; doch zeigten von diesen fünf Platten nicht eine die regelmässigen Ringe, sondern es waren dieselben so zerrissen und verzerrt auch im homogenen Licht, dass von einer Messung keine Rede sein konnte. Dr. J. C. Heusser. — Beobachtung der Frauen- hofer’schen Linien in St. Moritz, 5500 Fuss über Meer. (Mitgetheilt den 6. Februar 1854.) Broch hatte in Poggendorffs Annalen (Ergänzungs- band II, Seite 314) die Vermulhung ausgesprochen, dass die Lage auf der Erde, sowohl die geographische Länge, als die Höhe über Meer, ferner Jahres- und Tageszeit Einfluss haben möchten auf das Erscheinen der Frauen- hofer’schen Linien. ; Diese Vermuthung war gestützt auf eine. Beobachtung des Sonnenspektrums in Christiania, nach: welcher, ausser andern Verschiedenheiten, von den Frauenhofer’schen Linien besonders die hervorgehoben wurde, dass zwischen den Frauenhofer’schen Linien C und D eine schwarze Linie auftrete stärker als C und D. — 361 — Da ich damals’ gerade mit der Bestimmung‘ von Bre- chungsexponenten beschäftigt ‘war, untersuchte ich das Spektrum eines sehr homogenen und planen Glasprisma, aus der Werkstätte von Pistor in Berlin, auf's genaueste, fand aber nicht den geringsten Unterschied von der von Frauenhofer in den Abhandlungen der Münchner Aka- demie gegebenen Original-Zeichnung. Ich nahm mir da- mals schon vor, das Sonnenspektrum einmal in einem hochgelegenen Alpenthal zu untersuchen, und versuchte daher schon ir Berlin, ob die Frauenhofer’schen Linien auch ohne Heliostaten sichtbar würden. Liess ich an hellen Tagen von einem mit blendend weissem Papier überzogenen Brett das Sonnenlicht durch einen engen Spalt in ein dunkles Zimmer fallen, so sah ich allerdings die Linien C DEF und G deutlich, A B und H da- gegen nicht. Mit diesen Linien konnte ich doch schon die Vergleichung in St. Moritz anstellen. Ich nahm da- her dasselbe Prisma und Fernrohr, die ich in Berlin benutzt hatte, ebenso einen feinen durch eine Mikrome- terschraube verschiebbaren Spalt nach St. Moritz, und betrachtete daselbst im Hause meines Bruders in einem verdunkelten Zimmer das Spektrum, indem ich das Licht von einem mit weissem Papier überzogenen Brett durch den Spalt auf das Prisma fallen liess. Ich sah die Li- nien C DE FG deutlich, und so weit das blosse Auge es beurtheilen konnte, auch verhältnissmässig in densel- ben Entfernungen von einander, wie in Berlin. Ferner waren diese fünf Linien die stärksten, die überhaupt . sichtbar waren, so dass nach meinen Beobachtungen bei einem Unterschied der Höhe des Beobachtungsortes von etwa 5000 Fuss, und bei einem Unterschied der geo- graphischen Länge von nahe 6 Grad kein Unterschied in den Frauenhofer’schen Linien wahrzunehmen wäre, 3 a Alb. Mousson. — Coquilles terrestres et fluvia- tiles, reeueillies par M. le Prof. Bellardi dans un voyage en Orient. RHODES. 1. Zonites eellarius (Hel.) Müll, Les exemplaires, recueillis par M. Bellardi aux en- virons de Rhodes rentrent, a l’exception de leur cou- leur un peu fonc&ee, enlierement ‚dans ‚le domaine de Pespece de Müller, telle , qu’elle se: trouve . dans . la majeure partie du conlinent europeen. ‘A Rhodes elle n’alteint que Ja moilie ‚de Ja grandeur des individus adultes de I’A. cypria Roth (de. Cypre). 2. Zonites aequatus Mss. T. umbilicata , valde. depressa, parum nitens, vie striatula, sub lente minutissime Iransversim granulatäa, pallıde — flavescens, diaphana ; anfractus 41/,, cele- riter accrescentes, planiusculi; ultimus non deflexus ; sutura levis; apertura magna , transverse lunato — ovalis , non obliqua ; perist. simplex, aculum, mar - gine columellari subarcuato, vix reflexo , non pro- tracto. Diam. maj. 15 Millim. , min. Mi, altıt. 6. Diam. maj. apert. 61/93, min. 5 Millim. Cette espece, trouvee pres de la ville, au pied des murs, est assez embarassante pour le malacologue. La forme tres deprimee, l’accroissement prompt des tours, surtout du dernier, l’ouverture transversalement fort di- latee la separent de la plupart des especes du groupe du Z. cellarius, a l’exception de la seule H. protensa Fer‘) (Desh. Hist. I, 93. Fer. T. 28, f. 3 — Pfeiffer *) On confond souvent I’H. protensa Fer. avec PH. cypria Pfr., qui en differe totalement. — 363 — Mon. 1, 90. Chemn. T. 83. f. 4— 6) qui, malheureuse- ment, ne parait exister en &chantillons authentiques que dans la collection de feu M. de Ferussac. Les deux diagnoses de cette derniere sont la copie l’une de l’autre et paraissent &lablies sur la figure et non sur l’examen de la coquille m&me. Or, en se tenant a ces diagnöses, le caracterele plus frappant de I’H. protensa serait le prolonge ment du’bord columellaire a l’endroit de l’ombilic. Ge ca- racl&re manque enlierement a notre espece, dans tous les exemplaires &galement; le bord gauche se’ termine exac- tement sur le rayon qui va du centre de l’ombilic au point d’insertion superieur du’ peristome. ' Cette diffe- rence, sonjointement avee un ombilie plus large et une ouverture un peu moins dilat&e, m’ont engage a admeltre la separation des deux formes, appuy&e de plus par la difference des localites. EL. H. proötensa vient de Standie en Syrie et non de Rhodes. Parmi les especes euro- peennes il n’y a que PH. nitens Mich., qui de loin s’en approche un peu. En Patula Erdelii Roth. — Diss. 16. T. oh f. 4. 5. 0: — Pfeiff. Mon. I, 105. Cette jolie espece provient de Ja: meme localite, d’ou M. Roth l’a fait connaitre, savoir des vieux murs de la ville de Rhodes. Elle est la plus grande espece europeenne du groupe Patula Alb., distinct des autres Helices par un peristöme non bord&e: comme dans les Zonites et de fortes costulations. En comparant cette espece avec l’H. flavida Ziegl (Kossm. Icon. N. 610), que je ‘possede de Naples et de Panorme en Sicile, je pense qu’il' ne peut y avoir de doute concernant'' leur identite (v. Pfeiffer Mon. IH, 121). » 1 m’est m&me' im- possible de, decouvrir ‘des: caracteres suffisants pour les distinguer comme varietes. Au reste, la dissertation .de — 364 — M. Roth et le cabier de I’Iconographie de M. Rossmaess- ler. .oü se trouve decrite l’H. flavida, etant tous deux de l’annee 1839, je ne sais a quel nom revient la priorite. A juger d’apres les localites pre&citees, cette espece occuperait un terrain assez etendu; si elle n’a &te& jus- qu’ici que peu observee, cela provient probablement de ses. habitudes retir&es. Peut-Eire IH. sudensis Pfr. (Mon. I, 103), provenant de lile de Candie, mais que je ne connais pas, rentre-t-elle encore sous le m&me type. 4. Helix aspersa Müll. Les exemplaires de Rhodes sont sous tous les: rap- ports identiques avec ceux de la France et de Il’Etrurie. Mais I’H. aspersa est une des especes, pour lesquelles il devient presque impossible, parsuite de l’extension que leur a donn&e l’industrie humaine, de decider, si elles sont originaires ou introduites. Jouissant d’nne facilite extra- ordinaire a s’acclimater, l’H. aspersa a pris pied sur lous les points ou l’homme l’a transport&e comme maliere ali- menlaire. Le Mexique, le Bresil, la Floride, Madere, les Canaries l’ont evidenmnment empruntee a l’Europe. 11 n’y a qu’un moyen de distinguer les especes indigenes des especes introduites, mais il exige une observation attentive sur les lieux m@mes. Sont-elles indigenes, on les retrouvera, soit avec la forme typique, soit comme varietes, dans de nombreuses localites soumises aux m&mes con- ditions de climat et de vegetation ; sont-elles introduites, on les cherchera en vain au-dela d’un petit coin de terre entourant leur premier point d’abordage. C'est ainsi, on ne peut: en douter, que Il’H. aspersa s’est introduite au moyen äge comme aliment de jeüne sur plusieurs points de l’Allemagne et de. la Suisse, oü se trouvaient de grands couvents ou des sieges episcopaux, et peut-Ötre — 3565 — faudra-t-il juger de la m&me maniere son. apparition sur plusieurs points isoles de l’Orient. 5. Helix figulina Parr. — Rossm. Icon. Nr. 580. Les exemplaires de Rhodes sont a-peu-pres le type de cette petite espece du groupe de Il’H. pomatia Lin., qui en diverses varietös se repand sur une grande par- tie .de l’Orient. C’est A tort qu’on Pa consider6e comme une; simple variete de l’A. grisea Lu. (eincta. Müll.). Sur plusieurs points, a Smyrne et en Syrie, p. ex., on les rencontre toutes les deux, sans formes. intermediaires. L’H. grisea se montre alors en individus de grandeur re- marquable, a peristome et columelle fonees, avec deux larges bandes obscures, separ&es par une zöne claire, A perforation quoique cachee &.l’etat adulte, accusee ce- pendant par le renversement du bord columellaire. L’H. figulina parcentre reste toujours pelite, presque sans co- loration de la bouche, elle a des zönes ordinairement 6troites ou imparfaites,; un bord columellaire. enfonce, sans (race de perforation. Ges differences, quoique fai- bles, se mainliennent avec constance. Il. est plus diffieile de separer l’H. figulina de plu- sieurs autres pelites formes, qui semblent plutöt la rem- placer que de coexister ‚avec elle. L’embarras s’accroit encore par l’emploi different que les auteurs ont fait des me&mes noms, et ce n'est r&ellement que par une &tude plus rationelle de la repartition geographique qu’on par- viendra a debrouiller le chaos actuel. Je vais essayer quelques pas sur ‚cette route. En passant en Europe on trouve la: 1) H. pomacella Parr. Jolie petite espece, habitant les deux cötes du Bos- phore. ‚Elle est plus globuleuse que te type, avec le- quel on la confond souvent, son ouverture est presque — 366 — eirculaire, le peristome a partir de la base fortement re- flechi, de maniere a cacher la perforation, ‘qui existe toujours au jeune äge. La surface est finement striee et munie d’etroites fascies. 2) Plus loin, dans la Rumelie et la Macedoine, se rencontre I’A. philibinensis Friw. (Rossm. Icon. No. 581). Plus grande, plus regulierement conique ; le bord colu- mellaire ne s’elargit pas si promptement, s’applique plus intimement sur le centre non perfore de la base, qui se colore en brun. De larges fascies, la seconde formee par la reunion des bandes 2 et 3, ornent la surface, qui n’est que faiblement striee. Une forme presque identique a et& rapportee de Szourza en Georgie par M. Dubois. 3) Vient ensuite en Gallicie I’H. Iutescens Ziegl. (Rossm. No. 292), plus mince et legere que la preee- dente. Le reflechissement eolumellaire est encore moins etendu et cache une faible perforation. L’ouverlure s’in- eline moins sur l’axe de la coquille que dans les autres especes, elle reste plus haute que large et ne se colore pas ou peu. Une seconde serie de formes se succede dans l’Asie mineure. 4) L’H. pathetica Parr. — nous ne savons de quelle contree de l’Asie mineure, — est la forme la plus de- primee et la plus large du groupe. Le dernier tour est surtout renfle en travers, le bord columellaire,, toujours blanc, se reflechit sur la perforation sans s’appliquer com- pletement. La surface lact6e n’offre que des bandes fai- blement tracees. 5) Dans le Somketh, l’Imereth et l’Armenie (d’apres les envois de MM. Dubois et Huet) se trouve l’H. Nord- manni Parr., une charmante petite forme a bandes bien developp6es, sur un fond jaunätre et brunätre, assez lisse. -— wm — Ce qui ladistingue, c'est le hord columellaire non co- lore qui s’applique en large cöne tr&es en avant sur le tour 'precedent‘ et laisse apercevoir un ombilic' assez large. 6) Puis vient comme l’espece la plus repandue sur le versant sud du Caucase, depuis Tiflis jusqu’en Grimee et de la jusquw’a Odessa, I’H. obtusata 'Ziegl. (ou obtusalis?) (H. vulgaris Rossm. Icon. No. 582). Elle est plus grande et se reconnait de suite au renflement 'insolite des pre- miers tours nuclöolaires, ce qui rend le sommet plus gros et plus obtus que m&mes dans les grandsindividus de PH. pomatia L. ou de I’H. taurica Kryn. Son bord eolumellaire est faiblement colore ‘et couvre complete- ment une perforation fort etroite. ' L’exterieur est fine- ment stri& en brun et jaunätre et orne de bandes bien prononcees, dont la 1° et’5° sont souvent les seules per- sistantes (c’est I’H. bicineta Dub:), tandis que la 2°, 3" et 4° (ce qui est rare) ont une tendance a se confondre. La vraie ’H. figulina, avec sa variete globuleuse IA. nucula Parr. s’etend le long de la Lycie'et de la Gilicie. On la trouve encore a Tile de Gypre. “Plus au sud, aux environs de Jerusalem, d’apres les envois de M. Parreyss, elle est remplacee par une espece ou variele un peu differente que je nomme et definis de la maniere suivante. 7) Helix cavata Mss. T. imperforata, ovato-globosa , plane-striatula, h- neis concentrieis defectis, sordide albida, fascüs di- » lutis 'griseis ornata; aufractus 4 comvexiusculi, primi minuti, ultimus elongato-inflatus ; apertura magna, lunato ovalis, intus grisea; perist. rectum, margine columellari arcuato, alte inserto, tenuiter rellexo. — — 368 — Les 7 formes,. que nous venons d’enumerer, ont dans leur patrie une certaine constance ‚ mais on est loin de pouvoir indiquer leurs rapports reciproques et leur vraie valeur specifique. 11 suffit pour le moment de les considerer comme des jalons plantes ‘pour diriger les recherches futures. 6. Helix pellita Fer. — Fer. et Desh. Hist. I, 173. T. 69, f. 3. Cette charmante 'espece, deja rapportee par Olivier de Rhodes, oü elle se trouve sur les vieux murs, est bien connue par les diagnoses et figures des MM. Ferus- sac et Pfeiffer (Mon. I, 356). Par sa forme globuleuse, son 'ombilic &troit, sa coloration differente elle se place sur la limite ‘des Campilees cornees Albers. Sa plus proche voisine est l’Helix Naxiana Fer. — Ge nom e&vi- demment a &i& applique a deux formes differentes, une figuree par M. de Ferussac (T. 69, f. 1), venant de Na- xie, l’autre par M. Pfeiffer (Chemn. T. 79, f. 24. 25) rapporice par M. Forbes de Gandie. La premiere se rap- procherait,. a juger d’apres la figure, pour la forme et l’ouverture beaucoup de Il’H. peillita sans, lui emprunter les granulations hispidulees ; l’autre plus surbaissee, tri- fasciee rappelle. plutöt I’H. trizona Zgl. (Pfeiff. Mon. I, 352) dans ses petits individus. Je ne connais que celte derniere qui, examinee a la löupe, presente sur ses pre- miers tours une granulation microscopique, dont les au- teurs.ne font pas mention. M. Friwaldsky (sec. Parr.) la nomme A. .decora, nom dont on a deja dispose ; mais il nous semble,. qu’elle se range bien plutöt sous les caracteres de I’H. lecta Fer. (Desb. hist. I, 73. T. 69, f.. 2), qua la verite je n’ai pas vue, mais qui provient egalement de l’ile de Gandie. En consequence je propose la synonymie suivante: — 369 — 1) H. pellita Fer. Rhodes (Olivier, Bellardij. Syra {Roth ; Forbes sec. Pfeiffer) Morce (?) (Deshayes). 2) H. Naxiana Fer. Naxie (Ferussac). 3) A. lecta Fer. (A. naxiana var. B. et lecta Pfeiff.) (H. decora Friw. test. Parr.) CGandie. Suda (Forbes test. Pfeilf.), Khance (id). %. Helix variabilis Drap. — Hist. p. 84, T. 5, frı14.,,12. M. Bellardi a recueilli aux 'environs de la ville‘ de Rhodes en quantite une coquille blanche ou legerement fasciee, assez lisse, a sommet fonce, non 'adulte, qui sous tous les rapports rappelle cerltaines varieles de lH. variabilis. La forme moins obtuse et l’absence ‘des stries la‘ distingue de I’H. cretica; leur coexistence dans le m&me lieu prouve leur ind6pendance comme es- peces. $. Helix eretica Fer. Voyez ce qui a &te dit de cette espece sous le titre de 'Syra. 9. Helix spiriplana Oliv. — Voy. I, T. 17, f. 7. . Cette coquille, trouvee 'en nombre dans les vieux murs de la ville, r&pond parfaitement au type rapporte par M. Olivier de la Grete. Les; auteurs sont presque tous d’accord sur cette espece, que M. de Charpentier a surtout definie avec soin (Zeitschrift 1847. 137) et ä laquelle nous reviendrons a l’occasion de I’H. Bellardi. Cependant ils ont moins connu la petite forme typique d’Olivier, que la grande variete que MM. Rotb, Bois- sier etc. ont rapportee de Jerusalem. Nous nommerons cette derniere avec M. Boissier: var. hierosolyma Boiss. a 10. Helix vermiculata Müll. Les exemplaires sont assez pelits, mais n’oflrent rien de particulier. 11. Bulimus fasciolatus Oliv. — Voy. T. 17, f. 5. Cette espece, bien connue depuis Olivier, parait etrangere au conlinent europeen. Les B. dardanus Friw., illibatus Zgl., tauricus Lang, varnensis Friw. etc. viennent la remplacer. Le domaine du B. fasciolatus: embrasse Rhodes (Bellardi), Candie (Olivier), la Caramanie (Bois- sier) et la Syrie. A Rhodes, tous les 'exemplaires sont blancs. 12. Bulimus acutus Drap. La forme ordinaire, des environs de la ville. 13. Chondrus pupa Lin. (Helix). Cette espece se repand ‚dans une grande partie ‚du Levant, en Moree, a Constantinople, sur la plupart des iles greeques, a Rhodes, a Smyrne etc., sans .develop- per des varietes bien determinees, ‚landis ‚que: les indi- vidus dans le m&me lieu varient beaucoup dans leur grandeur et leurs proporlions. Geux, qu’a rapportes.M. Bellardi sont allonges, tandis que M. Roth (Diss. p. 17) designe la m&me Ile comme la patrie d’une variete ‚courte et ventrue. 14. Clausilia Olivieri Roth. — Diss. 21, T. 2, f. 7. Rhodes (les vieux murs de: la ville) ‚est la seule pa- trie connue de cette espece, bien deerite par ‘M. Roth et ‘qui parait remplacer la €. caerulea Fer. , avec laquelle elle a bien des rapports.. Elle en. differe par sa’ large et faible costulation,, par. son ouverture plus allongee.et sa lame palatale plus abaissee et plus visible. 15. Clausilia bigibbosa Charp. — Zeitschrift 1847. 143. — MM. Schwerzenbach et de Saulcy ont. egalement rapport& cette espece de Rhodes. Les exemplaires de -— BN — M. Bellardi sont tous assez pelits, mais ont, comme les grands individus de la Garamanie, les deux protuberences rugueuses de la nuque, dont celle placee au cöle om- bilical est, contrairement a ce que presentent d’aulres es- peces, la moins proeminente. SMYRNE. 1. Zonites smyrnensis Roth. — Diss. 16, T. 1 f. 8. 9. Cette espece, tres frequente au pied des murs du chäteau de Smyrne, appartient au groupe si bien limite du Z. algirus Lin., qui se distingue par la difference de ses deux faces, Pune sculptee, lautre unie et glabre. Elle ressemble le plus au Z. eompressus Ziegl. (Ross. Icon. No. 150) de la Dalmatie et de Montenegro, mais les tours sont superieurement moins arrondis, l’ombilie est moins large, la coloration plus claire et -fasciee, la sculp- ture beaucoup plus grossiere. Elle parait s’etendre & travers la Lydie‘, la Garie et la Lycie, conjointement avec une autre espece du me&me groupe, 1’H. carıca Roth (Diss. 17, T. 1, f. & 7. — Pfr. Mon. I, 129). Celle-ci, a juger d’apres des exemplaires recus sous ce nom par M. Parreyss et d’autres, recueillis a Smyrne par M. de Schwerzenbach, serait' plus globuleuse, plus forte, moins anguleuse au dernier tour et se rapprocherait en somme du Z. algirus L., dont toutefois elle differerait par sa forme elevee, son ombilic plus’ etroit, et la surface des tours nucleolaires non granul&e mais’ striee en spirale. Je ne sais si le vrai Z. algirus, qu’on rencontre en- core aux environs de CGonstantinople, passe en Äsie; mais il’est certain que le groupe, dont les especes pre- citees font partie, s’etend au loin a travers les contrdes monlagneuses de l’interieur de l’Asie. L’espece, repan- ’ — 32 — due recemment sous le nom de Z. corax Parr., est in- termediaire entre le Z. 'smyrnensis Roth et le Z. acies Partsch, et provient de la chaine du Taurus. N faut enfin rapporter au m&me groupe N’A. cycloplax Bens. (Ann. and Mag. Nov. 1852. Pfr. Mon. Ill, 636), trouvee a Darjiling, dans l’Himalaya. 2. Helix Rothi Pfr. — Mon. I, 131. Chemn. T. 7,%:.5-—7. Var. obsita Mss. T. parvula, punctis minimis rigidis confertis obsita ; anfractus supra planiusculi ; perisıi. extus zona alba et pallide: fuscescente marginatum. Je r&epugne d’eriger en nouvelle espece cette coquille des environs de Smyrne; parce que sous presque tous les rapporis, grandeur, forme,. coloration, ouverlure, elle repond parfaitement a l’espece de M. Pfeiffer. Ce- pendant un caractere, qu'on considere ordinairement comme de premiere valeur et dont M. Pfeiffer ne. fait aucune menlion, l’en distingue. La surface est couverie d’une mince €piderme malte, portant regulieremeni et etroitement disseminees de petites granules un peu pili- feres, distinctes surtout sur les premiers tours. Enlevee par le frottemeut, cette epiderme laisse une surface fine- men! et regulierement martelee, que nous ne retrouvons pas dans le seul exemplaire que nous ayons vu de I’A. Rothi (Coll. Charpentier). Cependant, comme on ignore jusqu’ou s’etendent dans ceite espece les differences des variel&s, comme de plus on reconnait souvent un mar- telage assez regulier dans l’espece voisine’ 4. Olivieri Fer., je prefere suspendre un jugement definitif. L’H. Rothi, — qui parait lier le groupe de I’H. pel- lita Fer. avec celui de I’A. Olivieri Fer., — provient suivant M. Pfeiffer de l'ile de Syra. 3. Helix figulina Parr. -- Var. nucula Parr. MITTHEILUNGEN DER NATURFORSCHENDEN GESELLSCHAFT IN ZÜRICH. ON? vor nt 1851. Alb. Mousson. — Coquilles terrestres et fluvia- tiles, recueillies par M. le Prof. Bellardi dans un voyage en Orient. (Fortsetxung.) Cette variet@, moins elevee, plus globuleuse que le type, domine aux environs de Smyrne. La perforation manque entierement comme dans l’espece typique, que M. Pfeiffer (Mon. J. 237) ne parait pas avoir bien saisie. 4. Helix vermiculata Müll. Il est interessant de voir apparaitre cette espece dans l’Asie mineure et m&me plus conforme au type des cöles de France et d’Italie, qu’a Raguse et dans la Dalmatie. Smyrne n’est m&me pas sa limite orientale. M. Parreyss, en a recu une jolie variete, un peu globuleuse et faible- ment colorde, de la Transcaucasie russe. 5. Bulimus deecollatus Lin. (Heli). Commun aux environs de Smyrne. 6. Clausilia munda Ziegl. — Rossm. Icon. No. 247. Sur les murs du chäteau de Smyrne. C'est bien l'espece decrite par M. Rossmaessler , comme provenant de la m&me localite, seulement l’ou- verture est un peu moins elargie. La nuque n’a qu’une Band IH. 24 « BB erete simple et peu &levee, ce qui la distingue, ainsi que la surface finement costulee, de la €. caerulea Fer., dont elle se rapproche par la nature des plis et des lamelles. <. Paludina byzantina Parr. Des eaux des sources de Bonnhar-Backy, au fond du golfe de Smyrne. Je ne connais d’autre nom ä cette petite espece que celui que M. Parreyss a propose pour des exemplaires trouves aux environs de CGonstantinople, dont on ne peut distinguer ceux de Smyrne. Cette espece est peut-etre la plus petite de toutes, les plus grands individus w’ayant guere qu’un millim. de hauteur. Elle a3 a 345 tours qui croissent plus rapidement que dans la ?. brevis Mich. - et rendent la forme plus helicoidale. L’ouverture presque ronde, anguleuse en haut, se detache un peu sur tout le pourtour et laisse apercevoir un petit ombilic distinct. L’opercule est un peu concave vers linterieur et brun corne comme la coquille. $. Melanopsis praerosa Lin. — Rossm. Icon. No. 676. 677. Pr&s du pont des caravannes a Smyrne. C’est l’espece typique, a couleur brunätre, & spire moins &lancee, &a surface presque lisse que M. Lamarck a nomme&e M. laevigata. 11 y a bien des exemplaires qui ont leur sommet entier. 9. Neritina belladonna Parr. (in sched.). Se trouve avec la Paludina byzantina Parr. Cette petite espece, & surface luisante, a couleur bleu-noire, & labium fortement incline, paraissant differer de la N. boetica. Lam. de l’Andalousie, jadopte le nom sous lequel M. Parreyss la distribue depuis bien des an- nees. La N. Meandri Charp. (non publiee) ne semble pas en differer; peut-&tre la N. peloponensis Recl (Journ. de — 35 — Conch. 1850. 149), que je ne connais pas, est-elle en- core la m&me espece. La vraie N. belladonna Parr. m’a &i€ envoyee; de la Troade, de Brussa et de Smyrae. CYPRE. 2. Helix nicosiana Mss. "T. umbrlicata, globosa-depressa, tenuis, opaca, ru- fescens, pallide-unifasciata, striata, granulis sepa- ratis sed confertis irregulariter et oblique sertis ornata; anfractus 51/2, supra planiusculi , regula- riter accrescentes, summo acutiusculo; ultimus vix subangulatus, antice deflexus; wumbilicus modicus , pervius; apertura transverse lunato-elliptica, margi- nibus subapproximatis; perist simplex, intus tenue- labiatum, extus expansiusculum , pallidum, margine columellari late reflexo, ad umbilicum protracto. Diam. maj. 12, min. 10, alt. 7 millim. Diam. apert. maj. 8, min. 6 millim. Cette espece, provenant des monts calcaires entre Cerines et Nicosie, se rapproche un peu de 1’A. granu- lata Roth (Diss. 16 T. 1 f. 3. 19) que M. Pfeiffer reu- nit a PH. berytensis Fer. (Mon. 1. 138. Chemn. T. 17 f. t1. 12). Gependant les differences constantes, que pre- sentent les trois exemplaires de M. Bellardi semblent surpasser celles - que comportent de simples varietes. Notre espece est bien plus deprimee, le dernier tour n’est point renfleE, mais proportionne aux autres, la cir- conference est ornee d’une bande blanchätre, T’ouverture est transversalement &largie, le peristome, a bords assez rapproches, est distinetement reflechi et surtout prolonge en large languette vers l’ombilic. — 376 — M. Pfeiffer placerait IH. nicosiana a cöte de IH. granulata dans le voisinage de I’H. incarnata Müll. Les deux premieres ont cependant un caractere un peu dif- ferent. Au lieu d’un chagrinage ou treliessi (res-fin, on observe des granulations bien separees, quoique rappro- chees, et rangees en lignes obliques, mais irregulieres croisant les stries d’accroissement. Ce genre de granula- tions se lie ordinairement a l’apparition de poils. L’om- bilic, assez marque, les distingue des autres especes, avec lesquelles on pourrait les confondre, telles que I’A. consona Ziegl. (Pfeiff. I. 140. T. 97. f. 20. 22), vieina Rossm. (Icon. No. 689), tecta Ziegl., qu’il ne faut pas r&unir a IH. incarnata M., IH. convexa Arad, etc. Il se trouve en outre a Cypre une coquille un peu differente, que nous considerons comme 2. Helix nicosiana Mss. — Var. pallida Mss. T. subdepressa, fragilis, subpellucida, pallida , sub- angulata, granulis minimis; apertura minor, lu- nato-rotundata, margine columellari vix protracto. Les differences consistent dans la fragilite, la forme deprimee plus applatie, la couleur plus claire, le bord columellaire peu prolonge. Ges differences ne me semblent pas suffisantes pour autoriser, d’apres un seul exemplaire, la separation d’avec I’H. nicosiana proprement dite, dont on ne connait point la variabilite. 3. Helix syriaca Ehrenb. — Symb. physic. I. No. 8. — Pfeiff. Mon. I. 131. Chemn. T. 98. f. 4—6,. Recueillie en quantite dans les alluvions du fleuve de Sirianocori. 1 a et& dit a l’occasion de !’A. Olivieri Fer. que l’H. syriaca Ehrb. constituait une seconde espece, plus petite et plus deprimee, qui apparaissait sur la limite de I’A. carthusiana Müll. et la remplacait dans les contrees les — 377 — plus meridionales de l’Europe. En s’etendant de la Si- cile vers le Levant, elle se modifie, comme le fait IH. Olivieri, en diverses varietes, parmi lesquelles on peut surtout citer les deux suivantes. 1) Var. gregaria Ziegl. — Rossm. Icon. No. 569. En somme plus petite que IH. carthusiana. La Per- foration se reduit a un point minime ou plus souvent encore, n'est accusee que par un faible relövement du bord columellaire. Bord basal tendu “et droit. Nous nous sommes assure par l’examen de nombreux &chan- üillons de diverses sources, que todt ce qu’on (rouve aux environs de Naples et en Calabre appartient a cette espece, et non A lH. carthusiana. 2) Var. onychina Rossm. — Icon. No. 568. Dans la Galabre et en Sicile la forme pr&cedente devient plus solide, la perforation disparail presque en- tierement, le bord basal reste droit jusqu’a son inserlion, la. surface s’orne de deux bandes lactees, l’une suivant la suture, l’autre au cöle superieur de la circonference; la base parcontre, a l’exception du centre, se charge moins de substance calcaire que dans 1/4. Olivieri. Gelte va- rieteE se repand au loin vers l’Orient, & travers la Mo- ree, Gandie, Cypre jusqu’en Syrie, d’oü venaient les echantillons de M. Ehrenberg. 4. Helix figulina Parr. A lexception de fines lignes concentriques, plus vi- sibles qu’ä l’ordinaire, sur les tours moyens, nous ne saurions decouyrir de diflerences d’avec la forme typique. 5. Helix lenticula Fer. Dans les alluvions du fleuve Sirianocori. UH. Ienticula, comme on sait, est une des especes les plus constantes sur tout le pourtour de la Miditerra- nee et jusqu’a Madere. Les variations, ä ce qu’il parait — IB — tout-a-fait locales, se r@duisent a de petits changements dans Fangle de la car&ne. Les exemplaires de Cypre et des cötes de la Syrie ne peuvent se distinguer de ceux de la France et de Vltalie. 6. Helix pisana Müll. Recueillie pres du Lazaret de Larnaca. La forme ordinaire, test et peristome colores en blanc. 7. Helix eretica Fer. Var. littoralis Mss. T. minor, subtus paulo convexior, minus distincte striata, griseo-variegata. Cette forme, frequente sur le littoral de File, ne differe que par les faibles particularites indiquees des echantillons de Syra et de Rikodes. Probablement I’A. eretica presentera-t-elle, lorsqu’on en cennaitra mieux la repartition, des variations aussi nombreuses que I’H. variabilis, qu’elle parait remplacer dans la plupart des contrees du Levant. Cette derniere se retrouve cepen- dant en Armenie, d’ou M. Huet l’a rapportee d’Ispir. 7%. Helix eyparissias Parr. — Pfeiff. Mon. I. 171. Trouvee en quelques exemplaires dans les alluvions du fleuve pres Sirianocori. Cette petite espece, peu apparente, rentre dans le groupe de l’#. candidula Stud. et pourrait bien n’en &tre qu’une variet@; du moins laffinit& avec I’H. apicina Lam., enoncee par M. Pfeiffer, nous parait, quant a la forme, moins marquee. Elle ne differe de I’Z. candidula que par ses petites dimensions (6 millim. au plus), ses stries plus marquees, sa spire un peu plus conique, sa colora- tion en taches plutöt qu’en bandes. Les variations, que subit I’H. candidula vers le Midi et l’Orient meriteraient d’etre constat&es avec soin. — 379 — 8. Helix Liebetrutti Alb. — Zeitschrift 1852. 124. Chemn. T. 101. f. 6—8. Du m&me endroit que l'espece precedente. Cette curieuse espece, rapport&e pour la premiere fois par M. Liebetrutt, semble tout-a-fait particuliere a lile de Cypre. Sa spire, aussi elevee que dans V’A. Caroni Desh.,: est formee de tours rudement costules et insolitement convexes; la base n’est point applatie et devient lisse vers l’ombilic qui se reduit a un point. Leespece la plus voisine nous parait &tre l’H. agnata Ziegl. de l'ile de Lesina en Dalmatie, laquelle dans !Icon. de M. Rossmaessler se trouve figuree No. 348 comme H. conica var. sulculata Jan. et relegu6e dans la Mon. de M. Pfeiffer (Mon. 1. 161) parmi les varietes de IH. pyramidata, — deux rapprochements qui sont &galement inadmissibles , si reellement l’H. agnata se trouve accompagnee, mais sans transition, des deux autres especes. 9. Helix Bellardii Mss. T. obtecte umbilicata, globoso-depressa, solidiuscula, laeviuscula, vix striatula, fusculo-grisea vel al- bescens, zonis 5 fuscis fulguratim albo interruptis ornata; anfr. 4'/, usque ad summum. obtusum convexi, sultura subimpressa, wltimus antice valde deflexus, subteres; apertura obliqua, rotundata; pe- rist. late expansum, plane labiatum, album; margi- nibus conniventibus, callo crasso junctis, columel- ları umbilicum modicum semitegente. Diam. maj. 33, min. 24, altit. 20 millim. Apert. diam. maj. 19, min. 17 millim. Sur les. rochers calcaires entre ‚Cerines et Nicosie. Pour: justiier l’etablissement de cette espece il faut jeter un coup-d’oeil sur tout le groupe auquel elle ap- parlient. Dans ce groupe, comme dans plusieurs aulres, — 380 — chaque auteur s’est appliqu6 a classer les formes qu’il avait * a sa disposition sous les differents noms anterieurement proposes, en negligeant quelques-uns des caracteres in- diques dans les descriptions ou les figures. Il en est resull€ un chaos qu’on ne saurait debrouiller qu’en sui- vant la distribution geographique et en adoptant un plus grand nombre de formes, que celui qu’on admet ordi- nairement. Pour le moment il n’est guere possible de reduire ce nombre sans user d’arbitraire. En negligeant les esp&ces qui appartiennent au con- linent europeen (les H. Codringtoni et navariensis Gray., Ferrusaci Jan., Chelmea Boiss.), je crois devoir distinguer les formes suivantes, auxquelles j’ajoute de suite la patrie pour faire ressortir leurs relations g&ographiques. 1) H. diulfensis Dub. (inedite). Diulfa (Dubois), Ordubat (Parreyss). 2) H. guttata Oliv. (nec Rossm., Pfeiff., Charp.). Orfa en Mesopotamie (Olivier. Ferussae). 3) H. Bellardii Mss. Lile de Cypre (Bellardı). 4) H. caesareana Parr. (guttata auct.). Saida (Bellardi), Caesarea (Liebetrutt), Banias (Boissier). 5) H. spiriplana Oliv. a. typica. — Creta (Olivier), Bihodes (Bellardi). b. var. hierosolyma Boiss. - Jerusalem (Boissier, Liebetrutt). Les H. caesareana et spiriplana sont‘ neltement t{ran- chees des trois aulres par un caractere facile a saisir, savoir la presence dans les premiers tours, quelquefois meme jusqu’au dernier, d’une carene Ir&s prononcee, souvent marginee, ce qui rend ces tours, vus par en haut, entierement plats. Les 3 autres especes n’ont pas la moindre trace de carene, leurs premiers tours sont — 381 — convexes comme les derniers et la suture est reguliere- ment enfoncee. Qu’on examine maintenant la figure de M. Olivier (T. 31. f£. 8) et celle de M. de Ferussac (T. 38. f. 2), qui representent evidemment la m&me coquille, et l’on se convaincra que la vraie guttata Oliv. a des tours con- vexes jusqu’au sommet. Ainsi la coquille du Liban, que la plupart des aulteurs ont prise pour la guttata, que M. de Charpentier surtout a distinguee de I’A. spiri- plana (Zeitschr. 1847. 135), ne doit plus porter ce nom, comme au reste la patrie differente pouvait le faire pres- sentir. Nous lui laissons le nom de caesareana que M. Parreyss lui a donne. L’H. caesareana et V’H. spiriplana var. hierosolyma sont par leurs caracteres et g&ographi- quement les plus proches voisines. La premiere se dis- tingue de la seconde par ses plus fortes dimensions, sa forme moins surbaissee, son dernier tour moins angu- leux, ses bords moins rapproches, l’absence d’un’ om- bilic persistant, enfin le manque presque complet de fines granulations. , La vraie guttata Oliv. parait fort rare; nous n’en connaissons qu’un exemplaire dans la collection de M. de Charpentier. Mais elle se place, d’apres ses caracteres, comme geographiquement, entre IH. diulfensis Dub.*) du bassin de l’Araxe et !H. Bellardii de Cypre. L’H. diul- fensis est plus deprimee et plus fragile que la guttata, elle n’est que tr&s faiblement maculee, presque blanche, assez lisse; elle a un bord mince peu labie, l’ombilic *\ Les especes nouvelles recueillies dans les provinces cau- casiennes par M. Dubois seront sans doute publiees par M. de Charpentier. — 38392 — - couvert d’une lame fragile et nulle callosite entre les bords. LH. Bellardüi en differe dans le sens oppose. Elle est la plus globuleuse du groupe, de la forme de I’A. insolida Ziegl., sa surface est presque lisse, a peine striee, quelquefois un peu vermiculee, cornee grisätre ou blanchätre, ornee de fascies {res interrompues et in- completes. La spire, composee de tours convexes, s’e- leve regulierement vers un sommet assez obtus. ‘La bouche, munie d’un p6ristome blanc tr&s largement &vase, se rapproche d’une ellipse arrondie, qui se complete au moyen d’un callus, dans les vieux individus assez &pais, qui reunit les deux bords fort rapproches. Le bord. co- lumellaire a partir de son insertion s’etend en ligne courbe et non droite jusqu’a la base. L’ombilic est ordinairement recouvert; il y a cependant une variet& assez conslante, provenant probablement d’une localite differente, dans laquelle il n’est pas cache sous la large expansion du bord. Var. ocelusa Mss. T. subdepressa; anfractus superne juxta suturam plamusculi; umbilicus major , partim modo intectus. LH. Bellardii rapelle a quelques egards 1’H. sarco- stoma Webb. ‘des CGanaries, dont elle differe cependant par la presence d’un ombilie (ferm&e ou recouvert) et la forme toute autre du bord basal. 10. Chondrus attenuatus Mss. T. rimata, cylindraceo-ovata, utriusque attenuata, solidula, decussatim subtiliter striata, pallide-cornea; anfracius 7, primi convexi, summo subpapillari, ce- teri plani, sutura superficiali, ultimus 1/3 longütudinis aequans, subascendens, ad basin attenuatus;: aper- tura; fere verticalis, parvula, subrhombea, ad basin — 383 — angulosa; columella brevis,, distinete plicata; perist. albolabiatum, expansum, marginibus vix approxi- matis, linea callosa supra tuberculata junctis, libero arcuato, columellari brevi, patente. Longit. 16—18 diam. 6—7 millim, Apertura long. 7, lat. 5 millim. Cette espece, trouvee en petit nombre sur les ro- ehers calcaires entre Cerines et Siconie se rapproche des B. Ehrenbergi Pfr. (Mon. II, 127. Raeve T. 60. f. 411) et B. athensis Friw. (Pfeiff. Mon. U. 127), que je n’ai pas eu occasion d’examiner. Elle en differerait cependant par les caracteres suivants: la surface, dans le sens de la spire, est finement mais distinctement striee, surlout vers le haut des tours; ceux-ci sont moins nombreux et plus gros; l’ouverture est irr&guliere, le bord droit arque, le bord gauche rectiligne forme un angle avec le pre- mier; la columelle, vue lateralement, se termine par un plis assez prononc&; enfin le dernier tour est comprime base et forme un ouverture insolitement petite. Le B. Ehrenbergi parait apparlenir au groupe des B. labrosus Oliv., les B. athensis et attenuatus se rapprochent bien plus du Chondrus pupa Linn. 11. Chondrus Truqguii Bellardi. T. rimato-perforata, eylindraceo-oblonga , solida , nitida, striatula, submarginata , coerulescente-alba; anfr. T—8, primi convexi, obscure .cornei, sequen— tes planiusculi, sutura vie impressa, ultimus 1/3 spirae non aequans, amtice ascendens; apertura verticalis, oblique angulato-elliptica , intus lutescens, eschibens denticulum evanescens in pariete, alterum iransversale juxta marginis dextri insertionem; perist. late et limbiforme expansum, aperturam intus coarc- tans,: margine recto late subdenticulato, sinistro _— 384 — columellans dentieulato-truncatam oceultante, juncto cum altero callo tenw. Long. 13—15 diam. 5 mallim. Apert. min. perist. long. 41/9, lat. 31/2 millim. En nombre sur les arbustes au-dessus de Fassulla pres Limassel. Cette charmante espece se lie de la maniere la plus intime comme forme dislincte, au deux especes B. alum- nus Parr. et Parreyssi Pfr. (Mon. I. 133. Phil. Alb. II. T. 5. f. 5) et offre un nouvel exemple de la pr&dominence de certains types dans certaines contrees. Ges trois for- mes semblent representer en partie le groupe du B. tridens. Les dents de la paroi aperturale et de la colu- melle sont encore plus ou moins visibles, celles du peri- stome, fortement developpees dans les B. Bergeri et septem- dentata Roth, se fondent ici en un large bord limbiforme qui retrecit l’ouverture et caracterise ces trois especes. Les differences du Ch. Truquiü d’avec le B. alumnus sont les suivantes: Le test, au lieu d’etre en entier corne&, ne l’est qu’au sommet, le reste prend une couleur lactee- bleuätre; les tours ne sont pas convexes, souvent pres- que plans, separes par une fine suture lineaire; la dent parietale, distincte dans les deux autres especes, m’est que rudimentaire el manque souvent, m&@mes dans les individus les plus äges; le peristome est encore plus large et presente avant linsertion du bord droit un faible &lar- gissement, comme derniere trace de la dent marginale du B. tridens. Le B. Parreyssi Pfr. est plus petit, moins cylindrique, il possede au moins un tour de moins, les dents parie- tales ct columellaires sont plus fortes, tandis que le pe- ristome limbiforme l’est beaucoup moins. Je ne serais cependant pas &tonne de voir ses 3 formes se r&duire 24 - — 385 — avec le temps & des varietes locales d’une m&@me es- pece. 12. Chondrus limbodentatus Mss. T. rimato-perforata , oblonge-ovata , solidula , nitida, carneo-alba , striatula; spira obtuse conica; anfr. 61/4, primi cornei, convexi, sequentes subplani, subtiliter marginati, ultimus fere 1/3 longit. aequans, basi subcompressus, vix ascendens ; apertura verti- calis, late truncato-ovata , 5 dentata, dente primo saepe obsoleto, ad marginis recti inserlionem dispo- sito,; secundo profundo in pariete, tertio et quarto, non immersis, in medio marginis liberi, quinto par- vulo columellari ; perist. fortiter labiatum , cras- siusculum,, marginibus callo tenui junctis. Longit. 10 diam. % millim. Long. apert. perist. 31/2, lat. 3 millim. Des alluvions de Sirianocori. Malgr& ma r&pugnance A creer un nouveau nom dans un groupe qui en abonde deja, j’ai bien dü m’y decider, puisqu’aucun autre ne pouvait convenir & ceite espece. Elle se place naturellement entre le B. 7. dentatus Roth (Diss. 19. T. 2. f. 2) et les B. alumnus Parr. et Parreyssi Pfr. (Mon. II. 133), avec lesquels elle partage assez la forme et laspect. Mais elle differe du premier par un bord epaissi, a dents superficielles et non enfoncees, par une dent pari6tale unique et non double, par l’absence presque complete de la dent basale, en general par un fai- ble d&veloppement des dents. Des deux autres especes elle differe par son bord moins limbiforme et ses deux dents &gales graniformes, au milieu du bord droit. J’ai com- par& un assez grand nombre d’exemplaires pour m’assurer de la constance de ces caracteres. Je parlerai plus tard d’une variet& de cette espece qui habite la Syrie, sans — 386 — se confondre ni avec le B. 7 dentatus, ni avec la Pupa ovularis Oliv. (Voy. T. 17. f. 12). 13. Chondrus quadridens Müll. Il est assez curieux, A moins d’erreur dans les &ti- quettes, de voir reparaitre en ÜGypre (dans les alluvions de Sirianocori) le type parfait de cette espece, tel qu’on le rencontre en France et en Allemagne, tandis qu’en Dalmatie deja il se modifie dans les B. Botterianus Phil. (Abb. II. 126. T. V fg.) et seduetilis Ziegl. (Rossm. Icon. No. 724). Ce serait probablement le point le plus orien- tal ol cette espece ait &t& renconiree. 14. Pupa dolium Dr. Var. sirianocoriensis Mss. T. major, breve rimata, regulare-cylindrica, summo perobtuso; apertura paulo inclinata, retracta, mar- ginibus subparallelis. Cette coquille, trouvee en un seul exemplaire dans les alluvions du fleuve pres de Sirianocori, ressemble beaucoup & l’esp&ce de Draparnand et je la considere ‚provisoirement comme n’en &tant quune variete. Le sommet est cependant plus obtus, terminant un cylindre parfait, l’ouverture n’est pas avanc&e jusqu’a devenir tan- gente a l’avant-dernier tour, mais un peu relraclee et inclinee, son bord droit, au lieu de se courber, se rap- proche du parallelisme avec le bord columellaire, sans developper la callosite de la P. scyphus Friv. 15. Clausilia eoerulea Fer. M. Bellardi a recu cette coquille comme provenant de lile de Cypre. Les exemplaires sont un peu plus grands que ceux de Syra et ont les deux protuberences de la nuque presqu’egalement prononcees, ce qui ordinai- rement n’est pas le cas. Tous les autres caracleres sont identiques. — 83897 — L’apparition de cette espece dans File de Gypre est une nouvelle preuve du domaine fort &tendu qu’elle oc- eupe en Orient, en le comparant surtout au terrain ‚restreint de plusieurs autres Glausilies. 16. Clausilia saxatilis Parr. — Pfeiff. Mon. II. 419. Chemn. T. 10. f. 1—4. Sur les murs de l’ancienne ville de Lapitos, environs de Cerines. Cypre est la seule patrie connue de celte espece, qui rapelle par ses costulations lamelliformes la Cl. syra- cusana Ph. (Enum. I. 131). Mais cette ressemblance n’est qu’apparente. De fait la C. sawatilis se rapproche beau- coup plus du groupe grec des Cl. coerulea Fer. et Ulivieri Roth, qui ont egalement une lunule incomplete, de faibles plis parietaux et une lame palatinale unique. L’expression ‚«basi cristatus» de M. Pfeiffer fait (rop ressorlir un ca- ractere qui dans ceite espece justement est moins saillant que dans plusieurs autres. 17. Clausilio virgo Mss. T. arcuato-rimata, fusiformi-turrita, nitida, vix striatula, opaca, lactea, punctis corneis rarissime aspersa; spira turrila, apice corneo vel obscure violaceo, acutiusculo; anfr. 11—12, primi convext, ceteri plani, sutura levi, marginata, ultimus in medio latere compressus, striatus, basi in cristam Yortam et striatam unicam producta; apertura rotun- dato-piriformis, intus lutescens; lamellae subaequales distinctae, supera ad marginem procedens , infera profundior ; lunula distincta; plica palatalis unica, fere perspicua, columellaris immersa; perist. conti- nuum, solutum, limbato-reflexum. Long. 19 diam. 4 millim. Apert. long. 4, lat. 31/, millim. — 388 — Cette jolie espece, recueillie sur les rochers calcai- res entre Cerines et Nicosie pourrait au premier aspeet etre prise pour la C. coerulea Fer. La grandeur, la forme, la couleur sont analogues. La €. virgo cependant a la suture finement mais distinctement marginee, les tours sont encore plus lisses, le dernier exterieurement dans la partie moyenne fort comprime& et releve en une cr&le unique, accompagnee au cöle du bord libre de l’ouver- ture d’un faible renflement allonge. L’ouverture est beau- coup plus ronde, plus largement bordee, faiblement co- loree & l'interieur; la lunule, en brisant l’ouverture, est peu accusee dans les jeunes, mais tres distincte dans les vieux individus. ll y a une autre espece, inedite encore, avec; laquelle la C. virgo a plus de ressemblance et ä laquelle il faudra peut-Etre la reunir comme varieie, c'est la C. scopulosa Parr. de Zante. Notre espece a les tours plus larges et moins convexes, le dernier plus amaigri et comprime, la cr&te plus courte, l’ouverture moins avancee, ‚enfin les lames plus marqu6es et plus visibles. | 18. Melanopsis Ferussaei Roth. — Diss. 24. T. 2. f. 10. De l’aqueduc de Larnaca. M. Roth a detache de la M. buceinoidea Oliv., que la plupart des auteurs ne considerent elle m&me que comme une variele plus elancee et plus foncee de la M. praerosa Lin, (laevigata Lan.), une forme qu’il caracterise par les termes suivanis: «irregulariter et obsolete costata vel striata», puis «margo externus juxta callum exiguum ita inseritur ut canali, quae hoc loco in M. laevigata ob- servatur, locus non detur, sinus inter: columellae apicem et marginem externum latior quam altior». Dans les nombreux exemplaires de Gypre on reconnait assez bien MITTHEILUNGEN NATURFORSCHENDEN GESELLSCHAFT IN ZÜRICH. ON? ,08. 1854. Alb. Mousson. — Coquilles terrestres et fluvia- tiles, recueillies par M. le Prof. Bellardi dans un voyage en Orient. (Schluss.) ces caracleres: la surface, quoique lisse, laisse apercevoir, surtout dans les tours superieurs, de faibles rides ou co- stulations; l’insertion du bord droit ne s’eleve pas autant que dans la buccinoidea pour envelopper le tour prece- dent, — toutefois il se trouve des individus qu’isole- ment on serait embarrass& de classer. SYRIE. 1. Helix berytensis Fer. — Tabl. syst. 47. — Pfeiff. Mon. I. 138. Var. granulata Roth. — Diss. 16. T. I. f. 3. 19. N’ayant pas vu d’echantillons authentiques de l’espece de M. de Ferussac, je ne puis que suivre Fexemple de M. Pfeiffer qui lui adjoint I’. granulata Roth. Toutefois, si la figure dans Ghemn. T. 17. f. 11. 12 est quelque peu exacle, cette derniere, assez bien representee dans Band III. 25 — 390 — la Dissertation de M. Roth, en differerait sensiblement et ne pourrait guere en &tre qu’une variete. Les exemplaires, rappories en petit nombre des rochers du Liban par M. Bellardi, se distinguent de la figure dans Chemnitz par leur spire plus deprimee et plus serree, des dimensions plus fortes, une ouverture moins &largie, des bords plus rapproches, l’inferieur se prolongeant a cöt& de l’ombilie en une languette triangulaire. Ils repondent mieux & la figure de M. Roth, qui represente un individu non adulte; . seulement la sculpture de la surface se compose plutöt, comme dans l’H. incarnata Müll. d’un chagrinage en pe- tites elevations allongees que de granulations isolees et piliferes. Pour la grandeur et le port l’esp&ce de Liban ressemble a 1’A. fruticum, qui, comme on sait, au lieu de granulations presente de fines lignes decurrentes. Elle en differe aussi par des tours plus convexes et des bords plus rapproches. Les especes grecques et cauca- siennes, d’un aspect semblable, telles que les A. Rissoana Pfr. (Mon. I. 138), fruticola Kryn. (id. I. 136), Schuberti Roth (id. 1. 137) ete. ont toutes un ombilic plus etroit et un test sans granulations. 2. Helix syriaca Ehrenb. Du mont Liban. C'est la forme typique de l’auteur. 3. Helix obsirueta Fer. — Fer. et Desh. I. 110. 7.8.1. 10. De Saide en Syrie. Cette espece, voisine de l’H. syriaca, est connue de la Syrie et de la Basse-Egypte, ou elle est tre&s commune, enfin de Tripoli (Ferussac.). Elle s’en distingue de suite, par ia forte deviation du dernier tour ä l’endroit de !’om- bilic, qui reste ponctiforme. Ge caractere ne se retrouve que dans peu d’especes europeennes d’une maniere mar- — 391 — quee, dans !’A. Gigaxii Gharp. (intersecta Poir: sec. Shuttl.), voisine des H. striata et neglecta Drap., et dans l’H. Kry- nickii Andrz., appartenant au groupe de l’H. obvia Harim, 4. Helix eariosa Oliv. — Voy. 1. 221. T. 31. f. 4. Espece bien connue, que M. Bellardi a trouvee au mont Liban, tandis que la plupart des voyageurs l’ont rapportee de Beirut. Elle appartient au m&me groupe que les 4. tunetana Pfr. (Mon. Ill. 160. Chemn. T. 134. f. 3. 4) mograbina Morlt. (Journ. de Gonch. 1852. 62. T. I. f. 11—13), qui parait bien distincte de la pre- cödente, cariosula Mich. (Alg. 5. T. 1. f. 11. 12), enfin, dans le sens des carocolles aigües, IH. turcica Chemn. (Fer. T. 65. f. 15. 16), — quatre especes curieuses, dont {rois passent pour rares dans les collections. 5. Helix caesareana Parr. Des environs de Saide. A l’oceasion‘ de l’H. Bellardii Mss. j’ai parl& de celte espece et indique& les motifs qui m’emp£chaient de suivre l’exemple des autres auteurs, qui la considerent comme la vraie guttata Oliv. Les exemplaires rapportes par M. Bellardi ne different en rien de ceux que je dois A l'’obligeance de MM. Boissier et Parreyss. 6. Bulimus labrosus Oliv. — Voy. T. 3. f. 10. M. Bellardi a recueilli cette belle espece, bien con- nue par la figure tres reconnaissable qu’en a donne M. Olivier, sur les rochers du Liban. Tous les exemplaires, quoique (res differents sous le rapport de la grandeur et de l’&paisseur, appartiennent & l’espece typique ayant 61/g tours et un sommet moins obtus. I]1 y en a parcöntre qui atteignent et m@me surpassent les plus grands indi- vidus que j’aie vu du B. Jordani Charp. (Zeitschr. 1814. 141). Je ne puis decider, — ce qui pour ma part me = 32 — parait probable, — si ces deux formes, qui au fond ne different que par le nombre des tours (le B. Jordani en a un de plus) et le sommet plus ou moins obtus, ne sont, comme le pense M. Pfeiffer (Mon. 1. 65), que des varieles d’une seule espece ou des especes reellement distinctes. Les localiles n’elant pas Lres distantes, on reconnaitra avec le temps s’il y a passage entr’elles ou non. 7. Bulimus sidoniensis Fer. — Tabl. syst. 60. Sur les rochers au M. Liban. Cette espece, que M. Boissier avait egalement rap- portee de Beirut (Zeitschr. 1847. 141), parait assez r&- pandue en Syrie. Elle se lie, d’un cöte, par le conlour et linsertion des bords, ainsi que par la forme de la co- lumelle, malgr& les proportions differentes, au groupe du B. labrosus Oliv., de l’autre, par sa coquille cylindrique et allongee, aux especes B. pullus Gray. (Prot. zool. Soc. 1834. 68) et insularis (Pupa), Ehrbg. (Symb. Pfr. Mon. I. 307) que M. Pfeiffer reunit en une espece (Mon. IM. 405). Le B. sidoniensis avait d’abord &t& place par ce m&me auteur, bien a tort, sous le nom de bulimoides Pfr. (Mon. Il. 308) dans le genre Pupa. Les formes les plus voisines du B. sidoniensis sont d’abord le B. syriacus Pfr. (Mon. ll. 66), qui en est pour ainsi dire une forme giganlesque, &a test coerule et & bord developpe; puis la pelite esp&ce que M. Parreyss nomme B. turbatus, qui habite les cötes de la mer noire depuis l’Imereth jusqu’a Sevastopol. «Cette derniere a l’ouverture plus petite et plus ronde, un peristome plu- Löt epaissi que reflechi et une columelle sans plis appa- rent, — ce qui lie ce groupe avec les especes de la Walachie et de la Transylvanie. — 393 — 8. Bulimus acutus Müll, Des environs de Saide. Il ne se distingue pas des echantillons des cötes de France, 9. Chondrus septemdentatus (Pupa) Roth. — Diss. 19. T. 2. f. 2. Pfr. Mon. 11. 358. M. Bellardi a recueilli cette charmante espece sur les rochers du Liban et aux environs de Saide, M. Bois- sier l’avait (rouvge a Bairut, M. Roth A Damascus; ainsi elle habite une grande partie de la Syrie. Elle se lie evidemment aux petites especes B. ovularis Oliv. et nu eifragus Parr., dont la derniere se repand plus vers le Nord. 10. Chondrus limbodentatus Mss. Var. abbreviatus Mss. T. minor, ovata, contracta; sutura albo-marginata; apertura fere semicircularis; dentes distinctiores, non produeti. Cette variet&, qui n’a que 8 mill. de longueur sur 41/3 de diametre, pourrait &tre prise pour une forme naine et peu developpee du 2. septemdentatus Roth, mais comme tous les caract£res sont persistants el parfaitement d’accord avec ceux de l’espece de Cypre, je n’hesite pas a l’en separer. 11. Chondrus ovularis. — Voy. T. 17. £. 12. Des environs de Saide. Cette petite coquille, quoique figuree par M. Olivier @ ne pas s’y möprendre, a cependant souvent &t& mecon- oue. M. Pfeiffer ne:l’a pas directement examinde (Mon. III. 55) et eloignee du groupe auquel elle appartient. Ce qui la distingue de ses congeneres d’egale grandeur, c'est d’abord sa forme extremement racourcie, presque globuleuse, puis son ouverture &crasde en une fente oblique — a 4 a bords dentes, enfin la presence de deux dents presqu’egales sur laparoi de l’ouverture, tandis que les Ch.nucifragus Parr. (Mon. Il. 145), turgidulus Ch. et phasianus Dub. (ined.), provenant de la Syrie, de Cypre et de la Transcaucasie, n’en possedent qu’une. Elle apparlient du reste au groupe caract£ristigque du Chondrus septemdentatus Roth, qui do- mine en Orient sur les Pupas proprement dites et auquel apparlient 6galement l’espece senestre, Ch. Sauleyi (Bul.), recemment publiee par M. Bourguignat (Journ. de Conch. 1853. 73). 12. Pupa Lindermeyeri Parr. La plupart des indications qui se rapportent & la presence de la Pupa doliolum Brg. dans le Levant ont besoin d’eire verifiees, sans en excepter celles de MM. Roth et Forbes, car elles ont trait a plusieurs formes un peu differentes, dont les rapports avec la forme ty- pique ne sont pas encore bien £tablis. En allant vers l’Est on rencontre les formes suivantes: 1) La vraie P. doliolum Brg., qui s’etend jusqu’au- dela des frontieres de l’empire turc. M. Strobel la cite de Mchadia (Malac. ungher. 21). Pres de Laibach elle se trouve pelite et allongee. 2) Dans la Macedoine et la Rluieike elle fait pi a une forme r6gulierement cylindrique, non renfl&e vers le sommet, qui n’est que striee et non costul&e, mais ne la surpasse pas en grandeur. Peut-&tre voudra-t-on la considerer encore comme une variet@ de la precedente. 3) Vient ensuite au Midi et vers l’Est, en Morde et dans l’Asie mineure, pres de Brussa et de Smyrne, la vraie P. scyphus Friv., plus grande (jusqu’a 9 mill.), plus alongee, plus regulierement cylindrique que la P. doliolum. La surface est presque lisse et polie; l’ouver- ture un peu alongee, a ses bords presque paralleles; Ze le bord libre s’eppaissit au milieu en une faible callosite, accusee ä l’exterieur par une faible depression. 4) En Syrie se trouve, je ne sais dans quels rap- ports avec la prec&dente, une forme voisine que M. Par- reyss nous a envoyee sous le nom de P. Lindermeyeri Parr.*). L’exterieur est identique, la bouche parcontre est un peu plus arrondie et la columelle munie, au lieu d’un fort pli, de deux faibles plis egaux et inclines. C'est a celle forme, qui ne parait &tre qu’une variet& de la precedente, qu’il faut rapporter l’espece du Liban, re- eueillie par M. Bellardi. 13. Pupa granum Drap. — Hist. 63. T. 3. f. 45. 46. Parmi les especes portant l’&tiquette Saide, il se irouve un exemplaire d’une petite Pupa, ramass& morf, qui me parait appartenir a lespece de Draparnaud. Je ne connais pas de point plus oriental oü cette espece francaise eüt &te reconnue. 14. Glandina (?) acieula Müll. Cette petite espece, difficile a trouver ä l’etat vivant, est une des coquilles les plus repandues. Depuis Madere et Teneriffe elle s’etend sur tout le continent europeen jusqu’en Orient. M. Bellardi vient de la rapporter en quelques exemplaires bien conserves des environs de Saide. L’examen, le plus scrupuleux ne me laisse pas decouvrir la moindre difference d’avec les &chantillons de l’Europe moyenne. 15. Glandina (?) acieuloides Jan. — Mant. 2. Var. torta Mss. *) Originairement l’auteur lui-m&me ne layait pas distinguee de la P. scyphus Fr, — 396 — Apertura bası paulo compressa; calumella incurva, filo tortuoso terminata. Gelte esp&ce se rapproche dans son ensemble teile- ment de l’esp&ce lombarde, que pour le moment je ne la considererai que comme une variet@ de celle-ci, caracterisee par une ouveriure un peu retrecie vers la base et une columelle subitement tronquee. Toutefois le seul exemplaire, recueilli a Sayde, ne suffit pas pour bien &tablir ces differences. 16. Limnaeus truncatulus Müll. — Rossm. Icon. L..n°. 57. Les exemplaires, provenant des environs de Saide, sont tres pelits, de 4 a 5 millim. seulement, ils ont 4 tours de spire ei une ouverlure un peu plus arrondie que dans la forme ordinaire. Ayant recu la vraie espece de Müller (le L. minutus Drap) d’autres points de la Syrie, je pense, qu’en tenant compte de la variabilit€ des Lym- nees en general et de cette espece en parliculier, on ne peut en separer la forme actuelle que comme variete lo- cale et non comme espece distincte. 17. Cyelostoma Olivieri Sow. — Pfeiff. Mon. pe. 224. B. Je mainliens provisoirement avec M. de Charpentier (Zeitschrift 1847. 144) le nom que M. Sowerby a donne a celte forme de la Syrie, quoique M. Pfeiffer ne Yait consideree que comme variete du C. costulaium Ziegl. (Rossm. Icon. No. 395). La grandeur, la couleur jau- nätre, surtout l’opercule paucispire, n’ayaul que % ecir- convolulions au lieu de 5 ou 6, lui donnent une certaine independance. Toutefois il se rapproche beaucoup de l’espece de Ziegler, qui a partir du Banat, suit les cÖötes de la mer Noire jusqu’au Caucase et au littoral de l’Asie mineure. — .397 — 18. Paludina badiella Parr. Je ne saurais decouvrir de difference entre l’espece ‚rapportee par M. Bellardi de la Syrie et celle de PE- gypte, a laquelle M. Parreyss a donn& le nom de P. badiella. Pour la grandeur et Yaspect total elle ressemble beaucoup A la petite vari6i@ de la P. rubens Mke., qu'on trouye ä Palerme (Philippi Eoum. I. 148. T. IX. f. 4). Elle s’en distingue cependant par des tours moins con- vexes, une ouverlure un peu plus allongee, un peristome un peu &vas&, inlimement appliqu& ä l’avant-dernier tour, enfin un ombilie disparaissant, accuse seulement par une fente minime. Ces derniers caracteres la distinguent &ga- lement de la ?. similis Mich. et de la P. Boissieri Charp. qui en outre sont plus along&es. M. ‚Bellardi a trouv& cette espece dans les eaux pres de Damas, puis dans celles des environs de Der-el-Ham- mar (Liban); elle parait done r&pandue en Syrie. 19. Melanopsis buceinoidea Oliv. — Voy.T.17. f.8. De la vallee de Bka entre le Liban et l’Antiliban, ‚dans les eaux de l’ancien Leonthes. Jattribue a cette espece le nom propos par M. Olivier, par ce quelle repond parfaitement A la figure qu'il a donnee, mais je ne pretends point pour cela la separer aulrement que comme variel& de la M. praerosa Lin. Les Melanopsides lisses de l’Orient, auxquelles il faul rapporter les M. praerosa Lin. (laevigata Lam.), bue- cinoidea Oliv., Ferussaci Roth, Wagneri Roth, brevis Parr., orientalis v. d. B. forment encore un ensemble dif- ficile a debrouillier et qui ne pourra l’&tre qu’aumoyen de recherches suivies sur les lieux m&mes. La plupart de ees noms ne designent que certains jalons, plantes ca et la dans un vaste champ incompletement exploite; — 3% — chaque forme est reconnaissable a quelques caracteres un peu frappants; mais on ignore leur vraie valeur et on neglige ordinairement les formes intermediaires et embarrassante: — en un mot, on se tient A des distinctions plutöt artificielles que naturelles. 20. Melanopsis brevis Parr. Melece a la pr&cedente dans les eaux de l’ancien Leonthes. M. Parreyss a separ&e des M. buccinoidea Ol. et Ferussaci Roth, une forme qui, quoique voisine, s’en distingue par plusieurs caracteres: la moindre grandeur, le dernier tour moins alonge et moins plat, la columelle plus courte, plus excav&e et un peu plus tordue a son extremite, enfin une callosite faible et blanchätre portant vers l'insertion du bord superieure une faible protube- rance. Le bord libre se detache, comme dans la M. Ferussaci, trop subitement de l’avant-dernier tour pour permettre la presence d’une rigole; la surface exlerieure parcontre est entierement lisse et coloree en noir, & l’exception de la suture qui est plus claire. La plupart des Melanopsides rapporlees par M. Bellardi des eaux du Leonthes se rangent assez bien sous les deux formes buccinoidea et brevis; cependant il s’en trouve, en petit nombre, qui forment, pour ainsi dire, la transition en- trrelles et rendent leur separation specifique encore dou- leuse. 21. Truncatella Hammerschmidtiana Charp. Des environs de Saide. Nous ne pouvons decouyrir de difference entre cette espece et celle que M. de Charpentier a recueillie a Ve- nise, — et qui, peut-Etre, n’est qu’une variet@ ou forme non adulte de la Tr. truncatula Dr. On sait que ce — 39 — genre traverse dans son developpement deux 6&lats assez differents. D’abord elancee en spire acuminde, composee d’un grand nombre de tours, la coquille perd ensuite sa pointe et se reduit a 3 ou 4 tours,» dont le dernier, & louverture, produit un peristome &@paissi. L’espece de M. de Charpentier reste cependant plus petite que celle de Draparnaud, telle qu’on la trouve sur les cötes de France et d’Italie. L’ouverture est moins large et le p£e- ristome, proportion gard&e, plus epais. 22. Neritina Bellardii Mss. T. elongato-semiglobosa, laeviuscula, striatula, con- color violaceo-nigra; anfr. 3 convexi, summo_late- rali obtuso, saepe carioso, ultimus amplus, depres- siusculus , obscurissime subbiangulatus , ad suturam appressus, de tertia parte fortiter deviatus; apertura patula, fauce semicirculari cum lumine augusto; la- bium columellare, callosum, planum, vix declive , lutescente-album, undato-edentulum; perist. acutum, marginibus distantibus, subparallelis; operculum al- bidum. Long. 10—12, lat. 8-9, alt. 5—6 millim. Apert. long. 9—10, lat. 8 1/, millim. De la vall&ee de Bka entre le Liban et l’Antiliban , dans les eaux de l’ancien Leonthes. Les Neritines de l’Orient sont tout aussi embaras- santes que les Melanopsides, soit a raison de la difficulte de les bien definir, soit a cause de l’emploi contradictoire qu’on a fait de la nomenclature. Ge n’est donc qu’avec hösitation que je propose une nouvelle espece, ne pou- vant la faire rentrer sous aucun des noms connus pour ces contrees. Elle se place naturellement entre la N. meridionalis Phil. (Enum. I. 159. T. IX. f. 13), trouvee — 40 — en Sicilie et la N. Jordani But. (Roth. Dissert. 26. Tr. f. 14—16), commune dans la Palestine. De la premiere, dont elle se rapproche le plus, elle differe par ses fortes dimensions, sa forme plus deprimee, son labium moins incline et plus &tendu, laissant une ouverture en propor- tion considerablement plus petite, l’absence totale de lineo- les etc. D’un autre cöte elle n’est pas cylindriquement comprimee et alongee comme la N. Jordani, ne possede pas la depression decurrente, que cette derniere partage avec plusieurs especes de l’Espagne, ne devie que dans 1/; (et non %3) de son dernier tour de l’enroulement regu- lier, est depourvue de lineoles etc. Des deux especes N. Michoni et syriaca, que M. Bourguignat vient de pu- blier (Test. nov. 25. 26), sans se pr&occuper des noms deja existants, elle parait egalement differer, a moins que cet auleur n’ait eu que des Echantillons non adultes a sa disposition. Les expressions „T. tenui, rugosiuscula, subcancellata, septo gibbosiusculo ete.« employees pour la premiere, ne s’appliquent pas a la N. Bellardi. De la seconde, qui ne pourrait bien n’etre que la N. bella- donna Parr., elle differe par les dimensions plus que doubles, le moindre nombre de tours, la surface non polie, etc. Les differences entre les N. Bellardi et Jordani ne tiennent pas, comme on pourrait peut-@tre le presumer, a leur position geographique. La N. Jordani en effet n’est point limitee a la Palestine, elle se trouve meme, d’apres la collection de M. Dubois, parfaitement identique aux environs de Poti dans l’Imereth. 23. Cyrena fluviatilis Müll. — Philipp. Abb. I. mer. L.cH. 5. De la m&me localite que la Neritina Bellardii. = 40 — En me tenant pour la synonymie aux definitions de M. Philippi, il m’est impossible d’indiquer un caractere valable pour distinguer cette esp&ce de celle provenant de l’Asie orientale. Seulement elle est plus petite, ne surpassant guere 16 mill. sur 13. On la connait, toul- ä-fait identique, des environs de Talysch, sur la mer easpienne, d’ou M. Hohenacker l’a rapportee, ce qui prouve sa grande extension sur le continent asialique. 24. Cyrena crassula Mss. Concha cordata, trigona, inaequwiatera, crassa, transverse costulato-striata, olivacea, obscure trans- versim fasciata; umbones integri, producti, oblique subinvoluti ; margines laterales rectiusculi, subangulo recto juncti, basalis arcuatus ; ligamentum breve et forte; dentes validi, laterales subaequales, striati, an- terior intus in marginem cardinis prolongatus, mediü recti; pagina interna violacea, sinu palleari nullo. La pelitesse de cettesespece, l’epaisseur remarquable des valves, l’elevation encore plus forte des crochets la distinguent de la €. cor. Lam. (Anim. s. v. VI. 274), que M. Olivier avait rapportee de l’Orient et avec laquelle M. Deshayes, je pense a tort, a r&uni a-peu-pres toutes les formes orientales que Müller et Lamark avaient di- stinguees. Dans l’espece que nous proposons les deux bords lateraux, presque droits, ainsi que les dents late- rales, ont des directions a-peu-pres perpendiculaires l’un a lautre. Les dents medianes assez fortes, se dirigent _ presqu’a angle droit sur le bord interieur de la char- niere, lequel penche fortement dans le sens de la dent laterale antsrieure, dont il ne forme, pour ainsi' dire, que la prolongatiou rectiligne. L’interieur des valves est violet comme dans la plupart des run a dents latörales alongees et crenelees. — 4102 — En proposant ce nouveau nom, je ne veux point Pre- juger sur les rapports de cette espece a d’autres du m&me groupe. Pour le moment elle se presente comme une forme bien caracterisee. Mais il faut dire que, meles a un grand nombre d’exemplaires bien prononces, il s’en est trouv& quelques-uns plus minces, plus larges, moins eleves aux crochets, lesquels se placent entre cette espece et la precedente, soit comme lien naturel, soil comme bätard fortuit. Dr. A. Cloetta. — Ueber einen neuen Extrak- tivstoff im Lungengewebe. Die Angabe Verdeil’s, dass in dem Lungengewebe eine besondere organische Säure vorkomme, hat mich veranlasst, den wässerigen Extrakt des Lungengewebes zu untersuchen. Es war mir vorerst darum zu ihun, die Lungensäure darzustellen. Ich benutzte dazu Ochsenlun- gen und befolgte die von Verdeil vorgeschriebene Me- ihode; bin jedoch nicht zu denselben Resultaten gelangt. Nur das erste Mal erhielt ich einige Krystalle, über de- ren Eigenschaften ich weiter nichts sagen kann, da sie mir beim Umkrystallisiren zu Grunde gingen; bei allen folgenden Versuchen hingegen krystallisirte entweder nichts aus der alcoholischen Lösung oder es war eine geringe Menge mikroskopischer Krystalle, die die mannigfachsten Formen zeigten. Da Verdeil angibt, dass seine Kry- stalle in Aether unlöslich sind, so versetzte ich nach und nach die alcoholische Lösung mit Aether, allein ohne Er- folg. Nachdem die alcoholischen Lösungen auf diese Art — einige Wochen gestanden hatten, entschloss ich mich, eine Trennung der darin enthaltenen Substanzen mittelst neutralem und basisch-essigsaurem Blei vorzunehmen. Ich goss die Rückstände von drei Lungen zusammen und dampfte den Alcohol derselben unter Wasserzusatz ab. In diese wässerige Lösung brachte ich neutrales essigsau- res Blei bis kein Niederschlag mehr erfolgte; in dem Fil- trat erhielt ich’ durch basisch - essigsaures Blei noch einen bedeutenden Niederschlag; diese Niederschläge wurden ausgewaschen und mit verdünnter Schwefelsäure zerlegt, die überschüssige Schwefelsäure durch Barylwasser ent- fernt. Die Lösungen wurden auf dem Wasserbad bis zur Syrupconsistenz abgedampft, mit Alcohol gekocht, filtrirt und unter die Luftpumpe gestellt, daneben stellte ich ein Gefäss mit Chlorcaleium. Nach einigen Tagen zeigten sich in der Flüssigkeit, in welcher die durch ba- sisch-essigsaures Blei fällbaren Stoffe gelöst waren, ei- nige Krystalle; durch Zusatz von Aether wurde der al- eoholische Extrakt trübe und bald bedeckte sich der Boden des Gefässes mit solchen Krystallen. Durch Um- krystallisiren erhielt ich aus der concentrirten Lösung eine perlmutter-glänzende krystallinische Masse. Die Eigenschaften dieses Stoffes sind folgende: Er krystallisirt aus der alkoholischen Lösung in rhom- bischen Prismen, deren stumpfer Winkel 1380 52° misst; er ist leicht löslich in Wasser, die Lösung reagirt neu- tral, in Aether und kaltem Alcohol ist er unlöslich, löst sich dagegen in heissem, sehr verdünntem Weingeist, mit Säuren verbindet er sich nicht, sondern krysiallisirt aus den Lösungen unverändert wieder heraus. Salpetersaures Silberoxyd bewirkt in der wässerigen Lösung keinen Niederschlag, dagegen wird das Silber- oxyd nach einiger Zeit reduzirt. — 14 — x Salpetersaures Quecksilberoxyd, Chlorzink und Pla- tinchlorid bringen in den wässerigen Lösungen ebenfalls keinen Niederschlag hervor. _ Die Krystalle schmelzen beim Erhitzen, schwärzen sich und verbrennen ohne Rückstand; beim Verbrennen zeigt sich kein besonderer Geruch. Erhitzt man sie in einem engen Probirröhrchen, so verkohlen sie und ver- brennen, ohne dass sich ein Destillationsprodukt am käl- tern Theile der Röhre absetzt; die Dämpfe reagiren schwach alkalisch. Sie sind stickstoffhaltig und enthalten keinen Schwefel. Es ist mir nicht genug Substanz übrig geblieben, um zwei Elementaranalysen zu machen; ich muss mir vorbe- halten, dieselben nachzuliefern, sobald es mir möglich sein wird, noch grössere Quantitäten dieses Stoffes dar- zustellen. Von den drei Lungen erhielt ich 0,250 grm. reine Substanz. Als Resultat dieser Untersuchung ergibt sich also: Es lässt sich aus dem wässerigen Extrakte des Lun- gengewebes ein krystallinischer Stoff darstellen, der die oben angegebenen Eigenschaften besitzt. Ueber dessen physiologische Bedeutung, Abstammung u. s. w. werden wir vielleicht mehr sagen können, wenn uns grössere Massen zur Disposition stehen werden. - MITTHEILUNGEN NATURFORSCHENDEN GESELLSCHAFT IN ZÜRICH. oN®! 104. -- - 1854. Protokollauszüge. Juni 1852 bis Ende 1853. 14. Juni 1852. Herr Prof. Escher v. d. Linth über Nickelerze aus dem Kanton Wallis. Derselbe über den Gletscherwall von Hurden am Zürichsee. Herr Prof. Schweizer über verschiedene Aetherarten und deren Verwendung zu Parfümerien. Herr Prof. v. Desch- wanden über die Bewegung der Flüssigkeiten. 11. September 1852, Herr Prof. Löwig über Zinn- äthyle.. Herr Prof. Ludwig über Harnsekretionen- 11. Oktober 1852. Herr Prof. Nägeli über die Entwicklung der Pflanzenzelle. 8. November 1852. Herr Prof. Escher v. d. Linth über die Reliefe der Schweiz von Schöll und von Bürgi. Herr Prof. Frei über die Entwicklungsgeschichte der Holothurien. Herr Dr. Volger über Pseudomorphose des Realgar in arsenige Säure. Herr Prof. v. Desch- wanden über Erichson’s calorische Maschine. 22. November 1852. Herr Ing. Denzler über das Stereoskop. Herr Wilhelm Rose aus Berlin Reise ins Morgenland. 6. Dezember 1852. Herr Prof. Frei über Band Band II. 26 — 406 — würmer. Herr Prof. v. Deschwanden Fortsetzung über die Bewegung der Flüssigkeiten. 13. Dezember 1852. Herr Mech. Sickler aus Stuttgart über hydro-elektrische Kelten. Herr Prof. Heer Geschichte des botanischen Gartens (Neujahrsstück). 20. Dezember 1852. Herr Dr. Giesker über ei- nen Apparat zur Einbringung von Räucherungen und Dämpfen durch die Eustachische Trompete ins mittlere Obr. Herr Prof. Ulrich Reise nach dem Geltengrate, ins Heremence- und Einfischthal und über den Weiss- thalpass. 9. Januar 1853. Herr Seminarlebrer Denzler über die Reduction der Complanation oder Quadratur auf die Kubirung und der Rectification auf die Quadratur. Herr Prof. Heer Uebersicht der Tertiärflora der Schweiz. 24. Januar 1853. Herr Dr. Stöhr über die geog- nostischen Verhältnisse des Saarbrück’schen Steinkohlen- lagers. 7. Februar 1853. Herr Dr. Volger über einige merkwürdige Lagerungsverhältnisse in der Nähe von Zü- rich. Herr Prof. Mousson über die neuern Fortschritte im Gebiete der Elektricität. Herr Prof. Heer über ein marines Gebilde aus der Molasse von St. Gallen. 21. Februar 1853. Herr Prof. Schinz über die neuen Anschaffungen des zoologischen Kabinetes. Herr Hs. Landolt über Jodäthyl. Herr Prof. Heer über die Trennung der Molasse in untere und obere Süsswas- sermolasse und marine Molasse. Herr Obergärtner Re- gel über den Gang der Vegetation während des laufen- den Jahres. Herr Prof. Heer über die Rebenkrank- heit in Madeira. 7. März 1853. Herr Ingenieur Denzler über die Flussgefälle der Glatt und Töss. Herr Prof. Escher v. — 47 — d. Linth über die Bestimmung des Alters der Gebirge aus Petrefakten. Herr Ingenieur Denzler über das Verhältniss der Bevölkerung zur Bodenkultur. Herr J.M. Ziegler, Vorweisung der neuen geologischen Karte der Schweiz. 21. März 1853. Herr Prof. Frei über Federmot- ten. Herr Oberlehrer Hofmeister über die atmosphä- rischen Niederschläge in Zürich. Herr Prof. Mousson über Gletscher. 18. April 1853. Herr Mech. Goldschmied und Oberlehrer Hofmeister über elektr. Telegraphie. Herr Prof. Mousson Fortsetzung über die Gletscher. 9. Mai 1853. Jahresversammlung. Rechnungsab-, nahme. Wahlen. 23. Mai 1853. Herr Prof. Escher v. d. Linth Vorweisung einer geologischen Karte von Tyrol. Herr Dr. Horner Vorweisung eines Probeblattes des Reliefs der Schweiz von Paulini in Wien. Herr Prof. Meier über den Mechanismus des Gehens. 20. Juni 1853. Herr Dr. Meier-Ahrens über die Bergkrankheit. Herr Prof. Mousson über das Tisch- rücken. 4. Juli 1853. Herr Prof. Schweizer über die Kalke von Madeira. Herr Apotheker Lavater über die Quelle von Saxon. Herr Ingenieur Denzler über eine - optische Täuschung beim Sehen durch Fernröhren. 12. September 1853. Herr Pr. Volger über die Umwandlung kalzitischer Sedimentschichten im Feldspath- gestein. 31. Oktober 1853. Herr Prof. Ludwig über die Absonderung des Harns durch die Nieren. Herr Prof. - Mousson über die Bestimmung des Widerstandes in elektr. Leitern bei veränderlicher Stromstärke. — 408 — 14. November 1853. Herr Ingenieur Denzler über die Luftströmung zwischen Genf und dem St. Bernhard. Herr Dr. Heusser über die Dispersion der Rlastizitäts- achsen in einigen zwei- und eingliederigen Krystallen. Derselbe über die Farbenerscheinungen in schwefelsau- ren CGhininlösungen. Herr Dr. v. Muralt über Augen- spiegel. 28. November 1853. Herr Prof. v. Deschwanden über Wassertromben. Herr Prof. Frei über die elektr. Organe der elektr. Fische. 12. Dezember 1853. Herr Prof. v. Escher über die Quellenverhältnisse der Schweiz (Neujahrsstück). 19. Dezember 1853. Herr Ingenieur Denzler über die mittlere geringste Tiefe des mittelatlantischen Ozeans. Herr Prof. Escher v. d. Linth Vorweisung von Ver- steinerungen aus der Kreideschichte des Dursberg, Kt. Schwyz. Herr Prof. Ulrich Ersteigung des Tödi. Herr Prof. Escher v. d. Linth über die erratischen Blöcke des Comersees, Verzeichniss der im Jahre 1853 für die Biblio- thek der (resellschaft eingegangenen Ge- sehenke. Von der Anliquarischen Gesellschaft iin Zürich. Hansten, Chr. Die Universiläls-Sternwarle in Christiania. 4. Chri- stiania 18 9. VonDr. Ch. Braun in Wiesbaden. Braun, Ch. Monographie des eaux de Wiesbaden. 8. Wiesbaden. VonDr. Prof. Escher v. d. Linth. Archiae, Vie. de Histoire des progrös de la geologie. T. I IV 1. 8. Paris 1847—51. Von Dr. J. Horner. Bernhard. Neue Grundlehren der Hydraulik. Aus dem Franz. 8. Leipzig und Frankfurt 1790. NE Brewer , Joh. Paul. 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Seine Farbe ist graulichweiss oder schwach gelblich. : Sein spezifisches Gewicht wurde zu 2,255 gefunden. \ Beim Auflösen in Salzsäure bleibt ein starker Rück- ‚stand, ‚der 'grösstentheils Kieselsäure in der in Kali leicht löslichen Modification ist. Bringt;man ganze Stücke in verdünnte Salzsäure, so. werden die Kiesel- erde-Partieen gelb und durchscheinend, während die Kalk- Band II. 27 — 422 — theile als weisse körnige Absonderungen, die durch die kieseligen Theile verbunden sind, erscheinen. Letztere behalten nach der vollständigen Lösung des Kalks die urspgüngliche Form des Stückes bei und haben ein ähn- liches Ansehen wie die aus Silicaten durch Säure aus- geschiedene Kieselerde. behandelt man den bei der Auf- lösung in Salzsäure gebliebenen Rückstand mit Kali in gelinder Wärme, so löst sich bis auf eine kleine Menge von schwarzem Sande alles auf, und sättigt man die fil- trirte Flüssigkeit mit Chlorwasserstoffsäure, so gesteht das Ganze zu einer gallertartigen Masse in Folge der Ausscheidung der Kieselsäure. Auch ohne vorherige Behandlung mit Salzsäure löst sich beim Erwärmen des gepulverten Kalkes mit Kali- lauge eine beträchtliche Menge von Kieselsäure auf. Erhitzt man eine Probe des Gesteins im Kölbchen, so giebt sie zuerst viel Wasser, hernach entwickeln sich empyreumatische Dämpfe, welche den Geruch des angebrannten Hornes besitzen und starke Reaction auf Ammoniak zeigen, während der Rückstand eine schwarze Farbe von ausgeschiedener Kohle annimmt. Ich erhitzte eine grössere Menge (circa 20 Grm.) des gepulverten Gesteins in einem Destillationsapparate, zuletzt bis zum Glühen, und erhielt in der Vorlage eine Flüssigkeit, welche eine gelbe Farbe hatte, sehr deutlich den Geruch der Destillationsprodukte von stickstoffhalti- gen thierischen Stoffen besass und stark ammoniakalisch reagirte. In dem kältern Theile des Retortenhalses hatte sich etwas Brandöl und Brandharz angesetzt. Es geht aus diesen Versuchen, die häufig mit dem gleichen Resultate wiederholt wurden, unzweideutig her- vor, dass der Kalkstein in nicht unbeträchtlicher Quan- —_— 1 — tät ‚stickstoffhaltige organische “Ueberreste enthält. :».. Beim Auflösen des Kalkes 'in ‚Salzsäure bleibt ein Theil der organischen Substanz in der Kieselsäure und kann daraus nicht durch Auswaschen entfernt werden, der andere Theil geht in die Lösung über und ertheilt derselben eine gelbe Farbe. In der von der Kieselerde abfiltrirten sauren Flüs- sigkeit entsteht durch Ammoniak ein geringer Nieder- schlag, der Eisenoxyd, Spuren von Thonerde und, wie ich mich durch die verschiedenen Methoden über- zeugte, Phosphorsäure enthält. Ausser kohlensauren Kalk, als Hauptbestandtheil, enthält die Substanz endlich auch noch Magnesia. Quantitative Analyse. Um für alle Bestimmungen möglichst; gleichartiges Material verwenden zu können, wurde ein grösseres Stück des Kalks gepulvert und von dem Pulver die nöthigen Quantitäten für die einzelnen Bestimmungen abgewogen. Bestimmung des Wassers und der verbrenn- lichen Stoffe. 2,032 Gr. des Minerals wurden so lange gelinde geglübt, bis die anfänglich ausgeschiedene Kohle vollständig verbrannt war, und der Rückstand, um all- fällig entwichene Kohlensäure wieder zu ersetzen, mit kohlensaurem Ammoniak behandelt. Der gesammte Glüh- verlust betrug 0,305 Gr. = 15,01 Proc. — Ich: versuchte nun auch, die Menge des Wassers und der organischen Substanz getrennt zu bestimmen. Zu dem Ende hin er- hitzte, ich 2,520 Gr. des Gesteins in ‚einem: Platintiegel bei:200— 250° so lange, bis nach wiederholter ‚Wägung kein merklicher Gewichtsverlust mehr beobachtet ‘werden könnte.‘ —- Der Verlust betrug :0,252 Gr: = 10 Proc. ih Wasser. — Nachher bestimmte ich den weitern Gewichts- ‚verlust durch Glühen ganz auf die im vorhergehenden Versuche angegebene Weise und fand ihn zu 0,120 Gr. = 14,76 Proc. Die Summe beider Gewichtsverluste 14,76 Proc. stimmt sehr nahe mit dem ganzen Gewichtsverlust 15,01 Proc. überein. Wenn man nun auch berücksichtigt, ‘mit welcher Hartnäckigkeit die Kieselsäure kleine Mengen von Was- ser zurückhalten kann, so lässt sich doch annehmen, dass der zweite Gewichtsverlust annähernd die Quantität der bei circa 200° getrockneten organischen Substanz’ angiebt. Bestimmung des in Säuren und Kali unlös- lichen Theils. Der beim Auflösen von 12,038 Gr. des Kalks in Salzsäure gebliebene Rückstand wurde auf ein Filter gebracht, gut ausgewaschen, getrocknet und dann so lange mit Kalilauge in der Wärme behandelt, bis sich nichts mehr löste. ‘Der hierbei zurückgeblie- bene schwarze Sand wog 0,189 Gr. = 1,57 Proc. des Kalkes. Bestimmung der Kohlensäure. Dieselbe ge- schah nach der Methode von Fresenius und Will. Der Kalk wurde in dem in Rose’s analytischer Chemie Bd. II pg: 809 beschriebenen Apparate durch Salzsäure zersetzt. 2,079 Gr. gaben 0,533 Gr. Kohlensäure = 25,63 Proc. Bestimmung der übrigen Bestandtheile. Kie- selerde, Eisenoxyd etc., Kalk und Magnesia wurden nach den bekannten Methoden bestimmt. — Ich zersetzte 1,963 Gr. des Mineralpulvers mit ziemlich concentrirter Salz- säure, dampfte das Ganze auf dem Wasserbade zur völ- ligen Trockniss ein, behandelte den Rückstand, nachdem ich ihn mit Salzsäure befeuchtet hatte, mit Wasser und bestimmte hierauf die ausgeschiedene Kieselsäure auf be- kannte "Weise. Die Menge derselben betrug 0,431 Gr. — 125 — = 21,95 Proc. Davon ist aber abzuziehen die Quanti- tät des beigemengten Sandes 1,57 Proc. Es bleiben also 20,38 Proc. Kieselsäure. Aus der von der Kieselerde abfiltrirten Flüssigkeit fällte ich mit Ammoniak das Ei- senoxyd elc., löste den gut ausgewaschenen Niederschlag in Salzsäure und präcipitirte wieder mit Ammoniak, um die bei der ersten Fällung mit ausgeschiedenen Theile von Kalk und Magnesia zu entfernen. Der Niederschlag betrug alsdann 0,007 Gr. = 0,36 Proc. Kalk und Magnesia wurden wie gewöhnlich, der er- stere durch oxalsaures Ammoniak, letztere durch phos- phorsaures Natron niedergeschlagen. — Ich erhielt 1,024 Gr. koblensauren Kalk = 0,573 Kalk = 29,19 Proc. Kalk und 0,483 Gr. phosphorsaure Magnesia = 0,154 Magne- sia = 7,84 Proc. Magnesia. Stellt man die Resultate aller Bestimmungen zusam- men, so enthält der Kalkstein in 100 Theilen: Sauerstoff Kieselsäure . . . 20,38 Kohlensäure . . . 3563. . 18,64 Balk auch „ci 200, Ihr 1,48 "Magnesia . . . . 1,BAiuuli BAAR ıE Eisenoxyd, PhO,; etc. 0,36 Organische Substanz 4,76 Wasser . DH % vet Ada? oa ante 1,57 99,73 "Wie schon aus der Vergleichung der Sauerstoffmen- gen hervorgeht, reicht die Quantität der Kohlensäure nicht vollständig hin, um die vorhandenen Basen, Kalk und Magnesia, zu sättigen, ein Theil der letztern muss also mit Kieselsäure verbunden sein. Nimmt man an, es sei aller Kalk mit Kohlensäure ni 37% verbunden, so enthält das „Mineral 52,12 Proc. koblen- sauren Kalk und es bleiben noch 2,70 Proc. Koblen- säure für die Magnesia übrig. Ist die kohlensaure Magne- sia ferner als neutrales Salz MgO,COz vorhanden, so sind 5,15 Proc. Magnesia an Kohlensäure gebunden. Nach diesen Voraussetzungen hätte dann der Kalk- stein in 100 Theilen folgende Zusammensetzung: Kieselsäure } ‚ ! 20,38 Magnesia, an Kieselsäure gebunden 5,39 Koblensaure Magnesia 3 F 5,15 Kohlensaurer Kalk 2 ; 2162512 Eisenoxyd, PhO; etc. j 3 0,36 Organische Substanz . z } 4,76 Wasser h Ä } , 140,09 Sand . i : : - ’ 1,57 99,73 Für diese Interpretation sprechen die Resultate einer zweiten Analyse, bei der ich die Zersetzung des Mineral- pulvers durch verdünnte Salzsäure vornabm und nach der Zersetzung das Ganze nicht zur Trockniss abdampfte, sondern die ausgeschiedene Kieselsäure ohne weiters auf’s Filter brachte. Ich fand in 100 Theilen: Kieselsäure (nach Abzug des Sandes) 26,18 Kalk : f ' : 1 } 28,86 Magnesia i s 5 1 ; 1,90 Die Differenz zwischen den Kieselsäurebestimmungen in beiden Analysen beträgt 5,30, diejenige der Magnesia- bestimmungen 5,94, während die Quantitäten des Kalkes nahezu die gleichen sind. Die Menge der Kieselsäure nach der zweiten Ana- Iyse ist also gerade um das grösser, als diejenige der — A — Magnesia- kleiner ist. wie nach der ersten Analyse. Es lässt sich .diess ganz einfach dadurch erklären, dass man annimmt, es sei eine jener Differenz entsprechende Quan- tität Magnesia in dem Kalksteine mit. Kieselsäure ver- bunden und es sei bei der zweiten Analyse die kiesel- saure Magnesia nicht durch die verdünnte Salzsäure zer- setzt worden. Diese Annahme stimmt aber auch mit der Voraussetzung überein, dass sämmtlicher Kalk an Koh- lensäure gebunden ist, indem hiernach 5,39 Proc. Magne- sia, eine Quantität, welche den angeführten Differenzen nahe kömmt, ‚als kieselsaure Magnesia vorhanden ist. — Endlich gewinnt jene Voraussetzung an ‚Wahrscheinlich- keit, weil die Kalkbestimmungen beider Analysen so nahe mit einander übereinstimmen, was wohl schwerlich der Fall sein könnte, wenn ein Theil des Kalkes an Kiesel- säure gebunden wäre. : Als ich bei meinen ersten Versuchen mit dem Kalk- steine die Beobachtung machte, dass derselbe nicht nur eine beträchtliche Menge von der in Alkalien leicht lös- lichen, der Substanz. des Opales ähnlichen Kieselsäure, sondern auch eine auffallende Quantität stickstoffhaltiger organischer Substanzen enthält, glaubte ich, es mit einem jener Gebilde zu ihun zu haben, welche: grossentheils aus Kieselinfusorien bestehen. Allein die mikroscopischen Un- tersuchungen , welche die Herren Heer und Frey mit dem. Gesteine ansteliten, zeigten, dass eine solche An- nahme nicht zulässig ist. — Hr. Prof. Frey äussert sich darüber folgendermassen: »In den beiden mir übergebenen Erdarten von Madeira (dem Kalk von Pico Grux und dem nachher zu beschrei- benden Kalk von Canical) „zeigt die mikroscopische Un- »tersuchung keinerlei als organisch zu erkennenden Reste. »Das Ganze ist eine feinkörnige Masse. Von thierischen — a — »Resten in solcher Menge, dass biedurch der Stickstoff- »gehalt erklärt werden könnte, ist (wenn auch einige » mikroscopische Formelemente darin übersehen sein soll- »ten) nicht im Entferntesten die Rede.« Dieses Resultat der mikroscopischen Untersuchung maeht es wahrscheinlich, dass das Vorhandensein der stick- stoffhaltigen organischen Substanz mehr ein zufälliges ist, dass dieselbe im aufgelösten Zustande an Ort und Stelle gekommen und dort von den unorganischen Be- standtheilen des Gesteines aufgenommen worden ist. Hält man das isolirte Vorkommen des letztern im vul- kanischen Tuff mit seinen Hauptbestandtheilen zusammen, so scheint überhaupt die Annahme gerechifertigt, als sei dasselbe das Produkt einer ehemaligen Therme. Will man sich eine Vorstellung von der Bildungsweise des Gesteines machen, so kann man annehmen, dass die Therme eine verhältnissmässig beträchtliche Quantität von Kalk- und Talksilicaten enthielt, dass dieselbe auf ihrem spätern Laufe mit Strömen von Kohlensäuregas in Be- rührung kam, durch welches das Kalksilicat vollständig, das schwieriger zersetzbare Magnesiasilicat nur Lheilweise, unter Abscheidung von Kieselsäure in Garbonat verwan- delt wurde und dass sie endlich auf eine Stelle traf, wo thierische Ueberreste vorhanden waren‘). Von den jetzt noch thätigen Thermen ist mir nur eine bekannt, deren Absatz mit dem Kalk vom Pico Crux in der Zusammensetzung einige Aehnlichkeit hat. Es ist diess die warme Quelle von St. Allyre bei Glermont in der Au- vergne**). Der aus dem Wasser derselben entstandeneKalk- tuff enthält nach Berzelius ausser 'kohlensaurem Kalk *) Vergleiche Bischof’s Lehrbuch der chem. u. physik. Geo- logie Bd. I. p. 347, 509-511, 769—771. **) Ebendas. Bd. I. pg. 891. — 4239 — und kohlensaurer Magnesia,, 0,52 0%, phosphorsauren Kalk, Magnesia und Manganoxydul und 6,8 Proc. gallertartige Kieselsäure. Bischof nimmt ebenfalls bier an, dass die Magnesia zunächst an Kieselsäure gebunden sei und macht darauf aufmerksam, dass durch eine direkte Bestimmung der Kohlensäure zu ermitteln wäre, ob und wie viel Kalk man sich mit der Kieselsäure vereinigt zu denken hätte. 2. Kalk von Canigal. Nach der Angabe des Herrn Prof. Heer findet sich dieser Kalk in einem auf vulkanischem Tuff geschichteten Sandlager. Er bildet in dem Sande mannigfach gestaltete Massen, welche zum Theil die Form von Baumstämmen und Wur- zeln besitzen und daher als Ueberbleibsel von Waldbäu- ımen etc. angesehen worden sind. In demselben Sande kömmmt; eine unzählige Menge von Landschneckenschalen vor, welche oft 3—4‘ übereinander geschichtet sind. In seinem äussern Ansehen hat der Kalk viele Aehn- lichkeit ‚mit dem Kalktuff. Er ist graulichweiss, porös und von geringem Zusammenhalt. Im Glasröhrchen erhitzt giebt er eine beträchtliche Menge brenzlicher Ammoniak-haltiger Produkte. In verdünnter Salzsäure löst er sich unter ausserordent- lich starkem Aufschäumen mit Zurücklassung schleimiger ‚Flocken und etwas schwarzen Sandes auf. Die schleimigen Flocken bestehen grösstentheils aus stickstoffhaltiger or- ganischer Substanz. Durch die qualitative Analyse wurden ausserdem in dem Gesteine nachgewiesen: Wasser, Phosphorsäure in Verbindung mit Kalk und Magnesia; koblensaurer Kalk und kohlensaure Magnesia. Die quantitative Analyse, welche in ähnlicher Weise — A wie die des Kalkes vom Pico Crux ausgeführt wurde, gab fol- gendes Resultat: Kohlensaurer Kalk... 84,29 Kohlensaure Magnesia . 5,48 Phosphorsaure Erden . 1,00 Stickstoffb. org. Substanz 4,66 7.07 Wasser, ulasiimmosde. 5% pe \ Sandısar winken ai 99,32 So eigenthümlich auch das Vorkommen dieser Kalk- massen in dem Sandlager ist, so ist es doch mehr als wahrscheinlich, dass dieselben auf ähnliche Weise wie die Kalktuffe überhaupt sich durch Absatz aus Gewässern ge- bildet haben. Zieht man den Gehalt an phosphorsauren Salzen, so wie den bedeutenden Gehalt an stickstoffhal- tiger organischer Substanz von schleimiger Beschaffenheit in Betracht, so liegt die Vermuthung nahe, es haben jene massenhaften Anhäufungen von Landschnecken das Ma- terial zur Bildung des Gesteins geliefert. Schliesslich erwähne ich noch zweier Kalksteine von andern Fundorten auf Madeira. Der erste kommt von der Levada des Pico Crux. Derselbe ist nach einer qualitativen Analyse dem Kalke aus dem Vinoso des Pico CGrux in jeder Beziehung ganz ähnlich, nur ist er stellenweise durch Eisenoxyd, das durch Salzsäure gelöst wird‘, stark gelb gefärbt. Der zweite bildet bei St. Vincente ein Lager und wird dort zum Brennen benutzt. Es ist ein gewöhnlicher krystallinisch-körniger Kalkstein von weisser Farbe, der sich vollständig in Salzsäure auflöst und weder Phosphor- säure noch merkliche Quantitäten organischer Substanz enthält, obgleich hin und wieder Versteinerungen von Seeschnecken und Seeigeln darin vorkommen sollen. — 431 — Dr. J. Ch. Heusser. — Die Mineralien des Bin- nen- und Saasthales. Herr Prof. Studer schliesst in seiner Geologie der Schweiz, im 1: Bd. pag. 201, den Abschnitt ‚über die Centralmasse des Gotthardes mit folgenden Worten: » Wie auch Dauvyr&e bemerkt, zeigen die Mineralien der Centralmassen in Oisans, am Montblauc, Finsteraar- horn und Gotthard eine auffallende Uebereinstimmung, und es bestätigt sich von dieser ‚Seite her. ebenfalls die Annahme eines engen genetischen Zusammenhanges aller dieser Gebirge. Es besteht ferner zwischen mehreren dieser Mineralien und den Produkten neuerer Vulkane eine Analogie, wie man sie bei der grossen Verschieden- heit der Stammgebirge nicht erwarten durfte; und die Chemie’ lässt aus dieser Vergleiebung Schlüsse herleiten, die über den dunkela Ursprung derselben ‘und die Bil- dungsweise der Centralmassen selbst einige Aufhellung hoffen lassen. Eine tiefere Begründung dieser Schlüsse wird jedoch erst nach einer zu diesem besondern Zwecke unternommenen, neuen Untersuchung und Vergleichung der einzelnen Fundorte, ihrer geologischen Verhältnisse und der Beschaffenheit des Muttergesteins möglich wer- den, eine Arbeit, die wir wohl von dem um diesen Theil der schweizerischen Mineralogie vielfach verdienten Wiser:am ersten erwarten dürfen.“ Gewiss ist die Sammlung ‘des ‚Hrn. Wiser sowohl in Beziehung auf schöne und: ausgezeichnete Exemplare, als in Beziehung auf Vollständigkeit, als auch in Bezie- hung auf genaue Kenntniss aller{Fundorte, die schönste und vollkommenste Sammlung schweizerischer Mineralien, die existirt; gewiss hat zu dem in obigen Worten ausge- u: 7 sprochenen Zweck, Niemand mehr geleistet, als Herr Wiser. Bei der unendlichen Mannigfaltigkeit krystalli- nischer Bildungen in den Alpen bleibt: indess auch für andere bier noch ein reiches Feld zu bebauen übrig. Ich habe mir vorgenommen, mich an dieser Arbeit, soweit es in meinen Kräften steht, zu hetheiligen, und habe diesen Sommer den Anfang gemacht mit einer Reise nach‘ zwei Tbälern der von Hrn. Studer so genannten Gentralmasse der Walliser-Alpen, deren Resultate ich hier mittheilen will. | Das erste Thal, das ich besuchte, ist das Binnen- thal. Von dem Dörfchen Imfeld aus machte ich alle Tage meine Excursionen, begleitet und geführt von August Tenisch, einem Manne, der seit längerer Zeit die Mine- ralien des Thales sammelt und verkauft; der mich aber trotz dem ohne Rückhalt und mit anerkennungswerther Uneigennülzigkeit alle ihm bekannten Fundorte von Mi- neralien kennen lehrte und mir zugleich an gefährlichen Stellen ein sicherer Führer: war. Den Anfang der Mineralien des Binnenthales will ich machen mit den seltensten und schönsten, dem Bin- nit oder Dufrenoisit, dem Realgar, Auripigment und:der Blende, die alle vier demselben Muttergestein angehören. Sie finden sich nämlich im Dolomit, der sich auf dem linken Ufer der Binna nach dem Albrun hinzieht, west- lich aber das Seitenthal, das nach der Kriegalpe sich öffnet, durchsetzt und sich bis gegen Brigg hin erstreckt. Merkwürdiger Weise finden sich''aber' in dieser ziemlich langen Erstreckung des Dolomites die erwähnten Minera- lien nur an 'einer einzigen Stelle und zwar eiwa eine Viertelstunde über Imfeld, da wo der Längbach in ziem- lich steilem Fall über diesen Dolomit herunter fliesst. Die Mächtigkeit des Dolomits ist hier einige hundert — Yu — Schritt; die erwähnten Mineralien finden sich aber auch nicht in der ganzen Ausdehnung dieses Durchschnittes des Dolomites, sondern die Blende nur in einem etwa 5,Zoll breiten Quarz führenden Band, das Realgar, Au- ripigment und der Binnit in einem ähnlichen, aber bloss eiwa 2 Zoll breiten Band. Aus diesen beiden Bändern werden die Mineralien durch Sprengen gewonnen, daher es sehr oft vorkommt, dass die schönsten Krystalle vom Muttergestein abspringen, ‘oder auch selbst in‘ viele Stücke zerspalten werden. Blende und Realgar sind so bekannt, dass ich darüber hier nichts weiter zu bemer- ken brauche. Auripigment ist viel seltener als Realgar. Was den Binnit oder Duffrenoisit betrifft, so ist es mög- lich, dass wir beide Namen, die bisher synonym für Ein ! BERN. Mineral, und zwar von der Zusammenselzung P,? 4, .ge- braucht wurden, für zwei verschiedene Mineralien beibe- halten können. Ich war nämlich so glücklich, zwei ziem- lich deutlich krystallisirte Individuen (das eine bei Aug. Tenisch, das andere später bei Herrn Domherrn Rion in Silten) dieses grauen Schwefelmetalls zu finden, die entschieden nicht, wie der von Herrn Damour beschrie- bene Dufrenoisit (v. annal.. de chim. et de phys. XIV 379) dem regulären System angehören; vielmehr schei- nen sie entweder dem zwei- und zweigliedrigen oder dem zwei- und eingliedrigen Systeme anzugehören, was nur durch eine Messung entschieden werden kann; die ge- nauere krystallographische Beschreibung werde ich, hof- fentlich bald, besonders bekannt machen, indem ich noch eine Sendung dieses Minerals, worunter vielleicht. auch noch mehr oder weniger deutliche Krystalle sich finden werden, aus Binnen erwarte. Sollte Herr Damour nicht durcb zu unvollkommene Stücke zu einer unrichligen — krystallographischen Bestimmung veranlasst worden sein, so läge bier entweder ein neuer Fall von Dimorphismus vor, oder es müsste, das Mineral, das ich aus Binnen mitgebracht, auch chemisch von jenem ‚des Herrn Da- mour verschieden sein. Auch die chemische Zusammen- setzung gedenke ich dann mit der krytallograpbischen Beschreibung zugleich bekannt zu machen. Sehr häufig sind nun ferner in diesem Dolomit Schwefelkies und. Bitterspath, selten dagegen Adular, Turmalin und der. von Herrn Wieser. zuerst darin gefun- dene Schrerspath ; der Schrerspath und Adular wasserhell und durchsichtig, der Turmalin hellgrün, an denjenigen von Gampolongo erinnernd. Schwefelkies und Bitterspath kommen in dem letztern ebenfalls vor; Schrerspath soll in demselben vorkommen ; der im Dolomit von Campo- longo so häufige und schöne Tremolit ist in demjenigen von Binnen allerdings noch nicht gefunden worden; da- gegen scheint der in Campolongo vorkommende Saphir auch in Binnen vorzukommen; wenigstens habe ich bei Herrn Grosscastellan Burcher in Viesch in einem Dolo- mitstücke aus Binnen eine sehr harte blaue krystallinische Masse getroffen, die Saphir sein könnte. Da mir aber Herr Burcher das Stück nicht abtreten wollte, ich also keine weitere Untersuchung damit anstellen konnte, so bleibt diese Frage noch unentschieden. Ich führe diess hier bloss an, weil man aus einer vollständigen Ueber- einstimmung der Mineralien in den beiden Dolomiten von Campolongo von Binnen vielleicht schliessen dürfte, dass beide identisch, der eine bloss eine Fortsetzung des an- dern sei. Von diesem Dolomitlager wollen wir übergehen”zu einem ähnlichen auf dem rechten Ufer der Binna, aber etwa eine Stunde weiter thalaufwärts, nahe am Schlusse Ze Zi des Thales in den sogenannten Turpen. Man findet den Ort leicht, wenn man im letzten Seitenthale,‘ das sich rechts öffnet, dem Wasser, das aus dem Turpengletscher kommt, folgt, und dann, nachdem man etwa eine Stunde gestiegen, sich etwas links hält. Dieser Dolomit, der in einer grossen, fast senkrechten Wand ansteht, fällt übri- gens schon von ferne durch seine weisse Farbe ins Auge. Er ist oben und unten von Gneis begrenzt; an der Grenze dieser beiden Gesteine findet sich aber ein merkwürdiges Mittelgestein, ein Dolomit, der reichlich mit Glimmer durchzogen ist, und auf diesem dolomit-, kalk-, und glimmerhaltigen Gestein sitzen nun die schönsten Rutil- krystalle; ich habe deren selbst ganz schöne gefunden; noch schönere freilich, wie ich sie vorber nie gesehen, von Tenisch gekauft. Alle Rutilkrystalle dieses Fundor- tes sind einfach, nicht Zwillinge, meist rein schwarz, viel seltener roth; sie zeigen sehr schön das erste und zweite Okta@der, und parallel den Endkanten des ersten auf die Säule grad aufgesetzten Oktaeders deutliche Strei- fung. In demselben Uebergangsgesteine finden sich kleine röthlichbraune,, durchsichtige Turmalinkrystalle und durch- sichtige, wasserhelle Adulare; ferner in der Nähe im Gneis selbst, aber nicht als mineralogische Bestandtheile, sondern in Spalten und Rissen desselben, die mit Thon und Lehm ausgefüllt sind, sehr schöne Epirotkrystalle; in diesen Spalten sitzen sie drin, so dass sie mit ihren obern Enden fast die Oberfläche erreichen. Aufderselben Seite der Binna, aber mehr thalabwärts finden sich die grossen rothen Zwillingskrystalle, von Rutil im Gneis selbst und zwar meist in Quarzbändern desselben. Ganz hinten im Thale am Fusse des Ofenhorns, am Thäli-Gletscher (ausgesprochen wird er Tälli-Gleischer; — 436 — ob meine Ableitung des Wortes die richtige ist, will ich dahin gestellt sein lassen) kommen Granat und Eisenglanz im dortigen Gneis vor; ferner am Albrun schöne Rauchto- pase, gewöhnliche Bergkrystalle, Adulare , Glimmer und Schwefelkies, welch letzterer dann freilich auf dem süd- lichen Abhange nach Pomat hin in viel schönern Krystal- len ‚auftritt. Wenn man vom Albrun aus auf der linken Seite der Binna thalabwärts geht, so haben wir zunächst ganz dasselbe Gestein, wie gegenüber in den Turpen, einen Dolomit, ‚oben und unten von Gneis eingeschlossen mit demselben Uebergangsgestein, das auch Rutil und Tur- malin zeigt, erstern aber nicht so schön , wie gegenüber. Der Turmalin ist theils derselbe braunrothe, wie gegen- über, dann aber auch der gewöhnliche schwarze, ‚so z. B. etwas weiter oben am Pochtenhorn. Hier sollen vom Pochtenhorn bis zum Längbach in verschiedenen Höhen über der Binna Anatas, Magneteisen und der von Herrn Wieser zuerst ‚unter den Binnenthaler Mineralien aufgefundene Zirkon vorkommen. Jedenfalls sind die beiden ersten Mineralien nicht gar häufig, das dritte so- gar sehr selten, und ich habe von allen dreien keines selbst gefunden. Ein richtiger Punkt für die Binnenthaler-Mineralien ist nun noch der Gaispfad. Auf der linken Seite der Biuna fliesst unterhalb des Längbaches auf derselben Seite und parallel mit demselben der Messerbach in’ die Binna. Steigt: man längs diesem Bache über den Dolomit auf- wärts, so kommt man vielleicht nach anderthalb: Stunden auf einen Alpboden, in dessen Hintergrund der Bach sich theilt. (Schluss folgt.) MITTHEILUNGEN DER NATURFORSCHENDEN GESELLSCHAFT IN ZÜRICH. DM 406; 1855. Dr. J. Ch. Heusser. — Die Mineralien des Bin- nen- und Säasthales. h (Schluss.) Der eine Arm kommt in steilen Abfällen vom Gaispfad, der andere von dem Gletscher zwischen dem Stock- und Wannehorn. Am Rande dieses Gletschers aufwärts und auf der andern Seite nach Fäsch hinunter, finden sich bunt durcheinander Blöcke von Granit , Gneis, Glimmerschiefer, Serpentin und Chlorit. Auf der Höhe des Gletschers und noch häufiger auf der andern Seite nach Fäsch hinunter, kommen theils im Chlorit, tbeils in einem hellgrünen Gestein, das vielleicht ein inniges Ge- menge ist von Chlorit mit Granatmasse, schöne rothe Krystalle von Granat vor; und es sollen in demselben Muttergesteine durchsichtige grüne Granate vorkommen, die ich freilich nicht selbst gefunden habe. Dagegen fand ich‘ massenweise in diesem Ghlorit schwarze Hornblende und zwischen schönen grossen Hornblendekrystallen klei- nere Partien von Epidotmasse; ausgebildete Epidotkrystalle dagegen fand ich hier nicht. Von der Höbe des Gletschers kann man am Ab- hange des Berges hin nach dem Gaispfad gelangen; auf diesem Wege fand ich nun massenhaft einen schiefrigen Band Ill. 28 — 138 0 — Serpentin mit Strahlstein und Pennin, welch letzterer bis- her aus dem Binnenthale noch nicht bekannt war. Der Gaispfad selbst soll der Fundort noch verschiedener an- derer Mineralien sein; die ganze Höhe des Passes be- steht aus $erpenlin; ich konnte mich aber hier gar nicht lange aufhalten, da ich plötzlich eingeschneit wurde, und mich nur noch schnell an den Fundort des Titaneisens führen liess, das ganz in Bergleder und Asbest einge- büllt in einer mit Thon und Lehm ausgefüllten Höhlung vorkommt einige hundert Fuss über dem Gaispfadsee. Diess sind, wie ich glaube, ziemlich vollständig die Mineralien des Binnenthales; meines Wissens fehlt bloss der Amethyst, der sehr schön an der Kriegalpe vorkom- men soll, wohin ich aber des schlechten Welters wegen zu gehen verhindert war, und der Sphen, der jedenfalls sehr selten vorkommt; wo, habe ich nicht in Erfahrung bringen können. Nächst dem Binnenthale dachte ich die beiden Visper- thäler und vorzüglich den diese beiden Thäler trennenden Saasgrat zu studiren, der in den unter dem Namen „ Zermatter- Mineralien« bekannten Fossilien“ wärts vor, kann übrigens dahin auch vom Rimpfischhorn und Strahlhorn aus gelangen. Merkwürdig bleibt, dass, wenn der Gabro im Saasthale wirklich nirgends anderswo vorkommt, als hier am Strabl-, Rimpfisch- und Allelin- horn, Blöcke davon nicht bloss thalabwärts bis unterhalb Balen, sondern hier zu beiden Seiten weit in den Berg hinauf versetzt wurden. Ich selbst habe zwar diese Blöcke in bedeutender Höhe nicht gesehen, indess ver- sicherte mir Herr Notar Zurbrüggen, dass sie dort vor- kommen; wenn diess der Fall, und wenn der Gabro nicht dort in der Nähe irgendwo anstehend ist, so bleibt‘ wohl nichts anderes übrig, als anzunehmen, dass einmal das Saasthal bis unterhalb Balen von hohen Gletschern be- deckt gewesen sei. Fr. Th. Freriechs und G. Städeler. — Ueber das Vorkommen von Leuein und Tyrosin in der menschlichen Leber. Die Umsetzungsprozesse, welche die organischen Substrate des lebenden Organismus unter normalen Ver- hältnissen erleiden, sind wenigstens in ihren gröberen Zügen und in ihren Endprodukten seit längerer Zeit be- kannt. Viel weniger wissen wir von den Modificationen , welche bei veränderten Lebensbedingungen, in Krank- keiten, eintreten können. Der Eifer, mit welchem in unseren Tagen dieses Gebiet, dessen genaue Durch- forschung ein dringendes Postulat der wissenschaftlichen ‚Pathologie bildet, bearbeitet wurde, hat bisher nur spär- liche Früchte getragen; denn abgesehen von einigen wenigen, dem gesunden Organismus fremden Körpern, wie dem Gystin, beschränkten sich die Angaben gröss- — 34 - A tentheils auf quantitative Abweichungen der Umsetzungs- produkte, und auf die Nachweisung von Stoffen ‚ welche aller Mühe ungeachtet, nicht genauer chemisch festge- stellt werden konnten, wie von Farbstoffen, sogenannten Extractivstoffen etc. Wir glauben daher, dass die Nach- weisung zweier, bisher nur auf künstlichem Wege dar- stellbarer Substanzen‘, des Leucins und Tyrosins als un- mittelbare Produkte des abnormen Stoffwandels ein allgemeines Interesse in Anspruch nehmen dürften. Schon im Jahre 1851 fand der Eine von uns in Kiel bei der mikroskopischen Untersuchung einer, im Zu- stande der sogenannten acuten Atrophie befindlichen Le- ber einer mit den Erscheinungen «von Blutintoxieation gestorbenen Schwangeren, unter dem Detritus der zerfal- lenen Leberzellen, zahlreiche nadeiförmige Krystalle, welche theils einzeln, grösstentheils aber in garben- oder federbuschähnlichen Drusen vereinigt lagen. In grosser Menge zeigten - sich dieselben im Blute der V. V. he- paticae. Durch Auskochen der zerschinittenen Leber mit Was- ser und Einengen des Filtrats, wurde eine Quantität der- selben gesammelt; allein nach der Reinigung erwies sich dieselbe als unzureichend für eine chemische Uhnter- suchung. Später wurde die Spur dieser Krystalle vorgeblich sowohl in Göttingen wie in Kiel verfolgt, bis im Win- ter 1853 in der Leber einer unter comalösen Erschei- nungen gestorbenen Frau, welche‘ längere Zeit wegen Verstopfung des ductus choledochus im jüdischen Hospi- tal zu Breslau behandelt worden war, dieselben Formen sich wiederfanden. Auch hier waren, wie es in Folge anhaltender Gallenstauung nicht selten beobachtet wird, die Leberzellen zum Theil zerfallen, und zwischen ihren — 44 — Ueberresten lagen zahlreiche Krystallbüschel nebst run- den, concentrisch ‘geschichteten Kugeln. Die feineren Aeste der V. V. hepaticae traten wegen ihrer vollständi- gen Ausfüllung mit krystallinischer Masse schon dem un- bewaffneten Auge als graue, feste Streifen entgegen, _ während in den grössern die Innenwand mit festanhaf- tenden Drusen bedeckt erschien. Die grösseren und klei- neren Pfortaderäste, sowie die Verzweigungen der Le- berarterie waren vollkommen frei geblieben;' sie liessen nichts Abnormes erkennen. Die Gallengänge strotzten von dunkelbrauner Galle, in welcher hie und da Choles- trintafeln und braune Körnchen, aber keine andern Form- elemente gefunden wurden. Aus dieser Leber konnte ein für die Untersuchung genugendes Material gewonnen werden. Das Organ wurde zu dem Ende zerschnitten, durch Abwaschen mit kaltem Wasser , soweit-es thunlich, von der in den Gallengängen angehäuften Galle befreit, zer- rieben und mit Wasser ausgekocht. Die durch ein gro- bes Collatorium geseihte Flüssigkeit liess beim Stehen eine Menge ungelöst gebliebener krystallinischer Körn- chen fallen, welche für sich gesammelt und gereinigt wurden. Das Filtrat wurde sodann mit basisch. essigsau- rem Bleioxyd gefällt, durch Schwefelsäure und Schwe- felwasserstoff von Blei befreit und eingeengt). Nach einigen Tagen fiel eine bedeutende Quantität grüner Körnchen nieder, welche unter dem Mikroskop als Dru- sen und Garben feiner Krysallnadeln, wie sie im Leber- parenchym und in den Aesten der V. V. hepaticae gefun- den waren, sich erwiesen. !) Mit einer kalischen Lösung von weinsaurem Kupferoxyd konnte in dem Filtrat kein Zucker aufgefunden werden. — MI — Beim w£itern Verdunsten der Mutterlauge schieden sich später Ueberreste derselben Form aus, hauptsäch- lich jedoch rundliche, zum Theil concentrisch schattirte Körper, welche ebenfalls im Leberparenchym bei der mikroskopischen Voruntersuchung bereits gesehen waren. Die Flüssigkeit bedeckte sich bei längerem Stehen mit einer hautartligen, aus diesen Körpern und amorpher Substanz bestehenden Schicht '). Zur Reinigung wurden sämmtliche krystallinische Produkte vermischt, und durch Ausziehen mit Aether von ‚ einer anhängenden, syrupförmigen, klebenden Materie befreit. Siedender Weingeist nahm darauf den grössten Theil (etwa %3) der Krystalle auf, und färbte sich bräun- lich, während der aus zarten Nadeln bestehende Rück- stand rein weiss erschien. Die weingeistige Lösung setzte nach einiger Zeit ebenfalls einen völlig farblosen Nieder- schlag ab; er war ein Gemenge von Nadeln und ziem- lich grossen concentrisch schatlirten Kugeln, die durch wiederholte Behandlung mit Weingeist getrennt werden konnten. In heissem Wasser lösten sich die letzteren Krystall- 1) Die Mutlerlauge, aus welcher beide Arten Niederschläge sich abgeschieden hatten, (rübte sich von Neuem auf Zusalz von neulralem sowohl, wie von bas. essigsaurem Bleioxyd. Der Nie- derschlag war in Wasser sehr schwer löslich; in Wasser suspen- dirt und mit Schwefelwasserstoff von Blei befreit, wurde ein Fil- trat erhalten, das beim Verdunsten eine klebende Masse zurück- liess, die sich an der Luft bald intensiv blau färbte. Unter dem Mikroskop nahm man darin helle, fettähnliche oder harzähnliche Tröpfehen wahr, und bei längerem Verweilen an der Luft ver- wandelte sich die blaue Farbe in Braun. Wir haben uns durch Versuche überzeugt, dass die blaue Farbe nicht von einer Ku- pferverbindung herrührte. — 149 — aggregate in reichlicher Menge, und schieden sich beim Abdampfen der Lösung grösstentheils in kreideweissen Häuten auf der Oberfläche der Flüssigkeit wieder ab; ganz so, wie man es beim Abdampfen wässriger Leu- einlösungen wahrnimmt. Dieser Körper war in der That nichts anderes als Leucin; die Lösung wurde durch kein Metallsalz gefällt, in Ammoniak war er weit reichlicher löslich, als in Was- ser, Weingeist nahm ihn nach Entfernung der fremden Materien nur bei Siedhitze in irgend erheblicher Menge auf, in Aether war er unlöslich, und beim vorsichtigen Erhitzen in einer, an beiden Enden offenen Glasröhre sublimirte er vollständig in zarten wolligen Massen. Ausserdem liess eine von uns ausgeführte Stickstoffbe- stimmung über seine Identität mit dem Leucin keinen Zweifel “übrig. 0,273 Grm. lieferten 0,4775 Grm. Ammonium-Pla- tinchlorid = 10,97 Proc. Stickstoff. ‘ Die Formel des Leueins: C42H4,;NO;,, verlangt 10,68 Proc. Stickstoff. Die nadelförmigen Krystalle, welche theils bei der ersten Behandlung der ursprünglichen Krystallmasse mit Weingeist, theils bei wiederholtem Auflösen des unreinen Leueins in Weingeist zurückgeblieben waren, hinterlies- sen beim Verbrennen eine nicht unbedeutende Menge einer weissen, aus schwefelsaurem Kalk bestehenden Asche; sie bedurften mithin noch einer weiteren Reinigung. Ammoniak nahm sie mit Leichtigkeit auf, wobei der grösste Theil des schwefelsauren Kalks zurückblieb. Um diesen vollständig zu entfernen, wurde die ammoniakalische Lösung zuerst mit einigen Tropfen Barytwasser, dann mit kohlensaurem Ammoniak vermischt, und der entstandene Niederschlag abfiltrirt. Das gelbliche Filtrat setzte beim — 450. — freiwilligen Verdunsten den krystallinischen Körper gröss- tentheils farblos ab; nur am Rande der verdunstenden Flüs- sigkeit zeigten sich die Krysalle gebräunt. Durch zwei- bis dreimaliges Auflösen in Ammonik und freiwilliges Verdunsten der Lösung gelang es indess leicht auch diese vollkommen farblos zu erhalten. Die so gewonnenen Krystalle bildeten prächtig sei- deglänzende Nadeln; sie waren geruch- und geschmack- los, und schmelzen beim Erhitzen unter Bräunung, wobei sich der Geruch von verbrennendem Haar zu erkennen gab. Zugleich entstand ein geringer krystallinischer An- flug, der sich bei weiterm Erhitzen in ölförmige Tropfen verwandelte; die Dämpfe reizten zum Husten, und nach Verflüchtigung der ammoniakalischen Produkte zeigte das Röhrchen den angenehmen Geruch, den man beim Er- hitzen des Saligerins wahrnimmt. Mitunter glaubten wir auch den Geruch der Carbolsäure zu erkennen, nament- lich wenn wir enge Röhren beim Erhitzen anwandten. Die Krystalle waren ferner unlöslich in Aether und Wein- geist, schwer löslich in siedendem Wasser, leicht löslich in Alkalien und Mineralsäuren. Siedende verdünnte Essigsäure löste die Krystalle nur dann in erheblicher Menge, wenn sie unrein waren, und in diesem Falle wa- ren sie, wie schon aus der obigen Mittheilung über die Reindarstellung des Leucins hervorgeht, auch in sieden- dem Weingeist nicht ganz unlöslich. Form und Verhalten der Krystalle gegen Lösungs- mittel stimmen vollkommen mit dem Tyrosin überein, und es gelang leicht ihre Identität durch die. Piria’sche Tyrosinprobe nachzuweisen. Wenige Milligr., mit con- centrirter Schwefelsäure, und darauf mit kohlensaurem Kalk behandelt, lieferten eine Lösung von tyrosinschwe- —_ 41 — felsaurem Kalk, die auf Zusatz von neutralem Eisen- chlorid augenblicklich prachtvoll violett gefärbt wurde. Es musste biernach als überflüssig erscheinen eine weitere Bestätigung durch die Elementaranalyse vorzu- nehmen; wir zogen desshalb vor, unser Tyrosin zur Darstellung von Tyrosinschwefelsäure zu verwenden, da deren Zusammensetzung noch unbekannt, und eine ge- naue Kenntniss derselben schon wegen ihrer auffallenden Reaction mit Eisenchlorid, die ganz mit der der Körper aus der Salicylgruppe zusammenfällt, von nicht unbe- deutendem Interesse war. Zur Darstellung der gepaarten Säuren übergossen wir das Tyrosin mit concentrirter Schwefelsäure und er- wärmten gelinde, worauf es sich mit vorübergehend schön rother Farbe auflöste. — (Die Röthung durch Schwefel- säure beobachtet man ebenfalls bei Körpern aus der Sa- lieylgruppe, z. B. beim Salicin und beim Saligenin.) — Nachdem die Lösung einige Zeit auf etwa 200° oder etwas darüber erhitzt worden war, verdünnten wir mit Wasser, sättigten mit Baryt, und erhielten durch Fil- tration eine farblose neutral reagirende Lösung, die wäh- rend des. Abdampfens auf dem Wasserbade auf ihrer Oberfläche rosetteförmige Krystallaggregate abschied. An- deren Tages war das Filtrat zu einer Gelatine erstarrt; sie wurde mit dem zweifachen Volum Weingeist zerrührt und die theils krystallinische, theils amorphe Ausschei- dung auf einem Filtrum gesammelt. Das Filtrat hinter- liess beim Verdunsten einen geringen firnissähnlichen Rückstand, der sich leicht im Wasser löste, und einen zuerst süssen, hernach- bittern Geschmack zeigte, sehr ähnlich dem Geschmack der Gallensäuren. Leider war die Ausbeute zu gering, als dass wir eine genauere Prü- fung dieser Substanz hätten vornehmen können. — 42 — Die wit Weingeist gewaschenen Salze wurden mit kaltem Wasser behandelt, worin sich das amorphe Salz ziemlich leicht auflöste, während das krystallinische zu- rückblieb. Durch Vermischen der Lösung mit Weingeist wurde das amorphe Salz wieder abgeschieden. Wir hatten auf das Entstehen von einem Barytsalz gerechnet; durch das Auftreten von zwei Salzen war un- ser Material zersplittert. Wir konnten damit nur wenige Versuche anstellen, und unsere Mittheilungen darüber müssen desshalb etwas dürflig ausfallen. Wir glauben indess, dass die von uns gewonnenen analytischen he- sultate, obwohl eine Gontrolle derselben als wünschens- werth erscheinen muss, doch die Zusammensetzung der Salze verkennen lassen. a) Krystallinisches Barytsalz. Das krystallinische Barytsalz löst sich nur spurweise in kaltem Wasser, und ist auch bei Siedhitze sehr wenig löslich. Dessenungeachtet wird aber die Lösung auf Zu- satz von Eisenchlorid auf’s Prachtvollste violett gefärbt. Mineralsäuren sowohl, wie Essigsäuren lösen das Salz mit Leichtigkeit; aus der essigsauren Lösung scheiden sich aber nach wenigen Minuten harte krystallinische Körner ab, die ohne Zweifel freie Tyrosinschwefelsäure sind. Sie konnten durch Waschen mit Wasser vom es- sigsauren Baryt befreit werden , lösten sich reicht in Am- moniak, und beim Verdampfen der Lösung hinterblieb ein amorphes, leicht lösliches Salz, das mit Eisenchlorid ebenfalls eine sehr intensive Reaction gab. — Beim vorsichtigen Erhitzen verlor das lufttrockne Barytsalz viel Wasser, ohne seine Farbe zu verändern; beim ra- schen Erhitzen bräunte es sich, verkohlte und gab den Geruch von Schwefelwasserstoffund Ammoniak zu erkennen. (Fortsetzung folgt.) MITTHEILUNGEN DER NATURFORSCHENDEN GESELLSCHAFT IN ZÜRICH. a h 1855. 5 k/ 7 Fr. Th. Frerichs und G. Städeler. — Ueber das Vorkommen von Leuein und Tyrosin in der menschlichen Leber. (Schluss.) In der wässerigen Lösung des Salzes entstand durch verdünnte Schwefelsäure eine Fällung; concentrirte Schwe- felsäure löste es ohne Schwärzung und ohne Entwicklung von Schwefelwasserstoff. 0,1243 Grm. des lufttrockenen Salzes verloren bei 100°.0,0195 Grm. an Gewicht, und hinterliessen beim ‘Verbrennen 0,0708 Grm. schwefelsauren Baryt. Durch Einwirkung von Salpetersäure auf Tyrosin erhält man bekanntlich eine Verbindung, salpetersaures ‚ Nitrotyrosin, dessen Zusammensetzung ‚(wenn man die Gruppirung der Elemente unberücksichtigt lässt) mit der Formel: 2 NO; + C;s Hıı N 0% übereinstimmt. Durch Einwirkung von Schwefelsäure auf Tyrosin scheint eine ganz ähnliche Verbindung zu entstehen; denn die obige Baryt- und Schwefelsäurebestimmung stimmt sehr gut mit der Formel: 2(Ba ©. SO;) + Gy Hı N 0; überein. Sie fordert 56,24 Proc. schwefelsauren Baryt; wir fanden 56,96 Proc. Band Il. 29 u A Eine so einfache Paarung, wie sie die Formel an- deutet, ist indess sehr unwahrscheinlich, auch steht da- mit der gefundene Wasserverlust beim Trocknen nicht im Einklang. Verlor die Verbindung bei 100° sämmt- lichen Sauerstoff des Tyrosins in der Form von Wasser, so würde der Verlust doch nur 13,05 Proc. betragen, während der Versuch fast 3 Proc. mehr gab. Der Vorgang, welcher bei der Einwirkung der Schwefelsäure auf Tyrosin stattfindet, scheint uns durch folgende Gleichung Ausdrückbar zu sein: Cs H;; NO, +2 SO; — HO.SO; + H0.S05°Gjs Hy NO; R unser Barytsalz ‚hatte dann die Zusammensetzung: Ba0.SO; + Ba0. S03 "Cs H,NO; +2 ag. und es verlor bei 100° 7 Aeq. Wasser. Die Formel für das getrocknete Salz wäre mithin: BaO,SO; + Ba0.S03 G,sH;N. Ob dieses auf Zusatz von Wasser wieder in tyrosinschwe- felsauren Baryt übergeht, konnten wir wegen Mangel an Material nicht entscheiden. Die von uns aufgestellte Formel: Ba0.SO: + Ba0.S03 C,H, NO; + 2 agq. verlangt dieselben Elemente in derselben Proportion, wie die Formel 2 (Ba0.SO;) + C;sH,ı NO;, und wie die fol- gende Zusammenstellung zeigt, stimmen die Resultate un- serer Analyse mit der Rechnung so genau überein, als man bei Anwendung einer so geringen Menge der zu analysirenden Substanz irgend erwarten kann. Gefunden: 56,96 Ba0.SO; 15,69 HO. Berechnet: 56,24 » 15a Dass man die Tyrosinschwefelsäure auch als eine ge- paarte Dithionsäure: HO.S30; + HO.C,; Hy NO;, und das Barytsalz = Ba0.Syg0; + Ba0.C, Hy NO; + 2 .aq. be- trachten kann, braucht kaum bemerkt zu werden; wie DZ fi & —- 5 — die Formel zeigt, würde dann aber auch der Paarling das Vermögen, sich mit Basen zu verbinden, nicht verloren haben. b) Amorphes Barylsalz. Dieses zweite Barytsalz, welches. wir durch Einwir- kung von Schwefelsäure auf Tyrosin erhielten, ist leicht löslich in Wasser, und dadurch ausgezeichnet, dass die warme concentrirte Lösung desselben während des Er- kaltens gallertförmig erstarrt. Es wird ebenfalls durch Eisenchlorid violett gefärbt. Es löst sich leicht in Salz- säure und in Essigsäure, und beim Verdampfen der letz- tern Lösung, und Ausziehen des essigsauren Baryts mit einer Mischung von Wasser und Weingeist, wird die (wabrscheinlich) in Freiheit gesetzte Säure in kleinen quadratischen Tafeln und Prismen erhalten. — Das bei etwa 90° getrocknete Salz stellt eine weisse‘ kreideähn- liche Masse dar, die vom Wasser nicht mehr leicht oder nicht vollständig aufgenommen wird. Beim Erhitzen ver- liert. es Wasser ohne zu schmelzen, schwärzt sich, und entwickelt Ammoniak und Schwefelwasserstoff, während gleichzeitig ein gelber Anflug von Schwefel entsteht. Aus der wässerigen Lösung fällt verdünnte Schwefelsäure schwefelsauren Baryt. Beim Uebergiessen mit concentrir- ter Schwefelsäure löst es sich unter Entwicklung von Schwefelwasserstoff mit schmutzig gelber Farbe. 0,2415 Grm. des bei etwa 90° getrockneten Salzes verloren bei 100° 0,0097 Grm. (= 4,02 Proc.) Wasser, und hinterliessen beim Verbrennen 0,145 Grm. (= 60,04 Proc.) schwefelsauren Baryt. 0,1815 Grm. desselben Salzes wurden mit einer Mi- schung von Kali und Salpeter geschmolzen. In der mit Salzsäure übersättigten Lösung des Rückstandes entstand — 46 — auf Zusatz von Chlorbarium ein Niederschlag. Die Ge- sammimenge des erhaltenen schwefelsauren Baryts be- trug 0,1462 Grm. — 80,05 Proc. 60,0% schwelels. Baryt enthalten 8,24 Schwefel 80,50 » » » 11,08 Schwefel, und 8,24: 11,08 — 1: 1,345, wofür unbedenklich 1: 1,5 gesetzt werden kann, da bei der letzteren Bestimmung ein Verlust von schwefelsauren Baryt nicht wohl zu vermeiden war. Demnach würde das Barytsalz auf 1 Aegq. Baryt 11% Aeq. Schwefel, oder richtiger auf 2 Aegq. Baryt 3 Aeq. Schwefel enthalten. Die Säure in diesem amorphen Barytsalz scheint demgemäss aus der vorhergehenden Säure zu entstehen; man kann sich die Bildung derselben indess auch: ver- gegenwärligen, wenn man eine directe Einwirkung der Schwefelsäure auf Tyrosin annimmt: Cs H,ı NO, — 3 SO; > (HO.SO; + HO. S,03 Cjs H, NO;) +3 H0. | Das Barytsalz dieser Säure würde die Zusammen- setzung: Ba0.SO; + BaO.S;03 C,H; NO; haben; wie aber die Analyse zeigt, enthielt das bei 90° getrocknete Salz 3 Aeq. Wasserstoff und Sauerstoff weniger, und somit möchte es kaum einem Zweifel unterliegen, dass das lufitrockne Salz bei der angegebenen Temperatur Wasser verliert, und dass die Zusammensetzung des bei 90° getrockneten Salzes durch die Formel: Ba0.SO; + Ba0.S;0; CG;; H3 NO, ausgedrückt werden muss. Bei 100° verliert es noch 2 Aeq. Wasser; es ent- steht mithin die Verbindung: Ba0.SO3 + BaO.S;03 "C;sHN. - m— Rechnung und Versuch weichen nicht weit von ein- ander ab: Gefunden: 60,04 BaO. SO; 4,02 HO. Berechnet: 60,96 » 4,71» Nimmt man in dem krystallinischen Barytsalz eine gepaarte Dithionsäure an, so würde man die Säure im amorphen Salz als eine gepaarte Trithionsäure zu be- trachten haben, (das bei 90° getrocknete Salz = BaO. S30; + BaO”C,sH; NO3). In diesem Falle würde die erstere den Namen Tyrosindithionsäure, die letztere den Namen Tyrosintrithionsäure erhalten müssen; und ob- wohl dieselben zur Unterscheidung der Verbindungen sehr passend sein würden, so glaubten wir sie doch nicht eher in Anwendung bringen zu dürfen, als es uns mög- lich geworden ist, auch den Kohlenstoff- und Wasser- stoffgehalt der Verbindungen durch die Elementaranalyse festzustellen. Bei aufmerksamer Durchsicht des Mitgetheilten kann es dem Leser nicht entgangen sein, dass das Verhalten des Tyrosins mehrfach an das der Körper aus der Sali- » eylgruppe erinnert, und wir sind in der That der An- sicht, dass ihm ein Platz in derselben angewiesen wer- den muss. Einer. von uns sprach diese Ansicht schon länger als vor einem Jahre in einer, der Köngl. Gesellsch. d. Wissensch. zu Göttingen überreichten Abhandlung aus, der wir folgende Stelle entnehmen: » Wird Tyrosin mit Salzsäure und chlorsaurem .Kali vermischt, so wird die Lösung zuerst schön roth, dann unter Gasentwicklung gelb, und es setzt sich aus der trüb gewordenen Flüssigkeit ein in Wasser unlöslicher gelber. Körper ab, dessen Geruch Aehnlichkeit mit Chlor- - Me chinon hat. Das Destillat zeigte nur undeutlich die Re- action des gechlorten Acetons, was aber daher rühren mag, dass nur eine kleine Menge von Tyrosin zu diesem Versuch angewandt werden konnte. Das Tyrosin hat in seinem Verhalten gegen Salzsäure und chlorsaures Kali Achnlichkeit mit den ‚Körpern aus der Salicylgruppe; diese werden sämmtlich bei der angegebenen Behandlung zuerst roth, und scheiden dann unlösliche gelbe, dem ge- ehlorten Chinon ähnlich riechende Verbindungen aus. Ich glaube desshalb, dass ein dahin gehöriger Paarling auch im Tyrosin vorhanden ist, der ebenfalls zu der ausge- zeichneten Reaction desselben, die kürzlich Piria zu sei- ner Nachweisung vorgeschlagen hat, Veranlassung giebt.“ Nehmen wir nun im Tyrosin einen, der Salicylgruppe angehörenden Körper an, so kann derselbe kaum ein anderer sein, als Saligenin, das wir bereits als Paarling im Salicin kennen; das Tyrosin würde dann, ebenso wie die Hippursäure, als eine gepaarte Glycinverbindung be- trachtet werden müssen. Beide Körper unterscheiden sich in der Zusammensetzung nur durch 2 Aeq. Was- serstoff, welche die Hippursäure weniger enthält: C;H;NO, = Cu4Hs O0; — 2 HO Fr Gis H;, NO, ——_— mm mo Glycin Benzoesäure Hippursäure C,H;NO, + C4H;0, = 2 HO + CGıs H,ı NO, Glycin Saligenin Tyrosin. Wir haben es nicht unterlassen weitere Versuche anzustellen, um das Tyrosin in der Weise zu zerlegen, dass seine chemische Constitution mit mehr Klarheit zu Tage trete; da wir indess nur noch wenige Decigramme für diese Versuche übrig hatten, und unsere Zeit zu be- schränkt war, um uns eine grössere Menge davon zu verschaffen, so sind wir leider zu keinen ganz schlagen- den Resultaten gelangt. — Wir bemerken nur, dass bei der Behandlung mit Silberoxyd oder chromsaurem Kali und Schwefelsäure keine salieylige Säure entsteht; dass es sich in Berührung mit Emulsin bei Körperwärme nicht verändert, dass es aber beim gelinden Erhitzen mit feuch- tem Kali und etwas Braunstein den Geruch des Anilins entwickelt, der zugleich an den des Chinolins erinnert. Als wir versuchten, das Tyrosin durch Erhitzen einer innigen Mischung gleicher Aequivalente Glycin und Sa- ligenin darzustellen, erhielten wir ein negatives Resultat. Bei 140° entwichen zwar 2 Aeq. Wasser, und der ge- schmolzene Rückstand hatte die Zusammensetzung des Tyrosins; bei näherer Prüfung erwies er sich aber als ein Gemenge von Salirelin und unverändertem Glyein. Nur ein Resultat dieser Versuche, das Auftreten von Anilin beim Schmelzen des Tyrosins mit Kali und Brauv- stein, dient also der oben von uns ausgesprochenen An- sicht über die Constitution desselben , als weitere Stütze. Betrachtet man daneben uber das Verhalten des Tyrosins ‚beim Erhitzen, seine Zersetzung durch Salzsäure und ehlorsaures Kali, sein Verhalten gegen Schwefelsäure und die Reaction der tyrosinschwefelsauren Salze, so wird man wenigstens einräumen, dass unsere Ansicht einer weiteren sorgfältigen Prüfung werth ist, Es liegen einige Untersuchungen vör, die keinen Zweifel darüber lassen, dass in dem Harn von Menschen und Thieren Körper, die der Salicylgruppe angehören, vorkommen. Einem von uns gelang es, aus dem abge- dampften Harn von Herbivoren CGarbolsäure mit allen ihren characteristischen Eigenschaften abzuscheiden ?), ') Annal. d. Chem. u. Pharm. LXXVH. 17. — 160 ° — und kürzlich erhielt v. Sicherer!) aus Menschenharn auf Zusatz von Mineralsäuren einen tief blauen Körper, der bei 280° mit purpurfarbenem Dampf in prismatischen Krystallen sublimirte, die sich in jeder Hinsicht wie sub- limirter Indigo verhielten. Ebenfalls scheint die von Scharling?) aus Menschenharn dargestellte chlorhaltige Säure von der Zusammensetzung G;4H;CIO;,, die Schar- ling Chloromichmylsäure nennt, mit der gechlorten sali- eyligen Säure übereinzustimmen; beide Säuren krystalli- siren in farblosen Schuppen oder Tafeln, und geben bei der Sättigung mit Ammoniak gelbe Salzlösungen. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass diese Körper oder ihre Stammverbindungen ihr Entstehen der Zer- setzung des Tyrosins verdanken, dass diese Zersetzung in der Leber stattfindet, und dass der dabei in Freiheit gesetzte stickstoffhaltige Paarling des Tyrosins, das Gly- cin, zur Bereitung von Glycocholsäure benutzt wird. Auch das Leucin ist vielleicht nicht ohne Wichtigkeit für die Gallenbereitung. Durch Einwirkung oxydirender Substanzen zerlegt es sich unter Bildung von Valerian- säure und Buttersäure, und dieselben Säuren findet man unter den Oxydationsprodukten der Gallenbestandtheile wieder. Es möchte hierauf indess kein grosses Gewicht zu legen sein, da die genannten flüchtigen Säuren auch durch Oxydation der Fette und anderer Substanzen ge- bildet werden können. Für sehr wahrscheinlich aber halten wir es, dass das Leuein schon früh im Organismus entsteht, und seine Zersetzung in der Leber stattfindet; denn wir haben bisher bei wiederholten Versuchen in I) Annal. d. Chem. u. Pharm. XC. 120. 2) Ebendas. XLI. 49 und XLII. 268. — hl — frischen gesunden Lebern kein Leucin oder Tyrosin ent- decken können, während wir diese Stoffe bei gestörter Funktion der Leber, wie schon die beiden angeführten Beispiele zeigen, in bedeutender Menge vorfanden. Die Annahme, dass Leucin und Tyrosin in diesen Fällen erst nach dem Tode oder kurz vor dem Tode aus Protein- substanzen durch einen Fäulungsprocess entstanden seien, ist jedenfalls unstatthaft; denn man erhält bei der Fäul- niss und künstlichen Zersetzung dieser Stoffe neben viel Leucin immer nur sehr wenig Tyrosin; wir aber konn- ten aus einer Leber so viel Tyrosin abscheiden, dass es zu allen mitgetheilten Versuchen ausreichte. Wir haben Leucin und Tyrosin aber auch in solchen Lebern gefunden, bei denen von Fäulungsprocessen nicht im Geringsten die Rede sein konnte. So z. B. waren beide Körper in nicht unbedeutender Menge beir Variola Blattern vorhanden , und es gelang uns leicht, aus Typhus- lebern das Tyrosin in völliger Reinheit abzuscheiden, . während wir uns im letzteren Falle zur Nachweisung des Leucins nur des Mikroskops bedienen konnten. Höchst merkwürdig ist es, dass in diesem Falle Leucin im Harn, und wie es scheint in Begleitung von Valeriansäure vor- kommt !). 1) Wir bemerken hierbei, dass unser junger Freund, Herr W. Valentiner von Neustadt in Holstein, während seines Aufent- haltes in Göllingen, Leuein auch im Harn eines epileptischen In- dividuums, welches in Folge eines Sturzes eine ausgedehnte Schä- delfraetur mit hohem Grade von Gehirnerschütterung, nebst einer Fractur in der Gegend des 12. Rückenwirbels, ' Zoll über der cauda equina, mil Lähmung der Beckenorgane und der untern Extremitäten erlitten hatte, aufgefunden hat. Der Urin war schwach alkalisch, und enthielt während der ersten Tage etwas Eiweiss; daneben zeigten sich Eiterkörperchen, deren Menge fast bis zum Tode des Patienten ununterbrochen zunahm. Da wir in Typbuslebern wiederholt Tyrosin und Leucin gefunden haben, und bei Typhus sowohl, wie bei Cholämie constant Intoxicalion der Nerventhätigkeit be- obachtet wird, so war es für uns von grossem Interesse zu erfahren, ob das Vorhandensein dieser Körper im 3lute in directer Beziehung zu diesen Erscheinungen stehe. Wir haben desshalb beide Körper, und auch va- leriansaures Ammoniak Thieren in’s Blut injicirt, haben in Folge dessen aber durchaus keine giftigen Wirkun- gen beobachten können. Leucin konnten wir in diesen Fällen leicht wieder im Blute auffinden, dagegen gelang uns die Nachweisung von Tyrosin nicht; es hatte viel- leicht schon eine Zersetzung in der Leber erfahren. e Fr. Th. Frerichs und G. Städeler. — Ueber das Vorkommen von Allantoin im Harn bei ge- störter RBespiration. Zur Prüfung der Angabe von Alvaro Reynoso !), dass bei jeder dauernden Respirationsstörung Zucker im Harn auftrete, stellten wir eine Reihe von Versuchen an, deren Resultate mit dem, von HKeynoso erhaltenen nicht übereinstimmen; die aber so äusserst merkwürdig sind, dass wir nicht länger anstehen, sie der Oelfentlich- keit zu übergeben, obwohl wir unsere Versuchsreihe noch nicht als geschlossen betrachten, und die Absicht haben, uns noch fernerhin damit zu beschäftigen. Zucker fanden wir selbst bei den heftigsten Kespi- !) Compl. rend. XXXIIE. 606. — 463 — rationsbeschwerden nicht in deutlich nachweisbarer Menge; eine zweideutige Reaction trat öfter ein, sie konnte in- dess eine andere Ursache haben, wie aus dem Folgenden . hervorgehen wird. 1. Einem Hunde mittlerer Grösse wurde Oel in die Lungen gebracht, worauf grosse Athemnoth eintrat, und nach 12 Stunden der Tod erfolgte. Kurz vor dem Tode hatte der Hund eine reichliche Menge Harn gelassen; er “war röthlich, hatte die Consistenz und die Eigenschaften des Blutserums, und war mit breiten dunkelrothen Strei- fen durchzogen, die sich unter dem Mikroskop als An- häufungen von Blutkörperchen zu erkennen gaben. Von den Resultaten der Section heben wir nur hervor, dass das rechte Herz und die grösseren Gelässe mit sehr dunkelem coagulirten Blut gefüllt, die Leber blutreich, und die Nieren hyperämisch waren. In den Lungen fan- den sich durchweg zerstreute Entzündungsheerde, am be- deutendsten in den Rändern , die schon theilweise hepa- ‚tisirte Stellen zeigten. Zur Prüfung auf Zucker wurde der Harn mit was- serfreiem Weingeist vermischt, die Flüssigkeit vom coa- gulirten Albumiu durch Filtration getrennt, dann mit ei- nigen Tropfen Essigsäure schwach sauer gemacht, zur Verflüchtigung des Alkohols im Wasserbade verdampft, und mit einer kalischen Lösung von weinsaurem Kupfer- oxyd gekocht. Es schied sich kein Kupferoxydul ab. Als wir den Versuch in äbnlicher Weise wiederhol- ten, wobei der Hund aber schon nach 6 Stunden starb, erhielten wir keinen Harn, auch die Blase zeigte sich leer. Der Sectionsbefund stimmte übrigens mit dem frü- heren überein. ll. Einem Wachtelhunde wurde ebenfalls Oel in die Lungen gebracht, indess nur so viel, dass die Athem- "u noth nicht allzugross wurde. Am folgenden Tage wurde dem Tbiere noch Luft in den rechten Thoraxraum ge- blasen, wodurch sich aber die Beschwerden nicht nach- haltig vergrösserten. Nach Verlauf einiger Stunden war der Hund wieder ziemlich wohl. Es wurde desshalb von Neuem Oel, und zwar in etwas grösserer Menge injicirt, und auf gleiche Weise zwei Tage später verfahren. Der durch dieses Verfahren. herbeigeführte Zustand hielt im Ganzen sieben Tage an, dann erholte sich das Thier und konnte zu andern Versuchen benutzt werden. Während der ersten vier Tage war keine Fresslust vor- ‘handen, am 5. und 7. Tage wurde etwas Milch ge- nommen. Der Hund hatte während der sieben Tage fünfmal Harn gelassen, immer nur in kleiner Menge, aber von grosser CGoncentration. Die Gesammtmenge betrug gegen 8 Unzen. Er hatte eine tiefbraune Farbe, reagirte sauer, und zeigte einen höchst widerwärtigen Geruch. Jede Portion des Harns wurde, gleich nachdem sie gelassen war, mit bas. essigsaurem Bleioxyd gefällt, aus dem Filtrat das Blei mit Schwefelsäure und Schwefel- wasserstoff entfernt, und die farblose Flüssigkeit im Was- serbade verdampft. Die vereinigten Rückstände wurden darauf mit siedendem Weingeist von 82 %/, ausgezogen, und die gelbliche Lösung in einem verschlossenen Ge- fässe bei Seite gestellt. Der Rückstand war rein weiss, und bestand nur aus unorganischen Salzen, die sich in Wasser leicht auflösten. Aus der weingeistigen Lösung setzten sich nach Ver- lauf einiger Tage eine grosse Menge kleiner, weisser Kry- stallgruppen ab, die iu kaltem Wasser fast unlöslich wa- ren, sich aber bei Siedhitze lösten, und beim Erkalten in grösseren, glänzenden Krystallen wieder anschossen, WU TUR — 465 — deren Form ganz mit der ‘des Allantoins übereinstimmte. Wie dieses, waren sie leicht löslich in Ammoniak, und schossen beim Abdunsten desselben wieder an. Als die wässrige Lösung mit salpetersaurem Silberoxyd und eini- gen Tropfen Ammoniak vermischt wurde, entstand ein weisser aus mikroskopischen Kügelchen bestehender Nie- derschlag, der über Chlorcalcium getrocknet und auf sei- nen Silbergehalt geprüft wurde. 0,1588 Grm. hinterliessen beim Glühen 0,0644 Grm. metallisches Silber — 40,55 Proc. Das Allantoin-Silberoxyd: AgO. CG5H;N;,0O;, enthält 40,75 Proc. Silber. Zur Prüfung auf Zucker wurde das weingeislige Filtrat zur Entfernung von Harnstoff mit Oxalsäure ver- mischt, die vom Niederschlag getrennte Flüssigkeit ein- geengt, und nach Zusatz von Wasser mit Kreide dige- rirt, welche unter Brausen die überschüssig zugesetzte Oxalsäure aufnahm. Das Filtrat gab beim Aufkochen mit einer Mischung von schwefelsaurem Kupferoxyd, Weinsäure und Kali, keine Zuckerreaction. III. Der Harn eines Mannes, welcher viel Chlor eingeathmet, und in Folge dessen vorübergehend an sehr heftiger Brustbeengung litt, wurde in gleicher Weise auf Allantoin und Zucker geprüft. Der Harn wurde 18 Stun- den hindurch gesammelt (im Ganzen 985 CC.); die ersten Portionen waren wenig gefärbt, theilweise trübe, neutral, und ihr specifisches Gewicht betrug 1,018. Der am an- deren Morgen gelassene Harn (385 CC.) war klar, bern- steingelb, stark sauer, und hatte 1,023 specifisches Ge- wicht. Es wurden nur einige wenige schwer lösliche Kry-. stalle aus diesem Harn erhalten, deren Identität mit Al- lantoin nicht deutlich nachweisbar war. Die Zuckerprobe A gab ein negatives Resultat. Am andern Tage hatte sich zwar ein nicht bedeutender gelblicher Niederschlag ge- bildet, den _ man aber wohl kaum als von Zucker herrüh- rend ansehen kann. Das Allantoin zersetzt, wie wir un- ten zeigen werden, ebenfalls die alkalische Kupferlösung; möglich also, dass diese Ausscheidung von einer Spur Allantoin, 'welcbes sich in der Lauge befand, herrührte. IV. Einem Hunde mittlerer Grösse wurden 8 Tage hindurch ziemlich heftige Respirationsbeschwerden durch tägliches Einathmen von Ehlor verursacht, und der Harn gleich nachdem er gelassen, mit etwas Ammoniak ver- mischt und mit Bleiessig behandelt. Die weitere Prüfung auf Allantoin und Zucker wurde genau so ausgeführt, wie es bei Versuch 11 angegeben ist. Nach zehn- bis zwölftägigem Stehen an einem kühlen Ort, hatten sich aus der weingeistigen Lösung gegen 1,5 Grm. Allantoin ausgeschieden, das theilweise zur Darstellung der Silber- verbindung benutzt wurde. 0,2715 Grm. geben 0,1092 Grm. Silber — 40,22 Proc., was mit der früheren Bestimmung sehr nahe über- einstimmt. Bei der Zuckerprobe gelangten wir zu demselben Resultat, wie bei Versuch IH. Wir bemerken noch, dass der Hund während der Versuchsdauer nur zweimal etwas Milch zu sich genommen hatte. Bei Fortsetzung unserer Versuche, konnten wir in dem Urin mehrerer, an Dyspnoe, Emphysem und Pneu- monie Leidender, so wie in dem Harn einer Frau mit Aneurysma arcus aortae, die einige Tage von solcher Athemnoth befallen wurde, dass zur Tracheotomie ge- schritten werden musste, kein Allantoin entdecken. Ob das Auftreten von Allantoin in der That von Respirationsbe- schwerden abhängt, scheint unsdaher noch nicht ausser Zwei- { | | N. = fel gestellt zu sein; in grosser Menge wird es offenbar nicht gebildet; die von Raynoso beobachtete Kupferoxydul- Ausscheidung im Harn kann aber ebensowohl von Allan- toin, wie von Zucker herrühren. (Vergl. auch 8. 477.) Erhitzt man Allantoin mit einer Lösung von schwe- felsaurem Kupferoxyd, Weinsäure und Kali in nicht zu grossem Ueberschuss, so bemerkt man beim Kochen kaum eine Einwirkung, ist dagegen der Ueberschuss von Kali bedeutend, so wird die Wand des Kölbcehens bald trüb, und nach kurzer Zeit findet man einen Absatz von Kupferoxydul. Die von uns gewonnenen Krystalle so- wohl, wie auch reines, aus Harnsäure dargestelltes Al- lantoin verhielten sich in dieser Beziehung ganz gleich, und die Reaction findet in dem Verhalten des Allantoins gegen Kali eine ganz einfache Erklärung. Unter gewöhn- lichen Umständen entsteht Oxalsäure, bei Gegenwart von Kupferoxyd wird diesem Sauerstoff entzogen, und die Oxalsäure zerfällt in Kohlensäure und Wasser. Kreatin veranlasst unter gleichen Umständen keine Ausscheidung von Kupferoxydul; es kann dadurch leicht vom Allantoin unterschieden werden, dem es in mancher Beziehung ähnlich ist. Ausserdem unterscheidet es sich noch durch geringere Löslichkeit in Ammoniak und durch sein Verhalten gegen Silbersalze. In der mit salpeter- saurem Silberoxyd vermischten Kreatinlösung entsteht auf Zusatz von Ammoniak kein Niederschlag, sondern erst nach längerer Zeit Trübung, und allmälig Reduction des Silberoxyds. Sehr characteristisch ist auch das Ver- halten beider Körper gegen salpetersaures Quecksilber- oxyd. Nach der Beobachtung des Herrn Dr. Limpricht wird die Allantoinlösung durch dieses Reagens gefällt, während die Kreatinlösung unverändert bleibt. — oe (. Städeler. — Ueber die Verbindungen des Traubenzuckers mit Kochsalz. Peligott), dem wir eine Reihe sehr sorgfältiger Un- tersuchungen über die Zuckerarten verdanken, gibt an, dass der Zuckergehalt des diabetischen Harns auf 10 Proc. steigen könne; ein Patient lieferte ihm in einem Tage mehr als zwei Kilogramme Traubenzucker. Eine so reichliche Ausscheidung kommt wohl nur selten vor; der höchste Zuckergehalt, den ich bisher beobachtet habe, betrug etwas über 8 Proc. Dieser Harn enthielt ausser Zucker, Kochsalz und etwas Harnstoff, nur ein Minimum anderer Substanzen, und ich benutzte ihn desshalb zur Darstellung der Koch- salzverbindung, die nach Pasteur’s 2) Beobachtung nicht dem hexagonalen System, wie man bisher annahm, son- dern dem rhombischen Systeme angehören soll. Nach Pasteur sind die Winkel der hexagonalen Ba- sis der Krystalle = 120° 12’ und 119° 54’, die Flächen der anscheinend hexagonalen Pyramide sollen einer rhom- bischen Pyramide mit brachydiagonalem Doma angehören, und das Auftreten der sechs Flächen, die man bisher für 1/5 R hielt, sollen auf Hemiedrie beruhen. Ebenfalls zeigen, nach Pasteur, senkrecht zur Axe der anscheinend hexagonalen Pyramide geschliffene Platten im polarisir- ten Licht nicht den Charakter der hexagonalen Krystalle. (Fortsetzung folgt.) ») Journ. f. pr. Chem. XV. 85. ?2) Annal. ch. phys. (3) XXX1. 92. MITTHEILUNGEN DER NATURFORSCHENDEN GESELLSCHAFT IN ZÜRICH. oN? 1o>N _ 1855 G. Städeler. — Ueber die Verbindungen des Traubenzuckers mit Kochsalz. (Schluss.) Die Krystalle, welche ich bei langsamer Verdunstung des mit Kochsalz gesätligten Harnes erhielt, zeigten sich bei den verschiedenen Krystallisationen nicht vollkom- men gleich; sie waren grösstentheils sehr gut ausgebildet, die Flächen aber hatten nicht hinreichenden Glanz, um eine genaue Messung zuzulassen. Durch einige Koch- salzbestimmungen überzeugte ich mich indess bald, dass ausser der bekannten Kochsalzverbindung noch eine an- dere, vielleicht sogar zwei Verbindungen existiren, und diess ist wahrscheinlich der Grund, dass Pasteur’s Mes- sungen mit früberen nicht übereinstimmen. Bei weitem der grösste Theil der gewonnenen Kry- stalle enthielt durchschnittlich 23 Proc. Kochsalz, nahe übereinstimmend mit dem Verhältniss 1 Aeq. Kochsalz: 1 Aeq. Traubenzucker. Die Analyse gab folgende Re- sultate. Bestimmung des Kohlenstoffs und Wasserstoffs. I. 0,5963 Grm. gaben 0,6277 Grm. Kohlensäure und 0,2833 Grm. Wasser. Band III. 30 li. 0,735 Grm. gaben 0,7792 Grm. Kohlensäure und 0,352 Grm. Wasser. Kochsalzbestimmung. , I. 1,569 Grm. gaben 0,353 Grm. NaCl — 22,50 Proc. 11.,1,5839 169 +,» 0,3605 .» ya Dar 5 Ill. 0,8924 5 ».:.0,2078.- » ». 232301 5 Ti REN yon: SER Mittel: 23,01 Proc, Wasserbestimmung. B 1,569 Grm. verloren bei 130° 0,052 Grm. Wasser — . 3 3,31 Proe. ll. 1,5835 Grm. verloren bei 140° 0,0625 Grm. Wasser — t 3,95. 5 Ill. 2,037 Grm. verloren bei 130° 0,069 Grm. Wasser — Ä } j 3.393 4, k Mittel: 3,55 Proc. Die bei 140° getrocknete Verbindung hatte sich et- was gebräunt und roch nach Caramel. Diese Analysen führen zu der Formel: NaCl + GeHl2012 + ag. berechnet: —— H I 1 Aeq. Chlornatrium 58,5 23,64 23,01 23,01 12 » Kohlenstoff 72,0 29,09 28,71 28,91 13 » Wasserstoff 13,0 5,25 5,28 5132 13 » Sauerstoff 104,0 42,02 43,00 42,76 247,5 100,00 100,00 100,00 Beim Erhitzen auf 130°—140° verliert die Ver- bindung 1 Aeq. Wasser = 3,64 Proc. Gefunden wur- den 3,55 Proc. Man kann sie betrachten als krystallisir- — 41 — ten Traubenzucker, in welchem ein Aegq. Krystallwasser durch Kochsalz vertreten ist: Gj2H420;2 Calloud!), welcher zuerst beobachtete, dass sich Traubenzucker (aus Honig) mit Kochsalz verbinden kann, fand den Kochsalzgehalt der Krystalle wechselnd zwischen 8,3—25 Proc. Man hat auf diese Bestimmungen keinen Werth gelegt, aber gewiss mit Unrecht; denn die Kry- stalle mit dem höchsten Kochsalzgehalt waren ohne Zwei- fel die von mir analysirte Verbindung. Ich habe aber auch solche Krystalle erhalten, deren Kochsalzgehalt zwischen der Verbindung mit 1 Aeq, und 2 Aegq. Zucker stand; beide Verbindungen scheinen dem- nach zusammen krystallisiren zu können. Ferner fand ich Krystalle, deren Kochsalzgehalt 23,64 Proc. bedeu- tend überstieg; das Verhältniss näherte sich der Formel C;2H,2 0,2 + 2 NaCl. Diese Krystalle waren sehr klein, und enthielten immer etwas Wasser (1,1 — 1,5 Proc.). Leider hatte ich nicht genug davon, um den Kohlen- stoff- und Weasserstoffgehalt zu bestimmen; es ist da- her möglich, dass sie nichts anderes waren, als die Ver- bindung C,2H,2012 Io ade mit eingeschlossenen Koch- salzkrystallen, obwohl das Auge keine heterogene Be- standtheile unterscheiden konnte. Für die Verbindung des Kochsalzes mit 2 Aeq. Trau- benzucker haben Erdmann und Lehmann 2) die Formel 2 (Gi2H420;2) + NaCl + 2 aq. berechnet, da sie im luflleeren Raume oder bei 100° 2 Aeq. Wasser verliert. Peligot 3) fand indess, dass gegen 160° noch ein drittes 1) Journ. de pharm. XI. 562. ?) Journ. f. pr. Chem. XII. 111. 3) Ebendas. XV. 89. Bu yo Aequivalent Wasser ausgetrieben wird, was von Erd- - mann 1) bestätigt wurde. Es kann demnach keinem Zweifel unterliegen, dass die Verbindung nicht zwei, sondern drei Aeq. Wasser enthält; sie ist nichts anderes, als eine Verbindung des von mir analysirten Traubenzucker-Kochsalzes mit was- serhaltigem Traubenzucker: CoH10n [ia Erdmann erhielt bei der Verbrennung von 1,192 Grm. der bei 100° getrockneten Verbindung 1,491 Grm. Kohlensäure und 0,627 Grm. Wasser — 34,11 Proc. Kohlenstoff und 5,85 Wasserstoff. Die Formel 'C; 4,50% Br 2 Gumo,, for dert 33,68 Proc. Kohlenstoff und 5,85 Proc. Wasserstoff. Um die Abweichung von 0,43 Proc. im Koblenstoffge- halt zu erklären, brauche ich nur darauf aufmerksam zu machen, dass CGalloud einen Kochsalzgehalt von 8,3 Proc. und ich selbst von 11,64 und 12,41 Proc. in gut ausge- bildeten Krystallen beobachtete. Solche Krystalle geben natürlich bei der Analyse einen Ueberschuss an Kohlen- stoff, während der Wasserstoff nicht merklich vergrös- sert wird. an C42 Ha O42 +2 ag. G. Siädeler und W. Krause. — Ueber die Zu- sammensetzung des Milchzuckers und sein Verhalten gegen Kupferoxyd. Für den wasserfreien Milchzucker nimmt man die Formel C;2 H,0040, für den krystallisirten: C;2H4o Oo !) Ebendas. XVI. 247. m — + 2 aq. an. Nach Versuchen von Berzelius soll der letz- tere, wenn er über 100° erhitzt wird, 13,9 Proc. Was- ser verlieren, ein Verlust, der zwei Proc. mehr beträgt, als der Formel C;,H;, 049 + 2 aq. entspricht. Von ei- nigen Chemikern ist daher für den krystallisirten Zucker die Formel C3,;, Hy, 0,5 + 5 aq., von andern C,H; 0; + 2 aq. aufgestellt worden. Beide Formeln stimmen besser mit dem gefundenen Wassergehalt überein, als die gewöhnlich angenommene; dessenungeachtet ist aber Grund vorhanden ihre Richtigkeit zu bezweifeln, und wir sahen uns daher veranlasst, den Milchzucker einer neuen Analyse zu unterwerfen. Wir reinigten käuflichen Milchzucker durch mehr- maliges Umkrystallisiren aus wässriger Lösung, und ana- Iysirten sowohl die lufltrockenen, wie die über Chlorcal- cium getrockneten Krystalle. 1. 0,537 Grm. gaben bei der Verbrennung mit gra- nulirtem Kupferoxyd und Sauerstoff 0,779 Grm. Koblen- säure und 0,325 Grm. Wasser. Il. 0,640 Grm. des anhaltend über Chlorcalcium ge- trockneten Zuckers gaben 0,934 Grm. Kohlensäure und 0,383 Grm. Wasser. Diese Resultate stimmen sehr genau mit Liebig's Analyse überein; er erhielt von 1,53 Grm. Zucker 2,216 Grm. Kohlensäure und 0,928 Grm. Wasser. Da indess sämmtliche Analysen etwas weniger Koh- lenstoff gaben, als dem Verhältniss CHO entspricht, so unterwarfen wir den Milchzucker noch einer weiteren Reinigung, indem wir ihn einige Male aus der concen- trirten wässrigen Lösung mit Weingeist fällten. E wurde dadurch von einer kleinen Menge milchsauren Kalks, der ihm hartnäckig anhing, befreit. = a = ‚ Ill. 1,0243 Grm. gaben 1,505 Grm. Kohlensäure und 0,6175 Grm. Wasser. Diess führt zu dem Verhältniss: berechnet I I Liebig. 1 ! Aeq. Kohlenstoff: 40,00 39,56 39,80 39,50 40,07 1 » Wasserstoff: 6,67 6,73 665 6,74 6,70 1, Sauerstoff: 53,353 53,71 53,55 53,76 53,23 100,00 100,00 100,00 100,00 100,00 Der lufttrockene Milchzucker verändert sein Gewicht weder über Chorcalcium noch bei 100°. Gegen 130° entweicht Wasser; zwischen 140—150° sintern die zer- riebenen Krystalle etwas zusammen, ohne sich zu färben. Bei etwa 160° beginnt die Zersetzung; der Zucker bräunt sich, und entwickelt einen caramelartigen Geruch. Zu den Analysen I und II wurde der Milchzucker bei 140°, zu 111 bei 155° getrocknet. 1. 0,945 Grm, gaben 1,457 Grm. Kohlensäure und 0,5517 Grm. Wasser. il. 0,4074 Grm. gaben 0,627 Grm. Kohlensäure und 0,2415 Grm. Wasser. 1ll. 0,4776 Grm. gaben 0,7325 Grm. Kohlensäure und 0,2767 Grm. Wasser. Diese Resultate führen zu der Formel Gj2H4; O4, wie aus der folgenden Vergleichung hervorgeht: berechnet: I M IH 12 Aegq. Koblenstoff 72 42,11 42,05 41,97. 41,83 11» »Wassrstof 11 643 6,9 659 6,44 11 „Sauerstoff 83 51,46 51,46 51,44 51,73 171 100,00 100,00 100,00 100,00 Zur Austreibung des Wassers ist ein anhaltendes Er- hitzen erforderlich; am raschesten entweicht es zwischen 140— 145°. Wir fanden den Verlust bei vier Bestim- mungen — 497 496 5,07 5,83 oder im Mittel = 5,08 Proc. Demnach wird die Zusam- mensetzung des krystallisirten Milchzuckers durch die Formel: GeH,,04 + aq- ausgedrückt, welche einen Verlust von 5 Proc. Wasser fordert. An feuchter Luft nimmt der entwässerte Milchzucker langsam sein Krystallwasser wieder auf; übergiesst man ihn mit Wasser, so verwandelt er sich augenblicklich in eine feste Masse. Unserer Untersuchung zufolge ist also der wasser- freie Milchzucker isomer dem Rohrzucker, und im kry- stallisirten Zustande isomer dem wasserfreien Trauben- zucker. Da sich Rohrzucker und Traubenzucker mit Koch- salz zu krystallinischen Verbindungen vereinigen, so ha- ben wir versucht, eine entsprechende Verbindung des Milchzuckers hervorzubringen. Wir lösten Milchzucker und Kochsalz in dem Aequivalentverhältniss 2: 1 in sie- dendem Wasser, und liessen die Lösung freiwillig ver- dunsten. Die zuerst anschiessenden Krystalle erwiesen sich als reiner Milchzucker,, die folgenden Krystallisatio- nen bestanden vorwiegend aus Kochsalz. Eine Verbin- dung erhielten wir nicht. Der Milchzucker reducirt bekanntlich das Kupfer- oxyd in alkalischer Lösung beim Erhitzen mit gleicher Leichtigkeit zu Oxydul, wie der Traubenzucker, und man benutzt diese Reaction, um den Milchzucker quantitativ zu bestimmen. Als Probeflüssigkeiten sind Lösungen von Kupfervitriol, Weinstein und Kali in verschiedenen — A Verhältnissen vorgeschlagen worden, die aber sämmtlich, wie bereits von anderer Seite beobachtet worden ist, zu fehlerhaften Bestimmungen führen können. Die Wein- säure in diesen Lösungen erleidet allmälig eine Zersetzung, und veranlasst dann beim Aufkochen die Abscheidung von Kupferoxydul. Wird eine solche Lösung dem Son- nenlicht ausgesetzt, so tritt die Abscheidung oft schon nach wenigen Stunden, obne Anwendung von Wärme, ein. Dieser leichten Zersetzbarkeit wegen ist es ange- messener, statt des Weinsteins freie Weinsäure anzuwenden, und die Mischung der Kupfer-, Kali- und Weinsäurelö- sung erst kurz vor dem Versuch vorzunehmen. Wir haben uns damit beschäftigt, die günstigsten Verhältnisse auszu- mitteln, bei welchen vollständige Zersetzung erfolgt, und: die Fehler kennen zu lernen, welche bei Abweichung von dem gefundenen Verhältniss entstehen können. 1) Eine frisch bereitete Lösung von Weinsäure re- ducirt bei Siedhitze nicht das Kupferoxyd in .alkalischer Lösung. Eine Weinsäurelösung, die längere Zeit aufbe- wahrt worden ist, veranlasst dagegen Reduction. Je ver- dünnter sie ist, um so rascher erfolgt die Zersetzung. 2) Um das Kupferoxyd in Kali löslich zu machen, ist auf 2 Aeq. des Oxyds 1 Acq. Weinsäure (2 HO.G; H,O) erforderlich. Wird eine solche Lösung mit überschüssi- gem Kali gekocht, so scheidet sich schwarzes Oxyd ab. Erst wenn auf 2 Aeq. Kupferoxyd 3 Aeq. Weinsäure vorhanden sind , bleibt die Lösung bei anhaltendem Kochen klar. Anderen Tages aber findet man in der Regel einen Absatz von lebbaft rothem Kupferoxydul, dessen Bildung einer Zersetzung der Weinsäure durch Kali zuzuschrei- ben ist. 3) Wird eine Lösung von 2 Aeq. Kupferoxyd und 3 Aeq. Weinsäure, mit 8 Aeq. Kali vermischt {also alle — MM OC- Säure an Kali gebunden), so erhält man eine neutrale Flüssigkeit, die bei Siedhitze weder für sich noch auf Zusatz von Milchzucker getrübt wird. 4) Enthält die mit Zucker vermischte Lösung auf 1 Aeqg. Kupferoxyd 1 Aegq. freies Kali, so erfolgt bei etwa 60° Trübung, und es entsteht allmälig ein gelb- lieher Niederschlag, der nach längerem Kochen schmutzig orangefarben wird. Enthält die Lösung auf 8 Aeq. Ku- pferoxyd 1 Aegq. Milchzucker, so wird nach dem Kochen ein kupferhaltiges Filtrat erhalten; sind auf 1 Aeq, Milch- zucker 7 Aeq. Kupferoxyd vorhanden, so ist das Filtrat gelblich, und enthält unzersetzten Zucker. In beiden Fäl- len verschwindet die alkalische Reaction der Be nicht. 5) Eine Lösung, welche auf 1 Aeq. Kupferoxyd 2 Aeg. freies Kali enthält, verhält sich ganz ähnlich; enthält sie dagegen 3 Aegq. freies Kali, so entsteht beim Kochen so- gleich ein schön rother, schwerer Niederschlag, der sich leicht absetzt. 6) Bei diesem Verhältniss ist zur Reduction von 7 Aeq. Kupferoxyd genau 1 Aeg. Milchzucker erforder- lich. Verdoppelt man die Menge des Kalis, so ist keine erhebliche Abweichung zu hemerken. 7) Eine Lösung, welche neben Kupferoxyd nur Milchzucker enthält, wird durch Kali nur dann bleibend klar, wenn auf 5 Aegq. Kupferoxyd 2 Aeq. Milchzucker vorhanden sind. Die Lösung setzt bei tagelangem Ste- hen kein Kupferoxydul ab, beim Erhitzen dagegen erfolgt sogleich Keduction. Aus unseren Versuchen geht also hervor, dass zur Reduction von 14 Aeq. Kupferoxyd 2 Aeq. Milchzucker ‚ erforderlich sind; dass dieses Verhältniss aber nur dann zutrifft, wenn die Lösung auf 1 Aeq. Kupferoxyd min- — MS —. destens 3 Aegq. freies Kali enthält. Nur in diesem Fall wird reines Kupferoxydul gebildet, und die aus dem Zucker entstehenden Produkte sind nicht im Stande das Kali zu sättigen, selbst wenn seine Menge dem Kupfer- oxyd äquivalent ist. Es zeigt sich ferner, dass bei einem mässigen Ueberschuss von Kali die Reaction dieselbe bleibt, dass aber erhebliche Abweichungen eintreten kön- nen, wenn zu wenig Kali oder eine zersetzte Weinsäure- lösung angewandt wird. Scheidet sich nicht beim Kochen, sondern erst nach längerem Stehen einer gekochten Lö- sung Kupferoxydul ab, so rührt dieses nicht von zersetz- tem Zucker, sondern von einer Zersetzung der Wein- säure durch Kali ber. — Nach Vers. 6 und 7 scheint das Aequivalent des Milchzuckers doppelt so gross zu sein, wie wir oben angenommen haben. Wir bereiten unsere Probeflüssigkeit, indem wir 10 Grm. reinen Kupferdraht in etwa 50 CC concentrirter Salzsäure und etwas Salpetersäure in einem Kolben auf- lösen, und kochen, bis keine rotben Dämpfe mehr ent- weichen. ÜUeberschüssige Säure entfernen wir durch vor- sichtigen Zusatz von Kali, und verdünnen die erkaltete Lösung auf 1000 CC. — Wir ziehen das metallische Kupfer dem Kupfervitriol vor , weil der käufliche zu häufig mit Eisen verunreinigt ist. — 10 GC. unserer Lösung enthalten 0,i Grm. Kupfer oder 0,1252 Grm. Kupferoxyd. Unsere Weinsäurelösung enthält in 40 CC. 15 Grm. Weinsäure, unsere Kalilösung in 1000 CC. 150 Grm. käufliches Kalihydrat, das aber nicht mehr als etwa 10 Proc. durch Schmelzen abscheidbares Wasser enthalten darf. Wir hewahren diese Lösungen in cylindrischen Ge- fässen mit durchbohrten Pfropfen auf, durch welche Pi- petten, die mit einer Marke versehen, gesteckt sind. rt ET an Die Pipetten müssen 10 CC Kupferlösung, 10 GG Kali und 2 GC Weinsäure auslliessen lassen. Vor jedem Versuch werden diese crei Flüssigkeiten in dem angegebenen Verhäliniss vermischt, wobei wir die Weinsäure auf das Kupfer folgen lassen. Trübt sich die mit einem gleichen Volum Wasser verdünnte Mischung nicht beim Kochen, so wird ohne Weiteres die zu prü- fende Zuckerlösung hinzugesetzt; im anderen Fall muss vorher die Weinsäurelösung erneuert werden. Bei dem angegebenen Verhältniss sind zur Reduction des Kupferoxyds 0,0811 Grm. Milchzucker (Gig Hi O4 + aq.) erforderlich. Zahlreiche vergleichende Versuche haben uns sehr gut übereinstimmende Resultate gege- ben, wenn wir die zu prüfende Zuckerlösung sogleich in dem annähernd richtigen Verhältniss (das sich in we- nigen Minuten durch einen vorläufigen Versuch ausmit- teln lässt) zusetzten. Um die Milch auf ihren Zuckergehalt zu prüfen, er- hitzt man 20 Grm. in einer Porzellanschale , coagulirt das Casein durch einige Tropfen Essigsäure, und verdünnt das mit Kali schwach übersättigte Filtrat auf 500 CC. Durchschnittlich werden zur Entfärbung der Kupferlö- sung 40 GG dieser Flüssigkeit erforderlich sein. Prof. Melehior Ulrich, — Die Ersteigung des Glärnisch. In der Gebirgskette, die von Zürich aus sichtbar ist, macht sich besonders ein Gebirgsstock bemerkbar, weni- ger durch die Höhe, als durch die Massenhafligkeit sei- ner Bildung; es ist diess der äusserste gegen Osten , der Glärnisch. Auch dadurch zeichnet er sich vor seiner = 4 = Umgebung aus, dass er, in die vorderste Reihe hingestellt , doch bedeutende Firnmassen auf seinem Rücken trägt, die um so auffallender sind, da sein westlicher Nachbar, der Reiselstock, nur Schneefelder zeigt, die in warmen Sommern völlig verschwinden. Der Glärnisch ragt in drei Gipfeln if die Höhe empor, und stellt überdiess noch als Vorposten gegen Osten hin die Pyramide des Vorder- glärnisch ins Thal hinaus. Die drei Gipfel sind von Osten gegen Westen, vorerst das Vrenelisgärtli, mit dem eigen- ihümlich gestalteten Firn auf seinem Rücken, im Glarner- lande unter dem Namen Mittelglärnisch bekannt, derRuchen, Feuerberg, oder rauhe Glärnisch, und der Bächistock , auch Wasserstock genannt, oder Hinterglärnisch; alle drei Gipfel ungefähr von derselben Höhe, etwas zu 9000 Fuss. Das Vrenelisgärtli, durch die Felswand des Höchthor mit dem Vorderglärnisch verbunden, steht ebenfalls mit dem Ruchen durch einen Felsgrat in Verbindung, vor welchem ein kleiner Gletscher in einer Mulde gelagert ist. Beide Gipfel stürzen in beinahe senkrechten Felswänden gegen den Klönthalersee ab. Zwischen dem Kuchen und dem Bächistock dehnt sich ein weiter Circus aus, der in sei- nen obern Theilen mit Firn belastet ist, welcher sich bis zu den beiden Gipfeln hinzieht. Unterhalb der Firnregion senken sich Alpen gegen die Schlucht hinunter, die sich gegen das Klönthal hin öffnet, nämlich das hintere Schlatt- alpeli und die Rossmattalp. So stellt sich der Glärnisch gegen Norden hin dar. Der Ruchen und der Bächistock sind schon öfters erstiegen worden, und sollen nicht be- deutende Schwierigkeiten darbieten. Anders verhält es sich mit dem Vrenelisgärtli. Zwar glaubt man im Glarnerlande, dasselbe könne auch von Norden her erstiegen werden, und zwar über den Ruchen, vermittelst des Felsgrates, der sich gegen das Vrenelisgärtli hinzieht, und unter dem — 481 — Namen Furkeli bekannt ist. Jch möchte aber sehr be- zweifeln, dass dieser Versuch schon gemacht worden, wenigstens habe ich nichts Bestimmtes darüber gehört, sondern ich glaube behaupten zu dürfen, dass das Vre- nelisgärtli nur vom Süden her zugänglich ist. Gegen Süden erhebt sich der Glärnisch mit seinen Vorbergen in drei Terrassen. Die erste Terrasse ist die Alpenterrasse ; sie zieht sich von Mitlödi bis nach Luch- singen bin, und bildet den ersten prononeirten Absatz. Sie mag circa 2000—3000 Fuss über die Thalfläche sich erheben; ihre hervorragenden Gipfel sind die obere Gup- penalp und der Leukelenstock, hinter welchem sich die Oberblegialp mit dem See ausdehnt. Die zweite Terrasse ist die Gletscherterrasse, die sich oberhalb gewaltiger Fels- massen hinzieht, und der ganzen Ausdehnung des Gebir- ges nach von Osten gegen Westen sich erstreckt. Die Stützpunkte dieser Terrasse tragen von Osten nach Westen folgende Namen. Oberhalb der Guppenalp die Firnenbänder mit den Spissen, oberhalb Oberblegi der Mittelstock mit der Firstwand, oberhalb des Bächithales der Bächistock (nicht zu verwechseln mit dem Gipfel des Glärnisch, der ebenfalls diesen Namen trägt). Dieser Gletscher, der je nach der Löcalität verschieden benennt wird, der Guppenfirn, der Oberblegifirn, reckt mit vier Zungen gegen die Alpenterrasse hinunter. Gegen Osten, am Fusse des Höchthor, zieht sich ein Gletscherarm gegen die Guppenrüfi hinunter; bei der obern Guppenalp ein zweiter; bei Oberblegi ein dritter, und gegen den Hintergrund des Bächithales und den Reiselstock hin ein vierter. Oberhalb dieser Gletscherterrasse erhebt sich das eigentliche Glärnischgebirge, und zieht sich von Osten gegen Westen hin in Felswänden,, die meistentheils eine Höhe von 1000 Fuss übersteigen, und da, wo das Fur- _— ee keli den Ruchen mit dem Vrenelisgärtli verbindet, den südlichen Gletscher in zwei abgesonderte Theile trennen, deren westlicher sich am Fusse des Bächistockes hinzieht. Nachdem ich Sie im Allgemeinen mit den verschie- denen Theilen des Glärnisch und ihrer Lage bekannt ge- macht, gehe ich nun zur Schilderung der Ersteigung des Vrenelisgärtli über, die, wie ich bereits angedeutet, von Süden her statt fand. Mein Reisegefährte war Herr Statthalter Studer von Bern und die beiden Führer Johannes Madutz von Matı und statt des Thomas Thut, der nach Amerika ausge- wandert ist, Niklaus Zweifel von Lintthal. Wir brachen Samstag den 12. August 1854 gegen Mittag aus dem Bade Stachelberg auf, stiegen die Braunwaldberge hinan, über die Braunwaldalp hin, um das Knie herum in den Vordergrund des Bächithales. Von da stiegen wir gegen die Firstwand hinan zum Oberblegisee hinunter, über- schritten die Oberblegialp und gelangten über den Grat, der dieselbe von der Gnppenalp trennt, das Kilchenstöckli im Vorbeigehen besteigend, Abends 6 Uhr zu den Hüt- ten der obern Guppenalp, wo wir unser Nachtlager be- zogen mit zwei Badegästen, die uns bis dahin das Geleite gegeben. Ruhe fanden wir während der Nacht keine, da fünf junge Fabrikarbeiter aus Enneda, die sich nach uns in der Sennhütte einfanden, sich so ungebührlich aufführten, und so garstige Reden hören liessen, däss wir uns ver- anlasst fanden, da der Senn nicht ins Mittel trat, sie zur Ruhe zu verweisen, ihnen am Morgen ihr unanstän- diges Benehmen, das kein gutes Licht auf die Gesittung der jüngern Bevölkerung werfe, ernstlich vorzuhalten. Sonntag den 13. August 1854 brachen wir Vier nach eingenommenem Frühstück mit Proviant in einem Sack, en "7 er Beil, Seilen und Fusseisen versehen, bei dem schönsten Wetter punkt 4 Uhr auf, es war nicht früher Tag, und der Weg gleich von Anfang an sehr holprig. Es ging gleich aufwärts, die Wände hinan, die sich steil zu der zweiten Terrasse erheben. Es sind zwar HRasenwände, dieser aber so kurz und hart, und von Felsmassen durch- zogen, dass wir es vorzogen theilweise durch Runsen hinaufzuklettern, wobei dann eine Masse von Steinen zur Tiefe stürzte. Die Felszacken in den Spissen hatten wir zur Rechten. Es war 51/g Uhr als wir in der Höhe der- selben waren, aber die Wand, welche die Kuppe der Abstufung bildet, und den Gletscher umschliesst, erhob sich noch bedeutend über uns. Es ging bald durch Run- sen, bald über Felsblanken aufwärts, an vielen Stellen mochte die Steigung 45 % betragen. Endlich war die Höhe erreicht, und wir am Rande des Gletschers, des- sen Arm sich gegen die Guppenrüfi herabsenkt, die wir in bedeutender Tiefe sich hinziehen sahen. Vor uns, gegen NO., erhob sich die Pyramide des Vorderglärnisch, und, durch die Felsmasse des Höchthor damit verbunden, gleich jenseits des Gletschers, die Felswand des Vrenelis- gärtli, die glatt und senkrecht wohl 2000 Fuss gegen den einige Minuten breiten Gletscher abstürzte, auf der Spitze von den etwas überragenden Firnmassen des Vrenelisgärtli gekrönt, die, wenn sie zu weit sich vorschieben, in die Tiefe der Guppenrüfi herabstürzen. Hart am Rande des Gletschers trafen wir eine Masse von Versteinerungen, eine ganze Austernbank ; wir schlugen eines der schön- sten Stücke (Exogyra Culloni) heraus; es war aber ziemlich schwierig, da die Muscheln ganz mit der Felsmasse, blauer Kalkstein, verwachsen sind. Wir muss- ten nun trachten, über den Absturz des Gletschers, der sich zwischen der Felswand des Vrenelisgärtli, und der wu Wand, deren Höhe wir erreicht, bindurchdrängte, auf die Höhe desselben zu gelangen. Der Firn war noch hart, am Fusse des Absturzes zog sich ein breiter Schrund dahin; auch weiter hinauf zeigten sich Schründe. Wir banden uns daher ans Seil; Madutz hieb mit dem Beile Tritte ein, die uns bald ohne alle Gefährde auf die Höhe des Firnes brachten. Wir lagerten uns 71); Uhr, also nach 31/5 Stunden. am Rande des Gletschers auf der Höhe der Wand, und blickten gegen die Guppenalp hin- unter. Wir hatten von diesem Standpunkte aus schon eine sehr umfassende Aussicht, namentlich zeigte sich der Tödi in seiner ganzen Pracht. Nachdem wir uns mit etwas Proviant gestärkt, zo- gen wir um 8 Uhr weiter am Rande des Gletschers hin, der sich gegen den Arm, der zur Guppenalp sich her- absenkt, steil hinunterzog; dann überschritten wir diesen Arm, stiegen den Gletscher selbst hinan, und waren nun hart an der Felswand von Vrenelisgärtli, die beinahe senk- recht wohl 1000 Fuss hoch, sich vor uns erhob, das Ziel unserer Wanderung. Madutz hatte vor sechs Jahren, am 7. Juli 1848, mit Herrn Siegfried und einem Gemsjäger den Weg schon gemacht, wusste sich *aber nicht mehr gut zurechtzufinden, was wohl hauptsächlich daher rüh- ren mochte, dass dieses Jahr sehr wenig Schnee vorhan- den war. Ausserhalb des Gletschers war durchaus kein Schnee mehr zu sehen; die ganze Wand hob sich schnee- frei empor; auch auf der Höhe des Grates zeigte sich keine Spur von Schnee. Madutz wusste sich um so we- niger in die Sache zu finden, da er das erste Mal einen andern Weg bis zu der Stelle, auf welcher wir uns jetzt befanden, hinaufgestiegen. (Schluss folgt.) MITTHEILUNGEN DER NATURFORSCHENDEN GESELLSCHAFT IN ZÜRICH. ACH &/ 109). — 1855. ‚Prof. Melehior Ulrich. — Die Ersteigung des Glärnisch. (Schluss.) Er hatte sich mehr links gegen die Gletscher- zunge, die gegen die Guppenalp sich herabsenkt, ge- halten, und an +*der Seite derselben über Blanken und durch Kamine hinauf den Gletscher erreicht. Es war daher guter Rath theuer. Madutz behauptete, er sei mil Herrn Siegfried nicht weit über den Gletscher hingegangen, sondern habe gleich beim Betreten desselben sich der Felswand zugewendet. Dagegen sagte mir nachher Herr Siegfried, sie seien ziemlich weit über den Gletscher gegangen, bis zu einer Stelle, wo die Wand am nied- rigsten gewesen, und haben in zirka 20 Minuten die Höhe derselben erreicht, und dann über den Firn die Spitze des Vrenelisgärtli, die gegen Osten gelegen, erstiegen. So weit er sich erinnere, sei diese Parlie des Weges nicht besonders schwierig gewesen; die schwierigen Stel- len seien unterhalb des Gletschers durch die Kamine hin- auf vorgekommen. Wir hatten also bis jetzt einen etwas bessern Weg bis zu dieser Stelle gefunden. Da nun aber Madutz keinen weitern Bescheid wusste, und es ein be- Band III. 31 = ala, deutender Umweg schien, über den Gietscher hin bis zu der niedrigsten Stelle der Felswand zu gehen, zumal die- ses Jahr über den Grat der Wand kein Firn gelagert war, sondern die ganze Strecke hätte überklettert wer- den müssen, so entschlossen wir uns, unmittelbar auf die Wand loszugehen, zu der ein steiler Firnhang führte, und diese, die beinahe senkrecht zu sein schien, über die Vorsprünge und durch die Runsen in derselben hin- anzuklettern. Es mochte zirka 81%, Uhr sein, als wir diesen Entschluss fassten. Wir stiegen rasch den Firn- ' hang hinan, und trafen, bei der Wand angekommen, glücklicher Weise eine Stelle, wo der Uebergang von dem Schnee auf die Wand leicht zu bewerkstelligen war. Gleich neben uns war der Schnee ziemlich weggeschmol- zen, so dass eine Kluft zwischen der Felswand und dem Firn sich öffnete, die, soweit wir sahen, bei Hunderten von Fussen in die Tiefe ging, in welche sich die Fels- wand ganz senkrecht und glatt absenkte; ein schauer- licher Anblick! Wäre der Schnee nicht ganz fest ge- wesen (er war aber wirklich so compact, dass nichts zu besorgen war), man wäre in eine unabsehbare Tiefe ge- stürzt, indessen hätte uns dieses darum nie begegnen können, weil wir alle ans Seil angebunden waren; man sieht aber daraus, wie wichtig es ist, sich mit einem Seile zu versehen. Wir betraten die Wand bei einer Runse, und sliegen nun vorerst durch dieselbe hinan, vom Seile, das uns nur gehindert hätte, losgebunden. Wir mussten darauf seher, immer feste Steinmassen mit den Händen zu fassen, um uns über die Vorsprünge der Wand hinaufzuschwingen. So ging es ohne Ruhe- punkt aufwärts; die Wand stieg gleichmässig, ohne Ab- sätze, an, und mochte vom Senkrechten nicht weit entfernt sein: doch war sie so verwittert, dass wir allenthalben z’m = Stellen für Hände- und Füsse fanden; nur musste man vorerst die Felsen prüfen, ob sie nicht beim Anfassen weichen wollten, und den Bergstock meistens seitwärts stehen lassen, um ihn dann wieder weiter oben hinzu- stellen. Wir gelangten auf diese Art ununterbrochen anstei- gend nach Verfluss einer Stunde auf die Höhe des Gra- ‘tes, und halten nun den Gipfel des Vrenelisgärtli rechts neben uns. Der letzte Sturm wurde gewagt, über scharf- kantiges Geröll von blauem Kalkstein hinauf, endlich lag das Vrenelisgärtli vor uns. Wir überschritten den obern Theil ‘desselben, der Schnee war ziemlich weich , und um 9 Uhr 40 Minut. standen wir auf dem obersten Punkte, auf einem Felsrande von zirka 3 Schuh Breite; vor uns gegen Norden das Firnplateau des Vrenelisgärtli, das sich in einer Neigung von zirka 20° gegen die Tiefe senkte, und etwa 50 Schritte breit und etwas mehr tief sein mochte; hinter uns, gegen Süden, die Felswand, die wir empor- geklommen. Es wurde sogleich der Proviuınt vorgenom- men, der Barometer aufgepflanzt, und dann die pracht- volle Aussicht bewundert , welche kein Nebelchen trübte. Der Barometer zeigte 101g Uhr Vormittags 541,20 Mill. Therm. fix + 11,8° frei + 10,2° GC. nach gütiger Be- rechnung Herrn H. Hoffmeister 2916 Met. = 8960 Par. Fuss. Alle die zahllosen Berge waren ganz klar; nur gegen den Horizont hin, auf die Fläche hinaus, zeigte sich etwas Höhrauch. Die Aussicht ist zu umfassend, als dass ich alle die einzelnen Theile derselben angeben könnte; auch ziehen sich die Berge zu sehr auseinander, so dass wir nicht im Stande waren, alle genau zu be- stimmen. Es bietet in dieser Beziehung die Aussicht vom Tödi weit mehr Haltpunkte dar, da man einen un- gestörten Ueberblick hat. Ich will versuchen, vorerst — 188 — die Aussicht gegen Norden etwas näher anzugeben. Un- mittelbar über das Vrenelisgärtli hinunter, ‘auf welchem ein Wespe herumkroch, blickten wir auf den Klönthaler- see in schauerlicher Tiefe, jenseits desselben erhob sich der Wiggis, tief unter unserm Standpunkte. Mehr gegen Westen. über die Gletschermulde hin ragte der Felszahn des Ruchen empor; ungefähr in derselben Höhe, wie unser Standpunkt; doch raubte er uns nichts von der Aussicht, da er sehr stark zugespitzt ist. Ueber den Firngrat hin, der den Ruchen mit dem Bächistock ver- bindet, blickten wir auf die Mythen hin, und jenseits derselben auf den Vierwaldstättersee in der Nähe von Buochs. Rechts von den Mythen lag der Rigi vor uns; das Kulmhaus glänzte uns entgegen. Gegen Osten blick- ten wir das Glarnerland hinaus auf Wesen mit einem Theil des Wallenstattersees hin, und jenseits des Säntis und Altmanns, die völlig schneefrei rechts vom Speer sich erhoben, dehnte sich das Becken des Bodenseces aus, et- was in Höhrauch verhüllt. Gegen Norden lag die ganze flache Schweiz vor uns; der Zürichsee glänzte mit seinen zahllosen Häusern in den Strahlen der Sonne; wir konn- ten bis gegen Herrliberg hinunter jedes einzelne Haus unterscheiden ; über Zürich schwebte ebenfalls ein Höh- rauch, so dass nur die Häusermasse im Ganzen sich un- sern Blicken darbot. Rechts davon breiteten sich die Spiegel des Greifen- und Pfäffikersees aus. Weiter hinaus blickten wir ins Unendliche. Von der Bergaussicht will ich ebenfalls versuchen ein kleines Bild zu geben; ein Theil derselben wurde durch die andern Theile des Glärnisch verdeckt; doch sahen wir gegen Westen die Bernerberge in schöner Entfaltung, voran die drei Wetterhörner, dann die Schreckhörner und das Finsteraarhorn; hinter den Wet- — 489 — terhörnern war der Eiger und die Jungfrau sichtbar, und rechts vom Finsteraarhorn das Aletschhorn. Vor dieser Gruppe zog sich der Galenstock mit dem Winterberg in langer Reihe dahin, und südlich von diesen erfreuten uns die Mischabeln, das Strahlhorn, die Cima di Jazzi, und zwischen den beiden letztern der Lyskamm, durch ihren Anblick. Dann kamen die Berge des. Schächen- thales, voran die grosse Windgelle, in schreckbar schrof- fen Felswänden gegen Osten abstürzend , und der ma- jestätische Tödi, der zeigte sich in seiner ganzen Pracht. Weiter gegen Osten zog sich die Kette des Bernina da- hin, und vor derselben die Bergkette im Hintergrunde des Sernfthales, wo wir das Martinsloch genau erkennen konnten. Mehr gegen Osten war eine solche Masse Berge sichtbar, dass wir den Muth verloren, dieselben näher zu bestimmen; einige davon waren so entfernt, weit im Tyrol hinein, dass ich nicht einmal versuchen möchte, zu sagen, wie weit wir sahen. Es war in der That eine prachtvolle Bergansicht, aber bei Weiten nicht so imposant, wie auf dem Tödi, da die Berge zu weit entfernt waren, und sich mehr auseinander zogen, so dass dieselben sich nicht in der Massenbhaftigkeit, wie auf dem Tödi, dem Auge darboten. Was unsern Standpunkt selbst betrifft, so fanden wir auf der obersten Spitze im Geröll verborgen eine Flasche, und wie wir den Kork herauszogen, war an einer abgefaulten Schnur ein Zettel befestigt, auf welchem stand, dass am 7. Juli 1848 Herr Antiquar Siegfried von Zürich mit dem Führer Madutz und einem Glarnerführer um halb 9 Uhr die Spitze er- reicht. Wir schrieben auf die Rückseite des Zettels ebenfalls unsere Namen mit dem Datum, und verschlos- sen denselben, mit Bindfaden umwickelt, wieder in die Flasche, und legten daneben, als Gefährten, eine so eben — 4190 — geleerte Flasche. Wir gingen auch über den schmalen Rand oberhalb des Firnfeldes an den äussersten Absturz gegen Osten, wo wir über die senkrechte Felswand bhin- unter gegen Schwanden sahen; vor uns ragten Firn- massen über die Wand hinaus, bei denen wir die ver- schiedenen Jahresschichten unterscheiden konnten; wir schätzten die Höhe der Masse zirca zwanzig Schuh. Wahrscheinlich ist aber das Firnfeld des. Vrenelisgärtli gegen die Mitte hin mächtiger. — Da nun aber hie und da Nebel, selbst in der Nähe, sich zeigten, und wir be- sonders für den Anfang einen ziemlich misslichen Rück- weg halten, so packten wir unsere Sachen zusammen, und punkt 11 Uhr brachen wir , nachdem wir zirca 11/, Stunden auf der Höhe zugebracht, auf. Wir stiegen zu- erst über das scharfkantige Geröll, das über Felsmassen gelagert ist, hinunter; es bewegte sich alles mit uns. Auf dem Grate angelangt, fragte es sich, wohin uns wenden? Denselben Weg, den wir hinaufgeklettert, mochten wir nicht einschlagen; es wäre doch etwas zu tollkühn ‚ge- wesen, da die Felswand zu steil war. Wir waren lange unschlüssig, ob wir nicht über den Grat hinsteigen, die Firnkuppe, die sich westlich erhob, hinaufklettern, und dann über den Firngrat die Spitze des Ruchen erreichen, und von da hinuntersteigen sollten. Es schien von wei- tem die Sache nicht ganz unmöglich zu sein; doch konn- ten wir die nähere Umgebung der Firnkuppe aus der Ferne nicht genau beurtheilen, und riskiren, nur bis zur Firnkuppe zu gelangen, und dann wieder umkehren zu müssen, wollten wir nicht. Auch wäre der Umweg zu bedeutend gewesen, wenn wir auch die Spitze des Ru- chen erreicht hätten, da wir schwerlich noch bis Glarus hinunter gekommen wären. ‚Wir entschlossen uns daher, nach vielfachem Berathen, den Versuch zu machen, die = Mm — Felswand an einer etwas gangbarern Stelle auf den Glet- scher hinunterzusteigen. Wir hielten uns etwas mehr westlich, und stiegen die Felssätze rückwärts hinunter, mit jedem ein Führer, der voranging und die Stelle, wo wir die Füsse hinsetzen sollten, bezeichnete. Hier war nun vor allem aus wichtig, für die Hände feste Haltpunkte zu haben; öfters täuschte man sich, und fasste einen Stein, der weichen wollte. Die Stelle der Wand, die wir zum Hinabsteigen gewählt, war in der Beziehung besser, dass sie nicht ununterbrochen sich herabsenkte, sondern von einigen Blanken unterbrochen war, von welchen aus wir aber immer in die leere Luft blickten, da unterhalb derselben ganz steile Felssätze sich herabsenkten. Wir mochten bis ungefähr auf die Mitte der Wand herabgestiegen sein, als wir an eine Stelle gelangten, die einen Ruhepunkt darbot. Wir konnten von da aus gegen den Gletscher ‚hinunterblicken; aber es schien uns, wie wenn allenthalben die Wand senkrecht und glatt sich dahin absenke; wir schickten daher die Führer auf Recognoscirung aus. Der eine, Zweifel, ging über die Blanke hin gegen Westen, der andere, Madutz, stieg neben einer Runse gleich gegen die Tiefe hinunter. Beide kamen mit dem Berichte zu- rück, dass sie nicht ganz bis auf den Schnee hätten hin- unterblicken können. So wussten wir nicht, welchen Weg wir einschlagen sollten. Wir wählten einen Mittel- weg, mussten aber bald wieder umkehren, da die Felsen zu steil und glatt waren. Wir zogen uns nun einer Runse nach hinunter, da wir glaubten, von hier aus am besten auf den Schnee gelangen zu können. Ich war mit Madutz voraus; wir kamen zu einem Felssatz, wo die Vorsprünge ziemlich weit von einander entfernt waren. Ich presste das linke Knie zusammen, um den untern - mw — Vorsprung mit dem rechten Fusse zu erreichen; fühlte aber auf ein Mal, wie das Knieband nachgab, und theil- weise riss; doch hatte ich glücklich den untern Punkt erreicht. Ich konnte vorerst mit dem linken Fusse nicht abtreten, da wahrscheinlich zugleich eine etwelche Ver- drehung der Kniescheibe hinzugekommen war; als es aber ein paar Male in dem Knie knackte, konnte ich den Fuss absetzen, spürte aber einen tüchtigen Schmerz im Knie. ‚Ich glaubte zuerst, ich könne nicht mehr weiter gehen; doch, als ich es versuchte, machte sich die Sache, und ich fuhr wieder fort die Feissätze rückwärts binun- ter zu steigen; spürte jedoch bei jedem Schritte Schmer- zen in dem linken Knie. So ging es noch ziemlich weit die Wand hinunter. Endlich näherte sich der Gletscher, und glücklicher Weise hatten wir eine Stelle getroffen , wo wir durch einen Kuns ganz leicht den Schnee betre- ten konnten. Es war übrigens zwei Uhr, als wir den Gletscher betraten; wir hatten also drei Stunden die Wand hinunter gebraucht. Dieselbe war so verwiltert, dass die Untern öfters seitwärts eine Zuflucht suchen mussten, bis die Obern nachgekommen, weil immer eine Masse von Steinen in die Tiefe stürzte. Ich muss ge- stehen, dass ich diese Tour nicht unternommen hältte, wenn ich ihre Beschaffenheit gekannt hätte; die Sache war doch zu misslich, und durch meine Verletzung’ am Knie um so misslicher geworden; denn, wenn ich auch vorwärts kommen konnte, freilich mit Schmerzen bei je- dem Schritte, ‘so hatte ich doch mit dem linken Fusse keinen festen Tritt mehr. Auf dem Gletscher angelangt, banden wir uns wieder ans Seil; Madutz voran mit dem Beile, das er öfters handhaben musste, da die Firnwand, die-wir quer überschritten, sehr steil war, und zuweilen von gefrorenem Schnee durchzogen. So kamen wir bis — 4 — zu der Stelle, wo der Gletscher sich gegen die Guppen- alp berabsenkt; wir fanden aber keine Gelegenheit, bier hinunterzusteigen, und so mussten wir uns entschliessen, denselben Rückweg zu nehmen, ‘den wir beim Hinauf- steigen gemacht. Wir stiegen daher am Rande des Glet- sehers wieder hinauf, und kamen zuletzt zu der Gletscher- zunge, die gegen die Guppenrüfi sich hinabzieht, über die wir am Vormittag hinaufgestiegen. Da dieser Absatz sehr steil war, und mit einem breiten Schrunde endigte, banden wir uns wieder ans Seil, und Madutz hieb ab- wärts Tritte in den Schnee, der zwar ziemlich weich war. leh hielt mich der grössern Sicherheit wegen mit ‘der linken Hand an der Schneewand fest, da ich aber be- deutende Kälte spürte, wollte ich die Handschuhe an- ziehen, und gab dabei, wie es scheint, nicht recht Acht, denn plötzlich glitschte ich aus, und hing am Seile; zu- gleich riss ich den Herrn Studer ebenfalls mit, der sich aber mit der linken Hand und mit dem eisernen Haken des Bergstockes an dem Rande eines Schrundes halten konnte. Die beiden Führer, vorn und hinten, standen unbeweglich fest, so dass wir uns bald wieder aufrich- ten konnten. Ein grosses Glück war es, dass wir am Seile angebunden gewesen, sonst wären wir in den brei- ten Schrund hinuntergestürzt, der zwar etwas mit Schnee angefülit war; indessen hätte der Sturz von Zweien densel- ben leicht durchbrechen können. Wir kamen nun glücklich über die Firnwand hinunter, und nun ging wieder das Klet- tern an. Die Aufgabe war nicht ganz leicht. Es war zwar Rasen, aber dieser ganz hart, kurz und nass, und von Felsen durchzogen, so dass ich, besonders mit mei- nem verletzten Knie, mit grosser Sorgfalt und daher et- was langsam hinuntersteigen musste. Auch waren die Abhänge zuweilen so steil, dass man rückwärts hinunter- — 4A — steigen musste. Einige Male liessen wir uns durch Run- sen hinunter. Hier war aber eiu solches Gepolter in den "Steinen, dass wir nur nach einander hinuntersteigen konn- ten, und die Hintern warten mussten, bis die Vordern in Sicherheit waren. So ging es mehrere Bergspornen hinunter. Um etwas auszuruhen, machten wir auf einem Absatze um 4 Uhr Abends noch einen Halt, und nahmen den letzten Proviant zu uns. Wir brachen indessen nach einer Viertelstunde wieder auf; das Hinuntersteigen wollte nicht aufhören ; wenn wir glaubten, die Tiefe eines Spor- nen erreicht zu haben, senkte sich wieder ein zweiter hinunter, den wir umgehen mussten; doch ging es von Schritt zu Schritt ziemlich abwärts; und endlich war die letzte Felswand glücklich umgangen, und wir konn- ten uns nun auf die Guppenalp zu halten. Wir trafen den Sennen beim Melken des Viehes an, und versäumten nicht, einige Gläser kuhwarme Milch zu uns zu nehmen, die uns trefflich mundete. 5%, Uhr hatten wir glücklich wieder die Guppenalphütten erreicht; also seit vierzehn Stunden nach unserm Aufbruch. Es wurde nun alles zusammengepackt und punkt 6 Uhr nach Schwanden hin- unter aufgebrochen. Der Weg ist besonders im Anfang ganz hübsch, gut unterhalten, und zieht sich in der Guppenrüfi zu dem untern Staffel hinunter, und dann in mehrern, zum Theil mit Gehölz bedeckten, Absätzen auf die Güter oberhalb Ton. Wir passirten dieses schöne Dorf, und trafen um 8 Uhr Abends in Schwan- den ein, wo wir uns im Adler noch etwas erfrischten, und dann in einer Chaise nach Stachelberg zurückkehr- ten, das wir 10%g Uhr in der Nacht glücklich er- reichten. Wegen meiner Verletzung war ich aufs Zimmer ge- bannt; dagegen unternahm mein Reisegefährte, Herr nn er — 4493 — Statthalter Studer, im Begleit von Herrn Prof. Streck- eisen von Basel noch einen Ausflug auf die Glariden. Sie stiegen Montag den 14. August, Nachmittags, über den Schreienbach hinauf, und bezogen ihr Nachtlager auf dem Bärenboden. Am Dienstag den 15. August zogen sie das Thal binauf auf Fismattalp zu, dann” über den Grat, der dieses Thal vom Urnerboden trennt, bei ei- nem Kreuze vorbei auf den Firn von Oberorthalden, dessen Höhe sie in fünf Stunden erreichten. Aussicht hatten sie keine, da Nebel im Anzuge waren; doch sa- hen sie so viel, dass hinter dem Zutreibestock, dem Beckistock und dem Geisputzistock ein Firnfeld sich hin- zieht, das bei dem Kammlistock vorbei sich bis zum Scheerhorn erstreckt, und südlich von einem Firngrate eingeschlossen ist, der sich vom Scheerhorn gegen das hintere Spitzälpeli hinzieht. Dieses Firnfeld sendet einen Gletscherarm gegen die obere Sandalp hinunter, den Geisputzifirn, einen zweiten gegen die Fismaltalp, und einen dritten gegen die Gemschialp bei Altenoren. Auf der Spitze von Oberorthalden waren sie nördlich ober- halb dieses Firnfeldes, und mussten, um zu demselben zu gelangen, eine zirca 500 Fuss hohe Felswand hinab- klettern; dann überschritten sie den Firn, wandten sich dem Beckistock zu und stiegen den Beckibach hinunter auf die obere Sandalp, wo sie schon 2 Uhr Nachmittags eintrafen. Am Mittwoch den 1. August stiegen sie wieder dem Beckibach nach hinauf, und erstiegen den Beckistock selbst, wo sieeine Menge Versteinerungen (Num- muliten) aller Artfanden. Baldaber trat Nebel undRegen ein, so. dass sie von dem weitern Wege nichts mehr zu mel- den wussten, als dass sie über einen Gletscherarm auf die Gemschialp hinuntergestiegen und über Altenoren in denselben Weg gekommen, den sie auf den Bärenboden — 496 — eingeschlagen. Abends rückten sie dann wieder unter Regen in Stachelberg ein, und so war der Ausflug glück- lich vollendet. - Prof. Dr. Lebert. — Experimentelle Beiträge zur Pyaemie. Die in Folge der Venenentzündung auftretende Pyä- mie kann in zwei Hauptquellen ihren Grund haben, in mechanischer Verstopfung vieler kleiner Gefässe und in einer direkt toxischen Veränderung des Blutes , besonders durch Mischung mit Eiter, obne nachweisbare mecha- nische Noxen. Es ist wahrscheinlich, dass die mecha- nische Ursache mit der rein toxischen gewöhnlich verbun- den ist, da man wenigstens experimentell ganz andere Re- sultate erhält, wenn man rein mechanische Kreislaufs- störungen hervorruft, als wenn man zugleich mechanisch- toxische oder rein toxische bewirkt. Ferner ist die rein toxische Einwirkung, ohne alle mechanische Komplikation für uns dadurch peremptorisch erwiesen, dass wir unleug- bar Fälle beobachtet haben, in welchen bei bestimmter Mischung des Eiters mit dem Blute der Tod unter allen Erscheinungen der pyämischen Infektion eingetreten war, ohne dass es möglich gewesen wäre, selbst bei der ge- nauesten anatomischen Untersuchung in irgend einem Or- gane einen pyämischen Heerd oder auch nur eine jener hämorrhagischen Entzündungen zu finden, welche jenen Abscessen vorhergehen. Nicht selten ist es ferner bei Leichenöffnungen dieser Art, eine nur so geringe Menge pyämischer Eiterheerde zu finden, dass diese offenbar nicht von dem tödtlichen Ausgange Rechenschaft geben. Wenn nun aber vielfache Eiterheerde bestehen, und es — 47 — auch bier wahrscheinlich ist, dass Fragmente von Gerinn- seln, Pseudomembranen oder coagulirtem Eiter direkt störend oder örtlich entzündend eingewirkt haben, so ist jedoch auch hier in Anschlag zu bringen, dass Verhält- nisse vorkommen, welche noch einen andern Infections- weg, als den mechanischen, urgiren. So haben wir z. B. fünf Mal in 3: Fällen von mehrfachen pyämischen Heer- den. die Lungen ganz frei gefunden, während in der Le- ber und andern Organen Abscesse bestanden, und da die Phlebitis in Venen der Gliedmassen ihren Grund hatte, so war die inficirte Blutmasse offenbar durch all die fei- nen Lungenkapillaren gedrungen, ohne hier mechanische Störungen zu verursachen. Achnlich sind die Verhält- nisse, wenn bei Phortaderphlebitis Lungenabscesse vor- kommen. Dass man auch in solehen Fällen, wie diess geschehen ist, sehr kleine Faserstofftheilchen und Pfröpfehen annehme, welche zwar durch die Lungenkapillare könn- ten, aber dennoch durch Anziehung neuer Moleküle von Fibrin im grossen Kreislauf Stockungen bewirkten, ist bis jetzt eine reine Hypothese. Auch bei der putri- den Infection kommen mehr rein toxische Erscheinun- gen hinzu, wenn vielfache Eiterheerde sich bilden ; jedoch ist diese nur ausnahmsweise im Spiel, wenn es sich um die von Phlebitis ausgehende Pyämie handelt. Wir nehmen also eine mehrfache Pathogenie der Pyämie bei Phlebitis an, eine organische, mehr humorale , welche besonders nach der Mischung des Blutes mit dem Eiter zu Stande kommt, über dessen Vorgang wir aber noch keine richtige Idee haben können, und diese kann schon tödten, bevor es zur örtlichen Entzündung gekommen ist, oder vielfache Abscesse und eitrige Ergüsse in Höh- len bedingen. Eine zweite Art der Pathogenie ist die durch Verstopfung verschiedener Theile des Kapillarsy- = We stems in Folge fibrinöser, eitriger eder Thrombusbrei- . pfröpfe, welche alsdann gewöhnlich bei denen der Glied- massen in den Lungen stecken bleiben und in den Wur- zeln der Pfortader Leberabscesse begünstigen. Die dritte, die beiden ersten begünstigende pathogenetische Entste- hung ist die pufrescirende Komplication. So müssen wir also jede exklusive und einseitige Theorie über die nach Phlebitis entstehende Pyämie aufgeben. Ich habe seit vielen Jahren eine Reihe von Expehl menten über diesen Gegenstand angestellt und bereits in meiner Physiologie pathologique die Resultate der frü- hern mitgetheilt. Seit jener Zeit sind dann auch die überaus wichtigen und interessanten Experimente von Castelnau und Ducrest über die Multiplieität der Eiter- heerde bekannt gemacht worden; ferner die in so viele Gebiete der Pathologie einschlagenden Experimente von Virchow über die Verstopfung der Lungenarterien, sowie diejenigen über Arterienentzündung, endlich die ebenfalls sehr zahlreichen von Sedillot über Pyämie. Die gewiss auch wichtigen Experimente von Meinel gehören weniger hieher, da sie sich mehr auf primitive Phlebitis beziehen. Ich babe nun nach dem Beispiel der genannten Forscher neue und mannigfache Versuche über diese Frage ange- stell. Ich kann hier freilich dieselben nur in kurzem übersichtlichem Auszuge anführen, übergehe sie aber einerseits desshalb nicht mit Stillschweigen, weil sie die ausgesprochenen Ansichten theils faktisch begründen, theils auch in der experimentellen Richtung gemacht, offenbar mit dem modernen Aufschwung der Me- dicin vielmehr in Einklang stehen, als jene alten, will- kürlichen Hypothesen, welche gewöhnlich in nichts anderem, als in blossen Eindrücken und Ausgeburten der Einbildungskraft bestanden. ei Ich erwähne zuerst in wenigen Worten das Resul- tat meiner Forschungen bis zum Jahre 1845, wie ich es in meiner Physiologie pathologique bekannt gemacht habe. Kaninchen, welche überhaupt bei diesen Experi- menten viel empfindlicher sind als Hunde, sterben nach Injection von Eiter in einem Zeitraume von wenigen Stunden bis drei Tagen. Bei reinem Eiter tritt der Tod schneller ‘ein, wenn man grössere Mengen injicirt, 4, 6, 8 Gr., während 1—3 Gr. langsamer den Tod herbeifüh- ren. Dicklichter Eiter tödtet viel schneller als gleichmäs- sig dünn flüssiger ; letzterer aber tödtet am allerschnell- sten, wenn er von jauchiger Beschaffenheit und üblem, stinkenden Geruche ist. Einspritzung von gut filtrirtem Eiterserum tödtet die Kaninchen ebenfalls, aber langsa- mer als mit destillirtem Wasser gemischte Eiterzellen. Hunde vertragen diese Injection viel besser. Schon da- mals hatte ich bei mehrfachen Injectionen von reinem Eiter bei Hunden nur vorübergehende Erscheinungen, aber nicht den Tod erfolgen sehen. Ich hatte mich auch davon überzeugt, dass die Eiterzellen des Menschen im Blute der Kaninchen nicht bloss keine Kapillarstockung und Eiterheerde hervorrufen, sondern auch im Blute schwer, ja fast gar nicht nach kurzer Zeit wiederzufin- den sind, während die weissen Blutzellen dieser Thiere doch von den Eiterkörperchen der Menschen zu unter- scheiden sind. Auch in den Ecchymosen der Lungen, welche bei diesen Experimenten erfolgten, habe ich ver- geblich Eiterzellen gesucht. In dem Blute dieser Thiere schienen mir die rothen Zellen mehr klebrig, ihr Farbe- stoff zum Theil in dem umgebenden Serum diffundirt, und ein Mal bei ammonikalischem Eiter babe ich diesel- ben vollständig verschwinden gesehen. Die Blutgerinnsel waren wenig faserstoffhaltig und in vielen Theilen des — ‚500 — Körpers traten Kapillarhämorrbagien und Ecchymosen auf. Meine seit jener Zeit angestellten Versuche theile ich in sechs Kategorien. Als unvollkommene schliesse ich die gleich aus, bei welchen nicht die vollständige Leichenöffnung gemacht worden ist und wo die Thiere nicht im Leben genau beobachtet wurden. Ich habe auch diese Versuche an Hunden und Kaninchen , jedoch an ersteren in grösserer Zahl, angestellt. In eine erste Kategorie fallen die Experimente, bei welchen plötzlicher Tod eingetreten ist. Es sind dieses drei. Sie betreffen ein Kaninchen, welchem 2 Gramm Eiterkörperchen mit 6 Gramm destillirttem Wasser verdünnt eingespritzt wor- den waren, und welches gleich nach der Operation unter Konvulsionen plötzlich starb. Vergeblich wurde vach Luft in dem rechten Herzen und in den grossen Gefäs- sen gesucht. Der zweite Fall betriffi ein grosses Ka- ninchen, welchem 4 Gramm eines dicklichen Eiters eben- falls durch die Jugularis injieirt wurden und welches ebenfalls in wenigen Minuten unter Konvulsionen starb. Die Leichenöffnung gab auch hier keine genügende Aus- kunft, und nach dem, was ich später über plötzlichen Tod bei Injection von grösseren Mengen von Kohlen- pulver beobachtet habe, glaube ich, dass es sich hier um plötzliche intense Störung im Kapillarkreislauf der Lungen und dadurch entstehende Herzlähmung handelt. Ich stelle diess aber nur als eine Vermuthung hin. An- ders und noch viel merkwurdiger war die Todesursache in einem dritten Fall, in welchem einem Kaninchen 10 Gramm stinkenden zersetzten Eiters aus einem Schen- kelabscess injieirt worden waren. Drei Minuten nach der Operation starb das Tbier. (Schluss folgt.) MITTHEILUNGEN NATURFORSCHENDEN GESELLSCHAFT IN ZÜRICH. a ER 1855. Prof. Dr. Lebert. — Experimentelle Beiträge zur Pyaemie. (Schluss.) Bei der Leichenöffnung zeigten sich die Muskeln blass, schwach, blutleer. im Herzen zeigte sich ein kirschbraunes, flüssiges Blut, welches mit Luft geschüt- telt sich nicht mehr röthete. Wenn man den N. phre- pieus reizte und drückte, kam keine Kontraktion des Diaphragma mehr zu Stande, welche man sonst bei frisch getödteten Thieren beobachtet, so dass hier der Tod auf ganz ähnliche Art eingetreten war, wie bei Vergiftung durch Schwefelwasserstoffgas, was durch die stinkende Beschaffenheit des Eiters leicht erklärlich ist. Eine zweite Reihe von Versuchen betrifft Thiere, denen Eiter injicirt wurde, und zwar in mehrern Expe- rimenten oftmals wiederbolt, bei welchen sich keine metastatischen Abscesse bildeten. Die Zahl dieser Ver- suche war vier. Der erste betraf einen kräftigen Hund, welchem zuerst 4 Gramm eines gewöhnlichen Eiters in die rechte Jugularvene eingespritzi wurden, worauf Dyspnoe, Frost in mehreren Anfällen, Pulsbeschleuni- gung, allgemeine. Schwäche eintrat. Nach sechs Tagen befand sich das Thier wieder ganz wohl. Es wurden Band Il. 32 — 502 — nun am siebenten Tage, Morgens und Abends, jedes Mal 4 Gramm Eiter eingespritzt, wornach Frost, Durch- fall, Pulsbeschleunigung, Abspannung, Widerwillen gegen Nahrung eintrat; allmälig erholte sich der Hund wieder ein wenig, war jedoch sehr mager geworden. Nachdem er mehrere Wochen sich wohl befunden halte, wurde er 35 Tage nach dem ersten Experiment getödtet. Bei der Leichenöffnung fanden sich Eechymosen in den Lungen und an mehreren Stellen Emphysem; jedoch nirgends im ganzen Körper Eiter. Im zweiten Versuch wurden einem Hunde 18 Gramm Eiterserum eingespritzt, was bei ihm keine merkliche Veränderung hervorbrachte. Er fuhr fort zu fressen und hatte nicht einmal vorübergehende Unbehaglichkeit. Am folgenden Tage wurden ihm 4 Gr. Eiter eingespritzt, worauf allgemeine Abspannung, Frost, Durst und Brechreiz eintrat. In den folgenden Tagen bessert sich das Thier und so ward ihm am sechsten Tage von neuem eine Einspritzung von 4 Gramm Eiter gemacht, welcher lange mit destillirtem Wasser gerieben war. Es treten die gleichen Erscheinungen, wie nach der ersten Injection ein und dazu noch Durchfall. Am siebenten Tage eine gleiche Injection, der Hund magert ab, ist schwach, stellt sich allmälig wieder her. Am 25. Tage wird er durch Durchschneidung des verlängerten Marks getödtet. Bei der Leichenöffnung fanden wir eine helle, durchsichtige Flüssigkeit in der linken Pleura, Emphysem an mehreren Stellen, besonders an den Rän- dern der Lappen der rechten Lunge, im Herzen ein dickes, schwärzliches Blut, aber nirgends Eiter oder Ei- terheerde. In dem dritten Versuche wurden nicht we- niger als eilf Eiterinjectionen bei einem Hunde gemacht, am ersten Tage sechs Gramm eines eitrigen Pleuraergus- ses vom Menschen, am Abend des ersten Tages eine —. 08 — zweite Injection von der gleichen Menge, am zweiten Tage zwei, am dritten Tage ebenfalls zwei. Nach die- sen verschiedenen Injectionen waren Abspannung, Frost, Diarrhoe und grosse Schwäche eingetreten, welche je- doch nur vorübergehend andauerten. Am vierten Tage wurde eine siebente Veneninjection gemacht, und am fünften eine achte, nach welcher blutige Diarrhoe mit ruhrartigen Ausleerungen und Tenesmus auftraten; am sechsten und siebenten wurden dennoch eine neunte und zehnte Einspritzung immer noch mit dem gleichen Eiter vorgenommen; nach der zehnten traten vorübergehende Konvulsionen ein; am eilften Tage wurden ihm wie- derum 6 Gramm des gleichen , freilich nun schon alterir- ten Eiters, injieirt, wonach ausser den übrigen Erschei- nungen Blutbrechen entstand, hierauf ein synkopeler Zu- stand, von welchem sich das Thier wieder erholte. In der Nacht vom eilften auf den zwölften Tag starb es. Bei der Leichenöffnung finden wir den untern rechten Lun- genlappen vollkommen bepatisirt und viele kleine lobuläre Hepatisationen neben partiellem, zerstreutem Emphysem, aber nirgends im ganzen Körper, trotz der sorgfältigsten Untersuchung, die Spur eines metastatischen Abscesses. Die Magenschleimhaut, sowie die des ganzen Darmkanals be- findet sich in einem Zustande intenser Entzündung. Aus- serdem zeigen sich im Magen mehrere runde tiefe Ge- schwüre mit scharfen, harten Rändern, welche bei Hun- den überhaupt häufig sind. Im Dickdarm hat der Ent- zündungsprocess ganz den dysenterischen Charakter, Röthung, Schwellung, Erweichung und viele oberfläch- lichen Ulcerationen. Der vierte Versuch betrifft einen Hund, welchem 1% Gramm etwas dicklichen, sonst normalen Eiters aus einem Schenkelabscess in die Jugularis eingespritzt wer- — 04 — - den, worauf sogleich Unruhe, Dyspnoe, Abgeschlagen- heit, Schüttelfrost , Durchfall und Pulsbeschleunigung eintreten. Acht Tage später werden 20 Gramm eines dicklichen Eiters nicht filtrirt mit kleinen Pfröpfchen aus einem Abscesse der weiblichen Brust injieirt. Der Hund hatte sich in der Zwischenzeit erholt, wurde aber nach der neuen Injection von den gleichen Symptomen be- fallen, zu denen sich bald Vomituritionen, Erbrechen, blutige Stühle und Tenesmus gesellten, welche fortdauern und den Tod, am Tage nach der zweiten Injection, her- beiführen. Bei der Leichenöffnung finden wir im untern Lappen der linken Lunge Eechymosen und kleine Blut- ergüsse, im Magen spitze Knochenfragmente und blutige Flüssigkeit, im Duodenum unterhalb des Pylorus zwei geheiltle Geschwüre, im Darmkanal eine blutige, schlei- mige Flüssigkeit, ohne Entzündung. Im obern Theile des Dünndarmes findet sich eine Ecchymose, welche einem wahrscheinlich durch ein Knochenfragment ver- letzten grösseren Gefässe entspricht. Es geht aus die- sen Versuchen hervor, dass Eiter ins Blut injicirt von Hunden in ziemlicher‘ Menge vertragen wird, ohne eine andere als vorübergehende Störung der Gesundheit zu bewirken, dass aber auch, wenn die Hunde, besonders durch vielfache und schnell wiederholte Injectionen krank erhalten werden und so der Tod eintritt, zwar sich Zei- chen von mechanisch gestörtem Kreislauf, besonders in den Lungen, finden, aber jede Spur eines pyämischen Abscesses fehlen kann. Die in der Wissenschaft beste- henden unleugbaren Fälle von geheilter Pyämie bei Menschen, in denen die Mischung des Blutes mit Eiter höchst wahrscheinlich stattgefunden hatte, stimmen mit diesem Resultate überein, sowie auch jenes andere kli- nische Faktum, dass die Pyämie den Tod herbeiführen =. mW — kann, ohne dass sekundäre Fiterbeerde entstehen, be- sonders wenn schnell und wiederholt viel Eiter in den Blutstrom kommt. Gegen die frühern Beobachter, be- sonders gegen Gastelnau, Decrest und Sedillot beweisen diese Experimente, deren Zahl ich noch bedeutend ver- vielfältigt habe, dass durch Eiterinjeetiou bei Hunden keineswegs so leicht vielfache Abscesse bervorgebracht werden können, wie diess aus den Versuchen jener Ex- perimentatoren hervorzugehen scheint. Eine dritte Reihe von Versuchen bezieht sich auf Tbiere, bei welchen nach Eiterinjeciion der Tod unter Ablagerung metastatischer Eiterheerde zw Stande gekom- men ist. Wir citiren hiervon folgende drei Versuche: Einem Hunde mittlerer Grösse wurden zuerst 6 Gramm eines gewöhnlichen Abscesseiters eingespritzt. Die ge- wöhnlichen unmittelbaren Erscheinungen treten auf, nach drei: Tagen Heilung. Am vierten Tage werden vier Gramm Eiter mit ‘gleichen Theilen destillirten Wassers injieirt und die Oberfläche der Vene mit: kaustischem Ammoniak gereizt. Schon nach 24 Stunden findet sich der Hund wieder wohl. Am eilften Tage wird eine dritte Injection in der Art der zweiten gemacht. Es zeigt sich unmittelbares Kranksein, aber Heilung nach 24 Stunden. Am .16. Tage eine neue Injection; nach welcher ausser den gewöhnlichen Erscheinungen Erbrechen und Diarrhoe eintritt. Im Urin findet sich in der nächsten Zeit nach der Injection kein Eiweiss; der Hund erholt sich bald wieder, bleibt aber mager und zeigt Dyspnoe. 34 Tage nach der ersten Operation wird der Hund durch Blut- verlust getödtet. Bei der Leichenöffnung finden sich in der Lunge viele emphysematöse und ecchyinotische Stel- len und eine Reihe kleiner Abscesse, von denen die we- niger entwickelten von einer hämorrhagischen Entzün- — 9506 — dung umgeben sind. Im rechten Herzen findet sich ein weiches, diffluirendes Blut, im linken eine feste, mehr gallertartige Gerinnung. Die durch Ammoniak gereizte Vene ist durch Thrombose geschlossen. Im Coecum und Colon besteht deutlich Hyperämie mit beginnender Er- weichung. In einem zweiten Versuch werden einem Ka- ninchen 4 Gramm eines gewöhnlichen flüssigen Eiters injieirt. Es treten unmittelbar darauf Konvulsionen und Scheintod ein, das Thier erholt sich jedoch wieder. Der durch Cathetrismus entleerte Harn zeigt kein Ei- weiss, wie diess sonst der Fall ist, wenn Blutsernm in- jieirt wird. Das Thier erholt sich unvollkommen, frisst, magert ab und stirbt nach 8 Tagen. Bei der Leichen- öffnung finden wir mehrere Abscesse unter der Haut und um die Genitalien herum, eine allgemeine Hyperämie des Gehirns und der Sinus. Die linke Lunge ist im obern Lappen hepatisirt. Ausserdem finden sich in den andern Lappen kleine hepatisirte, sowie auch emphysematöse Stellen. In der schr weichen Leber finden sich mehrere kleine Abscesse. An der kleinen Curvatur des Magens sieht man zwei runde Magengeschwüre von der Grösse eines Franken. Die Schleimhaut des Colon ist erweicht. In einem dritten Versuch wurden einem Hunde acht Eiterinjectionen in eilf Tagen gemacht, jedes Mal .von 4 Gramm eines gehörig vertheilten Eiters. Nach jeder Injection traten die bekannten Erscheinungen ein, aber dann bald wieder Besserung; jedoch schon im Leben zeigten sich Abscesse um die Genitalien und an einem Bein. Am 16. wird der Hund durch Blutverlust ge- tödtet. Bei der Leichenöffnung zeigten sich in den Lun- gen ausser Emphysem kleine Abscesse durch beide Or- gane zerstreul, zum Theil von Ecchymosen umgeben, welche letztere aber auch unabhängig in grösserer Menge Ey ZR = bestehen. Es finden sich mehrere Abscesse im Uhnter- hautzellgewebe und besonders in der Gegend der Ge- schlechtstheile.. In der Milz sind viele kleine Bluter- güsse, die Leber ist weich und blass. Die Schleimhaut des Dickdarms ist entzündet und mit vielen Ecechymosen bedeckt. Die erwähnten Versuche geben uns das mehr klas- sische Bild der klinischen und experimentellen Pyämie und bedürfen daher keines weitern Kommentars. In ei- ner vierten Versuchsreihe wurde gut filtrirtes Eiterserum in die Venen ein oder mehrmals injieirt und ebenfalls mit tödtlichem Ausgang in drei unserer Experimente, welche wir im Auszuge anführen; wir bemerken aber hier gleich, dass wir häufig grössere Mengen von Eiter- serum Hunden ohne allen Nachtheil injieirt haben, wenn nur eine oder mehrere Injectionen in grösseren Zwischen- räumen gemacht worden waren. In allen diesen Fällen haben wir beim Cathetrismus nach der Operation das Eiweiss im Harn fehlend gefunden. Sedillot behauptet, dass die Injection von Eiterserum Hunden unschädlich sei, wogegen jedoch bestimmt von seinen eigenen Ex- perimenten das 34., 40. und 41. sprechen. — Wir er- wähnen von unsern Versuchen hier den folgenden: Einem kleinen Hunde wurden 20 Gramm Eiterserum durch die Jugularis injieirt und am gleicheu Tage wird die Vena saphena zolllang blossgelegt und mit Oleum crotonis gereizt, welches zuerst mit dem Pinsel aufge- strichen und dann in grösserer Menge aufgetröpfelt wurde. Schon am folgenden Tage war in der Wunde Eiterung eingetreten. Am Abend wurden wieder 20 Gr. Eiterserum eingespritzt, nach welchem Frost, Diarrhoe und Erbrechen auftreten. Am folgenden Tage dauert die Diarrhoe fort, der Hund wird schwach, der Athem — 5089 — keuchend, am vierten Tage stirbt er. Bei der Leichen- öffnung zeigt sich die Wunde des Beins in jauchiger Eiterung begriffen, welche sich nach oben bis zu der Leistengegend fortsetzt; die gereizte Vene ist aber in ih- rem Innern durchaus normal, sogar ohne Thrombose. In der linken Lunge zeigen sich mehrfache Ecchymosen und emphysematöse Stellen, im Herzen ein diffluirendes Blut. Die Schleimhaut des Dickdarms ist bis zum Ende des rectum geröthet, geschwellt und erweicht: Der zweite Versuch betrifft einen Hund, welchem am ersten Tage 12 Gramm Eiterserum, am zweiten zwei Mal 15 Gramm, äm dritten 18 Gramm injicirt wurden. Der Urin ist nach den Injectionen nicht eiweisshaltig. Erst nach der vierten Injection tritt Frost und bedeutende Abspannung ein. Am Abend des dritten Tages wird eine fünfte und an jedem der drei folgenden Tage eine sechste, siebente und achte Einspritzung, jedes Mal mit 20 Gramm durchaus {rischen, nicht zersetzten Eiter- serums gemacht. Nach der achten Injection tritt blu- tige Diarrhoe ein. Am neunten Tage wird eine neunte und letzte Injection mit 22 Gramm Eiterserum gemacht, nach welcher Frost , Zittern, Erbrechen, Diarrhoe und Konvulsionen eintreten. Das Thier hatte schon seit meh- reren Tagen aufgehört zu fressen und war mager ge- worden. Am zehnten Tage erfolgte der Tod. Bei der Leichenöffnung findet sich in der Pleurahöhle ein gerin- ger Serumerguss, in beiden Lungen viele Eechymosen und zerstreule hepatisirte Lobularpneumonieen; aber nir- gends die Spur cines Abscesses. Im Pericardium eine geringe Menge blutigen Serums, im Herzen schwarzes, flüssiges Blut. Die ganze Darmschleimhaut ist entzün- det mit vielen oberflächlichen Geschwüren im Dickdarm. In einem dritten Versuch wurden einem Kaninchen — m = 10 Gramm filtrirtes Eiterserum injicirt, worauf es am ersten Tage sich wohl befand, am zweiten matt war und aufhörte zu fressen und am Ende des dritten starb. Die genau gemachte Leichenöffnung wies durchaus keine Veränderungen nach. Nach allen meinen Versuchen über Injectionen mit Eiterserum bleibt mir darüber kein Zweifel, dass auch dieses toxischen Einfluss auf die Blutmasse haben kann, wenn es direkt in dieselbe gebracht wird und dass es den Tod alsdann ohne pyämische Ablagerungen bewirkt, wiewohl es gewiss viel weniger schädlich einwirkt, als nicht filtrirter, selbst fein zertheilter und verdünnter Ei- ter. — In einer fünften Versuchsreihe habe ich unor- ganische Substanzen und zwar einerseits das nur rein mechanische obstruirende Koblenpulver, andrerseits auch das mehr direkt reizende und viel mannigfacher wirkende Quecksilber injieirt. Was die Einspritzungen mit Kob- lenpulver betrifft, so bemerke ich, dass in zwei Experi- menten, in welchen 3 und 4 Gramm feiner vegeta- bilischer Koble mit destillirttem Wasser verdünnt nicht dickere Partikeln als von #59 Millimeter enthaltend in die Jugularnerven von Hunden gespritzt wurden, plötzlicher Tod eintrat, ohne dass die Luft in die Vene eingedrungen wäre; aber viele der feinsten Verzwei- gungen der Lungenarterien waren ohne alles Extra- vasat schwarz injieirt, so dass wahrscheinlich durch das schnelle Hemmen des Lungenkreislaufs Lungen- und Herzlähmung eingetreten waren. In dem dritten Ver- suche wurde nur i Gramm feines, sehr verdünntes Koh- lenpulver langsam in die Jugularnerven eines Hundes eingespritzt. Es trat keine unmittelbare Störung ein, aber in den folgenden Tagen war das Thier traurig, ab- gespannt, dyspnoisch. Nach wenigen Tagen trat Besse- —. Bi — rung ein; die Dyspnoe aber bestand fort. Der Hund magerte immer mehr ab und starb am 27. Tage. Bei der Leichenöffnung fanden sich im Ganzen in 45 beider Lungen Lobularhepatisationen von rothbrauner Färbung, nicht aufblasbar, ein fibrinös körnichtes Exsudat enthal- tend mit körnichter Metamorphose der Lungenepithelien. In vielen Zweigen der Lungenarterie bestand eine schöne, schwarze, feine Injection von Kohle; die Hauptstämme aber enthielten keine Pfröpfe. Bei bloss mechanisch obstruirenden Substanzen kann also der Tod durch örtliche Störung des Lungenkreis- laufes und so entstehende vielfache Hepatisation eintre- ten, ohne aber die Erscheinungen und Veränderungen einer allgemeinen Blutvergiftung zu bewirken. Was die Injectionen von Merkur betrifft, so hatte ich schon früher ein Mal nach Injection desselben in die Jugularis die bekannten kleinen Lungenabscesschen be- obachtet, deren Verbreitung es mir schon damals wahr- scheinlich machten, dass es sich um eine Gefässentzün- dung in den Lungen handeln könne. Sicherer stellte sich diess in dem folgenden Versuche heraus: Einem Hunde wurden 10 Gramm Quecksilber durch ein umge- bogenes, feinzugespitztes Rohr in eine der Mesenterial- venen gebracht. Es trat darnach bald Traurigkeit, Ap- petillosigkeit, Abgespanntheit, Angeschwollenheit und Schmerzhafligkeit des Abdomen auf und nach vier Ta- gen starb das Thier. Bei der Leichenöffnung fanden wir die Wunde entzündet, mit Eiter infiltrirt, Abscesse im epiploon, allgemeine Peritonitis, Hyperämie der Ma- gen- und Darmschleimhaut und die Leber weich, braun, mit Vereiterung vieler kleiner Pfortaderäste, auf deren innerer Wand sich Pseudomembranen, Eiterzellen und an vielen Stellen Quecksilbermoleküle fanden. Nur stel- R A — lenweis bestand Pfropfbildung; die äussere Wand der Venen war erweicht und schiefergrau; die innere an vie- len Stellen zerrissen und zerstört; die Leberzellen ent- hielten viele Fettmoleküle. In einer sechsten Versuchsreihe habe ich organische Substanzen eingespritzt, welche zugleich mechanisch ob- struirend wirken sollten. Von diesen theile ich nament- lich folgende drei Versuche mit: 1) Einem Hunde wird an der Jugularis eine Aderlass gemacht, das frische Blut geschlagen, der so erhaltene Faserstoff gewaschen und aus demselben werden zwei Cylinder von einem Gentimeter Länge auf 3— 4 Millimeter Breite gemacht, welche alsdann durch die Jugularis in das rechte Herz eingeführt werden. Das Thier bekommt bedeutendes Fieber, verweigert die Nahrung, leidet an grosser Dyspnoe und stirbt nach 92 Stunden. Bei der Leichen- öffnung finden wir die Jugularnerven gesund, aber einen bedeutenden Bluterguss in der rechten Pleura, die rechte Lunge hepatisirt und die beiden Faserstoffpfröpfe finden sich in dem untern rechten Zweige der Pulmon- arterie an der Theilungsstelle in kleinere Zweige, welche in den Lungenlappen eingehen. Einer der Pfröpfe ist von einem frischen, schwarzen Blutkoagulum umgeben; die Pulmonalarterie war an der Einkeilungsstelle geborsten und so der Bluterguss in die Pleura entstanden. An die- ser finden sich auch die Zeichen einer frischen Pleuritis mit Pseudomembranen. Die rechte bepatisirte Lunge ist mit Eiter infiltrirt. Es ist diess, sowie das folgende Ex- periment eine Wiederholung der schönen Versuche von Virchow. In dem zweiten Versuche wird einem Hunde ein Stück Muskel von 8— 10 Millimeter Länge und 2— 3 Millimeter Breite in die Jugularnerven eingeführt und ins rechte Herz gestossen. Während 24 Stunden —. 512, — ist der Hund matt, verweigert die Nahrung , aber erholt sich bald und bleibt gesund. Nach zehn Tagen wird er getödtet. Bei der Leichenöffnung suchen wir vergebens das Muskelstück in den Lungengefässen, so- wie in vielen Theilen des grossen Kreislaufes. Die Lun- gen waren gesund geblieben. Ueberhaupt fand sich keine anatomische Störung, welche einer ausgebreiteten Ge- fässobstruction zuzuschreiben gewesen wäre. In den von Virchow angestellten gleichen Versuchen wurde das Mus- kelstück immer in der Lungenarterie gefunden und hatte hier eine sehr bedeutende Pneumonie bewirkt. In einem dritten Versuche wurden einem Hunde 8 Gramm nicht filtrirter Bierhefe injicirt, welche theils durch ihr Fer- ment, theils durch die mechanischen Partikeln, die es enthielt, wirken sollte. Eine Viertelstunde nach der In- jeetion ist das Thier sehr leidend, ängstlich, mit schnel- lem ‚beschleunigten Athem während ungefähr zehn Mi- nuten, vielleicht von der Verbrennung des Zuckers in den Lungen herrührend, welcher dureb Kontakt mit dem Ferment eine alkoholische Gährung erleidet. Diese bedeutende Dyspnoe lässt nach; nach drei Tagen ist der Hund wieder vollkommen wohl, und nach vier Wochen getödtet finden wir keine inneren Verletzungen. Wir bemerken bei dieser Gelegenheit, dass wir sonst öfters bei der Einspritzung einer Fermentlösung, welche so fil- trirt war, dass sie nur die Gährungspilse, in destillirtem Wasser gelöst, enthielt, die Hunde sehr krank werden und nach 6— 8 Tagen sterben gesehen haben. Es geht aus allen diesen Versuchsreihen hervor, dass die Ein- spritzung des Eiters in das Blut, wiewohl von Hunden viel besser vertragen, als von Kaninchen, dennoch eine tödliche Blutvergiftung herbeiführen, wenn die Injectionen hinreichend oft wiederholt werden, dass aber mitunter EI 17ER WE IE DEE 047 Zei es a AL Fun ee ug — 51 — grosse Mengen von Eiter obne Schaden vertragen wer- den, und dass, wenn mechanische Obstruction zum Theil im Spiele sein mag, aber auch das gleiche Resultat, ohne mechanische Störung experimentell zu Stande kommt. Es zeigt sich ferner, dass die rein mechanisch störenden injieirten Stoffe doch anders wirken, als diejenigen, bei welchen entweder eine rein toxische oder eine toxisch- mechanische Wirkung erzeugt wird. Niese Versuche sprechen offenbar auch für unsere Theorie der vielfachen Ursachen der Pyämie. Dr. E. Becher. — Die Kohlensäurespannung im Blute, Je allgemeiner und fester begründet die Ueberzeu- gung wird, dass ein wesentlicher Fortschritt der medizi- nischen Wissenschaft nur dadurch möglich wird, dass, wie an die physiologische Formenlchre die Lehre von den Funktionen, so an die so vollkommen ausgebildete patho- logische Formenlehre die Erforschung der krankbaften Veränderungen der Funktionen sich anschliesst, — um so mehr richtet sich die Aufmerksamkeit auch der Patho- logen vor Allem auf die Reihe von Erscheinungen, wel- che die wahre Grundlage des ganzen thierischen Lebens bilden, und gemeinhin unter dem Namen des Stoffwech- sels zusammengefasst werden. Den natürlichsten Ausgangspunkt für die Erforschung der Schwankungen und Verschiedenheiten des Stoffwech- sels inner- und ausserhalb der Breite der Gesundheit bil- det die qualitative und quantitative Untersuchung der End- produkte, die als Auswurfstoffe aus dem Körper ausge- führt werden. — Da es in der Natur der Sache liegt, = A: dass die bezüglichen Untersuchungen in grosser Zahl und Ausdehnung angestellt werden müssen, so ist das unent- behrlichste Erforderniss, der wichtigste Schritt zu ihrer Ermöglichung, die Ermittlung und Einführung sicherer und nicht gar zu komplizirter Untersuchungsmethoden. Kaum ist es den Bemühungen Liebig’s gelungen, eine Methode zu Bestimmung des Harnstoffgehaltes des Harns auszubilden, die es möglich macht, jeden Augenblick bin- nen wenigen Minuten die ausgeschiedene Menge dieses Endproduktes der Umsetzung der stickstoffhaltigen Kör- per- und Nahrungsbestandtheile zu bestimmen, so welt- eifern Physiologen und Pathologen in der Erforschung der Schwankungen dieser Ausscheidung im gesunden und kranken Körper, und von Tag zu Tag nehmen unsere Kenntnisse über diesen Gegenstand an Umfang und Tiefe zu. Warum hält nun die physiologische Untersuchung über das nicht minder wichtige Endprodukt der Umsetzung‘ der Kohlenstoffatome die Kohlensäure mit der ebenge- nannten nicht gleichen Schritt? Warum wendet die pa- thologische Untersuchung sich geradezu von dem Gegen- stande ab, mit Worten, wie: „— die Chemiker haben das Gebiet dieser Untersuchungen, was ihnen bei den grossen Schwierigkeiten derselben auch nicht verdacht werden soll, noch nicht betreten —“ oder: „— man darf dem Arzte nicht zumuthen, die im Blute gelösten Gase unmittelbar quantitativ zu bestimmen — “ (Henle)? Warum beschränkt sich Traube auf die Untersuchung der dyspnöetischen Erscheinungen an den Bewegungen der Inspirationsmuskeln? Warum haben die vielver- sprechenden Anfänge von Scharling und Hannover, desgleichen ‚die Bemühungen von A ndral- Gavarret nicht weiter geführt? Warum verstummt sogar der eifrige > a an ie a A a AED — 5 — Vierordt mit den Worten: „Von grösstem Interesse für eine höhere Auffassung der Vorgänge des kranken Lebens müssten Beobachtungen über die Respiration in verschiedenen Krankheiten sein. Im Verein mit den zahl- reichen in neuester Zeit angestellten Untersuchungen über die Veränderungen des Blutes und Harns in Krankheiten würden sich daraus obne Zweifel für die Physiologie und Pathologie wichtige Konsequenzen ergeben «? Doch wohl aus keinem andern Grunde als wegen der Unbrauchbarkeit der bisherigen Methoden, für die eben hiedurch der faktische Beweis geliefert wird. Vierordt selbst sagt über die von ihm mit so vielem Erfolg ange- wandte Methode: „sie hat den Nachtheil, dass sie erst nach sehr langer Uebung mit Erfolg angewandt werden kann, wenn man nicht Gefahr laufen will, die Athembe- wegungen zu schnell und zu tief zu vollführen. Aus diesem Grunde ist sie auch zu, an einer grössern Anzahl von Personen vorzunehmenden vergleichenden Experimenten durchaus unbrauchbar, was die vielen hinsichtlich des Exspirationsvolumens, ja zum Theil selbst hinsichtlich der chemischen Beschaffenheit der ausgeathmeten Luft von den ältern Beobachtern begangenen Irrihümer beweisen. Eine einfache auf ein neues Prinzip gegründete Me- thode aufzusuchen und auszubilden war seit längerer Zeit der Gegenstand unserer Arbeit, nachdem uns diess so weit gelungen, dass wir eine solche als sicher begründet be- trachten können, ist ihre Mittheilung der Zweck dieser Blätter. Wir haben in der Einleitung zu unserer ersten Ab- handlung auf die hohe Bedeutung der Spannung der Koh- lensäure im Blute hingewiesen; unter ihr verstehen wir aber die Kräfte, welche, zwischen den Kohlensäuretheil- chen wirksam , die Verdunstung derselben bewerkstelligen. — 516 — Die Bestimmung derselben nach einem absoluten oder relativen Maasse war es, auf die wir unser Augenmerk richteten. -—- Auf dem geradesten Wege vorschreitend, fanden wir ein solches Maass in dem Barometerdruck einer Kohlensäureatmospbäre, welche, wenn sie über das lebende Blut gesetzt wird, gerade genügt, um den Aus- tritt der COg aus dem Blute zu verhindern und doch nicht hinreicht, um neue CÖg in. das Blut zu treiben; wenn diese Bedingung erfüllt ist, so halten sich of- fenbar die Triebkräfte der beiden GOg-Atmosphäre, in der Flüssigkeit und in der übergeschichteten Luft, das Gleichgewicht. Die Beziehungen, welche der Werth einer soleben Spannung. zu unserer Aufgabe besitzt, sind nun folgende. Nach den bekannten Regeln über die Verbreitung der Gase in Flüssigkeiten wird sich der Werth, den diese Span- nung bei gleicher Temperatur und gleicher Zusammen- setzung annimmt, mehren mit der Dichtigkeit des Gases, oder, was dasselbe sagen will, mit dem Prozentgehalt der Flüssigkeit an Kohlensäure. Wir würden in Folge der Bestätigungen , welche die Henry und Daltonschen Regeln. durch die tadellose Arbeit Bunsens erhalten hat, sogar im Stande sein, das Genauere dieses Abhängigkeitsver- hältnisses zwischen Spannung und prozentischen GOzge- halt für das Blut abzuleiten, wenn dieses letztere die GOz nicht in einer besondern Form, in einer alkalischen Lö- sung, gebunden enthielte, für die nach unsern frühern Mittheilungen die Beziehungen keine volle Giltigkeit besit- zen, welche zwischen Kohlensäure und Wasser be- stehen. (Fortsetzung folgt.) MITTHEILUNGEN DER NATURFORSCHENDEN GESELLSCHAFT IN ZÜRICH. r Na & 111. — 1855. Dr. E. Becher. — Die Kohlensäurespannung im Blute., (Fortsetzung. ) Jedenfalls wird es aber dem Versuch gelingen, das Ab- hängigkeitsverhältniss zwischen der Spannung und dem Pro- zentgehalt des Blutes an CO, zu ermitteln, und zwar auf einem Wege, den wir in unserer ersten Abhandlung schon angedeutet haben. Wir behalten es uns vor, später da- rauf einzugehen. — Setzen wir nun aber voraus, es.sei diese Lücke ausgefüllt, und wir würden, wenn uns der Werth der Spannung gegeben wäre, auch unmittelbar den Gebalt des Blutes an verdunstbarer Kohlensäure kennen, so würde aus einer Bestimmung der erstern für den Arzt sogleich derselbe wichtige Vortheil entspringen, der ihm erwächst aus der Kenntniss eines jeden andern das Le- ben verändernden Einflusses, derselbe Vortbeil, den ihm die Erkenntniss der Werthe des Blutdrucks, der Tem- peratur u. s. w. u. s. w. bietet. Denn es würde ihm, vor- ausgeselzt, dass jene Spannung mit dem Gange des Le- bens veränderlich gefunden würde, möglich sein, Stö- rungen des normalen Lebens als Funktionen der gestei- gerlen oder verringerten COgprocente des Blutes aufzufas- Band Ill, 33 — 518 — sen. — Nun lag aber das Bedenken nahe, ’dass diese Spannungen und damit die prozentigen Mengen der Koh- lensäure in dem lebenden Blute keine wesentlichen Ver- schiedenheiten zeigen. Denn die Menge der Kohlensäure, welche das Blut schwängert, ist ja bekanntlich nur der Unterschied der Massen dieses Gases, welche auf der einen Seite in die Gapillaren der Aorta ein- und auf der andern Seite, in den CGapillaren der Art. pulmonalis, aus dem Blute weggeführt werden. Unsere Hoffnungen beruhen also auf der Voraussetzung, dass der eindringende Strom nicht zu derselben Zeit und in demselben Maasse verändert werde, wie der austretende. Dieses, was vor Allem festzustellen war, ist in der That durch die folgende Versuchsreihe bestä- tigt worden; der Spannungswerth der Kohlensäure im Blute ist eine- veränderliche Grösse, und namentlich in der Weise, dass mit der steigenden Zufuhr an Kohlensäure auch ihre Spannung im Blute wächst. — Die Spannungs- bestimmungen leisten demnach das, was wir vor Allem zum Vortheil der ärztlichen Praxis anstrebten, nämlich: ein relatives Maass ebensowohi für die Bildung als auch für die Ausfuhr der Kohlensäure. Denn man wird, ebenso wie es bei Temperaturbestimmungen u. s. w. ge- schieht, mit Hülfe ganz einfacher Beobachtungen, wie z. B. der Zahl der Athemzüge oder gar ihres Umfangs, des Zustandes der Lungen, der Menge von genossener Nahrung und Aehnlichem, jedesmal aus der bekannten Spannung schliessen können, ob die Kohlensäure ver- mehrt oder vermindert gebildet oder ausgeschieden werde. Wir gehen nach diesen einleitenden Bemerkungen zum Inhalt, unserer Versuche über. ‚Es stellte sich, wie erwähnt, uns als nächste Aufgabe die Beantwortung der Frage, ob die Spannung der Kohlensäure im Blute va- riabel ist oder nicht? —_— mn — Die Lösung derselben musste sich einfach ergeben, wenn wir untersuchten, ob bei konstantem Querschnitt des Kohlensäurestromes, bei konstantem Volum {und Zusammensetzung) der darüber gesetzten Luft die Menge der in gleichen Zeiten übergegangenen Kohlensäure wech- selt, mit andern Worten: ob gleichgrosse Luftvolumina von demselben Individuum (nach vorausgegangener gleich- tiefer Exspiration) inspirirt, gleiche Zeiten zurückgehal- ten und darauf möglichst vollständig exspirirt, in ver- schiedenen Zuständen denselben oder verschiedene Grade der Sättigung mit Koblensäure erreichen? ‘ Die absolute Grösse der jeweiligen Spannung der Kohlensäure im Blute lässt sich durch den Versuch na- türlich erst dann bestimmen, wenn es gelingt, das jewei- lige Maximum der Kohlensäurespannung in der Lungen- luft zu erreichen, das derjenigen im Blute das Gleichge- wicht hält und somit jede weitere Diffusion verhindert. Lässt sich dieses Maximum nicht erreichen, so sind wir doch mindestens sicher, eine Kurve der zu- und abnch- menden COzspannung für verschiedene Zustände zu er- halten, die als proportionaler Ausdruck nicht weniger werth- voll wird, wenn auch die absolute Höhe ihrer Ordina- ten unbekannt bleibt. Die Anforderungen, denen unser Versuch zu genü- gen hat, sind kurz folgende: a) Der vor der Inspiration in den Lungen befindliche Rückstand von Luft muss nach Menge und Koh- lensäuregehalt möglichst klein und für alle Versuche möglichst gleich sein. — Wir suchten diess dadurch zu erreichen, dass wir der Versuchsinspiration je- desmal eine möglichst tiefe Inspiration mit unmit- telbar darauf folgender möglichst grosser Exspira- tion vorausschickten. b) — u — Das inspirirte Luftvolum soll bei allen Versuchen gleich gross sein. — Mit absoluter Genauigkeit kann diess nur geschehen, wenn ein abgemessenes Vo- lum eingeathmet wird; annähernd aber lässt sich’s am einfachsten dadurch erreichen, dass jedesmal der Brustkorb auf das Maximum ausgedehut wird. Der letztere Weg empfiehlt sich auch mit Rücksicht darauf, dass je grösser im Allgmeinen die Inspi- ralion gemacht wird, und je länger die eingezo- gene Luft somit zurückgehalten werden kann, um so grösser die etwaigen Differenzen erscheinen müs- sen. Bei unsern bisherigen Versuchen haben wir den letzteren Weg, wie die Versuche zeigen, ohne erheblichen Nachtheil eingeschlagen, nichtsdestowe- niger erscheinen uns die Gründe für das Einath- men genau gemessener Volumina so überwiegend, dass wir künftighin ausschliesslich so verfahren werden. Die Dauer des Zurückhaltens der inspirirten Luft muss in allen Versuchen dieselbe sein. Die Be- stimmung derselben betreffend, so war sie entwe- der so lange zu wählen, dass das jedesmal inspi- rirte Luftvolum das Maximum seiner Kohlensäure- sätligung erreichen muss, oder da der (unten be- schriebene) Versuch zeigte, dass diess bei grösst- möglicher Inspiration nicht zu erreichen ist, schien es zweckmässig, dieselbe so lange zu wählen, als ohne erhebliche Beschwerden für den Experimen- tator möglich ist. Wir haben.deıngemäss durchaus die Dauer von 60 Sekunden angenommen. Die Exspiration betreffend, so ist für die Messung des Luftvolums zwar eine in allen Fällen möglichst gleich vollständige Ausathmung nothwendig, für die, | | _- an = Bestimmung des Prozentgehaltes an Kohlensäure aber dürfte diese vo!lkommen gleichgültig sein, da wir uns durch die genausten Versuche überzeugt haben, dass am Ende der 60 Sekunden eine Ver- schiedenheit des Kohlensäuregehaltes der Luft in den verschiedenen Lungenpartien nicht mehr be- steht. Um diese Gleichheit um so sicherer zu er- reichen, haben wir uns stets bemüht, während der Inspirationsdauer durch Bewegungen des Brustkor- bes, so weit sie noch möglich waren, die mecha- nische Mengung der Gase zu unterstützen. e) Das Auffangen der eingeathmeten Luft und die Bestimmung ihres Kohlensäuregehaltes sind endlich von der grössten Wichtigkeit. Ohne uns bier auf eine Kritik der verschiedenen von den bisherigen Beobachtern benützten, zum Theil sehr ungenauen Methoden einzulassen, begnügen wir uns, die Haupterfordernisse: Auffangung des Gases in einem Ge- fässe, dessen Rauminhalt genau bekannt, Sperrung durch eine Flüssigkeit, die keinerlei chemische oder physikali- sche Verbindung mit keinem der Gase eingeht, Bestim- mung der Kohlensäure nach dem Volum und nicht nach dem Gewichte — hervorzuheben, und gehen sofort zur Darstellung des von uns angewandten Verfahrens über. Die einzig mögliche Flüssigkeit zur Sperrung des Gases ist anerkanntermassen das Quecksilber; seine all- gemeine Anwendung wurde nur verhindert durch die Schwierigkeiten der Beschaffung und Handhabung des- selben in so grossen Massen, wie sie bei den gewöhnli- chen Gasometerverrichtungen erforderlich waren. — Um diesen Uebelständen so gut wie möglich auszuweichen, konstruirten wir den zuerst von Despretz angegebenen Apparat, welcher in Fig. 1 leer, in Figur 2 mit Gas — 52 — gefüllt dargestellt ist; er hat sich in jeder Beziehung voll- ständig zweckmässig erprobt. Auf ein mit Stellschrauben versehenes Brett (4) ist ein solider, an seiner Spitze ab- gerundeter Holzcylinder (B) aufgeschraubt; über densel- ben ist eine unten offene, oben tubulirte Glasglocke (C) gestürzt, die ‚ihn so enge, als ohne gegenseitige Berüh- rung möglich, umschliesst; sie trägt eine Millimeterskala und ihr Inhalt ist ‚durch Kalibrirung genau bestimmt. Diese Glasglocke wird von einem Mantel: von Sturzblech (D) umgeben, dessen umgebogener unterer Rand mit un- tergelegtem Kautschuck auf. das Breit aufgeschraubt ist. Derselbe ist bei (b) auf beiden Seiten mit korrespondiren- den 'Glasfenstern versehen. Der Raum zwischen diesem Mantel und dem Holzcylinder, der eben gross genug ist, damit’ die Gloke (Z) zwischen beiden auf und ab bewegt werden kann, ohne die geringste Reibung zu erfahren, wird nunmehr mit’ Quecksilber angefüllt (durch die Wel- lenlinien in ‘der Figur bezeichnet), und zwar so weil, dass der CGylinder A bei jeder Stellung der Glocke voll- kommen bedeckt bleibt, und somit das Gas immer durch den ebenen Quecksilberspiegel (a) abgesperrt bleibt. ‘Die fabelhafte Leichtigkeit, mit ‘der das Quecksilber — zu- mal unter so hohem Drucke — durch unsichtbare Oeff- nungen, selbst in die Poren des Holzes dringt, erschwert die Herstellung des’Apparates beträchtlich. — Durch den Hals der Glocke geht eine gut eingekittete Glasröhre (d); dieser ist ein kurzes Kautschoukrohr mit einem Ansatz stücke (ce) vorgebunden, welch letzteres durch: einen Hahn oder 'Kork luftdicht verschlossen werden kann. Die Anwendung dieses einfachen Apparates: Anfül- lung der Glocke mit Quecksilber durch Niederdrücken derselben und Ansaugen des Quecksilbers in dus Ansatz- rohr einerseits; andrerseits Oeffnen des Hahns und .da- — 5293 — rauf folgendes Emporsteigen der Glocke, so lange Luft oben eintritt, bedarf keiner weitern Auseinandersetzung. Ohne weiteres leuchtet auch der grosse Vortheil ein, dass er sich zur Inspiration so gut wie zur Exspiration be- nützen lässt. Zur Bestimmung des Volums des einge- schlossenen Gases wird durch die Fenster (bb) das Queck- silberniveau innerhalb und ausserhalb der Glocke an dem Masstabe abgelesen, und in bekannter Weise nach der Kalibrirungstabelle das Volum berechnet. Zur Bestimmung des Kohlensäuregehaltes der Aus- athmungsluft wandten wir die einzig gute Methode von Bunsen — Absorption der Kohlensäure durch befeuchtete Kalikugeln, und Bestimmung der Volumsabnahme — an; behufs derselben leiteten wir das Gas durch eine enge Glasröhre, die bei e vorgesteckt wurde, aus dem Gas- behälter in die mit Quecksilber gefüllten Eudiometerröh- ren. Wir setzen das Detail der Methode als bekannt voraus, verweisen bezüglich der zahlreichen Fehlerquellen auf das in der Abhandlung über Kohlensäurediffusion ausführlich Gesagte, müssen aber doch einiger besondern Vorsichtsmassregein hier erwähnen : Die Expirationsluft mag für die jeweilige Körpertemperatur mit Wasserdampf gesättigt sein oder nicht, die in dem Gasbehälter befind- liche Luft ist es unter allen Umständen für die’ Tempe- ratur der Umgebung. Wenn aber diese Luft‘ auf dem Wege in die Eudiometeröhre eine Abkühlung erfährt, oder wenn dieselbe in dieser Röhre bis zur Volumbe- stimmung eine höhere Temperatur angenommen hat, so könnte leicht der Fall eintreten, dass zur Zeit der Vo- lumbestimmung keine vollständige Sättigung mit Wasser- gas mehr Statt hat, und somit bei der Reduktion des ge- fundenen Volums ein zu grosser Abzug für die Tension des Wasserdampfs gemacht würde. Darum ist es noth- —_— 3m — wendig für alle Fälle in den Kopf der Eudiometerröhre einen kleinen Tropfen Wasser zu bringen. Die Kaliku- geln müssen immer frisch bereitet und gut befeuchtet eingebracht werden, und mindestens 24 Stunden liegen, indem sonst, wie wir uns durch zahlreiche Versuche über- zeugten, keine vollständige Absorption bewirkt wird. Dass auch bei etwas reichlichem Wasserbeschlag in der Röhre durch die Kalikugel dennoch das Gas vollständig getrocknet wird, davon haben wir uns durch nachträg- liches Einbringen von Chlorkalcium überzeugt. Die jedes- malige Volumbestimmung muss mit äusserster Genauig- keit gemacht werden; ein Ablesungsfehler von 1/9 Mil- limeter kaun schon bis in die 1/;g der Prozentzahl wir- ken (das Ablesen kann desshalb nur aus grösserer Ent- fernung mittelst des Fernrohres geschehen). Die gering:: sten Temperaturschwankungen werden so störend, dass ein Lokal mit möglichst konstanter. Temperatur ein un- umgängliches Erforderniss zur Anstellung der Analysen ist. So lange wir darauf nicht die allersorgfältigste Rück- sicht genommen, war es uns in der That nicht möglich, unter 6 Volumbestimmungen einer und derselben Gas- menge auch nur zwei übereinstimmende zu erhalten; wird aber nach dieser Methode wirklich genau gearbei- tet, so rücken die Fehlergrenzen in die dritte Stelle der Prozentzahl zurück. Als Beispiel der Analysen, und als Masstab für den Grad ihrer Genauigkeit führen wir hier zunächst zwei mit der Luft einer und derselben Expiration angestellten Analysen aus unserem Versuchsprotokoll auf. Eudiometer b. Inner. Hg-Niv. Aeus. Hg-Niv. Temperatur, Barometer, Vor der Absorption 22,3 88 17,2 737,8 Nach » » 56,7 33,0 19,0 734,7 Daraus berechnet : Volum. Temp. Druck. Corrig. Vol. (0°; 1000”). Vor d. Absorpt. 123,43 17,2 724,3 82,404 Nach, » 113,32 19,0 711,0 75,325 Demnach enthalten 100 Vol. des Gases = 8,590 (Oz. Eudiometer c. Inner. Hg.-Niv. Aeuss. Hg.-Niv. Temp Barom. Vor d. Absorp. 39,0 22,7 17,2 737,8 Nach » 5 74,0 44,6 19,0 734,7 Daraus berechnet : Vol. Temp. Druck. Corr. Vol. Vor d. Asorpt. 132,432 17,2 721,5 88,064 Nach ,„ 5 122,072 19,0 705,3 80,491 Demnach enthalten 100 Vol. des Gases = 8,599 (O2. Weiter mögen hier drei Versuche, die zu derselben Stunde unmittelbar hinter einander angestellt wurden, ihre Stelle finden, um als vollständiges Beispiel des ganzen Verfahrens, und als Probe für die Genauigkeit des Ver- suchs zu dienen. 20/jo Morgens nüchtern, 9% Zahl der Pulschläge in der Minute . . . 72 Zahl der Athemzüge in der Minute 3 ? 3 15 Temperatur auf dem Boden der Mundhöhle . . 36,2° Temperatur des Zimmers . . : ; 2 } 10,5° Barometerhöhe . 2 i e 3 F . 2 Versuch I. Tiefste Inspiration ; 60° angehalten. Volum der exspirirten Luft = 4601,25 C. C. Analyse. Eudiometer II. Inner. Hg.-Niv. Aeuss. Hg.-Niv. Temp. Barom. Vor d. Absorpt. 40,7 27,7 10,0 716,0 Nach » » 70,0 28,7 10,0 722,8 — 536 — Daraus berechnet: Vol. Temp. Druck. Corig. Voi. Vor d. Absorpt. 125,275 10,0 703,0 101,980 Nach » » 144,950 10,0 681,5 - 95,291 Demnach enthalten 100 Vol. des Gases = 6,562 (O:. Versuch 11. Tiefste Inspiration ; 60° angehalten. Volum der expirirten Luft = 4564,0 C. C. Analyse. Eudiometer a. Inner. Hg.-Niv. Aeuss. Hg.-Niv. Temp. Barom. Vor d. Absorpt. 64,0 46,0 10,0 716,0 Nach » » 86,9 47,0 9,9 719,0 Daraus berechnet : Vol. Temp. Druck. Corrig. Vol. Vor d. Absorpt. 125,03 10,0 698,0 83,052 Nach » » 118,25 9,9 679,1 77,493 ° Demnach enthalten 100 Vol. des Gases — 6,693 (Oz. Versuch I. Tielste Inspiration ; 60° angehalten. Exspirirtes Volum = 4527,25 0. C. Analyse. Eudiometer 11. Inner. Hg.-Niv. Aeuss. Hg,-Niv. Temp. Barom. Vor d. Absorpt. 74,9 49,0 10,0 716,0 Nach „ » 104,0 50,0 9,9 719,0 Daraus berechnet : Vol. Temp. Druck. Corrig. Vol. Vor d. Absorpt. 163,908 10,0 690,1 107,62 Nach » » 156,051 99 665,0 100,28 Demnach enthalten 100 Vol. des Gases = 6,80 (O;. Anmerkung. Die Unterschiede der in den drei Versuchen erhaltenen Kohlensäurewerthe erklären sich aus den Verschieden- heiten der In- und Exspiralionsvolumina. Aus den mitgetheilten Probeversuchen geht hervor, dass die Differenzen im Prozentgehalte an COzg, der die — 527 — Exspirationsluft in unsern Versuchen angiebt, höchstens bis zu 0,25 in die unvermeidlichen Fehlergrenzen fallen, grössere Verschiedenheiten aber zur Annahme einer wirk- lich .stattgehabten Ausscheidung verschiedener Kohlen- säuremengen berechtigen. Wie sich nach Aufführung der bis jetzt von uns angestellten Versuche ergeben wird, kommt zu dem Beweise, den diese Probeversuche für die Genauigkeit liefern, noch hinzu, dass die Ueberein- stimmung mit den bisher bekannten Thatsachen über die Kohlensäureausscheidung nur geeignet ist, das Zutrauen zu unserer Methode zu bestärken. In der Absicht, einmal den Einfluss der Dauer des Zurückhaltens einer gewissen Lufimenge in den Lungen auf die Ausscheidung der Kohlensäure zur Anschauung zu bringen, hauptsächlich aber um zu erfahren, ob wir im Stande sind, durch möglichst langes Zurückhalten der eingeathmeten atmosphärischen Luft das früher bespro- chene Maximum der Kohlensäureausscheidung zu errei- chen, stellten wir den zunächst mitzutheilenden Versuch an: 12/9 Vormittag,‘ 9—10", nüchtern. Ein möglichst grosses Luftvolum wird eingeathmet (Dauer der Inspiration: 2 bis 3°) und der Reihe nach 0, 20, 40, 60, 80, 100 Sekunden zurückgehalten (Dauer der Ausathmung 6 bis 8°), Zahl der Pulsschläge in der Minute (P) == 56. Zahl der Athemzüge in der Minute (R) = 12. Temperatur in der Mundhöhle (T) = 36,0°. Temperatur des Zimmers (A) = 14,5. Barometerhöhe (B) = 729,0. Erster Versuch : Dauer des Anhaltens —= 0°. Exspirirtes Volum. = 4821,72 C. C. Analyse. Eudiometer T. Vol. Temp. Druck. Corrig. Vol. Vor d. Absor'pt. 152,975 14,0 704,2 100,72 Nach » » 147,22 11.9 688,1 97,0%7 Demnach enthalten 100 Vol. des Gases = 3,636 %o (O2. ae Zweiter Versuch : Dauer des Anhaltens — 20”. Exspirirtes Volum. = 4564,25 C. C. Analyse. Eudiometer a. ’ Vol. Temp. , Druck. Corrig. Vol. Vor d. Absorpt. 132,69 14,0 697,8 86,557 Nach » » 125,43 11,9 680,2 81,751 Demnach enthalten 100 Vol. des Gases = 5,552 0% (O2. Dritter Versuch : Dauer des Anhaltens = 40°. Exspirirtes Volum. = 4656,75 0. C. Analyse. Kudiometer c. Vol. Temp. Druck. Corrig. Vol ß Vor d. Absorpt. 132,165 14,0 721,7 89,014 Nach » » 123,226 12,0 706,9 83,434 Demnach enthalten 100 Vol. des Gases = 6,265 % CO». Vierter Versuch : Dauer des- Anhaltens = 60°. Exspirirtes Volum. = 4471,75 C. C. Analyse. Eudiometer II. Vol. Temp. Druck. Corrig. Vol. Vor d. Absorpt. 169,011 14,0 708,0 111,89 Nach » » 159,561 11,9 679,3 103,86 Demnach enthalten 100 Vol. des Gases — 7,176 % COz. Fünfter Versuch : Dauer des Anhaltens = 80°. Exspirirtes Vol. = 471,75 0. C. Analyse. Eudiometer b. Volum. Druck. Temp. Corrig. Vol. Vor d. Absorpt. 112,793 689,0 14,0 72,632 Nach » » 104,149 675,1 12,0 67,343 Demnach enthalten 100 Vol. des Gases — 7,282 % (Oz. Sechster Versuch. Dauer des Anhaltens = 100°. Exspirirtes Volum. = 4285,75 0. C. Analyse. Eudiometer d. Vol, Temp. Druck. Corrig. Vol. Vor d. Absorpt. 112,615 14,0 718,2 75,644 Nach » » 104,653 11,9 697,8 69,973 Demnach enthalten 100 Vol. des Gases = 7,497 Y% (O>. . ee a ch — 529 — Dieselbe Versuchsreihe hat Vierordt !) angestellt und giebt darüber eine Tabelle von 40 Versuchen, die fol- gende Zahlen enthält: Dauer der Hemmung des Athmens 20° 4,80 0/0 (O2. » » » » » 40'' 9,21 » » » N » » 60° 6,06 » » » » » » 80’ 6 „4% » » » » » » 90° 6,50 » » » » » » 100° 8,06 » Stellen wir unsere Versuche (Fig. 3) und die von Vierordt (Fig. 4) zur bessern Uebersicht in graphischer Darstellung nebeneinander, so geht aus beiden Kurven unzweideutig hervor, dass bei grösstmöglicher Inspiration das Maximum des Kohlensäuregehaltes innerhalb 100° sich nicht erreichen lässt, wenn gleich nach dem Gange unserer Kurve, die nach den Forderungen der Theorie die zuverlässigere sein dürfte, dasselbe unmöglich mehr weit entfernt sein kann. Künftige Versuche werden zei- gen, dass mit allmälig kleiner werdendem Inspirations- volum dasselbe in kürzerer Zeit näher rückt, allein we- gen den bedeutenden Athembeschwerden, die gegen das Ende unerträglich werden, wird sichs wohl auch dann ebensowenig sicher fest stellen lassen. Nach dem Ergeb- nisse dieses nahmen wir für die folgenden Versuche ein für allemal die Dauer des Anhaltens zu 60 Sekundeu an, aus den schon oben angegebenen Gründen. Wir theilen nun zunächst einige Versuche mit, die wir zu verschiedenen Zeiten, in verschiedenen Zustän- den, mit gleicher Dauer und möglichst gleichem Volum der Inspiration anstellten. 4) Wagners Handwörterbuch, Art. Respiration v. Vierordt, p. 893. = Nr. I. #9 Abends 5+. Tiefste Inspiration ; 60°’ angehalten. Exspirirt. Vol. = 4434,75 C. €. Zahl der Pulsschläge 60. Temperatur des Zimmers 22,3. Barometerhöhe 734,0. Analyse. Eudiometer Vi. Vol. Temp. Druck. Corrig. Vol. Vor d. Absorpt. 40,32 21,8 653,8 23,68 Nach » » 36,544 18,8 641,3 21,92 Demnach enthalten 100 Vol. = 7,43 % (CO:. Nr. 4. 3, Abends 6°. 4 Stunden nach d. Mittagessen. Tiefste Inspiration ; 60°. Exspirirt. Vol. = 4200,7 CO. Puls 80. Resp. 45. Temperatur 21,8. Barometerhöhe 734,0. Analyse. Eudiometer VM. Vol. Temp. Druck. Corrig. Vol. Vor d. Absorpt. 61,376 21,8 709,2 39,217 Nach » » 59,744 16,2 691,4 36,382 Demnach enthalten 100 Vol. = 7,229 % (Os. Nr. IM. %s Morgens 8". Nüchtern. Tiefste Inspiration ; 60°. Exspirirt. Vol. = 401 C. C. Puls 64. Resp. 12. Temperatur 17. Barometerhöhe 734,2. Analyse. Eudiometer VI. Vol. Temp. Druck. Corrig. Vol. Vor d. Absorpt. 41,216 19,0 652,0 24,495 | Nach » ) 38,464 22,3 643,2 22,871 Demnach enthalten 100 Vol. = 6,629 % CO3. — 531 — Nr. IV. ‚% Abends 5°, Nüchtern. Tiefste Inspiration ; 60°. ExspirIrt. Vol. = 4508,75 C. C. Puls 52. Temperatur 22,4. Barometerhöhe 732,5. Analyse. Eudiometer VII. Vol. Temp. Druck. Corrig. Vol. Vor d. Absorpt. 54,720 22,1 697,1 34,300 Nach » » 50,432 19,6 681,4 32,073 Demnach enthalten 100. Vol. — 6,492 0% CO:. Im Mittel aus mehreren Analysen — 6,581 % CO». Nr. V. 7% Abends 5". 4 Stunden nach d. Mittagessen. Tiefste Inspiration ; 60°, Exspirirt. Vol. = 4231,25 C.C. Barometerhöhe 729,2. Temperatur 229, Analyse. Eudiometer V. Vol. Temp. Druck. Corrig. Vol. Vor d. Absorpt. 31,035 22,2 677,9 18,925 Nach » » 28,200 20,2 669.4 17,486 Demnach enthalten 100 Vol. — 7,603 %. Im Mittel aus mehreren Analysen = 7,600 % (Os. Nr. VI. 10% Morgens 10%. Nüchtern. Tiefste Inspiration ; 60”. Exspirirt. Vol. = 4379,25 C. C. Puls 72. Resp. 10. Tenperatur 17,5. Barometerhöhe 721,0. Analyse. Eudiometer V. Vol. Temp. Druck. Corrig. Vol, Vor d. Absorpt. 33,870 20,5 686,7 21,073 Nach » 3 30,755 15,3 680,0 19,803 Demnach enthalten 100 Vol. — 6,027. Im Mittel aus-mehreren Analysen = 6,107 % CO;. = Nr. VII. 11/, Abends 5*. 4 Stunden nach d. Essen. Tiefste Inspiration; 60°. Exspirirt. Vol. = 3546,75 0.C. Barometerhöhe 732,0. Temperatur 20,0. Analyse. Eudiometer 1. Vol. Temp. Druck. Corrig. Vol. Vor d. Absorpt. 137,925 19,8 664,9 83,290 Nach » » 129,900 15,9 631,3 77,490 Demnach enthalten 100 Vol. = 6,963 %o. Im Mittel aus mehreren Analysen — 6,939 %% (Oz. Nr. VII. 13/%, Abends 5". 3 Stunden nach d. Essen. Tiefste Inspiration ; 60°. Exspirt. Vol. = 4379,25 C. C. Puls 104. Resp. 12. Temperatur 20,7. Barometer 739,9: Analyse. Eudiometer 1. Vol. Temp. Druck. Corrig. Vel. Vor d. Absorpt. 141,750 20,8 679,7 87,139 Nach » » 133,.550 18,4 646,4 80,874 Demnach enthalten 100 Vol. = 7,189 Y CO:. , Nr. IX. '3/, Abends 6". 4 Stunden nach d. Essen. Tiefste Inspiration; 60°. Exspirirt. Vol. = 4397,75 0. C. Puls 92, Resp. 10. Temperatur 20,8. Barometerhöhe 732,5. Analyse. Eudiometer 1. Vol. Temp. Druck. Corrig. Vol. Vor d. Absorpt. 151,488 20,8 664,8 . 91,028 Nach » » 142,821 18,4 631,5 84,49% Demnach enthalten 100 Vol. = 7,178 % COz. (Fortsetzung folgt.) 2 AU | NNITEHENRERRNUELTITN Fis. 2 MITTHEILUNGEN DER NATURFORSCHENDEN GESELLSCHAFT IN ZURICH. ON un. Le a „1855. Dr. E. Becher. — Die Konhlensäurespannung im Blute. (Fortsetzung.) Nr. X. #9 Abends 4 ®. 3 Stunden nach d. Essen. Tiefste Inspiration ; 60°. Exspirirt. Vol. 4305,25 C. C. Puls 80. Resp. 17. Temp. in d. Mundhöhle 37,0, Zimmertemperatur 20,7. Barometerhöhe 73173. Analyse. Eudiometer Il. Vol. Temp. Druck. Corrig. Vol. Vor d. Absorpt. 157,401 20,8 685,0 97,535 Nach » » 148,923 20,4 653,9 90,610 Demnach enthalten 100 Vol. = 7,100%% COz2. Nr. X]. 1%) Abends 6. 5 Stunden nach d. Essen. Tiefste Inspiration; 60‘. Exspirirt. Vol. = 4305,25 C. C. Puls 72. Resp. 12. Temperatur 36,8. Zimmertemperatur 21,0. Barometerhöhe 731,0. Analyse. Eudiometer 1. Vol. Temp. Druck. Corrig. Vol. Vor d. Absorpt. 148,00 20,8 703,8 94,296 Nach » » 140,400 21,3 673,4 87,699 Demnach enthalten 100 Vol. = 6,996 % (Os. Band Ill. 34 — 9 — Eine Vergleichung des Ergebnisses der einzelnen hier aufgeführten Versuche genügt, um die Thatsache zu be- gründen, dass die Kohlensäurespannung im Blute in ver- schiedenen Zuständen eine verschiedene ist; denn für die Verschiedenheit der gefundenen Kohlensäurewerthe lässt sich bei nur einigem Zutrauen in die Genauigkeit der Arbeit, eine andere plausible Erklärung nicht auffinden. Zudem aber zeigt sich sofort, wie die Zu- und Abnahme des Kohlensäuregehaltes zusammenfällt, mit der durch frühere Beobachtungen gefundenen Zu- und Ahnahme der Gesammtmenge der in gleichen Zeiten ausgeathmelen Kohlensäure. Um jeden Zweifel unmöglich zu machen, erscheint Nichts geeigneter, als die Beobachtung der verschiedenen Spannungswerthe zu verschiedenen Stunden eines und desselben Tages; bestätigt sich bei diesem Versuche die- selbe Thatsache, so handelt es sich nicht mehr um die Frage, ob unsere Methode als solche gelten könne, son- dern darum, ob die mit ihrer Hilfe gewonnenen That- sachen nicht den allein richtigen Ausdruck für die fragli- chen Vorgänge abzugeben geeignet sind. Wir theilen darum sofort einige in der bezeichneten Weise angestellten Versuche mit: Nr. XH. 2049 Morgens 9". Nüchtern. Tiefste Inspiration ; 60°. Im Mittel aus 3 Versuchen, die oben (pag. 525) als Beispiel mitgetheilt sind, enthalten 100 Vol. der Exspirationsluft = 6,692 9% CO:. Nr. XII. 2%, Morgens 11 ". Nüchtern. Tiefste Inspiration ; 60°. Exspirirt. Vol. = 4601,25 0.C. Puls 68. Resp. 5 12. — 55 — Temperatur 36,1, Zimmertemperatur 10,5. Barometerhöhe 724.0. Analyse. Eudiometer d. Vol. Temp. Druck. Corrig. Vol. Vor d. Absorpt. 107,257 10,0 701,1 71,563 Nach » » 101,101 9,9 684,5 66,782 Demnach enthalten 100 Vol. — 6,680 % CO;. Nr. XIV. 2%, Nachmittags 2*. 11/g Stunden nach dem Essen. Tiefste Inspiration ; 60°. Exspirirt. Vol. — 4582,75 0. C. Puls 115. Resp. 18. Temperatur 36,7. Zimmertemperatur 10,5. Barometerhöhe 732,0. Analyse. Eudiometer IV. Vol. Temp. Druck. Corrig. Vol. Vor d. Absorpt. 81,200 10,0 708,5 54,760 Nach » » 75,939 9,9 697,7 50,859 Demnach enthalten 100 Vol. — 7,123 % COz. Nr. XV. 2% Nachmittags 4*. Tiefste Inspiration ; 60°. Exspirirt. Vol. = 471 0. C. Puls 72. Resp. 13. Temperatur 36,5. Zimmertemperatur 10,5. Barometerhöhe 721,0. Analyse. Eudiometer a. Vol. Temp. Druck. Corrig. Vol. Vor d. Absorpt. 123,154 10,0 668,1 78,251 Nach » » 115,284, 9,9 649,3 72,232 Demnach enthalten 100 Vol, — 7,047 % Os. — 336 — Nr. XVI. 20/9 Abends 6t. Tiefste Inspiration; 60°. Exspirirt. Vol. = 4508 C. C. Puls 76. Resp. 13. Temperatur 36,4. Zimmertemperatur 10,3. Barometerhöhe 720,5. Analyse. Eudiometer b. Vol. Temp. Drnck. Corrig. Vol, Vor d. Absorpt. 141,911 10,0 687,4 73,192 Nach „ » 105,355 - 9,9 669,2 68,034 Demnach enthalten 100 Vol. = 7,047 % CO;:. Die Körpertemperatur wurde an diesem Tage von Stunde zu Stunde beobachtet, und dafür die nebenste- henden Werthe gefunden. Wir stellen der Uebersicht wegen die Curven für die Temperatur (Fig. 5), Pulsfre- quenz (Fig. 6) und Kohlensäurespannung (Fig. 7) neben- einander. 20/;, Temperatur auf dem Boden. der Mundhöhle. gi 36,2 10® 36,2 at 36,1 12 34,0 Um 11" kaltes Bad von 13°. Um 12° 30° Mittagessen. ah 36,7 gb 36,6 4" 36,5 5b 36,4 6 36,4 Bemerkung. Wie die Beobachtungen über die,Körpertemperatur ge- wonnen wurden, siehe unten. Nr. XVIl. 23/ Morgens 11". Nüchtern. Tiefste Inspiration ; 60°. Exspirirt. Vol. = 4564,25 0. C. Puls . 68. Resp. 13. — .937 °— Temperatur 36,2: Zimmertemperatur 12,5. Barometerhöhe . 732,0. Analyse. Eudiometer a. Vol. Temp. Druck. Corrig. Vol, Vor d. Absorpt. 130,354 13,0 696,9 85,313 Nach » » 124,024 12,9 675,0 79,935 Demnach enthalten 100 Vol. = 6,303 0/% GO2. Nr. XVill. 23/, Nachmittags 4*. 2 Stunden nach dem Essen. Tiefste Inspiration; 60°. Exspirirt. Vol. = 4564,25 C. C. Puls 76. Resp. 16. Temperatur 36,8. Zimmertemperatur 13,0. Barometerhöhe 730,0. Analyse. Eudiometer b. Vol. Temp. . Druck. Corrig. Vol. Vor d. Absorpt. 130,656 13,0 722,5 88,702 Nach » » 123,746 12,9 698,0 82,472 Demnach enthalten 100 Vol. = 7,023 0% (Oz. Nr. XIX. 25/, Morgens 8°. Nüchtern. Tiefste Inspiration; 60. Exspirirt. Vol. = 4545,75 0. C. Puls 76. Resp. 41. Temperatur 36,5. 5 Zimmertemperatur 14,0. Barometerhöhe 734,0. Analyse. Eudiometer a. Vol. Temp. Druck. Corrig. Vol. Vor d. Absorpt. 131,284 14,2 718,6, 87,946 Nach » » 124,624 13,0 692,4 82,373 Demnach enthalten 100 Vol. = 6,336 0/, COz. Nr. XX. 25/ Mittags 2". 1 Stunde nach dem Essen. Tiefste Inspiration ; 60°. Exspirirt. Vol. = 4397 C. C. Puls 116. Resp. 18. Temperatur 36,8. Zimmertemperatur 14,2. Barometerhöhe 734.2. Analyse. Eudiometer b. Vol. Temp. Druck. Corrig. Vol. Vor d. Absorpt. 117,555 14,2 726,5 79,812 Nach » » 110,588 13,0 702,8 74,187 Demnach enthalten 100 Vol. = 7,048 %% CO2. Nr. XXI. 25% Abends 4". Tiefste Inspiration ; 60°. Exspirirt. Vol. = 4545,75 C. C. Puls 76. Resp. 14. Temperatur 36,8. Zimmertemperatur 14,0. Barometerhöhe 734,0. Analyse. Eudiometer c. Vol. Temp. Druck. Corrig. Vol. Vor d. Absorpt. 131,070 14,2 726,8 87,003 Nach „ » 120,486 13,0 703,2 80,877 Demnach enthalten 100 Vol. — 7,057 0%, (O2. Die letzten drei Versuchsreihen (Nr. 12 bis 16, 17 bis 18, 19 bis 21) stimmen sowohl unter sich, als »it den einzelnen früher mitgetheilten Versuchen voll- kommen überein; eine nähere Vergleichung mit den Er- gebnissen der Beobachtungen über die Gesammtmenge der bei „ruhigem Athmen“ während gewisser Zeiträume aus- geschiedenen Kohlensäure (v. Vierordt) lassen wir zum Schlusse der hieher gehörigen Beobachtungen folgen; hier nur folgende Bemerkung: Durch unsere Methode wird en. ann nn Br — 539 — jeder Einfluss der so unsichern Bewegungen des Respira- lionsapparates ausgeschlossen, die Beobachtung wird ge- radezu auf das Blut zurückverlegt, das Ergebniss der- selben liefert den getreuen Ausdruck des jeweiligen Zu- standes des Blutes bezüglich seines Kohlensäuregehaltes. Es kann darum kein Zweifel sein, dass sie weit geeig- neter ist zur Beobachtung des Ganges der Bildung und Ausscheidung der Kohlensäure, als alle bisherigen Me- thoden. _ ‘Bedenken wir ferner, dass es nie möglich sein wird, beim Menschen die Gesammtmenge der ausgeschiedenen Kohlensäure während längeren Zeiträumen ohne Fehler zu bestimmen, so können wir nicht zweifeln, dass die Beobachtung der Kohlensäurespannung des Blutes es ist, die in Zukunft in die Reihe der übrigen Beobachtungen über den Stoffwechsel als anderwichtigstes Glied einzu- treten habe. Das wichtigste Glied derselben mag immer die Beob- achtung der Bildung und Ausscheidung des Harnstoffes sein, aber auch die genaueste Kenntniss der Umsetzung der Stickstoffatome ist eben nie im Stande, ein „Maass des Stoffwechsels“ (Bischoff) abzugeben, ohne gleichzeitige Beobachtung derjenigen des Kobhlenstoffs, und ebenso umgekehrt, (da die Annahme, dass beide sich nach Menge und Zeit proportional giengen, mindestens nicht immer eintreffen kann). Aus dem Grunde suchten wir beiderlei Beobachtungen zu vereinigen, die Schwierigkeiten, die eine so kompli- zirte Beobachtung für ein einzelnes Individum hat, lies- sen sich in kurzer Zeit bewältigen, und nun glauben wir als schönstes Ergebniss unserer Arbeit betrachten zu können, dass wir im Stande sind, neben dem täglichen Gang der Körpertemperatur, die Frequenz der Herz- — 540 — und Athembewegungen, der Harnstoffausscheidung — die Kohlensäurespannung im Blute — gleichzeitig in beliebi- gen Zeiträumen beobachten zu können. Es erübrigt uns, ehe wir zu den betreffenden Ver- suchen übergehen, einige Worte über die Art der Be- stimmung der genannten Werthe vorauszuschicken. Die Messung der Körpertemperatur bewerkstelligten wir auf dem Boden der Mundhöhle mit einem nach 1/ıa Graden getheilten Thermometer, in der Weise, dass wir denselben circa 5 Minuten möglichst tief im wohlver- schlossenen Munde liegen liessen, und darauf den Stand mittelst eines Spiegels ablasen. Die Zählung der Pulsschläge geschieht, wie wir uns durch viele vergleichende Versuche überzeugten, am sichersten in der zweiten Hälfte der Inspirationsdauer; es wird nämlich, nachdem unmittelbar auf die Inspiration eine Reihe unregelmässig rascher Herzkontraktionen ge- folgt ist, der Puls vollkommen regelmässig, und zwar in demselben Rhythmus, wie vor dem Versuche, während wir selbst bei ruhigem Athmen unsern Puls nie zählen können, ohne durch vorübergehende Unregelmässigkeiten gestört zu werden. Die Zählung der Alhemzüge kann nicht weniger un- zuverlässig gemacht werden, als ihre Frequenz über- haupt ist. Die Bestimmung des Harnstoffs führten wir genau nach Liebig’s Methode aus, durch Fällung mit einer fil- trirten Lösung von salpetersaurem Quecksilberoxyd. Zu bemerken ist nur, dass, auch ohne allen Wassergenuss, die während einer Stunde in der Blase angesammelte Harnınenge vollkommen hinreicht, um eine sichere Harn- stoffbestimmung zu machen. ‚Sämmtliche Bestimmungen wurden unmittelbar nach der Entleerung gemacht.) — 3 — 14/;9 Nüchtern bis Mittag. 123/,% Gewöbhnliches Mittagessen. Nr. XXI. 10". Tiefste Inspriat. 60°‘; Exspirt. Vol. = 4453,25 C. C. Puls 68. Respiration 11. Temperatur 36,2. Zimmertemp. 45,5. Barometerhöhe 723,0. Analyse. Eudiometer 1. Vol. Temp. Druck. Corrig. Vol. Vor d. Absorp. 155,45 16,8 686,4 98,419 Nach « « 143.175 19,1 685,3 91,943 Demnach enthalten 100 Vol. = 6,580 % (Oz. Nr. XXIH. 12%. Tiefste Inspiration 60°‘; Exspir. Volum = 4582 (. C. Puls 68. Respiration 11. Zimmertemperatur 16,0. Barometerhöhe 722,7. Analyse. Eudiometer c. Vol. Temp. Druck. Corrig. Vol. Vor d. Absorp. 130,656 16,8 688,0 82,921 Nach « « 119,141 16,6 690,1 77,503 Demnach enthalten 100 Vol. = 6,534 % (Os. Nr. XXIV. 2". Inspir. 60°. Expir. Vol. = 4619,75 C. C. . Puls 100. Respiration 16. Zimmertemperatur 17,5. 4 Barometerhöhe 722,5. Analyse. Eudiometer 11. Vol. Temp. Druck. Corrig. Vol. 5 Vor d. Absorp. 172,035 16,8 691,3 109,715 Nach « « 158,481 16,6 682,0 101,88 Demnach enthalten 100 Vol. = 7,141 %, (O2. Nr. XXV. 3b Inspir. 60°; Exspir. Vol. 4379,25 C. C. — gay Puls 84. Respiration 14. Zimmertemperatur 17,0. Barometerhöhe 722,5. Analyse. Eudiometer d. Vol. Temp. Druck. Corrig. Vol. Vor d. Absorp. 109,625 16,8 680,5 68,793 Nach « « 99,236 18,0 683,8 63,656 Demnach enthalten 100 Vol. — 7,467 %, (O2. Nr. XXVI. 4". Inspir. 60°; Exspir. Vol. = 1638,25 C. C. Puls 76. Respiration ns, Zimmertemperatur 17,8. Barometerhöhe 722,5. Analyse. Eudiometer b. Vol. Temp. Druck. Corrig. Vol. Vor d. Absorp. 117,320 16,8 676,9 73,227 Nach « « 106,531 18,0 678,7 67,826 Demnach enthalten 100 Vol. = 7,375 % (Os. Nr. XXVI. 6". Inspir. 60°; Exspir. Vol. = 453,35 (0. C. Puls 68. Respiration 11. Zimmertemperatur 17,8. Barometerhöhe 722,0. Analyse. Eudiometer a. Vol. Temp. Druck. Gorrig. Vol. Vor d. Absorp. 132,664 16,8 670,4 81,990 Nach « « 120,754 16,6 671,9 76,478 Demnach enthalten 100 Vol. = 6,722 %, (Oz. Nr. XXVII. 8". Inspir. 60°; Expir. Vol. 4323,75 C. ©. Puls 64 Respiration ls Zimmertemperatur 17,8. Barometerhöhe 720,2. | - Vor d. Absorp. Nach « » Harnstoffbestimmung. Zeit Harnmenge Hg.-Lösung Harnstoff Harnstofl- in C.C. _ (19,2:0,20) in®/,d.H. Gesammtm. 24/0 8° (Morgenh.) 330 €. C. 39,5C.C. 4,114 Grs. 13,576 Grs. gb 5 « 31,3 « 3260 « 1798 « 10b 55 « 264 « 2,750 « 1512 « 11" 50 « 26,8 « 2,792 « 1,395 « 2" 42 « 31,0 « 3,229 « 1,356 « ab 40 « 31,5 « 323831 « 1312 « ah 72 « 21,0 « 2708 « 1,90 « ab 150 « 13,8 « 1437 «2156 « y 76 « 25,3 « 23,635. « 2,002 « 5b 110 « 27,0 « 23,812 « 3,093 « 6 100 « 25,8 « 2,687 « 2,687 « FR 7 « 29,0 « 3041 « 2235 « gb 63 « 36,0 « 3,750 « 2,362 « gb 55 « 34,8 «3,625 «1,998 « aan 348 « 12,6 « 1,312 «4565 « 25/10 8" 295 « 65 «AB «14286 « 10h 272 « 14,5 «1458 «3,965. « h Rr; Ai E 16,5“ 18 5,2% ah 140 « 27,5 « 2,864 « 4,009 « 5h 0 « 335 « 3489 « 3140 « 7 65 « 30,0 « 3125 « 201 « Temperaturbestimmung. Zeit. Körpertemp. Zimmertemp. 2/0 8 36,5° Cels. 16,00 gh 36,4 « 15,5 10" 36,3 « 15,5 — 543 — “ Analyse. Eudiometer IV. Vol. Temp. Druck. Corrig. Vol. 82,532 16,8 683,2 52,004 73,245 19,1 706,2 48,469 Demach enthalten 100 Vol. = 6,797 %, (Os. — 95ıh — Zeit. Körpertemp. Zimmertemp. 1b 36,3 Cels. 16,0 12h 36,2 « 16,0 ah 37.1. « 17,5 3» 36,8 « 17,0 4b 36,7 « 17,8 5b 36,6 « 17,8 oh 36,5 « 17,8 ze 36,2 « 17,5 8. 361 « 17,5 Bemerkungen: 2%o bis 42% nüchtern, 12» 30° Mittagessen. 95 Nachtessen. 25/0 8® Frühstück. Kein Mittagessen. 3—5 starke Bewegung. Zu Erleichterung der Uebersicht stellen wir sämmt- liche Beobachtungen dieses Tages in graphischer Darstel- lung neben einander. Fig. 8 giebt die Pulszahl, Fig. 9 die Temperatur, Fig. 10 die Zahl der Athemzüge, Fig. 11 die Kohlensäurespannung, Fig. 12 die Harnmenge in €.C. und Fig, 13 den Harnstoff in Grammen. Es geht aus einer Vergleichung des Zeitpunktes, in welchem die verschiedenen Werthe ihr Maximum errei- chen, hervor, dass 1) Temperatur, Puls- und Athemfre- quenz, vielleicht unmittelbar mit dem Beginne der Ver- dauung, mindestens aber innert der ersten Stunde, 2) der Koblensäuregehalt des Blutes 2—3 Stunden, 3) die Harn- stoffausscheidugg 4— 5 Stunden nach der Einnahme der Mahlzeit ihr Maximum erreichen. Die Ausscheidung des mit dem Essen aufgenommenen Wassers erfolgt in der zweiten Stunde, und führt eine proportionale Vermeh- rung der Harnstoffausscheidung herbei (siehe die Erhe- bung der Harnstoffkurve um 3"). a — Bedenken wir, dass die Athemfrequenz nicht allein von der Menge der auszuscheidenden (O3, sondern, wie hier, von der des aufzunehmenden © abhängig ist, so giebt diese Beobachtung ein äusserst getreues Bild von den Vorgängen während der Verdauungsperiode. 29 —22/, 48 stündiges Hungern. 2%/g Morgens nüchtern, 12° eirca 1/2 % Fleisch genossen ; da- rauf Hunger bis 22/ Mittags 1° Mittagessen. Nr. XXIX. 20% Morgens 6*. Tiefste Inspir. 60° ; exspirirtes Vol. = 4323.75 C.C. Puls 60. Respiration 11. Temperatur 36,0. Zimmertemperatur 17,0. Barometerhöhe 732,5. Analyse. Eudiometer ]. Vol. Temp. Druck. Corrig. Vol. Vor d. Absorpt. 151,75 182 712,9 98,899 Nach « « 144,250 18,0 680,4 92,071 Demnach enthalten 100 Vol. — 6,904 % COz. Nr. XXX. Morgens $". Inspir. 60°; exspirirtes Vol. = 4656,75 0. C. Puls 64. Respiration 13. Temperatur 36,3. Zimmertemperatur 17,3. Barometerhöhe 732,2. Analyse. Eudiometer 1. Vol. Temp. Druck. Corrig. Vol. Vor d. Absorpt. 152,596 182 669,6 93,998 Nach « « 146,871 18,0 638,5 87,972 Demnach enthalten 400 Vol. — 6.411 % CO;. — 546 — Nr. XXXI. Morgens 11". Inspir. 60° ; exspirirtes Vol. = 4656,75 (.C. Puls 60. Respiratıion 44 Temperatur 36,3. Zimmertemperatur 17,6. Barometerhöhe 731,2. Analyse. Eudiometer d. Vol. Temp. Druck. Corrig. Vol. Vor d. Absorpt. 110,780 18,2 727,8 73,974 Nach « « 104,564 18,0 703,0 68,956 Demnach enthalten 100 Vol. = 6,783 % (Os. Nr. XXXIl. Mittags 1". Inspir. 60°; exspirirtes Vol. — #471 0. C. Puls 76. Respiration 15. Temperatur 36,6. Zimmertemperatur 17,9. Barometerhöhe 730,5. Analyse. Eudiometer a. Vol. Temp. Druck. Corrig. Vol. Vor d. Absorpt. 135,124 18,2 721,7 89,455 Nach « » 127,684 18,0 693,2 83,029 Demnach enthalten 100 Vol. = 7,183 %0 CGOs». Nr. XXXI1. Mittags 3". Inspir. 60° ; exspirirtes Vol. = 4508 % (O2. Puls 72. Respiration 16, Temperatur 36,4. Zimmertemperatur 18,0. Barometerhöhe 730,0. Analyse. Eudiometer b. Vol. Temp. Druck. Corrig. Vol. Vor d. Absorpt. 119,114 18,2 725,8 79,313 u un SE — Nach d. Absorpt. 112,352 18,0 699,0 73,671 Demnach enthalten 100 Vol. = 7,113 %, (O:. . Nr. XXXIV. Abends 5". Inspir. 60° ; exspirirtes Vol. = 4379 C. C. Puls 72. Respiration 16. Temperatur 36,5. Zimmertemperatur 18,0. Barometerhöhe 730. Analyse. Eudiometer c. Vol. Temp. Druck. Corrig. Vol. Vor d. Absorpt. 121,864 18,2 702,1 78,437 Nach , « 115,027 18,0 675,2 72,853 Demnach enthalten 100 Vol. = 7,119 %, 002. Nr. XXXV. 21/, Morgens 7". | Inspir. 60°; exspirirtes Vol. = 4527 0. C. : Puls 76. Respiration 12. Temperatur 36,0 Zimmertemperatur 17,0. Barometerhöhe 730. Analyse. Eudiometer 1. Vol. Temp. Druck. Corrig. Vol. Vor d. ‚Absorpt. 147,20 18,5 695,0 93,630 Nach « « 139,525 16,8 663,6 87,222 Demnach enthalten 100 Vol. = 6,843 % (Os. Nr. XXXVI. Morgens 11". Inspir. 60° ; exspirirtes Vol. = 4527 C.C. Puls 56. Respiration 11. Temperatur 36,1. Zimmertemperatur 18,5. Barometerhöhe 730, _- HA — Analyse. Eudiometer a. Vol. Temp. Druck. Corrig. Voı. Vor d. Absorpt. 127,94 18,5 696,3 81,522 Nach « « 120,424 16,8 670,6 76,070 Demnach enthalten 100 Vol. = 6,687 % CO;. Nr. XXXVNM. Mittags 2°. Inspir. 60°; exspirirtes Vol. = 4545 0. C. Puls 80. Respiration 11. Temperatur 36,7. Zimmertemperatur 18,7. Barometerhöhe 729,0. Analyse. Eudiometer I. - Vol. Temp. Druck. Corrig. Vol. Vor d. Absorpt. 167,607 18,5 717,3 110,11 Nach „ » 158,967 16,8 684,6 102,52 Demnach enthalten 100 Vol. = 6,893 CO. Nr. XXXVII. Abends 5". Inspir. 60° ; exspirirtes Vol. = 4601 (0. C. Puls 60. Respiration 11. Temperatur 36,1- Zimmertemperatur 18,5. Barometerhöhe 728,5. Analyse. Eudiometer b. Vol. Temp. Druck. Corrig. Vol. Vor d. Absorpt. 109,412 18,5 691,5 69,235 Nach » » 102,591 16,8 667,6 64,517 Demnach enthalten 100 Vol. = 6,814 % (Oz. Nr. XXIX. 22/, Morgens 7". Inspir. 60°: exspirirtes Vol. = 4693 (.C. Puls 84. . Respiration 10. Temperatur 36,2. (Schluss folgt.) C02.Uel CL. Figıh. 200.002. CC. Dasselbe nach Virrde. TE TEEN a Korkewsaurd aumng Fi ig, N. 2. Vohlensaut fang während destöglichen 267 Geusses vop 10,950 Hilogr Massen. 79 Fig oh 9 Me luneänkekisnuins wach) Smzi von Nigitalis infusunw. MITTHEILUNGEN r DER NATURFORSCHENDEN GESELLSCHAFT IN ZÜRICH. N’ 43. inet Mel 1855. Dr. E. Becher. — Die Kohlensäurespannung im Blute. (Schluss.) Zimmertemperatur 16,8. Barometerhöhe 730,8. Analyse. Eudiometer b. Vol. Temp. Druck. Corrig. Vol. Vor d. Absorpt. 108,353 17,8 685,4 68,169 Nach » » 102,209 16,0 663,9 64,030 Demnach enthalten 100 Vol. = 6,071 % CO:. Nr. XL. 22% Morgens 11H. Inspir. 60°; exspirirtes Vol. — 4730,75 C. C. Puls 72. Respiration 8. Temperatur 36,3. Zimmertemperatur 17,2. Barometerhöhe 731,2. Analyse. Eudiometer a. Vel. Temp. Druck. Corrig. Vol. Vor d. Absorpt. 138,214 17,8 727,8 92,449 Nach » » 130,864 16,0 703,2 86,924 Demnach enthalten 100 Vol. = 5,976 % (Oz. Nr. XLI. Mittags 3%. 2 Stunden nach d. Essen. Inspir. 60° ; exspir. Vol. = 4490,25 C.C. Puls - 108. Respiration ? Temperatur 36,8, Band Ill. 35 — 50 — Zimmertemperatur 17,4. Barometerhöhe 731.0. Analyse. Eudiometer c. Vol. Temp. Druck. Corrig. Vol. Vor d. Absorpt. 128,643 17,8 730,7 36,406 © Nach ,„ » 120,917 16,0 694,5 79,320 Demnach enthalten 100 Vol. = 8,201 % (O2. Nr. XLII. Abends 5*. ; Inspir. 60°; exspirirtes Vol. = 4527,25 C.C. Puls 80. Respiration Temperatur - ? Zimmertemperatur 17,0. Barometerhöhe 731,0. Analyse. Eudiometer d. Vol. Temp. Druck. Corrig. Vol. Vor d. Absorpt. 104,682 17,8 704.2 67,707 Nach » » 98,288 16,0 681,4 63.262 Demnach enthalten 100 Vol. = 6,565 % (O2. Harnstoffbestimmungen. Zeit Harn- _ RHeg.-lösung Harnstoffin Harnstofige- 3 menge. 23,4 : 0,20. % d.Harns. sammtmenge. 20/9 6" Morgenharn 283 C.C. 55.00.C. 4,701 Grs. 13,304 Grs. » 8 5 5. Un Ai» 2,279 » pam a0 n-- 370. Wa, 391 » ee 5» 26» 364 » 3,095 » Enge 10 » #40 » 350% » 3,854 >» 0 ah Pla: br game 8 4871 » A ; 295» 046,0 » 3,931 » 11,596 » 21/, 7® Morgenharn 180 „ 60,0 » 5,128 » 9,230 » » 11 70 » 2?» 2...190293,974 | no „ 9 7» 545» 5,677 » 3,974 » (19,2 : 0,20) a 65 » ..520 nn. 546 » 3,520 » » 1b 160» 56,0 » 5,833 » 9,333 » 22/9 7" 110» 55» 57831 » 9,827 » EYL 70 ». 505%»... 5260 » 3,682 » 3 280» 420 » 435 »„ 123,350 » » 6 10 » 400 » 4166 » 4166 » win — Bl — Harnstoflmenge am ersten Tage von Morgens 6" bis Morgens 7" — 38,836 Grammes. Harnstoffmenge am zweiten Tage von Morgens 7" bis Morgen 7" = 30,628 Grammes. Temperaturbestimmungen. Zeil. Körpertemperatur. Zimmertemperatur. 20/6 36,0 17,0 ng 36,3 17,3 og 36,4 _ » 10h 36,4 17,5 » 44h 36,3 17,6 ». 12h 36,4 17,8 NE 36,6 17,9 » 2 36,6 — ge 36,4 18,0 7 36,4 = 56 36,5 > 2l/g 7h 36,0 17 » 108 36,2 18,0 » 41h 36,1 18,5 y» Fig 36,7 18,7 N; 36,1 18,5 22/7" 36,2 16,8 » 14" 36,3 17,2 ar 36,8 17,4 » 5 ? 17,0 Die graphische Darstellung des Ganges der COz span- nung während der drei Tage giebt Fig. 14. Leider sind die Beobachtungen über die Harnstoffausscheidung, den Gang der Temperatur, Pulsfrequenz etc. noch nicht so vollständig und gleichmässig, dass sie ausreichend mit Hülfe einer solchen Darstellung verglichen werden könn- ten. Wir verweisen darum bezüglich des Harnstofles auf die Zusammenstellung am Schlusse. Ehe wir die einzelnen Kurven der GOz spannung betrachten, versuchen wir, eine Kurve (Fig. 15) aus dem Mittel sämmtlicher bisherigen — 552 — Beobachtungen für die verschiedenen Tageszeiten zu kon- struiren, mit Trennung der Beobachtungen während der Verdauung und während des Fasten. Zum Vergleiche fügen wir sogleich die Ergebnisse von Vierordts Ver- suchen (Fig. 16) bei. Beiden Kurven liegen folgende Werthe zu Grunde: 1. @. CO; Spannung. Exspir. COz einer Minute in C.C. Nach Vierordt. Stunde. Nüchtern, W.d. Verdauung. Nüchtern, W.d, Verdauung. 6° 6,904 _ _ > 6,639 — = ah 6,401 _ en g" = _ 2640. C. ot 6,287 = 282 » ab 6,458 _ 278 » ah 6,534 270 (270)243 „ ab m 7,183 242 276 » ah 6,893 (7,104) 258 291 » ab ee 7,593 _ 279 » a _ 7,300 au 265 » 5 6,711 7,087 _ 252 » eo _ 7,028 _ 238 » zn 12 — — 229 » E _ 6,797 En = (NB. Das Mittagessen fällt zwischen 12" 30‘ und 4*.) Betrachten wir die Zu- und Abnahme der Kohlen- säurespannung während eines Tages, so zeigt sich, dass dasselbe Morgens, unmittelbar nach dem Erwachen ziem- lich bedeutend ist, bis 10" allmälig abnimmt, gegen die Mittagszeit aber wieder zu steigen beginnt. Findet um Mittag die Nahrungsaufnahme statt, so steigt unmittelbar mit dem Beginne der Verdauung die COzspannung be- trächtlich an, um ungefähr 2—21/; Stunden nach dem Essen ihr Maximum zu erreichen, von welchem sie dann — 59 — allmälig wieder abfällt. Wird dagegen gefastet, so erreicht die um Mittag stattfindende Steigerung eine ungleich ge- ringere Höhe. Diese geringe Erhebung geht proportional mit der Vermehrung der Pulsfrequenz und Temperatur, die man um Mittag unabhängig von der Verdauung beob- achtet. Vierordis Kurve der während einer Minute aus- geatlhmeten COgmengen zeigt von unseren bemerkens- werthe Abweichungen. Eine verhältnissmässig grosse COamenge unmittelbar nach dem Erwachen haben Vier- ordt und Prout in Uebereinstimmung mit unserer Spannungshöhe gefunden, sie ist aber in obiger Reihe nicht aufgezeichnet. Die Steigerung während des Vor- mittags rührt bei Vierordt wohl einzig von dem Genusse des Frühstücks her. Weiterhin fällt das Maximum der COzausathmung bei Vierordt zirka 1 Stunde nach der Mahlzeit, während unser Spannungsmaximum eine Stunde späler eintritt. Wir werden sogleich auf die Differenz zu sprechen kommen. - Während des Fastens will Vierordt keine Zunahme der CGOgausscheidung beobachtet haben , und rühmt von seinen Versuchen, dass durch dieselben die « mysti- schen Ideen von einem Einfluss der Tageszeiten „ wider- legt seien. Wir können nicht umhin zu bemerken, dass diese Folgerung aus seinen Versuchen unstatthaft ist, da er nur zwei Versuche während des Fastens anstellte, und in diesen von 1— 2" eine ziemlich starke Erhebung fand, die er aber nicht weiter zu verfolgen für gut fand; wie wenig Zutrauen eine kleine Zahl von Versuchen bei sei- ner Methode überdiess verdient, zeigt der oben verzeich- nete Fall, dass er in seiner mittleren Tageskurve um 12" = 243 C. C. COz findet, in einer andern Tabelle aber 258 C. G. angiebt, in den zwei Versuchen aber, die er während des Fastens anstellte, zu derselben Zeit 270 C. €. — 554 — aufzeichnet; Schwankungen welche die Hälfte des ganzen Unterschiedes der Ordinaten in der Kurve umspannen. Ueberdiess stehen mit unserer Behauptung die Beobachtun- gen über Pulsfrequenz und - Temperatur im Einklang. Was nun die erwähnte Verschiedenheit bezüglich der Zeit des Eintretens des Maximalwerthes in beiden Kur- ven betrifft, so zeigt sich, dass das Maximum der CO3- ausfuhr mit der grössten Athemfrequenz zusammenfällt, als nothwendige Folge des vermehrten Luftwechsels ; diese ihrerseits ist aber nur zum kleinsten Theil von der dann- zumal noch geringen COgspannung bedingt, zum grössten aber von der mit dem Beginne der Verdauung nothwen- digen Steigerung des Sauerstoffbedürfnisses : wir erken- nen darin also eine durch anderweitig veranlasste Ver- mehrung der Athemfrequenz gelegentlich herbeigeführte CO; ausfuhr, die weiterhin dazu dienen muss, das später eintretende Maximum der Spannung herabzudrücken. Der umgekehrte Fall scheint uns in der hohen Spannung am frühen Morgen gegeben zu sein: während des Schlafs Verminderung der Athembewegungen, somit Anhäufung der. COs und dadurch erhöhte Spannung am Morgen, und mit dem Eintreten lebhafterer Bewegungen vermehrte CO;ausfuhr. Beiderlei Annahmen werden sich bewahr- heiten, wenn demnächst anzustellende Versuche ergeben, dass durch längere Zeit willkürlich vermehrte Athembe- wegungen die CO,spannung herabgedrückt, durch Ver- minderung derselben aber erhöht werden kann. Wir er- blicken in diesem Verhalten die vollständigste Analogie mit der Harnstoffausfuhr: Wie die COgaausfuhr von der Menge der eingenommenen Luft, so ist, wie wir unten sehen werden, die Harnstoffausfuhr zu einem nicht ge- ringen Theil von der Menge des eingenommenen Wassers abhängig (Bischoff). _— a — Ausserdem aber liegt hierin der deutlichste Finger- zeig wie nothwendig zu einer genauen Erforschung der Verhältnisse der COybildung die Eliminirung des Einflus- ses der Athembewegungen ist. Die Zahl der von uns bis jetzt vorgenommenen Va- rialionen der Bedingungen, unter denen unsere Beobach- lungen angestellt werden sollen, ist noch sehr klein; sie beschränken sich auf zwei Versuche mit übermässigem Wassergenuss, und mit Anwendung grosser Dosen Digi- talis, erlauben desshalb nur sehr wenige weitere Schlüsse; der Vollständigkeit wegen führen wir sie hier doch auf: 26/, Morgens nüchtern, 3 Flaschen Wasser getrunken. 4 Flasche = 775 (.G: 3 Flaschen = 2325 (C. ©. Nr. XLII. 8°. Tiefste Inspir. 60°; Exspir. Vol. = 4619,75 C. €. Puls 56. Respiration 15. Temperatur 35,0. Zimmertemperatur 13,0. Barometerhöhe 7135. Analyse. Eudiometer c. Vol. Temp. Druck. Corrig. Vol. Vor d. Absorpt. 122,042 "12,8 707,1 81,122 Nach » » 116,418 12,4 683,1 76,070 Demnach enthalten 100 Vol. = 6,228 % (Oz. r bis 10% 30°. 4 Flaschen Wasser = 3100 C. C. (Empfindliches Kältegefühl, hefliges Zittern.) Summa 7 Flaschen = 5425 (. C. Nr.XLIV. 10" 30° Tiefste Inspir. 60° ; Exspir. Vol. = 4323,75 0.C. Puls 56. Respiration 12. Temperatur 34,2. Zimmertemperatur 413. Barometerhöhe 735. En: . 2 — 556 — Analyse. Eudiometer d. Vol, Temp. Druck. Corrig. Vol. Vor d. Absorpt.. 102,166 12,8 702,9 67,498 Nach » » 97,075 12,4 680,7 63,206 Demnach enthalten 100 Vol. = 6,357 % (O2. 4". Mittagessen. Nr. XLV. 3». 2 Stunden nach dem Essen. Tiefste Inspiration 60°; Exspirt. Vol. = 4446,25 C. C. Puls 112. Respiration 2 Temperatur 36,6. Zimmertemperatur 13,3. Barometerhöhe 734,5. Analyse. Eudiometer a. Vol. Temp. Druck, Corrig. Vol, Vor d. Absorpt. 131.224 12,8 713,0 87,964 Nach » » 124,774 12,4 686,7 81,931 Demnach enthalten 100 Vol. = 6,858 %, CO;z. 3" bis 5 7 Flaschen Wasser getrunken = 6200 C. C. Summe vom ganzen Tag = 10850 C. C. Nr. XLVI. 5" Abends. Heftiges Frieren und Zittern. Tiefste Inspiration 60° ; Exspirirt. Vol. = 4101,75 C. C. Puls 60. Respiration -» AN: Temperatur 36,3. Zimmertemperatur 13,3. Barometerhöhe 734,8. Analyse. Eudiometer b. Vol. Temp. Druck. Corrig. Volt. Vor d. Absorpt. 116,362 12,8 721,0 78,892 Nach » » 110,382 12,4 695,7 73,454 Demnach enthalten 100 Vol. = 6,893 0% (Os. 27% Morgens 8". Nüchtern. Nr. XLVII. 8° Tiefste Inspir. 60°‘ ; Exspir. Vol. = 4564,25 C. C. — 557 — Analyse. Eudiometer IV. Vol. Temp. Druck. Corrig. Vol. Vor d. Absorpt. 78,610 12,8 720,4 53,237 Nach » » 73,911 12,4 702,7 49,680 Demnach enthalten 100 Vol. = 6,681 % (Oz. Harnstoffbestimmung. Prozentgehalt Harnstofl- Zeit. Harnmenge. HgO-lösung. Be eng, menge. 25/, Morgenharn _ 345 » Mittagharn 500 31,0 3,229 60,382 Grs. » Abendharn 215 » Morgenharn 810 In 24 Stunden 1520 ungefähr 50,000 » %6/g von Morgens 8" bis 27/9 8" In 24 Stunden 12000 C.C. 5,7 0,593 71,160 » 10850 C. C. Wasser getrunken. 27/9 —28/g (kein Wasser). In 24 Stunden 1550 C.C. 25,0 2,604 40,362 » 28/9 — 22/9. In 24 Stunden 1550 C.C. 29,6 3,083 471,786 » En N, 2 In 24 Stunden 1520 C.C. 34,7 3,614 54,933 » Die COgspannung in diesem Versuche zeigt ausser einer nur geringen Erhebung während der wahrscheinlich gestärkten Verdauung, nichts Bemerkenswerthes ; insbe- sondere lässt sich eine bestimmte Beziehung zu der be- deutenden Temperaturerniedrigung «wicht auffinden. In den Fig. 17 (Temperatur) und 18 (COzspannung) sind beide zusammengestellt. Die Harnstoffbestimmung zeigt in sehr bestimmter Weise, wie durch die grosse Wassermenge, die den 2%), getrunken wurde, 11 bis 16 Grammes Harnstoff mehr ausgeführt wurden, als in der Norm, und wie darauf 3 — 558 — Tage erforderlich waren, um diesen Ausfall allmälig wie- der zu ersetzen. 3%, Vormittags 9" bis 9* 30‘ ein Infusum hb. Digitalis genommen. Aus 50 Grammes (= 80 Gran) Pulv. hb. Digital. 218,5 Grammes (= zirka 7 Unzen) Aq. destill. 30/, Morgens 7". Nüchtern. Nr. XLVII. Tiefste Inspir. 60; Exspir. Vol. = 4471,75 C. C. Puls 68. Respiration 12. Temperatur 36,2. Zimmertemperatur 11,7. Barometerhöhe 733,3. Analyse. Eudiometer 11. Vol. Temp. Druck. Corrig. Vol. Vor d. Absorpt. 165,771 15,0 703,4 108,52 Nach » » 157,401 15,0 “676,0 100,86 Demnach enthalten 100 Vol. = 7,059 % C0O32. Morgens 11". Nr. XLIX. Tiefste Inspir. 60° ; Exspir. Vol. = 4471,75.0. C. gt 10" 14. Puls 64 52 48. Respiration 12 11 16. Temperatur 36,0 36,0 36,0. Zimmertemperatur 12,5. Barometerhöhe 733,0. Analyse. Eudiometer ]. Vol. Temp. Druck. Corrig. Vol. Vor d. ‘Absorpt. 151,70 15,0 704,6 99,478 Nach » » 144,225 45,0 678,2 92,720 Demnach enthalten 100 Vol. = 6,793 % 0032. Mittags 2". Nüchtern. Nr. L. Tiefste Inspir. 60°; Exspir, Vol. = 4490,25 0. C, Puls 56. Respiration 16. Temperatur 36,4. Zimmertemperatur 12,8. Barometerhöhe 732,8. — 559 — Analyse. Eudiometer b. Vol. Temp. Druck. Corrig. Vol. Vor d. Absorpt. 113,263 15,0 696,7 73,432 Nach » » 106,560 15,0 677,5 68,433 Demnach enthalten 100 Vol. — 6,796 0% CO3. Abends 6", Nüchtern. Nr. LI. Tiefste Inspir. 60°; Exspir, Vol. = 4564 C. C. Puls 48. Respiration 16. Temperatur 35,7. Zimmertemperatur 12,8. Barometerhöhe 732,5. Analyse. Eudiometer IV. Vol. Temp. Druck. Corrig. Vol. Vor d. Absorpt. 74,540 695,8 15,0 48,258 Nach » » 69,360 685,2 15,0 45,050 Demnach enthalten 100 Vol. = 6,647 % [01077 '/io Morgens 9". Nüchtern. Nr. LII. Tiefste Inspir. 60; Exspir. Vol. 4564 C. C. Puls unregelmässig langsam. Respiration 12. Temperatur 36,1. Zimmertemperatur 12,5. Barometerhöhe 732,6. Analyse. Eudiometer d. Vol. Temp. Druck. Corrig. Vol. Vor d. Absorpt. 111,964 15,0 723,2 75,392 Nach » » 105,452 15,0 704,7 70,439 Demnach enthalten 1% Vol. — 6,569 % CO:. Harnstoffbestimmungen. Hglö- Harnstofl- Harnstofige- Zeit. Harnmenge. sung. Prozente. sammtmenge, 30/9 Morgens 7-9" 2700.C. 14,0 1,458 3,936 Grs. (1 Tasse Gaflee). j » 9-11" 365 » 11,0 1,450 4,179 » »,, 41 ab 290 ,„ 20,0 2,083 6,040» » 2-68 110 » 33,0 3,437 3,7831 » "/ıo Morgens 7 566 » 19,6 2,031 11,373 » In 24 Stunden 1595 C,C. 29,309 Grs. — 560 — Die Zahlen sind zusammengestellt in Fig. 19 (Puls- frequenz), Fig. 20 (Temperatur) und Fig. 21 (Kohlen- säurespannung). Den gänzlichen Mangel einer Erhebung des Kohlen- säuregehaltes im Blute dürfen wir wohl füglich einer durch die Verminderung der Herzaktion bedingten Be- schränkung des Stoffwechsels zuschreiben. Weniger deut- lich spricht sich diese in der Harnstoffausscheidung aus; denn die Menge von 29,3 Grammes ist so ziemlich gleich zu setzen der oben während vollständigen Fastens aus- geführten Menge von 30,6 Grammes; freilich muss auch für die eingeführten 7 Unzen Wasser im letzten Ver- suche eine proportionale Menge Harnstoff entzogen wer- den, deren genaue Bestimmung aber erst künftigen Ver- suchen vorbehalten bleibt. Wir begnügen uns bis jetzt, die Methode der Be- stimmung der Kohlensäurespannung im Blute begründet, und ihre Brauchbarkeit an Beispielen gezeigt zu haben. Weitere Folgerungen aus den mit ihrer Hilfe zu gewin- nenden Beobachtungen bleiben billig ausgesetzt, bis wir über eine grössere Reihe von Beobachtungen in ver- schiedenen Zuständen gebieten können. W. Denzler. — Ein Beitrag zur Analysis der eomplexen Zahlen. Schon seit bald zwei Jahren beschäftigt mich die Aufgabe, die Gesetze, welche die Analysis für reelle Zah- len begründet hat, in Beziehung auf complexe Zahlen zu untersuchen, und hiebei geometrische Evidenz in Ru- —_— 56 — klideischer Weise anzustreben. So sehr ich es nun auch bedaure, dass meine Arbeiten in dieser Richtung mich erst bis zur Untersuchung des Restes der Taylor’schen Reihe mit complexen Variabeln führten, ebenso sehr freue ich mich der erlangten geometrischen Einsicht in die Ana- Iysis der complexen Zahlen, deren Behandlung in den Lehrbüchern noch immer so Vieles zu wünschen übrig lässt. Der Gang dieser Arbeiten war folgender: Vorerst betrachtete ich die Gesetze der Verbindung complexer Zahlen durch Addition, Multiplication und den zugehö- - rigen inversen Operationen. In Beziehung auf diesen Abschnitt will ich, da die Resultate bekannt sind, die Entwicklung dieser Resultate aber allein schon den Raum einer Abhandlung fordert, nur Folgendes mittheilen: 1. Suchte ich die Erklärung der Addition und Mul- tiplikation so zu geben, dass diese die bekannten Erklä- rungen für reelle Zahlen als besondere Fälle enthielten. 2. Hielt ich es für unerlässlich, die Richtigkeit der Ansicht von Gauss nachzuweisen, dass nämlich, wenn die Bilder der reellen Zahlen in einer und derselben Geraden gedacht werden, die Bilder der Seitenzahblen nothwendig in Perpendikeln auf diese Gerade liegen müssen. 3. Gelang es mir, die Begründung der Gesetze in diesem Abschnitt nur sehr einfachen geometrischen Be- trachtungen zu entnehmen. Nach Beendigung dieses Abschnittes zog ich dann die Gesetze dsr Verbindung complexer Zahlen durch Po- tenzirung und den zugehörigen inversen Operationen in Betracht und gelangte hiebei zu folgenden Sätzen: $. 1. Erklärungen. 1. Bedeutet p irgend eine relle Zahl, so bezeichne ich mit p den Quotienten aus p durch den absoluten — 592 — Werth von p. Ist p= 0, so verstehe ich in diesem Falle unter p durchaus nichts anderes als die absolute Einheit, so dass durch diese Annahme das p immer eine bestimmte Bedeutung hat und nur eindeutig ist. 2. Durch Ya, wo a eine absolute Zahl und m eine positive oder negative ganze Zahl, deute ich die abso- lute Zahl an, die mit m potenzirt a gibt. Diese Bezeich- nung ist, wie die Folge zeigen wird, nur ein beson- derer Fall einer allgemeinern von mir angenommenen Bezeichnungsweise. 3. Arg.(p + qi), wo p und q reell, bezeichnet jeden Bogen, dessen Sinus — ——L— und dessen Co- op? 0 Are arg(p -+ gi) aber stellt denjenigen besondern Werth von Arg (p + qi) dar, der entweder — x oder zwischen x und — z liegt. Das Bild von arg (p + qi) in der Zahlebene ist der Kreisbogen , des- sen Mittelpunkt der Nullpunkt, der einerseits von de positiven Zahllinie und anderseits von dem Gauss’schen Zahlort der Complexen p + gqi begrenzt ist, und der, wenn q = 0 und p negativ ist, auf derjenigen Seite von der reellen Zahllinie liegt, wo sich die Bilder der positi- ven Seitenzahlen befinden. Mod.(p + gqi) bezeichnet die absolute Zahl, die quadrirt p2 + q? gibt; das Bild. die- ses Modulus in der Zahlebene ist die Gerade aus dem Nullpunkt nach dem Zahlort von p + qi. 4. arc. sin p, wo p reell und p2 S 1, bedeutet den einzigen Bogen, dessen Sinus = p und dessen ab- sinus — soluter Werth 5 nicht übersteigt; arc.cos p bezeich- net den einzigen x nicht übersteigenden positiven Bo- gen, dessen Cosinus — p; arc.tang p und arc.cot.p, — 563 — wo p reell, bedeutet den Bogen, dessen Tangente oder Cotangente — p und dessen absoluter Werth 5 nicht übersteigt. Soll jeder Bogen, dessen Sinus, Cos, lang., cot. = p vorgestellt werden, so schreibe ich Arc. anslall arc. $. 2. Lehrsätze. Bezeichnen a und b reelle Zahlen, so ist 1) Arg (a + bi) = 2yr + arg (a + bi) wo y sowohl o, als auch jede pos. und jede neg. ganze Zahl darstellt. 2) arg (a+bi) = bl - al z + are. tang + b 3 —-pfi-a ı + aarc. sin ————— ) bl a 2 se Ay a? + b? a 4) =b arc. cos Team $- 3. Erklärungen und Lehrsätze. 1) Mit EX, wo x irgend eine complexe Zahl, be- i S - : i x2 x3 2 ch : ED NE a zeichne ich die Exponentialreihe: 1 + x + ach +... ., mithin nicht die Potenz e*, die im Allgemei- nen vieldeutig ist. Da die Reihe Ex für jeden angebbaren eomplexen Werth von x convergirt, so wird EX immer eine bestimmte angebbare Complexe sein. 2) la, wo a eine absolute Zahl, bezeichne die _ einzige absolute Zahl, mit der e oder die irrationale Zahl 2,71828.... potenzirt, a gibt. Log (p + qi) aber, wo p und q reell, bezeichnet jede Zahl, die in EX für x gesetzt, diesem E* den Werth pP + qi gibt. oe 3) Bezeichnet y die Null, so wie auch jede posi- tive und jede negative Zahl, p und q reelle Zahlen, so hat man die Gleichung 2 1 ; 17: log p+qi)=5z !(p? + 42) + [2y= + arg (p + qi)]i 4) Mit „log (p + gi) bezeichne ich den speciellen Werth - I(p2 + qQ2) + [2x + arg (p + gqi)li. Diese eindeutige Grösse „log (p + gi) vermag übrigens, inso- fern man noch für r die Null und jede positive oder negative ganze Zahl annehmen kann, jeden Werth von log (p + gi) auszudrücken. $. 4 Lehrsätze und Erklärungen. 1) Unter (p-+ qij"*, wo n und m absolute ganze Zah- len, verstehe ich die n'® Potenz jeder Zahl, deren m® Po- tenz p + gi ist. Diese Potenz ist daher im Allgemei- nen von dem keineswegs gleichbedeutenden Ausdruck m Y(p + gi)" wohl zu unterscheiden. Die Gleichung n 1 ae a Eee (p + qiym stellt die Erklärung der Potenzirung irgend einer Zahl mit einem negativen Bruche dar. Den Quotienten aus einer eindeutigen Potenz, und wenn die Potenz vieldeulig ist, aus irgend einem be- stimmten besondern Werthe einer Potenz durch sich selbst werde ich auch durch die o‘® Potenz desselben Dignan- den ausdrücken, so dass (p + qij° stets eindeutig ge- nommen ist, nnd wenn p + gi nicht o, die Einheit be- deutet. Der Fall, da auch p + qi= 0, muss in der Rechnung stets besonders untersucht werden. MITTHEILUNGEN DER NATURFORSCHENDEN GESELLSCHAFT IN ZÜRICH. nm 1855. N” 114. W. Denzler. — Ein Beitrag zur Analysis der complexen Zahlen. (Forsetzung.) 2) Bezeichnen wieder p, q und g pos. oder neg. reelle Zahlen, y eine unendlich vieldeutige Zahl, welche 0, sowie auch jede positive und jede negative ganze Zahl zu ihren Werthen hat, endlich n und m positive oder negative ganze Zahlen, deren absolute Werthe zu ein- ander Dre Kir les sind, so ist die Gleichung (P+ m u ER Bu 86 | s > [2yx + arg (p + qi)]] + isin Fr (2ya + arg (p + @)]] ‚DS = (p + 8 eine vollkommene, d. h. eine solche, in welcher die Werthe von irgend einem der 4 Theile auch zugleich die Werthe von jedem der übrigen Theile sind; und je- der dieser 4 Theile hat nicht mehr und nicht weniger als m verschiedene Werthe. In Beziehung auf den Beweis dieses Lehrsatzes nur folgende Andeutungen: Wer sich den Zahlort von p + qi, 1 ferner die Bedeutung von (p + qi)", wo m vorerst po- sitiv sein soll und die Erklärung von der Multiplikation klar denkt, der wird gewiss sogleich finden, dass die Zahlorte von m verschiedenen Werthen der Potenz - Band Ill. 36 Ä =— .900: — \ (p + gi)" in einem und demselben Kreisumfang liegen, der in der Zahlebene um den Nullpunkt als Mittelpunkt beschrieben ist und dessen Radius = e. Kur pP +q) = (pP? + @) De ‚wo e die die absolute Einheit in der Zahlebene vorstellende Gerade ist; und dass die Argu- mente dieser Zahlorte folgende sind: — | 8. a arg(p+ gi) rag(p+gqi) 2-22 +arg(p +qi) m x m i m u 2(m - Naar (p+ gi) m Ferner käme man bei der Annahme, die Zahl der ver- 1 schiedenen Werthe von (p + qi)” sei grösser als m, sehr leicht auf den Schluss, dass es entweder verschiedene Bogen gäbe, die m mal genommen arg (p + gi) aus- machten, oder dann ein Bogen existirte, der mit m multi- plizirt eine solche ganze Anzahl von ganzen Peripherieen gäbe, die zwischen 2 nur um eine Einheit verschiede- nen ganzen Zahlen läge. Von jetzt an könnte der Be- weis mit Zuziehung eines bekannten Satzes aus der Theo- rie der Primzahlen leicht vervollständigt werden. Für den Fall, da m = 1, hat der Beweis gar keine Schwierigkeiten. . $. 5. Erklärungen und Lehrsätze. I. Bezeichnen «, ß, p und q reelle Zahlen, so nehmen wir nach dem Vorgange Ohm’s für den Fall, dass ß nicht o, die Gleichung (p + qi)“ + fi _ ge + Pi) log (p +qi) die dann, wenn ß = o, entweder die bereits gegebene Erklärung von (p + qi)°, oder dann den Lehrsatz in a $. 4 ausdrückt, als Darstellung der Erklärung von der Potenzirung irgend einer Zahl mit einer Complexen an. I. Den speciellen Werth E'® + Pürl!og(p + di) yon (p + gi)“ + Pi bezeichne ich mit „(p + qi)“ + Pi, wel- cher Ausdruck offenbar noch jeden der speciellen Werthe von (p + gi)“ + Pi vorstellen kann. II. Wenn arg (p + qil=9, Mod.(p-+ qi) = m, und y eine unendlich vieldeutige Zahl bezeichnet, die o und jede positive, sowie auch negative ganze Zahl zu ibren Werthen hat, so ist die Gleichung . & RT a EN m a 5 tank Due ak Ai mt. — pelm — B(2yn + 9) [cos [1m + « (2y7 + 9) + i sin [6m + « @yx + o)]] eine vollkommene, und ebenso die Gleichung - 1 2 + q)7 Pi = —— ——. woraus aber nicht geschlossen werden darf, dass + erhizı sei, da diese Gleichung offenbar eine unvollkommene wäre. Uebrigens erkennt man schon bei dem einfachen 1 ri 42 Werth 1, sondern auch den Werth — 1 hat. IV. Sämmtliche Werthe der Potenz (p + gqij + Pi werden auch erhalten, wenn man irgend einen speciellen Werth von (p + Ffi,z.B. (p + pi) + Pi mit al- len Werthen von 1° + Pi E(@+Pi)log 1 _ g2yri (e+Pi) multiplizirt, und es ist daher N N Produkt 42.4 ? oder ‚ dass dieses nicht bloss den Be 1) Prater. er eine vollkommene Gleichung, da offenbar 2yzi + zloeg(p + qi) = log(p + qi) Diese letztere Gleichung findet aber auch nach Weglas- sung des r statt, und es ist daher auch CR Be Call Da ei $. 6. Lehrsatz. Entwickelt man nach dem binomischen Lehrsatz die Potenz [1 + (p + qi)] + fi, so drückt die dadurch er- haltene Reihe in allen den Fällen ihrer Convergenz den speziellen Werth od +p+q)*r Pi von ( +p-+gq)* + Pi aus. Ich habe den Beweis dieses Lehrsatzes wiederholt und so genau mit Rücksicht auf jede Einzelnheit geprüft, dass ich in der That nicht einsehen kann, was Ohm in seinem »Geist der mathem. Analysis. 1842 pag. 143“ in folgendem Satze behauptet: »die binomische Reihe drückt natürlich nur einen der Werthe von (| + p + gie + Pi aus, aber man müsste erst in jedem Falle noch unter- suchen, welcher der Werthe es ist, und man darf daher nicht so geradezu behaupten, dass man den. einfachsten Werth dieser Potenz habe. Wenn aber q=ß= o, dann ist es keinem Zweifel unterworfen, dass der Werth dieser Binomialreihe der einfachste (nämlich der reelle) Werth von (1 + p)« ist.“ Es scheint hieraus die An- sicht von Ohm hervorzugehen, dass, wenn q und ß nicht Nullen sind, die binomische Reihe nicht immer den Werth ld ep + fi, oder nach seiner Terminologie den einfachsten Werth gebe, was nach meinen Untersuchun- gen, deren Mittheilung jetzt zu viel Kaum forderte, un- richtig wäre. “ — 569 — $. 7. Erklärungen und Lehrsätze. 1. Irgend eine Zahl (p + gi), sei sie reell oder complex, mit einer 2" Zahl (« + Pi) derselben Art de- potenziren, heisst alle die Zahlen bestimmen, die mit der 2ten potenzirt, Werthe geben, von welchen einer mit der ersten jener 2 Zahlen coincidirt. Das im Allgemeinen un- endlich vieldeutige Ergebniss dieser Depotenzirung be- + fi zeichne ich mit Yp-+ gqi IH. Lehrsatz. Bezeichnen p und q, « und ß reelle Zahlen, y die unendlich vieldeutige Zahl, die o und jede positive oder negative ganze Zahl zu ihren Werthen hat, ist endlich = arg (p + qi) und m — Mod. (p + qi), so hat man folgende vollkommene Gleichung: a + fi L - 1) PD ep+ ger elm + P&yEtp) - flm +e(2ym +Qp) . me a? + p2 oe? + ß? - d. h. mit Rücksicht auf die 2 ersten Theile dieser Glei- chung: Jede complexe Zahl, deren (x + Bi)! Potenz P + gqi zu einem Werthe hat, ist unter den Werthen 1 von (p + qi)“ + fi enthalten, und jeder Werth von 4 pP+gq)FPi ist eine Zahl, deren (@ + Pi)! Potenz (P + qi) zu einem Werthe hat. Aus 1) darf man aber nicht schliessen, dass 1 [(p + ge +Aile Fi — p + qi, welche Gleichung möglichst unvollkommen wäre. Ferner ist auch folgende Gleichung eine vollkommene: 3 + fi ah: TE 2) ot tip merh — su — und aus dieser kann man jetzt auf die vollkommene Glei- chung schliessen: 1 BD BEN Zur 155 Dana [or Eu Ba 1 III. Deu speziellen Werth „(p + gi)‘ *Pi von @—+ pi «+ fi Yp + qi stellen wir durch „Yp + qi dar, welcher Aus- druck offenbar noch jeden Werth jenes Radikals vorzu- stellen geeignet ist. Nach dieser Bezeichnung ist „YA = 9,4 = — 2y+1!% — 2. $. 8. Erklärungen und Lehrsätze. 1) Irgend eine Zahl pı + qui durch eine 2 (p + qi) logarithmiren heisst, jede Zahl bestimmen, mit welcher pP + gqi potenzirt eine Potenz gibt, die pı + qıi zu ei- nem Werthe hat. Das Ergebniss der Logarithmation + gi wird durch log (Pı + qui) bezeichnet. 2) Die Gleichung p+d _ 'Jjog + gıi un + or ist eine vollkommene. Hieraus aber folgt keineswegs, log (pı + gıi) dass auch (p + ge P FW _ p; + gi eine voll- kommene Gleichung ist, obschon p + qi mit jedem Werthe log (pı + qıi) log (p + qi) deren Werthen sich auch (pı + qıi) befindet. Hingegen ist die Gleichung von potenzirt eine Potenz erzeugl, unter log (pı + qui) 4 qi)«!o® (p + qi) eine vollkommene. = p + gii N ia 5 - log (pı + qıi) - 2 : 3) Den Quotienten nz gi‘ bezeichne ich mit zp +qi log (Ppı + qgıi), so dass dieser Ausdruck jede Zahl dar- stellt, mit welcher p + qi potenzirt immer pı + qıi gibt, insofern bei dieser Potenzirung stets nur derjenige spe- cielle Werth heraus gehoben wird, der dem Index r der Potenz angehört. 4) Die Gleichung Pt zilog(pı + qui) y zılog (pı + gi) oe P+q) stellt die Erklärung des ersten Theils derselben dar, zP +qi Diese eindeutige Grösse „log (pı + 4ıi), welche übri- gens so lange für r und 7; nicht bestimmte Zahlen ge- - p+ qi setzt sind, noch jeden Werth von log (pı + qıi) auszu- drücken vermag, ist offenbar das, womit p + qi poten- zirt, Pı + qıi gibt, wenn nämlich z der Index des Er- gebnisses jener Potenzirung ist, d. h. man hat: zP + gi z,l08 (pı + qıi) z(p + qi) =pı + gi 5) Wenden wir diese Erklärungen und Lehrsätze auf die Logarithmen mit der Basis e oder 2,71828... an, so gelangen wir zu folgenden Gleichungen, in wel- chen m; — Mod. (pı + gi) und 9 = arg (Pı + qui). log (pı + qıi) e log (pı + qi) = or [>] log (pı + qıi) Dabei ist: et lage = pı + gii — ze , f 1 log (pı + qui) = ei I m) m ai) ER; ‚log (pı + qıi) x T r,l08 (pı + gi) = logiemailn; Im ++ Ir (2rız + gı) in 2rız + gı — 2ralmı I. + (272)? 1 + (272)? 6) Wir sehen hieraus, dass jeder Logarithmus eine Function des Logarithmanden, der Basis und zweier von einander unabhängigen Unbestimmten ist, und der früher betrachtete nur von einer Unbestimmten abhängende log (p + qi) nicht jeden Werth vorstellt, mit dem e poten- zirt eine Potenz erzeugt, unter deren Werthen sich p + gi befindet; wie diess übrigens auch leicht schon aus dem Umstande erhellet, dass EX eben nicht — e*, sondern, wenn x eindeutig, lediglich nur den einzigen Werth von e* ausdrückt, den die Exponentialreihe 1 + x = ae + .... gibt. So ist z. B. —.Ye oder EN ein besonderer Werth des Logarithmus von —,Ye in Beziehung auf die Basis e. i ein Werth von e2, mithin Aber 2 ist nicht ein Werth von log—.Ye oder von D 1 EFF 5 R x 5 + (27 + 1) mi, wohl aber ein Werth von loeg— ‚Fe . Es ist nämlich 14218 _ 1 zloeg-odie = >E $: 9. Lehrsätze. Die Begründung der in den folgenden Paragraphen enthaltenen Resultate meiner Arbeiten liess mich 2 Sätze finden, die ich hier eben um des Folgenden willen mit- theile: —- 5173 — 1) Bezeichnen a, b, e, d.... eindeutige positive oder negative ganze Zahlen & eine ganze Zahl über 1, die zum grössten gemeinschaftlichen Faktor n der absoluten Werthe (a, b, c- d....) eine relative Primzahl ist. . Y, 91» 72» 93... jede derselben eine unendlich vieldeutige Zahl, die ausser der Null jede positive und jede negative ganze Zahl zu ihren Werthen hat: so ist der Quotient ay + byı + cp +dy....: [3 eine Summe aus 2° Summanden, von welchen der eine unendlich vieldeutig, aber immer eine positive oder ne- gative ganze Zahl oder o ist, der 2! Summand aber nur & deutig ist, und folgende e Werthe enthält: 0,12 3 si € € € © € 2) Bezeichnet a eine positive ganze Zahl, b eine n deutige reelle Zahl mit den Werthen b,, ba, b3... bu y eine unendlich vieldeutige Zahl, die o und jede positive oder negative ganze Zahl zu ihren Werthen hat: so ist die Exponentialreihe Gr + b) ri E I +1)i ’, E a ist immer wohl zu unterscheiden von der Po- Z+b)2i tenz e ‚ die in diesem Falle unendlich vieldeulig wäre. — 11m — (ag) deutig, wo g eine positive n nicht übersteigende ganze Zahl bezeichnet. ; $. 10. Wenn man bei der Rechnung mit unendlich viel- deutigen Grössen stets vollkommene Gleichungen anstrebt, wie sich diess zur Erzielung richtiger Resultate oft durch- aus nicht vermeiden lässt; so wird man bald finden, welche grosse Vorsicht die Rechnung verlangt, und wie unend- lich verschieden diese von der Rechnung mit eindeutigen Grössen ist. Bezeichnen z. B. y und 7, vieldeutige, hin- gegen & und z, eindeutige Grössen, so darf man offen- bar für y— y nicht o, für 2y —.y nicht y, für y nicht er 197 E 2 1, für 3, nicht zus. f. setzen; man darf ferner aus der vollkommenen Gleichung Vi dE nicht aule=y —y =yı ©» » = yp u. 8. f. schliessen. |» Dieser Umstand brachte mich auf den Gedanken, die Rechnung mit vieldeuligen Grössen auf eine solche mit eindeutigen zu reduciren. Die Realisirung dieses Gedankens führte mich dann zur Beantwortung der Frage: Wenn man irgend eine vollkommene Gleichung zwischen vieldeutigen Grössen hat, z. B. Arc. cos (p + qi) + Are. cos (pı + qıi) = Arc. cos [(p + qi) (pı+ ai) —P+ WII — (Pı+ qu)2] wie lässt sich dann jeder specielle Werth des einen Theils der Gleichung mit der nöthigen Bestimmtheit heraushe- ben, und wie kann der herausgehobene Werth dem an- dern Theil der Gleichung entnommen werden? Solche Gleichungen , welche die vollständige Antwort auf diese Frage geben, will ich gesonderte Gleichungen heissen. — 575 — $.- 11. Lehrsätze. I. Bezeichnen p, q, « und ß reelle Zahlen über- haupt, hingegen r und r; nur posilive oder negalive ganze Zahlen, o nicht ausgeschlossen, so hat man die geson- derte Gleichung: + fi, + Pi 1) z(p + qi) zı(p + qi) pr ge FPitr + Bii iR + fi 2) en gi)“ + fi+a+ Pıi =, +. + er Die Gleichung 1) zeigt, dass jeder Werth von (p+ gie Fi, (p + gi)“ + Pi zugleich ein Werth von (p + gie +Bi +a+Pßi,g@+Pfi, und umgekehrt, jeder Werth des letztern Ausdruckes zugleich ein Werth vom erstern ist, woraus natürlich folgt, dass 3) Va RER AT Eur eat tb ROT u get Pi eine vollkommene Gleichung ist. Obschon nun 1) eine Gleichung zwischen eindeuligen Grössen ist, so lehrt sie doch dasselbe, was die Gleichung 3) zwischen unendlich vieldeutigen Grössen; aber ausserdem zeigt sie, wie die Werthe des ersten Theils von 3) mit Bestimmtheit ge- sondert werden können, und wie jeder Werth des er- sten Theils von 3) dem 2*e Theil derselben entnommen werden kann. Ferner kann man auf 1) alle Umformungs- gesetze für eindeutige Grössen anwenden, während diess bei 2) nicht möglich ist. Leichte Folgerungen von 1) sind die Gleichungen: 4) et, @—+ fi + rl — 576 — Nr ee er 6) Petr (D + ge tHPiTent Ah, yeatBıi zıPp + giyat Pa En Sl iR z(P PD gi)“ + Pi - (u+ Pi) ie Er + fi e + fir (ei 4 Railı z(p + gi)“ + z(p + qi) und hieraus wieder die vollkommene Gleichung: 7) z(p + qi) at ai Pte ti net pin + PD, geı+ Pıi ) (p + gijertPui nd —(p + ge ++ iD, get Pi Anstatt der Gleichungen 3) und 8) gibt Ohm in seinem System der Math. VII. p. 8 folgende: (Ce a aeaLR CE 7X Bea —-(p+ gyetfitatßı errilute + Pi) + yaı + Pa] Pt, pr path —(p-+ er ezrilate + Pi) + yaı + Pa] deren Richtigkeit aber nicht aufgehoben wird, wenn man von den 2 unendlich vieldeutigen Zahlen u und y, deren Wertbe o und jede pos. oder neg. ganze Zahl sind, ir- gend eine derselben — o setzt, wodurch die Formeln in die von mir Berechneten übergehen. 1l. Bezeichnet a eine complexe Zahl, p und q pos. oder neg. ganze Zah- len, deren absol. Werthe pı und qgı relative Primzahlen sind, r und s pos. oder neg. ganze Zah- — IT — len, deren absol. Werthe r,; und s; relative Primzahlen sind, rt den grössten gemeinschaftlichen Faktor für qı und s;, zrı den grössten gemeinschaftlichen Faktor für die absol. Werthe von ps + qr und gs, so hat man folgende Relationen: 1) Die Zahl der verschiedenen Werthe P r von, ‚aI,% a® ist _ 81 T 2) Die Zahl der verschiedenen Werthe p r — + — 2 von er zrı P r 3) Die Zahl der den Ausdrücken [a @ e a° | und N EDER a9 ° gemeinsamen Werthe ist — 41 rrı Pi ai dägtinirn - m PS q 35 4) Es ist nur dann a9 at =a ; vernny—1, wenn demnach der grösste gemeinschaftliche Faktor von gı und s; gleich demjenigen der absoluten Werthe von (Ps + gr) und qs ist. Es ist wohl kaum nothwendig zu bemerken, dass hier entweder durchgehends nur die obern Operationszeichen, oder dann nur die untern zu nehmen sind. Anmerkung. Ohm behauptet in seinem » Geist der mathem. Analysis 1842 p. 133“, die Gleichung in 4) bedürfe dann schon einer Correction, wenn r nicht 1 ist. Diess ist nach den obigen Behauptungen nicht richtig, wie übrigens schon die Gleichung - = I — DEN a2.a=a zeigt, die ohne Gorrection eine vollkommene ist. $. 12. Lehrsätze. I. Wenn « die Bedeutung der o, oder einer posi- tiven oder negativen ganzen Zahl hat und zugleich so bestimmt wird, dass [2ux + arg(p + gi) + arg (pı + qui] zu einem Bogen wird, der entweder — x ist oder dann zwischen x und — z liegt, wenn also Zur + arg.(p+ gi) + arg.(pı + qui) = (a od.zw. zu. — a) (1 so ist a. ar @ = +4 -ulP +) (ri + war Spätere Untersuchungen zwangen mich, Gleichungen von der Beschaffenheit der 1) aufzulösen. Man findet bloss aus der Vorstellung von arg(p + qi) und arg(pı + gıi) in der Zahlebene, dass in jedem Falle: e=-gla+ al li-pel x 6 [Lt — pre? p°q?)?] [1 — pP’a — pr°g?] + [! + Zee — Pay] 1a] - [a + ao] [I pl] [! < pi] jo >] En 2 Il. Wenn y eine pos. oder neg. Zahl oder o, und 2yx + arg.(p + qi) — arg.(pı + gi) = (7 od.zw.zu.—- a) (1 so ist . - Bi . i ah Br p+ q)** n zılpı + ” te (2 — — y--„la- all! - ppl x (3 I — —_ pi? — p?g)?] [I — pp?a? — p?g?] + Fa parern u - 5 1-91 [all - U + ea [+01] If. Aus den Gleichungen 1. 2) und II. 2) ergeben sich unmittelbar die vollkommenen Gleichungen: Dre di = [(p + q) (m + Wr F + _ (? + di al @ (pi +, ri as Anmerkung. Ohm hat in seinem » Geist der math. Analysis 1842 pag 122« für die Rechnung mit den ein- fachsten Werthen der Potenzen (d. h. nach meiner einge- führten Bezeichnung solchen Potenzen, deren Index = 0 ist) die Gleichungen aufgestellt: Fe s Su. x a*.b*= (a-b) und E={}) Diese beiden Gleichungen sind nach den Lehrsätzen T. und II. im Allgemeinen unrichtig, was übrigens schon aus folgendem Beispiel erhellet: Es ist „(— An —+i und o(+ 1) = +1). Es müsste also nach der ersten jener 2 Gleichungen „(— 1). o(— 1) oder 1? — .[(— 1) (— ı)E 1 > 012 1 PA — + 1 und nach der zweiten oder — = (—.]? (— 1) 2 72 — i sein. Die Lehrsätze I. und 11. geben für diesen i 012 f 1 1 Fall: „(— 12 - .(—- Aa = il? = — 1 und ; 0— 12 —- ll 1) — — i, wie es sein soll. ‘Die beiden Ohm’schen Gleichungen sind in dem Falle, da x eine positive oder negative ganze Zahl oder o ist, stets richtig, in jedem andern Falle aber durchaus nur dann zulässig, wenn für die erste [arg.a + arg.b] ent- weder — x oder dann zwischen x und — = liegt, und in Beziehung auf die zweite Gleichung arg a -- arg.b ebenfalls ein solcher Bogen ist, wie aus I. und Il. so- gleich klar wird. $. 13. Lehrsätze. I. Wenn m = Mod.({p + qi) und @ = arg.(p + qi), wenn ferner y reell, aber nicht gebrochen und zugleich 2y2 + Alm + al2rX + Y) = (7 0d. zw. a u. —ı7) (di so hat man die gesonderte Gleichung: [.@p + we+aje th. (2 7ı Br (p r gie + An (04-+ Bıi) : BEN up woraus sich sogleich die vollkommene Gleichung: [p+ aetPijut Pi _ (p + yet. gut (g ergibt. Il. Bezeichnet a irgend eine complexe Zahl, p und q pos. oder neg. ganze Zah- len, deren abs. Werthe p; und gı relative Primzahlen sind, r und s pos. oder neg. ganze Zah- len, deren abs. Werthe pı und qı relative Primzablen sind, MITTHEILUNGEN NATÜRFORSCHENDEN GESELLSCHAFT IN ZÜRICH. NP Br seid 1855. W. Denzler. — Ein Beitrag zur Analysis der ecomplexen Zahlen. (Forsetzung.) m den grössten gemeinschaftlichen Faktor für rı und q,, m;m den grössten gemeinschaftlichen Faktor für pırı und qısı, mithin m; denjenigen für pı und sı, so hat man folgende Beziehungen: 1) Die Zahl der verschiedenen Werthe pr von (a®)® ISt — an 2) Die Zahl der verschiedenen Werthe pr von N mma - pP r pr 3) Die Zahl der den beiden Potenzen (a9)® und a@° gemeinsamen Werthe ist — mma PIE pr 4) Es ist nur dann: (a9)° — a9, wenn m = 1. wenn mithin die absoluten Werthe von p und s relative Primzahlen sind. Anmerkung. Ohm behauptet in seinem „Geist der mathem. Anal. pag. 122«, wenn wir unsere Zeichen ge- brauchen, dass Band Ill. 37 — 5982 — [ep + we +Bje ti + yet aut Diess ist im Allgemeinen nach dem Lehrsatze I. unrich- tig, was übrigens auch schon folgendes Beispiel zeigt: Es ist 1 2 (— (EM I — IR (-A4)t =-— 1; mithin wäre nach der Ohm’schen Gleichung 1 1 [- DE oder 1 =. 172 = -1. Der Lehrsatz. I. giebt in diesem Falle y — — 1, und mithin die Gleichung 1 2.4 4. o[l- 1)2]? =:(—4) 2. Bf. Die Ohm’sche Gleichung ist durchaus nur dann rich- tig, wenn für y aus der Gleichung 2yz + ßlm + ap = (x oder zwischen x und — z) der Werth o, oder, wenn ß} — 0, ein solcher Werth für 7 gezogen wird, der mit «; multiplicirt, eine pos. oder neg. ganze Zahl oder o als Produkt erzeugt, welch’ letzterer Fall z. B. immer eintritt, wenn «, nicht gebro- chen, und eben = 0 ist. Ohm sagt in derselben Schrift pag. 134: » Die Glei- m u mu chung (a® 7 — a” ist eine vollkommen richtige und bedarf keiner Gorrection in allen den besondern Fällen, R . ” m fin . in denen die Brüche = und Fr in den kleinsten Zahlen ausgedrückt sind, und zu gleicher Zeit m und y, des- gleichen n und u keinen gemeinschaftlichen Theiler mehr haben.“ Hierüber möchten wir nur bemerken, dass es in dieser Frage nach 11. 4) nicht auf die Beschaffenheit von n und « ankömmt. So sind z. B. = = —— ad und (a2)? — R vollkommene Gleichungen , obschon hier n und u den ge- meinschaftlichen Theiler 3 oder 2 haben. $- 14. Lehrsätze. l. Wenn m — Mod (p + qi) und g—=arg(p + qi), wenn ferner yı und y reell, aber nicht gebrochen, und 2yız + Bılm + aıl2ra + ) = (a oder zw. z und — x) 2y2 + Blm + a(2rz + 9) = (x oder zw. a und —r) so hat man die gesonderte Gleichung: 2L:P == giya + Bier + pri ’ le Pi = nee + Daten je +ß. „11 +Bi „ko + we+ajetP = _ [ep + gi +Ai je + Pi ya thai und hieraus die vollkommene Gleichung [pP + we+kiju til, ja +pi — [(p + ya tie FÜ. gen+Bii. ll. Bezeichnet a eine compkexe Zahl p und q pos. oder neg. ganze Zah- len, deren abs. Werthe p; und gqı rel. Primzahlen sind, r und s pos. oder neg. ganze Zah- len, deren abs. Werthe r; und s; rel. Primzahlen sind, m den grössten gemeinschaftlichen Faktor für q; und r;, — 58 — m, den grössten gemeinschaftlichen i Faktor für p, und s,, wo mithin m und m; rel. Primzahlen sind, und mm; der grösste gemeinschaftliche Paktor für pır, und gıs; ist, so findet folgendes Statt: 1) Die Zahl der verschiedenen Werthe Ber ee von (a9)* ist — 21 und von (a°)“ BE m my MU 2) Die Zahl der den beiden Potenzen (a9)° und =: (a°)9 gemeinsamen Werthe ist — — 3) Die Zahl der verschiedenen Werthe sowohl von Balsy--B Pe (a9)° . 19, als auch von (a°)t .1° = gısı pir ZR 4) Es ist nur dann (a)° — (a°)t, wennm—m,, mithin m — m; — 1, wenn also nicht bloss qı und r;, sondern auch p, und s, relative Primzahlen sind. pr BRalN 5) Es ist nur dann ( a9) Er. (a°). 15, wenn m — 1. 6) Wenn m > 1, so gibt es keine Potenz, mit SE : En? der (a°)t multiplicirt ein mit (a) ° gleichbedeutendes Pro- dukt gäbe. DE 7) Es ist in jedem Falle: (a4)s . 11 — (a*)9. 1 $. 15. Aufgabe. Die Gleichung: — 5 — „LxP + gie + BiJeı +Pı yet Pi (A = „+ulrtee + Dana az BEP NTHEEN nach &, &; und & in ganzen Zahlen aufzulösen. Auflösung. Man löse die Gleichungen un + 2aer — (x oder zw. x und —xz) (2 Zur + Blr + al2yr + Yp) = (a 0d. zw. z u. —r) @ Au, ++ u + as)z + All + aldyr +9) = (4 = (2 0d. zw. au. —n), wo r— Mod.(p + qi) und g =arg.(p + qi), nach u, wı und «, in ganzen Zahlen auf, substituire dann die ge- fundenen Werthe in die Gleichungen Beo + Bıla + u.) + (8 + aßı)e = — PBıw (6) a0 + arlcı + #0) + (aaı — BA) = — au — cs. (6 und löse endlich diese 2 letztern Gleichungen nach z, &;, &) und g in ganzen Zahlen auf. Die Auflösungen dieser Gleichungen sind dann die Auflösungen der gegebenen Gleichungen, und umgekehrt. Setzt man z. B. in die gegebene Gleichung 2 für y, dann 5 für , 30 für z und — 36 für 9, so hat man eine identische Gleichung. Die Aufgabe kann im Allgemeinen nur dann gelöst werden, wenn p, q, «@, ß, «ı, ßı und y in bestimmten Zahlen gegeben sind, dagegen können y4 und y9 belie- big gegeben sein, und es sind von yı und %9 die Zah- len 2, &; und &) ganz unabhängig. Die Auflösung dieser Aufgabe involvirt mehrere in- teressante Lehrsätze als Specialitäten. — 56 — $. 16. Aufgaben. 1. Die Gleichung 1) ++ are nach p + qi, und die Gleichung x 2) p + re mr er nach p + qi und z aufzulösen. Auflösung. Die Gleichung I. wird nur dann identisch, wenn man log 1 1 3) p+qgi= (p + qi)-Er+Pfi = (pr + gi) det fi setzt. Bezeichnet g irgend eine pos. oder neg. ganze Zahl oder o, so wird die Gleichung 2) nur dann identisch, wenn man slog 1 4) p+gi=(pı + qi)-E<+Pi und 3) Bi EL setzt, wo y aus folgender Gleichung zu zichen ist: 5 i 2ung 6) 2yr + arg.(pı + qıii) + 3, BB” (x od. zw. z u. —a) woraus ohne Schwierigkeit folgt, dass: i 2ßsrn 2 Mod.(p + qi) = E@ +? . Mod.(pı + qıi) i 2 ; 3 Yasz 8) arg.(p + qi) = arg{pı + qii) + Zr + Ar — r)a wenn nämlich 7, oder, wenn man r — r; annähme, die s so bestimmt wird, dass der zweite Theil der Gleichung 8) zu einem Bogen wird, der entweder — z ist, oder dann zwischen x und — z liegt. — 5897 — Man hat z. B. folgende Gleichungen: 11 1+3i E 172(cos + i sin zz on] 11 E= [es z tisinz a „[r«sss z + isin 1a} = u(— 15 Il. Bezeichnen « und ß, wie oben, eindeutige Grös- sen, und hat man die vollkommene Gleichung “+ met -p+Qi so muss nolhwendig I ee ee und 1 x+ yi=(P + Qiye + fi 111. Die Gleichung + Dre pri wo «&, ß, P und O eindeutige Zahlen bezeichnen, nach x + yi und r aufzulösen. Auflösung. Es ist immer „logP + Qi) 1 sti=E et van Bier li Zur Ermittlung des nehme man nun « beliebig reell, nur nicht gebrochen an, bestimme hierauf u, in ganzen Zahlen so, dass al2ur + arg.(P + Qi)] — BIMod.(P + Qi) _ a il = (7 oder zw. z und —r) und löse endlich die Gleichungen Zur + — 588 — Bar +r)=o ÄAutr)=s nach z und g in ganzen Zahlen auf. Jeder der auf diese Weise für z erhaltenen Werthe gehört den für 7 verlang- ten Werthen an, und umgekehrt. $. 17. Lehrsataz. Die Gleichung + Dr Ep + er wird nur dann identisch, wenn zPp+qi zp+gqi a + Bi= (a + 6ı) zılog(p + qi) + glog 1 gesetzt wird, wo g beliebig reell, jedoch nicht gebrochen, angenommen werden darf. $- 18. Aufgaben. 1. Welche besondere Werthe der (« + Bi)®® Potenz a+pi von „/(p +qi) „1% +Pi coineidiren mit (p + qi) eg Auflösung. Es sei a+Bßi n -Ie + Bi R 1) „|Y% Fa: + =(p +) ar Zur Berechnung der Werthe von r2. löse man nun von den 2 Gleichungen 2) 2,7 + 2rıza + arg.(p + qi) = (7 od. zw. z u. —r) [04 2+ [2 +7) +targ.(p+q)+ Zarız | _ 3) Irzr + Fr l Mod.(p + qi) — 28r12] = (a od. zw. zu. —r) die 2) nach z,, dann die 3) nach 73 in ganzen Zahlen - = ww = auf, setze dann den für 7z gefundenen Werth in die Gleichungen 4) Ban tn + m) = Bu 5) «n+nr+po)=au+s und löse endlich diese 2 letztern Gleichungen nach ry und g in ganzen Zahlen auf. Die für rg auf diese Weise erhaltenen Werthe sind die Auflösungen der Gleichung 1) nach 73, und umgekehrt. Ds Setzt man . Bß= u = u =0,0=,,Pp=16 so wird nach den obigen Gleichungen 3 — 4 und za = 4 (1 + s), woraus natürlich folgt, dass nur dann 1/, „Lırs]” — 16, wenn ra entweder o oder eine reelle ganze Zahl ist, die 4 als Faktor enthält. Diess Beispiel zeigt zugleich, wie nothwendig die Beibehaltung des ß in der Gleichung #) ist. 11. Die Gleichung wßhiln = dipotn @ aha, ) +) et u + er nach u aufzulösen. Auflösung. - Man bestimme zuerst r,, das nicht gebrochen sein darf, so, dass 2,2 + arg.(p + qi) + Zarız = (7 od. zw. zu. —r) wird, und löse hierauf die Gleichungen Pr + T,) u Bu p au IT alzı -#WE,) Fr+B Tarp +8 nach # und g in ganzen Zahlen auf. Dadurch gelangt man nur zu den sämmtlichen verlangten Werthen von u. — 3 — $: 19. Lehrsätze. I. Wenn u reell, aber nicht gebrochen, und so be- stimmt ist, dass 1) Zur + arg.(p-+ gi) + arg.(pı + qui) = (z od. zw. zu. — 7) so. bat man folgende gesonderte Gleichungen: 2) zlog[(p + qi) (pı + qi)] = zlog(p + qi) + „log(pı + qui) 3) zı+ro- uloglp + qi) (pı + qi)] = zıles(p + qi) + zulog(pı + qui) und hieraus die vollkommene Gleichung: 4) log[(p + qi) (pı + qui)] = log(p + qi) + log(pı + qıi) I. Wenn y reell, aber nicht gebrochen und so bestimmt ist, dass 9) 2y@ + arg.(p + qi) — arg.(pı + qui) = (r od. zw.zu. — 7) so hat man die gesonderten Gleichungen 6) > lo gi Sleep + gi), — -yloalpı + ai) 7) og PFE log(p + qi) — z.log(pı + qui) u1-%-Y Pı + qıi = z.!og(p q zo. 08\Pı g1 und hieraus die vollkommene Gleichung 8) eh DE Anmerkung 1. Ohm hat in seinem „Geist der math. Anal. 1842, pag. 117“, wenn wir unsere Bezeich- nung beibehalten, das Stattfinden folgender Gleichungen behauptet: log[(p + qi) (pı + qi)] = .!og(p + qi) + .log(pı + qui) p+ qi Eh 4 Fe u „log SAyST iz ‚log(p + qi) — ‚log(pı + qui) —_— 591 — Diese beiden Gleichungen sind aber nach 1. und II. unrichtig, wie diess übrigens auch schon folgendes ein- fache Beispiel zeigt: Es ist ‚log —1=i und ‚log + 1 — 0. Setzt man nun in den Ohm’schen Gleichungen g=q=oundp=p, = —1, so findet sich: ologf(— 1) (— 1)] oder o = ‚log(—1) + ‚log(— 1) oder ai ‚log Ft oder zi = ‚legi — ‚log(— 1) oder — ai Die obigen Lehrsätze I. und II. aber geben in diesem Fale u = — 1 undy—= +1, mithin: log — 1) -1)] = .legl- 1) + .log- 1 + _,log — A — Wi „log 2 == ‚log1 — ‚log—1 + ılegI = — ai + Zi Von den Ohm’schen Gleichungen ist die erste durchaus nur dann richtig, wenn arg(p + qi) + arg(p, + q,i) ein Bogen ist, der entweder = x oder dann zwischen x und — z liegt, und die 2°, wenn arg(p + qi) — arg(pı + q,]) ebenfalls ein solcher Bogen ist. Anmerkung 2. So wenig man aus der Gleichung 8) schliessen darf, dass im Falle p + qi = pı + qıi die Gleichung Statt finde: log 1 = 0; eben so wenig geht aus 4) die Gleichung log/p + qi)® — 2 log (p + qi) hervor. Die sämmtlichen Werthe des 2 Theils dieser Gleichung sind zwar auch Werthe des ersten Theils, aber nicht um- gekehrt. So ist z. B., wenn y eine unendlich vieldeutige Zahl darstellt, die o und jede pos. oder neg. ganze Zahl zu ihren Werthen hat, jeder der unendlich vielen Werthe des Ausdrucks 4yzi ein Werth von log (— 1)2; aber auch nicht einen einzigen von allen diesen Werthen vermag 2 log(— 1) zu geben. $. 20. Lehrsätze. 1. Wenn u reell, aber nicht gebrochen, und so be- stimmt wird, dass 1) Zur + BlMod.(p + qi) + al2rız + arg.(p + qi)] = (az oder zw. zu. —r) so hat man die gesonderten Gleichungen: © pi 2) zlogr,(p + qi) = (a + Pi),,log(p + gi) + z+ulog1 3) (a + Bi)nlog(p + qi) = _ulogz(p + pt Fi Aus der 2) folgt dann die vollkommene Gleichung: %) loglp + gi FÜ (a + Billog(p + qi) + log1 11. Aus I. ergeben sich folgende bemerkenswerthe Specialiläten: wenn 1 ‚up? f 1) Zum + En [2rı7 + arg.(p + qi)] = (x od. zw. z u. — za) wo m aber nur eine pos. oder neg. ganze Zahl bedeuten darf; so ist: zatu+ zjmlog(p + qi) m 2) zlog zı/ (p +q) = und bieraus bei derselben Bedeutung von m 3) log! (pP + q) = — logip + qi) Wenn ferner 4) Zur + En [2rız + arg.(p + qi)”] = (= od. zw. zu. — x) wo wieder m nur eine pos. oder neg. ganze Zahl be- deutet; so ist: m 5) tutmptnlog(p + gi)” = mzlog,,Y(p + gi)” — 593 — und hieraus 6) log(p + qi)” = mlogF (p + qi)” So ist z. B. log32 = 2log/3? — 2log(+3) und nicht — 2log3, da sämmtliche in dem Ausdruck 19 + 2(2y + 1)zi enthaltenen Werthe nur Werthe von log3?, nicht auch zugleich von 2log3 sind. In dem besondern Falle, da « ein positiver oder negativer ächter Bruch, findet immer auch die Gleichung Statt: 7) log.(p + gi)” = wslog(p + qi) Anmerkung. In „Ohm’s Geist der math. Anal. 1842, p. 122“ findet sich, wenn wir unsere Bezeichnungs- weise gebrauchen, die Gleichung behauptet slog.(p + m)" FÜ — (a + Bi) logtp + qi) Diess ist unrichtig. Setzen wir zz. BBp= - e = — 23718...,9q=ß=0,e= 2; so findet man aus dieser Gleichung ? „log(— e)? oder 2 = 2,log(— e) = 2(l + zi) Die obige Gleichung I. 1) aber gibt in diesem Falle u — — 1, und hernach die Gleichung 1. 2) olog(— e)? = 2,log(— e) + _,loeg1 = 2(1 + ai) — ri Die Ohm’sche Gleichung ist durchaus nur dann richtig, wenn ß IMod(p + qi) + «@ arg(p + qi) entweder — z, oder dann zwischen x und — z liegt. $. 21. Lehrsätze. 1. Wenn zp+gqi yp+qi 1) zılog(pı + qui) = yılog(pı + qıi) so muss nolhwendig — 59h — 2) a — yı _ 1Mod.(pı + Gi) _ Zrız + arg(pı + gi) T—y IMod.(p + qi) 277 + arg.(p + qi) In dem besondern Falle, dar, =r=arg(p, + qui) = 0 IMod(pı + qii) _ yı IMod(p + Qi) y hier die Bedingungen aus, unter welchen die beiden Indi- ces eines Logarithmus bei constantem Werthe desselben eine Aenderung verstalten. II. Wenn P eine reelle Zahl bezeichnet, so ist von den 2 Gleichungen muss sein. Die Gleichung 2) drückt yp+tqi 1) yılog(pı + qui) = P 2) gi IMod.(pı + qıi) _ 2yız + arg.(pı + qıi) IMod.(p + qi) 2yz + arg.(p + qi) jede eine Folge der andern. ill. Von den 3 Gleichungen: „pri 1) yılog(pı + qi)=P+Ri PIMod.(p + qi) — IMod.(pı + qui) -— Qarg.(p + qi) ») Vs — nn 270 3) yı = (P2 + Q?) IMod.(p + qi) — IMod.(pı + qı) — Qarg.(pı + qıi) 270 ist die erste eine Folge der 2 übrigen, und umgekehft. Anmerkung. Mit Hülfe der 2 letztern Lehrsätze kann leicht untersucht werden, ob eine gegebene Zahl ein Werth von einem durch den Logarithmanden und die Basis gegebenen Logarithmus ist. So findet man z. B., dass 0,0247 .. — 0,155... i zwar nicht ein Werth e von log e, wohl aber von log e, und zwar der specielle 1e Werth ‚log e ist. — 595 ° — $. 22. Lehrsätze. 1. Wenn u reell, aber nicht gebrochen, und so bestimmt wird, dass 1) 2ux + arg.(pı + qui) + arg.(p2 + qei) = (7 od. zw. zu. — 7) so hat man die gesonderten Gleichungen: zp+gqi 2 . 2) zılos[(pı + qıi) (pz + qei)] zp+qi zp+qi = zulog(pı + qıi) + „log(pz + gi) yprqi 3) zı+yı-ulos[(pı + qui)» (pz + qei)] + zp+gqi yp+ai zp+gi yakFORN zılog(pı + qui) y-zlogi = „ılog(pı + gi) + „ılog(pz + gi) zP+qi 4). zı+yı -wlog[(pı + qui) (p2 + qzi)] zP+qi zp+qi = zılog(pı + qui) + „.loe(p2 + gi) und aus dieser letztern die vollkommene Gleichung: zP+qi zp+qi zp+qi 5) log[(pı + qi) (p2 + gi)] = log(pı + qui) + log(p2 + qei) Il. Wenn & reell, aber nicht gebrochen ist, und so bestimmt wird, dass 1) 257 + arg.(pı + qui) — arg.(p2 + qei) = (7 od. zw. zu. — 7) so hat man die gesonderten Gleichungen: zP+gqi ; a hie. 2) zılog + = zılog(pı + qıi) — _ glog(pz + @i) N: zp+qi yp+gi 3) n-n-elos + zılog(mı + Qi) » „log p2 + qei zp+qi yp+qi = zıloeg(pı + Qi) — „ılog(pa2 + qgei) — 59% — Fra ‘ pı + qu p2 + gi zp+gi zP+qi 4) n-yı-£l0g = „.log(pı + gi) — „,‚log(p2 + qei) und hieraus die vollkommene Gleichung: { a gi pre zP+gqi Zusatz. Die Weglassung des z aus den Gleichun- gen 1. 5) und II. 5) würde diese Gleichungen in unvoll- kommene verwandeln; die Ausdrücke rechts vom Gleich- heitszeichen hätten dann unendlichmal mehr Werthe als die links. Eine brauchbare vollkommene Gleichung zwi- c c c schen log (ab) oder log 5 und den beiden Zahlen log a c und log b wird wohl kaum existiren. Anmerkung. In Ohm’s »Geist der math. Anal. 1842 pag. 126“ findet man 2 Lehrsätze, die in unsern Zeichen sich durch folgende Gleichungen darstellen lassen: ‚p+gi ler + gıi) (pz + gi)] = een ai qui) + ‚log(p2 + gei) op+qi pı En qui er P+gi lo et 5 olog(pı + Ai) — ir + gei) Für den Fall, dp+gi= e = 2,718..., fanden wir diese Gleicbungen schon im $. 19 im Allgemeinen un- richtig. Richtig wird die erste nur in dem besondern Falle, da arg(p + qi) + arg(p, + qui) ein Bogen ist, der entweder gleich x oder dann zwischen = und — z liegt, und die 2° jener zwei Gleichungen nur dann, wenn arg(pı + Qi) — arg(p2 + qai) ein Bogen von derselben Beschaffenheit ist. MITTHEILUNGEN DER NATURFORSCHENDEN GESELLSCHAFT IN ZÜRICH. oN® 116. — 1855. W. Denzler. — Ein Beitrag zur Analysis der complexen Zahlen. (Schluss. ) $. 23. Lehrsätze. 1. Wenn u reell, aber nicht gebrochen und so be- stimmt wird, dass 2ux + 8lMod.(pı + qui) + a[2yx + arg.(pı + i)] = (1 (z od. zw. au. — 7) so hat man die gesonderten Gleichungen: + «+ Bi oe zp+qi glog,(pı + qıi) = (a + Bi) Jlog(pı + qıi) + &+ulog1 (2 zp+gqi zP+qi + fi (@ + Bi)ylog(pı + qui) = - „logy(pı + qıi) @ Die erste dieser 2 Gleichungen gibt sofort die vollkom- mene Gleichung : zP+qi a Bi zP+gqi zp+qi log(pı + qı) = (@ + fi)log(pı + qui) + log i 4) II. Folgerungen von I. sind folgende Sätze: Wenn " Buız + pe [272 + arg.(pı + qıii)] = (z od zw. zu. — a) (1 Band I. ; 38 — 598 — wo m aber nur eine positive oder negalive ganze Zahl bedeuten darf; so ist +gqi a 4 zp+qi 2) dog „Y(pı 20), — Fön. . y+mi&+unl0g(pı + qıi) und hieraus bei derselben Bedeutung von m: p+gi m er ash er 1 Bra. _ 3) og! (pı + qui) = — - loglpı + qui) Wenn ferner 1 ä Zun + Er [2y= + arg (pı + qui)” ] = (# od. zw. zu. 2) (4 wo wieder m nur eine pos. oder neg. ganze Zahl be- deutet, so ist: f zp+rqi zPp+qi m 5) y+mi+mlog(pı + qi)” = m elog „Y(pı + qui)” und hieraus: p+gqi p+gi n rar Re 6) log(pı + qui)” = mlog Y(pı + qui)” In dem besondern Falle, da « ein positiver oder negativer ächter Bruch ist, findet stets auch folgende Gleichung Statt: zPtaqi zp+aqi wert log(p + We adlogp +) 0.8 Anmerkung 1. Wenn in I. 4) die z weggelassen würden, so erhielte man eine Gleichung, bei der zwar sämmtliche Werthe des ersten Theils auch zugleich Werthe des 2" Theils wären, hingegen unendlich viele Werthe des 2°" Theils sich alsdann nicht unter den Werthen des ersten Theils befänden. —- „ — Anmerkung 2. In Ohm’s » Geist der math. Anal. 1842, pag. 126“ findet sich, wenn wir unsere Zeichen beibehalten: oP+qi opt+gi slog,(pı + qui)“ Pf — (a + Bi) los(p + qi) Diese Gleichung ist durchaus nur in dem besondern Falle richtig, da [ß IMod(p, + q,i) + arg(p, + q,i)] entweder — z, oder dann zwischen x und — x liegt. Uebrigens haben wir für den Fall, dad p+gi=e = 2,718..., die Unrichtigkeit dieser Gleichung schon im $. 20 bemerkt. $. 24. Die logarithmische Reihe (p + qi) — 5 (p + qi)2 3- ı (p.+ qi3 — 5: .:: gibt in den sämmtlichen Fällen ihrer Convergenz den speziellen Werth ‚log 1 +p-+qi) von log(1 + p + gi), was leicht daraus gefolgert werden kann, dass die binomische Reihe für (1 + p + qi)e+fi, so oft sie convergirt, den besondern Werth „(1 +p-+ qije+Pfi und die Exponentialreihe EP + @ den speziellen Werth oeP+qi yon ef + Ü ausdrückt. Die Fortsetzung dieser Mittheilungen, welche der Raum dieser Blätter nicht gestattet, muss ich einer spä- tern Gelegenheit vorbehalten. Küsnach, den 11. März 1855. 0 Prof. H. Frey. — Ueber die in der Schweiz be- obachteten Arten des Genus Lithocolletis. Zell. Die kleinen, blattminirenden Thierchen dieses Ti- neaceengeschlechtes sind in den letzten Jahren Gegen- stand eines eifrigen und genauen Studiums geworden. Unsere Kenntnisse derselben haben sich daher auch rasch vergrössert. Zeller in seinem „Versuche einer naturge- mässen Eintheilung der Schaben», welcher im Jahre 1839 in der Isis erschien, zählte deren 18 Arten auf, wovon indessen eine (gnapbaliella Tr.), als in ein anderes Ge- schlecht gehörig, abgezogen werden muss. In der we- nige Jahre später erschienenen Monographie des Genus Lithocolletis 1) kannte der treffliche Forscher bereits 41 Arten. Der bekannte Heydenreich’sche Lepidopterenca- talog aus dem Jahre 1851 bringt etwa 50 Arten, wenn man einige zweifelhafte oder irrthümlich zweimal unter besonderen Namen bezeichnete ausscheidet. Graf Nicelli in seiner tüchtigen Bearbeitung der »Lithocolletiden Pom- merns “ 2) spricht im Jahre 1851 von etwa 50 in Europa vorkommenden Arten. In der letzten Zeit hat sich die Zahl unserer klei- nen Geschöpfe noch um ein Namhaftes vermehrt. Ni- celli, Stainton, Herrich-Schäffer und Andere haben zur Erweiterung unserer Kenntnisse namhafte Beiträge gelie- fert. Es mögen gegenwärtig zwischen 60—70 Spezies 1) Linnaea entomol. Band I. 1846 S. 166. 2) Entomol. Zeitung, Jahrgang 1851. S. 34 » Bericht über die Pommer’schen Arten der Gattung Lithocolletis, nebst Be- schreibung einiger in Zeller's Monographie unerwähnten Arten dieser Gallung.» Bu bekannt seyn, von welchen sich möglicherweise eine An- zahl ausschliesslich auf England beschränkt (wie es auch andere Genera der Schaben darbieten). Letztere haben wir besonders durch Stainton kennen gelernt. !) Wenn ich nun es unternehme an die Zusammen- stellung der schweizerischen Ärten zu gehen, so muss ich vor allem bemerken, dass es Resultate einer nur zweijährigen Beobachtung sind, welche ich bier mittheile. Ist auch die Anzahl der beobachteten Formen eine ziemlich grosse, so bin ich doch weit von dem Wahne entfernt, hiermit den ganzen Reichthum des Genus Li- thocolletis erschöpft zu haben. Fast sämmtliche aufge- führte Formen stammen aus der unmittelbaren Nähe Zü- richs. Wieviel in anderen, namentlich südlichen Gegen- den der Schweiz noch verborgen seyn mag, lasse ich“ vorläufig dahin gestellt seyn. Ich bemerke nur, dass in dem 4 Stunden von hier entfernt liegenden Würen- los im Limmatthale bei einer einzigen Excursion 2 Spe- zies von mir gefunden wurden, welche in der nächsten Umgebung Zürichs fehlen. indem sich meine Beobachtungen beinahe gänzlich auf Zürich beschränken, bin ich zu meinem Bedauern ausser Stand gesetzt, eine Frage beantworten zu können, welche bis jetzt noch unerledigt ist, — ich meine die- jenige nach der Höhenverbreitung unseres Genus. Die bedeutendste Elevation bei Zürich bildet bekanntlich der eine Stunde entfernte 2792 Fuss hohe Uelliberg. Auf !) »Verzeichniss der in England einheimischen Arten der Gallung Lithocolletis, nebst Beschreibung mehrerer in Deutsch- land.noch nicht gefundener Arlten« von H. T. Stainton. Ebenso dessen ausgezeichnetes Werk : Lepidoptera britannica Tineina. London 1854. 2 — 602 — der Spitze traf ich, aber in geringer Individuenzahl, noch 5 Arten, nämlich L. Rajella, Coryli, Fagicolella, Oxya- canthae und Bremiella. Dass unser Genus Lithocolletis noch in der Alpen- zone repräsentirt sey, möchte ich bezweifeln. Weder Herrn von Heyden, noch mir war es im Öberengadin möglich, eine einzige Art aufzufinden. 1) Lith. Roboris. Zell. (H-S. Fig. 746.) Diese in Deutschland weit verbreitete Art ist hier in der näheren Umgebung Zürichs eine der häufigeren Vor- kommnisse. Die erste Generation fliegt, je nach dem früheren oder späteren Eintritte des Frühlings, im April oder Mai. Die zweite, aber in viel geringerer Zahl, “erscheint im August. Die Raupenwohnung findet man unterseitig an Quer- cus pedunculata. Im Frühling 1853 erzog ich in sehr grosser Zahl das schöne Thierchen. Viel spärlicher kam es im folgenden Jahre vor. Fundstellen sind die sämmtlichen Laubholzwaldun- gen der Umgebung, namentlich am rechten Seeufer. In dem benachbarten Bremgarten kommt unsere Spezies gleichfalls vor. Ich sah einige von Herrn Apotheker Boll daselbst erbeutete Exemplare; auch von Lausanne durch Herrn Labharpe. 2) Lith. Saportella. Dup. (Kuhlweiniella Zell. ol., Hortella. Fab.) (H-S. Fig. 766.) Lith. Saportella, welche in manchen Gegenden Deutsch- lands häufig ist, wurde von mir nur ein einziges Mal und zwar am 20. Mai 1849 auf dem Hottinger Berge bei Zürich gefangen: Obgleich ich zahllose Eichenmini- rer in den letzten Jahren erzog, wollte es mir nicht ge- — lingen, ein zweites Exemplar zu erhalten. Auch keine der hiesigen Sammlungen besitzt unser Thierchen. In Reutti’s Fauna des benachbarten Grossherzogthums Ba- den fehlt sie. 3) Lith. Amyotella. Dup. (Mülleriella Zell. ol.) (H-S. Fig. 755.) Auch diese Lithocolletis findet sich nur sehr selten in hiesiger Gegend an Eichen. Im Mai 1849 traf ich ein Exemplar. Ein zweites erhielt ich am 13. August 1853 in einem benachbarten Wäldchen, dem sogenann- ten Käferhölzchen. Im Winter 1853/4 erzog ich unter zahllosen anderen Minirern der Eiche eine einzige Amyo- tella. Auch von Bremgarten, durch Hrn. Boll. 4) Lith. distentella. F. R. (H-S. Fig. 756.) Lith. distentella, eine wohl überall seltene Art, ist weit verbreitet. Auch hier in Zürich kommt sie, aber nur höchst selten, vor. Aus Eichenblättern, welche ich im Oktober 1848 auf dem Hottinger Berge gesammelt hatte, erzog ich im folgenden Frühling 2 Stück. Im Freien kam sie mir nie vor, ebenso wenig erzog ich sie seit jener Zeit wieder. Von Bremgarten schickte mir Herr Boll ein schönes Männchen zur Bestimmung. 5) Lith. Rajella. L. (Strigulatella. Lien.) (H-S. Fig. 789.) L. Rajella, sowohl in der Frühlingsgeneration |wel- che im April und Mai vorkommt) als in derjenigen des Sommers (Juli und August) ist bei uns entschieden die gemeinste Lithocolletis. In windstillen späten Abend- stunden kann man das ausgebildete Insekt oft in förm- lichen Schwärmen um Erlen herumfliegen sehen. Die — 7608 — Raupenwobnung findet man fast ausnahmelos nur an Alnus incana. Aeusserst selten bewohnt unsere Minire- rin Alnus glutinosa. Ich habe von letzterer Erlenart nur ein einziges Exemplar erzogen. An den Blättern der Alnus incana bemerkt man bräun- liche Flecke oft 6, ja 10—12 an einem einzigen Blatte. Es sind die Minen unseres Thieres. Die Mine ist rund- lich oder elliptisch, im Verhältniss zur Grösse des Fal- ters ziemlich klein. Gewöhnlich sitzt sie von zwei Sei- tenrippen begrenzt dicht an der Medianader des Blattes; andere entfernen sich von letzterer, so dass sie bis ge- gen den Blaitrand vorrücken. Die abgelöste Hypoder- mis bleibt ziemlich glatt und ungefaltet. Da das Räupchen meines Wissens noch nicht be- schrieben ist, so veröffentliche ich eine kurze Notiz über dasselbe, wie ich sie in eins meiner Tagebücher einge- tragen habe. Der Körper hat die gewöhnliche Form der Lithocolletisraupen. Das zweite Segment ist am brei- testen. Die Farbe des Rumpfes ist blassgelblich, ebenso die der Brustfüsse. Der Kopf bräunlich, seine Seitentheile schwärzlich. — Die Raupe leidet sehr von Ichneumonen. Fundstellen: alle Wälder der Umgegend, auch Bremgarten (Boll), Baden und Lausanne (Laharpe). 6) Lith. Klatella. Zell. (H-S. Fig. 757.) L. Elatella {im Colorit bei Herrich- Schäffer nicht glücklich gerathen) fliegt einzeln und selten in der nä- hern Umgebung Zürichs an Waldrändern gleich ihren Verwandten in 2 Generationen {Mai, dann Juli und Au- gust). Die Raupenwohnung findet sich dagegen häufig an Viburnum lantana vor, wie uns zuerst Stainton für Eng- land berichtet hat. Viel seltener bewohnt Elatella Vi- — 605° — burnum opulus. Doch erzog ich sie achtmal von letz- terem Strauche. Die Raupenwohnung an ersterer Pflanze tritt an der Oberseite des Blattes als ein braunrother gewölbter Fleck, meistens von länglich runder Form hervor. Die Mine ist ziemlich lang. Die abgelöste Hypodermis ist in zahl- reiche Längsfalten gelegt. Zwei Minen kommen an ei- nem Blatte nicht selten vor. Ziemlich abweichend ist die Mine an Viburnum opulus gestaltet. In ihrem lan- gen schmalen Ansehen würde man eine andere Spezies vermuthen. Das Räupchen ist lebhaft eitronengelb mit dunklerem Rückenstreifen. Der Körper ist auch hier vorne am breitesten. Der erste Gürtel trägt einen dunklen, un- bestimmt geformten Nackenfleck. An jedem Segment 2 zarte Härchen. Der Kopf ist sehr klein, röthlich- braun, an den Seiten und :am Vorderrande dunkler. Füsse von der Farbe des Körpers. In einem Gewebe im Innern der Minirwohnung ver- bringt Elatella unverwandelt den Winter und bedarf ei- ner gewissen Feuchtigkeit, wenn sie zur Verpuppung gebracht werden soll. Meine zu Weihnachten in das geheizte Zimmer ge- brachten Räupchen verwandelten sich erst im Februar zu Puppen. Diese lieferten sehr bald den Schmetterling, welcher sich durch besondere Grösse und dunkles Co- lorit auszeichnet. Als Guriosität führe ich an, dass ich am 4. Mai 1854 zwei erwachsene Räupchen in einem frischen Blatte an- traf. Möglicherweise finden sich 3 Generationen. Fundplätze sind alle Wälder der hiesigen Umgebung. Ueber das Vorkommen in anderen Gegenden der Schweiz ist zur Zeit noch nichts bekannt geworden. — 606 — 7) Lith. Coryli. Nic. (H-S. Fig. 771.)') Im August des Jahres 1853 fing ich die ersten Exem- plare dieser Art, deren Raupenwohnung nach Nicelli’s trefflicher Beschreibung wir schon lange kannten. Eine ziemliche Zahl gezogener Stücke zeigt, dass unsere Spezies in der Grösse ungemein differir. Wie Nicelli angibt, übertreffen manche Exemplare die bekannte L. Pomifoliella, während andere kaum das halbe Ausmass erreichen. Fundplätze sind alle hiesigen Wälder. Auch an Hecken, wo die Nahrungspflanze, der Haselstrauch, ganz offen der Sonne ausgesetzt wächst, traf ich die Räup- chen an. Letztere sind von Nicelli sehr genau beschrieben worden. ?) 8) Lith. Carpinicolella. Staint. (H-S. Fig. 779.) Diese Art steht der L. Coryli so nahe, dass sie möglicherweise nicht spezifisch verschieden ist. Auch die Raupenwohnung, welche oberseitig an Hainbuchen (Car- pinus betulus) vorkommt, ist ganz He derjenigen von L. Coryli beschaffen. Wir finden sie in der ganzen Umgebung Zürichs, we- niger an Waldrändern, als an frei stehenden Hecken. Der Falter fliegt in der Frühlingsgeneration Ende April und im Mai. Die Sommergeneration kam mir noch nicht vor. 9) L. Pomifoliella. Zell. und 10) L. Oxyacan- thae. mibi. n. sp. (H-S. Fig. 748 u. 49.) Dem Scharfblicke Nicelli’s und Stainton’s entging es 2) Möglicherweise eine andere Spezies. 2) a. a. ©. S. 37. — 607 — nicht, dass unter Pomifoliella möglicherweise zwei Ar- ten vereinigt sind. Ersterer machte auf die Verschieden- heiten der Räupchen aufmerksam, auf die weissliche ‚Larve, welche an Weissdorn (Crataegus oxyacantha) mi- pirt, gegenüber der in Obstbäumen vorkommenden citron- gelben. Ich theile diese Bedenken in vollem Maasse, nachdem ich die Weissdornminirerin mit der an Apfel- bäumen lebenden Art verglichen habe. Nicelli berichtet uns ), aus Weissdorn dunkler ge- zeichnete Stücke, als von Obstbäumen, erhalten zu haben. Merkwürdigerweise bin ich zu völlig anderen Resul- taten gekommen. Ich erzog im Winter 4853 hier in Zü- rich wohl 50 Exemplare von Crataegus oxyacantha und eiwa 30 Stück von Apfelbäumen. Alle Lith. Oxya- canthae sind feiner beschuppt, glänzender als L. Pomi- foliella. Jene dunkel gezeichneten Exemplare mit be- sonders grober Beschuppung, wie sie der Apfelbaum theilweise liefert, kommen an Crataegus oxyacantha gar nicht vor. Auch sind die Zeichnungen etwas breiter bei der Apfelbaumminirerin und die Franzen heller, nament- lich auffallend an den Hinterflügeln. Diese Differen- zen sah ich auch an Frankfurter Exemplaren, als ich in der Sammlung meines Freundes A. Schmid im ver- flossenen Jahre erzogene Exemplare von Weissdorn und Obstbäumen verglich. Einzelne Uebergänge kommen al- lerdings vor. L. oxyacanthae oder, wenn man lieber will, die auf Weissdornminen erzogene Pomifoliella ist hier sehr ge- mein. An Apfelbäumen erscheint Pomifoliella viel sel- tener bei uns. 2) 8. 39, — 608 — Einige aus Birnblättern erzogene Stücke haben ein besonders röthliches Safranbraun. Auch von Bremgarten und Lausanne durch die Her- ren Boll und Laharpe. 11) Lith. Sorbi. mihi. Mit diesem Namen bezeichne ich eine den Vogel- beerbaum (Sorbus aucuparia) bewohnende, offenbar ei- gene Art, welche auch bereits von Nicelli in seinem Verzeichniss der Pommer’schen Lithocolletis-Spezies er- wähnt ist und möglicherweise mit L. Sorbifoliella des Heydenreich’schen Verzeichnisses zusammen fällt. L. Sorbi würde durch die ungefleckten Tarsen der Hinterbeine zu L. Pomonella Zell. gehören, wenn nicht diese Art als eine Collectivbezeichnung aufgegeben wer- den müsste. Im Uebrigen bietet sie mit L. Pomifoliella die grösste Achnlichkeit dar, so dass die folgende Be- schreibung besonders in Hinsicht dieser Verwandtschaft entworfen ist. Grösse einer mittleren oder kleinen Pomifoliella; das ganze Thierchen ist aber weniger gedrungen, mehr schlank gebildet, etwa wie L. Fagicolella. Stirn und Taster weisslich, etwas weniger weiss, als bei der Obstbaumminirerin. Fühler mit weissem Wur- zelgliede und einer an beiden Enden rein weissen Gei- sel, welche in der.Mitte deutlich schwarz geringelt ist. Rücken und Schulterdecke wie bei Pomifoliella, Hin- terleib grau, dunkler als bei jener. Die Beine sind graulich weiss, nur das vorderste Paar ist an der Licht- seite schwarz gefleckt, die übrigen beiden Beinpaare blei- ben ohne alle Flecke. Die Vorderflügel erreichen nur bei einzelnen Exem- plaren der L. Sorbi ausnahmsweise die tiefe Safranfarbe — 609 — der L. Pomifoliella, in der Regel sind sie matter und lichter, im Colorit an L. Fagicolella oder Elatella erin- nernd. Ihre Beschuppung ist fein und etwas glänzend. Die Zeichnungen sind rein weiss. Die Basalstrieme nimmt auch hier 1/; der Flügel- länge ein und beginnt an der Flügelwurzel dünne, um allmälig breiter zu werden und endlich zugespitzt aus- zulaufen. Ihr Vorderrand ist schwarz umzogen, die Spitze in der Regel nicht. Manchmal, aber nur bei be- sonders dunkel und deutlich gezeichneten Exemplaren, ist auch ein Theil des Innenrandes der. Basallinie mit schwarzen Schüppchen begrenzt. Das erste Paar Ge- genhäkchen ist demjenigen der Pomifoliella ähnlich, aber weniger niedergelegt, etwas aufgerichteter und senkrech- ter. Das Häkchen des Innenrandes ist in der Regel kür- zer und weniger gekrümmt, als bei Pomifoliella, die schwarze Begrenzung im Uebrigen die gleiche. — Auch das zweite Paar Gegenhäkchen fällt höchst ähnlich aus. Das des Innenrandes aber bildet ein höheres und mehr zugespitztes Dreieck, als bei der vorigen Art, seine schwarze Begrenzung erscheint nicht blos an der Innen-, sondern auch an der Aussenseite. Das letzte Häkchen- paar, sowie das vierte unpaare Häkchen des Vorderran- des treten bei unserer Art etwas stärker hervor und sind häufig an ihrer Innenseite schwarz eingefasst. Die schwarzen Schuppen zwischen den Spitzen der Häkchen fehlen auch hier nicht, treten aber bei einzelnen Stücken sehr zurück. In der Flügelspitze liegt ein kurzes schwar- zes Strichelchen, oder vielleicht richtiger gesagt, ein nach der Wurzel keilförmig ausgezogener Punkt. Die Hin- terrandslinie glänzt hier nicht muschelartig und die Franzen sind weisslich, doch weniger hell, als bei Po- mifoliella. — 610 — Die Hinterflügel sind glänzend dunkelgrau und ihre Franzen beträchtlich dunkler, als bei vorhergehender Art. Die Unterseite fällt dagegen mit derjenigen der Po- mifoliella gleich aus. Es gibt Varietäten unseres Thierchens, bei welchen die schwarzen Schüppchen der Vorderflügel sehr spär- lich erscheinen und die Zeichnungen darum viel weni- ger scharf begrenzt sind, als bei Pomifoliella es der Fall ist. Exemplare, in letzterer Weise gezeichnet, lassen sich leicht von Pomifoliella unterscheiden, weniger die dunk- leren mit scharfer Begrenzung, welche daher zu voran- stehender Beschreibung benutzt wurden. Diagnose: thorace fusco, scapulis albo-marginatis, alis anterioribus croceis, striola basali longitudinali, stri- gulis costae 4, dorsi 3 albis; puncto vel striola bre- vissima apieis nigra; larsis posticis immaculatis. L. Sorbi minirt unterseilig an den kleinen Blättern von Sorbus aucuparia; die Mine ist lang und schmal zwischen Mittelrippe und Aussenrand angebracht, die Hypodermis in mehrfache longitudinale Falten gelegt. Das Räupchen habe ich nur flüchtig notirt. Es ist von der gewöhnlichen Form der Lithoeolletislarven, der Kopf klein, die vordersten Gürtel am breitesten, die Ringe übrigens deutlich von einander getrennt. Der Kopf ist grünlich mit bräunlichen Fresswerkzeu- gen, der Körper grün. Die Puppe bricht durch die Oberseite des Blattes hervor. L. Sorbi fand ich bisher nur als Raupe Ende Okto- ber auf dem Zürichberg und dem Walde oberhalb Zol- likon. Sie ist ziemlich selten. Auch in Freiburg traf sie Reutti; in Frankfurt a. M. sah ich sie ım letzten Herbste gleichfalls. u ı h 12) L. Cerasieolella. H-S. (H-S. Fig. 784. 785.) L. Cerasicolella, von Herrich-Schäffer aufgestellt und abgebildet, würde man früher zu Lith. Pomonella Zell. gerechnet haben. Sie unterscheidet sich von den oben . behandelten Arten, Lith. Coryli und Carpinicolella, durch lebhafteres, mehr röthliches CGolorit und die gänz- lich ungefleckten Fussglieder der Hinterbeine. Letztere dienen auf den ersten Blick, unsere Art von L. Pomi- foliella zu unterscheiden. Näher steht sie der L. Sorbi, welcher aber die weisse unpaare Linie über den Rücken- schild fehlt, die Cerasicolella zukommt. Am nächsten steht L. Cerasicolella der L. Pruni, mit welcher sie möglicherweise identisch ist. Auch mit L. Spinicolella H-S. könnte sie verwechselt werden. Spinicolella hat aber eine hellere Grundfarbe der Vorderflügel, einen gleichmässig gelblichen Schopf und ihr mittleres Bein- paar ist ganz ungefleckt, während es bei Cerasicolella schwarze Fleckchen besitzt. Die Grösse unseres Thierchens ist in manchen Stücken die volle einer Pomifoliella. Viele Exemplare bleiben aber beträchtlich kleiner, oft sogar unter L. Ulminella. Stirn und Taster schneeweiss, Schopf weisslich mit brau- nen Haaren in der Mitte und an den Rändern. Fühler weiss, nur sehr verloschen dunkel geringelt. Rücken- schild safranfarben, die Schulterdecken weiss eingefasst. Eine weisse Linie durchläuft die ganze Länge des Rückens. Hinterleib dunkelgrau mit weisslicher Spitze. Die Fuss- glieder des ersten und zweiten Beinpaares sind deutlich schwarz gefleckt, nicht aber diejenigen des letzten Paa- res, welche rein weiss bleiben. Vorderflügel schwachglänzend, röthlich safranfarben. Die feine weisse Basallinie, über 1/; des Flügels lang, — 612 — beginnt in der Mitte der Flügelwurzel und biegt ofı ge- gen das Ende ihres Verlaufes ein wenig nach dem Vor- derrande um, ist also gekrümmt. Sie bleibt entweder ohne alle schwärzliche Einfassung oder ist nur am Vor- derrande mit höchst zarten, kaum wahrnehmbaren schwar- zen Schüppchen belegt. Der Innenrand der Flügelwur- zel zeigt ein kleines weisses Fleckchen, welches als zarte weisse Linie nach Innen bis zur Flügelinsertion sich forterstreckt. Das erste Paar der weissen Gegenfleck- chen steht etwas weniger schief, als bei Pomifoliella. Das des Vorderrandes ist grösser und näher an der Flügel- wurzel beginnend, .. das des Innenrandes dünner und schlanker, aber weniger gekrümmt. Ihre Spitzen blei- ben entweder getrennt, wo die des Innenrandfleckchens alsdann über die des Vorderrandfleckchens etwas vor- springt, oder sie stossen zusammen, so dass eine stark gebrochene Binde entsteht. Nach Innen sind beide Fleck- chen schwarz begrenzt. Das zweite Häkchenpaar, in ähnlicher Weise schwarz eingefasst,, trifft selten mit sei- nen Spitzen völlig zusammen, bleibt aber in der Regel durch einen kürzeren Zwischenraum getrennt, als es bei Pomifoliella der Fall ist. Das des Innenrandes ist ein höberes zugespitztes Dreieck. Das dritte Häkchenpaar ist klein, das vierte unpaare Häkchen des Vorderran- des sehr dünn, alle nach Innen mit einigen schwarzen Schüppchen belegt. Die schwarze Beschuppung und Ver- dunklung zwischen den Häkchenspitzen fehlt unserer Art. in der Flügelspitze liegt ein kurzer, gerader, schwarzer Strich, welcher in bezeichnender Weise an seiner vor- deren Seite durch eine starke weisse Schuppenlage her- vorgehoben wird. Diese weisse Schuppenlinie kann sich mit dem unpaaren vierten Häkchen des Vorderrandes ver- binden. Eine sehr feine schwarze Linie umzieht: den MITTHEILUNGEN DER NATURFORSCHENDEN GESELLSCHAFT IN ZÜRICH. oN®' 117. ——— 1855. Prof. H. Frey. — Ueber die in der Schweiz be- obachiteten Arten des Genus Lithocolletis. Zell. (Forsetzung.) Hinterrand, in der Flügelspitze zeigt sie muschelartigen Glanz. Hier sind die Franzen gelblich, sonst weisslich. Die Hinterflügel glänzend grau, ebenso die Franzen. Alles ist dunkler als bei Pomifoliella. Auf der glänzend grauen Unterseite der Vorderflü- gel schimmern die drei äusseren Vorderrandhäkchen deut- lich gelblich hindurch, viel weniger das erste des Innen- randes. Die Franzen sind bier lebhafter gelb. L. Cerasicolella, gerade nicht sehr häufig in unserer Gegend, findet sich weniger an cultivirten Kirschbäumen, als an Prunus avium, welcher auf den benachbarten Ber- gen in Wäldern häufig wächst. Die Raupenwohnung ist lang und schmal, durch zwei Seitenrippen des Blattes begrenzt. Die Hypodermis er- scheint bräunlich, glatt und nicht gefaltet abgelöst. Das Blattmark wird nur theilweise verzehrt. Das Räupchen ist hochgelb mit ziemlich scharf ein- geschnittenen Körperringen und einer dunklen Rücken- . linie. Der Kopf bräunlich, an den Rändern dunkel ein- gefasst. Band III. 39 — 614 — Die Sommergeneration scheint nur sehr spärlich vor- zukommen, zablreicher die zweite im Oktober. Die Rau- pen der letzteren überwintern unverwandelt. Im Freien traf ich das entwickelte Insekt noch nicht ). Diagnose: Thorace croceo, linea media alba et sca- pulis albo-marginatis; alis anterioribus croceis, linea ba- sali tenui curvata alba, strigulis 4 costae, 3 dorsi albis, striola apicis atra, antrorsum squamis albis obtecta; Lar- sis posticis immaculatis. 13) Lith. Pruni. mihi. (Lith.? Spinicolella. Staint.) Nicht ohne eine gewisse Besorgniss gehe ich zu die- ser Art über. Man könnte nämlich bezweifeln, dass die Schlehenminirerin unserer Gegend von Cerasicolella H-S. wirklich als besondere Art abgetrennt werden dürfe, ebenso ist es nicht entschieden, dass meine Minirerin mit Stainton’s Spinicolella identisch sey, und ausgemacht jedenfalls, dass Spinicolella H-S. eine andere Art ist. 2) Ich erzog von im Oktober gesammelten Schlehen- minen wohl an 30 Exemplare. Alle sind beträchtlich kleiner als Cerasicolella, in ihrem Ausmaasse an L. Ul- 'minella erinnernd. Ihre Farbe ist lichter und matter, nicht das röth- liche Safran des vorigen Geschöpfes. In der Flügel- 1) Reulti in seiner Fauna des Grossherzogthums Baden kannte die Raupenwohnung. Sein Schmetterling, der 5 Costal- fleckchen besitzt, gehört aber nicht hierher. 2) Letzteres ergab sich aus einer zwischen Herrn Dr. Herrich- Schäffer und mir geführten Correspondenz. Stainton’s Beschrei- bung ist zu kurz gehalten und mir fehlt noch die Kenntniss der Sommergeneration meiner L. Pruni. — 615 — spitze fehlt die weisse Schuppenlage, die Fühler sind dunkler, deutlicher, geringelt, das mittlere Beinpaar hat ungefleckte Tarsen. Kopf und Schulterdecken ge- rade ebenso, wie bei der Kirschenminirerin. Die Zeich- nung der Vorderflügel höchst ähnlich. Es wird nach den angegebenen Merkmalen einer ge- naueren Beobachtung, namentlich der Raupe , bedürfen, um zu entscheiden, ob ich hier eine eigene Art vor mir habe. Ebenso der Vergleichung deutscher und englischer Exemplare, um zu entscheiden, ob meine L. Pruni mit Spinicolella Mann und Spinicolella Staint. identisch, oder nicht. L. Spinicolella kommt an Sträuchern von Prunus spi- nosa an Waldrändern im Oktober stellenweise häufig vor. Die Mine ist unterseitig, schmal, das Blattmark ist oft- mals vollkommen ausgefressen, so dass alsdann die weisse Raupenwohnung leicht in’s Auge fällt. Die Som- mergeneration kenne ich nicht. Im Freien kam mir das Thierchen bis jetzt nicht vor. 14) L. Fagieolella. H-S. (Faginella. Mann.) (H-S. Fig. 783 und 777—78 (Phegophagella)). L. Fagicolella wurde von Zeller zum ersten Male un- ter Pomonella, Anmerkung 3, geschildert. Einiges hat uns auch Stainton über sie bemerkt. Sie ist eine im Ausmaasse und namentlich in der Farbe variirende Art. Die kleineren weiblichen Exem- plare zeichnen sich durch lebhafteres, mehr röthliches Colorit vor den blasseren Männchen aus. Bei letzteren kann die Farbe in ein düsteres Grau übergehen. Ich besitze eine derartige, ungemein schöne Varietät, welche ich im April unter Schaaren gewöhnlicher Stücke gefan- gen habe. = WER = L. Fagicolella minirt unterseitig an der Rothbuche, Fagus sylvatica, namentlich an Sträuchern und ist sehr gemein. Der Falter fliegt oft schon zu Anfang April und dann wieder Ende Juli. Fundstellen: Zürich in Wäldern und Gärten, Brem- garten, Baden, Vevey. 15) L. Salictella. Zell. (H-S. Fig. 759.) Diese zuerst um Wien aufgefundene, im Allgemeinen seltene Art scheint ziemlich weit verbreitet zu seyn. In der Sammlung meines Freundes, A. Schmid in Frankfurt iraf ich ein Stück aus der Gegend von Mainz. Hier in Zürich kommt sie nur stellenweise, aber alsdann manch- mal sehr häufig, vor. Sie ist von Zeller?) sehr richtig, da er aber nur 2 Exemplare vor sich hatte, vielleicht nicht ganz ausrei- chend, beschrieben worden. Ueber die Mitte des Rückenschildes läuft eine un- paare weisse Längslinie. Die Farbe der Vorderflügel ist manchmal sehr dunkel, tief safran-, oder, wenn man will, licht kastanienbraun und die Zeichnungen jener sind kei- neswegs immer rein, sondern häufiger gelblichweiss. Das dritte Costalfleckchen kann (und es ist häufig der Fall) mit dem vierten unpaaren Häkchen des Vorderrandes bogenförmig zusammenfliessen, so dass hierdurch der schwarze Strich der Flügelspitze gegen den Vorderrand hin weiss begrenzt wird. Das zweite Häkchenpaar kann endlich nebst dem letzten unpaaren Costalfleckchen durch Ueberhandnehmen der schwarzen Beschuppung gänzlich verschwinden. Ich erzog vor Kurzem ein derartiges, 1) ‚a. a:.0. S. 207. — 617 — ungemein hübsches Exemplar und besitze zahlreiche Uebergänge. L. Salictella kam mir als ausgebildetes Insekt im Freien niemals vor und, da ich meine Exemplare im ge- heizten Zimmer erzog, kenne ich ihre Flugzeit noch nicht. Die Raupenwohnung fand ich dagegen im Okto- ber an den Ufern der Sihl an Salix purpurea stellen- weise häufig. Manche Büsche beherbergen nur ein oder ein Paar Räupchen, andere können dagegen ein halbes Hundert und mehr unserer Minirwohnungen besitzen. Die Mine liegt zwischen Medianader und Aussenrand des Blattes. Die betreffende Blattstelle ist stark gewölbt und in der Regel nur theilweise von Blattgrün leer. Die ab- getrennte Hypodermis ist gelblich grau und ziemlich straff gespannt. Das Räupchen fand ich citronengelb mit dem gewöhn- lichen dunklen Rückenstreif. Auf dem ersten Segment steht ein brauner, durch eine helle Längslinie zweige- theilter Nackenfleck. Die Füsse sind von der Farbe des Körpers. Der Kopf ist klein, braun, an den Seiten- theilen dunkler, als in der Mitte. Sehr selten findet sich Salictella bei uns auf Salix viminalis. Doch habe ich einige, in Nichts differente Exemplare von letzterer Weidenart erzogen. Fundstellen: an den Ufern der Sihl bei Zürich, aber auch bei Balgrist am rechten Seeufer. 16) L. Spinicolella (H-S. Fig. 786.) kommt in unseren Umgebungen wo möglich noch zahl- reicher, als die folgende Art vor, mit welcher sie ge- meinschaftlich an Wollweiden !) angetroffen wird, ohne ") Der Name ist desshalb sehr übel gewählt. Stainton’s dass ich im Stande bin die Raupenwohnungen beider Ar- ten zu trennen. An schmalblätterigen Weidenarten traf ich unsere Art niemals; sie sind die Nahrungspflanzen der L. Salictella. Die schweizerische Spinicolella bietet im Uebrigen ziemlich geringe Schwankungen dar, und hat mit Ca- prella Wocke nur die Nahrungspflanze gemein. Im Freien traf ich sie nie. Fundstellen: bisher nur die Umgebungen Zürichs. 17) L» Spinolella. Dup. (H-S. Fig. 797.) Diese Art, welche Zeller zur Zeit, wo er seine Mo- nographie schrieb, noch nicht kannte, wurde zuerst ge- nau von Nicelli 1) beschrieben, welcher ihre Räupchen bei Stettin auf Wollweiden angetroffen hatte. Hier in Zürich gehört L. Spinolella gerade nicht zu den selteneren Vorkommnissen , weniger in der Sommer-, als in der Herbstgeneration, wo man ihre Minen oft in grosser Menge an einzelnen Sträuchern, namentlich den Rändern der Wälder entlang, antrifft. Erzogen habe ich sie in grosser Menge, ohne jedoch erhebliche Varietä- ten zu erhalten. Im Freien traf ich den Schmetterling erst einmal zu Anfang Augusts. Vorkommen: Zürich, an beiden Seeufern, und Lau- sanne. 18) L. Ulmifoliella. Hbn. (H-S. Fig. 754.) Die Raupe und ihre Wohnung auf Birken hat uns Spinicolella ist wohl eine andere Art, möglicherweise meine Pruni (s- 0.). ) a... 0. S.%0. ‘ — 69 — Nicelli am angeführten Orte !) genau geschildert. Ich bemerke nur, dass in Zürich Ulmifoliella seltener an Bäumen, meistens an ganz jungem Strauchwerk der Birke getroffen wird, manchmal zwei Minen an einem Blatte. ’ Die Flugzeit der Frühlingsgeneration ist der Mai. Fundstellen: Zürich, namentlich das sogenannte Burghölzchen. 19) L. Fraxinella. Mann. (H-S. Fig. 796.) L. Fraxinella trägt einen schlecht gewählten Namen. Nicht auf Eschen, wie uns Zeller nach Mann berichtet, sondern auf Genista germanica minirt ihre Raupe. Von dieser Pflanze erzog sie Herr A. Schmid in Frankfurt a. M. Ich selbst traf die Raupenwohnungen, ohne sie jedoch zur Verwandlung zu bringen, am 1. September 1854 zu Würenlos im Limmattbale. Herr Boll schickte mir ein bei Bremgarten gefangenes Exemplar der L. Fra- xinella zur Ansicht. 20) Lith. Quinquenotella. H-S. n. sp. (H-S. Fig. 787.) Eine höchst charakteristische Art, welche fünf Vor- derrandshäkchen besitzt. Herr Dr. Herrich-Schaefler schrieb mir, Quinquenotella komme bei Regensburg vor und minire auf Genista sagittalis. Ich erhielt ein Exem- plar von ihm. Am 1. September fand ich bei Würen- los gar nicht selten an gedachter Pflanze die Minirwoh- nungen und erzog noch zwei Exemplare in der ersten Septemberhälfte. Grösse wechselnd, die der Ulmifoliella oder auch viel 1) 8. 0. beträchtlicher. Mein Regensburger Exemplar, ein Männ- chen, hat das volle Ausmaass der L. Froelichiella. Stirn und Taster glänzend weiss, Fühler weiss, kaum schwarz geringelt, bei zwei Exemplaren an der Spitze dunkler. Rücken safranfarben mit weisser Mittellinie und weiss eingefassten Schulterdecken. Beine weisslich, alle 3 Paare mit deutlich schwarz gefleckten Fussgliedern. Hinterleib des Männchens dunkelgrau, des weiblichen Thieres hellgrau mit weisslicher Endspitze. Die Vorderflügel sind glänzend safranfarben mit sil- berweissen Zeichnungen. Die Basallinie ist ziemlich lang, über 1/3 des Flügels betragend. Sie verläuft wenig gebo- gen und hört ohne Zuspitzung auf. Sie ist entweder ohne alle schwarze Beschuppung, oder nur mit zerstreut liegenden, einzelnen, schwarzen Schüppchen begrenzt. Diese ungenügende schwarze Beschuppung erscheint dann auch an den Fleckchen des Flügels, welche bei meinem einen Exemplare deutlich nach Innen schwarz umzogen sind, während ich bei zwei anderen Stücken nur eine sehr schwache schwärzliche Beschuppung nothdürftig wahrnehme. Am Innenrand der Flügelbasis liegt noch ein kleines weisses Fleckchen, welches einwärts als feine weisse Linie sich bis zur Flügelinsertion erstreckt. Das erste Costalhäkchen ist klein, ziemlich schief ge- stell. Das des Innenrandes dagegen ist von ansehnli- cher Grösse und einer charakteristischen Beschaffenheit. Es liegt sehr schief und ist zweimal in seinem Verlaufe gebrochen, so dass es zackig wird. Mit seiner Spitze überragt es sehr weit die des Costalfleckchens. Das zweite Häkchenpaar ist kleiner, die Spitzen bleiben durch einen ansehnlichen Zwischenraum getrennt, indem auch hier diejenige des Innenrandfleckchens weit über das Costalhäkchen vorspringt. Ebenso ist es mit dem drit- — 6211 — ten und vierten Paare, wo das Innenrandhäkchen weit nach aussen vorrückt. Sie nehmen an Grösse ab, so dass das vierte Innenrandfleckchen nur noch durch einige weisse Schüppchen angedeutet erscheint. Das fünfte un- paare Costalhäkchen 'geht bis zu dem kurzen schwarzen Strich der Flügelspitze. Diese und der Hinterrand wer- den durch eine sehr feine schwarze Linie begrenzt. Die Franzen an der Flügelspitze weisslich, nach unten grau. Die Hinterflügel beim männlichen Thiere dunkelgrau, beim weiblichen hellgrau mit gleichen Franzen. Auf der Unterseite zeigen sich die Vorderflügel grau, an der Spitze röthlich. Die Costalhäkchen schimmern “ deutlich hindurch; weniger die Fleckchen des Innen- randes. Diagnose: Alis anterioribus croceis, linea basali argentea, strigis quinque costae, quatuor dorsi, lineola apicis nigra; tarsis maculatis. Die Raupenwohnung kann die halbe oder auch die ganze Breite des Blattes einnehmen, indem die Mittel- rippe von dem Räupchen überschritten wird. Das Blatt- mark wird vollständig verzehrt. Die Hypodermis, weiss- lich-grün, ist in viele Längsfalten gelegt und die Oberseite dadurch convex vorspringend. Das braunschwarze Püpp- chen dringt aus der Unterseite des Blattes hervor. Fundstellen: Würenlos im Limmatthale und Brem- garten. Flugzeit der zweiten Generation: der September. Zu Frankfurt a. M., wo das Thierchen ebenfalls vor- kommt, fliegt die erste Generation, deren Raupen im April und Mai erscheinen, zu Ende Mai und Anfang Juni (nach Herrn A. Schmid). 21) L. Quereifoliella. F. R. (H-S. Fig. 768.) In unserer Gegend gemein an Eichen im April und Mai, Ende Juli und Anfang August; auch von Lausanne. Die Minirwohnung konte ich unter den zahlreichen an- deren der Eichenblätter noch nicht herausfinden. Quercifoliella scheint sich sehr gleich zu bleiben. Ich besitze Exemplare aus Göttingen, Frankfurt a. M., Zü- rich und England (von Yorkshire), welche nicht die ge- ringsten Unterschiede erkennen lassen. (L. Messaniella. Zell. kommt hier nicht vor, möglicher- weise in den südlichen Kantonen der Schweiz.) 22) Le Betulae. Z. (H-S. Fig. 744 u. 780.) L. Betulae ist in Zürich eine der selteneren Formen. Die Frühlingsgeneration findet sich im April und Mai. Erzogen habe ich das Thierchen oftmals. Die Raupen- wohnung ist oberseilig an Apfel- und Birnbäumen zu treffen und leicht von der unterseiligen der L. Pomifo- liella zu unterscheiden. Vorkommen: die beiden Seeufer bei Zürich, na- mentlich an alten Bäumen; auch von Lausanne (La- harpe). 23) L. Alniella. Tisch. (H-S. Fig. 761.) Auch bei uns eine der gemeinsten Arten. Die Nah- rungspflanze ist einzig nach meinen Erfahrungen hier Alnus glutinosa und die Raupenwohnung unterseilig. Man findet oft mehrere in einem Blatte. Die Frühlingsgeneration erscheint in warmen Jahren mit dem April, in kälteren erst gegen Ende des Monats und im Mai. Die zweite fliegt Ende Juli. Alniella scheint nach der Lokalität wenig zu ändern. Meine Züricher Exemplare sind in Nichts verschieden von anderen, welche ich aus Frankfurt und von Eng- land besitze. - m — 24) L. Heegeriella. Zell. (H-S. Fig. 762.) L. Heegeriella ist eine der gemeinsten Minirerinnen in der Schweiz. Sie bewohnt nach meinen bisherigen Erfahrungen ausschliesslich die Eiche. Erzogen habe ich sie in grosser Menge. Die Raupenwohnung ist klein und sehr häufig dicht am Blattrande angelegt, welcher dadurch etwas umgebogen wird. Die Frühlingsgeneration fliegt ziemlich spät, erst im Mai und Juni. Die Sommergeneration traf ich Ende Juli und August an manchen Stellen in grosser Menge. Man findet manchmal ausserordentlich kleine, nament- lich weibliche Exemplare. Fundstellen: Zürich und Bremgarten (Boll), ge- wiss aber noch weit verbreitet. . 25) L. Cramerella. Fab. (H-S. Fig. 764.) Viel seltener erscheint in den gleichen Zeiten L. Cra- merella, welche ich oftmals, aber stets aus Eichenmi- nen, erzogen habe. Die Buche bewohnt sie hier sicher- lich nicht. 26) L. Tenella. Zell. (H-S. Fig. 763.) i) L. Tenella gehört in Zürich zu den allergemeinsten Arten. Die Frühlingsgeneration erscheint sehr frühzeitig, schon mit L. Alniella. Die Sommergeneration fliegt an windstillen Abenden des Juli und August oft in ganzen Schwärmen. _ Stainton ?) war es, welcher zuerst auf die grosse Veränderlichkeit unserer Art aufmerksam machte. Die von ihm erwähnten, gelblicher und dunkler gezeichneten 4) Nicht gut. 2). -a..a. 0.8, 88. — A Exemplare sind männliche. Das kleinere Weibchen bleibt heller. Die Frühlingsgeneration zeichnet sich vor den im Sommer fliegenden Stücken durch bedeutende Kör- pergrösse aus, indem namentlich die männlichen Thiere das volle Ausmaass der L. Pomifofiella erlangen. Erzogen habe ich L. Tenella häufig. Einige Exem- plare erhielt ich aus Minen von Prunus avium mit L. Cerasicolella. Andere, und es ist die eigentliche Nah- rungspflanze, bewohnen Sträucher der Hainbuche (Car- pinus betul.). Hier -findet man neben der oberseitigen Mine von L. Carpinicolella noch eine lange und schmale, unterseilige mit glatter Hypodermis, aus welcher L. Te- nella erzogen wird. Oftmals sind mehrere in einem Blatte vorhanden. Aus Eichenminen erhielt ich L. Tenella nie, während sie nach Mann in der Wienergegend die Eiche bewohnt. 27) L. Acerifoliella. F. R. (H-S. fig. 813. 814.) An Acer campestris erscheint, namentlich im Okto- ber, die Minirwohnung dieser Art, kenntlich durch die umgebogene Blattecke, wie uns schon Zeller berichtet. Der Falter bei Zürich gerade nicht häufig, fliegt an Waldrändern im Mai und dann wieder Ende Juli und durch den August. Fundstellen: Die Wälder der Umgebung Zürichs. Ueber eine weitere Verbreitung ist zur Zeit noch nichts bekannt geworden. 28) L. Emberizaepennella (Bouche. H-S. fig. 798. 799). L. Emberizaepennella, gegenwärtig genau gekannt, bewohnt in unsern Wäldern Lonicera xylosteum. Häufiger trifft man sie in Gärten und Anlagen auf der — 623 — hier viel cultivirten Lonicera tartarica. Die Frühlingsge- neration erscheint im Mai, auch wohl schon Ende April. Die im Sommer fliegenden Thiere traf ich noch nicht im Freien. Meine hier erzogenen Stücke zeichnen sich vor den deutschen Exemplaren durch Grösse und Lebhafligkeit des Colorites aus. 29) L. Tristrigella Haw. (H-S. fig. 794.) Ich bemühte mich vielfach vergeblich in den Umge- bungen Zürichs die an andern Orten oft so häufige L. Ulminella Zell. aufzufinden. Statt ihrer fiel mir vor- stehende Art, und zwar nicht so gar selten, in die Hände. L. Tristrigella ist bisher nur als Bewohnerin Eng- lands bekannt gewesen; doch schrieb mir im vorigen Jahre Herr Dr. Herrich Schäfer, er habe sie auch von Wien erhalten. Unsere Art ist von Stainton !) genau beschrie- ben und neuerdings von H-S. recht gut abgebildet worden. Ich bemerke nur, dass sie in Grösse und Lebhaftig- keit des Colorites sehr wechselt; doch bleiben sich die Zeichnungen gleich. Kleine Exemplare erlangen kaum das Ausmaass der L. Ulminella; grössere können L. Po- mifoliella übertreffen. Das Colorit der Vorderflügel ist an fnanchen Stücken eine sehr matte Ockerfarbe;; andere werden dagegen ziegelroth. L. Tristrigella bewohnt die Ulme oder Rüster, Ul- mus campestris. Ich traf sie indessen bisher nie an äl- tern, sondern nur an jungen, noch mit grossen Blättern versehenen Bäumen. Sie minirt unterseitig in einer lan- gen, schmalen Mine, welche oft ganz von Blattmark leer 1) A..a. 0. S. 89. - u — geworden ist und sehr leicht in die Augen fällt. Die Hy- podermis zeigt sich in zahlreiche Längsfalten gelegt. Die Puppe dringt beim Auschlüpfen des Falters durch die Oberseite des Blattes hervor. L. Tristrigella fand ich in einzelnen Exemplaren im botanischen Garten. Häufiger in einem benachbarten » Walde, dem sogenannten Käferhölzchen. Ich habe bis jetzt etwa 20 Exemplare erzogen, niemals aber ein Stück im Freien bemerkt. 30) L. Nieellii. Zell. (H.-S. fig. 792.) Diese zuerst in Pommern aufgefundene und anfangs irrthümlich für Tristrigella Haw. gehaltene Art wurde von dem Entdecker, Graf Nicelli, in dem angeführten Auf- satze vortrefflich in allen Ständen beschrieben. Ich bemerke nur, dass die unterseitige Mine an Co- rylus avellana in unserer Umgegend selten angetroffen wird und ausser mir dus Thierchen niemand vorkam. Im Freien traf ich Nicellii am 14. Juli am ÜUetliberge und zu Ende des Monates noch einigemal an einer an- dern Stelle. Erzogen habe ich sie dagegen öfters. Meine Zürcher Exemplare sind etwas dunkler und schärfer ge- zeichnet, als einige von Frankfurt stammende Stücke. 31) L. Froelichiella Zell. (H-S. fig. 793.)” L. Froelichiella, deren Raupe bisher noch nicht -be- schrieben war, findet sich hier niemals auf Alnus gluti- nosa, sondern stets an Alnus incana, an letzterer Pflanze aber stellenweise häufig; weniger jedoch an Strauchwerk, als an jüngeren Bäumen, wo sie namentlich die höheren Astspitzen bewohnt. Oft sind mehrere Räupchen in einem Blatte, oder neben ihnen noch Rajella vorhanden. Die Mine ist lang und schmal, aber von bedeutender — 627 — Grösse, einen Zoll und mehr erreichend. Sie ist unter- seitig, indem die Hypodermis gelöst wird und erscheint an der obern Blattseite als rother Fleck, welcher in der Mitte nabelförmig aufgetrieben ist. Die grosse Raupe ist von der kleineren, blassgelb- lichen der Rajella schon durch das Colorit, ein weiss- liches Grau, zu unterscheiden. Sie zeigt uns einen brau- nen Kopf, einen schwärzlichen Rückenstreif, an den Sei- ten der Körpergürtel zwei schwarze Pünktchen. Auf dem ersten Segmente steht noch ein zweigetheilter, dunkler Nackenfleck. Die Brustfüsse sind schwarz, die Bauch- füsse dagegen von der Farbe des Körpers. Erzogen, im geheizten Zimmer, habe ich die Herbst- generation, welche im Oktober vorkommt, in Unzahl. Im Freien traf ich L. Froelichiella niemals an. Sie ist nur. stellenweise in den Umgebungen Zürichs vorhanden, am häufigsten an den Ufern der Sihl. 32) L. Scabiosella. Douglas. n. sp. Vor Kurzem beschrieb Douglas!) eine in England neu aufgefundene Art unter voranstehendem Namen. Er er- zog sie aus einer hellgelben Raupe, welche er untersei- tig minirend in den Wurzelblättern der Scabiosa colum- baria zu Ende Mai und wieder im Juli angetroffen hatte. Der Schmetterling erschien im Juni und August. Da die betreffende englische Zeitschrift auf dem Con- tinent wenig verbreitet ist, setze ich die von Douglas entworfene Diagnose hieher. » Alis anticis saturate croceis, nitidis, lineola basali - alba, strigis 3 introrsus nigro marginalis, strigulaque api- ) The Transact. of {he entomolog. Soc. of London 1853. — 638 — ciali argenteis, macula obliyua pone strigam tertiam api- ceque nigris. “ Herr C. Zeller fing vor längerer Zeit auf einem be- nachbarten Berge zu Anfang Augusis eine Lithocolletis, welche ich lange nicht unterzubringen wusste, bis Douglas’s Beschreibung und Abbildung mit grösster Sicherheit L. Scabiosella ergab, eine Bestimmung, mit welcher Herr Dr. Herrich-Schäffer, dem ich das Thierchen zur Ansicht schickte, einverstanden ist. Ich bemühte mich im letzten Sommer vielfach vergeb- lich, die Raupenwohnung oder das entwickelte Insekt zu finden; dagegen theilte mir H-S. brieflich vor Kurzem mit, er habe die Minen der L. Scabiosella bei Regens- burg aufgefunden. Vorkommen: Zürich, am rechten Seeufer. 33) L. Lautella. Heyd. (H-S. fig. 806.) Diese wunderschöne Art, welche weit verbreitet ist, (Wien, Stettin, Göttingen, Frankfurt a. M., England), fehlt ebenfalls der Schweizerischen Fauna nicht und ist sogar hier bei Zürich sehr häufig anzutreffen. Im Freien fing ich das Thierchen erst in einigen Exemplaren im Mai; dagegen erzog ich die Herbstgene- ration in Unzahl im geheizten Zimmer. Ueber die Minirwohnung berichtet Stainton Einiges. Lautella bewohnt sehr selten Bäume von Quercus pedun- culata, in der Regel nur Buschwerk und namentlich ganz kleine, etwa einen Fuss erreichende Stämmchen, welche im Schatten unter höheren Waldbäumen vorkommen. Hier sind oft sämmtliche Blätter besetzt und manchmal bewohnen 6 und mehr Räupchen dasselbe Blatt. (Schluss folgt.) MITTHEILUNGEN DER NATURFORSCHENDEN GESELLSCHAFT IN ZÜRICH. oA, 438. Mae Se" 1855. Prof. H. Frey. — Ueber die in der Schweiz be- obachteten Arten des Genus Lithoeolletis. Zell. (Schluss.) Die Minirwohnung ist lang und schmal, zwischen zwei seitlichen Rippen angelagert und gewöhnlich die Median- rippe des Blattes erreichend.. Das Blattmark wird voll- ständig verzehrt und die weisse Epidermis springt dann stark gewölbt vor. Sind mehrere Raupenwohnungen in einem Blatte vorhanden, so wird dieses bedeutend ge- krümmt. Die abgetrennte Hypodermis ist in einige Längs- falten gelegt. Das Püppchen ruht in einem zarten, rund- lichen, weissen Gespinnste. Vorkommen: Zürich, namentlich das rechte See- ufer und besonders die Wälder bei Zollikon und Balgrist. 34) L. Bremiella. Zell. in litt. (H-S. fig. 772-74.) L. Bremiella ist eine im Ausmaasse und in der Leb- hafligkeit des Colorites sehr wechselnde Art. Grosse Exemplare übertreffen an Flügellänge oftmals L. Fagico- lella und erreichen beinahe L. Froelichiella.. Kleinere Stücke haben die Dimensionen von Lautella oder Ulmi- nella. Meine Sammlung enthält einige Exemplare un- Band II. 40 — 630 — seres Thierchens, welche kaum das Ausmaass einer kleinen Nepticula Argyropeza erlangt haben. L. Bremiella, zu den glänzenden Spezies unseres Genus gehörig, ist indessen ein so charakteristisches Ge- schöpf, dass sie nur mit einer einzigen Art verwechselt werden kann, mit welcher sie auch die Basalstrieme an der Flügelwurzel theilt, mit L. Lautella. Die Unterscheidungsmerkmale lassen sich indessen unschwer gewinnen. Sie bestehen zunächst in Folgen- dem: L. Lautella hat einen tief schwarzen Schopf, wäh- rend er bei Bremiella grau mit einzelnen schwärzlichen "Härchen erscheint. Der Rücken bei ersterer Art ist schwärzlich glänzend; bei letzterer braun, von dem Colo- rite der Vorderflügel. Diese bleiben bei L. Bremiella heller, als bei Lautella, und die starke Verdunkelung des Hinterrandes, welche für letztere Art so charakteristisch ist, fehlt bei Bremiella ganz, oder kommt nur einzelnen Varietäten, aber in viel geringerem Grade zu. Stirn und Palpen sind glänzend silbergrau. Schopf dunkelgrau, beim männlichen Thiere lichter, als beim weiblichen; Fühler grau, schwarz geringelt, ohne die weisse Endspitze der L. ‚Lautella. Brust- und Schulter- decken safranbraun; Hinterleib grau; Beine grau. Das vorderste Paar etwas heller mit schwarzen Flecken am Endtheile der Schiene und des Tarsus. Mittlere Beine etwas liefer grau, an der Innenseite der Schiene nament- lich dunkler, Tarsus ohne schwarze Endspitze. Hinter- beine mit tief grauen Schenkel- und Schienengliedern, aber mit weisslichen Tarsen , welche entweder ganz un- gefleckt bleiben, oder zuweilen graue Flecken zeigen; letzteres namentlich bei weiblichen Exemplaren. Vorderflügel glänzend safranbraun; bei manchen Stücken wenig lebhaft gefärbt; bei andern (namentlich — 61 — weiblichen) Exemplaren viel intensiver, aber fast niemals bis zu dem lebhaften Rothbraun der L. Lautella sich stei- gernd. Die Zeichnungen silberweiss, oder (namentlich beim Weibe) auch lebhaft silberglänzend. Die Basallinie der Vorderflügel ist kurz, 1/3 oder auch nur 1/, der Länge dieser erreichend und ohne Zuspitzung geendigt. Sie wird auf beiden Seiten von schwärzlichen Schüppchen umzogen, welche indessen am Vorderrande am stärksten hervortreten, während sie am Innenrande bei manchen Exemplaren fast gänzlich verschwinden. Am Innenrande der Flügelwurzel liegt noch bei vielen, aber nicht allen, Stücken ein kleiner, weisser Streif. An der Grenze des ersten Drittheils des Flügels verläuft eine Querbinde. Sie ist in der Regel mehr oder weniger gekrümmt und an den Flügelrändern breiter, als in ih- rer Mitte. Bei manchen Exemplaren kann sie stark ge- brochen verlaufen; bei nicht wenigen Stücken ist sie ge- ade und gestreckt. Schreitet die Verdünnung der weis- sen Binde in ihrer Mitte noch weiter fort, so bricht sie endlich in die beiden Gegenhäkchen auseinander. Solche Varietäten sind aber sehr selten. Die Binde ist ent- weder an beiden, oder nur an der Innenseite schwarz umzogen. — Die drei Vorderrandhäkchen sind klein und ziemlich senkrecht gestellt. Das erste ist stumpf geendigt und an beiden Seiten schwarz eingefasst; das zweite zu- gespitzt und gewöhnlich nur nach Innen schwarz be- grenzt. Das dritte, unpaare Häkchen ist gekrümmt, sehr dünne und ohne schwarze Schüppchen. Der erste Inzenrandlleck ist ein fast gleichschenkli- ges Dreieck, welches mit seiner Spitze in den Raum zwischen dem ersten und zweiten Vorderrandhäkchen ein- springt. Es ist entweder an beiden oder nur an der in- neren Seite schwarz umzogen. Der zweite Innenrand- fleck ist klein und bei manchen Exemplaren kaum ange- deutet. Er greift zwischen das letzte und vorletzte Co- stalhäkchen ein und ist nur ausnahmsweise schwarz ein- gefasst. Die Flügelspitze ist gewöhnlich nicht verdunkelt; sie zeigt eine kleine länglichrunde Pustel. Bei einzelnen Stücken häufen sich die schwarzen Schüppchen und der Fieck wird grösser, so dass eine an L. Lautella erin- nernde Zeichnung entsteht. An der Flügelspitze ist ge- wöhnlich, mehr oder weniger deutlich, eine feine , schwarze Hinterrandlinie vorhanden. Die Franzen sind grau, an der Flügelspitze am hellsten. Die Hinterflügel, sowie ihre Franzen, giänzend dun- kelgrau. ‘ Die Unterseite ist sehr tief (schwärzlich) grau; die drei Costalhäkchen schimmern in der Regel allein weiss- lich durch. Diagnose: Thorace alisque anterioribus salurate croceis, nitidis, linea basali argentea utrinque nigro mar- ginata, fascia leniter curvala, strigulis 3 costae, 2 dorsi argenteis; puncto apicis et linea marginali tenui nigris; antennis fuscis. Lith. Bremiella wurde schon vor mehreren Jahren durch unseren würdigen Veteranen, Herrn Bremi-Wolff, hier in Zürich aufgefunden und Herrn Zeller in Glogau eingeschickt, welcher ihr den Namen des Entdeckers gab. Sie lebt als Raupe in Wicken (Vicia). Gewöhnlich trifft man an etwas beschatteten Waldrändern unsere Mi- nirerin an Vicia sepium, welche sie unterseitig bewohnt. Die abgelöste Hypodermis ist weisslich, in Falten gelegt. Die Oberseite des Blättchens wird hierdurch bedeutend gewölbt, so dass das Ganze blasenförmig aufgetrieben er- scheint. Indem das Blattmark vollständig verzehrt wird, fällt unsere Minirwohnung leicht in das Auge. Nicht — 63 — selten bemerkt man mehrere an einem Pflänzchen. — Seltener bewohnt L. Bremiella Viecia dumetorum. — Zu ‘ Frankfurt a. M. wurde sie von Herrn A. Schmid an Vieia angustifolia beobachtet. Sie kommt dort, wie ich mich im verflossenen Herbste überzeugen konnte, an ganz ähnlichen Lokalitäten vor. Sehr selten erscheint endlich unsere Minirerin an Klee, nach den bisherigen Erfahrungen allein an Trifolium medium. Die Rau- penwohnung fällt gerade so aus, wie an Wicken; auch die Falter, deren ich zwei erzog, differiren in nichts. Das Räupchen unserer Lithocolletis hat einen beträcht- lich kleinen Kopf, welcher gleich dem Körper citronen- gelb gefärbt ist. Die Mundtheile sind dunkel rothbraun. Die ersten Rumpfgürtel sind auch hier am breitesten; auf dem vordersten Segmente steht ein undeutlich ab- gegrenzter Nackenfleck. Der Verdauungskanal schimmert als dunkler Rückenstreif hindurch. An den Gürteln ste- hen feine, weisse Härchen. Die Beine von der Farbe des Körpers; die Nachschieber sind nur schwach ent- wickelt. Die erste Larvengeneration beobachtet man im Juli; die zweite, ungleich zahlreichere, im September und Oktober. Die Frühlingsgeneration des Schmetterlings kommt im Mai und Juni vor. Ihre Exemplare sind grösser, als diejenigen des Sommers, welche in der Endhälfte des Juli und im August erscheinen. Früh verpuppte Räup- chen der Herbstgeneration liefern oftmals noch Ende Ok- tober das vollendete Insekt. Im Freien wird der Schmet- terling gerade nicht häufig bemerkt. Er zeichnet sich durch einen schnelleren Flug und überhaupt grössere Lebhaftigkeit 'aus, als man sie sonst bei Lithocolletiden gewöhnt ist. — 634: — Ueber die Heimat bemerke ich, dass unsere Minire- rin in der hiesigen Gegend überall vorkommt.und selbst auf der Spitze des Uetliberges nicht vermisst wird. Ebenso traf ich sie im Limmatthale, in der Nähe von Baden und bei Würenlos. Auch in Deutschland kommt sie bis zur Maingrenze vor. Herr von Heyden fand sie zu Baden-Baden, Herr A. Schmid bei Frankfurt a. M. Letztere Stadt würde dermalen die Nordgrenze für den Verbreitungsbezirk unserer Spezies bilden. i (L. Pastorella fehlt der Zürcherischen Gegend.) 35) L. Tremulae. Zell. (H-S. fig. 810. 811.) L. Tremulae von Zeller 1) in allen ihren Ständen ge- nau beschrieben, gehört in den Umgebungen Zürichs zu den seltensten Lithocollefiden, indem man nur spärlich ihre Minen an Populus tremula antrifft. Gefangen habe ich das Thierchen nur zweimal; ein frisches Stück am 12. Mai 1854. Erzogen wurde unsere Art von Herrn Brewi, welchem sie etwas öfter, als mir, vorkam. 36) L. Populifoliella. Tr. (H-S. fig. 807. 808.) Hier ebenso häufig, als an anderen Orten, in den ver- schiedenen Pappelarten minirend. Der Schmetterling sitzt oft zahlreich in den Spalten der Rinde an den Stämmen älterer Bäume. Auch in Wohnungen erscheint er bis- weilen häufig. Die Frühlingsgeneration findet sich im April, Mai und Juni; die des Sommers im August. Fundstellen: Die ganze Umgebung Zürichs, wo Pappeln wachsen. 1) A.a. 0.5. 251. — 635 — 37) L. Comparella. F. R. (H-S. fig. 800.) An gleichen Stellen mit der vorigen, deren Erschei- nungsart sie (heilt, doch seltener. Protokollauszüge. Januar 1854 bis Dezember 1854. 9. Januar. Herr Prof. Raabe über einige Anwen- dungen der verallgemeinerten Stirling’schen Reihe. Herr Oberst Pestalozzi über die Höhenänderungen des Was- serspiegels im Zürichsee. 23. Januar. Herr Ingenieur Denzler über die Ab- plattung der Erde. Herr Obergärtner Regel über die Familie der Lycopodiaceen. Herr Prof. Frei über ein Distyma, in der linken Herzkammer eines Schafes aufge- funden. Herr Graberg über den Naturselbstdruck. 6. Februar. Herr Dr. Volger über die Umwand- lung kalzitischer Sedimentschichten in Felsgestein. Herr Dr. Heusser über die frauenhofner’schen Linien in St. Moritz. Herr Prof. Escher v. d. Linth über die neue Karte des Kt. Si. Gallen. 20. Februar. Herr Dr. Gastell über Insektengal- len. Herr Ingenieur Denzler über die untere Schnee- grenze während des Jahres vom Bodensee bis zum Sän- tis. Herr Prof. Escher v. d. Linth über einen Ma- stodon-Rest, aufgefunden im Tunnel bei Zürich. Der- selbe über das Vorkommen des Löss. Herr Prof. Mousson über die im Löss vorkommenden Conchylien. 6. März. Herr Prof. Schinz über Steinbockhör- ner. Herr Prof. Heer über die Tertiärflora der Schweiz. Herr Prof. Fick über die Ausdehnung der Körper durch die Wärme. — 636 — 20. März. Herr Prof. v. Deschwanden über das Schweben der Nebelbläschen. Herr Dr. Meier-Ah- rens über die Reise des Engländers Galton nach Afrika. Herr Prof. Mousson über den Theilerschen Drucktele- graphen. 3. April. Herr Prof. Mousson über Conchylien, gesammelt von Herrn Prof. Bellardi im Oriente. Herr Prof. Heer über fossile Insekten aus Aix. Herr Prof. Mousson über die Tangentenboussole. 1. Mai. Herr Dr. Volger über die Hebung der Gebirgsarten durch Krystallisation. Herr Prof. Frei über den Befruchtungsprozess des thierischen Ries. 22. Mai. Hauptversammlung. Öekonomisches, Wah- len. . Herr, Prof. Lebert über die Bildung von An- hängseln an der Haut an verschiedenen Stellen des Körpers. 26. Juni. Herr Prof. Schweizer über Ghrom- säure. Herr J. M. Ziegler über Madeira. Derselbe über die Reise Petermanns nach Afrika. 2. September. Herr Prof. Schinz über eine Affen- species. . Herr Prof. Städeler über Leucyn und Tyro- sin in der Leber. Derselbe über die Verbindungen des Traubenzuckers mit Kochsalz. Derselbe über die Zusammensetzung des Milchzuckers und sein Verhalten gegen Kupferoxyd. Herr Dr. Cloetla über den wässeri- gen Extrakt aus den Lungen. j 23. Oktober. Herr Prof. Heer über die Verstei- nerungen der untern Süsswassermolasse im Kanton Waadt. Herr Prof. Mousson über Zerstörungserscheinungen an Schneckenschalen. 6. November. Herr Prof. Ulrich über seine Be- steigung des Glärnisch., Herr Dr. Heusser über die Mineralien des Binnen- und Saasthales. 18. November. Herr Dr. Volger über Dimorphis- — 637° — mus der Vitriole. Herr Prof. Frei über den Befruch- tungsprozess des thierischen Eies. 4. Dezember. Herr Prof. Lebert über Pyämie. Herr Prof. Escher v. d. Linth über fossile Seeigel. 18. Dezember. Herr Obergärtner Regel über den Einfluss des Mediums auf die Ernährung der Pflanzen. Herr Prof. Mousson über die Foucault’schen Rotations- versuche. Verzeichniss der im Jahre 1854 für die Biblio- thek der Gesellschaft eingegangenen Ge- schenke. Von Herrn M. J. Demaria. Demaria, Jacques. Observalions sur les causes des varialions des especes du regne animal et du regue vegelal. Trad. de lita- lien. 8. Annecy 1854. Von Fräulein Escher. Crescentio, Pietro. Gli ordini di tulle le cose che si apparten- gono a’ commodi e agli utili della vita. Trad. nuovamente. 4 Venelia. 1561. Flacourt, Sr. de, Histoire de la grande ile de Madagascar. 4. Paris 1661. Von Herrn Prof. Heer. Heer, Dr., Oswald, Die terliäre Flora der Schweiz. Lief. I. 4. Winterthur 1854. Von Dr. J. Horner. Katalog der allgemeinen deutschen Industrieausstellung zu Mün- chen. 8. München 185%. Von Herrn Robert Kittler in Hamburg. Wallis, die Alpenwelt in ihren Beziehungen zur Gärtnerei. 8. Hamburg 1854. Von Herrn Gabriel Koch. Koch, Gabriel. Die geographische Verbreitung der Schmetter- linge in andern Welttheilen. 8. Leipzig 1854. — 688 — Von derrn Prof. Dr. Kölliker. Zeitschrift für wissenschaftliche Zoologie von Siebold und Kölliker. Bd. V 1-4. VI1. 2. 8. Leipzig 1853—1851. Kölliker, Dr., A. Mikroscopische Anatomie. Bd. 2. Leipzig 1854. Von Herrn James Lenox. Vries, Peterson de. Voyages from Holland to America. A.D. 1632—1644 Transl. from. the Dutch by H. Murphy. 4 New- Vork 1853. Von Herrn Dr. Meyer-Ahrens. Meyer-Ahrens, Dr., Conrad. Die Verbreitung des Crelinismus in der Schweiz. 8. Zürich 185%. Meyer-Ahrens, Die Bergkrankheit. 8. Leipzig 1854. Von Herrn E. Renevier. Renevier, E. M&moire geologique sur la perte du Rhöne. 4. Zu- rich 185%. Renevier, E. Note sur le terrain n&ocomien de Neuchätel A La Sarraz. 8. 1853. Von Herrn Dr. Prof. Schinz. Vogt, Karl. Zoologische Briefe. 2 Bd. 8. Frankfurt 1851. Von Herrn J. Siegfried, V.D.M. Jahresbericht des geographischen Vereins zu Frankfurt, 1—11 nebst Statuten und Verzeichniss der Bibliothek. 8. Frankfurt. Von Herrn Steenstrup. Steenstrup, J. J. Sm. Reclamation contre la generation alter- nanle et la digenese. 8. Copenhague 1854. Von Herrn Prof. Thurmann. Contejean, Ch. Enumeralion des plantes vasculaires des environs de Montbeliard.e 8. Besancon 1854. Preavis de la commission speciale des mines du Jura. 8, Porren- truy 1854. Von Herrn Oberst Weiss. Zeitschrift, Technische. Herausgegeben von J. Kronauer. 2. Bde. 8. Winterthur 1848. Zeitschrift, encyklopädische, des Gewerbswesens. Herausgegeben von Dr. Prof. Hessler. Jahrgang 3-8. 8. Prag 1843 —1848. — 639 — Uebersicht der Verhandlungen der technischen Gesellschaft in Zürich Nr. 17. 8. Zürich 1854. Von Herrn Prof. Dr. Wolf. Schuhmacher, H. C. Astronomische Hülfstafeln. 1826. 8. Co- penhagen. Barth, Anton. Anwendung der feinern Mathematik auf die Phy- _ sik und Artillerie. Theoretischer und praktischer Theil. 8. München 1772—1773. Buzenzeiger, Karl. Lehrbuch der ebenen Trigonometrie und Po- lygonomelrie. 8. Karlsruhe 1847. Als Tausch gegen die Mittheilungen im Jahr 1854 erhalten. Yon dem nalurforschenden Vereine zu Bamberg. Bericht über das Bestehen und Wirken des nalurforschenden Vereins zu Bamberg. 1. 2. 4. Bamberg 1852. 1854. » Von der naturforschenden Gesellschaft in Basel. . Verhandlungen. Heft 1. 8. Basel 1854. V.on der naturforschenden Gesellschaft in Bern. Mittheilungen Nro. 281—325. 8. Bern. Von der böhmischen Gesellschaftd. Wissenschaften. Hanus, J. J. Verzeichniss sämmtlicher Werke und Abhandlun- gen d. k. böhmischen Gesellschaft d. Wissensch. 8. Prag 1854. Von.d. Societ& des scienc. nat. de Cherbourg. Memoires de la sociel& des sciences naturelles de Cherbourg. Vol. 1. 1.2. 3. 8. Cherbourg 1852—1853. Vond. physikalischen Vereine zu Frankfurt. Jahresbericht des physikalischen Vereins zu Frankfurt 1849-1853. 8. Frankfurt. Von.d. Gesellschaft für Naturwissenschaften in Freiburg. Berichte. 1854. 1-5. 8. Freiburg. Vond. Socie&te& des arts de Gen&ve. Bulletin de la classe d’industrie de la soci6t& des arts de Geneve. N. 1—12, 14. 16-55. 8. Geneve 1823-1854. — 0 7° — Bulletin de la section de commerce de la sociele des arls A Geneve. N. 1-3. 8, Geneve 1851. Vond. Vereine bergm. Freunde iin Göllingen. Studien. Bd. VI. 3. 8. Göttingen 1854. Von d. naturwissenschaftlichen Vereine in Halle. Zeitschrift für die gesammten Naturwissenschaften. Jahrgang 1853. 8. Halle. Von.d. Societe jurassienne d’&mulalion. Coup-d’oeil sur les travaux de la societ& jurassienne d’@mulalion pendant 1852 et 1853. 8. Porrentruy 185%. Vond. Gesellschaft d. Wissenschaftenin Copenhagen. Oversigt over det K. danske Videnskabernes Selskabs Forhand- lingen 1853. 8. Kiöbnhavn. Von der Chemical societyin London. Quarterly journal 24—27. 8. London 1854. » Von der Royal geograh. society in London. Journal. Vol. 23 and Index of vol. XI-XX. 8. London. Von der Horticulturalsocietyin London. Journal. IX. 1. 2.3. 8. London 185%. Von der Soeie@te Linn&enne de Lyon. Annales. T. I. 8. Lyon 1853. Von der Acad&mie de Lyon. Me&moires. Nouy. Serie. Tom Il Sciences. T. I Leltres 8. Lyon 1852 - 1853. Von d. Societ& imper. d’agricult. de Lyon. Annales des sciences physiques et nalurelles de Lyon. Deuxieme Serie. T. III. IV. V. 8. Lyon 1851-1853. Von dem Mannheimer Vereine für Naturkunde. Jahresbericht 20. 8. 1854. Von.d. Soci&t& des sciencesnalurelles de Neuchälel. Bulletin. T. III feuille 1-12. 8. Neuchätel 1854. Von der Polichia. Jahresbericht 11 und 12. 8. Neustadt a. H. 1854. — 64 — Von dem naturhistorischen Vereine der preus- sischen Rheinlande. Verhandlungen. Jahrgang Xl. 1-3. 8. Bonn 1854. Von dem zool. mineral. Vereine in Regensburg. Abhandlungen. Aeft 4 8. Regensburg 185%. Von der k. sächsischen Gesellschaft der Wissen- schaften. Abhandlungen der mathematisch-physikalischen Klasse. Bd. IV. Bog. 21—30. Leipzig 185%. Berichte der k. sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften zu Leipzig. Mathemalisch-physikalische Klasse. 2.3. 8. Leip- zig 1853. Preisschriften, gekrönt und herausgegeben von der fürstl. jablons- kischen Gesellschaft zu Leipzig. Nr. 4. 8. Leipzig 1853. Von der schlesischen Gesellschaft für Cultur. Jahresbericht 31 (1853). 4. Breslau 1854. Denkschrift zur Feier ihres 50jährigen Bestehens. 4. Breslau 1853. Von derallgemeinenschweizerischen Gesellschaft. Acles. Session 38. 8. Porrentruy 1853. Verhandlungen. Vers. 39. 8. St. Gallen 1854. Von der Smithsonian inslitulion. Smithsonian contribulions of knowledge vol. 6. 4. Washington 1854. Repont. Seventh annual repont of (he Smithsonian institulion for 1852. 8. Washington 1853. List of foreign institutions in correspondence with the Smithso- nian inslilulion. 8. - Baird, F. S. and Ch. Girard. Descriplions of new species of fishes 2. part. 8. . Girard, Ch. Desecriplions of new species of Reptiles collected by Ihe U. St. exploring exped. Second part. 8. Boird, Spencer F. On (he serpents of New-York. 8. Albany 1854. Baird, F. S. Descriptions of new species of N. American frogs 8. Melsheimer, F. E. Catalogue of the described Coleoptera of the U. S. 8 Washington 1853. — mM — Directions for collecting specimens of Natural hislory. 2. edilion. 8. Washington 1854. Natural history of the red river of Louisiana. 8. Washington 1853. Registry of periodical phaenomena Scheme fol. Dobbin, James S. The annular eclipse of May 26 185%. 8 Wa- shington 1854. Von dem geogn. monlanisl. Vereine für Steiermark. Bericht. 8. Gratz 1854. Von der Soecie&l& vaudoise des sciences nal. Bulletin N. 28-33. 8. Lausanne. Von der Wetterauer Gesellschaft für Naturkunde. Jahresbericht 1851—1853. 8. Hanau 1854. Von der k.k. Akademie der Wissenschaflen zu Wien. Sitzungsberichte. Mathematisch-naturw Klasse. XI. 3. 4. XII. 2. 3.4.5. XII. 1. 2. Reg. z. Bd. 1-10. Geog. Karle von Krems. 8 Wien 185%. Von der k.k. geologischen Reichsanslalt Jahrbuch 1853 3. 4. 1854 1.2. 8. Wien. Von derk.k. Sternwartein Wien. Annalen. Dritte Folge. Bd. 3 (1853). 8. Wien 1854. Von dem zool.-botan. Vereinin Wien. Verhandlungen. Bd. Lil (1853). 8. Wien. Von dem niederösterreichischen Gewerbsvereine. Verhandlungen. Neue Folge. Jahrg. 1853. 4 Hefte. 8. Wien. Von der Wisconsin agricultural instilulion. Transaclions. Vol. 1. 2. 8. Madison 1851--1852. Report for (he education of (he blind. 8. Madison 1853. Von dem würtembergischen Vereine für Nalur- wissenschaften. Jahreshefle, Jahrgang VI. 3. Jahrg. X 2. 8. Stuttgart. Von der physik. mediz. Gesellschaft in Würzburg. Verhandlungen Bd. IV 2. 3. Nebst Catalog der Bibl. der Gesell- schaft. 8. Würzburg 1854 —ı 6 — Uebersicht der neuen Bücheranschaffungen im Jahre 1854 für die naturforschende Gesell- schaft in Zürich. Zoologie. Knorr, Wolfgang sel. Erben. Vergnügen der Augen und des Ge- müthes in Vorstellung einer Sammlung von Conchylien. 6 Theile. 4. Nürnberg 1790. Chiaje, Stefano delle. Memorie sulla storia e nolomia degli ani- mali senza verlebre del regno di Napoli % vol. ed un vol. di figure 4 Napoli 1823. 1829. Fischer, Leop. H. Orthoptera Europea. %. Lipsiae 1854. Dahlbom, And. Gust. Hymenoptera Europea. Th. 1. II. 8, Berol. 1845—1854. Kölliker, A. Die Schwimmpolypen oder Simphonophoren von Messina. Mit 12 Tafeln. 4. Leipzig 1853. Philippi, Dr. Handbuch der Conchyliologie und Malacozoologie. 8. Halle 1853. Koch, C. L. Die Pflanzenläuse Aphiden. Heft 1.2. Nürnb. 185%. Botanik. Trog, J. G. Die essbaren, verdächtigen und gifligen Schwämme, gezeichnet von Bergner. fol. Zollinger, H. System. Verzeichniss der 1842—1848 im indischen Archipel gefundenen Pflanzen. Heft 1 u.2. 8. Zürich 1854. Nees ab Esenbeck, Ch. G. Syst. Laurinarum. 8. Berol. 1836. Steudel, E. G. Synopsis plantarum Glumacearum. Fasc. 1—7. 8. Stultgarliae 1854. h Mineralogie und Geognosie. Cotlteau, Gust. Etudes sur les Echinides fossiles du depart. de l’Yonne. Liv. 1—15 et calalogue. 8. Auxerre 1850—1853. Astier. J. E. Catalogue des Ancyloceras d’Escragnolles et des Basses-Alpes. 8. Lyon 1851. Ruggaard, Christ, Geologie der Insel Moen. 8. Leipzig 1835.. N — Römer, Dr., F. Die Kreidebildungen von Texas und ihre orga- nischen Einschlüsse. 4. Bonn 1852. Schmid, Dr., E. E., und Dr. M. J. Schleiden. Die geognoslischen - Verhältnisse des Saalthales bei Jena. fol. Leipzig 1846. Physik und Chemie. La Rive, A. de. Trait& d’electrieit&. T. 1. 8. Paris 1854. Annalen der Chemie und Pharmazie. Herausgegeben von Wöh- * ler, Liebig und Kopp. Neue Reihe. Bd. 2. 12. 8. Heidel- berg 1851—1853. Faraday. Six lectures on {he non metallic elements. Arranged by Scoffern. 8. London 1853. Hallmann, Dr., E. Die Temperaturverhältnisse der Quellen. Bd. 1. 8. Berlin 1854. Mathematik und Astronomie. Gersiner , Fr. J. v. Handbuch der Mechanik. Herausgegeben von F. A. v. Gerstner. 3 Bd. mit Kupf. 4. Prag 1833. Wien 1834. Sohnke, L. A. Bibliotheca mathemalica. 8. Leipzig 1854. Technologie. Journal, polylechnisches von Dingler. Real-Index von Bd. 1-78 von Dr. M. Stecker. Bd. 79—118 von Dr. Philipp: 3. Stutt- gart und Tübiugen 1843—1853. Geographie und Reisen. Peters, €. H. Naturwissenschaftliche Reise nach Mozambique. Zoologie Th. I. &. Berlin 1852. Reichard. C. F. Nicaragua. Nach eigener Anschauung. 8. Braun- schweig 1854. Petermann, Aug. An account of the expedilion lo Central Africa performed by Richardson, Bartlı. Overweg and Vogel. fol, London 1854. Vermischtes. Humboldt, A. v. Kleinere Schriften. Bd. I mit Atlas. 8. Stult- gart und Tübingen 1853. - Arago, F. Oeuvres. T. 1. 2. 11. 8. Paris 1854. Bericht, amtlicher, über die Industrieausstellung aller Völker zu London. 3 Thle. 8. Berlin 1853. Mittheilungen 4 Naturforschenden Gesellschaft Zürich. VIERTER BAND. (Nr. 119—131.) Zürich. In Commission bei $S. Höhr. 1856. SHSEER 123 naht une Aisiten dert Epeinle, 1% Yir 3 f DENE: rn uber an; "en ” BEN Be MN RT a Rain. na > "ale uber Pr EM pe weh MBR BR “2 i ag FEETTLEREN Rn EN O ® En»: RROEN 1 Em Bun ori N BEN . I. y ‘ RB Mi: ’ Tas ehe R = SEAN Sk jo ph ee 5 ZA Er Er „erh I LICH a Ya Ad dire er kei BT RZ GEBE . Ir Ne er Ph, Fan ur \“ % Neera Nah 0 Leg NE ger en BR Ta 225 Be R | Nie RO gr Aa tal 2 more er oe ae et ER 0 PR: ehe DE s er eek . Me jeher ders a - v2 ve Ep % £ 2 ,; N N Y en. ae ER, Bi ce we Tepe ee 9% ” A Den & . A er ee a tu. Inhalt des vierten Bandes. Zehntes Heft, Nr. 119—131. Das Vorkommen von Buntkupfererz an der Mürlschenalp, von Emil Stöhr . 2 5 N Ueber das Verhalten von schwächern Säuren zum chromsau- ren Kali, von Prof. E. Schweizer . = Ueber die bei der Eruption vom 25. November 1843 ausge- worfene vulkanische Asche des Gunlur auf Java, von Prof. E. Schweizer . - 2 n } Aragonit und Kalzit. Eine Lösung Fon ältesten WWidersprriehes in der Krystallographie. Nebst Untersuchungen über den Asterismus der Krystalie, von Dr. G. H. O. Volger Ueber das Vorkommen von Leuein und Tyrosin im thie- rischen Organismus (zweite Abhandlung), von Prof. Fr. Th. Frerichs und Prof. G. Städeler > > - Ueber die Umwandlung der Gallensäure in Farbstoffe, von Prof. Fr. Th. Frerichs und Prof. G. Städeler Ueber die Wirkung der Verbindungen des Kupferoxyds mit fetten Sauren auf den Organismus, von Prof. W. Langen- beck und Prof. G. Städeler 2 F Ueber die Alloxansäure, von Prof. G. Städeler . - . Chemische Untersuchung der oberen Mineralquelle zu See- wen im Kanton Schwyz, von Th. Simmler Beiträge zur Kenntniss der Kobaltverbindungen, von Philipp Schwarzenberg - - - : ; Ueber die Trennung des Nickeloxyduls vom era. von Pbilipp Schwarzenberg . Seite. 19 80 Ueber dss Vorkommen von Inosit, Harnsäure, Taurin und “ Leucin im Lungengewebe, von Dr. A. Cloetta e Nekrolog des Herrn Johann von Charpentier, von Prof. Lebert Protokollauszüge über die Gesellschaftssitzungen . . Verzeichniss der im Jahr 1855 für die Bibliothek der Gesell. schaft eingegangenen Geschenke . 2 > N Verzeichniss der durch Tausch gegen die Mittheilungen im Jahr 1855 erhaltenen Bücher e $ 5 3 Uebersicht der neuen Anschaflungen im PR 1855 - 5 Seite. 174 184 197 197 203 207 MITTHEILUNGEN DER NATURFORSCHENDEN GESELLSCHAFT IN ZÜRICH. Emil Stoehr. — Das Vorkommen von Buntku- pfererz an der Mürtschenalp. Im Gemälde von Glarus von Escher und Heer ist Seite 87 eines Vorkommens von Kupfergrün erwähnt, das Gangtrümmer bildend, und als Anflug in talkigem, Feldspathkörner enthaltendem Quarzitgesteine, am Silber- spitz, Schild und Mürtschenalp vorkomme, und worauf in alten Zeiten Bergbau umgieng. Projekte, den alten Bergbau wieder aufzunehmen, seien 1680, 1723 und 1834 » gemacht worden, wären aber unausgeführt geblieben. Diess Vorkommen, namentlich in den südlichen Ge- hängen der Mürtschenalp, der sogenannten Tschermannen, ist nun dasjenige, auf dem seit vorigem Sommer auf Ku- pfer gebaut wird, Da ich bei Gründung dieses Bergbaues mitbetheiligt, und bis jetzt demselben als technischer Lei- ter vorgestanden bin, so sei es mir erlaubt, vor meinem Abgange nach Ostindien, über diess Vorkommen einige Worte mitzutheilen. — Die Sage geht von den alten Gruben, dass sie schon zur Zeit des schwarzen Todes zum Erliegen gekommen seien und dass sie damals von Baslern betrieben worden; Thatsache ist, dass nirgends in den alten Weitungen Spuren von Schiessarbeit sich Mitthlg. d. naturf, Gesellsch. Bd. IV. Nro. 119. 1 23 7,5 Ma vorfinden. Es sind also diese, nebenbei bemerkt, sehr unbedeutende Grubenbauten, jedenfalls sehr alt. In der Thalsohle der Mürtschenalp selbst finden sich auch Schlacken vor, weniger wohl die Zeugen eigentlicher Schmelzarbeiten, als verschiedener Schmelzversuche. Im Anfange der 50ger Jahre haben nun zwei Bewoh- ner des nahen Obstalden, in der Hoffnung dort edle Me- talle und ein zweites Californien zu finden, die alten Baue geöffnet, und sehr schöne Buntkupfererze anstehend ge- funden. Eine endlich 1854 gebildete Gesellschaft, Herr Simon aus Breslau an der Spitze, begann im Juni v.J. einen wirklichen Bergbau, der, soweit die Lagerstätte bis jetzt erforscht ist, für die Zukunft schönes Gedeihen ver- spricht. Das Vorkommen der Erze selbst ist folgendes. Die schroffen Wände des 8100‘ hoch sich erbebenden Mürt- schenstockes, der fast nur aus Gliedern der Juraformation besteht, steigen hoch auf über das in Süd und Ost be- findliche Sernftconglomerat. Am Südende des Mürtschen- stockes befindet sich in drei Staffeln die schöne Mürt- schenalp,, ein von Westen gegen Ost ziehendes, im äus- sersten Westen durch den Schild circusarlig geschlosse- nes Hochthal, das vom Gsponbach durchströmt wird, der in zwei schroffen Abstürzen von 300 und 900‘ sich in den Murgbach ergiesst, welch’ letzterer dem Wallensee zu- eilt. Mit Ausnahme des Schild’s im Westen und des Mürtschenstockes im äussersten Nordwest dieses Thales herrscht sonst überall das Sernftconglomerat vor, wie denn namentlich das ganze südliehe Gehänge, vom Schild ab bis ins Murgthal zu den Kaltthalköpfen nur daraus besteht. In diesem südlichen Gehänge nun befinden sich die Erzvorkommnisse, deren bedeutendster da, wo der neue Bergbau sich angesetzt hat, circa 800‘ höher liegt, — 3 = wie die Soble der 5200‘ hoben Mürtschenalp, an dem Punkte, wo das proviserische Wohnhaus der Beamten und Bergleute steht. Betrachtet man auf einer grossen Karte, z. B. der neuen St. Gallerkarte die Lokalitäten, so müssen sogleich zwei ganz getrennte Partien unterschieden werden), das Vorkommen am 7000' hohen Hochmättli, und das in den Tschermannen, die sich schon im äussern Verhalten un- terscheiden, indem ersteres neben schwachen Fahlerzpar- tien nur sehr arme Kupfererze enthält. Sämmtliche Erz- anbrüche des letztern Vorkommens, am Ausgehenden in wei- ter Erstreckung an 4—5 Punkten blossgelegt, gehören ent- schieden einem Gangsysteme an, das h. 5—6 streichend und 30—40° südlich einfallend,, weithin an den schroffen Wänden im Ausgehenden zu verfolgen ist. Ganz im Osten dieses Zuges bei den Kaltihalköpfen befindet sich ein Punkt, dessen Erzanbrüche noch näherer Untersuchung bedür- fen. Eine Beobachtung, zugleich mit Herrn Bergmeister Lütike von Saarbrücken gemacht, scheint ein Streichen hora 10 — 11 und nordwestliches Einfallen zu geben. Sollten genauere Untersuchungen diess bestätigen (was bis jetzt des bald darauf eintretenden Schneefalls wegen unmöglich war), so würde diess Vorkommen zu dem Gangzuge am Hochmättli gehören, wo wir dann zwei auf sehr lange Erstreckungen hin verfolgbare, sich gegen- seitig zufallende Gangzüge hätten. Näher interessirt uns nur der Gangzug in den Tscher- mannen, mit fast gleichem Streichen und Fallen, wie das umgebende Sernftconglomerat; Rutschflächen und Harnische kommen hier sehr schön vor und geben zu- sammengehalten mit den übrigen Verhältnissen wohl: die Ueberzeugung, dass man es mit einem wirklichen Gange und- nicht mit Lagern zu thun habe. Der Gangzug selbst N. en besteht nicht aus einem einzigen Gange, sondern aus mehrern, mindestens drei, mehr oder weniger mächtigen, unter sich parallelen Gangvorkommnissen. Nur einer dieser parallelen Gänge, derselbe, auf dem der Abbau in den Tschermannen umgeht, ist bis jetzt als bauwürdig befunden worden; eine alte Grube, die westlich auf ei- nem hangenden Gange, im sogenannten Erzbette. ange- setzt, aber ganz verbrochen war, hat nach der Gewälti- gung, diese hangenden Gänge nur wenige Zoll mächtig gezeigt. i Betrachten wir den Gang, auf dem die Arbeiten um- gehen, näher. Das Gebirge, aus regelmässig geschichte- tem, jedoch ziemlich zerklüftetem Sernftconglomerat be- stehend, streicht fast von W. nach O. mit 30—40° süd- lichem Einfallen. Der Gang, in diesem Conglomerat ge- nau h. 5. 10%, streichend, anfänglich 35° dann 40° südlich einfallend, besteht vorwaltend aus Quarz und do- lomitischen Kalkbrocken, die nie, wie beim Sernftcon- glomerat, von rother Farbe sind, und welche in bruch- stückähnlichen, bald scharfkantigen, bald mehr rundlichen Partien, förmlich durch Buntkupfererz verkittet werden. (Nach einer Mittheilung von Prof. Scheerer im berg- männischen Verein zu Freiberg, ist diess Vorkommen dem von Kaafjord, Raipasgrube in Norwegen so ähnlich, dass Handstücke sich nicht unterscheiden lassen.) _ Im Dache und oft auch in der Sohle ist in der Nähe des Ausgehenden der Gang von einer Schicht metamorphisir- ten Conglomerats begleitet, das nie roth, immer weiss- lich oder grau, ganz von Erzschnürchen durchschwärmt ist, von, den Bergleuten graues (iebirge genannt. Der Gang, am Ausgehenden circa 7’ mächtig, ist von zwei ja selbst drei Fuss dieses Gesteins begleitet. Gegen die Tiefe wachsen beide Vorkommnisse vollkommen zusam- er es men und bilden eine Gangmasse, bald conglomeratartig, bald mehr aus plattenförmigen Einlagerungen bestehend, immer mit Erzschnürchen durchwachsen und verkittet, und scheint die durchschnittliche Mächtigkeit, soweit derselbe aufgeschlossen ist, bis auf eirca 15 Lachter Tiefe, 15— 18‘ mindestens angenommen werden zu müssen. Die Erze sind, wie schon bemerkt, Buntkupfererze, in denen jedoch einzelne Partien von Fahlerz, Kupfer- kies und Schwefelkies nicht zu fehlen schienen. Die che- mische Zusammensetzung des reinen Erzes ähnelt dem von Sangershausen in Thüringen und ist nach der ge- nauen Analyse von Herrn Stockar-Escher : 69,78 Kupfer, 6,40 Eisen, 23,01 Schwefel, 0,45 Silber. 99,64. Hieraus ergibt sich ein sehr bedeutender Silberge- halt von fast %%, der für eine spätere Verhüttung sehr wichtig wird. Auffallend war, dass bei mehreren Analysen grosse Partien eingemengten Eisenglanzes be- obachtet wurden, die nach der Lösung mit Königswasser ungelöst zurückblieben, Wie schon bemerkt, ist die ganze Masse von Erz- schnürchen durchzogen und liefert somit das nutzbare Haufwerk. Fast scheint es, als ob auch hier, wie an- derwärls diagonal einschiebende parallelepipedische Par- tien bald die reichern, bald die ärmern Anbrüche bräch- ten. Der Gehalt des ganzen Haufwerkes muss nach vie- len Analysen, von denen namentlich die amtlich gefertig- ten auf der k. k. Hütte zu Brixlegg (Tyrol) als Anbhalı dienen, und die gewiss eher zu niederes, als zu hohes u Resultat geben, wie dieselben auch gegen die anderwärts gemachten Analysen immer geringhaltigere Erze gaben; dieser Gehalt des Haufwerkes muss darnach zu min- destens 3—31/, % Kupfer und. 5/, Quintchen Silber im Gentner angesetzt werden. Durch die Handscheidung werden bis jetzt drei Erzsorten geschieden und zur spä- tern Aufbereitung vorbereitet; nämlich: 1) Scheiderze mit 28%, Kupfer und 4/g — 5 Loth Silber im Gentner mindestens, die sofort zur Verhüttung kommen können; 2) Setzwerk mit circa «—5 Pfund Kupfer und 1% —, Loth Silber, später dem Trockenpochen und dem Sieb- setzen zu übergeben, und 3) Pocherze mit 11% — 2 Pfund Kupfer und 1/, Loth Silber im Centner Erz, dem Nasspochen und den Wascharbeiten zuzutheilen. Durch die Manipulation des Siebsetzens lassen sich leicht Grau- pen von 30 Pfund Kupfer im Centner herstellen, und abgeführte Versuche ergaben, dass aus den Pocherzen durch die Wäscharbeiten selbst Schliche von 50 Pfund Kupfer und 8 Loth Silber im Centner sich darstellen lassen, obgleich bei dem wenigen Unterschiede in der spezifischen Schwere der Erze und des Gesteins das Ver- waschen der gepochten Schliche mit manchen Hindernis- sen zu kämpfen hat. Bemerkt mag hier, noch werden, dass das Quadratlachter circa 120 Gentner nutzbare Erze schüttet. Die sämmtlichen Arbeiten im verflossenen Jahre hat- ten nun den Zweck, die Lagerstätte kennen zu lernen und aufzuschliessen; demgemäss wurde dem Fallen des Ganges nach ein Ort getrieben, das je nach seinen Re- sultaten den Ort des Ansetzens mit einem tiefen Stollen bestimmen muss. Diese Ausrichtungsbauten haben ge- zeigt, dass es an den wissenschaftlich so interessanten, dem Bergmanne aber so widerwärligen Verwerfungen N keineswegs fehle. Bekannt sind bis jetzt auf eine Län- generstreckung von circa 100 Lachtern drei Verwerfun- gen im Streichen, d. h. Verwerfungen, deren Streichen fast winkelrecht auf dem Streichen des Ganges steht. Diese Verwerfungen sind aber sehr unbedeutend und verwirft keine den Gang mehr, wie wenige Fusse. Be- deutender dagegen ist eine in circa 15 Lachter flacher Teufe angefahrene Verwerfung im Fallen des Ganges, d. h. eine Verwerfung, deren Streichen wenig vom Strei- chen des Ganges selbst abweicht. In dieser Verwerfung, die sich als das Resultat einer Anzahl unter sich parallelen Verwerfungen auswies, steht gegenwärtig das Ort. Jede dieser Separatverwerfungen scheint nur auf wenige Fuss zu verwerfen, und da man mit dem Orte noch nicht. aus der Verwerfung herauskam, so ist der Gang bis jetzt noch nicht angefahren worden). ‘Die Untersuchung des Ganges in obberührtem Orte auf eine lache Teufe von circa 15 Lachter, so wie die Untersuchung des Ausgehenden, das namentlich gegen Ost hin weit verfolgt werden kann, hat jedenfalls schon so viel bauwürdiges Feld erschlossen, dass Abbau und Aufbereitung sofort beginnen kann. Schon im vorigen Jahre wurde mit grosser Mühe ein Saumweg aus dem Murgthale zur Mürtschenalp hergerichtet und ein provi- 1) Nach neuerlich erfolgter Mit!heilung meines Nachfolgers, Herrn Tröger, wurde nach 7 Lachter ein Gang angefahren, der 3 Schuh mächlig aus ganz dem grauen Gebirge ähnlichen Ge- $teine besteht; er ist voller Schwefelkies, der in Trämmern und Krystallen vorkomm!, aber ohne Buntkupfererze-. Ausserdem enthält dieser Gang Molybdänglanzschnürchen in nicht un- bedeulender Menge und bis zu '/, Zoll Mächtigkeil. Ueber diesen Gang muss die weitere Untersuchung den nöthigen Aufschluss liefern. a sorisches Wohnhaus erstellt; in diesem Jahre werden nun die nöthigen Aufbereitungsmaschinen und Gebäulichkeiten , sowie die Arbeiterwohnungen aufgerichtet werden, so dass dann ohne alle Unterbrechung das ganze Jahr hin- durch die Arbeiten fortgehen können; wie es schon die- ses Jahr des ungewöhnlich schneereichen Winters unge- achtet und trotz der mangelhaften Unterbringung der Ar- beiter, freilich mit Ueberwindung mancher Schwierigkei- ten, möglich wurde die Arbeiten auf dieser Höhe (5200' resp. 6000’) unausgesetzt betreiben zu können. — Erst später gedenkt man die aufbereiteten Erze an eine der nächstliegenden Hütten zu verkaufen, und nur dann zur Selbstverhüttung überzugehen, wenn fortgesetzte Feldes- unlersuchungen den Gang noch auf weitere Erstreckun- gen bauwürdig aufgeschlossen haben. Schliesslich noch die Mittheilung, dass die Gesell- schaft mit grösster Liberalität darauf einging, oben eine meterologische Station zu errichten. Das durch Herrn Hoffmeister verglichene Barometer ist schon aufgestellt, und die Beobachtungen daran, wie an den übrigen In- stramenten werden bei der 5200' hohen Lage der Station und den seltsam geschützten Verhältnissen dieses Hoch- thales, keine uninteressanten Beiträge zur Meteorologie liefern. E. Schweizer. — Ueber das Verhalten von schwächeren Säuren zum chromsauren Kali. Vermischt man behufs der Darstellung von einfach chromsaurem Kali die Lösungen gleicher Atome doppelt chromsauren und einfach chromsauren Kali’s zusammen, so entwickelt sich bei gewöhnlicher Temperatur nur we- PA: nig Kohlensäure und die Flüssigkeit bleibt röthlichgelb gefärbt; erst beim Erhitzen bis zum Kochen entweicht sämmtliche Kohlensäure und tritt die rein gelbe Farbe des neutralen chromsauren Kali’s hervor. — Offenbar bildet sich hier zuerst doppelt kohlensaures Kali, welches durch doppelt ‚chromsaures in der Kälte nicht zerlegt wird. Diese Erscheinung brachte mich auf die Vermuthung, die Kohlensäure möchte im Stande sein, dem einfach ehromsauren Kali unter Bildung von doppelt chromsau- rem Kali die Hälfte des Kali’s zu entziehen. In der That, leitet man in eine verdünnte Lösung von KO,CrO; einen Strom von Kohlensäuregas, so färbt sich die Flüssigkeit orange und enthält nach einiger Zeit so viel Kohlensäure, dass bei Zusatz von Schwefelsäure ein starkes Aufbrau- sen entsteht. Die Zersetzung tritt um so entschiedener hervor, je niedriger die Temperatur der Lösung. ist. Lässt man durch eine nahezu auf 0° abgekühlte gesättigte Auflösung von neutralem chromsauren Kali einen Strom von kohlensaurem Gas streichen, so scheidet sich in kur- zer Zeit eine beträchtliche Menge von doppelt chrom- saurem Kali in blätterförmigen Krystallen aus und die davon getrennte Flüssigkeit enthält neben dem letztern Salze viel kohlensaures Kali. ‘ Da eine Lösung von KO,CrO; durch doppelt koh- lensaures Kali selbst bei 0° nicht verändert wird, so ist anzunehmen, dass sich bei der Zersetzung des KO,CrO; durch Kohlensäure, auch bei bedeutendem Ueberschuss des letztern, doppelt kohlensaures Kali bilden kann. Dieses Verhalten der Kohlensäure zum chromsauren Kali veranlasste mich auch dasjenige anderer Säuren, die zu den schwächern gezählt werden, im gleichen Sinne zu prüfen. Ich war hierbei jedoch auf diejenigen Säuren RER 2 beschränkt, welche durch das doppelt chromsaure Kali keine oder doch nur eine unbedeutende Veränderung er-" leiden. Borsäure ist nicht im Stande KO,CrO; in KO, 2CrO; zu verwandeln; ım Gegentheil , wenn man eine Lösung von Borax mit KO, 2 CrO; versetzt, wird Borsäure aus- geschieden. Ganz gleich, wie die Borsäure, verhält sich die Kieselsäure. Dass Essigsäure K0,CrO; sehr leicht in KO, 2 CrO; überführt, ist eine allbekannte Thatsache, welche ihre An- wendung bei der Fabrikation des doppelt chromsauren Kalis aus dem Chromeisenstein findet. — Vermischt man Lösungen von KO,2 CrO; und essigsaurem Kali mit einan- der, so treten keine Veränderungen ein; dampft man aber dann die Flüssigkeit ein, so entweichen Essigsäure- dämpfe und es bleibt neutrales chromsaures Kali zurück — also ein Fall von reciproker Affinität. Aus der Es- sigsäurereihe verhalten sich Ameisensäure, Butter- säure, Valeriansäure ähnlich wie Essigsäure. Hin- gegen zeigen höhere Glieder der Gruppe das umgekehrte Verhältniss. Versetzt man eine Lösung von KO,2 CrO; mit einer Lösung von neutralem stearinsauren Kali, so wird Stearinsäure ausgeschieden und das Ganze gesteht zu einer hellgelben gallertartigen Masse. Auffallend ist das Verhalten der Benzoäsäure. Bringt man mit einer Lösung von KO,CrO3 Benzoesäure zusammen, so löst sich letztere in reichlicher Menge auf und wenn die Lösung binreichend concentrirt war, schei- det sich in der Kälte viel KO, 2 CrOz aus. Verdunstet man die rothe Flüssigkeit, welche nun KO, 2 CrO; und benzoesaures Kali enthält, zur Trockniss, so findet reci- proke Verwandtschaftsäussernng statt: im Rückstand ist wieder KO,CrO; und Benzoäsäurehydrat enthalten. In- arms 1 dessen, wenn 'K0,2Cr0; und KO,BzO; bloss zu gleichen "Atomen in der Lösung enthalten waren, so ist die Rück- bildung nach dem Verdunsten keine vollständige; letzte- res ist nur dann der Fall, wenn das benzo&@saure Kali im Ueberschuss zugegen war. Bringt man den Rückstand mit ganz wenig Wasser zusammen, so löst sich KO,CrO; auf und es scheidet sich Benzoe@säurehydrat aus; fügt man aber mehr Wasser hinzu, so löst sich sämmtliche Ben- zoesäure unter Bildung von KO,2CrO;3 wieder. Benzo&esaures Natron wurde durch doppelt chromsaures Kali auch dann nicht zersetzt, als ich die vereinigten Lösungen beider Salze zur vollständigen Trock- niss abdampfte. Aehnlich der Benzoesäure verhält sich die Spiroyl- säure; bingegen übt die mit der Benzo@säure isomere spiroylige Säure keine Wirkung auf KO,CrO; aus. Harnsäure wird aus einer Lösung von einfach harnsaurem Kali durch doppelt chromsaures Kali ausge- schieden. Während auf der einen Seite die stärksten Säuren nur im concentrirtesten Zustande im Stande sind, den chromsauren Salzen die Basis vollständig zu entziehen und die Chromsäure auszuscheiden, vermögen selbst so schwache Säuren wie die Kohlensäure und Benzo&säure schon das einfach chromsaure Kali in doppelt chromsaures Kali zu verwandeln. Dieses Verhalten rührt zunächst von der grossen Neigung der Chromsäure her, mit den Al- kalien saure Salze zu bilden. — Die Constitution dieser doppelt chromsauren Alkalien kann jedoch nicht die näm- liche sein, wie die der gewöhnlichen sauren Salze. Sie enthalten kein basisches Wasser und können desshalb nicht als Verbindungen dritter Ordnung betrachtet wer- den. In dem doppelt chromsauren Kali ist die Affinität u des Kalis auf die beiden Atome Chromsäure gleichmässig vertheilt; letztere wirken vereint im gleichen Sinne und ihre Affinitätsgrösse verhält sich zu der von 1 At. Chromsäure gewissermassen wie diejenige zweier ver- schiedener Säuren, von welchen die eine einmal stärker saure Eigenschaften besitzt als die andern. — Daher die Schwierigkeit, die Chromsäure vollständig aus ihren Sal- zen abzuscheiden, aber auch die Leichtigkeit, mit welcher ihnen durch andere, sogar sehr schwache Säuren die Hälfte der Basis entzogen werden kann. E. Schweizer. — Ueber die, bei der Erup- tion vom 25. November 1843 ausgewor- fene, vulkanische Asche des Guntur auf Java. Herr alt Seminardirektor Zollinger, dessen Güte ich das Material zu meiner Untersuchung verdanke, be- fand sich zur. Zeit jenes Ausbruches in Buitenzorg bei Batavia, wo er die in reichlicher Menge niederfallende Asche sorgfältig auf einer reinen Unterlage selbst sam- melte. Die Asche besitzt im Ganzen eine schwarzgraue Farbe. Durch das blosse Auge kann man jedoch hin und wieder vollkommen schwarze Körner wahrnehmen, welche, da sie vom Magneten angezogen werden, wohl grösstentheils Magneteisenstein sind. Unter dem Mikroskop unterscheidet man: 1) schwarze undurchsichtige Körner, obne bestimmte Gestalt (Augit, Magneteisen); 2) durchsichtige und farblose Splitter und Bruchstücke von Krystallen, bisweilen Tafeln mit rhom- bischen und rhombhoidischen Flächen (Feldspath); 3) 1 ge durchscheinende gelbe und rothgelbe Körner (Olivin, Augit). — Durch Säuren wird die Asche stark angegrif- fen, allein selbst nach stundelangem Auskochen dersel- ben mit concentrirter Salzsäure hat sich ihr Ansehen un- ter dem Mikroscope nicht wesentlich verändert; sämmt- liche Hauptbestandtheile sind noch zu erkennen, es hat also nur eine theilweise Zersetzung und Auflösung der durch Säuren aufschliessbaren Silicate stattgefunden. — Unter diesen Umständen hätte eine Scheidung in den durch Säuren zerlegbaren und den durch Säuren unzer- legbaren Theil keinen weitern Zweck gehabt; denn die Analysen der beiden Theile würden keine bestimmte An- haltspunkte zur Ermittlung der nähern Bestandtheile der Asche gegeben haben. — Ich begnügte mich desshalb, eine Analyse der Asche als Ganzes auszuführen. ‚ Zur Bestimmung der Alkalien wurde ‚die Asche durch Fluorwasserstoffsäure, zur Bestimmung aller übri- gen Bestandtheile durch kohlensaures Natron aufgeschlos- sen; auch im Uebrigen wurde die Analyse nach bekann- ten Methoden ausgeführt. Dieselbe ergab in 100 Theilen: Sauerstoff. Kieselsäure 51,64 . . 26,81 Thonerde 21,89; : 3 10,24 Eisenoxdul 10,79 . , 2,40 Kalk . 9,3. . j £ 2,66 Magnesia 3,32 . & " 1,32 Natron . 9199.77 E ; 0,75 Kali x 0,55, 2 - ? ‘0,09 Wasser 0,60 101,05 Die Asche enthält auch kleine Quantitäten von in u A en Wasser löslichen Stoffen. Ich kochte 9,346 Gr. der Asche wiederholt mit destillirtem Wasser aus; die filtrir- ten vereinigten Flüssigkeiten, welche auf Lakmus keine Reaction zeigten, hinterliessen nach dem Verdunsten 0,028 Gr. festen Rückstand = 0,29 Procent. In dem- selben wurden nachgewiesen: Schwefelsäure, Chlor, Kalk und Magnesia. Was die Natur des feldspathartigen Bestandtheiles betrifft, so wird dieselbe schon durch das Verhalten der Asche zur Salzsäure angedeutet. In dem Auszuge durch die letztere ist neben Eisenoxyd, Kalk und Magnesia, eine bedeutende Menge Thonerde enthalten. Dieselbe kann nur von dem Feldspathe herrühren; dieser ist demnach ein durch Säuren zerlegbarer, mithin entwe- der Labrador oder Anorthit. Wie bereits angegeben, sieht man unter dem Mikroscope hin und wieder be- stimmte Formen des feldspathartigen Minerales. Die- selben treten deutlicher und in grösserer Anzahl her- vor, wenn man die fein geriebene Asche in einer Pla- tinschale mit verdünnter Fluorwasserstoffsäure und Schwe- felsäure behandelt; es werden in derselben hauptsäch- lich die übrigen Bestandtheile zerst